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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht einer stationären Therapie



Sebastian
04.09.2003, 20:41
Hallo zusammen!

Ich habe versprochen, dass ich ein paar Zeilen schreiben werde wenn ich von meiner stationären Therapie zurückkomme.

Vorgestern war es nun soweit. Nach 12 Wochen Therapie in der Wigbertshöhe in Bad Hersfeld. Ich möchte jedem Mut zusprechen. Wenn Ihr die Möglichkeit habt--macht eine solche Therapie. Ihr seid zwar danach nicht geheilt-denn die Sucht besteht ein Leben lang--aber es wird hier doch vieles aufgearbeitet und der Teufelskreis des Spielens wird erstmal unterbrochen.
Therapie ist nicht immer leicht, gerade wenn es darum geht sich an Regeln zu halten und man auch bestraft wenn man diese nicht einhält. Anders geht aber nicht.

Es ist aber eine Bereiherung zu wissen, dass es genügend andere Spieler gibt-man ist nicht der einzige "Versager" auf Erden.

Wenn Ihr mehr drüber wissen wollt wie es da so abläuft, schreibt einfach. Ich werde dann antworten.

Euch allen wünsche ich die Kraft auch endlich auszusteigen--aber ihr müsst fremde Hilfe zulassen. Alleine werdet ihr den Kampf nicht gewinnen!!!!!!!!!!!!

ES IST KEINE SCHANDE KRANK ZU SEIN
ABER EINE SCHANDE NICHTS DAGEGEN ZU TUN

Gruss Sebastian

Rolf
04.09.2003, 21:17
Großartig. Du kannst sehr stolz auf dich sein, nicht nur die Therapie dort zu beginnen, sondern sie auch dort zu beenden. Bleib auf dem Weg.

Rolf
www.spielsuchtgruppe.de

Tom
05.09.2003, 08:11
Toll das Du die Therapie gemacht hast und den Kreislauf durchbrochen hast. Ich habe mich vor ca. 14 Tagen geoutet und hatte selbst dabei ein sehr befreiendes Gefühl, dennoch ist es meiner Meinung nach wichtig zu erkennen das es sich um eine Krankheit handelt und nicht um eine steuerbare Angelegenheit.
Auch muß ich sagen das für mich die Selbsthilfegruppe zu einem Fixpunkt werden soll. Noch ist es so das ich mich wie "weder Fleisch noch Fisch" fühle aber das läßt sich für mich auch daher ableiten das ich jegliche Normalität verloren hatte.
Lieber Sebastian ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg und das Du die Ziel die Du Dir gesteckt hast immer erreichen mögest. Halte die Ohren steif und weiter so, tolle Aktion weiter so.

Tom

Doris
05.09.2003, 10:23
Hallo Sebastian,
ich finde es gut, das Du uns allen Mut zusprichst.
Ich selber bin jetzt auch auf dem Weg und will aufhören, und habe mit meinem Mann schon vieles besprochen, wie ich was am besten machen kann, und welche Vorsichtsmaßnahmen wir unternehmen können, damit ich nicht wieder anfange zu spielen.
Mich würde Interresieren, wie es so ist in einer stationären Therapie.Da ich aber eine Tochter habe, möchte ich es erst einmal ohne eine stationäre Therapie versuchen,nur habe ich Angst, das ich doch eine stationäre Therapie machen muß.Ich will mich einfach nicht von meiner Familie trennen.
Es wäre sehr schön, wenn Du mir darauf antworten würdest.
Ich wünsche Dir alles gute für Dich und Deine Zukunft.
Gruß Doris
P.S:. Alle gute 24 Stunden

Sebastian
05.09.2003, 10:36
HAllo Doris!

Ich verstehe Dich dass Dir Deine Familie sehr wichtig ist und Du erstmal ungern eine Therapie weit weg von daheim machen möchtest. Ich will auch keinen dazu überreden, aber es hat mir erstmal gutgetan-fernab der Heimat zur Ruhe zu kommen. Man hat z.B. erstmal zwei Wochen absolutes Telefonierverbot, kann die erste Woche auch nicht raus. Es war anfangs schon hart-aber im nachhinein hat es doch einen Sinn. Du kannst Dich erstmal um DICH kümmern. Du kommmst nach und nach innerlich zur Ruhe. Nachdem die eine Woche der Ausganssperre vorbei war konnte man die nächsten fünf Wochen immer zu dritt raus. Nervt zwar auch oft-weil man die Interessen aller unter einen Hut bringen muss. Aber es ist auch erstmal ein Selbstschutz. Daheim hat man es ja auch nicht geschafft. Nach 40 Tagen kann man dann wieder alleine raustigern.
In der Therapie als solches hat man einen gestrafften Tagesablauf. Es findet jeden Tag eine 1 1/2 stündige Gruppentherapie statt. Ansonsten hat man Sport, hat kreatives Gestalten und Arbeitstherapie oder Freizeittraining. (z. B. Schwimmen gehen oder Kegeln usw..)

Man muss sich nur im klaren sein, was ist die Alternative-sich sein Leben weiterhin zu verbauen--oder einfach mal 12 Wochen für sich was tun.
Auch wenn Du Familie hast-wenn Du willst gibt es einen Weg. Man muss sich aber auch im Klaren sein, dass eine solche Therapie wahrscheinlich nur anschlägt wenn man wirklich kurz vor dem Abgrund steht und endlich sein Leben wieder leben will.
Überleg es Dir nochmal!
Schönen Tag noch!

Rolf
05.09.2003, 10:37
Es gibt auch die Möglichkeit einer ambulanten Therapie. Viele Grüße, Rolf

Doris
05.09.2003, 12:16
Hallo Sebastian und Rolf,

estmal vielen Dank,das ihr so schnell geantwortet habt.
Ich ill ja wirklich was tun, und versuche schon die ganzen Tage mich über eine ambulante Therapie zu kümmern, aber leider habe ich noch keine gefunden.
Ich habe Dienstag Abend aber mein erten Termin in einer Beratungstelle, und hoffe das die mir mit Rat zu seite stehen.
Ich habe seit Dienstag auch kein Bedürfnis mehr zu spielen, weil ich auch genau weiß, was passiert, wenn ich es jetzt wieder tun würde.
Wie sieht es eigentlich in einer ambulam´nten Theraphie aus?

Liebe Grüße
Doris

Rolf
05.09.2003, 12:37
Du könntest z.B. ein, zweimal die Woche zu einem Therapeuten gehen. Aber wie Du schon sagst, die Beratungsstelle wird dir da bestimmt weiterhelfen.

Grüße, Rolf

Sabrina
30.09.2003, 19:55
Hallo zusammen!!!!
ich bin seid 1 jahr mit meinem Freund zusammen und wußte von Anfang an von seiner Spielsucht.Hab es wohl nicht so ernst genommen und auch erst garnit so realisiert!Jedenfalls bin ich diese Beziehung mit ihm eingegangen. Tja,wo die Liebe halt hinfällt und kann man etwas gegen seine Gefühle tun?
Er ist Arbeitslos und hat somit ,,viel Zeit``!!!!Er sieht sich selbst als Süchtig.Dachte,es ist ja schon mal ein kleiner Schritt....Er ist von selbst zum Therapeuten gegangen und steht nun kurz vor seiner Stationären Therapie.Ich bin so froh das er das nun durchziehen will aber ich habe so schreckliche Angst!!! Angst vor der langen Zeit die er weg ist.Angst das er danach immer noch Spielen geht.

Heute hat er sein Arbeitslosengeld bekommen-und direkt verzockt!!!

Vielleicht können mir einige von euch berichten wie es abläuft in einer Stationären Therapie?!?!Wäre darüber sehr dankbar....
Liebe Grüsse,Sabrina

Su
01.10.2003, 10:24
Hallo alle zusammen,

ich bin auch abhängig, allerdings vom Alkohol, aber mein Freund ist Spieler,z.Zt. auch nicht gerade clean, leider!

Zur stationären Therapie möchte ich mal sagen, daß es in jeder Einrichtung anders abläuft!

Ich war z.Bsp. in Gütersloh (Bernhard-Salzmann-Klinik), dort war es relativ locker.
Man hatte nur 3 Tage Ausgangssperre, 2 Wochen Besuchsverbot, nach 4 Wochen durfte man alleine in die Stadt, vorher aber schon mit Mitpatienten.
Telefonieren und Briefe schreiben oder erhalten konnte man sofort!
Es war übrigens eine reine Frauenstation, dort waren auch viele Spielerinnen und ich war mit meinem Sohn dort.
Die nehmen dort Kinder im Alter von 0- ca. 8Jahre mit auf!

Erst war mir der Gedanke unerträglich, meinen Sohn in so eine Einrichtung mitzunehmen, ich hatte Angst, daß es ihm irgendwie schadet, genauso groß war aber meine Angst, ihn so lange getrennt von ihm zu sein!

Im nachhinein muß ich sagen, daß die 4 Monate uns beiden sehr gut getan haben.
Ihm hat es in keinster Weise geschadet, es gibt dort direkt auf der Station einen Kindergarten und er hatte auch sonst immer Kontakt zu den anderen Kindern.
Für ihn eine Bereicherung, er hat sich gut entwickelt!
Er redet noch heute oft von dieser Zeit, er ist übrigens 4 Jahre alt!
Wir konnten dort auch mit therapeutischer Hilfe an unserer Mutter-Kind Beziehung arbeiten, die auch nicht gerade so super lief in letzter Zeit.

Zu den Regeln möchte ich noch sagen, daß es mir besser gefallen hat, wenn ich mehr Eigenverantwortung übernehmen kann, dann komme ich auch später draußen besser klar.

Hatte vor 12 Jahren schon mal 4 Monate in einer ziemlich strengen, reglementierten Einrichtung verbracht, das war wie unter einer Glasglocke und danach kam die harte Realität wie eine kalte Dusche!War danach auch nur 9 Monate trocken!

Alles Liebe, Su