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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : neue hilflose angehörige



sandra
14.10.2003, 01:32
das ist richtig heftig für mich, meine ewig sich plagende gedanken hier freizugeben
ich bin seit heut abend im internet, seit dem ich mal wieder weiß, daß mein mann in der halle ist
& mache mich über spielsucht schlau, geh alle möglichen suchmaschinen durch, um irdenwie tipps zu bekommen, wie ich mich ihm am besten gegenüber verhalte, wie ich reagiere, wenn er nach hause kommt, was ich sage oder auch nicht sage, wie weit ich darauf eingehe etc.
durch eure ganzen briefe habe ich festgestellt, daß ich eine von den angehörigen bin, die das thema sehr lange verdrängt hat -6 jahre-
dann gehöre ich auch zu den sozialen, die dieses blöde helfersyndrom haben, obwohl ich null mit spielsüchtigen arbeite, glaubte ich wohl, ich bekomm das schon wieder hin
okay, nun aber:
ich brauche unbedingt korrekte verhaltensregeln
mittlerweile erzählt er mir, daß er in der halle war
& daß dann so, als ob er unter drogen stehen würde
ich bekomme jede einzelheit berichtet, von den Jackpots, daß das eine sauerei ist, daß da immer ec-automaten in der halle sind, daß die schneller das geld schlucken als früheretc.
er ist mehr ein schlecht drauf spieler, daß heißt, immer wenn es ihm nicht gut geht, oder wenn ihn was belastet, geht er in die halle
er will keine hilfe, weil er nicht süchtig ist
im sommer war er öfter hintereinander, so daß er mir schon die ec-karten gegeben hat
auf anweisung von ihm, hab ich sie versteckt
er hat sie natürlich gefunden
blödes spiel

Marcus (fachstellenteam)
14.10.2003, 10:41
Hallo Sandra,

auch wenn du deinen Beitrag unter der Rubrik "Selbsthilfe" geschrieben hast, möchte ich dir doch meine Sicht als Berater für Spielsüchtige schildern:

Du schreibst "... obwohl ich null mit Spielsüchtigen arbeite..."
Das stimmt, es scheint mir so, dass du FÜR den Spielsüchitgen, nämlich deinen Partner arbeitest.
Du fragst nach korrekten Verhaltensregeln, hör doch vielleicht einfach mal darauf, was dir deine innere Stimme sagt. Ich denken irgendwo in dir drin ist viel Wut, Enttäuschung, etc.
Dein Partner macht es sich zu einfach: er lädt den Frust über sein Spielen bei dir bzw. wieder in der Halle ab.
Hilfe wil er keine, wie du schreibst.
Dass was Angehörige aus meiner Sicht tun können und in ihrem eigenen Interesse auch tun sollten, ist: die eigenen Grenzen ernst nehmen und konsequent sein, d.h. sich auch abzugrenzen. Zur Zeit spielt dein Partner nicht nur mit den Automaten, sondern auch mit dir.
Konsequenz kann sich in den unterschiedlichsten Dingen ausdrücken: zunächst einmal mußt du anerkennen, dass es SEIN Problem ist und dass nur ER etwas daran ändern kann. Du bist nicht dafür da, seine Probleme zu lösen.
Ich denke, du wirst ihm schon viele Dinge angedroht haben, wieviel davon hast du wirklich wahrgemacht? Warst du in dieser Hinsicht konsequent, oder hat er es doch wieder geschafft dich umzustimmen?

Du hast bestimmt viele Fragen. Ich möchte dir eigentlich dazu raten, dir selbst professionelle Hilfe zu holen. Wenn dein Partner es schon nicht hinbekommt, dann probier du es. Tu es für dich.
In vielen Beratungsstellen besteht die Möglichkeit Angehörigengespräche zu führen. Hier kannst du gemeinsam mit einem Berater oder Therapeut nach Möglichkeiten suchen, wie DU mit der Situation umgehen kannst, was du für dich tun kannst.
Du kannst mich auch gerne anrufen.
Tel. 02131 / 889-179

Ich wünsch dir die nötige Kraft.
Liebe Grüße,
Marus Nebel

sandra
14.10.2003, 12:50
hallo marcus!
danke für deine antwort
keine ahnung, wie ich in die rubrik selbsthilfe gekommen bin
weiß jetzt auch nicht, wie ich das ändern kann
aber super, daß du mir trotzdem geantwortet hast
du hast mich jetzt total zum nachdenken angeregt
wut & enttäuschung sind in mir noch nicht hochgekommen
wahrscheinlich hab ich angst, sie raus zulassen
keine ahnung
ich hab ihm auch noch nicht mal grenzen von meiner seite aus gesetzt oder gar konsequenzen angedroht
steh wohl noch ziemlich am anfang
& irgendwann muß ich ja wohl anfangen, sonst bleib ich wahrscheinlich immer dort stecken, wo ich gerade bin
die telefonnummer von unserer nächstliegenden beratungsstelle habe ich scho seit sommer
jetzt wird es zeit, daß ich mich da mal melde, oder?
das ist gar nicht so einfach
heut nachmittag am besten
also bis dahin & nochmal thanks

Marcus (Fachstellenteam)
14.10.2003, 12:57
Hallo Sandra,

ich wünsch dir viel Erfolg! Wäre interessant, von dir zu hören, wie es weitergeht.

Liebe Grüße,
Marcus

sandra
14.10.2003, 14:12
hallo marcus
nochmal danke
werd mich dann auf jeden fall melden
lieben gruß sandra

Eva
15.10.2003, 11:32
Liebe Sandra

Ich mache im Moment genau dasselbe durch wie Du. Nach 3 Jahren Beziehung habe ich meinen Freund am Montag vor die Tür gesetzt, nachdem er unser ganzes Geld in der Spielhalle und im Bordell verprasst hat.

Ich kann ihm nicht mehr helfen. Wie oft hat er mich um Verzeihung gebeten, gesagt, dass JETZT alles anders wird. Und jedesmal gings nach ein paar Wochen wieder los.

Ich liebe ihn trotz allem immer noch, bin verzweifelt und ratlos, aber ich weiss auch, dass ich das getan habe, was getan werden musste, weil ich einfach nicht mehr kann.