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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mir fehlt der Mut



Sven
03.06.2003, 22:39
Hallo Leute,

ich bin Sven, 29 Jahre alt und gehe seit etwa 10 Jahren Zocken ( Spielautomaten ). Ich weiss gar nicht wie ich jetzt beginnen soll, da es mein erster - ich bin der Meinung - längst überfällige Schritt ist mich zu offenbaren bzw. nach Hilfe zu suchen um von der " Sucht" des Spielens loszukommen. Ich habe z.Zt. Urlaub und wollte eigentlich gestern für eine Woche zu meinen Eltern fahren, weil ich sie schon ein halbes Jahr nicht mehr gesehen habe. Da ich aber am Sonntag wieder mal mein ganzes Geld verzockt habe und ich es gestern wieder zurückgewinnen wollte, habe ich meine Eltern angelogen und ihnen mitgeteilt, daß ich nicht kommen kann, da ich wegen Ausfalls eines Arbeitskollegen diese Woche arbeiten muss. Und das schlimme daran ist, daß ich mich dafür nicht einmal Schäme. Jedesmal wenn ich Urlaub habe versuche ich etwas zu unternehmen um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen spielen zugehen. Ach, wenn es doch nur der Urlaub wäre, es ist auch am Wochenende der Fall. Da ich unter der Woche durch meinen Job sehr wenig Freizeit habe, gehe ich meistens am Wochenende spielen. Wenn Freunde mich fragen, was ich am WE mache, antworte ich meistens " arbeiten". Dann schalte ich mein Handy und den Anrufbeantworter ab und begebe mich in die Spielhalle. Ich lebe allein und bin auch sonst ein relativ ruhiger und zurückhaltender Typ, was sich nach Meinung meiner Freunde in den letzten Jahren drastisch bemerkbar gemacht hat. Ich glaube das dies auch an meiner Spielsucht liegt, daß ich gegenüber Mitmenschen sehr zurückhaltend und schüchtern bin. Auch wenn ich eine Frau kennenlerne treffe ich mich ein paarmal mit ihr und breche dann den Kontakt schnellstmöglich ab, obwohl ich mich sehr nach einer festen Beziehung sehne. Aber ich bin einfach nicht mehr in der Lage, weil meine Gedanken nur in der Speilhalle sind. Meine Schulden haben sich natürlich im Laufe der Jahre auch vermehrt und es gibt Monate, wo ich wirklich von der Hand in den Mund lebe. Da ich relativ gut verdiene habe ich die letzten Jahre auch meist ohne Probleme Kredite bei den Banken bekommen, was mir aber, wenn es so weitergeht in Zukunft zum Verhängnis werden wird, weil meine monatliche Fixbelastung sehr hoch ist und ich mit den Gedanke spiele wieder zur Bank zu gehen um mir Geld zu leihen. Ich weiss nicht was ich machen soll. Ich habe nicht einmal vor Scham den Mut zu einer Beratungsstelle zu gehen, obwohl es eine in meiner Stadt gibt. Vielleicht könnt Ihr mir ja mit Rat zur Seite stehen, was ich tun soll ????????????? Ich habe auf alle Fälle den Willen mir helfen zu lassen nur der Mut mich jemanden anzuvertrauen, der fehlt mir. Ich hoffe, dass Ihr mir durch Antworten und Tips helfen könnt bzw. mir Mut macht.

Ich hoffe bis Bald

*Sven*

norbert
04.06.2003, 08:37
hallo, "du hast den mut dir helfen zulassen" du brauchst aber erstmal den mut dir selber helfen zu wollen ! einsamkeit und um geld spielen gehören zusammen, daß hast du richtig erkannt. scham sich zu bekennen, sicher haben wir ,wenn wir es ehrlich meinen alle, aber nur dieser schritt zeigt, daß du es ernst meinst und nicht zurück an den automaten willst, weil selbst leute die dir nichts gutes wollen dich mit argwohn beobachten, zusätzliche kontrollen für dich sind. gestern war ich mal wieder in meinem stammlokal, alle wissen von meinem problem, dafür hat über jahre mein spielen gesorgt und später mein offener umgang mit dem versuch aufzuhören. der am meisten an mir verdiente, der wirt, konnte es nicht lassen und in meiner gegenwart landeten ein paar euro im Automaten. vor reichlich sieben monaten hat mich das noch animiert, gestern hat es mich dazu bewegt zu zahlen. wenn es ein anderer es tut weil er freude daran hat oder weil er als suchtkranker nicht anders kann ,ist dies traurig oder bemitleidenswert, aber diese provokation/animation war daneben. übrigens ich bin mit einem erhabenen gefühl nach hause.meine frau holte mich stinksauer wieder auf den boden zurück. schließlich hatte ich mich der versuchung ausgesetzt,also aus ihrer sicht einem unnötigen risiko. sie hatte recht und ich habe mich trotzdem wohlgefühlt. ein kleines stück meiner SELBSTKONTROLLE ist zurück. ich habe die chance wieder normal zu leben, für mich gehört nunmal auch ein gepflegtes gut gezapftes bier dazu. in ein paar wochen werden ich mir den besuch eines biergartens also wieder gönnen. seid alle gegrüßt, wenn auch lieben machmal grimmig gucken, sie haben das recht dazu. nutzt jede form der kontrolle die ihr kriegen könnt.gute 24 stunden .norbert

Rolf
30.07.2003, 21:22
Wie geht es dir

Gruß, Rolf

spy
31.07.2003, 00:29
hallo sven auch ich habe den ersten schritt hier in diesem forum gemacht .auch ich habe grosse scham gehabt mich zu offenbaren und habe dies bis jetzt auch nicht gemacht.ich habe für mich entschieden das ich aufhören will und suche mir meinen eigenen weg dafür .ich glaube das jeder wissen muss ob er mit seinem partner,freund oder familie darüber sprechen muss .was ich jedoch als unumgänglich ansehe ist das man den kontakt zu den spielern abbrechen muß.ich bin jetzt seit 1,5 monaten spielfrei und fühle mich super dabei.ich hoffe du findest für dich den richtigen weg .nutz dieses forum um dir anregungen zu holen vieleicht hilft es dir genau so gut wie mir. gruß spy

Rolf
31.07.2003, 10:53
Ich glaube dieses Wort "Offenbaren" wird arg überbewertet. Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt (wenn auch mit muffe)

Offenbare ich mich dann? Klar, der weiß wie ich heiße und wo ich wohne. Muss er ja auch, wegen der Abrechnung mit der Kasse.

Aber im Zusammenhang mit Suchtkrank hat dieses Wort immer sowas leicht verruchtes. Warum eigentlich? Bin ich ansteckend?

Wird Suchtkrank immer noch als Willensschwäche angesehen? Ich denke die Zeiten sind vorbei. Ich glaube, es ist garnicht mal das Denken der Anderen, es ist das eigene verschämte Denken. Warum nicht zu seiner Krankheit stehen?
Muss ich mich schämen, weil ich irgendwann am Spielen und am Alkohol erkrankt bin? Nein, denn wenn ich Krank bin brauche ich das nicht.
Sicher, es ist ein sehr schwerer Schritt sich Hilfe zu holen. Nur, warum nicht vertrauen.
Warum mache ich in diesem Forum mit? Um mir die Zeit zu vertreiben, sicher nicht. Ich weiß, dass es alleine viel zu schwer ist. Wenn ich lese, das Du es geschafft hast 1,5 Monate spielfrei zu sein, bin ich glücklich.

Nun haben wir hier ja auch noch das große Glück, in einem "betreuten" Forum mit zu machen. Quasi sind wir vor Ort:)
Also, wenn ich will, habe ich einen Ansprechpartner. Ein kurzes Telefonat ist immer billiger als ein Absturz.

Was können wir tun? Uns weiter gegenseitig helfen und dazu stehen was wir sind. Liebenswerte Menschen, die halt irgendwann mal Krank geworden sind.

Einen schönen Tag, Rolf

spy
31.07.2003, 15:24
ich sehe in meiner sucht die ich nicht unterdrücken bzw.bezwingen kann eine schwäche .vieleicht ist es auch das was mir dieses gute gefühl gibt spielfrei zu sein.natürlich bin ich mir der gefahr bewusst das mich ein rückfall sehr hart treffen würde und ich weiss nicht wie ich damit umgehen würde .da ich mich aber selber kanz gut kenne und mich nicht überschätze weiss ich das ich mit druck sehr gut umgehen kann .(vieleicht brauche ich ihn sogar ).wenn ich übers spielen reden möchte lese ich einfach im forum und mache mir gadanken über andere spieler die auch das gleiche mitmachen oder mitgemacht habe wie ich.würde ich aber dies thema zuhause anschneiden würde ich dem spielen wieder eine wichtige rolle in meinem leben geben .wie gesagt habe ich den kontakt zu meinen bekannten mit denen ich spielen war abgebrochen weil ich mich erst gar nicht in versuchung bringen möchte . gruß spy//////////////////////////////////PS.freue mich auf dienstag und hoffe das nicht wieder ein kunde mit auftrag droht und ich bei dir im chat mitreden kann.

norbert
31.07.2003, 15:49
hey,dann wären wir dienstag,13.00 uhr unter www.everandever.de oder www.spielsuchtgruppe.de schon zu dritt.ich kenne mindestens zwei die sich darüber freuen.gruss norbert.allen gute 24 stunden

Rolf
31.07.2003, 16:05
Hallo spy, mit sicherheit reden wir im Chat nicht nur übers spielen, es sei denn es liegt ein dringendes Problem damit an. Das hat natürlich immer Vorrang. Ich freue mich einfach nur wenn du mitmachst, freue mich über jeden der mitmacht:))

Hallo Norbert, offiziell ist Dienstag Abend und Mittwoch Mittag Gruppe. Aber das sollte uns natürlich nicht daran hindern auch mal unsere eigenen Zeiten zu gestalten. Deswegen auch die kleine Chatbox auf meiner Startseite. Und du hast sie sogar schon genutzt (freu) Aber spaß bei seite, das Ding ist einfach sehr bequem, man braucht nicht erst ne Mail zu schreiben. Und da ich eigentlich recht faul bin...........lag es nahe.

norbert
31.07.2003, 16:46
hänge doch an jeden eintrag die hp-adresse ran,wenn es deine faulheit zuläßt :-).gruß norbert

Astrid
06.08.2003, 15:06
Hallo Sven und all die anderen "Betroffenen"!
MIR FEHLT DER MUT - wie oft habe ich diesen Satz zu mir selbst gesagt. Wie stehe ich dann da, wenn ich mich jemandem anvertraue? Welches Entsetzen wird diese "Offenbarung" im Freundes- und Familienkreis auslösen? Ich glaube, ich bin noch nicht ganz soweit, diesen Schritt zu tun. Ich habe Angst, daß man mich fallen läßt, oder das Gegenteil - die Totalkontrolle. Ich bin ein sehr selbständiger Mensch und noch habe ich mein Leben vor allem finanziell im Griff. Alle Rechnungen werden bezahlt, Schulden habe ich keine und eingekauft wird auch regelmäßig. Oft verleihe ich sogar Geld, damit ich es nicht in diese Spielhölle bringe. Ich bin der Meinung, ich führe ein Doppelleben. Morgens Arbeit, nachmittags Kinder und Haushalt, abends bin ich für den Partner da. Meine Arbeitszeit geht bis Mittag. Mein Umfeld denkt, ich arbeite bis Nachmittag. Denn direkt nach der Arbeit geht es ab in die Spielhalle und nach Hause komme ich erst am Nachmittag. Ich habe mich sehr verändert. Nach dem täglichen Spielhallenbesuch gehe ich nicht mehr vor die Tür außer kurz zum Einkaufen, wenn auch mittlerweile widerwillig. Mit Freunden mag ich mich auch nicht mehr treffen. Bin lieber allein für mich in diesem Depressionszustand. Vor der Familie spiele ich die "alles-ist-in-Ordnung-Rolle". Das ist wahnsinnig belastend. Die lebenslustige, optimistische Frau gibt es nicht mehr. Suizidgefährdet bin ich nicht, dennoch stelle ich mir oft die Frage, welchen Sinn hat das alles. Ich habe eben mal Kassensturz gemacht, so zirka 3800 Euro waren es letzten Monat. Eigentlich wollte ich mir ein neues Auto kaufen. Der Spielhallenbesitzer hat sich gerade mal wieder eins gekauft. Ich habe es kräftig mitfinanziert.
ICH WILL DA NICHT MEHR REIN!!!