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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Mann "war " spielsüchtig ...



Heide
11.05.2004, 11:06
...und behauptet, dass er seit 8 Jahren nicht mehr spielt.

Er ist aber nach wie vor sehr verantwortungslos in finanzieller Hinsicht. Jeden Monat gibt er zwischen 500 und 800 Euro nur als persönliches Taschengeld aus. Das macht mich natürlich misstrauisch, aber er sagt, er spiele nicht mehr.

Wofür er das ganze Geld ausgibt, sagt er mir aber auch nicht. "Kann mich nicht erinnern" ist alles, was dann von ihm kommt.
Als ich ihn kennen lernte, vor 6 Jahren, war ich mit meinen beiden Kindern (heute 14 und 18) allein, hatte mich von meinem 1. Mann getrennt und war zufrieden mit meinem Leben.
Es ging mir gut, ich war nicht auf der Suche..
Trotzdem verliebt ich mich in meinen jetzigen Mann, mit dem ich jetzt 4 Jahre verheiratet bin. Ich war so verliebt, dass ich die Zeichen, die mich hätten skeptisch werden lassen sollen, nicht erkannte und zur Seite schob.

Er war am Anfang sehr offen zu mir (dachte ich) und erzählte mir von seinen Vorstrafen (Haft wg. Körperverletzung, Diebstahl, Scheckbetrug, Nötigung)
und auch von seiner Spielkarriere.
Er erklärte mir, er hätte gerade alle seine Schulden in Höhe von 50.000 Euro zurückbezahlt. Aus eigener Kraft mit Hilfe eines Freundes und der Schuldenberatung.
In Wirklichkeit aber hatte sein Freund ihn bei dem Insolvenzverfahren unterstützt, ihn finanziell völlig entmündigt und alle Transaktionen für ihn erledigt. Mein Mann bekam lange Jahre von seinem Gehalt nur ein Taschengeld ausgezahlt.

In den folgenden Monaten und Jahren gingen aber immer wieder Forderungen bei uns ein, alte Schulden mussten weiter beglichen werden.
Bis heute ist das so, mein Mann "vergisst" seine Schulden, erzählt mir, dass da nichts mehr komme und alle 4 Wochen kommt der Gerichtsvollzieher oder ein neuer Inkassobescheid, der zeigt, dass doch noch Leute/Firmen Geld von ihm zu bekommen haben.

Doch er ändert sein Verhalten nicht. Rechnungen wandern ungeöffnet in seinen Schrank. Er führt niemals Buch über seine Ausgaben, er kauft ohne Sinn und Verstand ein und belügt mich in allen finanziellen Angelegenheiten.
Wir hatten z.B. nach unserer Hochzeit alle Geldgeschenke zusammengelegt, um uns davon einen neuen Gebrauchtwagen zu kaufen.
Da mein Mann in einer Spedition arbeitet, wollte er das Auto über Kollegen steuervergünstigt anschaffen. Darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Ich fand es nur komisch, dass er das alles ohne mich machen wollte, aber ich traute ihm und liess ihn alles regeln.

Ein großer Fehler, wie ich jetzt weiß. Denn er zahlte nur einen Teil des Geldes, das wir zusammengelegt hatten, an und unterschrieb einen Finanzierungsvertrag, der mit minimalen Raten noch bis zum Jahre 2008 weitergelaufen wäre, wenn wir nicht letzten Sommer einen Totalschaden gehabt und die Sache aufgeflogen wäre.

Auch bei der Abwicklung (Abmeldung, Versicherung) log er immer weiter. Da er das Fahrzeug nicht ohne Fahrzeugschein abmelden konnte, tat er so als ob.
Nur damit ich nicht merke, dass das Auto nicht uns gehörte, wie ich immer angenommen hatte.
Irgendwann nach Monaten telefonierte ich dann mit der Versicherung und man sagte mir, dass der Wagen immer noch angemeldet sei und keine Abmeldung vorliege. Darum wäre auch keine Schadensabwicklung in die Wege geleitet worden, da der Schaden ja gar nicht bekannt war usw....Dazu kommt, dass mein Mann den Wagen nur teilkaskoversicherte. Wir bekamen also nichts dafür.

Es ist so peinlich, wenn man Leuten am Telefon sagt: Nein, nein, mein Mann hat ......gesagt / gemacht / gezahtl..
und die Stimme am Telefon sagt: nein, das entspricht nicht der Wahrheit, wir haben hier ganz andere Sachen vorliegen.
Ich hasse diese Situationen. Kennt ihr das auch?

Solche Sachen passieren immer wieder. Mein Mann sagt, er habe einem alten Freund 3000 Euro geliehen, da der ihm auch schon einmal geholfen habe. Diesen Freund erwähnt er nie namentlich, schriftlich hat er auch nichts. Ohne mich zu fragen, zieht er die 3000 von unserem Konto und gleicht damit sein eigenes aus, das er für die Ausgabe ins Minus gebracht hatte.

Ich habe ihm vor einem halben Jahr vorgeschlagen, dass er sich ein eigenes Konto einrichtet und jeden Monat 200 Euro als Taschengeld erhält. Nur für Tabak und mal ein Bier usw.
Er hat die Abmachung unterschrieben und mir versprochen, sich daran zu halten. Natürlich hat er das nie getan.

Er unterschreibt und verspricht alles, was man von ihm will.
Und hält niemals etwas. Garnichts. Sind das nicht Zeichen dafür, dass er seine Sucht eben nicht überwunden hat?

Er geht jetzt zur Therapie, nachdem er die Behandlung bei seinem ersten Therapeuten abgebrochen hat.
Aber ich habe nicht das Gefühl, dass sich bei ihm irgendetwas ändert. Nicht sein Verhalten, nicht seine Gefühle. Er behaupter immer noch, mit ihm sei doch alles in Ordnung. Er wäre auch nicht krank. Er wolle mir nur Ärger ersparen.
Das sind doch alles Ausflüchte. Ich habe doch mit seinen Problemen nichts zu tun, ich muss sie nur aushalen und mit ausbaden.
Was soll ich machen, ich komme nicht raus aus dem ganzen Mist.

kay
11.05.2004, 11:44
Sage ihm Hallo Heide,

mein Name ist Kay und ich bin süchtiger Spieler.
Ich bin knapp ein Jahr trocken, nach einer stationären Therapie 2003.
Heute besuche ich einmal wöchentlich eine therapeutische Spielergruppe und zusätzlich die Gruppen der GA.
Soweit zur Vorstellung.

Dieses Verhalten was du beschreibst kenne ich, so war ich in meiner nassen Zeit.
Alles abstreiten, verharmlosen, lügen obwohl ich wusste das es doch ans Tageslicht kommt, Versrechungen machen ohne diese einzuhalten usw...

Das Vertrauen meiner Partnerin ausnutzen, nur um weiter mich nicht mit meiner Krankheit auseinander zusetzen.
Er sagt doch selber er wäre nicht krank.
Also hat er seine Sucht noch nicht akzeptiert und das ist der wichtigste Schritt zur Trockenheit.

Was kannst du tun ?
Mehrere Dinge:

1)Suche für dich Hilfe z.B. bei den Angehörigen der GA's
oder ähnlichen Einrichtungen ( Suchtberatung usw )

2)Drehe im den Geldhahn zu ( solange du ihn Unterstützt spielt er seine Spielchen weiter mit dir)

3)Grenze dich ab, fange an für dich etwas zutun (ohne Ihn)
zeige ihn seine Grenzen und sei Konsequent.
Bis jetzt konnte er alles mit dir machen ohne das es in seinen Handeln Konsequenzen für ihn gab.

4)Sage ihm das du nicht mehr bereit bist ihn in seiner Sucht zu unterstützen (nützliche Tip's bekommst du von anderen Angehörigen)

Lieben Gruss
Kay

Rudi
11.05.2004, 12:08
Hallo Heide !
Was dir Kay schrieb kann ich in allen Punkten nur unterstreichen.
Dein Mann hat nichts begriffen und wird dich immer tiefer mitziehen.
Ohne seinen wirklichen Willen gegen seine Sucht zu arbeiten,habt ihr kaum eine Schanze.
Es geht, wenn überhaupt, bei ihm nur ultimativ. Und das wird eine harte Belastung, insbesondere für dich.
Du mußt natürlich selbst wissen, wieviel du da noch aushalten willst.
Denn du müßtest mit einer Konsequenz vorgehen, die sehr schwer zu ertragen ist. Das finanzielle in der Hand nehmen und ihn die Kontovollmachten nehmen.
Und das ist erst der erste Schritt.
Doch es hat nur eine Schanze, wenn er das mitträgt. Wenn nicht...gibt es die nicht.
Alles Gute
Rudi (Spieler )

Heide
11.05.2004, 12:08
für deine guten Tips.
Da sie von einem selbst betroffenen kommen, sind sie sicher fundiert. Ich werde es versuchen.
Aber was meinst du mit "GU" ??
Gruß Heide

Heide
11.05.2004, 12:24
Ich finde es toll, dass einem hier so spontan und offen geantwortet wird.
Das allein hilft schon über dieses ohnmächtige Gefühl hinweg, nichts machen zu können. Ob`s nun klappt oder nicht..
Gruß Heide

Marcus (Fachstellenteam)
11.05.2004, 13:10
Hallo Heike,

ich möchte nur schnell deine Frage beantworten:

GA steht für Gamblers Anonymous (Anonyme Spieler). Dies ist eine Selbsthilfeorganisation mit Gruppen in vielen deutschen Städten. Wenn du mehr dazu erfahren möchtest schau doch einfach im Internet unter

www.anonyme-spieler.org


Liebe Grüße aus Neuss,
Marcus