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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich bin auch schwach!



Mai-Lee
30.10.2003, 03:51
Guten Abend, oder fast guten Morgen, mein lieber Rudi!

Wir hatten heute beide frei und haben uns so einen richtig schönen Abend gegönnt. So einer, von dem Du geschrieben hast!
Ich habe zwar reichlich bezahlt, aber dieser Abend bedeutet mir mehr, als ein neuer Pulli oder so.

Ich glaube, meine Bedenken waren umsonst. Ich weiss nicht, ob Du mit Deiner Antwort abwarten wolltest, bis ich mich melde, Deine Besonnenheit und Deine Geduld sprächen dafür, und Du hast Recht! Du hast immer ad hoc geantwortet- ich war immer wieder "drin" Du therapierst auf Deine eigene Art und erreichst damit wahnsinnig viel! Das ist Dein Ziel, oder?
Das ist genial und nicht nur wirksam für die, denen Du schreibst, sondern eine Art und Weise, Dich mit Deiner Sucht auseinander zu setzen.
Ich glaube, mit meinen Gedanken nicht ganz falsch zu liegen, und mich fasziniert Dein immer währender Optimismus, Deine Zuversicht, und bei allem Blick zur Realität, Deinen Sinn für die einzelne Person, der Du schreibst. Ich denke, eine gute Sensibilität für Menschen zu haben, die mir etwas bedeuten, manchmal brauche ich etwas länger! Vor Dir ziehe ich meinen Hut!
Du hast mich von der ersten Antwort an beeindruckt, heute weiss ich - warum!

DANKE!

Ich glaube, damit spreche ich ganz vielen Menschen, die Deine Kommentare lesen, aus der Seele!

Stefan war heute in Neuss- so sehr kann er nicht lügen. Ich denke, es ist ihm einfach wichtig auf seinem Weg etwas für sich allein zu haben. Er hat das erste mal das Gefühl, dass es jemanden gibt, der sich komplett um seine Belange bemüht.
Es lag mir völlig fern, ihm das zu nehmen, ich dachte, er wollte mich dabei haben, was er auch sagte, aber er hat begriffen, dass ER den Kampf kämpft. Für mich ist das absolut mehr als das, was ich mir gewünscht habe. Ich glaube, er dachte mir damit weh zu tun, alleine zu fahren. Für mich ist es alles- wenn er dort ankommt!

Ich war die letzten beiden Tage sehr ruhig - vielleicht in seiner Hinsicht fast traurig! Ich bin eine- ja wie nennt man das?- eine Frau, die einfach selten schlechte Laune hat! Meine "Ungesprächigkeit" hat ihn sehr bewegt. Dabei bin ich einfach nur platt.
Ich hatte heute meinen dritten freien Tag in diesem Jahr- keine Kids, keine Arbeit! Und ich habe Angst, dass er sein Geld vom Konto abhebt und verzockt! JA, ich habe fürchterliche Angst! Ich habe mitlerweile über 5000.- Euro vorgestreckt und ich weiss, dass ich dieses Geld wahrscheinlich nie wiedersehen werde.
Er kann es schaffen, dass wir ganz gut leben, er einige Schulden abbezahlt und wir nächstes Jahr endlich mal Urlaub machen können. Er würde sich sogar für uns ins Flugzeug setzen (er hat panische Angst vorm Fliegen!). Aber wie soll ich aufbringen, was schon weg ist?

Ich reiss mir wirklich den A... auf, gehe zwei Wochenenden im Monat komplett arbeiten (á 35 Stunden)
und mindestens einmal in der Woche (8 Stunden) und jeden kinderfreien Tag, der mir zur Verfügung steht. Das sind mindestens 106 Stunden im Monat. Ich komme in diesem Monat auf 178 Stunden. Dabei bin ich immer für meine Kids da,
bis auf den Dienstag, wo meine Mom zwei Stunden meine Kinder betreut. Danach sind sie im Bett, während ich arbeite.
Ich habe eine Miete von 854,- Euro zu decken bei 80qm. Hier ist es eben teuer, aber ich will auch nicht hier weg, ich bin hier aufgewachsen! Ich bin gelernte Lehrerin ohne zweites Staatsexamen, weil da meine Tochter kam und ich mich aufgrund
der Schwierigkeiten, die damals entstanden, für Lenny entschieden habe, der geplant im November 96 kam, und mein Studium abgebrochen habe. Es tut mir nicht leid, dass ich heute nicht den Beruf "Lehrerin" ausübe, obwohl ich glaube,
ich hätte etwas bewirken können, das habe ich sechs Jahre lang getan- etwas bewirkt. Habe noch heute Kontakt zu einigen Jugendlichen, die heute (fast) erwachsen sind! Aber es tut auch mir gut, wenn ich sie in der Stadt treffe!

Das geht nun ganz tief ans Eingemachte, lieber Rudi, und ich muss sagen, es fällt mir schwer. Aber ich glaube, wir waren hier an einem Punkt, an dem wir uns nah sind- offen!

Ich wollte immer Tierärztin werden, mein Abi war gut, mein Medizinertest (damals noch notwendig) noch besser, aber ich hätte damals weggehen müssen, da es nur in vier Städten möglich war, meinen Traum zu erfüllen. Obwohl ich aus dem Elternhaus weg wollte, war volkommene Trennung für mich unvorstellbar. Als Einzelkind und dessen Ruf zu widerlegen, habe ich zwar seit dem 13. Lebensjahr gejobbt, aber meinte mich immer rechtfertigen zu müssen, und dennoch hat mir keiner geglaubt. Mit 15 habe ich schon 180 Mark verdient plus 50 MarkTaschengeld, und alles gespart. Mit 18 habe ich meinen Führerschein- Auto UND Motorrad selbst bezahlt.

Ich glaube bis heute, dass mir keiner glaubt, was ich immer alleine geschaffen habe, weil es anscheinend für andere leichter ist. Ich habe nie den leichten Weg gewählt, aber ich habe auch niemals jemanden um Hilfe gebeten!
Ich habe niemals "ja" gesagt, weil es für mich einfacher gewesen wäre!

...und ich verschließe nicht die Augen, wenn Menschen, die mir nahe stehen, mir vertrauen!


Ich glaube, lieber Rudi, jetzt hast Du alles abbekommen, was ich immer sagen wollte: "Nette Frau mit Grundlagen, als Kellnerin beschäftigt, sucht neuen Denkkreis!"

Du weisst, dass das nicht so ist. Es tut mir so gut, nach Tagen wie diesen, Dir schreiben und auf eine Antwort hoffen zu dürfen.
Es liegt mir völlig fern, irgendwelche persönliche Frustrationen darzustellen. Aber ich habe einfach panische Angst! Bei dem 1% Mißtrauen Deiner Frau bin ich noch lange nicht angelangt, meines möchte ich nicht in % darstellen. Es sind wohl erheblich mehr!

Mein Engel, nun bin ich ein bisschen Frust der letzten Tage hier bei Dir losgeworden!- und alle können es lesen! Aber ich denke, es ist okay, zu offenbaren, wie sehr auch die Angehörigen leiden- immer damit leben. Der Spieler weiss, wann es ihn packt- wir nicht! - Und schon ist die Miete weg!

Klar können wir gehen! Klar können wir ihn/sie rausschmeissen! ... aber wir machen auch unsere Lehrzeit mit! Die Zeit, die Ihr braucht- lasst sie uns auch!

Auch wir haben Probleme und Sorgen- ohne den Spieler an unserer Seite! Dir kann ich nur sagen, ich muss ganz dringend Urlaub machen!

Ich habe zwei Jahre um meine Kinder gekämpft, habe kaum einen freien Tag, ein Jahr Angst um Stefan, was immer wieder
zur Spiellast führte! Verdammt- ich kann nicht mehr! Er spekuliert so auf den nächsten Monat, dass dann Geld auf dem Konto ist. Es kratzt ihn förmlich! "Heb doch von meinem Konto ab"- zu sehen, ob Geld darauf ist.
Ja, ich habe Angst! Er muss morgen schon früh arbeiten- ich weiss, sein erster Weg führt zur Bank!
Er sagte eben schon, dass das Geld schon drauf sein würde. - Lass mich Gespenster sehen! Ich kann nicht schlafen!

Wer schützt uns ausser wir uns selbst? Meine kleinen Sorgen kennst Du nun- den Grund, warum ich mich nicht so groß fühle, wie ich vielleicht könnte!

Aber Du bist Wahnsinn! Danke!

Deine Mai-Lee

Nicole
30.10.2003, 14:24
Liebe Mai-Lee,

ich verfolge deinen regen Briefwechsel mit Rudi etwas. Vielleicht darf ich trotzdem einfach mal was dazu sagen.
Ich bin auch Angehörige. Was ich nicht versteht, wieso ist dein Freund - wenn er die Sucht erkannt hat - nicht bereit, dir sein Konto anzuvertrauen? Ich würde ihm vorschlagen, dass du ab heute sein bzw. euer Konto überwachst. Wieso nicht? Er will doch was gegen seine Sucht tun u. damit unterstützt du ihn.

Mai-Lee
30.10.2003, 21:20
Hi Nicole,

Ich habe seine EC-Karte. Die hat er mir gegeben. Aber damit ist es ja nicht getan. Er kann jederzeit zur Bank un das Geld am Schalter abheben. Zudem bekommt er einen ganzen Teil
seines Gehalts bar auf Tatze. Bis auf diesen Monat hat er sich immer Vorschuss geben lassen. Solange ER nicht absolut bereit ist, dieses Verhalten einzustellen, bin ich absolut machtlos.
Im Moment bin ich ganz schön nervös, da er heute oder morgen wieder Geld bekommt. Er ist heute eine Stunde eher los zur Arbeit. Daher konnte ich die letzte Nacht nicht schlafen und habe mir meinen Frust von der Seele geschrieben. Aber trotzdem danke für den Vorschlag!

Liebe Grüße, Mai-Lee

Rudi
31.10.2003, 00:59
Liebe Mai-Lee!
Habe bis gerade gearbeitet. Zu Hause am Computer Rechnungen und Aufmaße für meinen Arbeitgeber getippt. Bin im Moment ein wenig ausgebrannt. Viel Stress in der Firma und gesundheitlich habe ich auch ein tief. Jedoch nicht, was meine Sucht angeht. Meine Frau hat deinen Artikel gelesen und mir gesagt, du hättest geschrieben. Freue mich sehr darüber,aber schaffe es heute nicht mehr konkret darauf einzugehen.
Du hast viel von dir erzählt. Denke,du bist eine Frau, die stolz sein kann, auf das,was sie leistet.Und deine Ehrlichkeit und Offenheit ist bewundernswert. Auch meine Frau ist in ihren Tun und Handeln unglaublich ehrlich. Als ich sie kennenlernte,war ich manchmal erschrocken über diese tiefe Ehrlichkeit. Es fasziniert mich bis heute. Wenn ich aus meiner Kindheit erzählen würde, wüßtest du warum.
Mir wurde diese Ehrlichkeit nicht vorgelebt. Wenn ein Mensch diese spürbare Ehrlichkeit ausstrahlt, stehe ich fassungslos daneben und staune...und bewundere diese Menschen. Es ist für mich wunderbar, eine zweiten so ehrlichen Menschen (wenn auch nur durch Texte) zu kennen.
Freue mich immer wieder, deine Stimme zu lesen.
Werde möglichst schnell ausführlicher auf dein Brief eingehen!
Gute Nacht.. und alles liebe.
Rudi.

Nicole
31.10.2003, 07:19
Guten Morgen Mai-Lee,
du musst ja ein "Nachtmensch" sein, ich habe schon mehrerer Beiträge gelesen, die du zu Zeiten geschrieben hast, wo andere in ihren tiefsten Träumen liegen. :-)

Hattest du nicht mal erwähnt, ihr bzw. dein Freud wäre in Therapie in Neuss? Im Caritas-Zentrum? Wieso gehst du nicht einfach mit hin? Ich kenne die Caritas-Suchthilfe in Neuss. Dort werden z.B. auch Paargespräche angeboten; wieso versucht du nicht, dir dort helfen zu lassen. Helfen zu lassen in dem Sinne, dass du auch mit deiner Angst - die ja berechtigt ist - umgehen zu können. Und es wird gut sein, dass dein Freund bei diesem Gespräch dann dabei sein wird, denn dann erkennt er erstmal, in welchem Ausmaß auch du leidest, was für Ängste du durchmachen musst ....
Ich kann dir nur raten, dort ein gemeinsames Gespräch zu suchen.
Es werden mit euch dann zusammen nach Lösungsvorschlägen gesucht; und ihr werdet welche finden. Die besser für dich u. auch besser für deinen Freund sein werden. Denn immer am Monatsende bzw. Monatsanfang die Angst im Nacken zu haben, was passiert mit dem Geld ... dass wird auf Dauer nicht gut gehen. Dein Freund versteht dich vielleicht in gewisser Weise (weil er auch deine Mails hier im Forum liest), doch wenn er im Paargespräch so richtig vor Augen/Ohren geführt bekommt, wie sehr du leidest, welche Ängst du hast, du wirst dich wundern, wie überrascht er sein wird. Versuch´s doch einfach mal.
Lieben Gruß u. ein schönes Wochenende

Rudi
01.11.2003, 12:39
Liebe Mai Lee !
Erst einmal muß ich dir sagen, das ich keinen therapeutischen Schachzug machen wollte und deswegen etwas länger nicht geantwortet habe. Ich bin auch etwas erschrocken, das meine Art mich mitzuteilen als eine Art Therapie empfunden wird. Ich bin kein Therapeut und möchte nicht therapieren. Was ich möchte ? Vorbehaltslos und ehrlich aus meinen Erfahrungen berichten. Möglich, das den einen oder anderen nicht gefällt, was ich schreibe. Oder im anderen Fall, wie bei dir ,offene Türen einrenne.
Wie ich meine Spielsucht erlebt habe und wie ich bisher den Weg daraus gefunden habe, das versuche ich zu erklären. Vielleicht kann der eine oder andere für sich einen Nutzen daraus ziehen. Das wäre also schon alles, was ich erreichen möchte.
Das ich weiß, wovon ich schreibe, ist allerdings klar. Das halbe Leben dem Spiel gewidmet- wieviel habe ich gelesen und erfahren.Und wieviele Anläufe habe ich gemacht, um aus meiner Sucht heraus zu kommen. Es gab in all den Jahren auch immer wieder unterschiedlich lange Zeiten des nicht spielens. Doch niemals war ich auch gedanklich davon so weit entfernt. Habe Zeiten gehabt, da habe ich 12 Stunden und länger gearbeitet, nur um meine Sucht zu finanzieren.
Kredite aufgenommen, aufgestockt, bezahlt. Habe mich versteckt vor meinen Partner. Habe die Maske des Spielers bis zur Perfektion aufgehabt. Auch meine jetzige Partnerin hat lange Jahre gebraucht, bis sie dahinter kam.
Ich habe dir einmal geschrieben, Spieler sind nicht partnerschaftsfähig in ihrer "nassen" Phase. Diese Behauptung halte ich für mich auch weiterhin aufrecht. Auch wenn es gerade um diesen Satz viel Gezeter gegeben hat.Spieler lügen und betrügen in Ihrer nassen Phase. Mag sein, das es Ausnahmen gibt. Doch die habe ich nie kennengelernt. Und ich kenne eine Menge Spieler.Ich denke, das ist auch reines krankhaftes Suchtverhalten und sagt nichts über den Spieler als Mensch aus.Ganz klar kann der Spieler, seine Sucht mal außen vorgelassen, ein ganz großer Charakter sein. Da gibt es genug Beispiele.
Wenn ich an Rolf- wessen Seiten und Zeilen ich sehr gerne lese- denke, mit welcher Übersicht und Liebe zu den Menschen er vorgeht,beweißt das meine These. Auch Claus oder viele andere ,die ich persönlich kenne.
Ein Spieler kann so gut oder so schlecht sein, wie jeder andere Mensch auch. Und damit sind wir bei Beziehungen. Auch ein Spieler kann ein guter Partner werden und er ist der aufrichtigen Liebe fähig.Es ist jedoch unumgänglich, das der Spieler seine Sucht bekämpft. Dieses Problem greift auf Grund der finanziellen Katastrophe in die Partnerschaft ein -und kann diese- selbst bei großer Liebe - zerstören. Das muß dir als Partnerin eines Spielers klar sein. Er mag dich wirklich über alles lieben , trotzdem kann es Situationen geben, wo die Sucht übermächtig wird. Darum mußt du für EURE LIEBE und zum Schutz für Dich und deine Kinder die VOLLE Kontrolle über die Finanzen übernehmen. Das hat eventuell auch damit
zu tun, das er nur noch in deinen Beisein Geld von der Bank holen kann. Möglichkeiten hierfür gibt es, wenn er das mitträgt.Zumindet mußt du darauf bestehen das er seinen Teil bei den Lebenshaltugskosten beisteuert. Wenn nicht, muß das Konsequenzen zur Folge haben.
Möchte mich eigentlich auch persönlich noch weiter outen. Aber da geht es wirklich um ganz private Sachen, die ich nicht ins Forum schreiben werde.
Ich spüre immer wieder aus deinen Briefen, das du eine starke Frau bist. Sehe da immer wieder viele paralellen zu meiner Frau. Auch mit den beiden Kids. Oder mit den alleine klar kommen. Ich mag deine Art dich mitzuteilen sehr. Denke immer mehr darüber nach ob man sich nicht mal zu Viert treffen sollte. Denn eigentlich sehe ich den Menschen mit den ich rede gerne ins Gesicht.
Freue mich, bald wieder etwas von dir zu hören.
Alles Liebe und Gute
Rudi
ps: Bin davon überzeugt, das es Euch gut tut eine Spielergruppe für Betroffene und Mitbetroffene aufzusuchen.Auch Meinung meiner Frau !

Mai-Lee
03.11.2003, 01:44
Liebe Nicole,

erst einmal, möchte ich Dir sagen, dass ich es bemerkenswert finde, wie genau Du diese Beiträge liest und sogar Uhrzeiten festhälst. Aber Du hast es sehr gut erkannt, ich bin ein Nachtmensch. Laut meines Kinderarztes ist das eine Leiden-Schaft,
die vererblich ist. Mein Sohn hat sie auch! Früher konnte ich oft länger ausschlafen, das fehlt heute oft, aber trotzdem liebe
ich den Abend und die Nacht, weil sie mir gehört. Ich habe recht wenig Zeit für mich allein, die brauche ich aber. Bis meine Kids schlafen ist es 21.00 Uhr und in der Woche stehe ich um 6.30 Uhr auf. Zudem gehe ich im Durchschnitt dreimal in der Woche abends kellnern, bin zw. 12.00 und 3.00 Uhr zu hause und kann dann einfach nicht direkt abschalten. Gestern war ich um 0.30
Uhr im Bett, bin kurz nach drei eingeschlafen, heute morgen um sieben aufgestanden und habe von 10.00-23.00 Uhr gearbeitet.
Aber schon früher habe ich, die mir wichtigen Dinge auf die Nacht geschoben. Das dazu!

Ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut. Keine destruktive Kritik, die wir Angehörigen doch oft erhalten- es klingt wie ein Miteinander! Ich gebe Dir auch absolut Recht. Nach seinem Vorschlag mitzugehen, wollte er erstmal alleine hin und nun besteht er darauf. Auch für ihn ist alles neu und die Möglichkeit, irgendwann Partnergespräche führen zu können, liegen absolut offen.
Aber ich bin froh und fast glücklich darüber, dass er die Einzelgespräche ernst nimmt- und da möchte ich mich auf keinen Fall reindrängen. Natürlich könnte ich auch Gespräche für Angehörige aufsuchen, aber dann müsste ich jedesmal meine Kinder fremdbetreuen lassen. Und meine Eltern nehme ich schon so sehr in Anspruch. Ich tausche mich gerne auf diese Art, in diesem Forum aus- das bringt mir auch eine ganze Menge. Danke an dieser Stelle für die regen Antworten!
Ich möchte gerne, besser- ich würde mir wünschen, dass er irgendwann soweit ist, dass er mich gerne dabei hat- zwingend ist das für mich auf keinen Fall.

Er ist heute 33 Tage spielfrei und er hat mich nicht belogen, er sagt offen, dass es ihm schwer fällt. Nicht nur das Nicht-Zocken auch das abendliche Weggehen nach der Arbeit, um eben abzuschalten (wovon ich eben sprach, er hat auch immer erst um ca 22.45 Uhr Schluss). Leute treffen, reden! Da ich aus der gleichen Branche komme, weiss ich genau, was er fühlt. Wie oft fehlt
mir der Kontakt zu Mitmenschen in ungezwungener Atmosphäre zwischen Kindern und Arbeit. Aber ich kann das recht gut verpacken, da ich auch mit Kindern und deren Eltern Kontakte pflege und seit Jahren bewahre. Er hat im Grunde "nur" seine Arbeit oder uns.
Dabei kennt er mindestens 50% der Leute in unserem Alter in unserer Stadt und ist nie allein, wenn er "raus" geht.
Aber es sind leider nur Bekannte. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, einen gemeinsamen Freundeskreis aufzubauen,
in dem er auch mal Bestätigung von Außen bekommt. Denn ich bin tief davon überzeugt, dass der größte Teil seiner Sucht
begründet ist in Einsamkeit. Und allen Facetten seines empfundenden Alleinseins, werde ich niemals allein entgegenwirken
können.
So setze ich momentan auf einige Dinge; seine Gespräche in Neuss, das Vertrauen, welches er weiss, in mich haben zu
können, Bestätigung seiner bruflichen Kompetenz, die kenne ich nur zu gut! Freunde von Bekannten zu unterscheiden...
und...und und! Ich glaube für IHN ist das wichtiger, als gemeinsame Gespräche in Neuss. Denn zum ersten Mal in seinem Leben hat er dort etwas, was für IHN ganz allein ist. Ich finde es klasse und bin sehr stolz auf ihn! Dieses kleine große Geheimnis möchte ich ihm nicht -um alles in der Welt- nehmen!

Soviel zu uns und zu mir, liebe Nicole! Aber was ist mit Dir?

Du schläfst bestimmt schon, wie das "normale" Menschen um diese Zeit tun.
Ganz liebe Grüße und träume süss!

Halt die Ohren steif!
Mai-Lee

Heinerich
03.11.2003, 16:59
Hallo Ihr lieben,ich möchte mich kurz vorstellen.Seit einigen Tagen schaue ich regelmässig in dieses Forum und bin überrascht,wie weit es gehen kann, wenn man spielen geht.Ich spiele auch ein wenig, nicht regelmässig und auch nicht mit hohen Beträgend,d.h. nicht in Spielbanken oder Daddelhallen sonder hin und wieder beim Feierabenbierchen in der Kneipe um die Ecke und das schon ca 12-15 jahre.Doch es macht mir Angst,dass ich süchtig werden könnte, vielleicht bin ich es auch schon denn halb schwanger gibt,s nicht. Einen schönen Abend wünsch ich Euch noch........Heinerich

Mai-Lee
03.11.2003, 20:36
Lieber Rudi!

Hatte schon ein wenig befürchtet, dass Du Dich nicht mehr meldest, da ich- neben der vermeintlich therapeutischen Maßnahme, natürlich auch damit gerechnet habe, dass Du beruflich schwer eingebunden bist. Es tut mir wahnsinnig leid, dass es für
Dich momentan so knüppeldick kommt! Ich hoffe nur, gesundheitlich ist es nichts Ernstes!?
Dass Du nicht in diesem Forum als Therapeut agierst, weiss ich doch. Ich wollte Dir aber auch nahebringen, wie sehr Deine
Briefe meine Seele berühren, wie sehr ich mir über Deine Worte Gedanken mache und auch darüber, wenn sie fehlen.
Für mich waren das ein paar Tage, in denen ich mir sehr viele Gedanken über mich selbst gemacht habe! Die habe ich, so
wie ich sie in diesem Moment fühlte, niedergeschrieben. Wie gesagt, manchmal ist es mir unangenehm, wenn ich es später nochmal lese und ich würde am liebsten alles löschen, wenn es denn so einfach wäre. Aber warum? Es ist so einfach- mir fällt es einfach- in skriptive Worte zu fassen, was ich verbal nur schwer über die Lippen kriege. Vielleicht feige, aber ein Anfang.
Wir fangen doch hier alle irgendwie immer wieder von vorne an- und kommen weiter!
Du weisst, was Du bei mir erreichst- hier sind die offenen Türen mitt Blattgold gespickt!

Du hast eine Art mit Menschen umzugehen, die man nur selten antrifft. Das sage ich Dir nicht zum ersten Mal. Mich fasziniert
vor allem das Vertrauen gegenüber Deiner Frau und die Wortwahl über sie zu sprechen und die Selbstverständlichkeit dabei!
Ich finde, dass ist Wahnsinn und habe immer wieder Achtung davor!

Ich kenne nur einen Spieler, zumindest weiss ich es von ihm definitiv, gesehen habe ich auch andere- täglich mehr!
Und ich gebe Dir Recht, dass "nasse" Spieler beziehungsunfähig sind. Wir haben diese Phase durchlebt in einer sogenannten "offenen Beziehung", ich wusste alles und wir waren ein halbes Jahr zusammen aber meilenweit entfernt.
Stefan hat sich bewusst entschieden, sich dann komplett offenbart. Seitdem kämpft er. Und ich sehe diesen Kampf täglich!
Wenn er sich nicht damals schon so derart geoutet hätte, hatte ich mich niemals darauf eingelassen- aber ich bereue es überhaupt nicht! Es gibt auch sehr viele Gespräche zwischen uns, die mir sehr viel bedeuten, wo ich mich fallen lassen kann.
Ich glaube, nein ich bin davon überzeugt, dass er alles momentan unternimmt, trocken zu werden! Rückschläge kalkuliere ich ein- ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch, wenn meine Antenne einmal berührt wurde. Aber ich bin überzeugt davon, dass
er es schaffen kann! Und ich werde ihn auf diesem Weg begleiten- egal, was passieren wird. Ich werde dementsprechend meine Konsequenzen ziehen, aber ich werde niemals den Kontakt abbrechen. Und wenn er wieder unter dem Bauwagen schlafen muss, bringe ich ihm `ne Pizza vorbei!
Ja, mein lieber Rudi, Du hast so recht. Aber jeder Mensch hat eine Chance! Und ich sehe, er will sie greifen. Bemüht sich seit einem Jahr. Er kämpft so sehr! Er weiss, wenn er es jetzt nicht packt hat er nur noch sich und ein paar Kleidungsstücke!
Und einen super-Job! Vielleicht seine letzte Chance!
Wenn man ihn über sich selbst reden hört, kann ich mir richtig schlecht vorstellen, dass er vor so einem
Automaten sitzt und völlig unkontrolliert haufenweise Geld darein schmeisst. Er redet absolut sachlich über sich und seine Krankheit. Heute stimmte er zu, dass ich seine Finanzen übernehmen soll. Vielleicht können wir gleich, wenn er von der Arbeit kommt, noch ein bisschen reden.

Die letzten Tage hatten mich wahrlich etwas angeschlagen. Ich hatte einfach Angst, dass das Geld wieder
Futsch ist. Die viele Arbeit und auch die Kids haben ganz schön an mir gezehrt. Jetzt geht es wieder etwas besser. Wir können unsere weitere Kommunikation gerne über e-mail führen. Natürlich interessiert mich auch Persönliches.

Er sagte vorhin auch, dass ich gerne mitgehen kann. Ist natürlich immer etwas schwer zu organisieren, aber es ist mir auch sehr wichtig.

Ich freue mich, recht bald von Dir zu hören!

Ganz liebe Grüße, auch an Deine Frau, Mai-Lee

Nicole
04.11.2003, 10:47
Liebe Mai-Lee,

du bist sehr stark, wenn ich mir deinen Tagesablauf so vorstelle... Wahnsinn. Alle Achtung davor. Nein, wenn ich nicht um ca. 23:00 Uhr im Bett liege, wäre ich ziemlich k.o. in den nächsten Tagen.

Mein Arbeitstag beginnt mit 06:00 Uhr aufstehen u. endet um ca. 19:00 Uhr (dann bin ich z.H.). Aber ich muss meinen Schlaf haben. Ich kann zwar mal 1-2 mal spät ins Bett gehen, aber danach wäre ich platt.

Tja mit der Angehörigengruppe ist so eine Sache. Sie ist sicherlich sinnvoll. Ich selbst bin bei Paargesprächen gewesen, wo man mir dringend geraten hat, in eine Angehörigengruppe zu gehen, weil ich doch sehr viel in mich hineinfresse. Doch leider bin ich dafür zu scheu. Ich schreibe zwar kräftig hier ins Forum, aber ich würde mich niemals in eine solche Gruppe trauen. Aber diese Paargespräche haben mir sehr gut getan.

Aber trotz allem kann ich zu diesen Paargesprächen immer wieder nur raten. Oder du führst mit dem Therapeuten, der deinen Freund betreut, ein Einzelgespräch. Dieser hört sich deine Ängste, deine Befürchtungen
an und kann sie bei Gelegenheit in das Gespräch mit deinem Freund (alleine) einbringen.

Ja, dieses Gefühl, da sitzt jemand (der Therapeut) mir gegenüber, der will nur für mich (also für ihn) da sein, den hat man in diesen 1-2 Std. nur für sich ganz alleine, ist sicherlich ein gutes Gefühl für ihn.

Aber jeder sagt mir auch, die Angehörigen brauchen genauso Hilfe wie die Betroffenen selbst.

Vielleicht gibt es wirklich mal für dich – falls du es für dich für nötig hältst – die Möglichkeit ein Einzelgespräch zu führen. Überleg es dir einfach mal. Du wirst ihm dadurch nichts nehmen.

Leider spinnt mein Computer manchmal etwas, so dass ich mir im Moment deine früheren Beiträge nicht anschauen kann. Wie lange bist du mit deinem Freund schon zusammen? Wie lange bist du mit der Sucht konfrontiert? Du sagst, er ist 33 Tage spielfrei. Hatte er vorher Rückfälle die du miterlebt hast?
Bei meinem Freund ist es alles noch ziemlich frisch u. wir sind z.Zt. in einer Phase, wo wir erst mal versuchen, alles mögliche zu ordnen. Es sind so viele Dinge zu tun, dass man noch nicht die richtige Ruhe gefunden hat, über alles Nachzudenken. Im Moment ist es auch gut so.

Ja, du hast recht mit deinen Worten „Freunde/Bekannte“. Man hat nur wenige Freunde, aber mehr Bekannte.
Wie ist es bei euch? Hat er euren Freunden, eurer Familie von seiner Sucht erzählt?

Aber es stimmt, dein Satz mit der Einsamkeit, habe ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. In gewisser Art u. Weise ist mein Freund sicherlich genauso einsam wie deiner. Denn er hat auch nur mich u. unsere Familien.

Tja zu mir, habe ich ja oben etwas geschrieben. Im Moment bin ich sehr durcheinander, weil meinem Freund geht es meiner Ansicht nach überhaupt nicht gut. Ich möchte hier im Forum nicht weiter darüber schreiben; denn ich glaube das würde er nicht wollen u. manchmal habe ich auch die Befürchtung „erkannt zu werden“. Ich hoffe du hast Verständnis dafür. Vielleicht können wir irgendwann mal privat schreiben.

Ich kann nur sagen, dass es dadurch auch mir nicht so gut geht, denn man macht sich natürlich Sorgen, weil man nicht weiß was los ist. Ich kann ihm immer nur sagen: Ich bin für dich da ...........

So liebe Mai-Lee, ich wünsche dir einen schönen Tag, genieß das herrliche Herbstwetter

Regga
04.11.2003, 13:49
Ich finde die Idee mit diesem Briefwechsel zwischen den Partnern sehr orginell.

Es ist eine Art, sich mit dem anderen auszutauschen, wenn man nicht gut miteinander reden kann.

Ich bin Angehörige. Leider können mein Mann und ich auch nicht sehr gut miteinander reden. Früher hat er mir auch immer Briefe geschrieben. Fällt mir grad wieder ein.

Leider hält mein Mann nichts von einem PC (er ist Handwerker). Schade.

Ich beneide Euch!

Regga

Jürgen
04.11.2003, 16:14
Hallo Mai-Lee, hallo Rudi und alle anderen auch,
ich habe mich grad ein wenig erschrocken wie ich Deinen Brief gelesen habe, denn ich dachte erst du meinst Deine Worte an den Rudi im umgekehrten Sinne. Ich glaube aber es ist nicht so, bitte versteh mich auch nicht falsch, der Rudi ist auch schon mal verbal hart angegangen worden, was ich sehr unfair fand. Ich bin selber auch Spieler und weiss leider was durchmachst. Ich wünsche Dir Kraft für Deine weitere Zukunft, das sich alles wieder ins Lot renkt. Auch mir hat der Rudi immer ehrlich geschrieben und ich danke ihm dafür, auch wenns halt offene Kritik hagelt. Das ist auch gut so, wer sie nicht vertragen kann ist noch ganz am Anfang. Es ist schön hier so regen Kontakt zu beobachten und selbst im Kontakt mit den Leuten zu stehen. Es ist schön seine Erfahrungen austauschen zu können. Nochmal alles Gute und viel Kraft für die Zukunf, an alle die dies Lesen.

Liebe Grüße Jürgen

Rudi
04.11.2003, 19:01
Liebe Mai- Lee !
Wieder einmal sitze ich hier und lese Deine Zeilen. Freue mich sehr aufrichtig das es so aussieht, als solltet ihr es gemeinsam schaffen. Irgendwie spüre ich eine tiefe Verbundenheit mit eurer Situation. Gewiß ist alles noch sehr schwer und ein kleiner Schritt müß vor den nächsten gesetzt werden. Aber du legst wert auf meine Worte und ich mache keinen Hehl daraus. Bin der festen Überzeugung, das ihr es schaffen werdet. Ihr habt die ersten Konsequenzen gezogen, euch den großen Feind gestellt. Der kann nur noch aufgeben. Will kein Tost spenden, oder falsche Hoffnung wecken. Will auch nicht sagen, es ist so wie ich sage.
Aber in mir kommt eine gänsehauterzeugende Wärme auf, wenn ich lese, wie ihr gemeinsam diesen Weg geht. Das kommt mir so sehr bekannt vor. Und ich weiß, wie schön es als Spieler ist, in Liebe baden zu dürfen.
Ich kenne Stefan nur aus deinen Erzählungen (leider). Doch wenn er nur die Hälfte an Herzenswärme besitzt, wie du sie in deinen Worten immer wieder beweißt, könnt ihr niemals verlieren. Es kann Rückschläge geben. Aber die sind nicht gleichbedeutend mit einer Niederlage.
Kommen wir jetzt aber zurück in die reale Welt. Die Wege
die ihr begonnen habt sind nicht leicht zu gehen. Auch mit der Übernahme der finanziellen Geschäfte durch dich ist nicht alles getan. Für mich als Spieler war das - trotz aller Liebe - das Allerschlimmste. Habe mich entmündigt gefühlt -und war drauf und dran, es nicht mitzutragen. Das Selbstwertgefühl, was bei uns Spielern in der Regel nicht ausgeprägt ist, wird dadurch in einen tiefen Keller gestossen. Also das heißt für dich sehr sorgsam zu handeln. Binde ihn ein in der Finanzplanung.Zeige ihn, das ohne Ihn keine Entscheidung getroffen wird. Oder mit anderen Worten, steigere sein Selbstwertgefühl, wo es irgend geht. Wieder ist das nicht als Therapie zu sehen- ich rede von meinen persönlichen Empfindungen. Komme noch mal auf MEIN Selbstwertgefühl zu sprechen. Als drittes von vier Kindern war ich irgendwo das 5.te Rad am Wagen. Sehr früh begann ich mit der Arbeit. Geld wurde bei meinen Eltern immer gebraucht - und was ich verdiente gab ich ab. Habe niiieee ein Verhältnis zu Geld gehabt. Auch nicht gelernt. Selbstwertgefühl ? Kam mich immer minderwertig vor. Das versuchte ich auszugleichen. Verdiente sehr viel Geld in sehr jungen Jahren. Und gab es mit vollen Händen aus- Champangerrunden sind auch mir nicht fremd. Anerkennung kaufen - und wurde doch belächelt - schaut mal den Heini... Irgendwann widmete ich mich mehr und mehr den Spiel. Hatte längst die Hoffnung auf die große Liebe und ein normales Leben aufgegeben... Doch es kam ein wenig anders. Mit Ende 40 habe ich meine jetzige Frau kennengelernt . Am 29.11 waren wir 12 Jahre zusammen...
Die schönste zeit meines Lebens begann - und diese Zeit lebe ich noch heute.
Mein Leben lang versuchte ich durch außergewöhnliche Leistungen auf mich aufmerksam zu machen. Daher auch der berufliche Erfolg. Wenn ich dann dort oder da die Anerkennung bekam, war das für mich das Größte und mußte jeden beweisen, das ich noch viel mehr kann...
Kritik kann ich auch jetzt nur schwer ertragen. Aber ich habe es erkannt und kann damit umgehen.Trotzdem, zunächst nehme ich jede Kritik persönlich und muß wirklich an mich arbeiten ;Kritik nicht überzubewerten.Wenn ich vor einigen Jahren solche Kritik erhalten hätte, wie es hier im Forum geschehen ist, hätte ich mich total zurückgezogen. Bin halt auch nur eine schwache Seele.
Warum ich das schreibe ? Bin der Meinung, das Stefan sich hier oder da wiederfindet.Und wahre Stärke ist, die eigene Schwäche zu besiegen.
Vielleicht liest auch Jürgen diese Zeilen und evtl. sieht auch er für sich paralellen. Vielleicht seht ihr aber auch, das ich nicht nur Floskeln schreibe und bereit bin ein Stück meines Ichs preiszutun. Auch ich bin ein Spieler und brauche Hilfe...AUCH EURE
Für heute soll es gut sein, sonst schreibe ich mich fest.
Wehe ich habe einmal angefangen.
Ich wünsche euch von Herzen ein spielfreies Leben, nicht nur 24 Stunden.
Alles Liebe und Gute
Rudi

Mai-Lee
04.11.2003, 21:25
Liebe Nicole, lieber Rudi, lieber Heinerich, liebe Regga, lieber Jürgen!

Ich finde es absolut klasse, was ein Forum wie dieses im Allgemeinen, im Einzelnen noch mehr bewirken kann!
Wieviel gelesen wird und vor allem die Auseinandersetzung des Einzelnen, ob betroffen oder angehörig, mit diesem Thema besteht. Für "neue" Schreiber, denke ich mit Wohlwollen sagen zu dürfen, hier ist ein guter Anfang!!!
Für Betroffene vielleicht die erste Annäherung, sich mit dem eigenen Problem, welches damit erkannt zu sein scheint,
auseinanderzusetzen. Für Angehörige endlich eine Form sich zu outen, ohne den nahestehenden Spieler mitzuouten, wenn er noch nicht so weit ist. Und das Schönste an diesem Forum ist, dass Betroffene und Spieler eine Einheit bilden.
Ich bin immer wieder sehr berührt von Rudis Beiträgen, manchmal kullern mir die Tränen runter, und dass Nicole sich so sehr einbringt, wo Du Dich "nur mal" dazwischen mischen wolltest, zeigt mir, auch wir Angehörigen sind ein Team. Heinerich, lies weiter und finde heraus, ob es schon mehr als ein "nach der Arbeit treffen" ist, warum bewegst Du Dich dann in diesem Forum? Ich finde es toll, dass Du es jetzt tust- Betroffene können Dir sicherlich mehr raten!
Jürgen, Dir viel Kraft und alles Gute! Was ich Rudi geschrieben habe, war so gemeint, und er weiss,wie!
Destruktive Kritiken an ihm kann ich weder nachvollziehen
noch sind sie berechtigt. In meinen Augen ist er ein sehr starker und einfühlsamer Mensch!
Ihr seid alle auf Eure Weise stark- vielleicht seht Ihr es nur manchmal nicht! Meine Wolken hängen auch von Zeit zu Zeit sehr tief!
Aber hier möchte ich auf diese Art einmal DANKE!!!! sagen!
Mir bringt jeder einzelne Beitrag sehr viel!
Und es tut mir gut hier mit Euch darüber reden zu können!
Aus meinem Umkreis weiss nur meine beste Freundin bescheid, dass weiss mein Freund. Ansonsten stehe ich mit meiner Angst, meiner Wut, meiner Entäuschung, aber auch mit meiner Hoffnung, meinem Willen und meiner Stärke allein.
Durch Euch werden die letzten drei Punkte immer stärker!
D A N K E ! ! ! !

Alles Liebe und ein spielfreies Leben!

Eure Mai-Lee

therapeutin
04.11.2003, 23:23
hin und wieder schaue ich auf diese seiten, schon aus therapeutischen gründen, und stelle fest, dass die ambvivalenz sich trennen oder lieber bleiben bei den süchtigen eigentlich eine verzweifelte einsamkeit ist.wenn ich die beiträge von mai-lee lese, habe ich den eindruck, dass ihr leben aus arbeiten, ab und zu sich um die kinder kümmern, und einer fast pathalogischer klammerung an rudi, bzw. an mr. x besteht. wesentlich wichtiger wäre, die kräfte und die energie in sich zu investieren, und einen regen austausch mit dem freund anzustreben. die liebe und die bewunderung, die sie auf diesen seiten verschwendet, sollte sie ihrem freund entgegen bringen, ihn in die arme nehmen -denn er hat keine freunde- und gemeinsam mit ihm nach einer lösung suchen. es gibt sehr viele kompetente institutionen, die sich mit "süchtigen" spieler/innen beschäftigen, wo man die fachmännische hilfe erwarten kann, die sicherlich sehr objektiv handeln und vor allem, dennen man auch vertrauen kann. aus meiner langjähriger erfahrung als therapeutin, kann ich nur davon abraten, sich an fiktive menschen zu klammern. und zum guten schluss, am computer verbrachte stunden, sind verlorene und genau so süchtige stunden.

in diesem sinne gruß therapeutin

p.s. die fachmännische betreuung dieses forums lässt auch zum wünschen übrig

claus
05.11.2003, 01:01
irgendwie beschleicht mich ein ungutes Gefühl bei deinem Beitrag.
Ich denke wenn Du Kritik übst, dann solltest Du auch "Ross und Reiter" nennen! Konkret, wer Du bist, was willst Du sagen?
Ich bin jedenfalls Froh, vor fast 20 Jahren als ich Hilfe brauchte, nicht an so einen fachmännischen Therapeuten zu geraten sondern an Menschen, die mich auch mal in den Arm genommen haben und mich nicht als Versuchskarnickel ihrer Ansichten über Therapie zu missbrauchen.
Wenn jemand in dieser Form hier im Forum Hilfe findet und Hilfe gibt, da hat keiner das Recht mit dem Zeigefinger zu kommen.
Das ist keine Hilfe, sondern nur anonyme Rechthaberei und Verunsicherung.
Gruss
Claus

Jürgen
05.11.2003, 11:15
Gute Therapeutin,

nun hab ich wirklich das erste mal auf dieser Seite meine eigene Zeit verschwendet, indem ich Deinen stümperhaften
Artikel gelesen haben. Ganz ehrlich, ich ärgere mich total über so einen Artikel, werde ihn jetzt auch ganz schnell vergessen, bevor Du dir was drauf einbildest. Kommt mir eher so vor als ob Du evtl. einen neuen Berufsweg im Bereich der Psychologie suchst. Mehr möchte auch zu Dir nun nicht mehr sagen.
Mir hilft auf jeden Fall der Erfahrungsaustausch hier auf der Seite und werde sie auch weiter nutzten. Bei meiner Therapeutin kommt auf jedenfall so ein Stil nicht rüber.

Schönen Tag noch

Grüße nochmals an Mai-Lee und Rudi und Claus und alle anderen.
Ach ja Rudi, wenn ich Deine Zeilen lese kommt es mir wie ein Dejavü vor, Parallelen zwischen uns gibt es dutzend.
Aber das weisst Du doch!!
Bis dann
Euer Jürgen

Rudi
05.11.2003, 21:00
Schönen Tag !
Da ich in deinen Artikel namentlich erwähnt bin, werde ich ein paar Sätze dazu sagen. Ich denke mal. das viele Nutzer dieses Forums schon ihre Erfahrungen mit Therapien und Therapeuten gemacht haben. Wenn diese Menschen neben einer fachlichen Hilfe den Austausch in diesen Forum suchen, ist es zu akzeptieren. Wenn wir fachliche Hilfe brauchen, wissen wir an wem wir uns wenden müßen. Dieses Forum bedeutet manchen von uns viel. Ich denke die Betreiber dieses Forums halten sich bewußt zurück.
Bin der festen Überzeugung, das in der Fachstelle kompetente Therapeuten sind. Vielleicht hätten sie diese einmal kontaktieren sollen, bevor sie zum Tiefflug ansetzen und uns rasieren wollen.
Schönen Gruss !

Mai-Lee
06.11.2003, 16:22
...auf der Suche nach sich selbst? So viel destruktive Kritik, die dieser Beitrag (auch zwischen den Zeilen) hergibt, traue ich kaum einer fachlich kompetenten Person zu. Und wie weitreichend deren Kompetenzen sind, darf ich hautnah miterleben, seit sich mein Partner mit der Fachstelle für Glücksspielsucht in Neuss in Verbindung gesetzt hat.
Ihr Beitrag ist eine Ohrfeige für diese nicht nur fachlich geschulten, sondern auch aus einem großen Erfahrungsschatz agierenden Mitarbeiter ebenso, wie für alle Betroffenen und Angehörigen, die sich hier in diesem Forum austauschen.
Wenn Sie diese Form als "süchtige Stunden", was auch immer das sein mag, ansehen, bleibt die Frage offen: was machen Sie dann hier?

Mai-Lee

Mai-Lee
06.11.2003, 21:04
Hallo, Ihr Lieben!

Hoffe, es geht Euch gut!? Nicole, wie sieht es aus- hoffe es hat nichts Schlechtes zu bedeuten, dass Du Dich noch nicht gemeldet hast!

Jürgen, wie war Dein Tag?

Hast Du ein wenig in Dich "reingehorcht", Heinerich? Oder war Dein Weg in dieses Forum nur ein kleiner Abstecher?
Wäre schön, von Dir zu lesen!

Habe Dir gemailt, lieber Rudi. Hoffe Dir geht es besser!?
Behalte Deine Stärke! Auch das schaffst Du! Davon bin ich überzeugt!

Mir geht es ganz gut, der harte Weg hat begonnen- ich sehe, es lohnt sich! Für ihn, für mich und auch für uns! Wir packen alle mit an, es zu schaffen. Wir wachsen zu einem
starken Paar- mitlerweile zu einer Familie. Ich bin stolz auf ihn, obwohl es einen "Ausrutscher", wie Claus es nennt,
gab. Er will es schaffen und packt es an, indem er Wege geht, die ich mutig in ihrem Ansatz und stark in ihrer Durchführung finde. Er sagt, für ihn sind es kleine Schritte und für uns Aussenstehende große, aber ich sehe, was er leistet. Diese Ernsthaftigkeit habe ich bei ihm noch nicht erlebt. Vielleicht wird es weitere Ausrutscher geben,
aber auch die wird er überwinden. Er ist stärker geworden und hat drei starke Partner an seiner Seite!
Dieser Weg wird sein Ziel finden- auch wenn es Umwege geben wird- wir gehen sie mit!

Alles Liebe,
Mai-Lee

Nicole
13.11.2003, 14:00
Hallo Mai Lee, so ein kleines bißchen hattest du Recht mit deiner Befürchtung. Mir/uns geht es einfach nicht so gut.

Alles ist noch in der Schwebe. Ich kann dir leider - hier in dieser Form - nicht allzu viel sagen, nur die Stichwörter, Bank, Anwalt ..... alles läuft nicht so wie wir es erhofft haben. Und meine Nerven sind im Moment einfach nicht die Besten.

Dein Freund kann sich glücklich schätzen, dass er dich - als so starke Persönlichkeit - an seiner Seite hat.

Ich hoffe einfach, dass wir alle unseren Weg finden werden.

Liebe Mai-Lee, mehr ist mir im Moment nicht möglich.

Lieben Gruß
Nicole

andreas
13.11.2003, 16:52
Nun sitze ich hier melanchonisch 'rum und muß mir noch 1 1/2 Stunden Zeit bis zum nächsen Meeting vertreiben. So wunderbar ist es, diese immer wiederkehrenden Depressionen mit der trüben Prognose zu füllen, daß der November auch einmal kalt, naß und grau seien darf und es in den alten Knochen zwickt und zwackt.
Mensch, gleich hundert Meter weiter ist das Rotlichtviertel mit allen tollen blinkenden Selbsver(arschungen)letzungen und heißen Kaffee,(der hastig getrunken, schnell den Mund verbrennt) umsonst. Was haben mir Illusionen alles in meinem Leben bedeutet! Wenn eine Homepage schlecht aufgemacht ist, dann hat sie gefälligst auch schlecht zu sein, zum Donnerwetter noch einmal! Habe ich nicht recht? Die Spielsüchtigen aus Mecklenburg und dem Bayrischen Wald haben gefälligst eine Selbsthilfegruppe zu gründen, verstanden! Warum überhaupt brauche ich den Austausch mit Betroffenen SpielerInnen? Eigentlich doch nur um Gott, den Menschen und meiner Wahrheit nahe zu kommen...
Wenn ich so mal nachdenke: Hat mein Meeting nicht jetzt schon begonnen? Bin ich im Augenblick nicht SPIELFREI wo ich dieses hier schreibe? Wie lange wartete ich vergebens auf den großen Hauptgewinn - und wie sehr darf ich mir HEUTE eingestehen, daß das Glück so Nahe liegt. Heute war ich neblig novemberig spazieren, eine Stunde lang und fand ein Café - ohne Daddelkasten - aber mit heißem Kaffee und einem Obstkuchen mit Sahne. Nicht umsonst:: aber bin ich es mir nicht wert, so eine Genußmahlzeit!?
Vor allem dieses Bewußtsein, Zeit zu finden - für etwas, was mir Freude bereitet.
Uns allen schöne spielfreie 24 Stunden
Andreas

Rudi
13.11.2003, 22:22
Hallo Andreas!
Es ist so wunderbar für uns das Leben zu spüren..weg von den Daddelkisten..ganz einfach wieder WIR sein und nicht der Spieler. Freue mich über deinen Kuchen..und freue mich, das es seit einiger Zeit bei mir ohne daddeln geht..
Wünsche dir wunderbare spielfreie Tage
Alles Gute Rudi

Mai-Lee
23.11.2003, 20:03
November- kalte trübe Stimmung
Regen prasselt auf die Straßen.
Selbst das Lieblingsbuch ungelesen,
vom Video nur die Hälfte gesehen.

Schwer erhoben aus dem Sessel,
angezogen grau in grau-
auf dem Weg zum Café.
Vorbei an einer alten Eiche.

Schon immer stand der Baum
allein- von Asphalt umzäunt.
Nackt und karg-
doch stark und mächtig!

Verliert er die Blätter,
um den Winter zu überleben.
Um nächsten Frühling wieder
in aller Pracht zu erblühen.