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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mai-Lee



Rudi
09.10.2003, 23:26
Hallo Mai-Lee!
Ich heiße Rudi und bin Spieler. Was ich dir sagen kann, betrifft nur meine eigenen Erfahrungen. 37 Jahre habe ich gezockt und kenne alle Schliche und Wege eines Spielsüchtigen. Seit drei Jahren bin ich aus diesen Teufelskreis heraus.
Du hast in der Vergangenheit leider einige dicke Fehler im
Verhalten gegenüber deinen spielkranken Freund gemacht. Genauso wenig, wie man einen Alkoholkranken Alkohol gibt,
hilft man einen Spielkranken mit Geld aus seiner Sucht. Es war leider auch nicht richtig, Ihm Probleme aus dem Weg zu räumen. Er muß spüren, was er anrichtet in seinen und auch deinen Leben. Was kannst Du tun ? Du kannst nur etwas tun, wenn er bereit ist, sehr an seinen Verhalten zu arbeiten.
Unbedingt sollte er unverzüglich eine Spielergruppe aufsuchen. Eine erneute Therapie halte ich auch für sehr denkbar.Solltest du die Beziehung weiterhin wollen, mußt du zunächst kontrollieren. Und das fängt beim Geld einteilen an. Die Bankkarte allein bringt gar nichts. Bei einen Spieler brennt Geld Löcher in den Taschen. Es ist auch kein Geld für ihn, sondern nur das Mittel zum Spiel.
Deswegen sollte er nur das unbedingt erforderliche Geld bei sich haben. Auch dieses wenige Geld sollte eine gewisse Zeit der Kontrolle unterliegen. Im Umgang mit Geld muß der Spieler wie ein Kleinkind das Laufen lernen.
Das ist gewiß für beide nicht einfach.
Es ist gewiß auch sehr schwer,Zuhause auf sein Geld aufpassen zu müßen. Dahingehend darfst du auch daheim nur noch das allernotwendigste an Geld haben. Bankkarten, Sparbücher etc.müßen an einen Ort, der für den Spieler nicht erreichbar ist.
Das alles ist ein erster ganz kleiner Schritt .Eine Notbremse,die du jetzt ziehen mußt. Bei aller Liebe zu ihn, hast du auch eine Verantwortung dir gegenüber. Du hast nur dieses eine Leben. Laß es nicht zu, das es auf diese Weise zerstörrt wird. Und dann sind da noch zwei Kinder...
Überlege dir gut, was du tust. Eure Beziehung kann nur funktionieren, wenn er sehr ernsthaft an sich arbeitet.
Spieler sind gute Schauspieler! Sei auf der Hut, das er dir kein X für ein U verkauft.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, das alles nach deinen Vorstellungen abläuft.
Liebe Grüße, Rudi.

Ann
10.10.2003, 11:37
Hallo Rudi,
jetzt muß ich aber doch mal eingreifen ......

Wir kennen uns glaube ich noch nicht, ich bin Ann, auch Angehörige und als solche stoßen mir natürlich ein paar deiner Erläuterungen auf:

"Du hast in der Vergangenheit leider einige dicke Fehler im
Verhalten gegenüber deinen spielkranken Freund gemacht. Genauso wenig, wie man einen Alkoholkranken Alkohol gibt,
hilft man einen Spielkranken mit Geld aus seiner Sucht. Es war leider auch nicht richtig, Ihm Probleme aus dem Weg zu räumen. Er muß spüren, was er anrichtet in seinen und auch deinen Leben"

Natürlich hast du Recht mit dem, was du sagst. Aber für einen Neuling hört sich das fast so an, als wenn Mai-Lee die Fehler alleine gemacht hätte ! Sorry, aber das kann ich natürlich nicht so stehen lassen.
Es ist ein Fehler, dem Spielkranken Geld zu geben, genauso wie es nicht richtig ist, ihm die Verantwortung abzunehmen. Nur ist das ja genau das, was alle Angehörigen mal falsch machen. Und zwar aus Unkenntnis!
Leider hängen in einer Suchtbeziehung immer zwei mit drin. Für beide Seiten ist es nicht einfach, das heißt, nicht nur der Angehörige, auch der Spieler macht Fehler. Es ist für Angehörige nur schwer nachzuvollziehen, was in dem Spieler vorgeht, wenn er lügt und betrügt. Wir fühlen uns persönlich angegriffen und ungeliebt, wir fühlen uns vor allem unfähig, selbst zu agieren, wir können doch in aktiven Spielzeiten meistens nur REagieren. So versuchen wir, den Schaden gering zu halten, nach außen hin die Form zu wahren und alles aus dem Weg zu räumen.
Der Spieler findet das natürlich toll: So kann er in Ruhe weiterspielen.

Liebe Mai-Lee, Kontrolle des Geldes ist wichtig, Kontrolle des Menschen: NEIN. Das macht uns selbst kaputt. Das ist die Co-Abhängigkeit des Angehörigen.
Versuche dir klar zu werden, was du von deinem Partner erwartest. Suche das Gespräch mit ihm und wenn das nicht möglich ist (was ich mir gut vorstellen kann) suche dir Hilfe in Form einer Therapie oder Gruppe. Oder sprich dich hier aus, das hilft ungemein.

Alles Liebe
Ann

Rudi
10.10.2003, 17:52
Hallo Ann !
Vielleicht war ich gestern etwas müde. Habe mich wohl nicht ganz klar ausgedrückt. Natürlich hast du mit deiner Ermahnung voll ins Schwarze getroffen.Sorry!Hört sich bestimmt manches sehr hart an , was ich schreibe.
Aber Schönmalerei hilft keinen.Ehrlichkeit um so mehr.
Kann verstehen, das Mitbetroffene einen anderen Blickwinkel haben als Betroffene.
Entschuldigt, wenn ich etwas zu konsequent in meiner Wort-wahl bin. Ich bin mir selbst gegenüber auch sehr konsequent.
Alles Liebe ,Rudi

claus
10.10.2003, 18:50
Hallo Rudi,
nix für ungut aber du haust hier doch einiges gehörig durcheinander, was nicht zusammengehört.
Du vertrittst hier die Meinung von Betroffenen, das ist aber absolut nicht meien Meinung.
Wieso um Gottesnamen soll ein Angehöriger der den ganzen Trouble den ein Spieler verursacht und mitgemacht hat auch noch hinterher sein Geld verwalten??
Das ist keine Hilfe, dass sage ich dir mit meiner fast 19 J. Erfahrung der Therapie und Gruppenarbeit als Betroffener Spieler erlebt hat. Jemanden die Verantwortung für das Geld abzunehmen..
Liebe ist eine Sache!
Geld aber ist die ernsteste Sache der Welt, denn bei Geld hört jeder Spass auf!
Ich habe die Verantwortung für mein Geld übernommen und konnte clean werden und bleiben. Und habe auch die Verantwortung für meine Genesung. Kein Therapeut und auch kein Angehöriger!
Im Übrigen finde ich Pauschalbewertungen Ätzend vor allem als süchtiger Süchtigen gegenüber!!!
Es ist doch hilfreicher von sich zu reden, wie ich welches Problem gelöst habe.
Gottseida<nk habe ich Menschen gefunden, die es mir vor-ge-lebt haben.
Suffleure und Ratgeber hingegen haben mich immer abgestossen.
Ich denke als Spieler habe ich keine Mitspieler sondern bin doch auch ein Angehöriger.
Wenn mir jemand vertraut, habe ich die VeraNWORTUNG AUCH HIER IM ANONYMEN Internet, denke ich.
Gruss
Claus

Rudi
11.10.2003, 17:53
Zunnächst einmal ,ich vertrete nicht die Meinung der Betroffenen, Sondern meine Meinung als Betroffener. Es ist sehr auf das hohe Ross gesetzt, wenn ich beurtteile, was richtig oder falsch ist. Aus meiner eigenen Erfahrung und aus dem was ich um mich herum gesehen habe, war das mit der Eigenverantwortung in Sachen Geld bei Spielern nicht so berauschend. Mag sein ,das,du die rühmliche Ausnahme bist. Ist ja prima, das es 19 Jahre geklappt hat. Ich akzeptiere, wenn du anderer Meinung bist. Jedoch fehlt dir irgendwo das hinterfragen. Du schießt scharf. Kann ich verdauen, das mache ich auch. Nur ich nehme mir nícht die Freiheit, über richtig und falsch zu urteilen. Ich gebe meine eigenen Erfahrungen wieder. Nicht etwas, was irgendwer irgendwo geschrieben hat. Was bei dir, oder bei mir geholfen hat, muß nicht für jeden Spieler die Lösung sein. Der Sinn dieses Forums liegt doch wohl im Gedankenaustausch.
Wenn du jedoch schreibst du hast alles so prima alleine
geschafft, bist du sehr stark. Ich nicht. Ich brauchte die Hilfe meiner Partnerin.Seit 3 Jahren bin auch ich spielfrei und habe für MICH also alles richtig gemacht.
Bis heute.
Alles Gute und ein spielfreies Leben
Rudi

claus
11.10.2003, 19:26
Hallo Rudi,
von wegeb alleine geschafft, Irrtum ohne die Liebe meiner Frau die mich los-lassen konnte und die Liebe die ich in den Gruppen der Anonymen Spieler GA und der Alkoholiker AA bekommen habe und das Zuwenden an an eine höhere Machz- ich nenne sie Gott- wäre ich nicht mehr am Leben.
Wohlverstanden Liebe, aber keine Einmischung in meinen Genesungsprozess durch eine Hilfe die keine ist, in Punkto Geld musste ich lernen damit umzugehen ohne es in den Händen zu haben. Eine Zeitlang, habe ich mir helefen lassen bius es nicht mehr juckte. Bis Heute mache ich jeden Tag eine Inventur in Punkto Geld und berichte akkurat an meine Partnerin oder den Menschen die es betrifft.
Ich habe es alleine geschafft, weil nur ich es schaffen kann!
so meinte ich dass......
Natürlich soll sich jeder der Hilfe braucht die sich holen bzw.sogar verlangen.
erstmal alles Gute
Claus
Ich mag deine aufrechte Art sehr

Mai-Lee
11.10.2003, 22:44
Danke Rudi!

Ich danke Dir für Deine aufrichtige und klare Antwort! Vieles von dem, was Du schreibst, tu ich bereits: So habe ich nur noch wenig Geld hier herumliegen. Ich finanziere momentan zwar für diesen Monat seinen Lebensunterhalt, ansonsten gebe ich ihm kein Bargeld. Er hat für nächsten Mittwoch einen Termin in Neuss vereinbart und ich hoffe sehr, er nimmt den Termin wichtiger, als alles andere was vorher war- das nutzte nix!
Ich bin auch nicht mehr bereit, sein Leben zu finanzieren- zumal er einen guten Job hat. 4000.-€ habe ich bislang aufgefangen- meine Grenze ist erreicht. Den Plan mit der Einteilung des Geldes hatten wir auch beschlossen. Ich habe eine Kiste mit 31 Umschlägen angelegt. Ich glaube, ich warte nicht mehr bis zum nächsten Monat und werde verlangen,
dass er ab sofort sein Leben selbständig bestreitet. Bislang lebt er bei uns wie die Made im Speck und verzockt sein (fast) komplettes Einkommen. Bin offen für alle Tips, bitte schreibe weiter! Er besucht diese Homepage auch- ich hoffe, es bringt ihm etwas!

Liebe Grüße, Mai-Lee

Mai-Lee
11.10.2003, 22:57
Hallo Ann!

Danke für die Verteidigung, aber Rudi hat schon genau das Richtige geschrieben. Im Grunde auch nichts anderes, was Du auch sagst. Er hat mich nicht beleidigt! Ich lebe ja nun schon einige Zeit mit dieser "Tatsache", habe mich sogar bewusst darauf eingelassen. Stefan und ich waren zwei Jahre Kollegen und lange gute Freunde, als er sich mir offenbarte, drei Monate später kamen wir zusammen. Ich wusste da schon alles von ihm. Wir reden sehr viel und er arbeitet auch an sich, ich verstehe nur diesen Rückfall anfang des Monats nicht- nun fange ich wieder alles auf, obwohl mich das zur Weissglut bringt. Im Supermarkt kauft er Süssigkeiten, Lebensmittel, Schuhe- und ich bezahle. Aber er kann ja auch nicht rumlaufen, wie ein "Penner"!
Was soll ich tun?

Danke, Ann!

Mai-Lee