PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sorgen um unseren Sohn



Martin
30.12.2002, 22:22
Unser Sohn ist spielsüchtig.Es macht uns Eltern allergrösste
Sorgen,Leid,Traurigkeit.Er ist mittlerweile hochverschuldet und wenn er wieder gespielt hat ist er unerträglich.Er gibt
nicht zu,dass er wieder gespielt hat aber wir merken es sofort.Ich muss dazu sagen,dass wir unseren Sohn sehr lieben
und er mag uns auch.(wohnt noch Zuhause und ist 27 Jahre alt)er ist eigentlich ein ganz ganz toller Kerl.
Dass wir schon jede Menge Geld sinnlos bezahlt haben ist ,wenn ich die anderen Beiträge lese ja nichts Ungewöhnliches.
Wir wissen nicht mehr wie es weitergehen soll.Es zertört einfach seines und unser Leben.Eigentlich "wollen wir nicht mehr" Theraphien scheinen ,wenn ich die Beiträge lese auch nicht sehr viel zu nützen.Was könnten wir noch machen um doch noch aus diesem tiefen Loch heraus zu kommen ???

Claus
30.12.2002, 23:45
Hallo Martin,
mein Name ist Claus bin 56 Jahre jung und jetzt über 17 Jahre von Glücksspielen in jeder Form ob mit oder ohne Geld abstinent. Ich besuche bis Heute regelmässig Spieler Selbst-hilfegruppen.
Habe selbst zwei Kinder 18 und 27 Jahre und kann denke ich sehr nachfühlen wie es Dir geht.
Das Los lassen der Kinder in ihr eigenes Leben fällt seher sehr schwer, aber es muss sein. Es ist ja keine Hilfe mehr ab einem bestimmten Zeitpunkt sonder Einmischung die zur gegenseitigen Quälerei wird!!!
Vielleichjt hilft dir der folgende Aufsatz eines Therapeuten...



Vom Nutzen der Sucht für das Leben
von Berthold K.

Immer wenn Hoffnung aufkommt – wenn wir einen neuen, wirksamen Ansatz gefunden haben – immer wenn die Modelle der Drogenhilfe begonnen werden – dann laufen wir den Süchtigen nicht nur hinterher – nein, wir glauben ernsthaft, daß wir eventuell einen Weg gefunden haben, der ihnen hilft – wir vermuten, daß sie uns jetzt nicht mehr entkommen können – daß sie endlich unsere Hilfe haben wollen – wir wünschen uns für uns, daß wir das Problem wenigstens in einigen Bereichen in den Griff bekommen können - aber wir sind machtlos – bekommen es täglich vorgeführt –werden täglich ausgenutzt – werden laufend abgelinkt – werden belogen und nutzen uns ab – aber das ist ja nichts neues – so geht es uns ja seit länger als zwei Jahrzehnten – Nur manchmal, da vergessen wir eine der Grundwahrheiten der Suchtkrankenhilfe – sie lautet: „Süchtige machen immer, was sie wollen!“ – sie machen es immer – nur manchmal, da scheint es so, als würden sie doch das tun, was wir ihnen empfehlen – was wir glauben, was ihnen zum Heil gereicht – wir laufen hinter ihnen her – und wir spielen ein gemeinsames Spiel – wir bieten Hilfemöglichkeiten an – sie nehmen sie – die Hilfe – und wollen sie zugleich nicht haben – wir lassen uns ein – wir fallen auf uns herein – aber sie stehlen uns den Erfolg – und sie laufen vor uns davon – wir laufen wieder hinterher – und alle sagen, daß wir nicht genug tun – aber gemeinsam spielen wir das große Spiel weiter – die Süchtigen und wir – dabei ist das Spiel schon lange aus –alle haben Ihren Gewinn – alle wollen dabei sein — aber Therapie machen heißt, das Spiel unterbrechen – nicht mehr die Spielregeln der Süchtigen annehmen – sie spielen besser als wir – sie haben die Sucht auf ihrer Seite – die Süchtigen und wir – wir sind in dem Wahn gefangen, daß wir die Sucht besiegen könnten – wir alle – der Süchtige und wir – wissen, daß es nicht stimmt, aber wir tun so als ob –
Der Süchtige glaubt im Stillen immer noch, daß er die Sucht in den Griff bekommt – vielleicht nicht heute – aber morgen – in jedem Fall, wenn er will – das glauben ja sogar viele Raucher – und so wird der Kampf der Drogenbekämpfungskämpfer fortgesetzt – dann machen Konzeptexperten neue Konzepte – hochschwellig wechselt mit niederschwellig – unterschwellig hoffen einige auf die Schwellenlosigkeit – und die Süchtigen machen, was sie wollen – sie nutzen unsere Hilfe oder benutzen sie – ganz wie sie wollen – keiner weiß, was hilft – keiner kann sagen, was Süchtige zur Umkehr zwingt – darum muß man die fragen, die es geschafft haben – sie sind die Einzigen, die wissen, wie es geht – wir müssen uns Rat holen bei denen, die Genesung erleben – wir sollen sie fragen, was sie zum Aussteigen aufgefordert hat – was Mut gemacht hat – was den Anstoß gab – was sie nicht mehr weiter machen ließ – wir müssen schauen, was ansteckende Genesung macht und nicht nur auf die ansteckende Krankheit sehen —
Ich spreche zu ihnen nicht nur als Berthold K., der Diplom-Pädagoge, und auch nicht im Namen des Diakonischen Werks – ich sage ihnen einfach meine Gedanken als Berthold der Süchtige, der in diesem Jahr im Oktober 37 Jahre abstinent lebt – ich weiß, daß meine Genesung da begonnen hat, wo ich den Kampf gegen die Droge Alkohol endgültig aufgegeben habe – wo ich auf der ganzen Linie kapituliert habe – wo ich einsehen mußte, daß die Droge Alkohol stärker ist als ich – ich hatte auch keine Kraft mehr zu kämpfen – aber ich habe Menschen gefunden, die mich durch meine ganz persönliche Krise begleitet haben – in der Therapie und bei den Anonymen Alkoholikern, ganz im Gegenteil zu den Leuten, die in langen Jahren bemüht waren, daß ja keine Krise bei mir aufkommen konnte – denn immer kam einer und stahl mir meine Krise – immer haben sie mir geholfen – haben mir Geld geliehen – haben für mich gelogen – und sie haben meine Lügen gerne geglaubt – die Hilfen die sie mir gaben, waren keine Hilfen, sie haben meine Suchtkrankheit entscheidend verlängert — Gott sei Dank bin ich nicht an ihrer Hilfe gestorben – aus dieser Erkenntnis heraus frage ich oft, ob die Hilfen, die wir den Süchtigen anbieten, wirklich zur Genesung von der Sucht führen, oder ob wir nur gemeinsam ein krank-machendes Spiel weiterspielen —
sind wir Mitspieler – ?
Spielverführer – ?
Spielverderber – ?
oder Falschspieler – ?
wer kann es sagen – ?
Süchtige geben ihr Spiel – ihren Kampf mit der Droge – dann auf, wenn kein Gewinn mehr erkennbar ist – wenn das Spiel endgültig aus ist – und sie werden nicht mehr rückfällig, wenn sie etwas gefunden haben, was ihnen mehr bringt als das Spiel mit der Droge – wenn ihr Leben wieder einen Sinn hat – die Suchtkrankenhilfe versucht, den Süchtigen eine Gelegenheit zu geben, sich von der Sucht zu lösen, sagt ihnen, daß sie am besten keine Drogen mehr nehmen sollten, aber was es für einen Sinn machen soll für ihr Leben, das wissen wir, die Suchtberater oft selber nicht – und was sagen wir den Süchtigen dann, wenn sie uns danach fragen – ?

Jenni
31.12.2002, 03:40
Hallo Martin,

ich bin süchtige Spielerin und auch 27 Jahre alt und seit dem 17.12. habe ich für mich aufgehört zu spielen.
Ich bin mittlerweile froh, von selbst zur Einsicht gekommen zu sein.
Hätten meine Eltern und meine Oma mir nicht immer wieder aus der Patsche geholfen, wäre ich schon viel früher wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet.
Auch wenn meine Eltern es gut gemeint haben, gerade weil sie mich lieben, aber sie haben meinen Leidensweg nur verlängert. Wenn ich ehrlich sein soll, ja ich bin ihnen auch irgendwo nicht besonders Dankbar dafür, so fies sich die auch anhört, ich muß jetzt ca. 7.000,00 Euro an sie zurückzahlen und das alles nur weil das Geld fürs zocken draufgegangen ist. Es wurde nach ihrer Hilfe eher noch schlimmer statt besser. Ich liebe sie und sie mich, gar keine Frage.
Naja, was ich sagen möchte ist, ihr solltet Euren Sohn Sohn sein lassen und ihn einfach wirklich fallen lassen, was natürlich nicht heißen soll, daß ihr ihn nicht mehr lieben sollt. Erst wenn er seine Fehler selbst einsieht und Eure und fremde Hilfe annimmt werdet ihr ihn so wie er einmal war, zurück bekommen.


An Alle. Gute 24 Stunden und einen guten Rutsch ins neue Jahr.


MFG
Jenni

Jenni
31.12.2002, 03:49
Jetzt wird für mich alles besser.

Jedoch muß ich jetzt wo ich ein Kind (13 Monate) habe arbeiten, ob ich will oder nicht. Ich will unserer,meiner kleinen Familie einen gewissen Lebensstandard erhalten und auch noch so schnell wie möglich die Schulden bei meinen Eltern und meiner Oma wieder loswerden.

Jetzt denke ich nur an morgen und nicht mehr großartig an das was einmal war. Sobald ich meine Schulden ganz los bin, kann ich hingehen und nur an morgen denken.

MFG
Jenni

Martin
06.01.2003, 23:21
Danke für deine Antwort und deine gutgemeinten Ratschläge.
Wie sehr haben dich deine Eltern lieb,dass sie das Geld von
dir zurückhaben wollen ?
Unser Sohn hat Kredite aufgenommen,die müssen ja irgendwie
zurückbezahlt werden aber wir können uns es nicht vorstellen,dass wir auch noch das (viele) Geld von uns von Ihm zurückverlangen könnten.
Noch eine Frage an dich,unser Sohn ist depressiv geworden,
hat das ev.mit der Spielsucht zu tun?hasst du da ev.erfahrungen?

Jenni
07.01.2003, 04:59
Hallo Martin,

ich gehe mal davon aus, ja das wird mit dem spielen zu tun haben. Es kann sein, so war es zumindest bei mir.
Ich wußte während meiner Spielzeit haargenau, das ich was verkehrt mache und die Menschen belüge und Betrüge, die mir Nahe stehen, und mein gewissen hat sich immer wieder gemeldet, aber ich habe trotzdem weitergemacht sie auszunutzen. Genau dies hat mich depressiv gemacht.... ich habe trotzdem nicht aufgehört.

Meine Eltern, sagten mir, daß ich, bis die Kleine kam ein sehr böser unaustehlicher Mensch war. Seit die Maus da ist, dies sich aber wieder zum Vorteil gewendet hat. Hier muß ich sagen, daß ich anfangs, wo sie noch klein war nicht so viel spielen gehen konnte weil ich sie nicht weggeben wollte und da habe ich mich auch etwas besser gefühlt. (Übrigens, durch meine Spielsucht und seelischen probleme kam die Kleine 6 Wochen zu früh (Fruchtblase geplatzt) auf die Welt und mußte per Kaiserschnitt geholt werden). In dieser Zeit habe ich auch regelmäßig die Raten bei meinen Eltern zurückzahlen können. Muß wohl dazu sagen daß ich einmal also wirklich einmal im Jahr (das hat, glaube ich auch nichts mit meiner Sucht zu tun gehabt)Lotto spiele. Am Geburtstag Sa. 03.11.01 von der Kleinen hatte ich 5 Richtige im Lotto. Tja, dummer Zufall (Betrag war wohl durch die Quoten nicht so hoch unter 3.500,00 DM 01 war ja der Euro noch nicht), aber damit haben wir alle Rückstände (Rechnungen und eine Rückständige Mieten von 12 Tagen), die da waren ausgleichen können (stand dann damals wieder auf null, abgesehen von meinen Schulden bei Oma und Eltern) und durch mein zusätzliches sparen konnten wir uns dann im Februar 2002 ein neues Auto leisten. Jedoch fing danach dann die spielerei wieder so richtig an. Jetzt haben wir nicht einen Cent mehr auf unserm Sparbuch (doch seit 17.12. spare ich wieder, bzw. habe ich noch hete Geld im Portmonaie und es kommt heute und Ende der Woche wieder Geld, ohne das ich dran brauche). Danach ging es mit mir seelisch auch wieder bergab, ich heulte wieder öfter, fing wieder Streit an und machte auch nichts mehr groß in meinem Haushalt.
Ich denke mal, daß alle Probleme und Depressionen durch die spielerei kommen. Ich mußte und konnte sie durch das Kind eine ganze Weile verdrängen, jedoch kamen schon Monate bevor ich mich hier gemeldet habe die Depressionen wieder hoch. Wie du denke ich mal bei mir schon gelesen hast (schlimmer als jemals zuvor)kam die eskalation am 17.12. und danach die Einsicht, das sich was ändern muß.

Dein Sohn wird genau wissen was er tut, jedoch noch nicht soweit sein, das er endlich zugeben kann, daß er fremde Hilfe benötigt. Es kann gut sein, wenn ihr mal knallhart seid und den Hahn abdreht (muß ja auch nur für kurze Zeit sein), daß er zur Einsicht kommt und von selbst anfängt zu reden und etwas zu unternehmen. Mit einer Sperre tut ihr ihm was gutes und beschleunigt evtl. auch, das er einsieht.
Depressionen kommen mit der Spielerei, ja und dann ????? Entweder kommt die Einsicht oder es wird noch viel schlimmer. Ich hatte damals (wäre ich nicht schwanger geworden und meine Tochter nicht auf der Welt) bereits Selbstmordgedanken und war schon am überlegen wie ich dies am effektivsten mache.

Ich weiß, daß ihr ihn liebt, aber ich glaube ich habe schon erwähnt, daß ich meinen Eltern (Anfangs ja, da war ich ja noch nicht spielfrei) nicht unbedingt dankbar bin, daß sie mir damals (wohl aus Unwissenheit) geholfen haben.
Ich liebe sie und sie mich, deshalb denke ich ....die Zeit heilt alle Wunden. So wird es aber auch bei Euch sein. Und Euer Sohn wird Euch (vielleicht nicht im Moment) irgendwann einmal dankbar sein, daß ihr mal hart geblieben seid.

Jetzt muß ich zu meinen Eltern sagen, daß sie auch nicht so ganz betucht sind und von dem Geld was sie mir geliehen haben eigentlich ein neues Auto kaufen wollten aber wegen mir verzichtet haben. Bei meiner Oma ist es so, daß sie eigentlich einen neuen Heizungsboiler haben mußte und sie ebenfalls darauf verzichtet hat. Sie hoffte und hofft das er noch ein oder zwei Jahre hält. Komische Geräusche macht er schon.

Was ich aber an meinem 4 Jahre jüngeren Bruder sehe tut doch irgendwo etwas weh, aber das kann ich noch nicht so richtig deuten. Er ist ein Computerfreak, hat auch eine Ausbildung in diesem Bereich letztes Jahr beendet. In seinem Zimmer bei meinen Eltern kann man nicht mehr gehen vor lauter Computerteilen, alter Wäsche, leerer Flaschen und anderen Unrat, und alles ist so unaufgeräumt. Ich meine ich bin ja schon nicht die reinlichste Person gewesen (hat sich aber seit 17.12. geändert) aber er. So ein Haufen Unrat auf einem Haufen habe ich noch nie im Leben gesehen, selbst in meiner schlimmsten Spielzeit sah es nicht so bei mir aus. So und jetzt macht er sich im Keller auch noch breit, nicht mehr lang und dort siehts dann genauso aus. Mama geht an die Sachen nicht dran, weil sie nicht weiß was noch zu gebrauchen ist oder nicht, oder sie im Zimmer irgendwas kaputt macht oder verlegt (sonst bekommt sie Streit mit meinem Bruder, da hat sie Angst vor). Meine Mama ist wegen seelischer Probleme und depressionen auch schon beim Psychologen in Behandlung gewesen.
So der Punkt ist aber, mein Bruder wenn ich ihn mal wegen meinem Compie brauche (den er mir übrigens fertig gemacht hat) oder anderweitig anrufe und ihn dann mitten beim Online-Zocken erwische, faucht er mich sowas von unfreundlich an und schnauzt rum, daß ich schon mittlerweile Panik habe ihn wegen irgendwas anzusprechen und/oder anzurufen. So hier denke ich daß dies genauso war bei mir in meiner Zockerzeit.
Ich schau mir das auch nur noch ne Weile an, bis ich ihn mal drauf anspreche und versuche ihm näherzukommen. Jedoch wie bei der Spielsucht benötigt man denke ich mal auch hier die Einsicht des Erkrankten. Vielleicht braucht er ja auch nur jemanden, der ihm auf die Sprünge hilft. Vielleicht ist es ja auch nur so, das ich nur denke, daß hier was nicht stimmt.

Ich will hoffen, daß Du dich nicht über meinen Roman wunderst, aber mir hilfts im Moment auch ein wenig zu schreiben. Damit helfe ich mir und hoffentlich auch anderen.
Ich will hoffen, das ich Dir mit diesem Roman auch etwas weiterhelfen kann und Dich nicht zu sehr schockiert habe.

Also, gute 24 Sunden, bis dann
Jenni

Jenni
07.01.2003, 05:30
Auch mal Nein sagen können, zeigt Stärke und Liebe.
Man muß aus Liebe schon mal Dinge tun, die man selbst nicht gerne macht. Mein Lebensgefährte wird von mir auch an der Leine gehalten (zumindest im Moment) und ich kontrolliere ihn, aber er lässt es sich gefallen, zum Glück. Er ist jetzt seit Tagen noch nicht einmal mehr Kaffeetrinken in eine Halle gefahren.

Sie mal Martin, Du gehst jetzt für Deinen Sohn arbeiten, nicht für Dich. Aber sagst Du mal Nein, könnt ihr, Deine Frau und Du evtl. Sicher sein, daß sich Euer Sohn, wenn ihr (nicht bös sein weiß keinen andern Ausdruck) mal in den Wohlverdienten Ruhestand geht, daß er auch zeigt wie sehr er Euch liebt. (Es sei, denn er ist (auch schon bevor er mit dem zocken anfing)ein sehr ichbezogener Mensch gewesen), dann kann es natürlich sein, das alles anders kommt als erwartet.

Ihr habt nun 27 Jahre lang nur an Euer Kind gedacht, denkt doch auch mal an Euch. Euer Sohn ist erwachsen.

Was mir jetzt wohl grad einfällt, ich weiß ja nicht wie weit Euer Sohn schon ist. Passt trotzdem auf ihn auf. Ohne Hilfe schafft er es vielleicht nicht. Ich möchte auch nicht Schuld sein wenn es nicht so läuft wie es soll. Ihr müßt für Euch ganz allein entscheiden, wie Ihr diese Sache angeht und wie weit ihr bei Eurem Sohn gehen könnt.

Vielleicht, machst Du für Dich ganz allein (es ist ja nichts schlimmes dabei) mal einen Termin bei einem Psychologen und bittest ihn um Rat bzgl. Deines Sohnes. Ich bin ja keine Psychologin (und nicht das ich was verkehrt mache). Vielleicht hat er einen Guten Rat für Dich oder einen noch besseren.

Nach Deinem Eintrag zu Urteilen, siehts bei Eurem Sohn nämlich gar nicht so toll aus und es soll ja nicht noch schlimmer werden.

Übrigens, Hol Dir auf jeden Fall für den Fall (kommt Euer Sohn mal aus sich heraus) die Adressen für Gruppen und Anlaufstellen in Eurem Umkreis heraus, damit diese schon direkt parat liegen. Bei mir wars so ...erst die Einsicht, dann einen Tag später nämlich die Verwerfung des Problems und dann hab ich weiter gemacht wie bisher. Damit alles schnell gehen kann und Dein Sohn kein Zurück (zumindest nicht großartig) mehr machen kann irgendwelche Rufnummern und Adressen wo er sich hinwenden kann.

Viele liebe, liebe Grüße
Jenni

norbert
07.01.2003, 16:32
hallo, martin. was hat euer sohn besonders gern gemacht,worauf legte er wert bevor er anfing zu spielen. vernachlässigt er diese hobbys und eigenarten jetzt. wir spieler erleiden meist ohne das wir es registrieren an diesen punkten verluste. als verlust nehmen wir es aber nur wahr, wenn es uns nicht gelingt dies zu verdrängen. versucht doch mal da anzuknüpfen, ohne zu sehr vordergründig eine verbindung zur spielsucht aufzumachen.
verzichtet nicht auf die rückforderung eures geldes, ganz im gegenteil. nur wenn wir den schmerz spüren, wenn wir in der ersten zeit des nichtspielens uns an dieser leistung "berauschen" es schaffen zu können ist ein ansatz gemacht. wenn dieser rausch nachlässt wirds nochmal kompliziert. ich wünsche euch und eurem sohn glück. und denkt dran jeder spieler weis das er falsch handelt und hat,
ob er es nach aussenhin zugibt oder nicht, ein schlechtes gewissen.

Martin
07.01.2003, 23:13
Danke Norbert,
Es geht mir nur nicht in den Kopf wiso Menschen andauernd unbedingt Riesensummen verspielen und es trotzdem wieder machen.Normalerweise lernt der Mensch ja durch seine Fehler.
Wiso ausgerechnet beim Spielen nicht ?
Gruß Martin

Jenni
08.01.2003, 03:34
Hallo Martin,

eine Spielsucht-sucht ist an und für sich ist gleichzusetzen mit anderen Süchten wie die Alkoholsucht die Drogensucht oder ganz banal das Rauchen.
Wenn einmal damit angefangen hat, kann man auch nicht aufhören. Diese Sucht wie auch die Nikotinsucht spielt sich im Kopf ab, man kann nicht aufhören, auch wenn man es eigentlich möchte, man hat einfach eine innere Blockade, die man nur mit Hilfe anderen überwinden kann.

Bei dem was Norbert sagt/schreibt, nur durch Rückforderung des Geldes kann man evtl. dauerhaft machen finde ich ganz treffend ausgedrückt.

Aber was anderes, mit meinem ersten Roman wollte ich niemanden verärgern. Bitte entschuldige.

MFG Jenni

norbert
08.01.2003, 11:33
Hi, martin. meine tochter hat mich gestern spontan angesprochen " papa stimmt es das du jetzt schon 3 monate nicht spielst, 3 monate hast du schon geschafft !" mit meinem entschluss mir hilfe zu suchen, habe ich mich nach schwerem ringen meinen kindern offenbart.für einen vater bzw. mutter der/die von seinen kindern in vielen punkten ja ob verdient oder nicht verdient bewundert wird, ein schwerer wirklich schmerzhafter weg. man muss aus meiner sicht zwingend seine wichtigsten bezugspersonen einbeziehen.man muss selbst die erkenntnis haben, das man ganz unten ist. geld ist für einen spieler wie mich immer nur bedeutsam gewesen, wenn jemand forderungen aufgemacht hat und dann auch nur in diesem augenblick. beim spielen waren "unsummen" nur mittel zum zweck. das spielen hat mich hybnotisiert,hat mich in diesem moment beherrscht, es gab keine probleme, kein problem kam an mich ran. keine erwartungen und verantwortungen die ich hatte oder die ich eingebildeter weise zu habe schien hat mich belastet oder eingeengt. ich habe gern gespielt, habe mir ganz gezielt diesen zustand gesucht.ich bin über die jahre ein anderer geworden. jemand der ich nicht wieder sein will. 3 monate ist nur ein kleiner anfang. aber es sind mehr als neunzig tage und nächte und ganz besonders morgende die es schon alleine wert sind weiter zu machen. meine kinder müssen es ähnlich empfinden, wie belastend muss es für sie gewesen sein, dass sie jetzt die tage mitzählen. die bemerkung meiner tochter hat mich stolz gemacht und gleichzeitig schwer bedrückt. Als ich meine mutter ansprach vor sechs monaten, lies sie dieses thema nicht an sich ran. nach dem motto " dies gabs in unserer familie noch nie ,das kann nicht sein, so schlimm wird es schon nicht sein".
martin seid , wenn der moment kommt offen. wenn euer sohn sich einmal alles von der seele reden wird, kann die lawine der gefühle und vorwürfe sowie anschuldigungen ob berechtigt oder unberechtigt, gewaltig sein. es kann sein das ihr das gefühl habt von dieser lawine erschlagen und verschüttet zu werden. geht nicht in eine verteidigungshaltung sondern last es erst mal setzen. euer sohn braucht euch nicht als geldgeber, sondern als eine "kontrolleinrichtung" der er sich unterwirft. ich habe mich was das spielen betrifft selbst der kontrolle meiner töchter unterworfen, ich habe meine entscheidungsfreiheit beim umgang mit geld soweit wie nur möglich abgegeben. ein zustand den ich noch vor wenigen wochen als "kastration" empfunden hätte. das geht nur wenn man es will. wenn man sich bewust wird das es so nicht weitergeht. das gefühl das es schön ist ohne spielen und die sicht auf sachen und werte die man zurückgewinnt kommt später. aber es geht schnell. genauso schnell wie die nächste versuchung der man widerstehen muss. das zum thema romane schreiben, aber martin es hilft auch mir, wenn ich mich mitteilen kann , insofern ist es auch etwas egoistich.
gruss an alle
Norbert