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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spieldruck-wie kann ich helfen



Dorit
13.10.2004, 09:06
Mein Freund ist Spieler, er spielt schon ca. 15 Jahre, seit einem Jahr ist er "trocken" (nennt man das so?), zur Zeit steht er bei der Arbeit sehr unter Druck und er klagt in den letzten zwei Wochen über enormen Spieldruck. Habt ihr vielleicht Tips, wie ich ihm helfen kann? Er hat gesagt, die Entzugserscheinungen sind ziemlich schlimm und ob das wohl jemals in seinem Leben aufhört? Könnt ihr es mir sagen? Wie ist das mit Entzugserscheinungen? Werden sie mit der zeit weniger? Über Antworten würde ich mich freuen!

Dirk
13.10.2004, 11:23
Hallo Dorit,

tja, wie kannst Du helfen...erst einmal ist ja immer diese Hilflosigkeit der Angehörigen da. Wenn der Spieler wirklcih wieder spielen will, tut er es...

In Deinem Fall aber sind die Voraussetzungen ganz gut. Er hat mit Dir über das Spielen gesprochen, über den Druck, also merkt er erst einmal was los ist. Schon halb ´gewonnen´.

Konkret: Erzähl Ihm von Deinen Ängsten, vielleicht das du hier Hilfe gesuchst hast - ohne Druck auszuüben.
Vielleicht zeigst Du ihm diese Seite...

Geht er zu einer Selbsthilfegruppe? Wenn nein, erinner ihn daran, es vielleicht zu tun.

Erinner ihn daran, wie schlimm es für ihn war, zu spielen, das der ganze Scheiss wieder von vorn los geht, wenn er wieder anfängt...was er inzwischen alles aufgebaut hat, was er wieder zerstören würde... erzähl es ihm einfach...

und schlussendlich muss er natürlich seine Probleme, den Druck bei der Arbeit, lösen oder lernen, damit umzugehen...
wenn es keine Mittel gibt, den Druck abzubauen, muss er ihn akzeptieren... dadurch wird er schon weniger...

nur ein paar Punkte. Pick Dir das Beste für Dich raus.

Alles Gute

Dirk

Lutz
13.10.2004, 17:19
Hi Dorit,
ich kann Dirk nur recht geben. Aber ich denke, daß es in der Situation, in der er steckt, auch sehr wichtig ist, daß er jemanden hat, mit dem er über seine Probleme sprechen kann. Vor allem muß derjenige zuhören können. Es ist wesentlich leichter, über ein Problem zu sprechen, wenn ich merke, daß mein Gegenüber mir aufmerksam zuhört. Aller Voraussicht nach wird er sich wesentlich leichter fühlen, wenn er sich mit Dir austauscht. Nicht ohne Grund hat er Dir seinen Suchtdruck eingestanden. Das zeigt auch ganz deutlich, daß er Willens ist, nicht zu spielen.
Auch der Hinweis von Dirk auf eine Selbsthilfegruppe ist sehr wichtig. Vielleicht bist Du bereit mit ihm dorthin zu gehen. In den meisten Selbsthilfegruppen sind Angehörige herzlich willkommen. Das würde ihn wahrscheinlich zusätzlich in seinen Bemühungen bestärken, spielfrei zu bleiben.
Ich wünsche Dir viel Kraft in deinen Bemühungen und ihm eine spielfreie Zeit.

Lutz

Dorit
14.10.2004, 08:55
Danke für eure Ratschläge. Mit der Selbsthilfegruppe, ja das ist so eine Sache. Er war vor Jahren schon mal da ("als gar nichts mehr ging").....er will da auf keinen Fall mehr hin, er glaubt, er schafft es so. Er will auf keinen Fall mehr spielen und damit unserer beziehung auf's Spiel setzen hat er gesagt.....er kann natürlich immer mit mir reden und ich merke ja auch, wenn er Spieldruck hat, dann ist er sehr nervös und hibbelig und schläft schlecht.
Auf die Selbsthilfegruppe spreche ich ihn lieber nicht noch mal an, dann zieht er sich immer gleich zurück.....natürlich würde ich sofort mit ihm dahingehen, aber er will es nicht.

claus
14.10.2004, 09:29
Liebe Dorit,
es kommt nicht darauf an, was er macht somdern was Du machst für Dich.
Vielleicht würde es Dir ja helfen mit Menschen zu reden in einer SHG für Angehörige, die in einer ähnlichen Situation sind wie Du es bist.
Die SHG oder auch sonstige Hilfe funktioniert doch nur dann, wenn es dir betreffenden auch wirklich wollen!!
Einer anderen Person zuliebe in eine Gruppe zu gehen ist Selbstbetrug!
Ich selbst bin am Anfang unter dem Druck meiner Frau und meines Chefs in die Gruppe und zur Gesprächsherapie "gegangen worden", bis ich anfing es Selbst auch für mich zu wollen, nachdem mir meine Frau klar gesagt hat: "Das mein Spielen- oder Nichtspielen meine Sache sei und ausgestiegen ist als (Mit-Spielerin)"!
Es gibt auch Meetings bei den GA die offen sind für Angehörige bzw die einmal im Monat ein gemeinsames Meeting
abhalten
Gruss
Claus

Rudi
14.10.2004, 11:17
Hallo Dorit !
Ich habe in einer Studie gelesen, das Suchtdruck intervallmäßig kommt und für ca. 15 Minuten sehr intensiv wird. Kommt dieser Druck mehrmals am Tag, ist professionelle Hilfe erforderlich.
Ich denke da an einer ambulanten Therapie, die er mit den Fachtherapeuten dieser Fachstelle durchführen könnte. Kontakt könnt ihr über diese Startseite knüpfen, wo E- Mail Adressen und Telefonnummern aufgelistet sind. Also kein Problem, entsprechende Ansprechpartner zu finden.
Ich selbst habe 30 Jahre gespielt. Meine Versuche allein aus meiner Spielsucht zu kommen sind alle gescheitert. Trotz großer Anstrengung und einer Frau die ich liebe und niemals mehr verletzen wollte, gelang es mir nicht dauerhaft abstinent zu werden. Die längste Zeit war 3 Jahre - aber danach spielte ich noch exessiver.
Erst dann wurde mir klar, das auch ich nicht ohne Selbsthilfegruppe klar komme.
Ich besuchte dann Selbsthilfegruppen - und fühlte mich in einer ganz besonders wohl, in der ich bis heute gehe.
Die Stärkung des Einzelnen in einer Gruppe ist enorm.
Das ist jetzt über 4 Jahre her - spüre keinen Spieldruck mehr und bin seitdem Rückfallfrei.Ein wesentlichen Anteil daran hat eben auch diese Selbsthilfegruppe - in der ich auch Freunde fand.
Wenn du heute Menschen aus Selbsthilfegruppen hörst, wirst du nur positve Meinungen hören.
Aber letzlich muß dein Partner da für sich selbst eine Entscheidung treffen. Wir können nur aus unseren Erfahrungen berichten.
Die Rückfallgefahr für deinen Partner ist auf Grund des Spieldrucks natürlich jetzt sehr stark. Das hat er erkannt - und vermutlich auch,wie schlecht es ihn damit geht.
Wenn er sich keine Hilfe holt, dann ist das keine Stärke - sondern große Dummheit.Versuche ihn davor zu bewahren.
Bewahren, indem du von ihm konsequentes Handeln verlangst. Hilfe ausschlagen bedeutet ja auch, nicht alles zu tun, um ein positiveres morgen zu gestalten.Bedeutet vielleicht sogar, das er nicht bereit ist alles für dich zu tun, was er sicherlich behauptet.
Vielleicht kannst du ihn in dieser oder ähnlicher Art überzeugen, das es an der Zeit ist, Hilfe zu suchen.
Ich wünsche Euch alles Gute - und vor allen Dingen seine Einsicht. Ich glaube, dann schafft er es ganz bestimmt, für sehr lange Zeit seine Sucht im Griff zu bekommen. Denn sein Wille aufzuhören, hat er ja bewiesen - nur nicht alle Hilfe in Anspruch genommen, die möglich ist. Und das sehe ich als seinen Fehler - denn leider zeigen meine Erfahrungen mit mir selbst und auch anderen Spielern, das noch keiner dauerhaft geschafft hat, allein, oder nur mit Hilfe des Partners "trocken " zu bleiben.
Lieben Gruß
Rudi

18.10.2004, 12:48
Jetzt noch mal zur Aufklärung, ich wohne nicht mit meinem Freund zusammen und wir haben auch getrennte Konten. Ich bin nicht auf ihn finanziell angewiesen und er auch nicht auf mich. Er hat mir gleich am Anfang der Beziehung erzählt, dass er Spieler ist (wir sind ca. 1,5 Jahre zusammen). Ich hatte vorher mit Spielsucht überhaupt keine Erfahrung....habe ihm dann aber klar gemacht, dass unsere Beziehung nur einen Sinn hat und auch langfristig etwas werden kann, wenn er zu spielen aufhört. Er hat damals dann versucht aufzuhören und war 3 Monate nicht spielen, dann hatte er einen Rückfall. Er hat es dann aber bis jetzt gelassen....er hat mir angeboten, seine Konten zu kontrollieren, was ich aber abgelehnt habe und ich habe ihm erklärt, dass das "nicht spielen" etwas ist, was er für sich macht, nicht für mich. Er weiß das auch alles.....am Freitag hat er 600 EUR abgehoben und hat drüber nachgedacht in die Spielhalle zu gehen, er hat es dann aber nicht getan! (zum Glück) er hat mir gleich als ich von der arbeit nach Huase kam davon erzählt.
Er meint, manchmal denkt er wochenlang überhaupt nicht ans spielen, aber jetzt zur Zeit wäre es ziemlich schlimm und ich hoffe, dass er das jetzt übersteht.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn gerne bgleite in eine Gruppe oder eine andere Therapie, wenn er in eine Gruppe nicht will. Er sagt, er schafft das so. Ich kann ihn ja nicht dazu zwingen in eine SHG zu gehen. ich selber habe natürlich Angst ihn zu verlieren....und deshalb das Thema mit der SHG noch einmal aufgreifen. Das Problem ist, er hält sich für unheimlich cool und er ist ja nicht so ein "armes Würstchen" wie die anderen in seiner damaligen Gruppe, mit denen hatte er sich nichts zu sagen........ich weiß, meiner Meinung nach ist das auch ziemlich beknackt, weil er hat die Spielsucht genau wie die anderen auch - und sein Ziel ist es auch davon wegzukommen. Manchmal sitzt er auf nem hohen Ross......

Dorit
18.10.2004, 12:48
Das war natürlich von mir ***sorry* Name vergessen

Rudi
19.10.2004, 13:48
Hallo Dorit !
Das sich besonders cool fühlen - und nicht zu den armen Würstchen zu gehören, kenne auch ich. Und vermutlich viele andere Spieler.
Du kannst ihn natürlich nicht zwingen Hilfe anzunehmen oder zu suchen. Das muß schon von ihm kommen.
Manche brauchen eben etwas länger ... ich war 30 Jahre der " Coole " - und das war in jeder Hinsicht teuer - hat Geld - Zeit - Freunde und vieles mehr gekostet.
Gruß Rudi

Dorit
21.10.2004, 08:21
Ach Rudi, ich hoffe er bekommt das alles hin. Vielleicht überlegt er sich auch noch mal mit der SHG.....Danke euch erstmal....schade, dass ich ihm nicht wirklich helfen kann.