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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schuld Unterhaltungsindustrie



Volker
29.04.2003, 23:34
Hi an alle,
Schuld ist auch die Industrie und unser Staat, weil alle sehr viel Geld dabei verdienen, wir sind die verlerer.
Früher habe ich die Automanten Teilweise 10 Stunden am Tag gespielt.
Und habe viel Verloren.
Heute sind es die Fun Future mit €5,00 kann ich €1000,00 und mehr Gewinnen höchster Gewinn mit einem Einsatz von €1600 waren 56.000 Pukten in Geld €2.800,00.
Das kann es nicht sein das ich in eine Kiste €1.600 verspiele und hätte ich keinen 10fachen Einsatz gespielt wären es grad mal €280,00.
Der einsatz ist einfach zu hoch und gehört auch von Getzwegen verboten.
€5,00 für eine Token ist einfach wahnsinn
ich kann in einer Spielhalle genauso viel verlieren wie in einem Casino das kann nicht sein.
Hier muß ich einfach an den Getzgeber und Der Industrie eine dicke Rüge erteilen.
Das darf nicht sein .
€ 1,00 Für eine Token wären angemessen und wir hätten die hälfte Spieler weniger weil der Reitz nicht das wäre schnell mal € 1500,00 zu gewinnen.
Darüber sollte man sich auch unterhalten.

XXLChristine4U
30.04.2003, 08:34
Siocherlich trägt der Staat eine Mitschuld, aber die Schuld ganz auf den Staat ist zu leicht. Der Staat steht nicht mit einem Knüppel hinter Dir und zwingt Dich zu spielen und viel Geld zu verspielen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.

Es ist hier so wie mit der Prostitution. Es ist das älteste Gewerbe der Welt, der Staat hat es offiziell erst jetzt erlaubt, trotzdem hat er da schon immer die Hand aufgehalten.

Marcus (Fachstellenteam)
30.04.2003, 08:57
Hallo Volker,

im Grunde gebe ich Christine recht.

Zusatz: Token-Geräte wären meines Erachtens kein Problem, wenn sich die Spielhallenbetreiber an das Gesetz halten würden, denn Token dürfen nicht in Geld zurückgetauscht werden. Wäre dies so, würde wahrscheinlich kaum einer an diesen Geräten spielen.

Da die Realität aber anders aussieht, kommt letztendlich nur ein Aufstellverbot in Frage, für welches seitens der Suchthilfeeinrichtungen auch gekämpft wird.

Gruss,
Marcus

HoJo
01.05.2003, 20:36
Hallo Volker, hallo Marcus,

die Diskussion die ihr hier führt zeigt mir leider wieder ein großes allgemeines Problem auf.

Nämlich wie schnell mann doch immer einen Schuldigen findet der an meiner Misere schuld hat.

Mit diesem ganzen wenn, aber, oder, und, auchs will doch jeder nur von seiner eigenen Schuld ablenken.

Damit ich den Weg aus meiner Sucht finden konnte mußte ich mir eingestehen das ich süchtig bin und das ich alleine die Schuld daran habe süchtig zu sein.

Marcus natürlich ist es wichtig das die Fachstelle gegen alle ungesetzlichen Spiele vorgeht ( gegen die gesetzlich erlaubten könnt ihr das ja leider nicht), aber jeder süchtige Spieler findet immer ein Spiel egal ob legal oder illegal bei dem er seine Sucht ausleben kann.

Allen alles Gute
HoJo

Marcus (Fachstellenteam)
02.05.2003, 12:24
Hallo HoJo,

du hast grundsätzlich recht. Ich persönlich halte die Schuldfrage allerdings generell für wenig konstruktiv. Verantwortung ist meines Erachtens ein besserer Begriff.

Eigenverantwortung kann allerdings nicht bedeuten, dass Anbieter von Glücksspielen Tunb und Lassen können, was sie wollen.

Ich denke dies besonders bezüglich des Jugendschutzes. Wenn ich Klienten frage: Wann hast du mit dem Spielen angefangen? so bekomme ich oft die Antwort: mit 16, 14, 17, etc.

Und betrachtet man sich die Werbestrategien der Anbieter, so wird die Zielgruppe doch schnell deutlich.
Allein aus diesem Grund sind wir alle verpflichtet, zwar beschränkt aber immer kritisch mit neuen oder bestehenden Spielangeboten umzugehen und Entscheidungsträger auf Mißstände hinzuweisen.

Bis demnächst,
Marcus

Rolf
16.05.2003, 11:59
Das ist ja wirklich alles schön und gut. Aber wenn ich in deinen Zeilen lese, du bist SCHULD, wir haben selber SCHULD. Da kommt mir das gruseln. Kann es sein, dass du deine Spielsucht noch nicht als Krankheit akzeptiert hast? Ist ein Krebskranker schuld an seiner Krankheit? Du bist also irgendwann mal in die Dattelhalle gegangen und hast dir vorgenommen, prima nun werde ich süchtig nach dem Zocken. Schuld kommt nur dann in Betracht wenn ich etwas absichtlich tue. Ich denke, kein Mensch wird absichtlich krank. Wir sind unschuldig!!!!!!

Jochen
16.05.2003, 13:43
ich möchte nur eine frage zu diesem beitrag stellen:

Willst Du eigentlich vom Speilen loskommen ?

Schöne 24 Stunden

claus
16.05.2003, 17:27
DIE ERKLÄRUNG DES SÜCHTIGEN SPIELERS
ZU FREIHEIT UND VERANTWORTUNG

Mein Name ist.................... Ich bin ein süchtiger Glücksspieler und ich bin verantwortlich für meine Sucht. Niemand hat sie mir auferlegt, ich habe sie mir selbst zugefügt.

Wie krank oder verrückt ich auch werden mag, - ich bin ein freier Geist ein Kind Gottes und ein verantwortlicher Mensch. Ich habe meine Sucht selbst bewirkt, indem ich exzessiv gespielt habe – aus freiem Willen – so daß ich davon abhängig wurde und meinen freien Willen verloren habe. Ich habe ihn verloren, und ich kann ihn mit Gottes Hilfe wiedererlangen.

Meine Sucht ist das Resultat meiner eigenen Unwissenheit und meiner eigenen Perversionen. Ich bin verantwortlich für mein perverses Handeln, das heißt: Unrecht tun, obwohl ich wußte, daß es Unrecht war. Ich bin auch dafür verantwortlich, unwissentlich zu handeln, das heißt: Unrecht tun, ohne zu wissen, daß es Unrecht war. Unwissenheit ist keine Entschuldigung, und ich beanspruche sie auch nicht als Entschuldigung.

Ich mache meine Not nichts und niemanden zum Vorwurf. Zugegeben, die Gesellschaft ist oft im Unrecht und andere Menschen sind oft im Unrecht, - das ist nicht Schuld an meiner Sucht. Ich selbst habe mich zu einem süchtigen Glücksspieler gemacht.

Ich bin auch verantwortlich für meine Genesung. Keiner kann das für mich tun. Ich brauche Hilfe, und ich will Hilfe suchen und annehmen. Aber ich will meine Helfer nicht als Krücken und Tränentrockner benutzen.

Mit Gottes Hilfe und mit der Hilfe von Menschen, die an derselben Sucht leiden und bereits genesen sind, kann und werde ich – nur für heute – in absoluter Abstinenz und Freiheit von Glücksspielen, Alkohol, Drogen und anderem süchtigen Verhalten leben.
Es ist unter meiner Würde, der Gesellschaft zur Last zu fallen, ein Versuchskaninchen für Wissentschaftler oder ein Fall für die Behörden zu werden. Indem ich tagtäglich in der Kraft Gottes und in der Wahrheit und Liebe meiner Mitmenschen meinen Weg gehe, werde ich ehrlich, ehrenhaft und verantwortlich leben, - und ich werde zur Entdeckung und Erfüllung der wahren Bedeutung des Lebens gelangen.

marija
16.05.2003, 19:31
Hallo an alle,
sicherlich, in der ersten Linie sollte jeder bei sich anfangen und nach der "schuld" zu fragen, dennoch meine ich, bei einem spieler kann mann weder von schuld noch von absicht reden. als ich vor ca. drei jahre das allererste mal in einer spielbank war, habe nicht im entferntesten geglaubt, dass ich meine ganze energie und mein ganzes leben in diese geschichte investieren werde. dennoch bin ich dem sog verfallen, ohne mich zu dem zeitpunkt dagegen wehren zu können. und deshalb denke ich, dass die gesellschaft bzw. der staat nicht unerhebliche rolle dabei spielt. alles was einnahmen bringt (zigaretten, alkohol, spielhallen und jetzt seit neuem auch die prostitution) wird legalisiert, obwohl schon seit spätestenst dostojewskis buch "der spieler" bekannt ist, dass ganze existenzen, menschenleben davon bedroht sind, von der beschaffungskrimminaliät ganz zu schweigen. es ist wohl wahr, dass keiner mit dem knüppel hinter einem steht und uns zwingt oder gezwungen hat dahin zu gehen, aber wie schon erwähnt seine krankheit sucht man sich nicht aus. Der staat müsste in die pflicht genommen werden und zumindestes, wie es zu urzeiten war, veranlassen, dass die spielbanken ihre spieler auf bonität überprüfen. jeder kleiner janki der 10 gr. haschisch in der tasche besitzt, wird strafrechtlich verfolgt, haschisch wird nicht legalisiert, weil es zur sucht führen könnte (obwohl rauch einer haschisch zigarette gesünder ist als rauch einer normalen zigarette) aber in der spielbank kann jeder und 1000-e von € verprassen, ohne das es jemanden zu ineressieren scheint, woher das geld kommt und wieviele leben dabei darauf gehen.

gruß marija

HoJo
18.05.2003, 21:37
Natürlich bin ich nicht mit dem Vorsatz in die Spielhalle gegangen süchtig zu werden und klar ist Spielsucht eine Krankheit, aber dies benutzen viele als Entschuldigung und decken damit einen dicken Mantel über jeden Rückfall dem sie erliegen. Ich habe meine Spielsucht akzeptiert und erkannt, denn nur dadurch bin ich in der Lage sie zu bearbeiten oder mit ihr zu leben. Meine Schuld ist es das ich nicht aufgehört habe mit spielen als mir eigentlich bewußt wurde das ich nicht gewinnen kann und meine Probleme nicht gelöst wurden sondern nur immer größer wurden.
Ich spreche auch nur von Schuld weil in den hier aufgeführten Berichten von Schuld gesprochen wird und jede mögliche Person und Institution verantwortlich gemacht wird nur mann selber macht sich nicht verantwortlich.

Und Rolf ziehe keine Vergleiche mit irgendwelchen anderen Krankheiten. Du kannst Spielsucht nur mit jeder anderen Sucht vergleichen. Jeder andere Vergleich ist für mich wieder nur eine Suche nach Entschuldigungen die mich und meine Verantwortung entschuldigen sollen.

Gruß an alle HoJo

Rolf
19.05.2003, 11:49
Eins vorweg. Ich wollte dich in keinster Weise angreifen. Jeder hat seinen Weg um mit seiner Krankheit fertig zu werden. Und jeder, ob er es nun geschafft hat oder erkannt hat etwas zu tun, verdient mehr als meinen Respekt. Ich mag nur den Begriff "Schuld" nicht in diesem Zusammenhang. Ich kann mich nur all zu gut an meine Gefühle während meiner nassen Phase erinnern. Schließlich hat sie mit kleinen Unterbrechungen über 20 Jahre gedauert:) Zwei Gefühle waren übermächtig. Schlechtes Gewissen und Schuld. Dieses Gefühl, an allem Schuld zu haben, hat mich auch sehr oft wieder zurück zur Flasche oder zum Spielen gebracht. (Ich bin Alkoholiker und Spielsüchtig) Wie oft hatte ich kurze trockene Phasen in meinem Leben. Dann hatte ich wieder etwas aufgebaut und bin rückfällig geworden. Da habe ich mir natürlich immer die Schuld gegeben. Ich war dann für mich selbst der größte Versager der rumläuft. Nur, in dieser Zeit hatte ich noch kein Mittel in der Hand. Ich hatte noch nicht akzeptiert, dass ich krank bin und das man eine Krankheit behandeln kann. Leider ist Sucht nicht heilbar, aber durch Abstinenz kann die Krankheit gestoppt werden. Sie schreitet dann nicht fort. Aber sie ist da!! Als ich das irgendwann erkannt hatte( ich hatte therapeutische und Gruppen Hilfe)wurde manches leichter für mich. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben oder mich schuldig zu fühlen. Und zu schämen brauche ich mich erst recht nicht. Auch nicht wegen eines Rückfalls. Aber, jetzt greift der Begriff "Verantwortung". Wenn ich weiß, das ich eine sehr, sehr ernste Krankheit in mir trage, sollte ich alles tun um deren Ausbruch zu verhindern. D.h. für mich, nachdem ich meine Krankheit als solches akzeptiert hatte, hatte ich ein Mittel in der Hand. Erst von da an war ich in der Lage Verantwortung zu übernehmen. Ich vergleiche das gerne mit einer schweren Zuckerkrankheit. Wenn ein Zuckerkranker vergisst Insulin zu spritzen kann er sterben.(er muss aber erst wissen, dass er Zuckerkrank ist) Wenn ich vergesse, dass ich suchtkrank bin, kann ich sterben. Ich stehe nun in Verantwortung mir gegenüber. Aber, um diese Verantwortung übernehmen zu können, musste erst ein neues Bewußtsein geweckt werden. Ein Bewußtsein für meine Krankheit. Mir persönlich ist es immer lieber, wenn wir sagen "Verantwortung" und nicht "Schuld". Keiner wird absichtlich krank und keiner wird absichtlich Rückfällig. Er hat nur nicht genug auf sich aufgepasst. Das ist nicht seine Schuld. Das Unterbewußtsein hat ihm einen Streich gespielt. Aber, er kann noch lernen, mehr Verantwortung für sich zu übernehmen.
Das Bewußtsein schärfen. Das Bewußtsein für die Krankheit. Aber, letztendlich ist es egal, wie ein Mensch mit seiner Krankheit umgeht. Hauptsache, er lässt sich nicht von ihr besiegen. Wenn jemand zu mir sagt, er hätte 10 Jahre gesoffen oder gespielt, und ist jetzt 5 Tage trocken, dann ziehe ich meinen Hut. Jeder trockene Tag ist eine echte Leistung und verdient den allergrößten Respekt. Und wenn er nach 5 Tagen rückfällig wird, so waren doch diese 5 Tage ein Geschenk. Und vielleicht sind es das nächstemal 14 Tage. Und wenn er sich vielleicht irgendwann nicht mehr schuldig fühlt, für seine Krankheit, ist Platz für positive Gefühle. Schuld und schlechtes Gewissen sind negative Gefühle. Sie beeinträchtigen die Genesung. So sehe ich das. Und wie alles in diesem Forum, ist das subjektiv. Heute bleibe ich trocken,

viele liebe Grüße (natürlich an alle)

Rolf

HoJo
19.05.2003, 20:02
Ich kann deinen Ausführungen nur voll und ganz zustimmen.

Was mich aber auf die Palme bringt ist wenn ich diese allgemeinen Schuldzuweisungen lese die da lauten " Ja wenn der nicht das gemacht hätte , oder wenn das nicht gewesen wäre !!!" Dann hätte ich nicht gespielt oder dann hätte ich beim spielen nicht so viel Geld verloren.

Genauso ist es wenn mann nach den Ursachen seiner Sucht(Krankheit) sucht. Auch dort findet mann immer einen oder sogar mehrere die "Schuld" haben und darin sehe ich die Gefahr zu schnell seine Verantwortung abschieben zu können, was manch einer dann auch dankend ganz schnell macht.

Deshalb habe ich in der Art auf die Kommentare geantwortet um nicht andere in eine falsche Richtung zu schicken.
Klar ist das Wort Schuld ein hartes Wort und schreck auch manch einen ab und stempelt ihn schnell als Versager ab, aber ich kann mittlerweile die Dinge für mich richtig einordnung und habe meine Eigenverantwortung endlich angefangen zu übernehmen.

Alles Gute und viele Grüße an alle
HoJo

Rolf
19.05.2003, 20:32
Nun weiß ich wie Du es gemeint hast. Da hast Du völlig recht mit. Verantwortung abwälzen kann nicht gut gehen. Ich habe jetzt das Bedürfnis etwas zu dem ganzen Thema raus zu schreien:

GEBT EUCH NICHT DIE SCHULD AN EURER KRANKHEIT; ABER VERDAMMT NOCHMAL, GEBT ANDEREN AUCH NICHT DIE SCHULD. SO EINFACH IST ES NICHT.

So, jetzt ist mir wohler.

Liebe Grüße

Rolf

Wolfgang
21.05.2003, 13:04
Jeder versucht zunächst die Schuld bei einem anderen zu finden. Sei es bei einem Autounfall oder eben auch wie hier bei Süchten.
Zur Schuldfrage: Es ist wohl unbestritten, dass einige Leute im Leben anfälliger für bestimmte Krankheiten sind. Da die Spielsucht auch eine Krankheit ist, gibt es sicherlich bei jedem von uns gewisse Auslöser die zu dieser Sucht führen. Da bin ich mir absolut sicher!
Entweder sind es wie bei allen psychosomatischen Krankheiten, Probleme die man nicht verarbeitet hat oder einfach ein schwacher Wille.
Meine Ansicht was den Staat angeht: Er ist sicherlich daran interessiert, dass er weiterhin hohe Einnahmen durch das Glücksspiel erzielt. Leider verdient der Staat bei allen Süchten fleissig mit. Sei es Alkohol, Zigaretten oder eben das Spielen. Und das wissen die verantwortlichen Stellen auch genau!
Nur dann erwarte ich im Gegenzug auch wieder eine Leistung! Warum könnten nicht beispielsweise 5% der Einnahmen aus dem Glücksspiel für Rehabilitationsmassnahmen zurückgelegt werden. Die Therapien sind nun leider einmal sehr teuer, da finde ich es gerecht zu sagen nicht die Allgemeinheit mit ihren Beiträgen zur Krankenversicherung zu belasten, sondern nein--der Staat hat eine MitSCHULD und muss sich dieser auch bewusst sein.

Rolf
21.05.2003, 14:41
Die Allgemeinheit sind doch wir. Wir sind der Staat. Das heißt, wir sind gefordert. Ich gebe dir völlig recht, es muss noch mehr getan werden. Nun steht es ja mit unserem Gesundheitswesen schon längst nicht mehr zum besten. Die Kassen sind leer und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Also, was kann die Allgemeinheit,wir, tun? Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft. Es gibt ja nicht nur die Spiel und Alkoholsucht. Und ich rede auch nicht von offiziellen Zahlen, ca.2 Millionen Alkoholiker. (die offizielle Zahl der Spieler kenne ich nicht, vielleicht kann die Fachstelle da weiterhelfen) Wie hoch ist die Dunkelziffer? 5-6-7- Millionen ? Nun ist es erwiesener Maßen so, das Betroffene anderen Betroffenen sehr gut helfen können. Indem ich mich an diesem Forum beteilige leiste ich also schon einen bescheidenen Beitrag. Jeder der sich beteiligt tut das. Der Staat, als unsere Verwaltung, steht allerdings in der Pflicht ( da gebe ich dir auch völlig recht). Es geht nicht an, dass ich die Zeitung aufschlage und lese, gemeinnützigen Vereinen( Suchtkrankenhilfe) werden die Untestützungen drastisch gekürzt. Das ist sparen am falschen Ende. Aber jeder Betroffene ist auch in der Pflicht. In dem Moment, wo ein Betroffener Hilfe in Anspruch nimmt, und vielleicht ohne Sucht besser leben kann, entlastet er die Gesellschaft. Also, da ich Teil des Staates bin, kann ich indem ich mir helfe, dem Staat helfen. Wenn ich diesen Gedanken weiterführe, hieße das, nachdem ich mir geholfen habe, mir helfen ist ja erstmal die Hilfe anderer annehmen,kann ich widerum anderen helfen. Schneeballprinzip. Es ist sicherlich noch ein sehr langer und schwerer Weg, aber vielleicht ist es einer. Jeder, der hier etwas ins Forum schreibt, ist ein Helfer. Er hilft sich und Anderen. Ist doch schön, oder?

Viele Grüße

Rolf

norbert
21.05.2003, 15:50
hallo rolf, glaubst du ,daß was du schreibst. der staat sind wir. amenmärchen !!! ansonsten müßte ich jetzt vor mir ausspucken, weil ich mich gerade einem staat anbiedere der einsetztbare "kleine" atomwaffen entwickelt. es ist der falsche platz für dieses thema. aber an der geldwäsche in den kneipen und spielcasinos verdient sich dieser staat dumm und duslig und er tut es bewust, er kalkuliert die einnahmen aus der geldwäsche in seinen haushalt ein. dies bin ich nicht. ich bin krank, aber mir ist noch zuhelfen, diesem staat, egal welche partei nun gerade die hand aufhält, nicht. all das was sozial und erstrebenswert an ihm für mich war, wird zugunsten der geldgier geopfert. woher sollte also der sittlich anspruch kommen der ständig propagiert wird. hier hilft nur ein anspruch:hilf dir selbst und versuche anderen damit zu helfen. ich bin suchtkrank und ich hoffe nie in die verlegenheit zu kommen macht zu haben und sie ausüben zu dürfen und zu müssen. die letzten monate haben mir eine ilusion geraubt. ich bin wieder an dem punkt an dem ich glaube, daß der mensch in erster linie ein tier ist. er braucht einen leithammel und manchmal ist dieser eben faschistoid. mir fängt es an zu gruseln bei diesem gedanken. die einzige hoffnung die dieser doch so hochbegabten menschheit bleibt,ist die das die jeweiligen leitbullen die interessen der mehrheit vertreten. ich weis thema verfehlt: 6 . aber ich habe nicht damit angefangen "der staat sind wir..." ich bitte alle die sich jetzt verletzt fühlen sollten um vergebung. ich wünsche euch gute 24 stunden und laßt euch nicht zuviel verantwortung aufbürden. gruss norbert

Rolf
21.05.2003, 16:21
Ich kann deinen Frust verstehen. Du schreibst, du hättest in den letzten Monaten Illusionen verloren. Ist es das was dich so wütend macht? Oder ist es meine Aussage, der Staat sind wir. Ist es richtig, zu sagen, die da Oben? Ich sehe da eine Resignation. Ich bin auch sauer auf unsere Regierung, aber ich muss sie ja nicht wiederwählen. Ist resignieren der richtige Weg? Ich kann mich erinnern. das resignieren mich immer wieder zurück an die Flasche oder den Automaten geführt hat. Du hast mich gefragt, ob ich an das glaube was ich sage. Das tue ich. Ich würde mir selbst am meisten schaden, wenn ich das Gegenteil von dem sage was ich denke. Schließlich bin ich Suchtkrank. Ich habe genug gelogen und Märchen erzählt in meinem Leben :)

Viele liebe Grüße

Rolf

Marija
21.05.2003, 18:03
Hallo Wolfgang, Hallo Rolf,

ich denke wir sind uns alle einig, der staat sind wir, und wir sind schuld. nun gut, wir sitzen in dem schlamassel und können uns gegenseitig entweder helfen in dem wir uns selbstschuld geben und daran arbeiten,dass wir die schuldgefühle verdrängen, aber dann haben wir auch die macht (als staat) anderen zu helfen, d. h. denen, die noch nicht in dem teufelskreis sind, all den jugendlichen, oder den studierenden, die es glauben, wenn sie ein paar mal in die spielbank gehen und ein paar € für ihr lebensunterhalt dazu verdienen, niemals süchtig werden können. wäre es doch eine möglichkeit (wir als staat) uns mit den regierenden auseinander zu setzen in dem wir uns nicht als opportunisten sondern als oposition zu wort melden. wir können natürlich auch weiter schweigen und uns eigentlich eingestehen, dass wir nur schwächlinge sind, die erbarmungslos versagt haben und die dunkelziffer wird niemals erfasst, denn wir sind anonym. ich kann norberts wut sehr gut verstehen und ich denke, wir sollten alle wütend werden, nich auf uns und unsere krankheit sondern an die korruption des staates. in diesem sinne schöne grüße marija

p.s. vielleicht denken wir mal alle nach und schreien unser wut nach aussen.

Rolf
21.05.2003, 18:54
Ich finde das ganze ziemlich destruktiv. Was heißt denn, korrupter Staat, kann ich nicht viel mit anfangen. Wut ist auch ein sehr schlechter Ratgeber. In den meisten Fällen ist es doch sowieso bloß die Wut auf sich selber, getarnt mit dem Deckmäntelchen, der Staat oder sonstwer ist verantwortlich, also zentriert sich die Wut darauf. Dann hat man ja ein prima Ventil für seine Wut. Ist bloß nicht gerade konstruktiv. Schon garnicht bei Suchtkrankheit. Ich glaube, es ist wichtiger, sich selbst mal zu fragen, warum bin ich jetzt wütend.So ehrlich wie möglich. Also, wie wäre es, wenn wir uns wieder mit dem befassen, worum es geht. Was kann ich tun um trocken zu werden oder um weiterhin trocken zu leben.

Liebe Grüße

Rolf

claus
21.05.2003, 19:36
Hallo zusammen,
an und für sich beteilige ich mich nicht mehr über Schuld-diskussionen bezüglich Spielsucht und Verbote...Ähemm was eigentlich soll verboten sein oder werden???
In den fast 18 Jahren meiner völligen Abstinenz vom Glücksspiel in jeder Form habe ich keine staatliche Unterstützung bzw. Kontrolle benötigt. Das musste ich selbst Tun, sonst hätte ich wohl wieder anfangen müssen..
Wer sind denn die??? Anderen) doch auch Ich, oder?? Du??
Handeln, statt behandelt werden: das ist meine Devise.
Die Heilung von gefühlsmässigen Erkrankung des "Spielen Müssens, konnte doch auch nur von meinen Inneren kommen, nicht von aussen.
Denn kein Mensch muß "spielen gehen müssen" um zu Leben, aber ich kann nicht Leben wenn ich spiele!
Oder anders gesagt wenn ich das Spielen lasse, dann kann ich auch nicht süchtig davon werden.
gute 24 Stunden
Claus

marija
21.05.2003, 19:52
Hallo Rolf,

warum ich wütend bin, weiß ich relativ genau. ich habe das gefühl, dass wir alle insbesondere wolfgang und du, permanet auf dem wort schuld herumreiten. ich persönlich suche die schuld weder bei mir noch bei dem staat, sondern erkenne die zusammenhänge. es gibt ein wundabers deutsches sprichwort "gelegenheit macht diebe". das ich destruktiv bin, glaube ich nicht, dann hast du mein beitrag entweder nicht aufmerksam gelesen oder aber nicht verstanden wollen. ich bin mit sicherheit daran interessiert abstinet zu bleiben, dennoch denke ich es geht nicht nur um mich, ich bin auch daran inetessiert, dass andere gar nicht dahin kommen wo ich jetzt bin und werde mit sicherheit alles was in meiner macht steht auch dafür tun. ich habe manchmal das gefühl, dass wir schon so reden wie unsere Psychologen, und unser eigener kopf bleibt auf der strecke. destruktiv waren wir alle als wir unsere wut in spielsucht umgewandelt haben, anstat das wutpotential optimal und konstruktiv eingesetzt. lieber rolf wir können beten, selbshilfegruppen besuchen, nur an uns denken, wie wir auch bisher ganz egoistisch getan haben, ohne zu bedenken, was wir unseren familien, freunden und letztendlich uns selber antun, wir können aber auch versuchen abstinent zu bleiben, an uns denken, aber auch an viele, viele andere, die es nicht so enden sollen wie wir.

lieben gruß marija

Rolf
21.05.2003, 22:36
Ich habe nicht gesagt das Du destruktiv bist. ich meinte die Diskussion. ist es denn schlimm, wenn wir so reden wie unsere Psychologen, Therapeuten oder andere Helfer? Wir sind doch auf dem Weg und dieser Weg wurde uns doch von anderen lieben Menschen gezeigt. Das was Claus sagt, finde ich sehr schön. Vorbild sein. Aber ich schrenke da ein bisschen ein. Vorbilder müssen nicht perfekt sein. In erster Linie sind wir doch Menschen. Wir haben gute Seiten und wir haben schlechte Seiten. Aber wir sind Menschen. Das macht uns zu etwas besonderem. Eines habe ich auf meinem Weg erfahren dürfen. Gerade die Menschen, die durch ihre Krankheit sehr tief gefallen waren, konnten Anderen umso besser den Weg zeigen. Ich bin nicht sehr religiös, aber ich glaube an die Liebe. In der Bibel steht, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Heißt das aber nicht auch, wenn ich mich selbst nicht lieb habe, wie soll ich dann andere liebhaben? Wenn ich mir verzeihen kann, dann kann ich auch anderen verzeihen. Und wenn es einen Gott gibt, ich glaube ja, dann hat er uns Menschen ein riesiges Geschenk gemacht. Die Liebe. Liebe für sich und Liebe für andere. Wir sind auf dem Weg. Das ist mehr als wir in unseren bittersten Stunden erhoffen konnten.

Ganz liebe Grüße

Rolf

norbert
22.05.2003, 00:04
hi, ich resigniere unter dem gesichtspunkt, dass ich meine möglichkeiten überschätzt habe einfluss zu nehmen, auch in dem punkt, das der mensch zuerst in einer sozialen verantwortung steht und dann ans geld denken sollte und dies auch kann wenn er einen gewissen erkenntnisprozess durchlaufen hat. dies hat konkret mit der jetztigen regierung wenig zu tun. ich habe mir viel zu viel die sorgen anderer zu eigen gemacht. wie viele in diesem forum. vor jahren stand ich plötzlich völlig hilflos im wind. er hat mich fast völlig entwurzelt. jetzt weis ich das das ziel gut war jedoch die den es nützen sollte haben den wert nicht begriffen und ich habe einen teil schuld ,dass sie es nicht begreifen konnten. nach dieser erkenntnis, kann ich mich in dieses kranke gesamtbild einfügen und damit leben.Unsere Enkel werden es vielleicht richten können. aber so wie ich als spieler durch den erkenntnisprozess mußt, auf dem boden in der scheiße knieend bei der offenlegung meiner sucht, so muß auch diese gesellschaft erst wirklich ganz unten ankommen um nach oben sehen zu können und etwas zu erblicken wofür es sich zu bessern lohnt.ich schreibe wie ein alter mann,bin aber erst 45. aber es geht mir gut nach dem ich mich auf mich selbst besonnen habe, was nicht heist, dass es mir nicht noch besser gehen könnt, von materiellen sachen mal abgesehen. gruss und gute 24 stunden. norbert

Rolf
22.05.2003, 03:56
Gib dir bitte nicht den Hauch einer Schuld, dass andere noch nicht verstehen worum es geht. Das was Du durchgemacht hast ist ein völlig normaler Vorgang, den sehr viele Suchtkranke durchmachen. War bei mir ganz genauso. Das ist das sogenannte Helfersyndrom. In der Anfangsphase der Trockenheit möchte man wahnsinnig gerne anderen helfen. Man ist gefühlsmäßig auf hochtouren. Schließlich hat man selbst gerade erfahren wie schön das Leben ohne Zocken ist. Und dieses wunderschöne Gefühl möchte man unbedingt weitergeben. Das ist auch völlig in Ordnung. Das Problem ist allerdings, man geht in die Geschichte auch nur gefühlsbetont rein. Man hat noch nicht gelernt Verstand und Gefühl zu trennen. Das heißt, man fängt an, ohne es zu merken, sich emotional zu überladen. Es sind ja auch sehr viele negative Gefühle, die man sich auflädt. Frust, Enttäuschung, Wut usw. Ja, und wohin dann mit all den negativen Gefühlen? Da fehlt einfach noch die profesionalität und die Möglichkeit die negativen Gefühle wieder loszuwerden. Ein guter Therapeut hat immer einen eigenen Therapeuten. Da wird dann Supervision gemacht. Schließlich zieht sich ein Therapeut den ganzen Tag mitunter sehr üble Geschichten rein. Also geht er zu seinem Therapeuten um die ganzen negative Gefühle wieder loszuwerden. Du möchtest anderen Suchtkranken helfen, dann tu es auch weiterhin. Jetzt hast Du gespürt wo deine Grenzen sind, aber mach dir bitte keine Vorwürfe. Ganz im Gegenteil, sieh es als positive Erfahrung an. In Zukunft wirst Du vielleicht eher merken wo Du helfen kannst und wo nicht. Du wirst besser auf dich und deine gefühle aufpassen. Leider gehören diese blöden Erfahrungen dazu. Nicht nur wir beide durften sie machen, sehr viele andere auch. Aber resignieren wäre meiner Meinung nach falsch. Wir brauchen einfach nur mehr Geduld. Mit uns und mit anderen. Und wir können das Helfen lernen. Du siehst, es gibt nichts wofür Du dir irgendwelche Vorwürfe machen mußt. Alles ganz normal.

Liebe Grüße

Rolf

norbert
22.05.2003, 09:21
hallo, ich habe resingniert über den weg den ich gegangen bin, jetzt ist mein weg die besinnung auf mich und meinen lebensmittelpunkt im engeren sinne. das ich wieder ins lot komme ist mein beitrag anderen zu helfen. die hilfe bezieht sich nicht unbedingt auf suchtkranke, sondern auf leute die mit mir umgehen wollen oder müssen. eine begrenzte anzahl von menschen, eine überschaubare verantwortung, weniger enttäuschungen, aber natürlich auch weniger schwelgen in illusionen und erfolgsgefühl. weniger "spaß" ? Nein - einfach freude an anderen dingen finden, die vorher an einem vorbeigeflogen sind. allen gute 24 stunden .gruss norbert

Rolf
22.05.2003, 20:52
Lach jetzt nicht:) Ist ein bisschen komisch wie ich frage. Bist Du der Norbert, der nach Jenni gefragt hat? Ich habe mir mal in Ruhe Jennis Beiträge durchgelesen. Und Du hast dich da ja auch rege beteiligt.(wenn Du es bist) Und dann hat sie sich aufeinmal nicht mehr gemeldet. Kann es sein, dass dich das ein bisschen runtergezogen hat? Bist Du deswegen frustriert? Ich hoffe es ist okay für dich, wenn ich frage.

Viele Grüße

Rolf

kary
22.05.2003, 22:03
Hi Rolf, Hi Norbert,

ich hatte den gleichen Eindruck wie Du Rolf, was Norbert anbetrifft und bin auch auf die Antwort gespannt.

Schönen abend,
Kary

Norbert /Spieler
23.05.2003, 09:33
hi, ja ich bin dieser norbert, am anfang auch eingetragen als - spieler - . ihr habt nicht ganz unrecht, auch in der gruppe gab es rückfälle die mich mehr berührt haben als ich es zulassen wollte. es macht einen auf so grausame art und weise bewust , wie dünn dieses eis ist auf dem man versucht weder auszurutschen noch einzubrechen. gute 24 stunden allen. gruss norbert

Kary
23.05.2003, 11:45
Lieber Norbert,

ein schönes Wochenende und
PASS AUF DICH AUF !!!!!!!!!!!

Grüßli
Kary

Rolf
23.05.2003, 11:54
Ich habe mich sehr gefreut, von dir zu hören. Weißt Du, ich kann sehr gut verstehen was dich bewegt. Meine Schwester ist auch Alkoholabhängig. Und leider hat sie noch nicht den richtigen Weg zu ihrer Trockenheit gefunden. Sie ist ein paar Wochen, Monate trocken und rums, ich höre sie hat einen Rückfall gebaut. Ich weiß dann manchmal nicht wohin mit meinem Frust. Obwohl ich ganz genau weiß(vom Kopf her) das ist okay, sie braucht halt noch Zeit, wütend und sehr traurig macht es mich trotzdem. Was mir dann immer sehr hilft, ist über diese Gefühle zu reden. Als ich ebend deine Zeilen las, kam mir eine Idee. Hättest Du Lust, vielleicht dazu ein neues Thema zu eröffnen? So in der Art, "wie gehe ich mit dem Rückfall eines Anderen um". Wir hätten dann einen Raum, in dem wir mal über unseren Frust reden könnten. Mir würde das sehr helfen. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.

Viele liebe Grüße

Rolf