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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ist mir nicht mehr zu helfen?



josef
31.08.2004, 03:34
Ich habe mir selber geschworen, nicht mehr zu spielen. Ich habe schon lange nicht mehr Geld als ein paar hundert Euro Bafög. Ich habe obendrein noch ein paar Schulden, die ich momentan nicht begleichen kann und auch nicht sagen kann, wann ich sie jemals zahlen soll. Und dennoch war ich heute, kaum war mein Bafög auf meinem Konto, wieder in der Spielhalle. Zum Glück habe ich die 170 Euro wieder gewonnen und kam null auf null raus. Hätte ich nicht zufällig Glück gehabt, ich hätte meine Miete, mein Telefon und meine Krankenversicherung niemals zahlen können. Abgesehen davon, dass ich es jetzt auch kaum alles zahlen kann. Aber hätte ich verloren, ich wüsste nicht, wie ich es hätte machen sollen. Glaubt mir, wenn ich sage, aufhören zu wollen. Ich war auch schon bei einer Beratunsgstelle und bei den GA (die hatten aber Sommerpause und die angestrebte Therapie dauert, bis sie bewilligt ist). Ich will nie mehr spielen, eigentlich. Aber immer wieder komme ich an den Punkt, an dem ich spielen gehen will. Immer mit dem sleben Antrieb: Geld gewinnen. Ich weiß, dass ich nie, unterm Strich, gewinnen kann. Ich habe einen Bausparvertrag und tausende Euro verspielt. Aber das ist das, was ich denke, bevor ich in dkie Spielhalle gehe: Ich kann gewinnen und dann bin ich meine Geldsorgen los. Wie kann ich meine Gedanken neu programmieren? Was soll ich tun? Ich frage mich, wie die Zukunft aussehen soll! Wie ich aus dieser Miesere rauskomme. Ich habe auch allen meinen Freunden und Bekannten gesagt, dass ich spielsüchtig bin. Ich werde und werde nicht schlauer. Vielleicht hat mir jemand einen Tipp, wie ich mich aus dieser Scheiße befreien kann. Ich habe die Hoffnung mit mir selber fasst aufgegeben! So kann, darf und soll es auf jeden Fall nicht weitergehen. Heute hatte ich erneut Glück im Unglück. Ich weiß, dass ich wieder in die Spielhalle gehen will. Vielleicht nicht morgen, aber irgendwann stehe ich wieder an der Schwelle.

nachschlag
31.08.2004, 03:41
..Habe heute während des Spielens übrigens oft an die Zeilen denken müssen, die du zu meinem letzten Beitrag geschrieben hast. Dass Spielsucht eine tötlich verlaufende Krankheit ist. Ich habe trotzdem nicht aufgehört, zwei-Euro-Stücke in die Automaten zu werfen. Es ist nur widerlich.

Matthias
31.08.2004, 07:44
Hi Josef,

als ich Angst hatte und nicht mit meinem Geld umgehen konnte, da habe ich es mir einfach gemacht.

Meine (fixen) Rechnungen werden immer per Dauerauftrag am 01. eines Monats abgebucht. So hatte ich nie (auch nicht während meiner Zeit als Spieler) Mietschulden.

Ich habe mir mein Geld von meinen Eltern verwalten lassen und bekam ein wöchentliches Haushaltsgeld, das für Essen, Zigaretten und Ausgehen reichen mußte. Dieser Zeitraum war für mich zu überblicken und so bin zurecht gekommen.

Wenn du nimanden hast, der dein Geld verwalten kann. (Suche aber gründlich!), so empfehle ich dir, dich mit allem was du brauchst am Monatsanfang einzudecken. Brot (z.B. zum Selberbacken, ist haltbar und schmeckt lecker!).

Ich führe übrigens auch ein Haushaltsbuch( eine einfache Excel-Arbeitsmappe) um sehen zu können, wo mein Geld bleibt.
Das hat mir geholfen meine unkontrollierten Ausgaben in den Griff zu bekommen.

Ich weiß, daß es Hoffnung gibt, da es keine hoffnungslosen Fälle gibt (ich dache immer, ich sei einer). Fasse Mut und stehe auf und tu heute die richtigen und wichtigen Dinge.

Wenn du willst, dann schreib per Email, so können wir vielleicht telfonisch in Kontakt treten.
Oder hast du eine Telefonliste von GA, so ruf dort an (wenn nicht Kontaktadressen findest unter http://www.anonyme-spieler.org/download.htm).

Viel Kraft und Hoffnung
wünscht
Matthias aus Fulda

Rudi
31.08.2004, 10:08
Hallo Josef !
Die anscheinend magische Anziehungskraft von Spielhallen auf mich, war der entscheidende Punkt, mit dem ich mich auseinandersetzen mußte.
Wie du, habe auch ich mir immer wieder gesagt, da gehst du einfach nicht mehr hin - um tief innen doch zu wissen, irgendwann sitze ich wieder vor so einen Automaten.
Das mein Spiel im Laufe der Jahre immer exzessiver wurde, brauche ich wohl nicht zu schildern.
Seit meinen 16 Lebensjahr spielte ich - und mit 49 !! habe ich endlich die Kurve gekriegt.
Tausend mal hatte ich wohl in diesen Jahren für mich gesagt, ich höre auf damit. Allein nach einer gewissen Zeit waren die guten Vorsätze verpufft.
Warum ? Weil ich das ganze halbherzig anging. Wollte keine Hilfe - fühlte mich stark genug das allein zu bewältigen.
Ich mußte irgendwann zugeben - allein schaffst du es nicht. Doch das kam nicht von selbst. Ich bekam richtig Druck von meiner Partnerin und konkret auch gesagt, wir haben nur eine Zukunft ohne dein Spiel.
Ich nahm Hilfe in Form einer Selbsthilfegruppe an - gab die finanziellen Dinge aus der Hand - genau wie es Matthias machte.
Wenn du wirklich aus diesen Dilemma heraus willst mußt du konsequent alle Hilfe in Anspruch nehmen, die du bekommen kannst. Eine SHG halte ich für den wichtigsten Schritt dabei. Auch eine fachliche Beratung mittels Chat mit Marcus
von dieser Fachstelle wäre sehr ratsam.
Diese Dinge solltest du nicht außer acht lassen.
Hilfe außen vor lassen, bedeutet nichts anderes als Selbstüberschätzung und somit Dummheit.
Auf Grund von Erfahrungen auch mit vielen anderen Spielern erlaube ich mir diese Schlußfolgerung.
So will ich ganz einfach an die Kraft deines Verstandes appelieren, dich nicht so dumm anzustellen, wie ich es über viele Jahre meines Zockens getan habe. Hole dir die Hilfe, die du brauchst.
Kraft genug um die Ratschläge die du erhältst brauchst du ohnehin. Denn aufhören mit dem Spiel kann nur einer.
DU SELBST.
Dabei drücke ich dir ganz fest die Daumen - und hoffe sehr, das du den Dreh findest.
Lieben Gruss
Rudi ( Spieler )

Karl
31.08.2004, 13:40
Hallo Josef,

ich bin wie Rudi auch der Meinung, dass es ohne Hilfe fast unmöglich ist, aus diesem Teufelskreis herauszukommen.

Ich habe etwa wie Rudi mit 16 Jahren begonnen zu spielen.

War zum Glück in meiner Studienzeit nicht so heftig, hatte auch nie genug Geld um größere Summen zu verspielen.

Anfänglich habe ich in Kneipen nur ein paar DM nebenbei verspielt. Das Elend fing eigentlich erst an, als ich nach dem Studium auch Spielhallen besuchte. Anfänglich nur sporadisch, dann aber regemäßig. Geendet hat das Ganze dann in Spielcasinos.
Du schreibst" ich denke, bevor ich in die Spielhalle gehe: Ich kann gewinnen und dann bin ich meine Geldsorgen los.

Von diesem Gedanken war ich auch jahrelang getragen. Aber was passiert, wenn du gewonnen hast?
Ich hatte ein Mal das zweifelhafte "Glück" einen größeren Betrag gewonnen zu haben und ich konnte fast alle meine Schulden tilgen.

Das Resultat war jedoch, dass meine Schulden heute 3 Mal so hoch sind wie vor dem Gewinn.


Mathias hat Dir einige Vorschläge gemacht. Nur so kann es gehen. Ich habe mich vollkommen in die Hand meiner Familie begeben. Alle Geschäfte wickelt nun auf unbestimmte Zeit meine Frau ab. Ich verwalte lediglich mein Taschengeld. Natürlich war und ist es für mich nicht leicht damit umzugehen, aber ich weiss, dass es zumindest bei mir nicht anders geht.
Natürlich darfst Du die Therapie nicht hinten anstellen.
Ich gehe regelmäßig zu Einzelgesprächen, in eine Selbstfindungsgruppe und demnächst in eine SHG. Der Chat, und das Forum haben mir auch sehr geholfen. Hier findest Du sehr viele Menschen, die auch helfen wollen und können. Wir können uns auch gerne zum Chat verabreden.

Pack es an, Du bist noch jung, es muß nicht so enden wie bei mir, auch wenn ich jetzt seit Jahren wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schaue, lass dir helfen, lass dich in irgendweche vertrauten Arme fallen, ergreife die ausgestreckten helfenden Hände, es lohnt sich, den es gibt eine leben nach dem ....Spiel...

Schöne 24 Stunden

Karl

Josef
31.08.2004, 14:16
Danke für die Antworten. Ich kann mich heute leider nichtvoll und ganz damit befassen, weil ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe und jetzt erstmal Ruhe brauche. Vielen Dank.

josef
31.08.2004, 14:28
Habe gerade meine Mutter angerufen. Sie wird ab jetzt mein Geld verwalten. Danke für den Tipp. Und Ga gibt es ja hier in Tübingen. Die hatten nur letzten Monatg Pause, zumindest war keiner da. Habe übrigens heute alles verspielt. Mir ist glaub echt nicht mehr ganz zu helfen. Kein Schlaf und dann den ganzen Tag daddeln. Na, ja, vielleicht komme ich noch mal mit nem blauen Auge davon. Eigentlich habe ich das ganze Gesicht voller blauer Augen.
Gute 24 Stunden
Josef

norbert
31.08.2004, 14:49
... aber fange nicht an kleinere beträge die du nicht ausgegeben hast nachdem du sie von deiner mutter erhalten hast zu bunkern und anzusparen.rechne sie zurück. angesparte beträge vergrößern den druck. und nun alles gute, kraft und ein quentchen glück. es lohnt sich,wenn alles klappt bin ich am 6.10.04 2 jahre spielfrei.allen gute 24 stunden. gruß norbert

josef
31.08.2004, 15:02
Ja, du hast recht, ich habe mir auch schon gedacht, dass ich dann bestimmt versuche aus fünf Euro fünfzig zu machen. Aber ich habe gerade auch in der Praxis angerufen in der sich die GA trifft. Hoffe, dass die Gruppe mir weiterhilft.
Gute 24 Stunden

josef
31.08.2004, 15:03
und gratulation zu deiner langen Abstinenz!!

norbert
01.09.2004, 11:35
glaube mir, es ist gerade erst einen augenblick her, die narben sind noch frisch. aber es hat sich jede stunde gelohnt. im moment habe ich mit meinem kneipenprojekt positiven stress, eine anlaufphase für ein neues geschäft ist ausgesprochen aufregend. neues werde ich aber nicht mehr anfassen, dieses klappts oder klappts nicht,hat zu sehr
ähnlichkeit mit der risikotaste. allen gute 24 stunden.gruß norbert

Rudi
01.09.2004, 13:19
Hallo Joseph !
Blaue Augen sind leider nicht die einzigsten Schädigungen die eine Spielsucht so mit sich bringt.
Gut, das du dein Geld in Verwaltung gibst - weniger gut, das du schon wenige Stunden nach deinen " blauen Auge " wieder an die Daddelkasten warst.
Zeigt eigentlich ein hohes Maß an Labilität.
Wie sie eigentlich bei vielen Suchtkranken vorhanden ist.
Es reicht nicht, ein bißchen aufhören zu wollen, sondern man muß da schon voll dahinterstehen. Sonst haben deine Bemühungen leider nicht den Erfolg.
Eine Gruppe für Spielabhängige aufzusuchen ist wirklich sehr wichtig. Dennoch sollte dir klar sein, das man dir nur Wege aufzeichnen kann. Gehen mußt du diese ganz allein.
Mit der Hilfe einer Gruppe, wird es dir bestimmt leichter werden - aber dennoch wird es hart genug kommen.
Es gibt sie nicht, die Medikation, die jemand von der Sucht befreit. Wohl aber ein hohes Maß an Unterstützung
durch die Gruppe und -oder - durch Therapeuten.
Ich würde an deiner Stelle überlegen, ob für dich nicht zusätzlich eine ambulante Therapie in Frage kommt.
Wünsche dir viel Erfolg auf deinen Weg in die Spielfreiheit.
Gute 24
Rudi

josef
01.09.2004, 19:03
Meine Mutter rät mir zu einer allgemeinen Therapie, abgesehen von einer auf Sucht ausgerichteten. Weigere mich noch ein bisschen. Wird aber wohl das beste sein, oder? Ich schaffe es sonst nicht, von den Piepsautomaten loszukommen, so dumm es ist. Ich kann mich selber nicht verstehen. Habe jetzt für dieses Monat kein Geld mehr. Alles wegen diesem Dreck. Die Dinger gehören verboten. Und alle die daran spielen gehören bestraft.

Danke nochmal an euch alle, die ihr mir geantwortet habt

Rudi
01.09.2004, 20:09
Hallo Josef !
Den Ratschlag deiner Mutter kann ich viel abgewinnen.
Doch setze dich doch mal mit Marcus Nebel von der Glücksspielsucht Neuss in Verbindung. Mit ihm, oder einer seiner Kollegen hast du fachliche therapeutische Ansprechpartner.
Bei ihm wärst du in guten Händen - und ein Chat könntest du ja mit ihn wohl vereinbaren.
Entscheiden, was für dich das Beste ist, mußt du ohnehin allein.
Aber wie schon gesgt -nutze alle Hilfe, die sich dir bietet.
Es ist sehr schwer aus einer Sucht heraus zu finden. Ich weiß, wovon ich spreche.
Im übrigen, Kontaktadressen zu Marcus findest du hier auf der Startseite.
Nutze diese Möglichkeit - ich sehe im Augenblick keine bessere Hilfe für dich.
Alles Gute
Rudi

Lutz
01.09.2004, 20:34
Hallo Josef,
es kommt für Dich nur eins in Frage: DU MUSST KAPITULIEREN!
Dir muß klar sein, daß Du am Ende bist. Wenn Du so weitermachst, wirst Du in Kürze zerstört sein. Lass Dich nicht von Deiner Mutter tragen. Meines Erachtens nach kommt für Dich nur noch eine stationäre Therapie für Spielsüchtige infrage. Dort wirst Du mit Hilfe der Therapeuten die Ursache für deine Sucht herausfinden und lernen, mit der Sucht zu leben. Es schmerzt, zu lesen, wie es Dir ergeht. Die Automaten sind nicht Deine Freunde. Sie bieten Dir keinen Schutz vor deinen Problemen. Wenn Du bei Ihnen bist, befindest Du dich auf einer Autobahn, die am Ende über eine Schlucht führt, aber über die Schlucht wurde noch keine Brücke gebaut. Du fährst genau auf diese Schlucht zu. Denn die Autobahn hat keine Absperrung......!
Ich bin selber Spieler, bin nach 14 Jahren rückfällig geworden. Ich bin auf der Autobahn jetzt rechtzeitig abgebogen und mache eine dreimonatige Therapie. Bin jetzt in der 6ten Woche und seit dem 28. April spielfrei. Ich bin jeden Abend stolz auf mich, wenn ich sagen kann: Heute habe ich nicht gespielt, auch wenn es mal ein schlechter Tag war und ich eigentlich die Koffer packen wollte.

Sei stark und spielfrei!

Lutz