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Klaus Schmidt
24.10.2003, 23:26
Dialog an der Bar zwischen K. Schmidt und einem Casinodirektor:

Prost Herr Schmidt
Prost Herr Direktor

Direktor: Also lieber Herr Schmidt, wie kommen Sie bloß darauf, dass Sie spielsüchtig sind?

Schmidt: Ich habe 5 Millionen Mark in zwei Jahren verloren.

Direktor: Das ist allerdings viel Geld. Woher hatten Sie das? Haben Sie eine Bank überfallen?

Schmidt: Nein, natürlich nicht. In 25 Jahren Selbständigkeit redlich erarbeitet.

Direktor: Sie sind also nicht kriminell geworden?

Schmidt: Nein!

Direktor: Ist Ihnen bekannt, dass eine Spielsucht fast immer mit Beschaffungskriminalität einher geht?

Schmidt: Ich habe davon gehört. Hätte ich besser eine Bank überfallen sollen - wäre ich dann glaubwürdiger?

Direktor: Keineswegs, ich bitte Sie. Obwohl - glaubwürdiger für eine Spielsucht wäre es schon. Außerdem hätten Sie in dem Strafprozess wahrscheinlich mildernde Umstände bekommen - dieser Vorteil entgeht Ihnen aber jetzt.

Schmidt: Also ist ohne Straftat niemand spielsüchtig?

Direktor: Nun ja, so würde ich das nicht sagen wollen, aber es käme doch schon erleichternd hinzu. Woran wollen Sie Ihre angebliche Spielsucht denn noch erkannt haben?

Schmidt: Ich konnte nie aufhören mit dem Spielen, egal ob ich gewonnen oder verloren hatte. Stundenlang saß ich oftmals am Roulettetisch ohne Unterbrechung.

Direktor: Das könnte eventuell ein mögliches Anzeichen sein. Wieviel Stunden haben Sie denn da so verbracht?

Schmidt: Ich weiß von einem Tag, von nachmittags um 1500 Uhr bis zum anderen Morgen um 300 Uhr - bis das Casino schloss. Sozusagen 12 Stunden am Stück - ohne Pausen.

Direktor: Ohne Pausen? Mussten Sie denn nie zur Toilette?

Schmidt: Doch - das natürlich ja.

Direktor: Na seh'n Sie, da konnten Sie zwischendurch ja doch immer wieder mal mit dem Spielen aufhören. Sie hatten sich also unter Kontrolle - sozusagen.

Schmidt: Ja, hätte ich mich vor all den Leuten am Roulettetisch einnässen sollen?

Direktor: Nein, natürlich nicht. Gleichwohl wäre es in Bezug zu einer Spielsucht schon glaubwürdiger gewesen. Es ist nunmal ein wesentliches Indiz der Spielsucht "nicht aufhören" zu können und sich durch nichts vom Spielen abbringen zu lassen.
Was haben Sie während dieser 12 Stunden denn an Nahrung zu sich genommen?

Schmidt: Nichts - ich war so auf das Spielen fixiert, dass ich vergessen habe, etwas zu essen.

Direktor: Bewundernswert - da hatten Sie ihr Hungergefühl sozusagen "voll im Griff" - unter Kontrolle also. Auch dies ist somit ein Beweis für eine nicht vorhandene Spielsucht. Das gravierende Merkmal einer Spielsucht ist - wie schon gesagt - der Kontrollverlust wie bei vielen anderen Süchten auch!
Prost, Herr Schmidt, noch ein Gläschen?

Schmidt: Prost, Herr Direktor, Sie können überzeugen.

Direktor: Wie waren denn Ihre sozialen Kontakte in unserer Spielbank, lieber Herr Schmidt?

Schmidt: Ich hatte keine. Ich wollte mit den Anwesenden keinen näheren Kontakt haben. Mich interessierte ausschließlich das Spielen am Roulettetisch.

Direktor: Das ist bedauerlich. Wissen Sie denn nicht, dass unser Casino auch eine soziale Begegnungsstätte für viele darstellt? Mit Stolz möchte ich darauf verweisen, dass alle Gesellschaftsschichten - vom Unternehmer bis zum Sozialhilfeempfänger - unsere Serviceleistungen in Anspruch nehmen! Da grenzen wir niemanden aus. Aber wenn selbst diese Vielfalt an interessanten Menschen Sie nicht vom Spielen ablenken konnte, zeigt es doch nur ein weiteres Mal ihre Standhaftigkeit. Ihr zielorientiertes Handeln schließt einen Kontrollverlust somit aus.

Schmidt: Ja wäre Ihnen lieber gewesen, ich hätte mich nur mit den Anwesenden unterhalten und selbst nicht gespielt?

Direktor: Um Gotteswillen, das natürlich nicht. Unser Casino ist doch zum Spielen da. Darum kom-men Sie ja auch zu uns. Nein, was ich sagen wollte ist, dass Sie nicht immer sofort aus dem Hause stürmen, wenn Ihnen die Geldmittel ausgegangen sind. Ein Fachgespräch mit anderen Stammgästen, die Ausarbeitung einer neuen Strategie für den nächsten Tag. Ja das wären Anzeichen einer eingeschränkten Geschäftsfähigkeit, aber so?

Schmidt: Alles was ich Ihnen bisher vorgetragen habe, lassen Sie als Zeichen einer Spielsucht nicht gelten?
Was ist denn mit den familiären Kontakten, die ich eingestellt habe? Zählt das auch nicht?

Direktor: Ich bitte Sie, lieber Herr Schmidt. Es wird Ihnen doch niemand vorwerfen können, wenn Sie Ihren Sohn vor der Erkenntnis schützen, dass Ihr finanzieller Spielraum eingeschränkt ist. Ihr Verhalten zeigt doch soziale Verantwortung gegenüber Ihrer Familie, sie nicht mit solchen Dingen zu belasten.

Schmidt: Ja, wenn Sie das so sehen, kann mich das überzeugen. Dann bin ich also gar nicht spielsüchtig?

Direktor: Selbstverständlich nicht, mein Lieber. Sie gehen einer modernen, staatlich geförderten Freizeitbeschäftigung nach. Sie wissen doch am besten, wie unterhaltsam und spannend es bei uns zugeht. Bringen Sie doch mal Ihre Frau oder ein paar Freunde mit.

Schmidt: Ja, ist denn das Glücksspiel überhaupt nicht gefährlich? Und warum gibt es dann Suchtberatungsstellen und den Verband für Glücksspielsüchtige in Herford?

Direktor: Nun, diese sogenannten Beratungsstellen haben einen reinen Selbstzweck und sind im eigentlichen Sinne nicht erforderlich.
Spielsüchtige bedürfen keiner Beratung - weil es keine Spielsüchtigen gibt!
Schauen Sie - es ist doch nur ein Spiel. Sehen Sie es doch mal von der Warte. Oder würden Sie Menschen beim Fußball spielen, beim Golf spielen oder gar Kinder beim Spielen in der Sandkiste für Süchtige halten? Na, seh'n Sie. Das verkrampfte muss einfach raus aus diesem Thema. Dann erklärt sich alles wie von selbst - spielerisch sozusagen.

Schmidt: Mehrmals schon habe ich einen Freund belogen - bis er dahinter kam. Jetzt fragt er mich gradraus, ob ich spielsüchtig sei!

Direktor: Gute Güte, wenn jeder spielsüchtig wäre, der lügt - wir wären ja ein Volk von Spielsüchtigen, oder?
Nein nein, man muss das mehr historisch seh'n. Als erstes war ja nun mal die Lüge auf der Welt. Das Glücksspiel kam dann später - logischerweise. Darauf trinken wir noch einen - auf Ihr Glück, Herr Schmidt.

Schmidt: Prost Herr Direktor, ich glaube mir wird gleich schlecht!

Direktor: Na, na mein Guter. Durchhalten heißt die Parole. Sie sehen allerdings tatsächlich etwas mitgenommen aus. Ist Ihnen nicht gut?

Schmidt: Müde bin ich, nur müde. In letzter Zeit leide ich doch sehr unter Schlafstörungen.

Direktor: Jetzt kommen Sie mir nicht schon wieder mit Ihrer Spielsucht. Lieber Herr Schmidt, überlegen Sie doch mal. Wenn Sie an dem besagten 12-Stunden Tag keine Schlafstörungen gehabt hätten. Dann wären Sie womöglich mit einem riesigen Spielverlust zu Bett gegangen. Fast 300.000 Mark hätte Sie dann der Abend gekostet - ich kann Ihnen die Aufzeichnungen zeigen.
Durch Ihre Schlafstörungen bedingt konnten Sie bis morgens durchspielen und der Tag endete für Sie nur noch mit 16.000 Mark Verlust. Das war doch ein echter Gewinn für Sie.

Schmidt: Ach, Herr Direktor, Sie machen mir Mut. Aber bei mir dreht sich das Leben nur noch um's Geldgewinnen im Casino. Das kann doch kein Lebensinhalt sein, das ist doch krankhaft!

Direktor: Mein Lieber, unser Personal hat doch das selbe Problem wie Sie. Was glauben Sie, woran die fortwährend denken, wenn sie im Haus sind. Aber krankhaft ist dieses Denken an Geld natürlich nicht. Unsere Croupiers sind immer freundlich und lächeln Ihnen doch aufmunternd zu. Haben Sie jemals kranke Menschen gesehen, die so ausdauernd lächeln können?

Schmidt: Nein, da haben Sie natürlich recht, Ihre Angestellten sind ausgesprochen aufmerksam. Das gefällt und schmeichelt mir. Leider muss ich in Zukunft etwas kürzer treten - meine Firma ist Konkurs.

Direktor: Kopf hoch, lieber Herr Schmidt, darauf trinken wir einen - alles wird gut - prosit.

Schmidt: Prost.

Direktor: Gemach, gemach mein Bester. Vordergründig mag das ja eine unangenehme Sache für Sie sein. Bedenken Sie aber auch mal die Vorteile für Ihre Familie.
Morgens schlafen Sie erst mal richtig aus. Wenn dann die Kinder in der Schule sind, gehen Sie Ihrer Frau zur Hand - in der Küche oder wo auch immer (hähähä). Nachmittags kümmern Sie sich um die Kinder und spät abends, wenn die Familie schläft, haben Sie frei. Dann können Sie bei uns entspannt Ihrem Hobby nachgehen. Und damit auch Sie noch genügend Schlaf bekommen, schließen wir um 300 Uhr am Morgen. Da können Sie sich ausreichend erholen und wir sehen Sie fit am nächsten Tag wieder.
Über die finanziellen Möglichkeiten unseres Hauses mit 92,5% brauche ich ja wohl nichts weiter zu sagen. Wo bekommen Sie sonst solche Chancen?
Vielleicht waren ja auch Sie schon oftmals dem eventuellen Gewinn auf der Spur?

Und wie heißt es doch so schön:
"Gehe dem Erfolg auf den Grund und du wirst Beharrlichkeit finden" - in diesem Sinne –

Prost, Herr Schmidt!


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