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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hausverbot



Susi
29.12.2003, 18:05
Mein Problem ist im Gegensatz zu euren zwar nicht so dramatisch, aber ich hätte da trotzdem mal eine Frage. Da der Mann, mit dem ich zusammen bin (war?) - er ist seit Jahren Spieler - sich über die Feiertage nur durch SMS gemeldet hat und mir auch nicht sagen wollte, wo er steckt, hatte ich gehofft ihn in der Spielhalle zu treffen. Ist zwar blöd, aber ich wollte mir dadurch Klarheit verschaffen. Die Besitzerin hatte in der Vergangenheit schon mehrmals beobachtet, daß ich ihn manchmal - wenn ich ihn dort traf - überredet hab, mit mir die Halle zu verlassen und etwas anderes zu machen. Er selbst hat sich darüber nicht beschwert bei mir, außer, daß es "manchmal nervt". Jetzt hat diese Frau mir gestern mit sofortiger Wirkung Hausverbot erteilt! Mit der Begründung, ich würde die anderen Gäste stören. Ich entgegnete "das ist wohl geschäftsschädigend", was sie ehrlicherweise bejahte. Achtkantig bin ich aus dem Laden geflogen. Okay, das ist ne demütigende Angelegenheit und ich hätte mir auch nie träumen lassen mal in so eine Situation zu geraten. Mich zu trennen, hab ich bisher nicht geschafft. Wie soll ich das einordnen, vielleicht froh sein, daß ich nicht mehr in Versuchung gerate ihn dort vom Spielen abhalten zu wollen...das kurz zu meinem Erlebnis von gestern. Noch eine Anmerkung: er selbst will nichts gegen die Sucht tun. Gruß Susi

Rudi
01.01.2004, 21:04
Hallo Susi !
Du schreibst von deinen Hausverbot, welches du in der Spielhalle bekamst, um deinen Freund zu finden. Deine Probleme sind sehr groß. Vielleicht größer als die Vieler ,die hier schreiben.
Wie groß muß deine Verzweiflung sein, wenn du deinen Freund aus der Halle holen willst. Welche Demütigungen du da auf dich nimmst.
Und du kämpfst einen Kampf der verloren ist , solange dein Freund nichts gegen seine Spielsucht macht. Aber die Situation mit einen aktiven Spieler wird sich stets verschlechtern. Er will nichts tun... Du mußt was tun...
Rette dich, gehe deinen eigenen Weg. Laß dich nicht total in den Sumpf eines Abhängigen ziehen, der nichts für sich macht. Du hast nur dieses eine Leben, es gibt kein neues..
Alles Gute
Rudi (Spieler)

Angehöriger
02.01.2004, 22:26
.......oh nein bitte sag´so etwas nicht. Genau das habe ich heute auch gemacht. Ich wußte das er nicht dort sein wird aber ich wollte sehen was da passsiert um IHN zu verstehen. Er sprach am Wochenende davon das er es schaft und ich warte quasi auf die nächste Lüge. Ich sitze am PC und informiere mich, ich bestelle Bücher, ich beschäftige mich mit dem Thema um zu verstehen was da genau passiert. Da ich alles andere als ein Spieler bin und sehr sachlich und rational ist es für mich einfach nur grausam............

Danke für Deinen Beitrag. AUch mir Hilft es zu schreiben und mir möglichst viele Tipps geben zu lassen aber auch eine Frau die "IHREN Spieler" nicht verlassen kann, kann ich verstehen.

Danke Euch allen sehr und sende viele Grüße

Rudi
03.01.2004, 00:00
Hallo ihr Lieben !
Es gibt durchaus die Möglichkeit mit einen Spieler eine Superbeziehung zu haben.
Doch die Voraussetzung ist wirklich, das der Spieler seine Sucht bekämpft.Ohne dieses sehe ich keine Basis für eine harmonische Beziehung. Spielsucht ist zu hart und zu brutal - auch und insbesondere für die Angehörigen.Sie zerstört Existenzen - und als Mitbetroffene kann es auch die eigene sein, die in Mitleidenschaft gezogen wird. Stärker als man zu glauben vermag.
Ich wünsche Euch mit Euren Partnern, das es euch gelingt glücklich zu werden. Das ihr mit Euren Partnern gemeinsam diese Sucht besiegt.
Aber ich wiederhole es noch mal. Wenn Eure Partner nicht voll konsequent gegen ihre Spielsucht angehen, habt ihr
kaum eine Chance auf Harmonie in der Partnerschaft. Das wird für Euch früher oder später untragbar.Da bin ich mich sehr sicher.Wünsche Euch ein gutes Jahr 2004, und spielfreie Zeit bei euren Partnern. Drücke Euch beide Daumen.
Im übrigen lebe ich als Spieler in einer sehr harmonischen und liebevollen Beziehung. Es geht ! Doch wollen müßen es Beide.
Alles Gute und laßt bald wieder von Euch hören.
Rudi

Susi
04.01.2004, 22:49
Bin echt dankbar, daß hier im Forum Klartext geredet bzw. geschrieben wird! Und zwar von Menschen, die wissen, wovon sie reden. Wenn man als Laie bzw. Partner informiert ist, ist man nämlich eher in der Lage, eine Entscheidung treffen. Andernfalls würde man sich immer noch darüber wundern, wie oft jemand Geld "verleiht", warum Dinge verschwinden, obwohl gar nicht eingebrochen wurde, daß der andere Tag und Nacht "arbeitet" und trotzdem nie Geld hat, massenhaft Gläubiger anrufen, die ihr Geld wiederhaben wollen, warum er phasenweise extrem gereizt und aggressiv ist, am nächsten Tag wieder lustig und ausgeglichen... okay, das kann auch andere Gründe haben, aber bei Spielern sind das Entzugserscheinungen. Ich möchte diese Menschen nicht abwerten, indem ich das alles aufzähle, oder herumjammern - hab schließlich selbst eine geraume Zeit (erfolglos) versucht, jemandem davon abzubringen - sondern nur kurz über meine Erfahrungen berichten. Danke! Susi (Pseudonym)

Olli
07.01.2004, 15:07
Ich möchte mich Rudi anschließen.

Auch ich lebe in einer sehr guten und festen Beziehung. Zwar bin ich noch lange nicht soweit wie Rudi (so lange spielfrei zu sein), aber auch ich weiß meine Partnerschaft sehr zu schätzen, und auch weiß ich, daß meine Frau mir hilft.

Sollte mir das nicht genug wert sein, um ehrlich mit meiner Krankheit und meiner Frau umzugehen.

Gruß

Olli

07.01.2004, 18:37
Dazu hätte ich nochmal ne Frage. Es heißt oft, man soll sich nicht mit in den Sumpf ziehen lassen. Man kann sich denken, was damit gemeint ist. Klingt vielleicht naiv, aber was genau heißt das: Sich finanziell nicht über den Tisch ziehen lassen, oder weil man seelisch draufgeht oder wegen der Lügerei oder..? Was mich betrifft, hab ich mir bestimmte Verhaltensmuster angeeignet wie Mißtrauen, Kontrollverhalten, gewisse Wertvorstellungen, die sonst wichtig waren zugunsten des Partners aufgegeben...ist das damit gemeint? Wär dankbar, wenn jemand was dazu schreiben könnte. Susi

Rudi
07.01.2004, 21:42
Hallo Susi !
Was es für mch bedeutet, wenn ich schreibe in den Sumpf ziehen, hast du im wesentlichen erfasst.
Es heißt für mich soviel, das die Basis der Beziehung aufgeweicht wird. Das ist zum einen natürlich die finanzielle Seite. Es werden immer neue Löcher im Finanzplan entstehen. Feste wirtschaftliche Planungen müßen immer wieder über den Haufen geworfen werden. Sei es der geplante Urlaub, der auf einmal nicht mehr finanzierbar ist, eine Neuanschaffung oder gar das lebensnotwendige ( Miete, Strom, Lebensmittel )nicht gekauft oder bezahlt werden können. Aus dieser Situation heraus wird sich oft verschuldet. Kredite aufgenommen, die auch der Mitbetroffene mitträgt- ob er will oder nicht. Denn oftmals geht es dann ums Überleben. Man sieht kein Vorwärtskommen, auch wenn man sich noch so bemüht. Das ist für mich in den Sumpf geraten und es ist schwer sich daraus zu befreien.
Die andere Sache ist die mit den Vertrauen. Das Lügen und Hintergehen , manchmal auch das Bestehlen zerstört immer mehr das Vertrauen. Erschüttert die Basis der Beziehung.
Wenn ich also schreibe, laß dich nicht in den Sumpf ziehen, meine ich genau diese Sachen. Aufpassen, das gerade dieses nicht passiert. Heißt finanzielle Kontrolle übernehmen, heißt nicht blauäugig das Glauben, was ein aktiver Spieler erzählt. Selbstschutz üben.
Natürlich läßt sich das alles sehr einfach schreiben. Doch ich weiß, wie schwer gerade diese Dinge sind. Zur Kontrolle gehören nun mal zwei. Einer der kontrolliert und ein anderer, der dieses zulässt. Und wenn es in diesen Punkt, der nicht für immer sein muß, keine Übereinkünfte geben kann, wird es verdammt schwer. Ein aktiver Spieler verliert die Übersicht und das sogenannte mit dem Geld umgehen können. Das kann Euch auf gut deutsch gesagt in Teufels Küche bringen.
Ich hoffe, deine Frage ist beantwortet ?
Vielleicht erzählt oder schreibt auch mal ein anderer Spieler wie er das sieht.
In letzter Zeit kommt von Seiten der Spieler doch recht wenig - und ich allein bin doch wohl sehr einseitig.
Biss auf bald und alles Gute
Rudi

07.01.2004, 23:25
Ja, ist sie! Danke :-)

Olli
08.01.2004, 01:10
Ja Rudi,

aber ehrlich gesagt, hast Du nun schon alles erklärt, da bleibt mir nur noch mich Dir anzuschließen.

Eine Ergänzung allerdings:

Ohne Hilfe schafft es wohl kaum ein Spieler. Und somit ziehe ich doch auch automatisch meinen Partner mit in Sumpf. Wieweit dieses der Partner jedoch zuläßt, muß eben jeder für sich und mit dem Spieler ausmachen. Klare Linien aufzeigen. Damit meine ich nicht: "und wenn du noch 1x spielst ist es aus..."

Denn soweit ich das hier und auch in der SHG erkennen konnte, so hat es wohl niemand ohne Rückschläge geschafft, dauerhaft dem Spielen zu entsagen.

Gruß
Olli

Ann
12.01.2004, 13:21
Hallo ihr,
ich habe gerade auch miri geantwortet und dort so etwas ähnliches geschrieben:

Einen einmaligen Rückfall könnte ich sicher mit meinem Freund durchstehen, ein dauerhaftes Weiterspielen würde ich definitiv und trotz aller Liebe nicht mitmachen.
Wir wohnen zur Zeit noch getrennt und ich bin mir des Risikos voll bewußt, mit ihm zusammenzuziehen.

Ein lautes JA zum Thema Beziehung mit einem Spieler: Mein Freund ist 15 Monate spielfrei und wir führen eine wundervolle Beziehung, die geprägt ist von Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl. Eine solche Beziehung wäre für ihn aber in seiner aktiven Zeit nie möglich gewesen, da er in der Zeit niemals seine Emotionen so gezeigt hätte, wie er es heute tut.

Mein Spruch lautet daher: "Ein trockener Spieler ist das beste, was einem in einer Beziehung passieren kann"

Ann

Rudi
13.01.2004, 23:02
Liebe Ann !
Diese Hoffnung, die du mit deinen Worten bei Spielern und Angehörigen setzt ist enorm groß. Und mir als trockenen Spieler geht es auch wie Honig runter.Vom ganzen Herzen wünsche ich Euch, das eure Partnerschaft immer so toll bleibt, wie sie ist.
Leider muß ich aber auch etwas eindämmen. Wenn dein Partner in der Beziehung so wunderbar ist, liegt es in seiner Person. Weniger daran, das er trockner Spieler ist.
Wie alle Menschen, die aus einer Sucht den Weg finden, verändern auch wir Spieler uns in unseren Verhalten. Das mag in der Regel recht positiv für die Beziehung sein. Doch in manchen Fällen, tritt genau das Gegenteil ein. Die Veränderung des Suchtkranken wird von den Partnern nicht immer positiv aufgenommen. Mit einmal hat man einen Partner an seiner Seite, der immer dominanter wird, der seinen Ego ausleben will, zeigen will, was er kann -und dabei gerne etwas übersteuert.
Meißtens ist dieses Verhalten nicht von allzu langer Dauer.
Dennoch mußte ich schon zweimal sehen, wie genau aus diesen Gründen die Partnerschaft, oder Ehe auseinanderbrach. Jeder Spieler ist eine eigene Persönlichkeit - und diese wird recht deutlich, wenn das Suchtverhalten abgelegt ist.
Da heißt es für viele Partnerschaften neu lernen.
Aber gegen das, was man bis dahin schon gemeinsam durchgestanden hat, ist es wohl ein Zuckerlecken.
Bei mir verlief es ähnlich. Insbesondere in den ersten 18 Monaten meiner "Trockenheit" stellte meine Partnerin mich des öfteren auf Grund meiner feststellbaren Veränderung
zur Rede. Eigentlich hatte ich diese Veränderung bei mir selbst gar nicht so bemerkt. Aber für meine Frau muß es schon teilweise sehr erstaunlich gewesen sein.
Durch viele Gespräche untereinander und in der SHG können wir heute auch diese Phase abhaken.
Heute haben wir eine Beziehung, die wir uns nicht besser vorstellen können. Aber manchmal muß man eine Menge Füreinander tun. Vergesst das bitte nicht.
Alles Liebe und Gute
Rudi