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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist er spielsüchtig?Wie soll ich mich verhalten?



daniella
04.07.2004, 02:22
Hallo,

ich bin gerade erst auf diese Seite gestossen und habe so einige Beiträge gelesen.
Ich bin ein "Neuling", was das Thema Spielsucht angeht. Ich habe bisher eher wenig gewusst.

Nun, ich habe vor einiger Zeit jemanden kennengelernt. Er wohnt in der Nähe von Nürnberg und ich in Berlin.
Alles fing recht gut an. Wir telefonierten häufig(oft rief aber ich an, weil er kein Guthaben hatte)
Er wollte mich 3mal besuchen kommen. Die ersten beiden Male hat es nicht geklappt. Einmal sagte er, er habe keine Geld, weil er 100€ verloren hatte bei einer Fussballwette.
Beim zweiten Mal hätte er Geld gehabt, hat aber am Abend vorher gespielt, weil er mehr Geld wollte, um mich zum Alicia Keys Konzert bringen zu können (er spielt Billard mit anderen)...ER wollte mir nicht sagen, wieviel er verloren habe.

Diesmal, hat er mich am Abend vorher angerufen. Er war furchtbar traurig und redete recht aufgebracht. Er sei in Nürnberg und habe gerade sein ganzes Geld für den Monat verspielt(bis zum 15.). Er könne mir nicht sagen wieviel, weil ich sonst ausflippen würde, aber es wären so 100€für ein Spile und viel viel Spiele...Er sagte, er könne einfach nicht aufhören. und es wäre so als ob er süchtig danach wäre. Er sagte, dass er derage den Tränen nahe sei, er wolle am liebsten weinen und ich war sehr besorgt. Er war in Nürnberg ohne einen cent und ging ins Hotel, wo er mit Kreditkarte bezahlen konnte.
Am nächsten tag kam er mit Mitfahrgelegenheit zu mir(ich sagte ihm, dass ich es zahlen würde. ich dachte mir, er solle kommen, weil es ihm bestimmt gut täte...)
So kam er mich für 3Tage besuchen.
Es war sehr schön. Aber ich fütterte ihn durch und zahlte ihm die Fahrten.
Wir redeten nicht so viel darüber.
Er sagte er würde es nie bnie wieder tun und das sei jetzt seine Quittung für das Spielen, dass er keinen Cent mehr für den Rest des Monats hatte.
Und dass er es unter keinen Umständen je wieder tun würde.
Irgendwann fragte er mich doch, ob ich ihm etwas Geld leihen könnte, bis zum 15......ich weigerte mich zuerst, weil ich selbst als Studentin nicht viel Geld habe.
Am Ende hab ich aber irgendwie Mitleid mit ihm gehabt,w eil er so besorgt wirkte, und hab ihm 50€ geliehen.
Er versprach mir hoch und heilig mir alles zurückzuzahlen.


Wenn ich nun das hier alles so lese, mache ich mir große Sorgen.
Es war wohl ein Fehler, ihm Geld zu leihen?
Wie süchtig er ist weiß ich nicht. Auch nicht, seit wann er spielt.
Ich mag ihn sehr gerne und bin sehr glücklich, wenn wir zusammen sind.
Aber nun frage ich mich doch, ob ich mir das antun möchte, eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der unter solch einer Krankheit leidet.
Gleichzeitig wünsche ich mir so sehr, ihm helfen zu können. Aber wie nur?
Vielleicht hilft ihm doch eine Freundin dabei? (seine Familie und gute Freunde sind ja weit weg. Seine Mutter ausserdem seit 4Jahren verstorben. sein job ist bestimmt auch nicht der tollste. er war 1Jahr im Irak und ich glaube nicht, dass er das so einfach weggesteckt hat)
Jemand, der für ihn da ist?
Aber wie kann ich für ihn da sein, ohne ausgenommen zu werden?
Was, wenn er mir nicht mehr sagt, wenn er spielt?
Ich finde es eigentlich toll, dass er es mir so offen erzählt hat. Er meinte ja, dass er damit unbedingt aufhören wolle und auch, dass er eine Freundin brauche, um davon loszukommen(an dem Abend bevor er zu mir kam)

Ich denke, dass es ihm gutgetan hat, bei mir zu sein. Aber ich nehme ihm auch nicht ab, dass er nie wieder spielen wird, weil er wohl schon süchtig zu sein scheint.
Ist jemand der einmal spielsüchtig ist wirklich für immer süchtig und nur "trocken"?..

Ich weiß gerade gar nicht, was ich denken soll.
Da dachte ich, ich lerne endlich jemand kennen, bei dem alles gut laufen könnte und dann ist da wieder ein Problem. Und diesmal ja ein kleines.
Aber ich will ihn nicht einfach so im Stich lassen.

Würde mich freuen, wenn sich jemand melden würde.
Ganz liebe Grüße,
Dani

daniella
04.07.2004, 02:26
ich hatte geschrieben, und dann wäre diesmal da wieder ein problem.
"und diesmal ja ein kleines"
das soll natürlich heißen "kein kleines"

Ich habe das wohl vergessen zu erwähen, er ist bei der us army

nochmal liebe Grüße,
Dani

Rudi
04.07.2004, 23:13
Hallo Daniella !
Was du alles so berichtest, deutet alles darauf hin, das dein Freund wohl spielsüchtig ist.
Spielsucht ist eine anerkannte Krankheit, die zum Stillstand gebracht werden kann. Eine Abstinenz vom Spiel, ähnlich die eines Alkoholikers vom Alkohol ist zwingend erforderlich. Um diese zu erreichen ist neben den festen Willen des Abhängigen auch Hilfe erforderlich. Diese kann durch eine Spielerselbsthilfegruppe gewährt werden, eventuell gekoppelt mit einer ambulanten oder stationären fachlichen Therapie.
Über die Rubrik wichtige Adressen kannst du auf dieser Startseite Hilfsangebote für den Raum Nürnberg ausfindig machen.
Falls dein Freund in dieser Hinsicht nicht bereit ist, an sich konsequent zu arbeiten, wird die Problematik Eurer Beziehung unglaublich groß.
Du mußt auch sehr auf der Hut sein, mit dem was dein Freund erzählt. Prüfe es auf Wahrheitsgehalt. Denn wenn er wirklich spielsüchtig ist, werden die unglaublichsten Geschichten erzählt, um ans Geld fürs Zocken zu kommen.
Ich möchte hier nicht sagen, dein Freund ist Spielabhängig. Aber es deutet alles stark darauf hin.
Nicht selten werden Menschen belogen und betrogen, nur um Mitleid zu erwecken, was dann darauf abgezielt ist, sich finanzielle Vorteile zu verschaffen.Ich möchte hier mal vorsichtig umschreiben, ein Spieler hat darin großes schauspielerisches Talent.
Natürlich war es vor diesen Hintergrund falsch ihn Geld zu geben.
Positiv ist einzig zu bewerten, das er von seiner Zockerei erzählt hat. Doch ob er tatsächlich für Änderungen bereit ist, solltest du dich unbedingt beweisen lassen.
Wunderbare Partnerschaften mit Spielsüchtigen sind möglich.
Aber nur unter den oben genannten Voraussetzungen der Abstinenz. Ein Spielabhängiger bleibt wohl ein ganzes Leben Suchtbetroffen. Doch er kann den Umgang damit lernen -und irgendwann wird dieses Problem nicht mehr in den Vordergrund stehen.Doch sollte er begleitend und zum Schutz für sich, über lange Zeit einer Selbsthilfegruppe
angehören.
Für mich als Spieler sehe ich zwingend erforderlich an, weiter meine Gruppe zu besuchen, obwohl ich schon eine gewisse Zeit "trocken " bin.Für mich sehe ich es als Arztnei -wie ein Diabetiker ja auch sein Insolin nimmt.
Es ist nicht schlimm, krank zu sein, dagegen nichts tun aber sehr.
Mein wirklich gut gemeinter Rat : Vorsicht mit deiner neuen Bekanntschaft. Prüfe die Ernsthaftigkeit seiner Gefühle - den Wahrheitsgehalt seiner Erzählungen - schütze dich in finanzieller Hinsicht.
Beantworte dir die Frage, wo evtl. noch Frauen sein können, die er anbettelt. Wenn er wirklich als Spielsüchtiger in einer akuten Phase steckt, ist alles möglich.
Wenn dir wirklich viel an ihm liegt - und ihm an dir, habt ihr die Möglichkeit glücklich zu werden. Doch das erfordert eine Menge Konsequenzen - insbesondere von ihm.
Ich wünsche dir sehr, das alles nicht so schlimm ist, wie ich es ausgemalt habe. Aber prüfe Gewissenhaft !
Viel Erfolg und alles Gute
Rudi (Spieler)

daniella
05.07.2004, 12:39
Lieber Rudi,

danke für deine schnelle Antwort.

Ich denke, dass wirklich sehr viel darauf hindeutet,ja.
Nun, er möchte ja aufhören.
Wie kann man jemanden denn dazu bewegen, eine Beratung, eine Therapie zu machen?
Bei der army wird es da bestimmt ein spezielles Angebot geben - die haben ja eigentlich Psychologen für jeden Firlefanz. Da wird es doch bestimmt auch Hilfe bei Spielsucht geben??
Wie kann ich ihn dazu bewegen, psychologische Hilfe anzunehmen?
Ich glaube, er ist sehr davon überzeugt, es selbst schaffen zu können.

Einerseits will ich ihn nicht fallenlassen. Andererseits bin ich gefühlsmäßig noch nicht soooo stark involviert und habe einfach große Angst, mir selbst damit auch wieder wahnsinnig viel anzutun.
Aber - so oder so. Im Moment kann ich nicht einfach alles abblasen. Und ich möchte ihm v.a. irgendiwe helfen.

Vielen Dank für deine Informationen.
Ich wünschte, er würde auch mal etwas nachlesen über Spielsucht. Villeicht würde ihm klar werden, was mit ihm passiert.....
Er sagte mir an diesem einen Abend als er so aufgelöst war, dass es so sei als ob er süchtig wäre.
Das klingt so, als könne er das gefühl zwar deuten, wisse aber selbst nicht, was diese Sucht bedeutet.

Wie kann ich ihn nur dazu bringen, sich mit dem Thema zu befassen und evtl Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Liebe Grüße,
Daniela

daniella
05.07.2004, 12:57
Ich habe gerade kurz mit ihm gesprochen und ihn auch gefragt, ob er seit er zurück sei aus Berlin(also von mir->Freitag) gespielt hätte.
Er sagte nein.
Und dann meinte er, ich solle ihn nicht falsch verstehen. Es sei nicht so, dass er ständig spielen gehe oder ständig müsse und ohne das nicht leben könne....
Er hätte nur recht viel Geld verloren dabei...


Hm...wenn ich nun wüsste, ob das so eine Art "mich täuschen" oder sogar "Selbsttäuschung" oder die Wahrheit ist....

Wie es auch ist, so befindet er sich glaube ich mindestens an einem sehr gefährlichen Punkt, wo der Weg zur Sucht nicht mehr weit ist - wenn er wirklich noch nicht richtig süchtig sein sollte.

Aber vielleicht gesteht er es sich ja auch selbst nicht ein...

Ich weiß auch nicht. Muß wohl einfach abwarten.
Ich bekomme ja relativ leicht mit, wenn er spielt.
Ein hier stationierter US-Soldat verdient genug Geld als dass er ab und an in eine andere Stadt fahren könnte.
Wenn er nicht kommen kann, dann weiß ich, dass er gespielt hat......Andere Dinge kommen vielleicht "mal" dazwischen, aber nicht häufig...

Oh man, ich mach mir die ganze Zeit Gedanken darüber......
Mach mir richtig Sorgen...
Um ihn...und dann auch um mich, wenn das wirklich etwas ernstes wird und der Verdacht sich bestätigt.
Er ist so ein lieber Mensch....ich denke ständig über ihn und diese Sache nach...

Liebe Grüße nochmal,
Dani

Karl
05.07.2004, 13:02
Hallo Daniella,
Du schreibst, er häte gesagt, es wäre so als ob er süchtig danach wäre.
Ich denke auch, dass Rudi recht hat und dein Freund spielsüchtig ist, er weiss es vermutlich aber noch nicht oder will es nicht wahr haben.
Die Ausrede, er hätte gespielt weil er mehr Geld wollte, um dich zum Alicia Keys Konzert einladen zu können, kenne ich zur genüge. Ich habe mir selbst auch immer gesagt, dass ich es nür dafür tue um meiner Familie ein schöneres Leben zu ermöglichen.
Wenn Du deinem Freund helfen willst mußt du ihn schon sehr lieb haben, denn die Last wird schwer, wenn er sich ganz deine Arme fallen läßt. Denn das muß er. Ohne fremde Hilfe schaffen es nur sehr wenige.
Ich habe selbst sehr lange gespielt und kann auch noch nicht sagen ob ich es schaffen werde, ich hatte vor Jahren schon mal versucht es Alleine zu schaffen, hat aber nicht geklappt.
Seit 3 Monaten habe ich nun professionelle Hilfe und meine Famile steht hinter mir.
Ich finde es ganz toll, nach all den Lügen, die ich in meinem Umfeld verbreitet habe hier nun Menschen zu finden, die meine Probleme mit mir teilen und mir auf dem schwierigen Weg helfen. Und ich bin auch gerne bereit anderen zu helfen. Mir bringt dieses Forum sehr viel, ich habe zwar noch nicht alle 3.500 Beiträge gelesen, aber ich habe mich in vielem wiedererkannt. Vieleicht kannst Du Deinen Freund überreden, hier auch mal ein wenig zu stöbern. Er kann auch mit den Mitarbeitern der Fachstelle kontakt aufnehmen. Ein Erfahrungsaustausch im Chat bringt auch sehr viel. Wichtig ist nur, dass man selbst den Rückwärtsgang einlegt und sich beim Lenken helfen läßt. Nur zu bremsen reicht nicht und nach dem richtigen Weg sollte man jemanden fragen.

Liebe Grüße
Karl

Drea
05.07.2004, 13:26
zerbrichst Du Dir seinen Kopf?

Liebe Daniella,
sorry, aber die Frage stellt sich mir je mehr ich von Dir lese. Ich bin Angehörige eines Spielers, habe mir jahrelang den Kopf zerbrochen, was er eigentlich tun müsste, was gut für ihn wäre und wieso er es nicht tut. Heute weiß ich: es hat mir nichts gebracht. Aber auch gar nichts. Ausser, dass ich mich vor lauter denken selbst vergessen habe.
Wieso gehst Du nicht ganz natürlich mit den Dingen um? Wenn er zu Dir kommt, gut. Wenn nicht, dann nicht gut, denn gerade wenn man frisch verliebt ist, neigt man doch dazu, eher zu sehr alles stehn und liegen zu lassen um zur Freundin / zum Freund zu kommen, oder?
Mach Dir Dein Bild auf Grund seines Verhaltens Dir gegenüber und entschuldige und erkläre das nicht mit seiner Sucht.
Wenn es denn eine ist, dann ist das SEINE Sucht und ER muss was dagegen tun. Wenn er es tut, dann unterstütze, aber tu es Dir nicht an, ewig darauf zu warten bis er die schwere des Problems erkennt.
Findest Du es normal, ein Monatsgehalt zu verspielen?
Ich nicht. In meinem Denken kommen vorher meine Miete, meine Ernährung und was man sonst so zum Leben braucht. Und mich auf ein Spiel einlassen, was dieses gefährdet? Nö. Und genau da ist der Punkt. Er hat all das verdrängt. Gezockt weil ein hoher Gewinn rief? Sorry. Das tust Du doch auch nicht, oder?
Sucht ist eine Krankheit, die Anerkannt werden muss. Es hilft aber weder Dir noch ihm, wenn Du damit alles erklärst. Damit machst Du Dich zu seinem Spielball.
Liebe Grüße
Drea

Rudi
05.07.2004, 15:15
Hallo Daniella !
Wir mußten alle nicht ständig Spielen gehen.Insbesondere dann nicht, wenn alles verzockt war.
So bald es von irgendwoher Auftrieb gab, war ja das mit der Zockerei gar nicht so schlimm - und das schaffen wir schon locker.
Doch Pustekuchen - es geht nicht locker und nicht halbherzig.
Wenn du einen Spielsüchtigen helfen willst, geht das nur über den eigenen festen Willen des betroffenen Spielers.
Alles andere kostet Energie, Zeit, Ärger, Geld, Enttäuschung und Vertrauen. Ohne was zu bringen.
Drea hat recht, wenn sie schreibt es ist SEINE Sucht, ER muß dagegen etwas tun. Das sind die Voraussetzungen um Ansätze zur Hilfe zu finden, Und wie diese dann aussehen sollte, ist ein anderes Kapitel.
Eigentlich habe ich gedacht, ich hätte dir klar machen können, das du an dieser Sache mit allergrößter Vorsicht
herangehst - neben deiner Verliebtheit auch große Vorsicht walten läßt.Nicht selten verspielen Spielsüchtige Haus und Hof - und das auch von Anderen, insbesonders von ihren Partnern, die oft ziemlich hilflos der Sache gegenüber stehen. Noch ist nicht allzuviel passiert mit Euch.
Außer das er dich bereits 2 mal versetzt hatte, ohne Geld kam und dich anschnurrte. Was meinst du, wie geht es weiter ? Ich kann darauf antworten. Wenn er keine wirkliche Hilfe sucht und annimmt, wird es immer kritischer und schlimmer.
Ich habe zwei erwachsene Töchter. Meine Töchter würde ich raten, laß die Finger von Ihm und lauf weg, so schnell du kannst. Denn auf jeden Fall sind Kummer, Lügen und finanzielle Klimmzüge oft der Alltag mit einen Spieler.
Und darin unterscheiden sich Spieler kaum. Erfahrungen, die du zwangsläufig machen wirst, wenn die Situation nicht eine entscheidene Wendung bekommt.
Ich hoffe sehr, das du unsere Warnungen nicht in den Wind
wirfst.Denn das ist sehr realitätsnah.
Bitte sei zumindest vorsichtig und zurückhaltend als Selbstschutz für dich !
Alles Gute
Rudi

daniella
06.07.2004, 15:37
Hallo ihr Lieben,

vielen vielen Dank für die vielen und schnellen Antworten.

Es ist nicht alles an mir abgeprallt;)
Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich es nicht einfach lassen sollte. Aber erst möchte ich wissen, wie es wirklich ist..

Leider kann ich ihm nicht sagen, hier mal rumzustöbern. Er spricht kein deutsch...
Ihr habt sehr Recht. Ich möchte auch auf keinen Fall seine Probleme zu meinen machen und mich dabei selbst verlieren. dafür bin ich zu jung...und mir selbst zu viel wert...

Natürlich ist es nicht normal ein Monatsgehalt zu verzocken.
Manchmal da hab ich aber immernoch Hoffnung..und deshalb meine Frage:
Wenn man ab und an exzessiv Alkohol trinken oder kiffen kann, trotzdem nicht unbedingt "süchtig" sein muss. Gibt es sowas nicht beim Spielen auch?
Kann es nicht sein, dass er zwar nah an der Sucht ist, aber vielleicht für mich Hoffnung besteht, dass er (noch) nicht süchtig ist?

Für eine Beziehung mit ihm, wenn er denn wirklich süchtig ist, habe ich glaube ich keine Kraft. Dazu lebe ich zu weit weg und bin finanziell zu unabgesichert(studiere ja noch)....Ausserdem, wenn er an dem Punkt ist, wo er es sich selbst noch gar nicht eingesteht, dann hat er wohl noch einen weiten Weg vor sich........
Ich kenne ihn noch kaum. Ja, ich habe ihn lieb, ich bin glücklich, wenn wir zusammen sind...
aber noch kann ich "weglaufen, so schnell es geht"

Ich warte jetzt mal ab...
Ob er in 2Wochen kommen wird (da will er nämlich kommen; mir ausserdem mein geld zurückzahlen) ich werde sehen...

Vielen Dank für eure lieben Antworten...
Ich nehme sie mir zu Herzen.
Dani

Karl
06.07.2004, 16:20
Hallo Daniella,
habe im Internet 2 Adressen mit englischem Content gefunden.
Vielleicht suchst Du selbst noch mal über Google oder fragst bei der Fachstelle nach ob die Adressen haben.
http://www.gam-anon.org/gamanon/index.htm
http://gamblersanonymous.org/
In meiner Gruppe ist einen Amerikaner, der hier bei der Army ist, könnte Ihn mal fragen, ob er Kontakt aufnehmen möchte/kann/will

Gruß Karl

Rudi
06.07.2004, 22:48
Hallo Daniella !
...aber ich möchte wissen, wie es wirklich ist -
bedeutet am eigenen Leib spüren.
Und gerade das wollte ich versuchen klar zu machen.
Das es wirklich ganz böse weh tun kann.
Doch verstehe ich das.
Genau, wenn ich bei meinen Kindern negatives über einen Freund gesagt hatte - habe ich diese Antwort ähnlich erhalten. Wahrscheinlich muß jeder Mensch seine eigenen
Negativerfahrungen sammeln. Wenn die dann gesammelt sind, versucht er diese zu vermitteln - um anderen evtl. Kummer zu ersparen. Aber das funktioniert nicht. War bei mir so, bei meinen Kindern und wahrscheinlich ist es bis ans Ende der Menschheit so.
Probier es aus - aber sei auf der Hut - Vorsicht ist angebracht. Wenn dein Freund ein krasser Spieler ist, sind Lügen, Ausreden ;Geldnot an der Tagesordnung. Bei manchen auch Beschaffungskriminalität.
Der Berg bei einen Spieler geht so lange abwärts, bis er intensiv für sich was tut.Das möchte ich dir noch mit auf den Weg geben ...
und drücke dir ganz fest die Daumen, das alles nicht so schlimm wird.
Ich wünsche dir viel Glück !
Alles Gute
Rudi

Klaude
08.07.2004, 09:25
Hallo Daniella

Ich bin Angehörige eines Spielers und kann Dir nur eines raten: Lauf so schnell Du kannst und so weit Du kannst!!

Wenn Dein Freund es tatsächlich finanziell ab und an schaffen sollte von NB nach Berlin zu kommen, wirst Du ihn auch weiterhin finanzieren müssen. Wie hoch die Chancen dafür sind, das hast Du ja schon erfahren. Ausserdem wird er permanent Geld von Dir verlangen und es Dir auch stehlen, wenn Du freiwillig nichts gibst. Die Sympathie wird nicht lange vorhalten, Du wirst Dich sehr schnell ausgenutzt fühlen, und zwar auf finanzieller und emotionaler Basis, aber dann wirst Du gefühlsmässig schon zu tief in dieser Beziehung drinstecken um schnell Schluss zu machen. Es wird eine einzige Quälerei werden und Du musst damit rechnen in finanzieller Hinsicht Dein Studium zu gefährden.

Spielsucht ist eine Krankheit, ja, aber Du bist nicht der Arzt, der das heilen könnte. Dein Freund weiss sehr wohl, was mit ihm nicht stimmt, und er hat in der Army auch genügend Hilfsangebote, die er nutzen könnte, wenn ihm denn daran läge. Statt dessen findet er gar nichts dabei, Dir die ganze Last auf die Schultern zu legen und Dich auch noch anzuschnorren. Glaubst Du, dass das ein Zeichen für leidenschaftliche junge Liebe ist?

Liebe Daniella, mein Beitrag ist brutal, aber er spiegelt genau das wieder, was auf Dich zukommen wird. Spar Dir diese Erfahrung, Du musst nicht unbedingt wissen "wie das ist". Dein Leben wird schöner und reicher sein ohne diese Erfahrung.

Und mach Dir bitte eines ganz klar: Du hast keinerlei Verpflichtung zu helfen, denn das kannst Du gar nicht. Dein Freund muss sich schon selbst um professionelle Hilfe bemühen. Wenn Du einen querschnittsgelähmten Mann kennenlernen würdest, der jede Behandlung und sogar den Rollstuhl verweigern würde, weil es ja bequemer ist sich von seinen Mitmenschen bedienen und herumtragen zu lassen, dann würdest Du mit diesem Mann bestimmt auch keine Beziehung anfangen, in der Hoffnung ihm helfen oder ihn sogar heilen zu können. Auch wenn er auf den ersten Blick noch so sympathisch erscheinen würde.

Viele Grüsse

Klaude

Karl
08.07.2004, 10:10
Hallo Klaude,

ich kann durchaus verstehen dass du Hass auf alle Menschen hast, die der Spielsucht verfallen sind. Vermutlich hat man Dir sehr weh getan.
Aber uns mit kriminellen gleichzusetzen die ihre Partner bestehlen? Diesen Rundumschlag finde ich nun doch etwas unter der Gürtellinie. Sicherlich kommt dies auch vor.
Du schreibst, dein Beitrag würde das wiederspiegeln, was auf Daniella zukommt. Ich denke eher, das es das ist, was auf dich zugekommen ist.
Ich habe hier im Chat und Forum genug Menschen kennengelernt, die sich Bemühen aus dem Dreck herauszukommen und viele Partner sind bereit diesen Weg mitzugehen. Ich denke diese Menschen triffst du mit deinem Beitrag und verunsicherst sie unnötig. Natürlich lasse ich mich von meiner Familie an den Pranger stellen, denn Ihr habe ich den Schmerz angetan. Aber wenn sie mir noch eine Chance geben nehme ich die an.
Bei Daniella weiß ich natürlich nicht ob sie bereit und stark genug ist, diesen Weg zu gehen.
Aber es gibt immer noch mMenschen, die die Partner so lieben, dass sie auch bereit sind den Rollstuhl zu schieben.

Schöne 24 Stunden

Karl

Rudi
08.07.2004, 10:37
Hallo Karl!
Verstehe deine Verbitterung über Klaudes Eintrag.
Was du jedoch nicht richtig interprätierst ist der Unterschied bei Spielern, die an sich arbeiten, zu denen du zweifellos gehörst - und solchen, die noch nicht so weit sind - wie eben der Freund von Daniella.
Und da geschehen die von Klaude beschriebenen Dinge eben ziemlich oft.
Zu verschönern und sagen es ist nicht, entbehrt den Wahrheitsgehalt. Natürlich ist nicht jeder Spieler kriminell. Auch in der akuten Phase sind da Spieler sehr unterschiedlich. Ich bin auch niemals in der Versuchung gekommen, mir Geld auf krummen Weg zu ergaunern. Dennoch fühle ich mich durch die Worte Klaudes nicht angegriffen - und sehe es auch nicht als Rundumschlag.
Also zieh dir den Schuh nicht an, er paßt nicht.
Aber selbst wenn der Freund Daniellas nicht kriminell handelt, wird Daniella in dieser Beziehung große Probleme bekommen. Und welche hat Klaude treffend geschildert.
Ein Spielsüchtiger, der nichts gegen seine Sucht macht, ist nicht partnerschaftsfähig.
Das ist traurig - aber wahr.
Hoffe, du siehst den Eintrag Klaudes jetzt etwas gelassener.
Lieben Gruß
Rudi

Marcus (Fachstellenteam)
08.07.2004, 10:41
Hallo Klaude,

soweit ich mich erinnere, bist du mit deinem Freund zuletzt noch zusammen gewesen.
Hat sich daran etwas geändert?
Deinem Beitrag und deinen Erkenntnissen und Ratschläge nach müsstest du deinen Freund verlassen haben.

Liebe Grüße,
Marcus

daniella
17.07.2004, 23:42
Hallo ihr alle,

Vielen Dank für all die Antworten.
Ich wollte mit meinem nächsten Beitrag warten bis ich etwas konkretes sagen kann...

Ich hatte sehr viel Hoffnung. Er hatte tausendmal gesagt, dass er nicht mehr spielen würde, und ja, wie ihr das gesagt habt, solange er kein Geld hatte, weil das Monatsgehalt noch nicht drauf ist, da musste er nicht spielen...

Er wollte evtl heute zu mir kommen. "Leider" ist mein Bruder gestern zu Besuch gekommen. Darüber hab ich mich sehr gefreut, er ist praktisch auf der Fahrt vorbeigekommen.
Ich habe Ray, da er mir nichts genaueres gesagt hatte etwas schnippisch geschrieben, dass er ja eh nicht kommen wird und dass mein Bruder sowieso kam....
Mistiges SMS-Geschreibe...
Er schrieb dann, dass er seit 45Minuten den Leihwagen hätte und mich anrufen wollte sobald er daheim ist, um vorbeizukommen...
Naja...schließlich endete es so, dass er dann schon seinen "Freunden" in hanau(bei Frankfurt) gesagt hatte, er würde kommen und nach hanau gefahren ist, obwohl ich ihm sagte, dass mein Bruder heute noch wieder fährt...
Ich hatte noch gehofft, dass er vielleicht morgen nach berlin kommen würde - trotz weiter fahrt...

Vorhin hab ich ihn kurz angerufen. Er spielte Billard. Er wusste, er hatte versprochen, es nicht mehr zu tun, aber seine "Freunde" wollten unbedingt spielen, also "was hätte er tun sollen"...
ich fragte ihn, wieviel er spielete "alles was er hat"!!!!!!!!
sein gehalt ist seit gestern da!!!!!!!!!!!!!!!!!!
er meinte, ich würde mir viel zu viele sorgen machen
"It's gonna be allright"

meine 50€ seh ich nie wieder glaub ich...
aber das ist auch nicht wichtig.
als wir aufgelegt haben, ´habe ich erst gemerkt, wieviel er mir bedeutet....plötzlich liefen mir Tränen übers Gesicht...
Ich hab ihn sehr lieb.
und es macht mich wahnsinnig.
warum muss es so sein?
Er ist spielsüchtig. keine frage!!! sonst hätte er jetzt nicht wieder alles gesetzt!!!

aber was sind das denn für Freunde?????????
kann es denn sein, dass man bei Billard, einer gegen einen, auch viel leichter glaubt, gewinnen zu können, weil ja einer von beiden immer gewinnt und es ein bißchen um können auch geht??

Es macht mich verrückt. Sicher ist, er wird nicht hier vorbeikommen, weil sein geld weg sein wird....
er wollte mich später zurückrufen...und ich wette, er ruft nicht an, weil es ihm peinlich sein wird, mir zu sagen, dass er alles verloren hat...
Das ist zum laut hinausschreien!!!!
Ich soll davonlaufen??????

Verdammt, es macht mich trotzdem so traurig.
gerade diese ohnmacht, ihm nicht helfen zu können...
ich hab ihn soo lieb..

Danke fürs Zuhören,
Dani

Rudi
18.07.2004, 17:32
Liebe Daniella !
Nun bist du seit ein paar Wochen mit deinen Freund "zusammen". Und schon sind die ersten Tränen der Enttäuschung da.
Sag mal, das ist doch total unnormal bei frisch Verliebten.
Ganz klar, hast du eine gewisse Wut im Bauch auf diese sogenannten Freunde. Wie andere Angehörige auch Wut auf Casinos oder Spielautomaten haben. Das lässt sich beliebig austauschen.
Aber zum Spielen ist dein Freund gefahren - nicht seine " Freunde ". Das hat er ein Wochenende mit dir vorgezogen.
Das mußt du so klar sehen.
Und nun solltest du dir einmal über Eure Zukunft Gedanken machen. Wie kann die aussehen in ein paar Jahren ?
Wenn selbst das frisch verliebt sein null Einfluss auf ihn hat.
Es wäre unehrlich, wenn ich dir sagen würde, er muß zu sich finden. Das hat er bereits - und auch eine Entscheidung getroffen. Und man kann es sehen, wie man will - diese Entscheidung iat für sein Spiel - und gegen dich ausgefallen.
Es ist bedauerlich, das du dich emotionell schon so sehr arrangierst. Denn es führt zu nichts.
Seine Ichbeziehung sehe ich als zu groß für eine Partnerschaft.
Du möchtest vor Enttäuschung und Wut schreien - es ist erst der Anfang einer Partnerschaft nit einen Suchtbetroffenen. Es geht nicht, wenn er nicht bereit ist, sein Spiel aufzugeben.
Kehre deinen Egoismus heraus - und lass dich nicht benutzen. Du scheinst für ihn nur wichtig, wenn er phasenweise mal nicht spielt. Dafür bist du zu schade.
Und wenn du wirklich immer noch versuchen willst wie es ist - wirst du in ein paar Jahren die Erkenntnis haben , es ist fürchterlich mit einen aktiven Spieler zu leben. Wobei man das Wort " Leben " auch getrost gegen vegetieren austauschen kann.
Das ist die Realität als Partnerin eines Spielabhängigen, der nicht an sich arbeiten will.
Lieben Gruß
Rudi

Hans
18.07.2004, 20:22
Mein lieber Rudi ,

wir beiden hatten , als ich hier im Frühjahr zum ersten mal
postete , ja wohl eher einen schlechten Start ( habe inzwischen übigens gemerkt , dass noch jemand anderes mit meinem Namen postet-solche Verwechselungen kann man leider nicht vermeiden). Ich hielt dich damals für einen"Hardliner",für jemanden der Süchtigen gegenüber aus seiner Position als "Trockner" mit, in meinen Augen ,unangemessener Härte begegnet . Ich selbst hatte seinerzeit das Glück , von meiner Familie mit unglaublich viel Verständniss und Hilfe unterstützt zu werden , aus dieser Warte heraus habe ich auf dein damaliges Posting an
Rolf ( du erinnerst dich ) sehr empfindlich reagiert. Denn
ich glaube , dass Empathie und und die Bereitschaft, auch
demjenigen, der vielleicht noch nicht so weit ist, trotzdem
die Tür verständnissvoll aufzuhalten , der Grundstock für einen erfolgreichen Anfang sind .

Je mehr ich nun von dir lese und erfahre , revidiere ich dieses Urteil und ich bin dankbar , dass du dieses Forum
mit deinen Beiträgen bereicherst .Es ist eine gewisse Art
der Gradliniegkeit , die ich am Anfang für einen Mangel an
Toleranz gehalten habe.Manche ärgern sich , wenn sie sich irren , ich freue mich sehr darüber , denn das gemeinsame Ziel , die Hilfe für den suchtkranken Menschen , hatten wir ja immer gemeinsam .

Gerade in der Auseinandersetzung mit Klaude , die für mich völlig indiskutable Züge trug , hast du eine für mich imponierende Rolle gespielt . Ich möchte dir an dieser Stelle dafür danken . Es hat der Sache sehr gut getan .

Viele Grüße Hans

Rudi
19.07.2004, 15:20
Lieber Hans !
Es ist nicht von der Hand zu weisen, das ich schon in manchen Dingen eine sture Haltung habe.
Insbesondere wenn ich von einer Sache überzeugt bin. Deswegen als Hardlinier gesehen zu werden, ist mir nichts neues - wenn auch verkehrt.
Mir ist aber bewußt, das ein Suchtverhalten nur durch eine gewisse Sturheit abzulegen ist. Das man eine starke Konsequenz für sich selbst aufbaut.
Wenn ich diese Konsequenz vermisse, mache ich das deutlich.Oft mit kurzen harten Sätzen. Ich akzeptiere, wenn jemand einen anderen Weg aus seiner Sucht gehen will,als ich gegangen bin. Auch wenn jemand dabei fällt. Ich akzeptiere nicht, wenn er liegen bleiben will.
Dann werde ich auch schon mal wütend - vor allen Dingen, um Betreffenden wach zu rütteln.
Meine Anstrengungen verlaufen auch in der Richtung ,vermittelnd zwischen Betroffenen und Mitbetroffenen zu aggieren. Schuldzuweisungen an Umstände oder Angehörigen halte ich für falsch. Ich war es der spielte - ich bin es ,der sich verändern muß. Auch in meiner Art mit Menschen umzugehen. Denn das habe ich während meiner Spielphase sehr vernachlässigt.
Nein Hans, ich trage dir schon lange nichts nach. Ich schrieb ja auch vor einiger Zeit - lass uns ein Strich ziehen und neu anfangen.
Es ist leider so, das ich als Spieler schon rechthaberisch bin. Warum ? Vielleicht aus mangelnden Selbstwertgefühl , was unbedingt nötig ist, in richtigen Bahnen aufzubauen.
Dabei geschehen Fehler - und die dürfen wir als Menschen auch machen. Und diese Fehler - die eigenen und auch die Anderer müßen wir lernen zu tolerieren.
Toleranz - ein Punkt in dem ich mich verändert habe. Indem ich vieles sachlicher und neutraler sehe. Woran ich aber nach wie vor arbeiten werde. Meinen weiteren Weg in die Abstinenz sehe ich in die Veränderung alter Handlungsweisen, die oft typisch für Suchtkranke sind. Das verstecken und verheimlichen - sich aus einer Situation mittels der Lüge zu befreien. Also für mich bedeutend, die eigene Ehrlichkeit zu finden - weil ich es einfach nicht mehr nötig habe zu lügen. Selbst wenn es einen Rückfall gibt - ich habe nicht nötig den zu verheimlichen. Aber ich habe es sehr nötig sofort wieder aufzustehen.
Alte Verhaltensweisen - die kamen seinerzeit im Posting mit Rolf und dir sehr zum tragen. Wobei ziemlich gleichgültig bleibt, wer inwieweit recht hatte.
Wie immer wird auch da die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen.
Freue mich über dein Posting - und darauf mit dir noch öfters im Forum miteinander zu arbeiten.

Lieben Gruß
Rudi

Annamarie
19.07.2004, 21:07
Hallo Rudi,

ich bin eifrige Leserin des Forums, geschrieben habe ich dennoch nie. Selbst bin ich Spielerin, seit mehreren Jahren abstinent. Die Spielerphase habe ich mit allen Katastrophen, die dazu gehören durchlebt. Deine Beiträge lese ich fast täglich, bewundere Deine Ratschläge und vermisse eigentlich Dich. So wie ich aus den Postings herauslese Du bist nahezu ein perfekter Mensch, zwar Spieler, der eigentlich spielte, aber auf dem Weg immer ehrlich, aufrichtig, zwar mal gelogen, aber es war nicht so schlimm, eigentlich nicht zu vergleichen mit uns Schlppschwänzen. Ich habe einen anderen Weg kennengelernt, voller Tücken und Betrügereien. Eigentlich, schreibtst Du nie über Dich, sondern therapierst Du die Anderen. Wer warst Du als Spieler? Würde mich (freuen) auch über Deine Schwierigkeiten im Leben zu lesen, wie kommst Du eigentlich mit dem ganzen finanziellen Desaster klar? (oder hattest du diesbezüglich keine Probleme). Die Spieler/innen, die ich kenne, berichten darüber, ich selbst kenne mich damit auch bestens aus. Auch nach fast fünf Jahren-Abstinenz habe ich noch Berge von Schulden, die ich abarbeiten muss, dabei spielte ich relativ kurze Zeit (drei Jahre). Du schreibst, dass Du die harte Linie fahren musst, weil dies dein Selbstwertgefühl erhöht, das mag ja sein, aber meinst Du nicht, dass die Rechthaberei eigentlich Frustabbau ist? Nur verletzte Menschen greifen an, die Zufriedenen sind zwar ehrlich, offen aber tendieren nicht zu Besserwisserei. Ich hoffe, von Dir persönlich auch etwas zu erfahren (natürlich nur über das Spiel) und verbleibe mit

freundlichen Grüßen
Annamarie

Rudi
19.07.2004, 23:28
Hallo Annamarie !
Welch ein Eindruck von mir!
Da staune ich nicht schlecht und das haut mich fast um.
Es ist nicht so, das ich von meiner Situation als Spieler nicht erzählt hätte. Da mußt du mal aufmerksam durchforsten unter Search, auf der linken Seite. Habe natürlich keine Lust ständig meine Spielerlaufbahn zu schildern. Das wird ja wohl auch irgendwann langweilig.
Was du als therapieren verstehst ,ist jedoch ein Ausdruck meiner persönlichen Meinung oder meiner persönlichen Gefühle. Ich fahre auch keine harte Linie - bin aber gegen mich selbst schon sehr konsequent. Das ist eben meine Art, ob andere damit klar kommen oder nicht, mache ich nicht zu meinen Problem. Meine Perfektion hält sich durchaus in Grenzen. Habe so manche Schwächen und sicherlich auch so manche Fehler. Meine Rechthaberei, oder auch Besserwisserei, wenn du es so nennen möchest, ist ein fest verankertes Programm zu meinen eigenen Schutz. Schutz um nicht dahin zu kommen, wo ich war.Schutz auch vor einen Rückfall, der eben geschehen könnte. Die Zufriedenen neigen nicht zur Besserwisserei. Woraus beziehst du diese Erkenntnis ?
Soweit mir bekannt ist, habe ich jedoch hier keine Menschen angegriffen. Habe in dieser Hinsicht auch keine Hinweise oder Anschuldigungen bekommen. Das ist wohl eine Sache, die du gerne so sehen willst.
Schwierigkeiten finanzieller Art kenne ich als Spieler gut.Warum auch immer, ist es bei mir aber nicht zum finaziellen Kollaps gekommen. Die durch meine Zockerei entstandenen Schulden konnte ich relativ schnell bewältigen. Vor allen Dingen aber auch deshalb, weil ich meiner Frau die finanzielle Sachen in die Hand gab.
Ohne Hilfe hätte ich das nicht geschafft.
Ich bedauere, das du z Z noch Probleme aus deiner "nassen" Phase ausräumen mußt.Aber das wird dir bestimmt gelingen.
Finde es ganz toll, das du 5 Jahre abstinent bist. Da kannst du sehr stolz drauf sein.
Auf deinen weiteren Weg wünsch ich dir weiterhin Erfolg - und natürlich Spielfreiheit !
Lieben Gruß
Rudi

Annamarie
20.07.2004, 16:37
Hallo Rudi,

finde ich schade, dass Du mein Posting doch ziemlich falsch verstanden hast. Ich wollte nichts hinein interpretieren, sondern nur zum Ausdruck bringen, dass Du vielleicht auch manch ein Problem haben könntest und eventuell auch einen oder anderen Ratschlag beherzigen könntest. Ich sehe ja genau so, dass man nur durch kosequentes Handeln spielfrei werden kann, dennoch möchte ich behaupten, dass es mehrere Wege nach dem Selbsterkenntnis gibt, und dass der Meine für Dich nicht unbedingt richtig sein muss. Es gibt Menschen die unterm Druck nicht zur Stande bringen können, andere wiederum können nicht ohne. So wie wir Spieler verschieden sind (als Individuen) nicht als Spieler, so ist unser Weg zum trocken sein auch verschieden. Der Eine baut mehrere Rückfälle, der Andere schafft es ohne...Ich habe Jahre gebraucht, natürlich mit der Unterstützung der Familie und Freunde, mit mehreren Brücken, die ich mir gebaut habe, sei es allen Menschen die ich kenne erzählen, oder sie davor zu warnen mir keinen Geld zu leihen, egal, ob ich ihnen vom Todesfall oder irgendeiner anderen Tragödie erzähle, aber das kann nicht jeder. Also mein Weg ist nicht non plus ultra, sondern eben mein Weg. Daher denke ich, jeder der aussteigen will, muss sein eigenen Weg finden und die Möglichkeitspalette ist sehr breit gefächert.

In diesem Sinne

herzlichen Gruß

Annamarie

Rudi
20.07.2004, 17:40
Hallo Annamarie !
So ein klein wenig haben wir wohl aneinander vorbei geredet.
Du unterliegst den Glauben, das ich therapieren möchte. Das ist nicht richtig. Ich bin spielsüchtig, genau wie du. Habe mich kontrollieren lassen, das Finanzielle aus der Hand gegeben und mich total nachdem gerichtet, was andere mir erzählt haben, was ich tun sollte. Ich wollte raus aus dem Teufelkreis des Spielens.
Gerade weil das mit dem unterordnen und dem Tun was andere sagen bei mir ein besonderes Kapitel ist, mußte ich gegen mich unglaublich konsequent sein. Daraus entstand gegen mich selbst auch so etwas wie Härte. Ich spielte seit meinen 16 Lebensjahr und unternahm wohl unzählige Versuche für mich, diesen Kreislauf zu entkommen. Mitnichten.
Ich war in der Situation in all dieser Zeit gut zu verdienen. Ich arbeitete mich am Rande der Schmerzen,um meine Sucht zu befriedigen. Workaholic sagt man wohl dazu. Doch auch das reichte letzten Endes nicht, meine Sucht zu finanzieren. Ich nahm Kredite auf - und erst nach mehreren Krediten - und nachdem ich meine wirklich gute Beziehung ,
meine Lebensliebe, fast verlor, kriegte ich die Kurve.
Nun schreibe ich hier im Forum. Kenne nur meinen Weg, der mich aus dieser Sucht befreite. Den versuche ich zu vermitteln. Ungenommen dessen, das es auch andere Wege für
andere Menschen geben wird.
Aber manches mal lese ich auch Dinge, die ich auch schon für mich versucht habe. Die bei mir nicht gegriffen haben -und das sage ich dann auch. Manchmal vielleicht auch mit etwas lauter Stimme, um wirklich zu warnen oder aufzuzeigen, was du da versuchst ,hat bei mir nicht hingehauen.
Ich habe, um auch bei der Ehrlichkeit zu bleiben, in deinen Beitrag reine Ironie gefühlt. Ob du es so gemeint hast, sei dahingestellt.
Aber das kreide ich dir nicht an. Denn gerade diese Ironie habe ich für mich sehr häufig als Werkzeug benutzt.
Insbesondere um von meiner eigenen Schwäche abzulenken.
Auch wenn meine Partnerin mal wieder meinte, ich hätte gespielt ( was dann auch so war ). Dann war Ironie ein von mir beliebter Zug - oder natürlich auch die Ausflucht in einer Lüge - oder der verbale Frontangriff.
Alles Spielchen, die ich neben meinen Spiel zur Verbergung meines Handelns gebrauchte. Gerade mit diesen Verhalten gefährdete ich meine Beziehung insbesondere.
Wie ich mich tatsächlich dabei fühlte, brauche ich wahrscheinlich nicht erklären. Du wirst es kennen. Wie sich meine Partnerin dabei fühlte, erfuhr ich später in vielen Gesprächen mit ihr.Das Kennen ihrer Verletzbarkeit und ihrer Schwächen, machte diese starke Frau für mich angreifbar. Und das bei einer wirklichen Liebe. Auch das hat mich veranlasst, meine Sucht wirklich anzugehen und mir keine Schwäche mehr zu gewähren. Mein Handeln gegenüber anderen Menschen, insbesondere meiner Partnerin gegenüber, treibt mich noch heute die Schamröte ins Gesicht. Das will ich nicht mehr. Habe das Gefühl nach langen Jahren endlich der zu sein, der ich wirklich bin.
Manchmal kommt meine Euphorie des nicht mehr Spielens zu müssen hoch. Dann muß ich begreifen, das ich nicht aufhören darf, daran zu arbeiten. Lese und schreibe in diesem Forum, gehe in meiner Selbsthilfegruppe. So wird mir von anderen immer wieder vermittelt, sei auf der Hut - du bist nicht gefeit.
Habe nun doch einiges über mich erzählt. Wollte ich eigentlich nicht.
Ich freue mich, das du in diesen Forum schreibst - und mich interessiert auch sehr, wie du deinen Weg bisher geschafft hast.Hoffe, mehr von dir zu lesen.
Gute 24,
lieben Gruß
Rudi

daniella
21.07.2004, 17:18
hi.

ich denke, ich sollte wohl wirklich auf euch hören.
Er sieht ja noch nichtmal ein, dass er ein "Problem" hat, geschweige denn dass er süchtig ist.
"I'm the most stupid person on this planet" - das sagt er. Ich denke nicht, dass er dumm ist. Ganz im Gegenteil.
Aber vermutlich wird es bei ihm noch sehr sehr lange dauern, bis er erkennen wird, was mit ihm passiert.

Unsere "Beziehung", wenn man das denn so nennen kann, ist nicht so weit, als das ich wirklichen Einfluss auf ihn hätte. Dafür wohne ich auch viel zu weit weg..

So muss ich es leider, bevor es überhaupt anfing, beenden...auch wenn ich es sooo schade finde. Aber ich habe ja praktisch gar keine Wahl..
es ist wirklich so, dass er sich im Endeffekt gegen mich entscheidet. Er ruft nichtmal an, weil er sich schämt...

Vielen Dank für eure lieben Antworten.
Ich denke, ihr habt mir sehr geholfen.
Liebe Grüße,
Dani

Viel Glück und Erfolg wünsche ich euch weiterhin!!!!

Rudi
21.07.2004, 23:32
Liebe Daniella !
Es tut mir leid, das du deine Hoffnung aufgeben mußtest.
Auch leid für deinen Freund - der wie du sagst, wahrscheinlich erst viel später begreifen wird, was mit ihm geschieht. Aber nach einer gewissen Zeit wirst du erkennen, das man dir nichts anderes sagen durfte, als die Wahrheit.
Ich wünsche dir alles Gute - und drücke dir fest die Daumen, das deine Erwartungen am Leben erfüllt werden.
Herzlichen Gruß
Rudi