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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weihnachtszeit, oje???



Kary
06.12.2003, 21:51
Hallo Ihr Lieben,

es scheint mal wieder so eine komische Phase angebrochen zu sein und da ich versprochen habe mich zu melden...here I am.

Kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Bin zur Zeit irgendwie so empfindsam und mir geht alles so nah, das ist für mich ein Zeichen wieder höllisch aufzupassen, was mit mir geschieht.

Die letzten Wochen habe ich gearbeitet wie ein Tier und nun, da ich wieder etwas zur Besinnung komme, kommen natürlich auch wieder all die Gefühle hoch. Und was soll ich sagen, ich finde es furchtbar und will das alles am Liebsten gar nicht fühlen.

Alles mögliche nervt mich, ich bin ganz schnell wieder auf 180, meine Gelassenheit ist sonstwo abgeblieben und ich könnte den halben Tag nur heulen und mich aufregen.

Ich möchte Euch Einzelheiten ersparen, deshalb schildere ich nur meinen momentanen Gemütszustand, in der Hoffnung, dass mich das etwas befreit und lockerer werden läßt.
Ich bin so angespannt und unter Druck, dass ich an manchen Tagen das Gefühl habe verückt zu werden und am nächsten Tag frage ich mich was mit mir los war. Es zerrt und zieht und ich weiß, dass ich da irgendwie durch muß. Nur wie, das weiß ich noch nicht. Spielen geht nicht, aber das war bisher immer mein Ventil. Wie also jetzt umgehen mit dem ganzen Wust an Trauer, Freude, Wut, Ärger, Empfindsamkeit und all dem Druck, den ich empfinde?

Es gibt ja noch nicht mal einen konkreten Anlass. Klar gibt es einige Dinge, die mich irgenwie nerven und aufregen (z.B. auf meiner neuen Arbeit)und mir ist auch bewußt, dass ich mich die letzten Monate selbst gestresst habe, aber bin ich deshalb so komisch drauf? Oder liegt es an der Jahreszeit? Meinen eigenen Erwartungen?

Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich die letzte Zeit wieder öfters ans Spielen gedacht habe und das recht intensiv und dass ich da nicht mehr hin will.

Also, habe mir zwar nicht die Finger blutig geschrieben
-zwinker an spy- aber wenigstens einen Anfang probiert.
Ich hoffe lieber Spy, Du hast noch das Pflaster, was Du mir versprochen hast!?

Wünsche Euch allen einen schönen Nikolausabend und liebe Grüße von Kary

marija
07.12.2003, 00:09
liebe kary,

wie gut kenne in solche tage, an denen man nicht weiß, was eigentlich mit einem passiert. aus meinen studienzeiten und später aus berufspraxis weiß ich, dass dies für süchtige menschen typisch ist. bestimmte situationen, orte oder auch zeiten, können die stimmungschwankungen hervorrufen. bei mir ist die jetztige vorweihnachtszeit. wie du schon selber erwähnt hast, trotz aller miesere könnte ich wieder spielen gehen. was mir dabei hilft, oder besser geholfen hat, ist die situation, als ich mit meiner tochter auf anraten meiner therapeutin, die spielbank aufgesucht habe, denn schrecken trage ich immer noch mit mir herum. ich weiß es nicht, ob es für jeden empfhelenswert ist, mir hat es geholfen. die eindrücke, die ich dort beim vollen bewußtsein erlebt habe, werde ich mein lebenlang nicht vergessen. sei stark, wie möglich, die glittzer tage, wie ich die vorweihnacht zeit nenne, gehen auch vorbei, bald scheint wieder die sonne, und alles wird wieder gut. ich fühle mich in moment auch so, meine tochter befindet sich seit oktober in florenz auf einem sprachkurs, ich vermisse sie sehr, nur die tägliche telefonate halten mich aufrecht. manchmal denke ich, ich halte es nicht aus, aber da gibt es eine wunderschöne geschichte, die ich dann immer wieder lese, die geschichte vom kleinen kücken, geschrieben von rolf, die hilft mir immer wieder, danach muss ich schmunzeln und schon sieht die welt ganz anders aus. hi, halt die ohren steif, und denke daran jede spielfrei minute ist eine gewonene lebensstunde.

ich drück dich ganz doll und liebe grüße marija

Rudi
07.12.2003, 07:39
Hallo Kary!
Ist schon möglich, das die Weihnachtszeit eine ganz besonders schlimme Zeit für uns ist. Auch mein letzter Rückfall lag in der Vorweihnachtszeit. Und der Kampf in dieser Zeit ist auch für mich besonders groß. Vielleicht sind es die vielen Lichter, die unseren Spieltrieb wecken. Vielleicht aber auch die Belohnung, die wir unterbewußt erwarten und die wir uns dann durch das Spiel selbst gewähren wollen.
Die Ursache ist aber zunächst zweitrangig. Ablenkung ist der Faktor, den wir unbedingt brauchen. Lesen ,Schreiben, Kommunikation mit Menschen,die uns wichtig sind.
Die Gruppe, das Forum. Intensiviere deinen Einsatz .Zank dich meinetwegen mit mir, wenn ich wieder in meiner sturen Art jemand sagen will, was er tun soll.
Gerade diese Auseinandersetzen mit gegenteiligen Ansichten hilft uns, zu uns selbst zu finden.
So lieb es auch Marija meinen mag. Ich halte NICHTS von einen Besuch im Casino. Wenn ich das Elend von aktiven Spielern sehen müßte, würde mir übel. Im übrigen gehe ich auch nicht in der Spielhalle um andere beim daddeln zu sehen. Denke, das wird für viele Spielkranke genau so sein.
Kenne genug Leute ,die beim Kaffee gratis in der Halle, sehr schwer auf die Schnauze gefallen sind. Bestimmt nicht, weil in der Halle Glatteis ist. Aber da hängen so große Magnete, die uns magisch anziehen.
Kary, versuche nicht zu viel zu denken. Ablenkung und Kontentration auf schöne Dinge, die die Wehnachtszeit auch mitbringt. Verdamme nicht die Weihnachtszeit. Es liegt in uns, nicht in der Zeit. Es gibt keine schwierigen Zeiten.Die machen wir uns selbst.
Wünsche dir eine spielfreie
Weihnachtszeit
Rudi

Kary
07.12.2003, 09:16
ich freu mich ganz dolle, dass Du mir geantwortet hast. Die letzte Zeit hab ich öfters an Dich gedacht und mich gefragt wie es Dir wohl geht.
Es ist so schwer Menschen zu finden, die das mit den Stimmungsschwankungen verstehen können, ohne gleich eine Schublade aufzumachen. Und es fällt mir in solchen Momenten auch nicht leicht mich zu öffnen, weil ich Angst davor habe, dass ich mich auseinandersetzen/rechtfertigen muß. Und das kann ich nur schwer, wenn es mir eh schon nicht so gut geht.
Ich kann so gut verstehen, dass Du Deine Tochter vermisst. Gerade in der "Glitzer-Zeit" (schöne Beschreibung) brauche ich auch immer irgendwie meine Lieben um mich. Andrerseits merke ich auch, dass mein Sohn langsam aus dem Alter raus ist, wo er mit roten Bäckchen aufs Christkind wartet. Das ist sowas, was mir zu schaffen macht. Dieses Loslassen des eigenen Kindes und wieder auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. "Plötzlich" ist meine Fürsorge eher lästig als angebracht und ich muß mich sehr zurücknehmen, ihn mehr begleiten als erziehen. Im Endeffekt ist es dieses seltsame Gefühl, dass nichts von Dauer ist, alles vergänglich und das man am Schluß doch irgendwie wieder mit sich allein ist. Wenn man dann nicht gelernt hat auch mit sich selbst einig zu sein, dann wird es trübe.
Und das ist wohl auch diese Stimmung in der Weihnachtszeit, die mich so runterzieht. Ansich mag ich die Weihnachtszeit, aber durch die frühe Dunkelheit sind die abende sooo lang und man hat viel mehr Zeit über sich nachzudenken, sich zu besinnen. Bei der Jahresreflexion kann ich zwar sagen "Es war ein gutes Jahr", aber auch all das Erlebte geht vorbei und läßt sich nicht festhalten. Auch da wieder die Vergänglichkeit und manchmal auch die Frage "Wofür mache ich das alles, wenn am Schluß doch nur mein spirituelles Wachstum zählt".
Ich weiß, dass es mein Untergang wäre, würde ich in die Spielhalle oder ins Casino gehen und mir das Elend anschauen. Ich wäre im Unterbewußtsein wieder so von dem Glitzer beeinflußt, dass es nicht lange dauert bis ich selbst dort sitzen würde. Mir reicht manchmal schon ein Blick in die Spielhalle, um mich unruhig zu machen und all die schlimmen Momente sind vergessen und verdrängt.

Ich danke Dir ganz herzlich für Deinen Beitrag, wünsche Dir die Kraft durch die Weihnachtszeit zu kommen und uns beiden, dass wir die Sonnenstrahlen sehen, die durch den trüben Himmel durchbrechen, denn "Sonnenstrahlen sind die Finger Gottes, die auf etwas ganz besonderes zeigen."

Fühl Dich gedrückt
von Deiner Kary

Kary
07.12.2003, 09:43
ja, da ist wohl was dran mit den vielen Lichtern und der Belohnung für das vergangene Jahr. Glitzer und Lichter haben mich schon immer stark beeinflusst. Und die Belohnung? Vielleicht sollte ich mir mal ernsthaft selbst auf die Schultern klopfen und sagen "Klasse Kary, das hast Du gut gemacht und jetzt darfst Du auch mal ausruhen und faul sein und Dir was Gutes tun".
Es stimmt schon, es ist nicht so wichtig dieses "Warum". Viel wichtiger ist es, was ich tun kann, um mich nicht so runterziehen zu lassen. Die beste Ablenkung für mich ist Bewegung. Mir hilft es immer joggen oder spazieren zu gehen, an der frischen Luft zu sein, Sauerstoff zu tanken, die Natur wahrzunehmen, mit allen Sinnen zu spüren. Nur kann ich mich leider im Moment überhaupt nicht gut aufrappeln.
Und das zweite ist tatsächlich der Austausch mit anderen Menschen. Ich habe mich häufig zurückgezogen, wenn es mir schlecht ging, um andere nicht zu belasten und mich durch Gespräche nicht noch mehr in meinen Frust reinzusteigern. Aber das war ein Irrglaube. Denn Menschen, denen was an mir liegt, wollen nicht immer nur meine starke Seite sehen, sondern auch die Gelegenheit bekommen, mich zu unterstützen, wenn ich schwach bin. Ich kann mittlerweile darüber reden. Es fällt mir noch nicht leicht, weil ich gerade in Foren die Erfahrung gemacht habe, dass ich angegriffen werde (oder mich so fühle), wenn ich wütend und aggressiv bin, überfordert oder gereizt, genervt und nicht belastbar, übersensibel und ängstlich, was andere von mir noch nicht kennen und nicht erwartet haben. Und in die Pfanne gahauen zu werden, ist dann besonders verletzend, v.a. weil ich dann oft nicht mehr die Kraft und Lust habe mich zu wehren oder zu erklären.
Ablenkung und Konzentration auf das Schöne, ja, das werde ich versuchen und natürlich auch reden, statt die Starke zu spielen. Und weniger grübeln, nachdenken schon, aber eben nicht grübeln.
Und manchmal vielleicht auch zanken, danke für das Angebot Rudi!! Es gibt nicht viele, die mir ein solches Angebot machen und es wirklich ernst damit meinen. Ich kann ziemlich böse sein, wenn ich so drauf bin und alles kurz und klein schlagen..........um aus den Scherben wieder aufzubauen.

Ich wünsche Dir einen schönen zweiten Advent und weiterhin die Kontinuität, die man braucht um dauerhaft zu genesen.

Danke und Grüßli
Kary

Rolf
07.12.2003, 14:55
wir schaffen das! Herzlichst, Rolf

Rudi
07.12.2003, 20:45
Hallo Kary !
Du kennst ja das alte Deutsche Sprichwort von den Eigen- lob. Damit du dich nicht selbst auf die Schulter klopfen mußt, werde ich es für dich stellvertretend tun. Manche Artikel, die du in diesen Forum gesetzt hast, habe ich gelesen.Meißtens reagierte ich nicht. Bestimmt war auch die eine oder andere Äußerung darin, die ich nicht so toll fand. Aber auch so manches, was ich für mich gebrauchen konnte. Es ist also nicht so, das du nur deinen Frust und deine Gedanken aufgezeichnet hast. Du hast so manche Anregungen gegeben und bestimmt konnte der Eine oder Andere daraus für sich etwas gewinnen. Du hast mit Aufzeichnung deiner Gedanken Hilfestellung für manchen Betroffenen und Mitbetroffenen gegeben. Die Wirkung deiner Mitteilungen kann man natürlich nicht messen. Aber das sie etwas bewirkt haben, das ist ganz sicher. Nichts geschieht was nicht geschehen soll.
Und nun stehst du da , nach einen gewonnenen Jahr und fragst wofür das alles ? Gewiß, dein Sohn ist aus den Kinderschuhen heraus und du kannst ihn nur noch begleiten. Wobei ich das NUR aber streichen möchte. Aus Kindern werden Leute. Ich habe drei Erwachsene Kinder. 1Sohn, 2 Töchter, wovon die Ältere dabei ist, mich das 2.te mal zum Opa zu machen. Und glaube mir, jedes Kind war schon mehr als einmal froh,auf das Zuhause zurück greifen zu können.Das Elternsein hört nie so ganz auf. Nur unsere Aufgabe verändert sich ständig. Du wirst gebraucht von deinen Sohn, immer und immer wieder. Und irgendwann kannst du mit offenen Visier zu ihn sagen,ich habe gekämpft, bin immer wieder aufgestanden und habe letzten Endes gesiegt.
Du zeigst damit, das man mit innerer Stärke vieles erreichen kann.Weist du welch positives Beispiel du ihn da auf den Lebensweg mitgeben wirst ? Fragst du noch wofür?
Wie war das mit den Sonnenstrahlen und den Fingerzeig?
Weist du denn nicht, das über den Wolken nur Sonne ist ?
Wir müßen nur auf etwas Wind warten, welcher die Wolken vertreibt. Du kannst selbst diesen Wind machen und dadurch selbst in der finstersten Nacht die Sonne für dich scheinen lassen. Du mußt es nur wollen- und glauben.
Frage also nicht wofür. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Du mußt versuchen dich ein wenig selbst zu lieben.
Du brauchst nicht die Aufmerksamkeit des Anderen, aber die eigene Achtung für dich selbst. Was du tust ist nicht klein. Es fordert viel Kraft von dir. Erhalte dir diese Kraft und ich denke, die Sonnenstrahlen, die du meinst, werden dich berühren und erwärmen.
Frohen Advent
Rudi

marija
07.12.2003, 23:00
Liebe kary,

nach dem sinn des lebens habe ich mich auch sehr oft gefragt und die einzige antwort, die für mich sehr plausibel ist, ist das "leben".
die "kücken" geschichte trifft auf mich völlig zu, in zeiten wenn es mir nicht so gut geht, gehe ich in meine schale zurück, und versuche für mich klarheiten zu schaffen.

bei mir ist sicherlich auch der fall, nicht so gut los lassen zu können. du hast recht mit deiner beschreibug, kinder muss man loss lassen, damit sie wieder kommen, aber es fällt verdammt schwer.

die vorweihnachtszeit ist für mich insofern "schlimm" da ich ein gläubiger mensch bin und weihnachten ganz anderes verstehe als die masse. für mich bedeutet weihnachten nicht der konsum, nicht die bunte glitzer welt, sondern, wie auch das ganze jahr über, für einander da zu sein, zuhören, mitfühlen und auch verstanden zu werden.

ich weiß, ich unterscheide mich von millionen anderes denkender menschen, die weihnachten als tradition verstehen, und der eigentliche sinn dessen, geht gänzlich verloren.

daher denke ich, solltest du keine hämmungen haben, deine gedanken, deine sorgen, und deine gefühle hier mitzuteilen, denn wer sollte dich besser verstehen, als menschen, die das gleiche durchmachen. ich werde ganz kräftig an dich denken, und schon bist du nicht alleine mit deinen gefühlen.

eine feste umarmung und lieben gruß marija

marija
07.12.2003, 23:02
lieber rolf,

geht es dir gut?

lieben gruß marija

Rolf
08.12.2003, 00:48
Ja, es geht mir gut. Bei uns geht alles ruhig und sinnig seinen Gang. Meine Frau hat heute einen Berg leckere Kekse gebacken, (und das wo ich doch etwas abnehmen wollte:)), ich habe einen guten Freund wiedergefunden (wir waren schon als Kinder zusammen), es ist schön, so wie es ist. Es gibt sehr viel zu tun für mich im neuen Jahr, da genieße ich jetzt noch den Freiraum. Ich bin schon ganz gespannt, ob wir wieder Schnee haben zu Weihnachten, es ist herrlich, bei Schnee spazieren zu gehen, und außerdem finde ich Weihnachen mit Schnee doppelt so schön. Frisch gefallener Schnee, das ist als ob alles mit einer wunderschönen Schicht Puderzucker bestreut ist und wenn die Sonnenstrahlen darauf treffen, dann funkelt und glitzert alles, wie millionen funkelnder Sterne. Am schönsten ist es dann für mich, morgens ganz früh durch den Wald zu gehen, durch den Schnee zu stapfen und von Zeit zu Zeit zu verharren, um auf die wunderbare Stille um mich herum zu hören, was sie mir zu berichten hat. Dann schließe ich immer für einen Moment meine Augen und denke mir, es ist schön, so wie es ist. Das werde ich jetzt auch gleich machen,meine Augen schließen und dann denke ich mir....es ist schön, Menschen wie dich in diesem Forum kennen gelernt zu haben. Und soviele andere........ja, mir geht es wirklich gut. Danke Marija.

Herzliche Grüße, Rolf

(fastharteeierschalebefreitundfleißigandenrestenar beitend)

Nicole
08.12.2003, 12:24
Hallo Kary,

wenn ich dein Geschriebenes so lese, denke ich: „Die spricht von dir“.

Genauso wie du fühle ich mich auch in den letzten Tagen/Wochen. Eigentlich ist nichts passiert und doch bin ich z.Zt. ziemlich sensibel, fange schnell an zu weinen, kann aber nicht begründen, woran es liegt. Ich fühle mich so, als wäre mir alles zu viel .... – auch das reden -

Doch ich glaube es ist einfach so, dass irgendwann mal die Luft raus ist.
Man hat die ganzen letzten Wochen/Monate durchgehalten/geackert oder wie immer man es nennen möchte u. jetzt – zum Ende des Jahres – fehlt einfach die Kraft.

Auch geht es mir so, dass ich meine Freunde nicht an meiner „Schwermütigkeit“ teilhaben lasse.
Bei mir ist es auch noch problematisch, weil der überwiegende Teil (bis auf 1 Person u. die Familie) auch gar keine Ahnung haben, was bei uns eigentlich so los ist u. somit meine Traurigkeit eigentlich gar nicht verstehen können.

Gönn dir doch was schönes; belohne dich für deine Arbeit, die du geschafft hast. Du bist u. warst in der vergangenen Zeit stark, tu dir was Gutes.

Euch allen eine schöne Woche
wünscht Nicole

spy
08.12.2003, 14:54
das pflaster ist da !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

spy
08.12.2003, 15:19
so ist das nun mal da habe ich jeden tag auf diesen moment gewartet um dir ein bischen von dem zurückgeben zu konnen was du mir in der anfangszeit an hilfe geboten hast.und genau an dem wochenende wo ich hochzeitstag habe brauchst du mich.ich bin sehr froh das sich so viele leute dir gepostet haben das zeigt das sie noch da sind und einem helfen wenns jemanden schlecht geht.das mit der belohnung habe ich mir mit einer tollen fete zu meinem halbjährigen selbst gegönnt.vieleicht sollte man sich angwöhnen sich einfach mal selbst zu belohnen.ein tipp:ab ins kosmetikstudio und lass dir eine gesichtsmassage verpassen (wirkt bei meiner frau wunder den bei der ruhe wird auch das gemüt massiert).egal was hauptsache nicht wieder zum IDIOTEN werden .hoffe das meine post noch zur rechten zeit kommt.wenn du lust und zeit hast können wir uns um 21 uhr beim rolf im chat treffen .gruß spy

Kary
08.12.2003, 17:53
nur ganz kurz heute.
Ich danke Euch von Herzen für die Anteilnahme. Das ist Balsam für die Seele. Werde mir in einer ruhigen Minute nochmal alle Beträge durchlesen. Gehe nämlich gleich zur Chorprobe und bin die nächsten drei Tage viel am Arbeiten. Sobald ich mehr Zeit habe, melde ich mich wieder.

Allen ein fettes Bussi,
Kary :)

Kary
12.12.2003, 08:18
so, der größte Stress für diese Woche ist vorbei. Noch eine Woche arbeiten und dann ist schon Weihnachten. Ich freu mich so langsam darauf. Gestern hat es zum ersten Mal richtig dicke Schneeflocken geschneit, gerade als wir auf dem Weihnachtsmarkt waren. Das war sooo schön.
Ich möchte Euch allen nochmals für die aufmunternden Worte danken. Wie spy (das Pflaster kam noch rechtzeitig an!)schon schrieb, es ist total schön zu merken, dass sich auch nach längeren ruhigen Phasen die lieben Menschen hier melden, wenn es einem mal nicht so gut geht. Manchmal finde ich die eigene Erwartungshaltung zu hoch, wenn ich glaube, dass es mir gefälligst immer gut zu gehen hat, "nur" weil ich nicht mehr spiele.
Die Stimmungsschwankungen und Probleme sind ja damit nicht aus der Welt geschafft und das Gefühlsleben bekommt ja auch eine völlig andere Bedeutung ohne Spiel. Insofern finde ich das Aufhören noch recht leicht im Verhältnis dazu, was es heißt dann auch dauerhaft spielfrei zu bleiben.
Ich nehme mir das was Ihr mir geschrieben habt zu Herzen, versuche das positive zu sehen, mich selbst anzunehmen und nicht zu viel nachzugrübeln. Ich weiß, dass das Leben lebenswert ist, ich kann es manchmal nur nicht sehen. Das Jahr ist fast vorbei und jetzt ist Ruhe angesagt und Seele baumeln lassen. Nicole Du hast schon recht, die Luft ist einfach raus und das einzige was ich tun muß ist "STOPP" zu sagen.
Werde das Jahr nun in Ruhe ausklingen lassen, mich wieder auf das Wesentliche besinnen und im kommenden Jahr dann insgesamt mal einen Gang runterschalten.

In Verbundenheit
Eure Kary :)

marija
13.12.2003, 01:40
liebe Kary, lieber rolf und all die anderen,

es ist einfach ungerecht, überall schneit es nur in berlin regnet es in strippen.

ich komme gerade von einer Weihnachtsfeier und denke muss ich euch berichten, dass ich heute nach 11 monate spielfreiheit zum ersten mal keinen spieldruck verspürt habe. ich saß mit meinen ex-kollegen/innen zusammen, fühlte mich geborgen und aufgefangen. die ganze miesere, die ich in meiner firma angerichtet habe, ist einfach vergessen und verziehen worden. mein ehmaliger chef bot mir ab 01. januar meine alte stelle an, und ich verstand die welt nicht mehr.
nach einem heulkrampf (vor freude) habe ich begriffen, dass es doch noch menschen gibt, die mich in meiner ganzheit sehen, und die spielsucht als eine unheilbare, dennoch beherrschbare krankheit verstehen.Ich kann das ganze einfach nicht glauben.
eigentlich müsste ich glücklich sein, dennoch bin ich voller ängst, noch einmal die menschen zu enteuschen. ich hoffe, dass ich morgen früh aufwache, und den neuen tag ohne angst und zweifel begegne. und meine mutter hatte doch recht, nach jedem regen kommt der sonnenschein.
ich wünsche uns allen solche menschen, die mich umgeben, und vor allem, dass wir uns und auch denen, die uns die helfenden hände ausgestreck haben, offen und ehrlich gegenüber treten und bei dem kleinsten spieldruck um hilfe bitten, denn nur so können wir vielleicht für immer der hölle fehrn bleiben.

ich wünsche euch einen wunderschönen dritten advent, natürlich viel schnee und liebe menschen die zu euch stehen.

lieben gruß marija

Kary
13.12.2003, 07:47
was für eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte!
Und das schönste daran ist, dass sie Realität ist und Du sie bewußt erleben kannst. Ich freue mich mit Dir über die ersten 11 Monate Deines neuen Lebens, v.a. aber darüber, dass Du von Menschen umgeben bist, die Dich auffangen und lieb haben.
Bei mir löst ein zu hoher Erwartungsdruck auch Angst aus. Eines aber habe ich gemerkt: Es ist oft nur meine eigene Erwartung an mich selbst, nicht die der anderen. Keiner erwartet von Dir oder von mir ein perfekter Mensch zu sein, im Gegenteil, ich glaube sogar, dass Schwächen, die man selbst erkennt und eingesteht, einen erst menschlich werden lassen. Wenn man anfängt sich verletzbar zu machen, dann erst ist wahre Freundschaft möglich.

Bei uns regnet es mittlerweile auch wieder. Ich wünsche Dir und mir und uns allen ein richtig verschneites Weihnachtsfest. Aber bis dahin sind es noch ein paar Tage.

Ich drück Dich,
Kary

Rolf
13.12.2003, 09:43
Genauso ist es

Fühl dich bitte gedrückt und geknuddelt. liebgehabt und verstanden, als das was Du bist, ein einzigartiger, wunderbarer Mensch.
Herzlichst, Rolf

marija
13.12.2003, 15:39
liebe kary, lieber rolf,

als ich heute morgen aufwachte, musste ich mich kneifen, um zu begreifen, dass ich nicht all das nur geträumt habe, hi leute, es ist wirklich war. als ich gestern nacht nach hause kam, schlief mein mann schon ganz fest und heute morgen erzählte ich ihm was gestern passiert ist, zuerst sah ich vor mir ein gesicht, "was erzählst du da, bist du jetzt völlig übergeschnappt" aber dann erhällte sich die miene und freude trännen flossen nur dahin. kary, du hast völlig recht, die erwartungen, die wir an uns selber stellen, sind manchmal zu hoch, und die menschen um uns herum lieben uns vielleicht mehr oder genau so, wenn wir auch schwächen zeigen. ich habe jedenfalls begriffen, dass destruktives denken, nur zum nachteil und ohnmacht führt und werde alles dafür tun, mein leben wieder in griff zu bekommen, positiv denken und unendlich dankbar sein. dankbar, dass es euch gibt, dankbar, dass es meine familie gibt, und vor allem, begreifen, dass man sich selber auch verzeihen muss, denn die anderen haben dies schon längst getan. lieber rolf, die schale ist offen und ich hoffe, die schließ sich nicht mehr, und wenn, dann werde ich kräftig dagegen hämmern. ich danke euch beiden ganz, ganz herzlich und möchte sagen, mit euch geht es leichter.

ich umarme euch, wünsche uns allen ausdauer und kraft in verbundenheit marija

Kary
15.12.2003, 13:45
Was war das für ein Fest?
Der kleine Junge hockte auf dem Fußboden und kramte in einer alten Schachtel, aus der er einiges zutage förderte, ein paar Röllchen schmutzige Nähseide, ein verbogenes Wägelchen und einen silbernen Stern. Was ist das? fragte er und hielt den Stern hoch in die Luft. Die Küchenmaschinen surrten, der Fernsehapparat gab Männergeschrei und Schüsse von sich, vor dem großen Fenster bewegten sich die kleinen Stadthubschrauber vorsichtig auf und ab. Der Junge stand auf und ging unter die Neonröhre, um den Stern, der aus einer Art von Glaswolle bestand, genau zu betrachten.

Was ist das? Fragte er noch einmal. Entschuldige, sagte die Mutter am Telefon, das Kind plagt mich, ich rufe dich später noch einmal an. Damit legte sie den Hörer hin, schaute herüber und sagte: Das ist ein Stern. Sterne sind rund, sagte der kleine Junge. Zeig mal, sagte die Mutter und nahm dem Jungen den Stern aus der Hand. Es ist ein Weihnachtsstern, sagte sie. Ein was? Fragte das Kind. Jetzt hab' ich es satt, schrie der Mann auf der Fernsehscheibe und warf seinen Revolver in den Spiegel, was beträchtlichen Lärm verursachte. Die Mutter drückte auf eine Taste, der Lärm hörte auf, und das Bild erlosch.

Etwas von früher, sagte sie in die Stille hinein. Von einem Fest. Was war das für ein Fest? Fragte der kleine Junge. Ein langweiliges, sagte die Mutter schnell. Die ganze Familie stand in der Wohnstube um einen Baum herum und sang Lieder, oder die Lieder kamen aus dem Fernsehen, und die ganze Familie hörte zu. Wieso um einen Baum? sagte der kleine Junge, der wächst doch nicht im Zimmer. Doch, sagte die Mutter, das tat er, an einem bestimmten Tag im Jahr. Es war eine Tanne, die man mit brennenden Lichtern oder mit kleinen bunten Glühbirnen besteckte und an deren Zweige man bunte Kugeln und glitzernde Ketten hängte.

Das kann doch nicht wahr sein, sagte das Kind. Doch, sagte die Mutter, und an der Spitze des Baumes befestigte man den Stern. Er sollte an den Stern erinnern, dem die Hirten nachgingen, bis sie den kleinen Jesus in seiner Krippe fanden. Den kleinen Jesus, sagte das Kind aufgebracht, was soll denn das nun wieder sein?

Das erzähle ich dir ein andermal, sagte die Mutter, die sich an die alte Geschichte erinnerte, aber nicht genau. Der Junge wollte aber von den Hirten und der Krippe gar nichts hören. Er interessierte sich nur für den Baum, der im Zimmer wuchs und den man verrückterweise mit brennenden Lichtern oder mit kleinen Glühbirnen besteckt hatte. Das muß doch ein schönes Fest gewesen sein, sagte er nach einer Weile.

Nein, sagte die Mutter heftig. Es war langweilig. Alle hatten Angst davor und waren froh, wenn es vorüber war. Sie konnten den Tag nicht abwarten, an dem sie dem Weihnachtsbaum seinen Schmuck wieder abnehmen und ihn vor die Tür stellen konnten, dürr und nackt. Und damit streckte sie ihre Hand nach den Tasten des Fernsehapparates aus. Jetzt kommen die Marspiloten, sagte sie. Ich will aber die Marspiloten nicht sehen, sagte der Junge. Ich will einen Baum, und ich will wissen, was mit dem kleinen Sowieso war. Es war, sagte die Mutter ganz unwillkürlich, zur Zeit des Kaisers Augustus, als alle Welt geschätzt wurde.

Aber dann erschrak sie und war wieder still. Sollte das alles noch einmal von vorne anfangen, zuerst die Hoffnung und die Liebe und dann die Gleichgültigkeit und die Angst? Zuerst die Freude und dann die Unfähigkeit, sich zu freuen, und das Sichloskaufen von der Schuld? Nein, dachte sie, ach nein. Und damit öffnete sie den Deckel des Müllschluckers und gab ihrem Sohn den Stern in die Hand. Sieh einmal, sagte sie, wie alt er schon ist, wie unansehnlich und vergilbt. Du darfst ihn hinunterwerfen und aufpassen, wie lange du ihn noch siehst. Das Kind gab sich dem neuen Spiel mit Eifer hin.

Es warf den Stern in die Röhre und lachte, als er verschwand Aber als es draußen an der Wohnungstür geklingelt hatte und die Mutter hinausgegangen war und wiederkam, stand das Kind wie vorher über den Müllschlucker gebeugt. Ich sehe ihn immer noch, flüsterte es, er glitzert, er ist immer noch da.



Marie Luise Kaschnitz (1901 - 1974)

Viele liebe Grüße
Kary