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Joe
07.09.2004, 09:41
Hallo Leute,

wo liegt der Unterschied zwischen Sucht und Gewohnheit? Ich denke in etwa zu wissen wo er liegt. Es gibt da Tage an denen ich morgens aufstehe, frühstücke und für den ganzen Tag noch nichts vorhabe. Der Geldbeutel ist voll und eigendlich spricht nichts gegen ein kleines Spielchen. Als ich dann einen Anzug aus dem Schrank nehmen und mir meine neue Kravatte binden wollte, habe ich mich nocheinmal gefragt: Warum gehst Du jetzt spielen? Normalerweise gehe ich ja nur einmal im Monat, das war erst vor 3 Wochen. Ach, egal ist ja nur so für zwischendurch. Ich setzte mich dann ins Auto und fuhr los. Kaum war ich ein paar Kilometer gefahren, fragte ich mich nochmal: Wieso gehst Du jetzt spielen? Dann fiel es mir wieder ein. Die Sucht/Gewohnheit! Auf einmal bekahm ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Nun stand mein Entschluss fest, felsenfest. Ich drehte um und fuhr zurück. Als ich dann wieder zu Hause war, rief ich ein paar Freunde an und verabredete mich mit Ihnen in der Stadt.
Der Grund warum ich erst spielen gehen wollte ist völlig klar: Ich habe viel Zeit und viel Geld, was ich locker ausgeben könnte. Aber warum habe ich dann umgedreht?

Matthias
07.09.2004, 10:31
Hi Joe,

Du schriebst:
Der Grund warum ich erst spielen gehen wollte ist völlig klar: Ich habe viel Zeit und viel Geld, was ich locker ausgeben könnte. Aber warum habe ich dann umgedreht?

Ich gehe nicht spielen, wenn ich viel Zeit und viel Geld habe. Ich denke (meistens) nicht einmal daran. Es gibt so viele Dinge, die ich gerne tue, und spielen gehört nicht mehr dazu. Spielen ist für mich Zeit- und Geldverschwendung.

Meine Gedanken kreisen auch nicht mehr ständig nur ums Spielen und Gewinnen und ich kenne auch keinen "normalen" Menschen, der sein/ihr Geld sofort verspielen würde, nur weil er/sie Zeit dazu haben.

Ich glaube, ich kann dich begrüßen, in unserem Club:
Wir sind nicht normal. Wir sind abhängige Spieler!

Sei herzlich willkommen

Matthias

Joe
07.09.2004, 12:29
Ich gebe Dir insofern Recht, als dass sich meine Gedanken schon häufiger mit spielen befassen, als Sie es bei Jemandem tun der gar nicht spielen geht. Ist denn diese Tatsache allein schon eine krankhaft? Wenn mann sich durchs Spielen in Schwierigkeiten bringt und es einem nicht gelingt, alles unter Kontrolle zu bringen, gibt es definitiv nur eine Lösung, ganz aufhören zu spielen. Aber es gibt auch in meinem Leben so viele Sachen, die ich gern mache. Ich mache mir mein Leben doch nicht fürs Zocken kaputt!!! Das ist Wahnsinn!!! Das Leben ist auch viel zu kurz, um es dem Spielen zu witmen. Denn richtige Spieler sind glaube ich einsame Menschen. Wenn man Spielen aber als "normal" denkender Mensch lediglich als kleines Amüsement betrachtet ist das meiner Meinung nach nicht verwerflich. Ich möchte noch anfügen, dass ich nie so viel Geld verspielt habe wie es einige in diesem Forum scheinbar getan haben. Rudi kommt auf über 1 MIO Euro. Ein "anderer" hat innerhalb kurzer Zeit 120.000 DM Schulder gemacht. Meine Schulen beliefen sich nach 4 Jahren intensiver Spielerei aus ca. 7.000 Euro. Außerdem, wenn ich spielen gehe, nehme ich zwischen 200-300 Euro mit. EINMAL IM MONAT!!
Wenn Du mich dann fragst: Warum hörst Du denn dann nicht ganz auf? Dann sage ich Dir: Solange Spielen für mich ein reines Vergnügen ist, tue ich es wohl eher nicht, es sei denn ich hab irgend wann keine Lust mehr darauf.

Gruß
Joe

Lutz
07.09.2004, 12:59
Hallo Joe,
ich glaube, daß Du mittlerweile selbst an dir zweifelst. Sonst würdest Du dich hier nicht zur Diskussion stellen. Ich denke vielmehr, daß Du bereits den inneren Zwang zum Spielen spürst. Auch sprichst Du nicht mehr vom "kontrollierten Spielen". Es ist auch egal, wieviel man verspielt. Für den einen sind Deine 7000,-- Euro eine Menge Geld, für den anderen "Peanuts". Aber die Grundlage ist immer die gleiche. Uns liegt die Sucht zugrunde.
Wenn Du darüber nachdenkst, wieviel wertvolle Zeit du mit diesem Geld verspielt hast, in der du deine Gefühle mit anderen Menschen hättest er- und ausleben können, dann wirst Du erkennen, daß es auch andere Wege gibt, um sich zu amüsieren. Du hast in einem Deiner anderen Beiträge von "guten Freunden" geredet, die mit dir ins Casino gekommen sind. Ob das wirklich die richtigen Freunde waren, wage ich zu bezweifeln. Sind es vielleicht nur Deine Freunde, weil Du Geld hast? Am Anfang meiner "Spielerkarierre", als ich noch reichlich Geld hatte, besaß ich jede Menge Freunde, doch als alles den Bach runterging, war ich fast alleine. Es gibt das Sprichwort: "In der Not erkennst Du deine Freunde." Das habe ich durch bittere Erfahrungen kennengelernt. Ich hoffe, daß Dir unsere Beiträge helfen, deine Situation zu überdenken und mit den richtigen Augen zu sehen.

Ich wünsche Dir eine spielfreie Zeit

Lutz

Joe
07.09.2004, 14:06
Ich möchte Dir gern sagen wie und warun ich auf dieses Forum gestoßen bin. Ich sitze gerade im Büro und habe recht viel Zeit. Da bin ich beim surfen auf einen Link gestoßen und dann auf noch einen Link usw.... Als ich mir dann die Beiträge gelesen habe, dachte ich mir, schreibst Du einfach mal wie es bei dir so war. Mal schauen wie dich die Leute so einschätzen. Da ich meine Geschichte hier preis gegeben habe, bin ich natürlich auch bereit darüber zu diskutieren.
Es erscheint mir allerdings nicht ganz leicht Euch klarzumachen, dass ich mich selbst nicht als "gefährdet" betrachte. Weil ich aber ein selbstkritischer Mensch bin, möchte ich meine Situation gern auch von anderen Leuten, die zweifelsohne wissen wovon Sie reden, durchleuchten lassen. Ich bin halt der Meinung, dass Jemand der beim spielen einen kühlen Kopf bewahrt und sich jederzeit selbst unter Kontrolle hat, nicht wirklich zu dem gefährdeten Personenkreis zählt. Wenn ich schon höre, dass einige von Euch Unmengen an Geld in diese Daddelautomaten geworfen haben, kreuseln sich mir die Fußnägel. Da kannst Du sowieso nichts gewinnen. Außerdem ist in diesen Lokalitäten doch auch eine ziemlich unangenehme Atmosphäre, bzw. gar keine. Jemand, der mit Kalkühl spielt und sich bevor er anfängt zu spielen seine Gewinnchancen ausrechnet, würde in diese Dinger niemals Geld reinwerfen. Aber im Kern ist es halt genau so wie alle anderen Spiele, man könnte ja etwas gewinnen. Aber der, der sich vielleicht noch eine Chance geben möchte etwas zu gewinnen, der wirft da kein Geld rein. Wobei ich auch finde, dass der der gar nicht spielt die besten Gewinnchancen hat, ganz klar. Denn auf lange Sicht verlierst Du an den Daddelautomaten genau so wie auch im Casino, da mache ich mir nichts vor. Für mich ist ein Casinobesuch aber auch interessant, wegen der Atmosphäre, der Geselligkeit und vor allem kommt man auch leicht mit anderen Leuten ins Gespräch. Ich kann nicht sagen, dass ich im Casino meine Freunde fürs Leben gefunden habe, aber ich betreibe gern etwas Konversation.


Viele Grüße
Joe

Matthias
07.09.2004, 14:25
Hi Joe,

was gibt es hier zu diskutieren?
Entweder bist du abhängiger Spieler, und damit im richtigen Forum oder du bist kein abhängiger Spieler, und es gibt nichts zu diskutieren. Im letzteren Fall geh wieder spielen auch ohne unseren Segen (den wirst du wohl auch nicht von uns bekommen).

Viel Spaß, Erfolg, wenig Schulden
wünscht
Matthias

Lutz
07.09.2004, 15:18
Hi Matthias,
bin voll und ganz Deiner Meinung. Wenn jemand beim Casino von Atmoshäre, Geselligkeit und guter Unterhaltung spricht und dabei noch Geld verliert (was ja mit großer Wahrscheinlichkeit immer passiert), der hat in meinen Augen den Sinn für die Realität verloren. Hier geht es immer nur um gewinnen, gewinnen, gewinnen .....! Zumal, wenn derjenige sich bereits schon einmal durch sein Spielen einen Schuldenberg aufgebaut hat, den er erst nach zwei Jahren mühsam abgezahlt hatte.
Ich für meinen Teil werde weiter kontrolliert "nicht spielen" und hoffe, daß es auch morgen noch so ist. Jeden Tag halte ich mir vor Augen, daß ich ein Spieler bin und bleiben werde!

Ich wünsche Dir gute spielfreie 24 Stunden!

Lutz

norbert
07.09.2004, 15:58
...es geht doch bei einem spieler nicht mehr um`s gewinnen,gewinnen und nochmals gewinnen, man spielt doch um des spielens willen und geld welches "gewonnen" wird bzw. werden soll, ermöglicht doch nur das das spiel weitergeht. genau darin liegt ja auch meinerseits das krankhafte. "gewinnen" ist doch nur eine form der geldbeschaffung, wenn auch eine seltene, so doch eine legale und sie euphorisiert, eine weitere Gefahr.allen gute 24 stunden. gruß norbert

Lutz
07.09.2004, 16:20
Hallo Norbert,
danke für den Hinweis. Sicher hast Du recht. Aber ich meinte es nur symbolisch. Zu meiner Casino-Zeit und auch bei meinem Rückfall war es mir letztendlich egal, ob und wieviel ich gewinne. Es ging mir tatsächlich nur darum, weiterzuspielen. Ich kann mich noch mit schlechten Gefühlen daran erinnern, 40 000,-- DM am Roulett gewonnen zu haben und zum Feierabend mit 5000,-- DM Schulden nach Hause gefahren zu sein. Für mich gab es keine Umwelt mehr, ich kannte niemanden mehr, war agressiv und konnte es nie abwarten, wieder spielen zu können. Hatte ich kein Geld mehr,überzog ich mein (schwarzes) Konto oder lieh mir von Bekannten hohe Beträge. Mein Pech war einfach: Ich hatte beim ersten Mal gewonnen.
Doch das ist alles Vergangenheit. Die Gegenwart ist schön und die Zukunft kann nur besser werden!

Lutz

norbert
07.09.2004, 16:28
es gibt nichts was weniger stimmt, als das man beim spielen, bei dem spielen geselligkeit empfindet, egal wieviele menschen,schemen,schatten um einen herum sind. egal wieviele belangloses geschwätz einem über die lippen fließt, mit konversation, einem anregendem gespräch hat dies nun wirklich nichts zu tun. wenn die kugel rollt und du hast gesetzt, probiere in diesem moment das kleine einmaleins, wenn du es schaffst, ohne das dich die kugel ablenkt, ohne daß du dich genervt fühlst von diesem einmaleins.aber sei ehrlich zu dir selbst.gute 24 stunden.gruß norbert

Harry
20.10.2004, 11:55
Hallo.

Ja, ich bin süchtig nach Glücksspiel. Aber eben phasenweise (qasi das "Quartalssäufer-Syndrom"). Gestern wieder 1.200 Euro verzockt. Für nix und wieder nix! Heute dann zum allerersten Mal bei Google das Wort "Spielsucht" eingegeben.
Bin gespannt, ob's als ein erster Schritt zur Besserung zu betrachten ist. Glücksspiel ist doof - das weiß sicher jeder Spieler. Es ist wohl ein Fall von "kognitiver Dissonanz". Traurig - aber wahr.

Grüße an alle Leidensgenossen.

Marcus (Fachstellenteam)
20.10.2004, 12:34
Hallo Harry,

ich finde es gut, dass du den ersten Schritt gemacht hats. Genau genommen sind es ja schon mehrere kleine, denn du hast nicht nur in google gesucht, sondern auch das Forum gefunden, aufgesucht und einen Beitrag geschrieben.

Ich möchte dich darin bestärken, weitere kleine, aber entscheidende Schritte zu tun, damit deine bisherigen Aktivitäten nicht wirkungslos verpuffen.

Ich bin dir gerne dabei behilflich, eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe in deiner Nähe zu finden.
Du kannst auch gerne einen Chat-Beratungstermin mit mir vereinbaren.
Schick mir einfach eine Mail wenn du möchtest!

Ich wünsche dir, dass du auf dem Weg und vor allem unterwegs bleibst. Beweg dich!
Liebe Grüße aus Neuss,
Marcus

Lutz
20.10.2004, 21:33
Hallo,
offensichtlich hast Du erkannt, dass Du nicht mehr gegen Deine Spielsucht ankommst. Das ist, wie Markus schon gesagt hat, ein erster Schritt.
Auch ich möchte Dir anraten, Dir rfachmännische Hilfe zu holen. Du sprichst vom "Quartalsspieler". Das ist sicher richtig, aber wahrscheinlicher ist, dass es, wenn Du jetzt den Absprung nicht schaffst, immer mehr wird und Du total die Kontrolle über Dein Tun verlierst.

Ich wünsche Dir gute 24 spielfreie Stunden.

Lutz