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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was ist mit mir?



Su
24.09.2003, 14:33
Hallo zusammen,

ich habe ja schonmal unter "Sucht des Partners" gepostet, daher wißt ihr ja, daß ich selber alkoholabhängig bin und mein Freund spielsüchtig ist.
In letzter Zeit läuft es etwas schwierig mit uns, da er versucht krampfhaft clean zu bleiben, was ich ja unbedingt gutheiße, aber der Punkt ist, daß er sich dadurch immer mehr zurückzieht, meint seine Ruhe haben zu müssen, keine Nähe zulassen kann, sich teilweise von mir bedrängt fühlt...

Es ist nun nicht so, daß ich ihn täglich anrufe, geschweige denn einfach vor seiner Tür stehen würde, ich äußere nur gelegentlich meine Bedürfnisse, wenn ich ihn z.Bsp. sehen möchte. Ich finde ich bin eigentlich sehr zurückhaltend, habe am Anfang immer die Super-Verständnissvolle gespielt.
Auch ein Spiel? War wahrscheinlich nicht richtig!

Vor ein paar Tagen hatten wir nun ein "klärendes Gespräch", er hat mir gesagt, daß er mich immer noch mag, daß er nur im Moment viel Zeit für sich braucht und daß ihm das sonst zu viel Stress ist.

Das kann ich gut verstehen, kann ich auch so mit umgehen, habe mich jetzt darauf eingestellt.

Nun bekam ich heute einen Anruf von ihm, er hat am Freitag einen Vorstellungstermin ca. 10km von seinem Wohnort entfernt. Er hat nur ein Fahrrad, möchte aber damit nicht fahren, weil er dann zu verschwitzt dort ankommen würde. Geld für öffentliche Verkehrsmittel hat er im Moment auch nicht mehr.
Nun fragt er mich, ob ich ihn mit meinem Auto dort hin bringen würde.Ich muß dazu allerdings erstmal 60km zu IHM hinfahren! Das wären also summa sumarum 140km Fahrt für mich! Incl.Spritkosten!!!

Eigentlich wird mir schon jetzt beim Schreiben klar, daß das ganze eigentlich ein Witz ist, er könnte ja theoretisch auch eher losfahren und sich dann an Ort und Stelle erst mal aklimatisieren oder sogar umziehen.
Wenn ich jetzt kein Auto hätte, müßte das ja auch irgendwie gehen!

Ich traue mich nur nicht ihm das so zu sagen, ich habe dann Angst, daß er denkt, ich wollte ihm nicht helfen oder ich würde ihn nicht mehr mögen!
Aber irgendwie fühle ich mich mal wieder ausgenutzt!

Dazu kommt, daß ich ihm in dem letzten Telefongespräch erzählt habe, daß es mir z.Zt. auch nicht gut geht, aus privaten Gründen, (nicht wegen Alkohol, bin z.Zt. trocken)sondern weil ich einsam und leicht depressiv bin etc. und daß ich deshalb wahrscheinlich eine ambulante Betreuung für mich organisieren werde.

Darauf ist er mit KEINEM Wort eingegangen, hat sofort wieder weiter von sich erzählt(Darauf kann ich besonders gut!), was mit seiner ambulanten Behandlung ist usw.
Ich war in diesem Moment furchtbar enttäuscht, gekränkt und sauer!!!Habe das Gespräch dann auch ziemlich schnell und kühl beendet.

Nun frage ich mich, ist er so gefangen in sich selbst, daß er gar nichts mehr mitbekommt oder interessiere ich ihn gar nicht wirklich???

Ihr könnt das natürlich so schlecht beurteilen, ohne uns persönlich zu kennen, aber ich würde trotzdem gerne hören, was ihr davon haltet, vielleicht hat ja auch jemand ähnliche Erfahrungen?

Liebe Grüße, Su

Jörg
24.09.2003, 15:18
Hallo Su,
ich bin Spieler und habe, nach einem Jahr Abstinenz, einen herben Rückfall erlebt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich deine Gedanken gut verstehen. In meiner Suchtkarriere habe ich vier verschiedene Beziehungen gehabt und ich weiß, daß alle mit solchen Gedanken gelebt haben. Letztlich haben sie das getan, was du auf jeden Fall nicht tun solltest.
Wenn dein Freund ehrliche Gefühle für dich hegt, wird sich daran durch ein "nein" nichts ändern.
Wichtig ist aber, daß sein Verhalten Konsequenzen hat. Dazu gehört auch mal 10 km mit dem Fahrrad zu fahren. Eigentlich lächerlich, oder? Ich habe peinliche Situationen durchleben müssen, weil ich Rechnungen nicht bezahlen konnte, der Strom abgestellt wurde und mein Arbeitgeber informiert wurde. Mein Fazit heute ist, daß ich ganz alleine dafür verantwortlich war und bin. Ich und nicht die, die mir das Geld nicht leihen, bzw. meine Rechnungen nicht übernehmen wollten, obwohl ich damals ziemlich sauer auf diese Menschen war.
Ich wünsche dir Kraft für deine Entscheidungen. Laß mal von dir hören. Gruß Jörg

Nicole
24.09.2003, 17:45
Hallo Su,
auch ich bin Angehörige eines Spielers.
Ich würde dir raten, in einer ruhigen Minute ihn mal direkt darauf ansprechen, wie es für dich rüberkommt. Das du dich ausgenutzt fühlst, nicht einbezogen usw.
Aber nicht schönreden, sondern ihm knallhart sagen, wie sehr er dich auch trifft, wenn er dir z.B. gar nicht zuhört. Frag ihn doch mal direkt danach, wie er sich fühlen würde, wenn du seine Gespräche (wenn er was loswerden möchte) einfach abblockst. So ist der Art, dass interessiert mich ja doch nicht. Sag ihm doch auch, dass er lernen muss, auch auf die Gefühle anderer Rücksicht nehmen zu müssen und so lange er dies nicht wenigstens versucht, siehst du auch keine Veranlassung, ihn zu unterstützen.

Su
24.09.2003, 23:55
Hallo, Danke für Eure Antworten!

Das ist im Grunde das, was ich auch denke, nur das Umsetzen ist halt immer so schwer!
Ich kann ihn ja auch so gut verstehen, weil ich ja selber suchtkrank bin. Das hat immer Vor- und Nachteile!

Ich weiß jetzt noch nicht, was ich Freitag mache, meine Wut ist schon wieder ziemlich verraucht, aber auf jeden Fall werde ich mit ihm darüber reden!

Jörg, wegen der Adressen von Therapeuten: Schau doch mal auf der HP der Fachstelle Glücksspielsucht (Caritas),

http://www.erzbistum-koeln.de/opencms/opencms/caritas/vorort/neuss/cv_neuss/sucht_hilfe/gluecksspiel/index.html

ist ein Link rechts unten auf der Forumstitelseite, dann auf der HP unter "Wichtige Adressen", dort findest Du nach Postleitzahlen geordnet alle Beratungsstellen der Caritas, die haben auch gute Therapeuten.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute.

Liebe Grüße Su

Ute
25.09.2003, 18:00
Ich selber bin nicht süchtig (höchstens nach Schokoriegeln.. ;-), aber was das "beziehungstechnische" betrifft, möchte ich meinen Senf dazugeben - zumindest aus meiner Sicht. Wenn du dich entschließen solltest, ihn hinzufahren - wie wäre es, wenn du schon am Vortag bzw. einige Stunden eher hinfährst, und Ihr die Zeit für Euch nutzen würdet. Du schreibst, daß ihr weit voneinander entfernt wohnt, da könntest du ja "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen".
Was seine Ignoranz betrifft, sowas kennt sicher jeder: Man fühlt sich übergangen, nicht ernstgenommen, reagiert deswegen ungehalten (zickig?) und erreicht mit diesem Verhalten wahrscheinlich das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte... Die Fronten verhärten sich, und wenn nicht einer nachgibt, schaukelt sich das Ganze hoch und es kommt zum Streit bzw. man redet nicht mehr miteinander. So ist es zumindest manchmal bei uns.
Mit Vorwürfen - wenn auch berechtigt - erreicht man meistens nur, daß der andere sich angegriffen fühlt. Zumal das männliche Ego sehr sensibel ist ;-))) egal ob Spieler oder nicht. Zumindest hab ich die Erfahrung gemacht. Zeig ihm, daß du ihm magst, geb ihm das Gefühl, angenommen zu sein, hole ihn da ab, wo er ist. Ich weiß, leicht gesagt, wenn man sich eh entfernt hat, nicht nur von der Kilometerzahl... Naja, das waren meine Gedanken dazu.
Lieben Gruß von Ute

marija
25.09.2003, 19:48
hallo ute,

ich bin etwas verunsichert, es wundert mich, dass ein nicht süchtiger, in einem forum für süchtige stöbert. was veranlasst dich dazu, oder könnte da etwas mehr sein?

lieben gruß marija

Su
25.09.2003, 23:12
Ich glaube, Ute hat auch schon mal zum Thema Co-Abhängigkeit gepostet, oder?

Ich habe mich entschlossen morgen hin zu fahren und auch mit ihm zu reden, aber nachher, weil vorher muß er sich ja entspannen, wegen dem Vorstellungsgespräch!!!

Das mit den Vorwürfen stimmt, man muß da immer sehr diplomatisch drangehen, sozusagen mit Glace-Handschuhen!

Und gerade das stinkt mir eigentlich, denn dann sieht es schon wieder so aus als wäre alles garnicht so schlimm!

Na ja, sehen wir mal was morgen passiert.

Allen eine gute Nacht, liebe Grüße, Su