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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dialog zwischen Therapeutin und Finanzminister ACHTUNG Satire



veritasnuda
06.11.2003, 13:04
Dialog zwischen Therapeutin und Finanzminister:

Therapeutin: Karlheinz, seit wann haben Sie Probleme mit dem Spielen?

Minister: Entschuldigung, aber warum duzen Sie mich?

Therapeutin: Das ist in der Beratung so ueblich und bewahrt auch die Anonymitaet.

Minister: Anonymitaet? Das ist immer gut. Dann koennen Sie mich auch Kalle nennen,
wie meine Freunde. Na und wie heißt denn dann Du? Ich werde einfach Schnuckelchen sagen, - OK?

Therapeutin: ???!

Minister: Na ja, war nicht so gemeint. Is wohl auch nicht angebracht in dieser Situation.
Sie wollen mir ja helfen. Na dann schiessen sie mal los.

Therapeutin: Karlheinz, wann begannen ihre Probleme?

Minister: Lassen sie mich nachdenken. Vielleicht seit 2 Jahren beschaeftigt mich
das Thema ueber Gebuehr. Die Erloese gehen merklich zurueck.

Therapeutin: Worin besteht Ihr Zwang, Karlheinz? Sind es Ihre Gedanken, die immer
um das eine Thema kreisen?

Minister: Ich weiß nicht ob das hierher gehoert, aber das auch.
Ja, daran muß ich auch immer denken.

Therapeutin: DAS haben Sie jetzt mißverstanden. Darum geht's nun wirklich nicht in unserem
Gespräch. Ich moechte wissen, ob das Gluecksspiel Ihr zentrales Denken beherrscht?

Minister: Ja, meine liebe, das tut es. Das haben Sie richtig erkannt.
Ein Finanzminister hat ja die Aufgabe das Staatssäckel zu fuellen.
Eine Einnahmequelle ist, unter anderen, das Gluecksspiel. Und insofern
muss sich der zustaendige Minister auch damit beschaeftigen.

Therapeutin: Wer ???

Minister: Na der Finanzminister!

Therapeutin: Sie sprechen von sich, Karlheinz?

Minister: Ja, natuerlich. Ich spreche nur von mir!

Therapeutin: Dann aber bitte nicht in Dritter Person, das erschwert unseren Dialog.

Minister: Wie sie meinen. Dann fragen sie bitte weiter!

Therapeutin: Dein Denken kreist also nur ums Spielen?

Minister: Spielen? Nein, nein. Geld! Es ist das Geld. Spielen interessiert mich nicht! Ein Finanzminister
ist doch kein Zocker! Die ruecklaeufigen Einnahmen aus dem Spielbankbetrieb sind es,
die mir Sorgen machen. Die Besucherzahlen gehen zurueck.
Es wird aber auch einfach zu wenig geworben, fuer diese morderne Freizeitgestaltung.
Viele Buerger draußen im Lande wissen gar nicht, wie aufregend ein Besuch in der Spielbank sein kann.
Da muß einfach noch mehr getan werden. Die Versaeumnisse der Opposition ...

Therapeutin: KARLHEINZ! Wir sind hier nicht auf einer Wahlveranstaltung!

Minister: Nicht? Nun ja.

Therapeutin: Ist es auch die Verantwortung, die dich belastet?

Minister: Oh ja! Die belastet mich sehr. Durch den dynamischen Rueckgang der Konjunktur
ist das Steueraufkommen, quartalsunbereinigt, in den letzten Monaten doch erheblich auf ein,
nicht vorhersehbares Nivea gefallen. Davor haben wir die Opposition bereits vor Jahren im Parlament...

Therapeutin: KARLHEINZ!

Minister: Schon gut, schon gut.

Therapeutin: Ich habe bei meiner Frage mehr an Menschen gedacht.

Minister: An MENSCHEN??? Ich dachte wir reden darueber was mich belastet?
Was fuer Menschen? Oder meinen sie Beamte? Wenn sie die meinen, haben sie recht,
die belasten mich natuerlich auch; fiskalisch gesehen.

Therapeutin: ???

Minister: Und Rentner. Rentner belasten mich auch.Um die Rentner mache ich mir
grosse Sorgen. Die Renten muessen sicher sein. Mein Vorschlag in der letzten Kabinettsitzung war,
die Renten in Zukunft in den staatlich, konzessionierten Spielbanken auszuzahlen.
Nur so kann gesichert werden, das unsere aelteren Mitbuerger nicht auf der Strasse um ihre Rente
gebracht werden. Außerdem reduzieren wir den bisherigen Verwaltungsaufwand erheblich.


Therapeutin: Karlheinz, so geht das nicht. Sie verschanzen sich hinter ihrem politischen
Programm. Wenn wir ihnen helfen sollen, muessen sie sich schon ein wenig oeffnen.

Minister: OEFFNEN? Jeder will, dass sich der Finanzminister oeffnet! Sie sind wie
meine Ministerkollegen. Alle wollen nur Geld von mir! Es gibt nichts zu oeffnen, es ist nichts da,
zum Verteilen!

Therapeutin: Bitte beruhige dich Kalle, äh- Karlheinz. Niemand will Geld von dir. Obwohl,
die Finanzen unserer Beratungsstelle...

Minister: NEIN! NEIN, (schluchzt)... ich kann nicht mehr.

Therapeutin: Na dann bis zum naechsten Beratungsgespraech in einer Woche.

Jürgen
07.11.2003, 12:16
Oh man, auch wenn diese Themen hier ernst zu beahndeln sind
und auch nicht ins lächerliche zu ziehen sind, (meine Situstion ist ja auch ernst genug) aber hierdrüber mußte ich gestern Abend richtig lachen. Sorry, ich finde sowas auch manchmal sehr gut. Glückwunsch an den Verfasser, könntest damit auch ins Kabarett. Auch in unserem Leben muß etwas Spaß noch sein.

Liebe Grüße Jürgen

veritasnuda
08.11.2003, 19:55
Vielen Dank...

Klaus Schmidt
www.veritasnuda.com


PS:
Natürlich ist "das Thema" ein ernstes Thema und vielen Betroffenen (jetzt meine ich die Spieler)ist nicht nach Scherzen zumute. Dies respektiere ich selbstverständlich.

Da ich aber selbst in 2 Jahren 5 Millionen DM in staatlich konzessionierten Casinos verloren habe, erlaube ich mir diese "Dialoge", um auf die Zustände aufmerksam zu machen.

Außerdem ist in jeder "Geschichte" auch ein Körnchen Wahrheit.
Manchmal sogar mehrere Körnchen!

Dieses weiß ich aus eigener Recherche und über aktive Croupiers, die mir vertrauliche Unterlagen von Casinos* zugeschickt haben.

* Anmerkung, für die Rechtsanwälte der betroffenen Casinos:
-falls hier ein RA mitliest,-
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