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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einmal alles raus - best medicine



Andreas
25.03.2003, 11:10
Hallo,

ich habe gestern abend nach 3 Jahren intensiver Spielsucht (mit ca. 150.000 EUR Verlust) meinen Eltern als ersten Menschen mitgeteilt, wie die Lage ist.

Ich kann das nur jedem empfehlen:
Das Leben ändert sich von ein auf die andere Sekunde,
wenn Du Freunde, Eltern oder Partner hast, die dich lieben.

Der Druck, alleine mit allem klar zu kommen, alle deine Mitmenschen zu belügen und betrügen zu müssen, ist plötzlich weg.
Der Druck, die Spielbank zu besuchen und das wahre Leben zu ignorieren ist für mich (so hoffe ich) nun erstmal getilgt.

Natürlich muß man sich im klaren sein, das sich Dein Leben verändert.
Nur weil man nun einmal die Wahrheit gesagt, ist man noch lange nicht über den Berg.
Die Sachen, die sich lange aufgestaut haben (Schuldentilgung, Pflege von Beziehungen) werde ich nun direkt angehen.

Ich werde nun meiner Frau, allen meinem Freunden (vor allem die Betrogenen) auch davon erzählen. Das kann in letzter Konsequenz auch heißen, das man Menschen, die man liebt verliert, aber auch das (so schlimm es wäre) ist besser zu verkraften, als weiter zu spielen und alle anzulügen.

Einmal alles raus lassen (bei einer Person des Vertrauens),
danach kann man sich nicht mehr hinter iregendwelchen scheinheiligen Ausreden verstecken, dann wissen Die Leute über einen Bescheid und die Lügerei hört auf und damit auch der Druck, die Situation irgendwie selbst in den Griff bekommen zu müssen.

Good Luck !!! Fight the game !!!!

A.

Andrea
25.03.2003, 12:42
Hallo Andreas,
ich kann schon verstehen, das es dich erleichtert hat, alles "rauszulassen".
Aber, was jetzt?
Was erwartest du von den Leuten, denen du erzählt hast, das du spielsüchtig bist? Sollen sie bei deinen Schulden helfen? Sollen sie verstehen, warum du sie betrogen hast?
Suchst du dir jetzt eine Selbsthilfegruppe / Therapie? Oder glaubst du, jetzt geht alles von alleine?
Versteh mich nicht falsch, ich bin selbst Angehörige und ich weis wie sehr die Eltern von meinem Freund unter seiner Spielsucht gelitten haben.
Ich will dir damit nur sagen - du hast einen guten Anfang gemacht, jetzt geh den Weg auch weiter.
Denn nur mit einem Gespräch geht nicht alles von alleine.
Ich drück dir die Daumen
Andrea

claus
25.03.2003, 15:53
Hallo Andrea,
ich finde hier es ist nicht die Frage was Andreas tut (oder deiner Meinung nach tun sollte), sondern was Du tust bzw. getan hast um mit dem Spielen als Angehörige aufzuhören.
Dieses Spiel heisst anderen Schuldgefühle einzureden.
Ich weiss wovon ich rede, denn ich bin Spieler als auch Angehöriger von Spielern.
Am besten redet jeder von sich und hört de, anderen zu.
Nur so war es mir möglich auszusteigen.
AUS DEM SPIELen
gruss
claus

Andrea
26.03.2003, 16:49
Hallo Claus,
es war sicher nicht meine Absicht Andreas irgendwelche Schuldgefühle einzureden! Das habe ich auch bei meinem Freund nicht gemacht.
Ich verstehe auch, das Andreas sich total darüber freut, einen Anfang zu haben.
Ich habe einfach das geschrieben, was mir beim lesen in den kopf geschossen ist.
Andrea

Andreas
26.03.2003, 18:42
Hallo Andrea und Claus,

erstmal vielen Dank für Eure Antwort.

Wie die Antwort auch ausfällt, es ist besser eine Meinung zu hören und sich dieser zu stellen, als sich in dieser Situation zu verstecken. Nach und nach realisiert man, was da passiert ist und welche unglaublichen Konsequenzen sich daraus ergeben.
Ich bin nun seit 3 Tagen nicht mehr spielen gewesen, obwohl ich über 50 EUR in der Tasche habe und zur Zeit alleine zu Hause bin. Das Glücksspiel an sich kommt mir so sinnlos vor, und mit jedem Tag hoffe ich darauf, das dieser Eindruck immer stärker wird.

Da ich erst 33 Jahre alt bin und vor allem noch gesund
(zumindest physisch) bin, gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß diese elende Erfahrung in unabsehbarer Zeit mein Leben
so verändert, das Ehrgeiz, Spaß, Ehrlichkeit und Vertrauen wieder irgendwie zurückkommen können.

Andrea: Es ist wichtig für mich, gerade eine Meinung von jemanden zu hören, der davon schuldlos betroffen ist.

Ich danke Euch für jede Art von Mail.

Andreas

andreas
08.04.2003, 15:17
Hallo Namenvetter;
scheibe noch einmal, aber aus Enttäuschung!
Enttäuscht bin ich darüber, daß meine Lieben Verwandten und auch meine Frau mit Spielsucht nichts anfangen können. (Das ist etwas Überflüssiges, was man schnell wieder loswerden muß)
Verständnis, daß ich als Spieler an einer tötlich verlaufenden Krankheit leide , habe ich nur in den Selbsthilfegruppen der Spieler erfahren!
Es ist der Weg, erst einmal mit mir selber in das Reine zu Kommen; Inventur zu Machen, mit Therapeuten und Seelsorgern zu Sprechen, meine negativen und guten Seiten zu Betrachten, sie in Liebe loszulassen.
Ich habe lange gebraucht um Spielfrei zu werden ,Jahrelang an den Gruppen teilgenommen und traue mir jetzt zu, mit anderen über mich zu Sprechen, weil dieser Spieldruck 'raus ist aus der Birne und ich mich selber immer besser verstehe.
Schöne 24 Stunden
Andreas