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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ich versteh mich nicht



losplayos
29.12.2003, 08:53
Ich habe alles was ich brauche: Einen tollen und gut bezahlten Job, eine Freundin, ein Auto, ein Moped und trotzdem laufe ich ständig in irgendwelche bescheuerten Daddelhallen. Es ist mittlerweile soweit, daß ich mir schon keine Sorgen mehr ums Spielen an sich mache, sondern um meine Gesundheit, weil ich dabei in zwei Stunden mal schnell ne Schachtel Zigaretten und sechs Tassen Kaffee inhaliere.
Wenn ich kein Geld hätte bzw. z.B. Sozialhilfe beziehen würde, die gerade zum Leben reicht, wüsste ich, daß ich nicht spielen würde, weil ich hohe Ansprüche an mich selbst und die Verpflichtungen des Lebens stelle. Ich würde z.B. nie meine Miete verspielen, weil mir danach ist.

Bitte jetzt keine Tips i.S. Beratungsstelle; da bin ich selbst hinterher.
Es hilft mir nicht weiter, daß jede Art von Sucht eine Krankheit ist. Das habe ich schon selbst begriffen, gelebt und teilweise auch weitergegeben.

Mich würde nur mal aus anderer Sicht interessieren: Woher kommt dieser ständige Drang zu spielen ? Ist das übersteigerter Ehrgeiz, ein Gefühl immer Herausforderungen zu haben und gewinnen zu müssen ?
Ich weiss ja selbst, wie gering die Chance ist, zu gewinnen.
Aber auch jetzt gerade habe ich schon wieder Lust ein paar Euros zu riskieren, obwohl ich natürlich klar sehe, daß ich ohne selbige aus der Halle gehen werde.
Aber woher kommt das ? Ich sträube mich ja generell gegen diese psychologische Masche, die mittlerweile im Strafrecht relative Normalität ist: Der hatte eine schwere Kindheit, hier Stress, da Stress, da zuwenig Liebe, zu oft was an die Ohren bekommen.
Ist das genetisch bedingt, wie z.B. teilweise beim Alkohol oder hat man beim Spielen wirklich "sein Glück selbst in der Hand" ? Aus meiner Familie spielt sonst wirklich keiner; außer natürlich die legendäre Geschichte meines verstorbenen Großvaters, der irgendwann mal auf einer Fähre so lange die Leute am Automaten beobachtet hat, bis er wusste, daß seine Stunde geschlagen hat und dann mit 10 Pfennig den "großen Jackpot" abgeräumt hat.....:)))

Ich beobachte mittlerweile schon andere Leute in den Daddelhallen und überlege mir, warum diese Leute dort sind.
Bei einigen wird das sicherlich einfach soziales Elend oder geistiges Untermaß sein, das sie immer wiederkommen lässt.
Aber warum sind die anderen da ?????

Und warum kann ich mein Geld nicht z.B. in ein neues Moped investieren, sondern muss immer wieder in diese *** Hallen laufen ????????????

Warum, warum, warum ????

Marcus (Fachstellenteam)
29.12.2003, 12:20
Hallo "losplayos",

du stellst die Frage nach der Ursache deines Spielens. Diese Frage taucht in den Beratungsgesprächen, die ich mit Klienten führe immer wieder auf.

Warum? Warum? Warum?

Diese Frage läßt sich so einfach nicht beantworten. Es gibt nicht die eine Ursache. Das Leben und somit das Verhalten, Empfinden besteht aus einer ganzen Reihe von Erfahrungen, positiven als auch negativen.

Ich finde folgende Fragen viel interessanter und vor allen Dingen hilfreicher:

Wofür steht mein Spielen? Welche Funktion hat es? Was wäre ohne das Spielen anders?

Diese Fragen alleine zu reflektieren ist schwer. Oftmals ist der Blick verstellt, braucht es eine oder mehrere Personen, die eine andere Perspektive einnehmen und vermitteln können. Deshalb suchen viele Spieler Unterstützung bei anderen, sei es eine Selbsthilfegruppe oder eine Beratungsstelle.
Ich freue mich, dass auch du in dieser Hinsicht "dabei bist" und wünsche dir viel Erfolg.
Falls du doch Hilfe beim Finden einer Anlaufstelle benötigst, schreib doch einfach.

Liebe Grüße und ein erfolgreiches neues Jahr.
Marcus

P.S. Auf unserer Homepage findest du eine Adressendatei mit Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen ;-)

Claus
29.12.2003, 13:13
Hallo L....
Warum????
Ich habe gelernt, das Gewinner nicht nach dem Warum fragen!
In den Gruppen die ich besuche, sagte mal einer:
"Nur die VERLIERER FRAGEN nach dem WARUM!"
und wenn ich das Spielen lasse, bin ich ein Gewinner!
Es war mir hilfreich dabei nicht die "VERLIERER" zu beobachten und zu analysieren, sondern mich mit den "Gewinnern" in der Spieler-Gruppe auszutauschen.
Ich habe natürlich mir die Frage gestellt, warum och gespielt habe,ganz einfach weil ich es gut fand!
Zwei Gründe gab es dann es zu lassen zu (MÜSSEN)
1. Wenn ich gewann, wollte ich mehr gewinnen
2. und wenn ich Verlor, wollte ich es zurück haben!
das ist egal ob ich wie ein Hamster im Laufrad, links oder rechts laufe, es ging nicht mehr Vorwärts in meinem Leben.
Gruss
Claus

Irene
29.12.2003, 17:50
Es gibt eine sichtbare und eine unsichtbare Welt. In dieser wiederum gibt es Engel, die Heerscharen Gottes und negative Elemente, wenn man so will. Beide ringen um die Seele des Menschen, und wem wir Raum geben, liegt an uns. Jesus ist stärker als alle Finsternismächte, die er durch den Kreuzestod besiegt hat. Bitte ihn, dir Kraft und Freiheit zu schenken, diese Sucht zu besiegen, jedesmal wenn der Drang dich wieder überkommt. Das klingt zwar ein bißchen abgedreht, ist aber die Wahrheit. Übrigens, ich bin in keiner Sekte ;-) ...

Rudi
29.12.2003, 18:52
Hallo Irene !
Gott gab uns die Beine zum Laufen, die Hände um etwas zu Tun, und den Verstand , der uns von Tieren unterscheidet.
Den Letzteren, damit wir entscheidungsfähig sind.
Um insbesondere zwischen "Gut und Böse" zu unterscheiden.
Was Gut oder Böse ist, muß wohl jeder für sich entscheiden. Und irgendwann werden wir wohl erfahren, ob unsere Entscheidungen wohl die Richtigen waren.
Aber die Hände in den Schoß zu legen und Gott um Hilfe bitten, ohne dafür selbst etwas tun zu wollen, ist für mich nicht der richtige Weg. Wir sind aufgefordert
aufzustehen und zu gehen. Wir können eine Menge tun - und das wird erwartet. Am besten fangen wir gleich bei uns selbst an. Begeben wir uns auf den Weg - Gott wird uns helfen! Daran glaube ich.
Alles Gute
Rudi

andreas
29.12.2003, 22:02
Warum muß ausgerechnet mir das passieren, warum gerade ich???
Habe lange Zeit verbraucht darüber nachzudenken, Ergebnis:
Elf Wochen Stationäre Therapie im Allgäu;
Jeden Montag in die Selbsthilfegruppe;
Antwort gefunden; HURRA!
Heute bin ich Spielfrei!!!
Was gestern war ist vorbei, alle Scham und Schuld sind ausgelöst durch...
Ach ja, SEIN Geburtstag war richtig schöön!
Gut ich habe in meiner Therapie (Im Allgäu) eine Bilanz, nein ZWEI geschrieben.
Aber warum ich gespielt habe?
Den Heiligen Gral habe ich nicht gefunden -
Frühgeburt -
Heimkind -
Sexueller Mißbrauch -
Scheidungswaise -
Prügelknabe -
Schulversager -
Lehrstellenabbruch-
Alkoholmißbrauch-
Angst vor Nähe-
Orgasmus vor dem Spielautomaten-
Alles Verspielt, unwiderbringlich!
Mein Neues Leben!
Heute nicht Spielen, das erste Glas stehen lassen, meine Mahlzeiten einhalten,
Dafür Menschen! z.B. in der Selbsthilfegruppe!
Habe geradfe eine liebe Freundin besucht mit der ich gemeinsam Einkaufen gegangen bin für gemeinsame Sylvesterfeier.
Wie sieht Sylvester aus , wenn ich spiele?
Geld verpulvern verballern, mich auflösen oder explodieren!
Kotzen?
NEIN DANKE!
Ich freue mich, endlich unbekümmert, trotz Ehescheidung, Langzeitarbeitslosigkeit und Rückenschmerzen
endlich mich selber zu spüren
geliebt zu werden
zu lieben!
Morgen wird die Sonne aufgehen, entweder hinter einer Wolkendecke oder in ihrem vollem Glanz;
ber ein's ist sicher; Sie wird aufgehen!
See how they shine

Claus
29.12.2003, 22:54
Montag, Dienstag, Mittwoch usw.
Andreas das waren die letzten Gründe für mich, bei Dirt auch.
Mensch ich freue mich von dir zu hören, schön das es dich gibt.
Ex-Gröni das Haus hat sich verändert, aber der Geist ist der Gleiche dort.
Pass auf dich auf
mein Freund
gute 24 stunden
Claus

los playos
30.12.2003, 21:01
@ irene:
Also, das ist mir wirklich zu abgedreht. Zumal ich zwar an eine höhere Macht glaube, aber diese nicht unbedingt in einer der Weltreligionen sehe

Aber der Vergleich mit dem Hamster gefällt mir ganz gut. Genau so fühle ich mich. Ich renne, renne, renne und was bringt es mir ? Nichts! Ob ich nun verliere oder gewinne. Schlecht geht es mir danach in jedem Fall.
Und ich weiß das auch vorher schon, aber es bringt mich trotzdem nicht davon ab.

Aber ich bin dabei, den Fehler in meinem Leben zu suchen. Es muß ja Gründe dafür geben, zumal es so ist, daß ich manchmal Wochen und Monate nicht daddeln war und es jetzt gerade wieder mal übel ist. OK, es ist gerade Weihnachten und Neujahr, beides Ereignisse, die ich abgrundtief hasse, weil es nichts verlogeneres gibt, insofern wird das wohl eine Rolle spielen. Oder der Winter; die meisten Leute bringen sich ja schließlich gerade in dieser Zeit um.

Ich werde weiter suchen und Euch an meinen Ergebnissen teilhaben lassen, egal wie sie aussehen.........

Rudi
01.01.2004, 20:48
Alles wird so, wie man es sich macht. Ist Weihnachten und Neujahr für mich verlogen, dann ist das mein Problem.
Wenn ich Weihnachten hasse, dann liegt es an mir, weil ich nicht verstehe, das beste aus einer Situation zu machen.
Wenn ich mich zu nichts bekenne, kann ich keinen Weg finden,brauche mich nicht entscheiden. Bin ich Spieler oder nicht ? Wem interessiert es letzlich als mich selbst. Denn es ist mein Leben.
Habe gemerkt, in meinen Leben stimmt etwas nicht. Eigentlich weis ich auch was. Aber wozu mich bekennen? Mache ich doch besser weiter so . Bis es nicht mehr geht...
und lasse meine Maske dort wo sie ist..
Viel Erfolg

los playos
13.01.2004, 02:03
Ist schon richtig. Aber Weihnachten ist für mich so ein neuralgischer Punkt; da sind alle immer gespielt nett zueinander, obwohl es ja meist am 23. oder spätestens am Heiligabend richtig knallt, und dann ist auf einmal wieder alles in Ordnung. Man geht gemeinsam in die Kirche und gibt danach dem Obdachlosen, der vor dem Gemäuer sitzt noch 5 Euro, weil ja Weihnachten ist.
Das gesamte Jahr davor geht der arme Mann aber leer aus. Da würde man diesen Menschen nicht mal mit Latexhandschuhen anfassen. Und:
Das finde ich verlogen, Spielsucht hin oder her. Ich hasse Weihnachten einfach und bin froh, wenn es wieder vorbei ist.