PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verzweifelt



Ilona
21.11.2003, 15:08
Hallo. Dies ist zwar in erster Linie ein Forum für Spieler. Für Freunde und Angehörige gibt es andere Beratungsstellen. Dennoch würd ich gern eure Meinung wissen. Der Mann, mit dem ich seit fast zwei Jahren zusammen bin/war? ist Spieler. Durch das, was ich über ihn gehört habe - wozu auch Beschaffungskriminalität zählt (Einzelheiten möchte ich hier nicht nennen, aber jeder hier weiß, was alles mit der Zockerei zusammenhängt) bin ich mittlerweile total mißtrauisch geworden. Er hat auch seine guten Seiten und mit meinen beiden Söhnen versteht er sich ebenfalls bestens. Aber er verdreht oft die Wahrheit zu seinen Gunsten und ist unzuverlässig. Normalerweise akzeptiert man jemanden so wie er ist oder zieht einen Schlußstrich wenn es Dinge gibt, mit denen man nicht leben kann. Ich wollte weder das eine noch das andere. Da ich ihn sehr liebe, hab ich irrtümlicherweise geglaubt, ich könnte ihn verändern, ihm helfen. Und er mir vielleicht dankbar sein wird... Er dagegen sagt, seine Sucht geht mich nichts an. Selbsthilfegruppe und Therapie lehnt er ab, weil er "nix davon hält". Es heißt ja, daß es den Leidensweg verlängert, wenn man Suchtkranke unterstützt und viele sich erst berappeln, wenn sie ganz unten sind. Deswegen habe ich ihn über eine längere Zeit nicht mehr bei mir aufgenommen. Ich hatte allerdings den Eindruck, mir hat das mehr ausgemacht, daß er im Freien übernachten mußte als ihm...Es scheint ihm ziemlich am A... vorbeizugehn. Eine Wohnung hat er nicht, Freunde wohl auch nicht allzuviele. Dachte, er erkennt, wohin ihn das Ganze gebracht hat, und es beendet. Mit dem Ergebnis: daß er sich getrennt hat, aber nicht von der Zockerei, sondern von mir. Und sich eine eigene Wohnung genommen. Eigentlich ist es ja positiv, wenn er in die Puschen kommt, neue Ziele in Angriff nimmt und unabhängig wird. Bisher hielt ich es nämlich nicht für ausgeschlossen, daß er in mir in erster Linie eine billige Wohnmöglichkeit gesehen hat. Einen Obulus hat er nur widerwillig gegeben. Ich habe jetzt erkannt, wieviel er mir bedeutet und ich ihn durch meine Bevormundung, das Kontrollieren, Hinterherspionieren, dazu meine Eifersucht alles kaputtgemacht habe! Oft hab ich ihn weggeschickt wie einen räudigen Hund, weil ich der Meinung war, nur so kommt er zur Besinnung. Ob er mit mir zusammenleben will, wußte er allerdings nicht, das müsse er sich noch überlegen, meinte er. Wenn es darum ging, bei uns zu übernachten, brauchte er komischerweise keine Bedenkzeit...Nun ja, das sind alles ziemlich persönliche Dinge, die ich hier schreibe. Ich dachte nur, daß man sich damit besser ein Bild von der Situation machen kann, wenn ich das mit anführe. Bin total verzweifelt und unglücklich, weil ich mir jetzt Vorwürfe mache, daß wir ein glückliches Paar wären, wenn ich mich nur anders verhalten hätte und nicht auf andere gehört hätte... Stimmt das oder hätte es eh keine Zukunft? Das sind die Gedanken, die z.Zt. mein Hirn zermatern...Bitte helft mir, das richtig einzuordnen! Danke fürs Zulesen und evtl. Antworten. Lb. Gruß Ilona

Kary
21.11.2003, 17:39
Du hast genau das richtige getan!
Auch wenn Du ihn liebst, scheint Dich diese Liebe nicht gerade glücklich zu machen. Ändern wirst Du ihn nicht und Chancen, dass er zur Besinnung kommt??? Hört sich nicht danach an. Jedenfalls nicht, solange es ihm noch "so gut" geht.
Ich bin selbst Spielerin (aber schon eine Zeit lang auf gesunden Wegen), war mein halbes Leben mit Suchtproblematik beschäftigt und merke wie sich mir mittlerweile die Haare sträuben, wenn ich diese Leidensgeschichten lese. Warum tut ein Mensch sich so ein Leid an und verbringt seine Zeit mit einem Mensch, der offenbar mehr aus Bequemlichkeit (und weniger aus Liebe)mit Dir zusammen ist. Du wirst Dich auf den Kopf stellen können und er wird trotzdem so weitermachen (jedenfalls solange bis er vielleicht wirklich mal die Schnauze voll hat).
Ich finde es viel wichtiger sich selbst zu fragen: Was will ich in meinem Leben noch erreichen, wie will ich es verbringen und gestalten, statt sich mit der Frage zu quälen "Was kann ich tun, um es ihm recht zu machen".
Die Frage ist nicht wie Du ihm helfen kannst, sondern wie Du Dir helfen kannst, um aus diesem Schlamassel rauszukommen. Es ist ja gar nicht mal die äußere Trennung die ich meine, ich meine viel mehr die innere Distanz. Das Erkennen des Wertes Deines eigenen Lebens. Du hast nur eins. Tu einfach das, wonach Dir zumute ist, Du kannst Deinem Gefühl trauen oder willst Du Dein Leben von einer unzuverlässigen, halbherzigen Beziehung abhängig machen. Klar kann er ein lieber Mensch sein (wenn er Vorteile davon hat), aber verlassen kannst Du Dich darauf nicht. Wie soll man da glücklich sein?
Schaff Dir Deine innere Unabhängigkeit. Es gibt so viele Wege dorthin, es gibt auch einen Weg für Dich.
Vielleicht hast Du ja auch schon eine Idee?? Würde mich freuen von Dir zu lesen.

Viele Grüße
Kary