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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kontrolliertes Spielen.....geht das?



Joe
06.09.2004, 11:55
Hallo zusammen,

ich heiße Joe und bin 24 Jahre alt. Meine Spielerkarriere hat begonnen als ich 18 Jahre alt war und zum ersen Mal ein Casino betreten hatte. Nachdem ich vier Jahre lang intensiv gespielt habe, mit immer höher werdenden Einsätzen, kam ich an einen Punkt an dem ich nicht mehr weiter wusste. Ich hatte hochgradig viele Schulden (nur bei Banken, nich bei Freunden) und wusste, dass ich schnell damit anfangen muss diese zu begleichen, bevor meine ganze Existens im Schuldensumpf versinkt. Dass allerdings war nicht ganz einfach. Denn desto mehr Geld ich dazu verwendet habe Schulden zurück zu bezahlen, desto weniger bleibt ja zum spielen. Letztendlich habe ich mich mit meinem letzten Fuken Verstand dazu durchgerungen, das Geld schnell in hohen monatlichen Raten zurückzuzahlen. Das ist mir auch gelungen. Innerhalb von 24 Monaten. Seit dem 01.09.2004 bin ich schuldenfrei. Diesen Erfolg kann ich nur darauf zurückführen, dass ich es mit einer Menge Selbstdisziplin und Selbstkontrolle geschafft habe während der letzetn 24 Monate kontrolliert zu spielen. Ich würde mich selbst als Spielsüchtig bezeichnen. Und vor vier Jahen habe ich stark überlegt, mich an eine Beratungsstelle zu wenden. Doch letztenendes habe ich mich dazu entscholssen, dieses Problem selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe mich gegenüber allen meinen Freunden und meiner Familie offenbart, habe Ihnen erzählt was ich in den letzten vier Jahren alles verspielt habe. Nahezu alle von Ihnen waren total bestürzt. Dadurch wurden mir wirklich die Augen geöffnet. Ich habe es dann geschafft das Spielen nicht mehr als oberste Priorität zu sehen, sondern habe mich in erster Linie anderen Aktivitäten gewitmet. Ich würde nie wieder Schulden machen um spielen zu können. In den letzten 24 Monaten bin ich einmal pro Monat ins Casino gegangen und habe mir dort immer, wirklich immer ein Limit gesetzt und es immer eingehalten. Ich denke zu wissen, wie schmal der Grad zwischen kontrolliertem und unkontrolliertem spielen ist. Diese Gradwanderung gelingt nur dem, der viel Selbstdisziplin, Verantwortungsbewustsein hat und sich ständig selbst kontrolliert. Vor allem darf man sich in diesem Punkt nicht selbst etwas vormachen. Ich denke jemand der diese wichtigen Charaktereigenschaften besitzt und sich selbst ständig kritisch und ehrlich kontrolliert, spielt kontrolliert.

Viele Grüße an Alle
Joe

Matthias
06.09.2004, 13:34
Hi Joe,

das ist eine tolle Sache, das du anscheinend konrolliert spielen kannst.

Wenn du wirklich kontrolliert spielen kannst, dann kannst du auch kontrolliert NICHT SPIELEN und du könntest einfach aufhören, denn was hält dich zurück, was verlierst du, wenn du aufhörst?

Ich wünsche dir die richtige Sicht der Dinge!

Gruß
Matthias

Joe
06.09.2004, 14:06
Hi Matthias,

ich meine zwischen exzessivem spielen und Abstinenz gibt es auch noch etwas. Ich würde dies als "verantwortungsbewustes spielen" bezeichnen. Du fragst warum ich nicht ganz mit dem Spielen aufhöre. Meine Antwort: Es wäre für mich quasi ein Armutszeugnis. Denn spielen allein schadet keinem, der im Rahmen seiner Möglichkeiten spielt. Ich habe in einem Artikel hier im Forum gelesen, dass es noch keine Langzeitstudien zum "kontrollierten Spielen" gibt. Aber wenn man einmal den Fehler begangen hat, sich selber in die größten Schwierigkeiten zu bringen, sich dort aber aus eigener Kraft wieder herausgeholt hat, denke ich bekommt man eine andere Einstellung zum spielen. Gibt es Deiner Meinung nach gar keine Chance aus einem krankhaften Zwang wieder ein normales Vergnügen herzustellen?

Gruß
Joe

Claus
06.09.2004, 14:22
Hallo Joe,
ich gratuliere Dir dazu, Toll!
Du wärest der erste süchtige Spieler , der das geschafft hat...aber vermutlich bist Du noch in der "Gewohnheitsphase der Sucht", da habe ich auch noch "Kontrolle" gehabt über das Spielen!
In der süchtigen Phase, geht die Kontrolle jedoch verloren für immer, wo ist die Grenze? Also weiter testen, du schaffst es schon...
Gruss
Claus

Joe
06.09.2004, 14:29
Hi Claus,

Immer weiter testen...? Was ist damit gemeint? Etwa so lange testen bis es wieder zum Zwang wird?

Gruß
Joe

Rudi
06.09.2004, 14:32
Hallo Joe !
Du sprachst davon schon einmal in Schwierigkeiten durch das Spielen gewesen zu sein.
Es war nicht heilsam für dich. Warum tust es dennoch, denn du hast ja bereits Erfahrungswerte?
Weil es dir so gehen wird wie allen Spieleren - Tausend mal sagen wiruns, wir sind nicht abhängig, um dann an Ende festzustellen, ich bin es doch.
Du liest in diesen Seiten - auch ein Zeichen deiner inneren Unsicherheit.
Das kontrollierte Spielen geht für uns Spielabhängingen nicht. Wir werden im Laufe unserer Spielerzeit immer exzessiver mit dem Spiel. Sicher, jeder von uns hat garantiert schon versucht die Kontrolle im Spiel zu behalten. Für eine gewisse Zeit ging es sogar - auch bei mir. Und sicher auch bei dir.
Aber es ist nicht von Dauer. Weder bei mir - und ich denke auch nicht bei dir.
Du hattest bereits durch Spielen Probleme - spielst du weiter, kommen neue und immer größer werdende Probleme .
Darauf gebe ich dir Brief und Siegel.
Aber jeder hat das Recht auf seine Erfahrungen - ich denke nicht, das ich dir diese abnehmen kann.
Schönen Gruß
Rudi

Joe
06.09.2004, 14:57
Hi Rudi,

wenn ich einmal im Monat in Casino gehe, tue ich das niemals allein, das würde mir kein Spaß machen. Ich gehe dort immer mit (meißt mehrern)Freunden hin. Die sind alle keine Spieler. Anschließend gehen wir meißt noch in die Bar oder Disco, direkt im Casino, völlig unabhängig davon ob ich gewonnen oder verloren habe. Spielen ist für mich in erster Linie eine Sache mit der ich mich einmal pro Monat selbst belohne. Würde ich anschließend schlechte Laune haben, weil ich verloren habe oder ein schlechtes Gewissen mir selbst gegenüber haben, wäre es keine Belohnung mehr sondern eher eine Bestrafung. Die innere Einstellung zu spielen ist allesentscheidend. Sollte es sich irgendwann bei mir wieder ausarten, weiß ich nicht wie ich darauf reagieren würde. Aber ich möchte eigendlich nicht darauf verzichten zu spielen. Sollte es nocheinmal ausarten stehe ich ganz ganz klar vor der Entscheidung Abstinenz oder Ruin. Genau diese Entscheidung möchte ich mir ersparen, indem ich halt im Rahmen meiner Möglichkeiten verantwortungsbewußt spiele.

Rudi
06.09.2004, 16:00
Einmal im Monat im Casino - und das mit viel Selbstdisziplin und einen hohen Verantwortugsbewußtsein sich selbst gegenüber - man darf sich da selbst nichts vormachen .
Das schriebst du oben in deinen Eintrag.
Jemand der "normal" spielt hat diese Selbstgeiselung nicht nötig. Wo bleibt da der wirkliche Spaßfaktor ?
Meine Freunde - alles keine Spieler - woher weißt du das?
Man hat als Spieler keine Erkennungsmarke. Und warum dann überhaupt Casino ? Wer oder was ist die treibende Kraft ?
Würde ich mal drüber nachdenken.
Du redest dir alles schön, obwohl du dich beim Spielen an die Kandarre nehmen mußt. Weil du aber trotzdem auf das Spielen nicht verzichten kannst oder willst.
Ich will dir keinen Vorwurf machen - aber irgendwie spiegelt sich in deinen Verhalten so mancher, der sich mittlerweile zu seiner Sucht bekennt.
Ich will mich nicht anmaßen zu sagen, du bist Spielabhängig - aber es gibt sehr viele, sich heute bekennende Spielabhängige, die einen ganz ähnlichen Werdegang hatten.
Ich bezweifel, daß du auch im entferntesten im Moment zu Spielen aufhören willst. Deine Erkenntnis bisher - ich kann mich zügeln und im Zaun halten -mit viel Mühe zwar - aber es klappt.
Bleibt die Frage ,für was du dich dieser Mühe unterwirfst.
Wenn ich mich anstrenge, hat es meißt einen Grund - vielleicht den, nicht abzurutschen - weil ich den Hauch der Gefahr in der ich mich befinde schon im Nacken spüre?
Aber wie schon eben gesagt - du wirst DEINE Erfahrungen machem -und nicht aus den Erfahrungen anderer profitieren.
Wie das Kleinkind - das erst begreift das der Herd heiß ist, wenn die Finger verbrannt sind.
Auch das soll kein Vorwurf sein - warum soll es denn bei dir anders sein als bei mir ? Deine Illusionen waren sehr lange auch die meinen.
Alles Gute
Rudi

Lutz
06.09.2004, 16:37
Hallo Joe,
willkommen im Club! Auch ich habe "kontrolliert" gespielt. Das ging etwa ein Jahr gut. Das Ende vom Lied waren cirka 120 000,-- DM Schulden, die Ehe zerstört, keine "Freunde", die Arbeit weg und ein sozialer Absturz, der nur durch Zufall nicht in der "Gosse" endete. Trotz allem glaubte ich keinem, der mir sagte, ich sei spielsüchtig. Ich hatte einfach nur Pech! Solltest Du dein Leben weiter so gestalten, dann kommt unweigerlich der Punkt, an dem auch ich war.

Ich hoffe es nicht für Dich!

Lutz