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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stationäre Therapie - und dann ?



Bine
26.06.2002, 13:20
Mein Mann befindet sich für 8 Wochen in stationärer Therapie, um seine Spielsucht zu bekämpfen.Hat jemand Erfahrungen mit dem Leben nach einer solchen Therapie und eventuellen Rückfällen?Was kann ich speziell tun, wenn er wieder zuhause ist und was sollte ich lieber nicht tun.
Freue mich über jede Antwort.
Viele Grüße, Bine

Torsten
09.07.2002, 23:34
Hallo Bine.War selber 11 Wochen stationär und das waren die besten Wochen meines Lebens.Habe danach mein ganzes Leben umgekrempelt.Nur so habe ich es bis heute gut geschafft.Wichtig sind für mich heute noch die Kontakte zu den anderen Spielern,die dort waren.Die verstehen mich am besten,weil sie änliches durchlebt haben.So lasse ich erst gar keinen Druck spielen zu gehen aufkommen,da ich alle Sorgen aussprechen kann.Die sind so für mich da und ich für sie.So werde ich auch immer wieder mit dem Thema konfrontiert.Eine Gruppe wäre zusätzlich noch besser,weil Nachsorge sehr wichtig ist.Hatte einen Rückfall nach 21 Monaten Abstinenz.Hat ein paar Tage gedauert bis ich mich davon erholt hatte.Dann habe ich davon nach und nach jedem erzählt und habe versucht das Positive gegenüber dem Spielen vor der Therapie zu ziehen.Und da war dann doch eine ganze Menge anders als vorher.So arbeite ich bis heute weiter erfolgreich mit meiner Krankheit,denn Spieler ist man sein Leben lang.
Stell Dich nicht auf 8 Wochen ein,habe damals auch gedacht,das ich nach 6 Wochen wieder zu Hause wäre,aber habe freiwillig verlängert.

Gruß Torsten

Torsten
10.07.2002, 00:33
Hallo Bine.Habe gerade Deine Beiträge zu Karin gelesen und da sind mir noch ein paar Sachen eingefallen,die ich gerne gehört oder gespürt hätte nach meiner Therapie.
Komplimente,Lob,Anerkennung und Liebe hätte ich mir mehr erhofft von meinen Angehörigen bzw. Freundin und Freunde.Das hätte mein Selbstbewußtsein gestärkt und mehr Selbstvertrauen gegeben.Dann hätte ich mehr gemerkt,das ich was geschafft habe und das ich für andere auch was wert bin.Das Gefühl,das ich auch anderen helfen kann ist für mich auch wichtig.
Das muß natürlich nicht alles auf Deinen Mann zutreffen.Ich kann da nur von mir erzählen.Vielleicht hilft Dir das auch.Von einem kann ich nur abraten.Ihn unter Druck zu setzen,das könnte nach hinten losgehen.
Du solltest Dir Deine Grenze klar setzen,bis wo Du mitmachst.Das sollte er ruhig wissen,aber einmal sagen reicht.
Und noch etwas zu Eurem Geschäft:Ich weiß ja nicht,was Ihr für ein Geschäft habt und ob Dein Mann wieder einsteigen wird.Nur mit Kasse und Geld sollte er nicht in Verbindung kommen.Die Erfahrung kenne ich von einem Spieler,der selbständig war.Größere Summen Geld in Händen zu haben ist immer eine Gefahr für einen Rückfall.Und das kann schon ab 50 Euro sein.Das Problem habe ich heute auch noch manchmal.Ich habe am Anfang nach meiner Therapie auch eine Betreuung in Finanzangelegenheiten eingerichtet,aus Sicherheitsgründen.
Mehr fällt mir im Moment nicht ein.Viel Glück und viel Kraft wünsche ich Euch.

Gruß Torsten

Bine
10.07.2002, 08:37
Hallo Thorsten,
vielen Dank für Deine Antwort.Ich verstehe wohl, daß ich keinen Druck ausüben darf und das habe ich auch nicht vor.
Diese Zeit ist vorbei und diente nur dazu, meinen Mann zu einer Therapie zu bewegen.Ohne den Druck (Leidensdruck) von
allen Seiten, wäre er vielleicht nicht in eine Klinik gegangen, oder er hätte noch tiefer fallen müssen, und hätte
uns mitgezogen, allein schon finanziell.Ich hatte gehofft,daß er irgendwann auch wieder mit Geld umgehen kann.Aber es ist kein Problem, daß ich nach seiner Rückkehr
die Finanzen weiter verwalte.Ich will ihn nur ungern bevormunden und müßte ihn natürlich kontrollieren, da ein freier Zugang zu den Kassen im Geschäft nicht zu vermeiden ist.Aber wenn es irgendwie hilft, werde ich es natürlich tun.Offen ist tatsächlich, ob wir unser Geschäft weiterführen werden, die große Verantwortung, die auch auf familiärer Seite damit zsammenhängt, hat einen Teil seiner Sucht ausgelöst.Ob ich diese Verantwortung alleine tragen kann, weiß ich im Moment nicht.Ich kann nachempfinden, daß Lob und liebevolles Verständnis wichtig wären, muß aber sagen, daß es mir schwerfällt, nach allem, was geschehen ist.Ich werde mich darum bemühen, muß wohl noch lernen, daß meine Wut und Enttäuschung fehl am Platze sind.
Viel Kraft auch weiterhin für Dich, Du kannst wirklich stolz sein.
Gruß Bine

Karin
25.07.2002, 12:26
Hallo Bine,

wie geht es Dir? Was macht die Therapie deines Mannes??
Von eine Seite, kannst du froh sein dass dein Mann die Therapie macht, dass er dafür bereit war! In denn Fall bist du viel weiter als ich und viele andere.

Gruss Karin

Bine
28.07.2002, 21:22
Hallo Karin,
ich habe mich sehr gefreut, daß Du geantwortet hast.Wie geht es Dir?Wie geht es Deinem Freund?Seid ihr mittlerweile etwas weitergekommen?
Meinem Mann geht es sehr gut.Seine Therapie ist in einer Woche beendet.Ich habe ihn mehrmals besucht und hatte gute Gespräche mit ihm, anderen Patienten und den Therapeuten.
Wir freuen uns beide sehr auf unsere neue Chance, haben wieder Pläne für die Zukunft und neuen Mut mit der Krankheit zu leben.Endlich können wir wieder offen miteinander reden und im Moment habe ich ein gutes Gefühl, wenn auch skeptisch und ängstlich.Ich habe für mich auch einiges gelernt.Es war eine lange, manchmal verdammt harte Zeit, aber es überwiegen die positiven Dinge.Ich bin zur Ruhe gekommen, nehme mich selbst wieder wahr und werde nie wieder mit auf dem Abhängigkeitskarussel fahren.Ich bin wieder viel klarer und stärker, da ich nun weiß, ich kann auch alleine leben, selbst mit zwei Kindern und sehr viel Arbeit.Wenn mein Mann mit uns leben will, umso schöner, aber
eben unter der Bedingung, daß er weiter an seiner "Genesung" arbeitet.Er wird nun eine ambulante Therapie anschließen und Selbsthilfegruppen besuchen, überlegt sogar selbst eine zu gründen.Wenn ich Erfahrungen von anderen Angehörigen höre oder hier lese, stelle ich fest, daß anscheinend jeder dieselben Phasen durchläuft und auch durchlaufen muß.Ich bin sehr weit, das stimmt, aber ich habe auch lange dafür bebraucht, an diesen Punkt zu gelangen.Die Angehörigen leiden meist viel mehr, als die eigentlich "Kranken".Würde mich freuen zu hören, wie es Dir momentan geht.
Gruß, Bine

Karin
29.07.2002, 12:36
Hallo Bine,
es freut mich für Dich, das es so gut läuft.
Ich weiß nicht ob ich das weiter kommen nennen kann, aber momentan Spielt mein Freund nicht. Er zeigt mir ständig seine Kontoauszüge, freut sich das er die Schulden abzahlen kann und dann Sparen kann. Ich bin noch nicht so 100% davon überzeugt das er alleine aufhören kann, aber ich akzeptiere es momentan. Ich sehe seine Ausgaben usw.
Er fängt auch langsam an darüber zu reden, wir werden weiter sehen. Nächst Woche fahren wir zur seinen Eltern, ich bin am überlegen ob ich wenigstens die Mutter alles erzählen soll, oder nicht. Da ist nämlich noch die einzige Quelle wo er sich Geld leihen kann. Er hat schon früher gespielt, spricht wo er noch zu Hause gewohnt hat. Das wusste ich aber nicht.

Ich freue mich wirklich sehr für dich und für euch Beide.

Gruß Karin

Bine
31.07.2002, 21:57
Hallo Karin,
es freut mich, daß momentan etwas Ruhe eingekehrt ist bei Euch.Ich denke, für den jetzigen Zeitpunkt ist das okay. Vielleicht solltest Du tatsächlich mit seiner Mutter sprechen, es wäre nicht gut, wenn sie ihm Geld leihen würde.
Frag ihn doch einmal, ob er es nicht selbst tun möchte, gerade auch, weil er im Moment nicht spielt.Vielleicht ist er dazu bereit.Wahrscheinlich kann er das Aufhören wirklich nicht alleine schaffen, die wenigsten können das.Mein Mann hatte auch viele spielfreie Phasen.Aber es gehört dazu, es zu versuchen, nur dann kann er selbst merken, daß er doch Hilfe braucht.Es ist ein Schritt auf dem richtigen Weg, mehr kann er momentan wohl nicht leisten.Für Dich eine Zeit zum Durchatmen, aber auch um über Dich und Deine Bedürfnisse nachzudenken.Verlier Dich nie selbst aus den Augen und bleib immer klar und fest für Deinen Partner, das macht es für ihn einfacher, zu sehen, wie weit er gehen kann.
Viel Kraft weiterhin, und viel Stärke Deinem Freund!
Gruß, Bine

Meggi
16.09.2002, 23:12
Habe euere Beiträge mit Interesse gelesen. Was mache ich nur, wenn er nicht erkennt, daß er süchtig ist. Zur ne Therapie würde er nie gehen. Er ist fast ausgerastet, als ich das Wort Sucht in den Mund nahm.
Er hat schwerwiegende Probleme aus früheren Partnerschaften und versucht in der Spielbank "sein Leben in den Griff zu bekommen". Meine Ablehnhaltung besteht darin, auf keinen Fall mit in die Spielbank zu gehen. Ich gebe ihm auch kein Geld mehr zum verzocken. Aber sowie der Monatsanfang naht, ist innerhalb einer Stunde alles weg und hinterher kommt er reumütig zu mir, wie schlecht es ihm geht.
Aus Angst, daß er sich was antut, habe ich anfangs noch Geld locker gemacht. Zur Zeit habe ich keine Kraft mehr und ich fange an ihn für sein Tun zu hassen. Obwohl ich ihn liebe und ihm helfen will weiß ich nicht mehr weiter. Über das Problem kann ich ja mit niemandem reden, wer würde mich schon verstehen.
Nach außen hin ist er der gutaussehende Gentlemen, der auch mal einen ausgibt (von meinem Geld).
Wäre für eine Antwort dankbar

Bine
26.09.2002, 18:10
Hallo Meggi,
ich war in der gleichen Situation wie Du.Ich habe alle Phasen durchlaufen,die es gibt.Du mußt hauptsächlich an dich denken.Gehe in Selbsthilfegruppen für Angehörige, sprich mit Freunden und mit der Familie über Deine Sorgen.Zeige Deinem Freund ganz klare Grenzen auf und ziehe auch eine Trennung in Erwägung.Du kannst ihm nur helfen, wenn Du Dich auf Dich konzentrierst und Dir Dein Leben aufbaust, ohne auf seine Sucht Rücksicht zu nehmen.Mein Mann hat sehr lange gebraucht, bis er eine stationäre Therapie gemacht hat, es war ein langer harter Weg.Ich denke Du kannst in diesem Forum viele Anregungen finden.Viele liebe Grüße und viel Kraft, Bine

Bories
05.11.2002, 12:00
Hallo, ich hatte 1996 eine Theraphie von fast 6 Monaten. Ich war der einzige Spieler unter vielen psychosomatisch Kranken. Vielleicht war es ja nicht der richtige Rahmen, aber ich habe während und nach der Therapie gespielt. Heute glaube ich der Grund für mein Scheitern damals war der Umstand, das ich die Therapie für meine Familie und Freundin machte, ich selber war noch nicht bereit (wußte ich damals nicht). Eine Therapie ist sicher hilfreich, aber kein Allheilmittel, nicht die Anwesenheit auf der Station ist entscheidend, sondern die eigene Einstellung, eine Art Schlüsselerlebnis muß die Genesung in Gang setzen. Eine Genesung, die wohl solange dauert, wie ein Spieler lebt. Ich wünsche Euch alles Gute, aber sei wachsam, vertraue nicht blind, sonst gehst Du an den Enttäuschungen kaputt. Bories

Karin
05.11.2002, 12:32
Hallo Bine,
wie geht es Dir, wie war die Therapie deines Mannes.
Wie gehst du mit der Situation um?

Mein Freund hat auch ein Termin bei einer Beratungsstelle, aber erst am 10.12.02, und die Zeit bis dahin kommt mit vor wie einer Ewigkeit!!!!

Grüße Karin