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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spielsucht des Partners



Melinda
25.11.2002, 20:06
Hallo, liebe Forumteilnehmer!

Vor einigen Monaten lernte ich einen netten Mann kennen. Bereits nach kurzer Zeit kam mir der Verdacht, dass er spielsüchtig ist.

Bis heute ist es reine Vermutung von mir. Nun meine Fragen: 1. Wie kann ich ihn darauf ansprechen?
2. Sollte ich das überhaupt oder sollte ich mich an seine
Angehörigen wenden?
3. Wie verhält man sich als Partner richtig, um dem Kranken
zu helfen?

Über Informationen bzw. Rückmeldungen wäre ich sehr dankbar, da ich diesem Suchtproblem vollkommen hilflos gegenüber stehe und auch sehr darunter leide.

MELINDA

Susanne
26.11.2002, 22:31
Hallo Melinda,

Du bist Dir nicht sicher das er spielt ?, dann wirst Du es auch nicht von ihm erfahren ! Er wird Dich belügen,um seine Haut zu retten. Erst wenn du es ihm beweisen kannst, schwarz auf weiß, dann wird er es vielleicht zu geben ! Diese ganze Erfahrung habe ich bereits hinter mir, erst als ich ihm seinen Kontoauszug gezeigt habe auf dem die Abbuchung der Bank einer anderen Stadt war,( ich fragte ihn vorher wann er das letzte Mal in Konstanz war, da sagte er mir, das letzte Mal mit mir ), ich fragte ihn ob er sich sicher sei, ja, bis ich ihm den Kontoauszug vor die Nase legte, dann könnte er nicht mehr anders ! Du mußt Dir im Klaren sein, wenn Dein neuer Freund wirklich Zocker ist, wird er Dich belügen, damit mußt Du lernen umzugehen und das tut verdammt weh ! Es wird eine schwere Zeit für Dich, genauso wie für mich. Du mußt wissen ob Deine Liebe stark genug ist, dies durch zu stehen, denn auf seine Liebe kannst Du nicht bauen !
So hart das klingt, Du kannst ihm nicht helfen, wenn er sich nicht selbst dazu entschließt sich helfen zu lassen.
Ich wünsche Dir die Kraft durchzuhalten, oder loszulassen.
Alles Gute
Susanne

maik
02.12.2002, 20:45
eigentlich ist das keine antwort ,aber ich brauche hilfe . mein vater ist spielsüchtig ,er hat schon mal gespielt und dann konnte er es besiegen die spielsucht ,aber vor ein paatr tagen wurde er rückfällig ,er hat 2 jahre lang nicht mehr gespielt und jetzt spielt er wieder meine mutter weiß es noch nicht .ich ghabe es nur durch freunde erfahren .habe ihn dann zu hause drauf angesprochen und er hat es auch nicht abgestritten ,aber das letzte mal hätten sich fast meine eltern geschieden.bitte könnt ihr mir helfen habe meine e-mail adresse nicht angegeben. bitte antwortet ich werde jeden tag schauen ob ihr geantwortet habt.bitte gebt mir bitte tipps. DAS IST EIN SPAß wirklich !!!!!!!! bitte helft mir danke

Yasin
03.12.2002, 09:18
Hallo Melinda,

wenn du das Gefühl hast dass er spielt, dann kannst du ihn ganz direkt darauf ansprechen. Sag ihm wie es dir mit dem Gedanken geht und zeige ihm deine Bereitschaft, ggf. zu helfen. Diese Hilfe ist aber bitte auf keinen Fall geldlich (Kredit aufnehmen, Schulden bezahlen usw.) zu verstehen! Biete ihm deine Gesprächsbereitschaft und ein offenes Ohr. Darüber hinaus kannst du ihn evtl. zu einer Selbsthilfegruppe begleiten, mehr aber auch nicht!

Ich finde deine Frage nach dem "soll ich" und "darf ich" ihn überhaupt danach fragen, ganz toll. Kaum ein Angehöriger fragt nämlich wirklich nach und das, obwohl sie teils über Jahre diese Vermutung haben! Es wird totgeschwiegen, übersehen oder als vorrübergehendes Problem gewertet. Genau dieses Verhalten der Angehörigen vereinfacht, aber verlängert auch den Suchtverlauf. Dem Süchtigen wird es zu einfach gemacht!

Damit möchte ich aber weder DIR, noch irgendeinen anderen Angehörigen, etwas vorwerfen. Ihr könnt leider nur reagieren und das macht es so schwierig. Genau deshalb ist es unheimlich wichtig, dass du deinen Freund hinterfragst und dich nicht mit Ausreden zufrieden gibst. Versuche dabei (wenn möglich) auf der Gefühlsebene zu bleiben, denn so wirst du deinen Freund am besten erreichen.

Ich finde es toll, dass du dich für deinen Freund einsetzt und dich informierst. Beachte aber bitte dabei, dass ein Spieler auch mit Menschen spielt und er dich im Zweifel auch für seine Zwecke benutzt. Achte deshalb auf dich und lasse dich nicht zu seinem "Spielball" machen. Der entscheidene Punkt ist dein Freund und wenn ER nicht aufhören will, dann kannst DU ihn auch nicht davon überzeugen - LEIDER !

Ich hoffe für euch, dass ihr einen Weg findet.

Gruß Yasin

Yasin
03.12.2002, 09:31
Hallo Maik,

das dein Vater wieder spielt tut mir sehr leid! Der einzige Weg diesen Vorfall zu bearbeiten ist absolute Ehrlichkeit. Ein Rückfall ist keineswegs die Ausnahme bei Süchtigen, sondern eigentlich die Regel. Das bedeutet nicht, das die Welt jetzt untergeht! Viele Süchtige schaffen es erst, nach einen oder mehreren Rückfällen, dauerhaft trocken zu bleiben.
Der Schritt zur Ehrlichkeit MUß aber von deinem Vater kommen. Er muß es deiner Mutter gestehen und sich erklären. DU kannst ihm das nicht abnehmen.

Ich habe da noch ein paar Verständnisfragen.
1.)Besucht dein Vater eine Selbsthilfegruppe?
2.)Nimmt dein Vater professionelle Hilfe in Anspruch?
3.)Redet ihr in der Familie offen über seine Sucht?

Es gibt eine Reihe von helfenden und unterstützenden Maßnahmen auf dem Weg zur Genesung, aber dein Vater muß sie auch annehmen wollen! Falls nicht, so sollte ihm klar sein, dass er seine FAMILIE aufs Spiel setzt. Frag ihn, ob er das wirklich will?

Es lohnt sich immer um seine Familie zu kämpfen. Ihr könnt ihm diese Hilfe anbieten, aber er muß es beginnen!

Laß den Kopf nicht hängen. Alles ist gut, so wie es ist, oder eben nicht ist!

Gruß Yasin

Andrea
04.12.2002, 12:28
Hallo Melinda,

auch mir geht es so wie Dir. Bei mir ist es nicht mein Partner, sondern ein sehr guter Freund. Auch ich habe den Verdacht, dass er spielsüchtig ist und stehe vor der Frage, soll und darf ich ihn darauf ansprechen. Würde er es abstreiten oder mir die Wahrheit sagen? Wie kann man ihm helfen, wenn er sich helfen lassen will? Hast Du schon den Mut aufgebracht, ihn darauf anzusprechen?
Ich habe auch die Antwort von Yasin gelesen. Sie hat mich nachdenklich gemacht und habe sie mir schon mehrere Male durchgelesen. Vor allem "dass ein Spieler auch mit Menschen spielt..." hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich glaube, dass da doch etwas Wahres dran ist. Vielleicht bringen wir ja doch noch den Mut auf, unseren Partner/Freund darauf anzusprechen!! Aber warum haben wir eigentlich nicht den Mut, haben wir ein schlechtes Gewissen (vielleicht von ihm unbewußt erzeugt) oder haben wir Angst diesen Menschen zu verlieren? Warum zögern wir? Ich habe bisher noch nicht die richtigen Antworten auf diese Fragen gefunden.

Ich wünsche Dir und mir und den vielen Partner/innen, denen es genau so geht, daß wir doch noch den Mut aufbringen, diesen Menschen, der uns doch wichtig! ist, darauf anzusprechen, auch wenn die Wahrheit vielleicht bitter sein wird.

Gruß
Andrea

P.S: Mein Dank an Yasin

Yasin
04.12.2002, 21:04
Hallo Andrea!

Das Spiel mit den Menschen ist................grausam! Der Spieler ist seinem Angehörigen, Partner oder Freund immer ein Stück voraus. Er kennt die Antworten schon auf deine Fragen, bevor du sie gestellt hast. Er beeinflußt (manipuliert) deine Meinung z.B. über ihn so sehr, dass du grundsätzlich ein schlechtes Gewissen hast, wenn du ihn in Frage stellst. IMMER war ich nach außen der coole, harte und "machende" Typ und (fast) ALLE haben das so akzeptiert. Sollte mich Jemand hinterfragt, mich auf das Spielen angesprochen, oder in der Spielhalle gesehen haben, so wurde ich extrem aggressiv! Letztlich war es so, dass die Leute genau wußten das sie recht hatten und trotzdem kamen ihnen Zweifel. "Habe ich mich vielleicht doch geirrt", "tue ich dem armen Jungen wohl unrecht", "habe ich überhaupt Geld zu Hause liegen gehabt.......das jetzt fehlt!", "gibt es womöglich einen Doppelgänger"? Usw. usw. usw.!
Was ich damit sagen will ist, das alleine mein Auftreten und die Art und Weise, wie ich Leute "runtergeredet" habe, es für meine Familie unmöglich gemacht hat, an mich wirklich heranzukommen.
Die einzige Möglichkeit an einen Spieler heranzukommen sehe ich darin, ihn auf der Gefühlsebene zu erreichen! Ich weiß noch von mir, dass wenn mich Jemand auf dieser Ebene angesprochen hat, es mir unheimlich schwer fiel, meine Scheinwelt aufrecht zu erhalten. Des öfteren stand ich kurz davor alles hinaus zu schreien! Zu meinem Pech, hatten meine Leute wohl immer zu früh aufgehört? Na egal, das kann ich ihnen gar nicht vorwerfen, denn sie wollten mich auch nicht leiden sehen.
Aber...........ich habe gelitten, ganze 16 Jahre lang, und bin heute nur froh, dass es vorbei ist und ich heute ehrlich und offen leben kann!

Nochmal zu dir. Du wirst sicherlich auch ein feines Gespür haben und erkennen, wenn es deinem Freund schlecht geht. Diese Situation kannst du für ein vertrauliches Gespräch nutzen. Wenn dein Freund das Gefühl hat, endlich Jemanden zum reden gefunden zu haben, dann wird er auch aus sich herauskommen.
Andernfalls lügt und spielt er weiter!

Ich wünsche dir, dass dein Freund schnell zur Einsicht kommt und Hilfe annimmt.

Gruß Yasin

Marcus (Fachstellenteam)
05.12.2002, 07:50
Hallo Yasin,

dein Beitrag beschreibt sehr eindrücklich, wie Spieler nicht nur mit dem, Automaten (o.ä.) sondern auch mit ihrem Umfeld, beispielsweise der Partnerin spielen. Auch in der Beratung kommt dies des öfteren vor.

Gruss,
Marcus

Petra
21.02.2003, 16:29
Hallo
Ich habe hier ebend alle Beiträge aufmerksam durchgelesen und bin nachdenklich geworden bzw. habe ein Aha-Erlebnis gehabt.
Mein Freund ist (glaub ich) auch Spieler. Ich kann es nicht nachweisen, weil er sich einiges durch Schwarzarbeit dazuverdient, worüber ich keine Kontrolle habe.

Ich habe ihn auf sein Spielen ganz direk angesprochen. Er streitet alles ab. angeblich würde er in der Halle nur Cola trinken und sich mit seinem besten Freund (die Spielhallenaufsicht) treffen.

Er hat mich oft versetzt und mich wie ein Hund auf Abruf gehalten. UNd ich war so naiv und habe alles mitGESPIELT.
Es hat mir anfangs sehr wehgetan, wenn mir Feunde dieses vor Augen geführt haben. Jetzt nach ca 8 Monaten Mißachtung, einer 6 Wöchigen psychosomatischen Kur, und sehr viel austausch mit Ex-Spielern und deren Angehörigen habe ich es entlich kappiert, was mein Freund da mit mir abzieht.
er liebt nur seine Spielautomaten, läuft vor Verantwortung und vor Nähe weg,...

Das ist keine Basis für eine Beziehung
das weiß ich im Kopf, aber im Bauch ist es immer noch nicht so richtig angekommen.
Ich weiß nicht wie ich aus diesem Spiel, das mein Freund mit mir spielt rauskommen soll.
Ich war bereit für 4 Wochen von ihm getrennt, doch zog mich irgentetwas wieder zu ihm. Ich nahmihn alle seine Beteuerungen ab, doch er konnte sie nur 1 Woche einhalten.
Für ihn kann ich nichts tun.
Aber was kannich für mcih tun, um nicht wieder zu seiner Roulettkugel zu werden.
Psychotherapie bekomme ich schon, und trotzdem werde ich immer wieder Rückfällig

Yasin
23.02.2003, 15:21
Hallo Petra,

vielleicht ist es das Beste für dich, wenn du dir zunächst mal über deine Stärken und deine Ziele bewußt wirst. Du hast ganz richtig erkannt, dass du IHM wohl kaum helfen kannst. Jedenfalls nicht, wenn er es nicht selber will. Dem entsprechend kannst du dich auf dich selber konzentrieren! WAS möchtest DU? Wo sind DEINE angestrebten Ziele? Kannst du deine Ziele, mit ihm, erreichen????
Beteuerungen, gespielte Einsicht und Versprechungen aller Art, hast du nun schon erlebt. Immer wieder wolltest und hast du ihm vertraut, aber geändert hat sich NICHTS!
Deine wirkliche Chance wieder auf die Beine zu kommen ist, dass du DIR gegenüber KONSEQUENT bist. Wenn du dir z.B. einmal sagst:" ES REICHT, ICH MACHE ES NICHT MEHR MIT", dann stehe dazu und verwerfe es nicht wieder! Wenn du in deinen Entscheidungen labil bist, so wirst du irgendwann "unglaubwürdig". Sowohl ihm, aber auch DIR gegenüber! Diese Situation nutzt ein Spieler GNADENLOS für sich aus. Das erzähle ich dir aus eigener Erfahrung als Spieler.
Es ist immer unheimlich schwierig, wenn noch Liebe im Spiel ist. Da fällt das "Loslassen" gleich tausendmal schwerer. Dennoch kann auch "Loslassen" eine Form der Liebe sein!
Quäle dich nicht mit der Frage:"Was tue ich IHM damit an", sondern frage dich:"WAS TUT ER MIR DAMIT AN"?????????

Ich wünsche dir sehr, dass du den richtigen Weg für dich findest!

Gruß Yasin

Daniela
18.03.2003, 11:55
Hallo an allle!

Mir geht es ganz schön mies! Aber das hat alles eine lange Vorgeschichte. Ich fasse mal zusammen um es euch ein bißchen verständlich zu machen!Ich bin seit ca 7 Jahren mit meinem Freund zusammen und in der Zeit ist viel passiert.
Ich habe es damals nach einem halben JAhr erfahren das er spielt habe aber immer gedacht das bekommen wir schon in den Griff.Ich war eigentlich immer sehr stark und habe ihm Kraft gegeben das durchzustehen, aber heute sieht es so aus, daß ich sage : Ich kann das nicht mehr!!!
Er hat mich dadurch belogen, bestohlen das ganze Sortiment!
Er war zwar jetzt auch bei euch 2 mal in Neuss gewesen aber wenn er wieder nach Hause kommt ist das irgendwie alles vergessen. Tja, und letzte Woche ist mir der Kragen geplatzt. Er hat Schmuck ´ins Pfandhaus gebracht um zu spielen ( meinen Schmuck )ich habe mit Mühe und Not alles rausgeholt immerhin 360 € uns nu hat er es schon wieder getan. Ich hab nur gedacht, daß kann doch nicht wahr sein. Du mußt das jetzt beenden sonst gehst du selbst kaputt daran.
Aber jetzt sitze ich hier und frage mich ob ich das richtige getan habe, ihn gerade jetzt allein zu lassen.
Er fehlt mir!!

Was meint ihr???

Liebe Grüße
Daniela

cora
18.03.2003, 20:50
hallo daniela,

was du da gerade durchmachst, hört sich wirklich schlimm
an *dirmaleineschulterzumanlehnenschick*. der suchtteufel macht wirklich vor nichts halt. dem ist nichts heilig! der geht immer bis an limit.

gut, daß du stop gesagt hast. das ist jetzt zwar schwer
für dich, doch es ist bestimmt der richtige weg. wenn er jetzt nicht wach wird und etwas tut, sich hilfe sucht, dann
ist er für eine beziehung zur zeit nicht zu gebrauchen. so hart das jetzt klingt, doch ein "nasser" spieler hat dich sowieso schon verlassen...er kann dich nur neu finden, wenn er sich selbst eingesteht, daß er hilfe braucht. und dann auch handelt.

warte ab, laß` ihn kommen, und setze grenzen. sonst geht das ewig so weiter.

ich wünsche dir kraft und vor allem konsequenz im handeln.

liebe grüße,
cora

daniela
24.03.2003, 18:39
Hey Cora!

Du hast recht!

Ich glaub ich brauche das auch mal, daß mir jemand außenstehend sagt: Du machst das genau richtig!!

es ist wirklich schwer damit umzugehen und wie gesagt: Er fehlt mir! Aber auch das geht vorbei. Irgendwann!!!

ich danke dir, daß du mir "zugehört" hast!

Ich wünsche Dir alles Gute

Bis dann

Daniela

cora
26.03.2003, 22:26
hi daniela,

das gute an krisen ist, daß sie auch wieder vorbeigehen. *maltiefdurchatme* und ich muß mich und mein verhalten ändern, um sie hinter mir zu lassen. und wenn es so richtig knallt, dann schaue ich genau hin und versuche, daraus irgendwas positives zu ziehen, zu lernen, vielleicht sogar zu wachsen...:-). dann bin ich für nächste krise dann schon etwas besser gewappnet.

alles gute für dich :-),
cora

Jana
21.07.2003, 09:18
Mir geht es ähnlich wie dir. Mein Freund spielt seit ca.4-5 Jahren. Dahinter gekommen bin ich im Dezember 2000. Er hatte auch erst versucht alles zu leugnen, doch dann hat er gebeichtet, dass er eine hohe Summe beim Pokern verspielt hat. Damals war ich schon drauf und drann, ihn zu verlassen, doch dann hat mich irgendetwas zurückgehalten. Ich komme beruflich selbst aus dem Sozialbereich und habe während meines Studiums vor 7 Jahren für ein halbes Jahr in einer Suchtberatung gearbeitet. Doch trotz des Wissens haben wir oder er die Sucht nicht besiegt. Ich habe die letzten 2,5 Jahre mit ihm gespart, wir sind zur Sucht- und Paarberatung, Entwöhnungstherapie wollte er jedoch nicht. Ich habe gedacht, er - wir packen das. Und doch hatte er einen massiven Rückfall vor einem Jahr, angeblich hat er 20.000€ beim Pokern an einem Tag verzockt. Dahinter bin ich jedoch erst vor 2 Monaten gekommen, als er in der Spielothek war, um Geld zu gewinnen, was er den Geldeintreibern, die mittlerweile hinter ihm her waren, zu geben. Am Wochenende nun, habe ich mich von ihm getrennt, einen direkten Anlass gab es nicht, weshalb er es auch nicht verstandt, warum ich ihn verlasse. Irgendwie war nur eine Leere. Ich hoffe, dass ich die Trennung durchhalte, denn ich war in dieser Situation schon einmal und bin wieder zu ihm zurück.
Ich wünsche dir viel Kraft, dass du deinen Weg schaffst.
Ciao
PS: Eine Anfrage an Yasin oder alle die Spielsüchtig sind oder waren. Kann es stimmen, dass er nur einen schweren Rückfall hatte und die Male in der Spielhalle nur dem Gelderwerb dienten?

Andrea
21.07.2003, 13:21
Ich bin zwar nicht spielsüchtig aber Angehörige.
Also die Geschichte mit dem "Gelderwerb" kenne ich nur vom Arbeiten und nicht aus der Spielhalle. Ich halte das einfach für eine Ausrede, für schönreden und (die anderen Spieler hier werden das bestätigen) das tut jeder "nasse" Spieler.

Ansonsten: Glückwunsch das du dich getrennt hast. Du denkst an dich und das ist wichtig. Er wird dich solange er spielt mit runterziehen.

Gruß Andrea

Jana
22.07.2003, 11:11
Danke erstmal für deine antwort.
Ich habe gerade viele Beiträge des Forums gelesen
und bin wieder mal hin und her gerissen. Manche schreiben, dass es wichtig ist weiter dem Partner zu helfen und die Trennung wäre nicht unbedingt nötig, andere widerrum meinen es ist nötig???
In der mail von Kirsten 29.03.03 10:40, konnte ich viele Parallelen zu mir entdecken.
Ich habe ihn auch ständig kontrolliert, es war einfach ein Drang, obwohl ich wußte das es nichts bringt, aber wahrscheinlich brauchte ich die Genugtuung das er spielen ist. Vielleicht habe ich ihn auch wieder zum Spielen durch dieses Kontrollieren getrieben (Selbsterfüllende Prophezeihung). So bin ich auch heute 2 Tage nach der Trennung noch hin und her gerissen, dass ich mitschuldig bin und würde ihm doch gerne auch helfen, da er so ein lieber Mensch ist.
Ich habe Angst, dass ich wieder schwach werde - mein Helfersyndrom.

Andrea
22.07.2003, 13:44
Das Kontrollieren kenne ich auch. Genugtuung finde ich zwar ist es nicht aber man weis ja dann was los ist. Aber mich macht das launisch und ich habe mir ständig Vorwürfe gemacht. Ich habe mich vor ganz kurzer Zeit noch beim spionieren erwischt - nicht vor der Spielhalle aber aus anderen Gründen.
Nur - genau das ist es doch was uns krank macht. Selbst wenn ich es weis macht es doch nichts anders an der Situation!
Aber schuld ist ein Wort das ich in diesem Zusammenhang nicht in den Mund nehme. Ich bin nicht schuld an der Spielsucht von meinem Freund ich bin auch nicht schuld wenn er wieder spielen geht. Das liegt ganz alleine in seiner Verantwortung und die werde ich ihm auch bestimmt nicht abnehmen!
Und deine Trennung ist noch frisch - das du da denkst es könnte falsch gewesen sein ist doch logisch. Das hatte ich in anderen ("normalen") Beziehungen auch. Laß euch Zeit.

Andrea

22.07.2003, 18:05
Den folgenden Vortrag habe ich mal in einer Broschüre der AOK gefunden, er hat mir vor Augen geführt das ich mich als süchtiger von Menschen distanzieren muß, die mir meine Probleme klauen und ich keine Chance hatte daran zu wachsen!

Vielleicht ist ja ein guter Denk-Anstoss für jemanden dabei, mir hat es jedenfalls geholfen um-zu-denken.
Gruss
Claus!


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Vom Nutzen der Sucht für das Leben
von Berthold K.

Immer wenn Hoffnung aufkommt – wenn wir einen neuen, wirksamen Ansatz gefunden haben – immer wenn die Modelle der Drogenhilfe begonnen werden – dann laufen wir den Süchtigen nicht nur hinterher – nein, wir glauben ernsthaft, dass wir eventuell einen Weg gefunden haben, der ihnen hilft – wir vermuten, dass sie uns jetzt nicht mehr entkommen können – daß sie endlich unsere Hilfe haben wollen – wir wünschen uns für uns, dass wir das Problem wenigstens in einigen Bereichen in den Griff bekommen können - aber wir sind machtlos – bekommen es täglich vorgeführt –werden täglich ausgenutzt – werden laufend abgelinkt – werden belogen und nutzen uns ab – aber das ist ja nichts neues – so geht es uns ja seit länger als zwei Jahrzehnten – Nur manchmal, da vergessen wir eine der Grundwahrheiten der Suchtkrankenhilfe – sie lautet: „Süchtige machen immer, was sie wollen!“ – sie machen es immer – nur manchmal, da scheint es so, als würden sie doch das tun, was wir ihnen empfehlen – was wir glauben, was ihnen zum Heil gereicht – wir laufen hinter ihnen her – und wir spielen ein gemeinsames Spiel – wir bieten Hilfemöglichkeiten an – sie nehmen sie – die Hilfe – und wollen sie zugleich nicht haben – wir lassen uns ein – wir fallen auf uns herein – aber sie stehlen uns den Erfolg – und sie laufen vor uns davon – wir laufen wieder hinterher – und alle sagen, dass wir nicht genug tun – aber gemeinsam spielen wir das große Spiel weiter – die Süchtigen und wir – dabei ist das Spiel schon lange aus –alle haben Ihren Gewinn – alle wollen dabei sein — aber Therapie machen heißt, das Spiel unterbrechen – nicht mehr die Spielregeln der Süchtigen annehmen – sie spielen besser als wir – sie haben die Sucht auf ihrer Seite – die Süchtigen und wir – wir sind in dem Wahn gefangen, daß wir die Sucht besiegen könnten – wir alle – der Süchtige und wir – wissen, daß es nicht stimmt, aber wir tun so als ob –
Der Süchtige glaubt im Stillen immer noch, daß er die Sucht in den Griff bekommt – vielleicht nicht heute – aber morgen – in jedem Fall, wenn er will – das glauben ja sogar viele Raucher – und so wird der Kampf der Drogenbekämpfungskämpfer fortgesetzt – dann machen Konzeptexperten neue Konzepte – hochschwellig wechselt mit niederschwellig – unterschwellig hoffen einige auf die Schwellenlosigkeit – und die Süchtigen machen, was sie wollen – sie nutzen unsere Hilfe oder benutzen sie – ganz wie sie wollen – keiner weiß, was hilft – keiner kann sagen, was Süchtige zur Umkehr zwingt – darum muß man die fragen, die es geschafft haben – sie sind die Einzigen, die wissen, wie es geht – wir müssen uns Rat holen bei denen, die Genesung erleben – wir sollen sie fragen, was sie zum Aussteigen aufgefordert hat – was Mut gemacht hat – was den Anstoß gab – was sie nicht mehr weiter machen ließ – wir müssen schauen, was ansteckende Genesung macht und nicht nur auf die ansteckende Krankheit sehen —
Ich spreche zu ihnen nicht nur als Berthold K., der Diplom-Pädagoge, und auch nicht im Namen des Diakonischen Werks – ich sage ihnen einfach meine Gedanken als Berthold der Süchtige, der in diesem Jahr im Oktober 39 Jahre abstinent lebt – ich weiß, dass meine Genesung da begonnen hat, wo ich den Kampf gegen die Droge Alkohol endgültig aufgegeben habe – wo ich auf der ganzen Linie kapituliert habe – wo ich einsehen musste, dass die Droge Alkohol stärker ist als ich – ich hatte auch keine Kraft mehr zu kämpfen – aber ich habe Menschen gefunden, die mich durch meine ganz persönliche Krise begleitet haben – in der Therapie und bei den Anonymen Alkoholikern, ganz im Gegenteil zu den Leuten, die in langen Jahren bemüht waren, dass ja keine Krise bei mir aufkommen konnte
–denn immer kam einer und stahl mir meine Krise –
–immer haben sie mir geholfen –
–haben mir Geld geliehen –
–haben für mich gelogen –
–und sie haben meine Lügen gerne geglaubt –
–die Hilfen die sie mir gaben, waren keine Hilfen, sie haben meine Suchtkrankheit entscheidend verlängert —
–Gott sei Dank bin ich nicht an ihrer Hilfe gestorben – aus dieser Erkenntnis heraus frage ich oft, ob die Hilfen, die wir den Süchtigen anbieten, wirklich zur Genesung von der Sucht führen, oder ob wir nur gemeinsam ein krankmachendes Spiel weiterspielen —
sind wir Mitspieler–?
Spielverführer–?
Spielverderber–?
oder Falschspieler–?
wer kann es sagen–?
Süchtige geben ihr Spiel–ihren Kampf mit der Droge–dann auf, wenn kein Gewinn mehr erkennbar ist–wenn das Spiel endgültig aus ist – und sie werden nicht mehr rückfällig, wenn sie etwas gefunden haben, was ihnen mehr bringt als das Spiel mit der Droge–wenn ihr Leben wieder einen Sinn hat–die Suchtkrankenhilfe versucht, den Süchtigen eine Gelegenheit zu geben, sich von der Sucht zu lösen, sagt ihnen, dass sie am besten keine Drogen mehr nehmen sollten, aber was es für einen Sinn machen soll für ihr Leben, das wissen wir, die Suchtberater oft selber nicht – und was sagen wir den Süchtigen dann, wenn sie uns danach fragen–?