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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich bin wirklich sehr nachdenklich und auch betroffen



Rolf
22.03.2004, 19:32
Ich habe mir ebend nochmal einige Beiträge durchgelesen und mal versucht meine Sichtweise zu verändern. Ob mir das gut gelungen ist weiß ich nicht. Ich habe versucht mit den Augen des Menschen zu lesen, der ich mal war, zerstört von seiner Krankheit, hilflos, ratlos, psychisch am Ende.

Da ist mir sehr bewusst geworden, wie einige Beiträge wirken. Ich glaube, ich wäre nicht mehr hierher gekommen. Ich hätte Angst bekommen, da hätte ich gelesen, Eigenverantwortlichkeit, das ist keine Krankheit, mach dies, mach jenes, du musst, ich wäre mit den Gedanken eines Angehörigen konfrontiert worden,

ich hätte noch mehr Schuldgefühle bekommen, als ich sie ohnehin schon hatte. ich wäre wohl mit einem total schlechten Gewissen hier weg und hätte gedacht, ja ich bin doch wirklich nichts wert. Stimmt wohl was die sagen. Die müssen es ja wissen, die wissen Bescheid. Dann hätte ich vielleicht versucht all das Kluge zu beherzigen, sei Eigenverantwortlich, es ist keine Krankheit, hab ruhig Schuldgefühle, schließlich hast du deinen Angehörigen soviel angetan.

Und vielleicht wäre ich heute tot. Vielleicht hätte ich mich erhängt, oder totgesoffen, keine Ahnung. Aber ich hatte Glück, ich musste sowas nicht lesen.

Mir wird ganz krass bewusst was hier passiert, passiert ist.
Und es geht mir nicht gut damit. Vor allem, weil ich mich dazu hab hinreißen lassen gewisse "Spiele" mit zu spielen.

Nun nicht mehr. Vielleicht hat es ja auch gute Gründe warum Suchtkranke erstmal lieber an einen Ort gehen wo sie unter sich sind. Wo sie nicht noch mehr Schuldgefühle eingeredet bekommen. Denn die führen zu nichts Gutem. Absolut nicht.

Das sind meine Gedanken zu dem was um mich herum passiert. Ich hoffe sehr, sie werden nicht wieder zum Anlass genommen, ellenlange Diskussionen zu führen.

ich muss für mich jetzt rausfinden, wie mache ich weiter, was kann ich tun um das zu tun was ich tun möchte. Was kann ich tun um auch mich zu schützen. Zu schützen vor Ignoranz, Selbstherlichkeit und auch vor verletzter Eitelkeit. Ich muss überlegen, geht es wirklich noch um Suchtkranke hier. geht es noch darum solch einem Menschen wie ich ihn oben beschrieben habe aufzufangen, ihm Trost zuzusprechen, Mitgefühl zu haben,
ihn zur Ruhe kommen zu lassen, ihn sich finden zu lassen.

Ich möchte nun für mich meinem eigenem Verhalten entgegensteuern. Zurück zu Verständnis, Mitgefühl und Toleranz. das ist das, was ein Mensch in verzweifelter
Lage am meisten braucht.

Ich möchte euch teilhaben lassen an meinen Gedanken, aber ich bitte auch davor Respekt zu haben und keine Debatte daraus zu machen.

Rolf

www.spielsuchtgruppe.de

marija
22.03.2004, 21:35
lieber rolf,

genau so ist es.

danke, dass es dich gibt


lieben gruß marija

Rolf
23.03.2004, 12:59
Dieses Forum und einige Menschen hier haben mir unglaublich geholfen. Der eine so, der Andere so. Auch negatives kann Gutes bewirken. Im Gegenteil, vor die Wahl gestellt zu werden ist wichtig, es hilft sich besser kennen zu lernen, herausuzufinden, was möchte ich, wer bin ich. Es ist gut verschiedene Ansichten zu haben, es ist gut darüber zu diskutieren.

Es ist gut wenn sich der Angehörige mit dem Suchtkranken austauscht.

Es ist schlecht, wenn der Suchtkranke auf der Strecke bleibt. Nämlich der Suchtkranke, der ich auch mal war. Wenn dieser Kranke Mensch in den Hintergrund gerät, dann läuft in der Suchtkrankenhilfe sehr viel verkehrt. Ich bin nur ein Mensch der einem Kranken auf einen besseren Weg helfen möchte, jedenfalls will ich es versuchen.

Zu oft habe ich genau diese Problematik, Angehörige/Suchtkranke erlebt. Um den Kranken mit gewissen Dingen zu konfrontieren braucht es viel Zeit und Geduld. Vor allem eines steht meiner Erfahrung nach einer positiven Entwicklung des Kranken im Weg.

Schuldgefühle und das schlechte Gewissen. Kann der Kranke Mensch davon befreit werden, kann er wachsen, er wird irgendwann auch verstehen was seine Krankheit bei anderen ausgelöst hat. Aber, alles braucht Zeit. der Suchtkranke Mensch braucht Zuwendung, Geduld und Verständnis.

Aus dem Suchtkranken Menschen, der voller Schuldgefühle ist, von seinem schlechtem Gewissen mitunter regelrecht in einen Rückfall getrieben wird, sollte irgendwann wieder ein Mensch mit einem gesundem Selbstwertgefühl werden. Ein Mensch der zu sich irgendwann sagen kann, ja, meine Krankheit hat anderen sehr weh getan. Aber er sollte sich das irgendwann nicht mehr mit selbstvorwürfen, mit schlechtem Gewissen sagen.

Er kann vielleicht, mit den richtigen Menschen um sich, irgendwann sagen. Ja, es ist schlimmes passiert, das tut mir leid. Aber, es war nicht meine Schuld und auch nicht böse Absicht. Ich war sehr, sehr Krank und nun geht es mir besser, ich kann jetzt für dich da sein und dir meine Liebe schenken.

Aber das braucht Zeit, das braucht Verständnis, Liebe und unendliche Geduld. Und es braucht eine Selbstverständlichkeit. Nämlich die Selbstverständlichkeit zu sagen, du bist einfach nur krank. Nicht mehr und nicht weniger.

Um den Kranken richtig zu verstehen muss man wohl selber krank sein. Um die Hölle zu kennen, muss man wohl dort gewesen sein. Um die ängstliche Seele des kranken Kindes zu kennen, muss man sie wohl selber gehabt haben.

Es ist gut, dass es viele Arten von Hilfsangeboten gibt, jeder versucht das Beste zu geben. Jeder gibt das was er gelernt hat weiter, mit guter Absicht dem Kranken helfen zu wollen.

ich möchte versuchen mir treu zu bleiben, dem treu zu bleiben was ich gelernt habe. Vom Weg abkommen ist wichtig, es ist ein gutes Gefühl wieder auf ihm zu sein. Ich möchte andere Wege respektieren und ich möchte das mein Weg respektiert wird.

Mit geht es um den Kranken, der ich auch war. Wie sich die Dinge entwickeln weiß ich nicht, alles was ich tun kann ist einem Kranken Menschen der zu mir kommt zu zeigen, zu sagen, es ist ok. Du bist wie du bist, du bist jetzt sehr krank aber irgendwann geht es dir auch wieder gut. ich möchte mit diesem kranken Menschen nicht Diskutieren (alles zu seiner Zeit), ich möchte ihm nicht etwas aufdrängen, ich bitte Gott um die Kraft diesen sehr, sehr kranken Menschen einfach nur anzunehmen, so wie er ist. Ein liebenswerter Mensch, der einfach nur ganz schlimm krank geworden ist. Das sind Suchtkranke Menschen, liebenswert, sensibel, hilfsbereit, immer bestrebt gutes zu tun. Diese Menschen wissen wie schlimm es ist so krank zu sein, sie kennen die Hölle.

Und immer wenn ich etwas von marija höre, lese, dann weiß ich, es ist gut so. Dann werde ich erinnert, an den Schmerz, an die Angst und ich werde erinnert wie schön es ist zärtlich miteinander umzugehen. Liebevolle Worte zu finden, zu trösten, einfach nur da zu sein, Mit zu fühlen. Einfach nur zu sagen, es ist ok, schön das es dich gibt. Einfach nur zu sagen, alles zu seiner Zeit, jetzt bist du hier, du hast es verdient das es dir gutgeht, du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, du brauchst dir keine Vorwürfe machen und du brauchst auch keine Schuldgefühle zu haben. Du bist sehr krank geworden und nun wollen wir dafür sorgen das es dir besser geht, denn du bist ein liebenswerter Mensch. Du hast es verdient, dass es dir gut geht.

ich bete zu Gott, dass er mir in dunklen Momenten immer eine marija schickt, die mich erinnert. Auch erinnert, wie war es.
Die mich erinnert wie schön es sein kann zu fühlen, Mit zu fühlen, daran zu denken, es geht um einen Menschen. Einen Suchtkranken Menschen, der krank geworden ist und der irgendwann frei sein möchte. Frei von seiner Angst, frei von Schuldgefühlen und frei von schlechtem Gewissen. Und der dann vielleicht irgendwann all das weitergibt, mit liebevollen Worten, mit sehr viel Verständnis, mit Geduld und immer in der Gewissheit, ich bin ok.

Du bist es auch.

In diesem Sinne, Rolf

www.spielsuchtgruppe.de

Rudi
23.03.2004, 14:41
Lieber Rolf !
Wieder einmal hämmert es in meinen Kopf. Du gibst mir immer wieder schwere Denkaufgaben. Wie auch diesmal.
Ich sehe es wie du, ein spielkranker Mensch darf nicht auf die Strecke bleiben.
Jedoch nach meinen dafürhalten auch nicht die Angehörigen eines Spielers. Und hier insbesondere der Partner/in.
Ich bin krank und auf dem Weg heraus aus meiner Sucht, konnte ich auf einen Menschen ganz besonders zurückgreifen. Auf meine Partnerin.
Sie hat mitgekämpft und mitgefightet in all meiner schweren aktiven Spielphase. Sie hat gekämpft wie eine Löwin, um mich und unserer Liebe. Sie hat sich eingebracht bis zur Erschöpfung, bis zu einen nicht mehr Können.
Diese Kraft und der glaube meiner Partnerin haben mich beflügelt. Gaben mir die Kraft aufzustehen.
Nicht irgendein Therapeut oder Helfer. Die standen bei mir in zweiter Linie.
Auf Grund meiner Positiverfahrungen in diesem Bereich habe ich da evtl. andere Erfahrungswerte als du.
Aber ich lese hier im Forum von Angehörigen, die verzweifelt Wege suchen, ihren Partner zu helfen. Manchmal auch mit Worten, die wir als Betroffene gar nicht so hören wollen. Fakt bleibt jedoch, das diese Angehörigen eins wollen. Ihren Partner helfen. Und damit natürlich ein formgerechtes Leben für Ihre Familien erreichen. In diesen Familien gehört der Suchtkranke. Und somit muß den Angehörigen aufgezeichnet werden, welche Schritte gehbar sind.
Es ist gut, wenn der Suchtkranke eine Anlaufstation wie dich findet. Doch leider ist das Leben kein Spaziergang und es gibt auch noch Verantwortung außerhalb unserer Sucht. Die müßen wir lernen wieder zu übernehmen.
Es kann nicht sein , das unsere Partner diese Last allein tragen müssen. Insbesonders wenn in dieser Partnerschaft auch noch Kinder leben.
Es ist da leicht gesagt, ich fühle mich überfordert, weil ich ja krank bin.
Nach erkennen seiner Krankheit muß ein Suchtkranker bemüht sein ,für seine Gesundung zu arbeiten. Das wird von allen Kranken verlangt. Mithilfe am Gesundungsprozess.
Und da dürfen wir Suchtkranken keine Ausnahme sein. Wir sind auf Grund unserer Erkrankung nichts besonderes , evtl. etwas anders, als der nicht abhängige Mensch.
Ich bin nicht Opfer ...diese Überschrift bezieht sich auf
die Forderung meines Partners, mich meiner Krankheit zu stellen. Eine berechtigte Forderung, wie ich meine.
Eine Forderung, die bewirkte, das ich heute abstinenz lebe.
Alles Gute und bis bald
Rudi

marija
23.03.2004, 15:25
lieber rolf,

durch deine liebevolle unterstützung und afmunterung, habe ich gelernt wieder zu lachen, heute hast du mich allerdings zum heulen gebracht (waren aber freude tränen), dankeschön!!!

du bist einfach einzigartig


lieben gruß marija

marija
23.03.2004, 15:53
hallo rudi,

du hast sicherlich recht, wenn du sagst, dass unsere partner/innen keine opfer unserer sucht sein dürfen. ich habe sehr lange gebraucht, mir selber zu verzeihen. dank rolfs hilfe habe ich stück für stück begriffen, dass meine familie nichts davon hat, wenn ich mich mit schuldgefühlen blockiere und für das wesentliche kein kraft mehr habe. ich habe mit meiner familie darüber gesprochen, und mein mann sagte nur einen satz: "sollte ich jetzt auch schuldgefühle haben weil ich einen herzinfarkt hatte". meine familie hat mehr tolleranz mir gegenüber gezeigt als ich selbst, denn die hatten ja klaren kopf im gegensatz zu mir.oder meine tochter, die weiß gott noch ein sehr junger mensch ist, sagte: "was hast du uns denn angetan?, gut, materielen schaden zugefügt, aber dass ist nur geld, du hast mit dem scheiß aufgehört, versuche abstinent zu bleiben, lache wieder und werde wieder meine mami". ich habe begriffen, dass ich meiner familie mehr zurückgebe, in dem ich mit denen einen spaziergang mache, eine ausstellung besuche, einen thaterstück angucke, als dass ich in selbstmitleid oder schuldgefühlen zerfließe. sicher gibtes auch die tage, wo ich nicht mehr weiß, wie soll es weitergehen, wo ich mich frage, ob es noch sinn hat weiter zu kämpfen, aber gott sei dank, das sind nur momente. und wie der rolf so schön sagt es ist so wie es ist.

schöne grüße marija

Rolf
23.03.2004, 19:40
Und wenn wir mal solche Tage haben, sie sind normal, dann treffen wir uns, sorgen für uns, streicheln unsere Seele und lassen es uns gut gehen. Und irgendwann lesen wir vielleicht gemeinsam "Wir Küken Teil 2" , vielleicht steht dann da drin, das Küken hat nun gelernt auch mal zu boxen, zu sagen, hee ihr blöden großen Hühner, ich lasse aber nun nicht alles mit mir machen. Vielleicht hat dann das Küken sein Ei etwas beiseite gelegt, aber nicht aus den Augen verloren, ab und zu braucht das Küken sein Ei noch, aber nicht mehr so oft. Und außerdem finde ich ist es gar nicht mal so schlimm, sein Ei nicht aus den Augen zu verlieren. Wer weiß, vielleicht fängt es dem Küken irgendwann an Spaß zu machen, zu sagen seht ihr, mir geht es gut, ich brauche diese blöden Schuldgefühle und mein schlechtes Gewissen nicht mehr und erst recht lasse ich mir die von euch nicht mehr einreden. Vielleicht sagt das Küken irgendwann, ja ich habe es mir wirklich verdient das es mir so richtig gut geht und dann rekelt sich das Küken in der Sonne, genießt die Wärme in sich und sagt sich, ja, es ist wie es ist. Und vielleicht möchte das große Küken sich ja auch immer etwas von dem kleinen Küken bewahren, vielleicht möchte es sich seine Seele von Zeit zu Zeit streicheln, sich in seiner Wärme rekeln, sich wohlfühlen und bei sich denken, ach lasst mich mal machen, mir darf es gut gehen, ich bin zärtlich zu mir selbst und ich genieße die Wärme die ich in mir trage. Vielelicht denkt es dann so für sich, ach wisst ihr, ihr lieben großen Hühner, lasst mich mal machen. Ich weiß, was wirklich gut für mich ist. Lasst ihr es euch auch gut gehen ihr großen, sehr erwachsenen Hühner, ich möchte so sein wie ich bin. Wisst ihr nämlich was ihr sehr großen erwachsenen Hühner, ich bin sehr stolz auf mich und ich bin sehr froh, das ich bin wie ich bin. Denn ich bin ein einzigartiges Küken, ein Küken das auch boxen kann, aber immer auch ein Küken das sehr zärtlich zu sich selbst und anderen sein kann. Ich weiß wo mein Ei ist und immer wenn mir danach ist dann schlupfe ich da rein und lasse es mir so richtig gut gehen, dann genieße ich meine Wärme, meine Zärtlichkeit, dann brauche ich kein schlechtes gewissen zu haben, keine schuldgefühle, wozu auch, ein so liebes und einzigartiges Küken wie ich es bin, braucht diese blöden Gefühle doch nun wirklich nicht zu haben. Denn ich habe es mir verdient, das es mir so richtig gut geht.

Liebe marija, mal sehen wann wir gemeinsam "Küken Teil 2" lesen werden, mal sehen wann ich es schreibe und bis dahin rekeln wir uns einfach weiter in unserer Wärme. Ja, das machen wir, wir lassen es uns gut gehen. Das haben wir uns verdient.

Liebe Grüße, Rolf

Rudi
23.03.2004, 20:59
Hallo Marija !
Ich freue mich für dich, das du die für dich richtige Hilfe gefunden hast.
Es ist auch sehr toll, das deine Familie deine Krankheit so annehmen konnte.
Leider geht es bei uns Spielabhängigen nicht immer so einfach, denn da geht es auch schon mal um verzockte Mieten oder um das Geld, was für Kindernahrung und Lebensmitteln gedacht war.Und da können Angehörige nicht mehr sagen, es ist ja nur Geld. Danke deinen Schöpfer, das du wirklich mit einen blauen Auge davon gekommen bist.
Wenn eine Angehörige morgen für ihre Kinder nicht das Notwendigste kaufen kann, weil der arme Spielkranke alles
Geld verzockte. Ich glaube, das sind Probleme.
Und an diesen Problemen sollten wir unseren Umgang mit Angehörigen messen. Ich denke, da liegt die Meßlatte sehr hoch. Und wenn dann die Angehörigen noch immer zu den Spieler stehen, das nenne ich Stärke.
Und gerade diese Dinge sind alltäglich, was du erlebst eine wundersame Ausnahme.
Herzlichen Gruß
Rudi

marija
23.03.2004, 21:10
lieber rolf,

ich freue mich auf "kücken teil 2" und danke dir vom ganzen herzen für deine selbslose hilfe.

geht es dir gut?

lieben gruß marija

marija
23.03.2004, 21:40
hallo rudi,

ja, du hast recht, ich habe unendliches glück mit meiner familie, denn ich habe nicht nur das geld für die miete und lebensmittel verzockt, sondern noch viel mehr. aber die argumente meiner famile sind:"wir kannten dich auch, bevor du krank wurdest"... vielleicht liegt es daran, dass ich nicht sehr lange spielte, oder auch daran, dass ich mein doppelleben nicht lange verheimlichen konnte, oder nur daran, dass wir uns gegenseitig brauchen und lieben. ich weiß es nicht genau, aber ich bin unendlich froh darüber, trotz aller miesere die ich angerichtet habe. ich bin unendlich dankbar, dass es dieses forum gibt und menschen wie rolf und noch einige andere, die mir mein ausstieg aus der sucht erleichtert haben, die mir als ich zweifelte an mir und dem sinn des lebens, gezeigt haben, dass es sich lohnt zu kämpfen, für mich selbst und für menschen, die ich verletzt habe. meine familie und ich haben gemeinsam die postings gelesen, gemeinsam geweint, als wir rolfs geschichte lasen und dankten gott, dass wir uns noch haben. dies ist vielleicht eine ausnahme, denn ich lese auch andere berichte, ich weiß auch, dass es verdammt schwer ist, für jeden einzelen, der oder die um die nackte existenz kämpfen müssen, weil das geld in irgend einen spielautomat versickert und stelle mir oft die frage warum? aber ich habe keine antwort darauf. ist es geldgier, die uns in die spielcasinos trieb, ist es die krankheit, ist es genetisch bedingt? aber eines weiß ich mit sicherheit, wir spieler sind keine schlechtere oder bessere menschen als die nichtspieler, sondern vielleicht nur ein bißchen emotionaler, sensibler für alles was um uns geschiet.

herzliche grüße

Rolf
23.03.2004, 22:52
Mir geht es sehr gut. Ich sorge gut für mich. In Zukunft, wenn wir uns mal treffen wollen, ich bin nur einen Klick weit weg.

Dir in besonderem alles Gute und dem Forum natürlich auch.

Liebe Grüße, Rolf

www.spielsuchtgruppe.de

Rolf
24.03.2004, 05:15
Ich überlege schon die ganze Zeit was ich dir abschließend sagen könnte. Du hast dir ja nun die größte Mühe gegeben mir Dinge zu erklären die ich weiß. Was mich aber wirklich freut ist, das Du dich in deinen Beiträgen an mich und marija sehr transparent gezeigt hast. Ich musste ein bisschen schmunzeln, ich dachte so, prima endlich mal jemand der auch den Mut hat sich zu zeigen. Warum soll alle Welt nur immer von mir und meiner Beschränktheit wissen.

Richtig Rudi, es ist genau wie Du es sagst. Erst kommt das erkennen/begreifen der Tatsache an einer Krankheit zu leiden. Ist dieses Verstehen da, kann zu Schritt zwei übergegangen werden, eine Behandlung der Krankheit in die Wege zu leiten, hat der Kranke diese Schritte erfolgreich getätigt kann zu Phase drei übergegangen werden, den Kranken darauf hinzuweisen das er noch so einiges zu tun hat um sein Leben auf die Reihe zu bekommen, Phase vier wäre dann dem Kranken zu vermitteln, hör zu mein lieber Freund, es wird Zeit das du Verantwortung übernimmst, Du bist krank aber nun lern auch mal alleine zu gehen. Da in den drei vorhergegangen Phasen das Bewußtsein des Kranken geschärft wurde, sich und seine Krankheit zu verstehen und gleichzeitig der Kranke mit einer besseren Wahrnehmung seiner Umwelt ausgestattet wird, wird er nach erfolgreichem Durchlaufen dieser Phasen eine wesentlich kritischere Haltung zu sich und seiner Wirkung auf seine unmittelbare Umgebung einnehmen. Als zwangsläufige Nebenerscheinung seines neuen Bewußtseins für sich selbst und andere kann der Kranke dann nicht nur eine kritischere (im positiven Sinne)Haltung zu sich selbst einnehmen, sondern die übertrieben kritische (Hang zum Perfektioismus) Haltung, die sehr vielen Suchtkranken zu eigen ist, hauptsächlich gegen sich selbst, in konstruktives, positives Denken verwandeln. Er kann, nach dem erfolgreichen absolvieren obengenannter Phasen, sein neues "Selbsbewußtsein" , das ja nun von positivem Denken stark beeinflusst wird dazu nutzen, sich und seinen Angehörigen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Ein nicht zu unterschätzender und wirklich nicht unerheblicher Nebeneffekt eines Durchschreitens obengenannter Phasen, könnte die Bereitschaft, des zwar immer noch Kranken, aber durch das durchschreiten obengenannter Phasen seiner Entwicklung mit einer positiven Einstellung zu sich und anderen ausgestatten Menschen, sein, anderen Kranken zu helfen einen Weg aus dem Dilemma zu finden. Da er mit einem prima Selbstwertgefühl ausgestattet ist und sich und seine Umwelt durchaus weniger kritisch, im Gegenteil eher positiv, er hat ja gelernt das er ok ist und andere auch, sieht, wird aus ihm eventuell mal ein recht passabler auf den Weg helfer. Das setzt natürlich die Bereitschaft zu permanenter Arbeit an sich selbst voraus, hauptsächlich jedoch die Fähigkeit zu sehen, was ist gut für mein Gegenüber, in welcher Phase seiner Entwicklung befindet sich mein Gegenüber, und ganz wichtig..auch mal zu sagen, upps, da habe ich mist gebaut, ist nicht schön aber damit kann ich leben, schließlich wird dieser auf den Weg helfer, der ja in seinem Rucksack viel positives Denken und ein prima Selbstwertgefühl hat,zu sich sagen können, ich bin auch nur ein Mensch, da will ich mal nicht so ktitisch mit mir umgehen, aber ich will daraus lernen und versuchen es das nächstemal besser zu machen. Alles in allem könnte man meinen, das aus einem Suchtkranken Menschen der ganz langsam und mit viel Geduld die obengenannten Phasen seiner Entwicklung durchschreitet, nach und nach ein Mensch wird, der für sich selbst und andere mehr Verständnis aufbringen wird, der nicht übertrieben kritisch mit sich und anderen umgeht, der positiv denkt und sich gar nicht mehr daran stört das er ganz zu Anfang, in der schlimmen Phase seiner Krankheit, lange bevor er überhaupt verstanden hat das er Krank ist, einiges an Bockmist gebaut hat. Wozu sollte ihn das auch dann noch stören, nutzt doch nichts mehr. Das war gestern und ist vorbei. Hört sich einfach an, nicht wahr.
Ist es aber leider nicht, denn wie Du schon richtig gesagt hast, als erstes kommt das Begreifen der Krankheit.

So, ich schaue gerade auf die Uhr, es ist sechs, dann werde ich mir mal Brötchen holen und fröhlich vor mich hinträllernd sehen was der tag mir schönes bringt, getreu dem Motto, der frühe Vogel fängt den Wurm. Dir auch einen schönen Tag.

Liebe Grüße, Rolf

Rolf
24.03.2004, 06:19
eines noch ganz kurz, lieber Rudi.

Du sagst, wir Suchtkranken sind nichts besonderes, das ist völlig richtig. Wir sind bloß krank und das ist ja nunmal nichts besonderes. Nur wenn wir den Fehler machen, aufgrund völlig unnötiger Schuldgefühle, den Angehörigen auf ein Podest zu heben, tun wir ihm und uns keinen Gefallen. Dann fangen wir an mit zweierlei Maß zu messen. Wir fangen an die Angehörigen zu bemitleiden und uns selbst in den Keller zu ziehen, da wir das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle nie im Leben los werden. Der Angehörige wird ständig das Gefühl haben, Junge, Junge, so langsam geht er mir auf die Nerven, alles will er recht machen. Der Ehemalige wird nie in der Lage sein seinen Partner auch mal kritisch zu betrachten, er hat ja immer noch Schuldgefühle aus längst vergangenen Tagen.

Klipp und klar, kein Mensch ist gezwungen einen anderen zu ertragen. das geschieht meistens freiwillig. Also sollten wir den Angehörigen auch nicht all zu sehr bemitleiden, was wohlmöglich auf die unglaubliche Schiene, der böse Suchtkranke, hinausläuft, sondern versuchen zu verstehen, aber ohne zu bewerten. Es gibt nicht besser oder schlechter, der Angehörige braucht Hilfe (und Du wirst nicht bestreiten das jeder Angehörige der diese sucht sie auch bekommt) und der Suchtkranke braucht Hilfe. Ganz einfach.

In deinem Beitrag an mich lese ich ein sehr, sehr großes Verständnis für die Angehörigen, aber hast du dieses Verständnis auch für die Suchtkranken, hast Du dieses Verständnis auch für dich selbst?

Ganz wichtig ist, nicht mit zweierlei Maß zu messen. Es gibt nicht den bedauernswerten Angehörigen und es gibt auch nicht den bedauernswerten Suchtkranken. ( ich gebe zu, für den Kranken habe ich sehr, sehr viel Verständnis )

Ich spreche sehr gerne mit Angehörigen, versuche wenn ich kann zu Unterstützen, höre zu, versuche zu verstehen, alles ohne zu bewerten, da freue ich mich immer wieder drüber mit denen zusammen zu sein.
Zu sagen, ach der arme Angehörige, was hat der alles erleiden müssen, was hat der Kranke bloss alles angerichtet steht allerdings einer positiven Entwicklung des Kranken im Wege.

Und dann finde ich das nicht mehr gut.

Rolf
24.03.2004, 06:40
Zu erreichen bin ich die nächste Zeit auf meiner Seite, www.spielsuchtgruppe.de, ich habe viel um die Ohren und nicht mehr ganz soviel Zeit für beide Foren.

Rudi
24.03.2004, 07:34
Ich freue mich, transparent zu sein.
Denn damit habe ich einen wesentliches Ziel für mich erreicht. Nämlich meine Maske abzulegen und mich so zu zeigen wie ich bin. Mit all meinen Macken und Problemen.
Ja, ich erkenne mich wieder, auch in dem, was ich schreibe.
Das tut mir gut und ist für mich ein großer Schritt Richtung Ehrlichkeit.
Es ist eine Sache, die mich ein Stück weiterträgt, aus meiner Sucht heraus.
Ja, Rolf und Marija, auch ich werde einen wunderbaren Tag haben.Ich habe ein Teil von mir wiedergefunden.
Danke an allen, die mich dahin gebracht haben - und das waren natürlich auch Kritiken.
Einen schönen Tag Euch allen - und nochmals
DANKE
Rudi

Rolf
26.03.2004, 11:05
ich bekomme immer wieder Probleme mit, was kann ich fordern, bzw. wie weit kann ich gehen meinen Partner unter Druck zu setzen. Was willst Du da Antworten? Die meisten Suchtkranken und das war ja bei mir auch so, ziehen sich bei zu großem Druck zurück. Zu wenig reicht auch nicht. Also könnte man die Theorie verfechten, gut erst völlig unten sein, selber begreifen und dann wird er sich Hilfe holen. Auf der anderen Seite, wenn ein Mensch erstmal völlig unten ist, keine Arbeit mehr, keine Wohnung mehr, dann ist es schwierig in wieder aufzubauen. Was tun. Wieviel Druck kann ein Angehöriger ausüben ohne Gefahr zu laufen, das sich der Partner völlig zurückzieht.

Oder gar nichts tun, das geht auch nicht. Was würdest Du raten.
Ich versuche dem Angehörigen zu vermitteln, kümmere dich erstmal um dich.

Liebe Grüße, Rolf