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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spielsucht



Sam
13.06.2004, 16:33
Hallo Leidensgenossen

Nachdem ich viele eurer Beiträge und die Antworten eurer Fragen, regelrecht in mich aufgesogen habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen mich ebenfalls mal an Menschen deren Probleme und Schiksale mir bestens vertraut sind zu wenden.
Ich bin spielsüchtig,habe aber auch noch nicht das Allheilmittel gegen Suchterkrankungen erfunden.
Auch ich bin immer noch auf der Suche nach Antworten, deren Fragen mich schon seit Jahren quälen.
Seit ich weis das es Spielautomaten gibt deren verderblicher Inhalt ich erst später mit aller Härte erfahren sollte , bin ich mit einigen Unterbrechungen verdammt abhängig geworden.
Bis vor zwei Wochen hatte ich das Gefühl, mit all den Lügen und Ausreden meiner Familie gegenüber sehr gut zu fahren.
Doch am 06.06.2004 nach einer spielerrischen "Glanztat" die dem vorausgegangen war (300EURO) wurde ich mit einen kollosalen Nervenzusammenbruch in die Phsychartrische Klinik in ROW eingeliefert.
Für mich erst mal am Ende aller Tage ,realisierte ich die Gefahr in der ich mich befand garnicht,
Allmählich kehrte ich in die Realität zurück und stellte fest,das es erstmal zuspät für mich war.
Aber, obwohl ich meiner Frau und den Kindern (3,6 Jahre)so unheimlich weh getan habe, bin ich doch einer der wenigen Glücklichen Menschen,die nicht in das grausamme Auge einer Trennung blicken müssen.
Das,glaube ich,ist eine gute Basis um mein Problem mit aller Härte die es gibt G E M E I N S A M zu bekämpfen und restlos auszurotten . Danke SAM

Rudi
13.06.2004, 20:28
Hallo Sam !
Schön, das du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Und was du schreibst, kann ich aus eigener Erfahrung nur unterstreichen.
Wir haben unsere Partner und auch Kinder wirkliche seelische Schmerzen verursacht. Worüber wir im entferntesten kaum nachdachten. Vieles ist in unserer exessiven Spielphase auf der Strecke geblieben.
Geld, was unsere Familien an anderer Stelle wohl viel wichtiger gebraucht hätten. Aber wohl vor allen Dingen das Vertrauen unserer Partner, was wir einmal voll besessen haben. Wir haben es verbraucht - wie das Geld zum Spielen. Ohne darüber nachzudenken. Eine Lüge vor der Nächsten...
Ohne Rücksicht mehmen zu wollen - oder zu können. Doch das kommt für usere Partner auf das gleiche heraus. Denn unsere Partner haben meißt nicht die Erfahrung zu erkennen, was sich da bei uns eigentlich abspielt.
Aber wir haben gelernt ... Wir haben mit uns selbst Erfahrung und wie du, auch die Einsicht , das es so nicht weitergeht. Gewiß läßt sich vieles nicht ungeschehen machen. Aber wir können daran arbeiten - und insbesondere auch Vertrauen wieder aufbauen. Doch es ist kein leichter Weg - er erfordert eine Menge Selbstdisziplin.
Ich selbst habe mich einer Kreuzbund - Spielerselbsthilfegruppe angeschlossen. Dort finde ich für mich die Hilfe, die ich brauche. Diese Gruppe ist auch für Angehörige des Spielers offen, was wiederum bewirkt, das unsere Partner lernen, womit sie es eigentlich zu tun haben. Und wir lernen die Ehrlichkeit zueinander wieder neu. Es besteht natürlich zusätzlich immer noch die Möglichkeit einer ambulanten oder auch stationären Therapie.
Wie du richtig erkannt hast, ist die Basis bei dir recht gut. Du hast eine Partnerin, die dich liebt. Denn sonst hätte sie vermutlich nicht die Kraft gehabt, mit deiner Veranlagung klar zu kommen.
Ich würde auch weitere Schritte nicht auf die lange Bank schieben. Gleich heute kannst du dich noch um den Besuch einer Spieler - Selbsthilfegruppe kümmern. Dort wird euch mit Sicherheit auch vermittelt, was du für euch in erster Zeit an Hilfsmaßnahmen ergreifen solltest. Dazu gehört natürlich auch, die finanziellen Dinge für eine gewisse Zeit deiner Partnerin zu überlassen.
Du kannst also trotz deiner Sucht dazu gelangen ,ein richtig schönes Leben für Euch aufzubauen. Nur mit einer Äußerung deinerseits habe ich Probleme.
Unsere Sucht läßt sich nicht so einfach ausrotten. Das wäre prima, wenn das ginge. Nein, wir müßen auch während unserer " Trockenheit " stets daran arbeiten, das es auch so bleibt. Wir müßen uns ein Netz aufbauen, in dem wir fallen, was uns hält, wenn es mal einen Rückfall geben sollte. Dieses Netz ist für mich zum einen die Ehrlichkeit in meiner Partnerschaft, zum anderen aber auch meine Selbsthilfegruppe - oder auch das Forum, was mich immer an meiner Spielsucht erinnert und so aktiviert für mich zu arbeiten.
Es wird wohl etwas viel. Ich wünsche dir und auch deiner Familie, das du spielfrei wirst.
Mit deinen Willen und der notwendigen Hilfe wirst du es schaffen.
Lieben Gruß
Rudi

Annabell
16.06.2004, 16:11
Hallo Sam,

ich melde mich hier sehr selten zu Wort, aber lese regelmäßig die Beiträge und stelle immer wieder fest, wie gut es ist, zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht allein auf der Welt ist.
Ich bin die Lebensgefährtin eines Spielers, der mal in einer ähnlichen Situation war wie Du.
Er ließ sich freiwillig in eine psychatrische Klinik in die geschlossene Abteilung einweisen, um von seiner Sucht, seinen Lügen und von dem schwarzen Loch, in dem sich sein Leben abspielte, etwas Abstand zu gewinnen.
Und es half!
Jens und ich kannten uns damals zwar noch nicht, aber er erzählt heute noch oft davon. Er hat dort den Kopf ein wenig klar bekommen und erkannt, dass sich in seinem Leben etwas ändern muß.
Ich möchte sogar behaupten, daß das DER Wendepunkt in seinem Leben als Zocker war. Es folgten viele Rückfälle, Niederlagen und Enttäuschungen, aber vor allem folgten eine stationäre Therapie und der Weg zu einer Selbsthilfegruppe, bis hin zur Gründung einer eigenen SHG vor einigen Wochen.

Sieh diesen (Tief-) Punkt Deines Lebens als neuen Anfang. Nutze Deine Chance mit einer starken Partnerin und Deinen Kindern an Deiner Seite und Eurer Liebe in Euren Herzen, einen neuen, spannenden und vor allem für alle glücklicheren Weg zu gehen.

Sei stark und halte durch!
Es lohnt sich, das weíß ich aus Erfahrung...

Viele Grüße
Anni