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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was ist Spielsucht??



Johanna
27.04.2004, 04:29
Hallo Leute,

der Hauptindikator bei der Diagnose "Spielsucht", sind die
limitierten Finanzen des "Opfers". Der Sparbuchbesitzende Sachbearbeiter der da 4000 Euro drauf hat und im Monat 1800 Euro verdient ist nach Eurer Definition spielsüchtig, wenn er im Monat 2000 Euro verzockt. Macht das Gleiche der Millionär(2000/Monat verzocken), WÜRDET Ihr sagen, macht doch nichts. Da liegt der Haken, dass kleine Leute auch noch für ihr mickriges Einkommen bestraft werden, indem man Sie plakativ als "spielsüchtig" bezeichnet.
Die einzige wirkliche Hilfe für den Spielsüchtigen wäre, ihm genügend Finanzen zur Verfügung zu stellen. Das ist natürlich nicht möglich.

Also nochmal: Den einen bezeichnet man als krank und den anderen nicht, obwohl beide das gleiche tun.

Würde mich über Kommentare freuen

Ann
27.04.2004, 11:23
Hallo Johanna!
Woher hast du das denn?? (mal ganz provokant gefragt).

Das Merkmal der Spielsucht ist, daß man zwanghaft spielt, das heißt, man möchte nicht, tut es aber trotzdem. (Z.B. so, wie ein Alkoholiker trinkt, obwohl er weiß, daß es schädlich ist. )
Dabei spielt es keine Rolle, wieviel Geld verspielt wird und wie das Verhältnis zum Einkommen ist.
Ich kenne genug Spieler, die unter ihrer Sucht leiden, aufhören möchten, obwohl "noch" Geld da ist. Und viele viele Spieler spielen, bis wirklich nichts mehr da ist und ihnen die Schulden über den Kopf wachsen.

Also, wer auch immer das erzählt hat, ich halte es für Quatsch - sorry.

Ann (Angehörige)

Rudi
27.04.2004, 13:35
Hallo Johanna !
Spielsucht hat nichts mit der Einkommenslage zu tun.
Es gibt Menschen, die erträglichen Besitz verspielen. Häuser, Vermögen oder Firmen. Das widerspricht deiner These.
Ich würde doch an deiner Stelle auf diesen Seiten stöbern und lesen. Bestimmt wirst du danach wissen, wovon du sprichst. Denn das spreche ich dir in deinen Eintrag ab.
Vor Suchterkrankungen schützt auch der prallgefüllte Geldbeutel nicht. Egal ob Alkohol- , Drogen,- Spielsucht oder andere Suchterkrankungen.
Wünsche dir alles Gute - und falls selbst Spielerin, eine spielfreie Zeit.
Liebe Grüße
Rudi

Johanna
27.04.2004, 16:16
Also Spielsucht ist dann kein Problem, wenn man sie sich finanziell leisten kann, und nicht darunter leidet? Die Antwort müßte jetzt "ja" sein.

Ein Berufssportler ist ja auch zwanghaft dabei, Sport zu treiben. Z.B Schwimmer, täglich 5 Stunden im Wasser. Da sagt auch niemand helft denen, davon los zu kommen.

Wie gesagt, beim Spieler ist das Suchtmittel das Geld. Hoffe jeder weiß was Suchtmittel sind. Würde man ihm davon genug geben, wäre alles kein Problem. Oder noch besser, ein Spiel, bei dem er auf Dauer gewinnt.

Aber ich vermute, es muß einen Zusammenhang geben , zwischen spielen wollen und tatsächlich auch verlieren oder sich ruinieren wollen(Masochismus)

Brauche dringend feetback

Klaude
27.04.2004, 17:01
Hallo Johanna

Ich weiß zwar nicht so recht in welchem Verhältnis Du zur Spielsucht stehst, aber ich versuche mal eine Aussage zu machen.

Mein Mann war spielsüchtig, und das bedeutet, dass er seine gesamte verfügbare Zeit in der Spielhalle verbrachte. Zwanghaft. Ohne es zu wollen. Du hättest ihm Millionen geben können, und die Millionen wären weg gewesen. Es gibt nicht genügend Geld für Spielsüchtige, egal wie hoch das Einkommen ist. Wenn ein Spielsüchtiger Millionär oder Milliardär ist, wird er alles in kürzester Zeit verzocken. Es ist wie bei einem Fass ohne Boden. Und wenn das Geld zu Ende ist, werden Kredite aufgenommen. Und verzockt. Und dann wird Geld von Freunden geliehen. Und verzockt. Miete, Essen, Kleidung, nichts wird bezahlt, das Geld geht ausnahmslos in den Daddelkasten.

Was mir auffiel: Es fängt relativ harmlos an, aber das Bedürfnis zu spielen wird immer schlimmer, das Spiel nimmt immer mehr Raum im Leben des Süchtigen ein, bis es alles andere verdrängt hat.

Deine Sichtweise setzt eine rationale Entscheidungsmöglichkeit voraus, nämlich nach einem gewissen Betrag aufhören zu können. Wobei es im Ermessen des Einzelnen liegt, ob dieser Betrag hoch oder niedrig ist. Bei einem Spielsüchtigen existiert diese Entscheidungsfreiheit nicht mehr. Er spielt bis buchstäblich nichts mehr da ist, egal wie viel er zur Verfügung hat.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas verdeutlichen worum es bei dieser Sucht geht.

Viele Grüsse

Klaude

Rudi
27.04.2004, 20:56
Hallo Johanna !
Mir scheint du verwechselst das normale Spielen mit einer Spielsucht. Es gibt Menschen, die mit Spielen ein Problem
in sich tragen, wie andere Menschen evtl. mit Alkohol.
Nämlich nicht die "normalen" Grenzen einhalten können.
Beim suchtkranken Spieler ist bereits die Vorbereitung auf das nächste Spiel tagesbestimmend.
Es kommt bei Spielsüchtigen zu einer verstärkten Ausschüttung von Endophinen bereits beim Gedanken an das Spiel.
Auch ein Grund, warum sich die nicht stoffgebundene Sucht( Spielen ) von der stoffgebundenen Sucht ( Alkohol . Drogen, Tabletten ) kaum unterscheidet. Wie beim Alkoholiker kann es auch beim Spieler zu Händezittern und Schweißausbrüchen kommen. Ein totaler Kontrollverlust stellt sich während des Spiels ein. Die Tätigkeit des Spielers während des Spiels ist einzig und allein auf das Spiel fixiert. Die Umwelt wird nicht oder nur schemenhaft wahrgenommen. Die eigenen sozialen Bindungen haben in dieser Phase keinen Einfluß. Diese Spielphase geht so lange, bis sie gewaltsam unterbrochen wird. Das heißt, die Spielhalle schließt, oder das Geld ist alle. Dennoch muß damit nicht die akute Spielphase beendet sein. Manchmal geht diese Phase über Tage, bei mir selbst hat sie schon einmal 5 Tage angehalten. Was nach dieser Phase kommt, steht ja hier nicht zur Frage. Würde auch den Rahmen sprengen.Kann dir nur mitteilen, das es Den Spielkranken sehr schlecht nach so einer Phase geht. Und nicht nur finanziell. Er erkennt sich und sein Verhalten - und mag sich ´selbst am allerwenigsten. So viel dazu.
Unrelevant ist dabei, wie hoch die finanziellen Möglichkeiten des Spielers sind. Im Laufe der "Spielerkarriere" findet fast immer eine Anpassung der Einsätze statt.
Hoffe, dir ein wenig Einblick gegeben zu haben.
Alles Gute
Rudi ( Spieler )