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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wer hat Erfahrung mit einer Klinik



Andrea
22.10.2004, 14:20
Hallo,
möchte einfach mal von jemandem hören was er so für Erfahrung in einer Klinik gemacht hat. Mein Mann ist seit Mittwoch in der Klinik Wigbertshöhe in Bad Hersfeld.
Das so ein Schritt nicht leicht ist wissen wir beide und ich bin sehr stolz auf ihn das er diesen Weg endlich geht. Aber da wir ja 2 Wochen keinen tel. Kontakt haben dürfen und ich gar nicht weiß wie es da so abläuft dachte ich einfach ich wende mich mal an euch. Vielleicht ist der eine oder andere ja in der gleichen Klinik gewesen und kann mir berichten was er für Erfahrungen gemacht hat.
Würde mich sehr freuen von euch zu hören.
Viele Grüße
Andrea

Claus
25.10.2004, 11:21
Hallo Andrea,
er ist dort gut aufgehoben
Lieben Gruss
Claus

Andrea
25.10.2004, 20:07
hallo claus,
ich danke dir für deine antwort. aber hätte mich doch gefreut etwas mehr zu erfahren.
nun gut, muß ich mich erst mal damit zufrieden geben.

Kary
25.10.2004, 21:16
Liebe Andrea,

ich bin Kary und süchtige Spielerin. Ich habe mehrere ambulante Therapien gemacht, aber noch keine stationäre. Aber ich weiß von vielen Erfahrungsberichten, dass die ersten paar Tage in der Klinik dazu dienen, dass sich der Patient orientieren und aklimatisieren kann. Meistens ist man so mit sich selbst beschäftigt und damit ohne Suchtmittel und ohne Ersatz"drogen" klarzukommen, dass es für einen selbst und die Angehörigen besser ist, keinen Kontakt zu haben. Jeder soll sich auf sich selbst besinnen können (Abhängiger sowie Co-Abhängiger) und meistens ist man ja durch die neue Situation so durcheinander, dass es schwerfallen würde das zu beschreiben.

Ich kann mir vorstellen wie schlimm es für Dich sein muß allein zuhause zu sitzen, nicht zu wissen was da gerade passiert und plötzlich wieder auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Das Beste was man machen kann ist, die Zeit für sich selbst zu nutzen, um sich ein paar Gedanken um die eigene Person, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu machen und sich zu überlegen, wie man sich diese Bedürfnisse endlich mal wieder selber erfüllen kann. Und es dann auch zu tun. Es nutzt Dir ja nichts, wenn Du zuhause sitzt und wieder nur über ihn nachdenkst und was er gerade tut und denkt. Es ist ja auch eine Gelegenheit für Dich an Deinem Anteil an der Beziehung zu arbeiten und Dich diesbzüglich weiterzuentwickeln.

Oder wie siehst Du das?

Sorry, dass ich Dir keine direkten Informationen zur Wigbertshöhe geben kann. Hast Du dir schon mal die Internetseite von denen angeschaut? Manchmal hilft es ja schon nur zu sehen und zu lesen, wie es dort zugeht. Dann fühlt man sich nicht mehr ganz so weit weg.

Herzliche Grüße und einen schönen Abend,
Kary

Andrea
26.10.2004, 19:32
Hallo Kary,
vielen Dank für Deine lieben Worte. Sie haben mir sehr geholfen. Das die erste Zeit für ihn dort schwer ist, haben wir beide schon vorher gewußt.
Aber wir dürfen uns ja schreiben, und auch wenn es komisch klingen mag ich fühle mich ihm durch die Briefe näher als je zuvor. Er schreibt mir auch das meine Briefe ihn Motivieren zum durchhalten und wir hoffen beide sehr das es klappt. Eine Garantie gibt es ja leider nie dafür, aber man soll ja wenigstens noch hoffen können.
Möchte mich noch mal bei dir bedanken, es hilft sehr wenn man mal etwas von anderen Betroffenen hört. Konnte bis vor kurzem noch gar nicht so recht was mit der Krankheit anfangen. Habe mich wohl, muß ich zu meiner Schande gestehen, noch gar nicht so intensiv damit auseinander gesetzt. Ich war immer der Meinung, wenn ich weiß das ich das Geld verspiele brauche ich doch gar nicht erst in so ein Casino zu gehen.
Nun sehe ich die Sache aber mit anderen Augen und versuche meinen Mann so gut ich kann zu unterstützen. Weiß aber auch das er es selber wollen muß, und so weit ist er jetzt auch. Ist doch komisch das man erst ganz tief fallen muß, damit man begreift das man sich helfen lassen muß.
Viele liebe Grüße
Andrea

Kary
26.10.2004, 20:19
Ja liebe Andrea,

ich wundere mich auch immer wieder wie groß der Leidensdruck sein muß, bevor ich bereit bin mir Hilfe zu holen und sie dann auch anzunehmen. Ganz langsam lerne ich aber mich rechtzeitig um Hilfe zu bemühen, bevor das Kind im Brunnen liegt. Das gelingt noch nicht immer, ich übe noch daran. Bisher habe ich mich noch nicht überwinden können in eine Klinik zu gehen, aber ich habe gerade erneut eine ambulante Therapie beantragt und hoffe, dass es mir hilft mich wieder selbst zu finden und mein erneutes Abdriften in die Sucht zu stoppen.

Mein Mann setzt sich auch nicht besonders gründlich mit der Sucht auseinander und im Grunde finde ich das sogar gut so, denn er weiß sich sehr gut abzugrenzen. Mir hilft es zu wissen, dass mein Mann mit seinem Leben klarkommt und er sich nicht allzu sehr mit hinein ziehen läßt. Reden tun wir schon viel miteinander, aber er zeigt mir auch recht deutlich seine Grenzen. Gemeinsam durchs Leben zu gehen heißt eben auch, sich loslassen zu können und dass sich jeder Partner zeitweise um sich selbst kümmern muß, um dann wieder geklärt zueinander zu finden.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann von Herzen, dass die Therapie Früchte trägt und Ihr wieder ein glückliches Leben führen könnt. Nutze die Zeit für Dich und lass es Dir auch mal richtig gut gehen. Nicht nur Dein Mann, auch Du brauchst bestimmt mal wieder etwas Aufbauendes und Motivierendes. Jetzt hast Du die Zeit dafür.

Liebe Grüße
Kary

Andrea
27.10.2004, 08:44
Vielen Dank für Deine lieben Worte. Sie helfen mir mal wieder sehr. Aber ich kann nicht ganz verstehen das du froh darüber bist das dein Mann sich nicht so sehr mit dem Problem auseinander setzt.
Ich wünschte ich hätte es viel früher getan, denn dann hätten wir mit Sicherheit nicht so einen großen Schuldenberg in der Verwandschaft. Leider bin ich immer wieder auf seine Versprechen reingefallen und habe daher in der Familie Geld besorgt um wieder irgendwelche Sachen zu zahlen die von dem verzockten Geld hätten bezahlt werden sollen.
Nun lese ich ja überall das das der größte Fehler ist den man machen kann, aber ich habe ihm halt immer wieder geglaubt wenn er sagte: Du Schatz, wenn wir das jetzt alles bezahlt haben, dann sind wir wieder aus allem Schlamassel raus.
Aber ich wünsche für Dich und Deinen Mann das du es auch in den Griff bekommst. Mein Mann schreibt mir täglich und auch wenn es dort nicht leicht ist, ich habe das Gefühl er schafft es. Zumindest bin ich schon froh wenn er da durchhält. Ob er dann Trocken ist und bleibt wird man ja erst viel später erkennen können.
Viele liebe Grüße
Andrea

Kary
27.10.2004, 09:02
Liebe Andrea,

mein Mann hat sich von Anfang an nicht in die Sucht mit reinziehen lassen, d.h. er hat für mich kein Geld besorgt, mir auch keins gegeben, im Gegenteil, er hat meine Scheckkarte zerschnitten und dafür gesorgt, dass ich nicht so leicht an Geld rankomme, wenn ich drauf war. Er hat intuitiv die Dinge getan, die wichtig waren und versucht sein Leben trotzdem weiter zu leben. Das hört sich hart an, aber für mich war und ist es die einzig wirkliche Unterstützung eben nicht geholfen zu bekommen (höchstens emotional), sondern zu erkennen, dass ich dafür allein verantwortlich bin und auch nur was ändern kann, wenn ich dazu bereit bin. Ich mußte dann immer selber zusehen, wie ich meine Schulden bezahle und die Konsequenzen des Spielens tragen. Zudem gehe ich ja schon lange in eine Selbsthilfegruppe, in der ich gelernt habe über meine Probleme zu reden. Und so wußte ich ja, dass jede Form der Unterstützung nur mein Leid verlängert. Deshalb war ich froh, dass er sich so gut abgrenzen kann. Dieser "Egoimus" ist in einer Suchtbeziehung wohl not-wendig. Für beide Seiten. Vielleicht kannst Du es nun besser verstehen, was ich gemeint habe.

Einen schönen Tag wünscht Dir
Kary

Andrea
28.10.2004, 11:20
ja Kary,jetzt verstehe ich es besser. Als richtig gesehen hat Dein Mann sich aber doch damit beschäftigt, denn er wußte z.B. das er deine Karte vernichten muß und dir kein Geld gibt. Also hat er sich damit eigentlich schon mehr beschäftigt als ich am Anfang. Denn ich habe nicht gewußt das es das Schlimmste ist was man machen kann, einem Süchtigen immer wieder mit Geld aus der Klemme zu helfen. Das habe ich erst hier im chat erfahren als ich mich intensiver damit beschäftigt habe. Diese ganzen Fehler hätte ich sonst wohl sicher gar nicht erst gemacht. Also sei froh das dein Mann schon mal dafür gesorgt hat das du gar nicht erst so weit abrutschen kannst. Mein Mann hat mir auch jetzt geschrieben das ihm kein Therapeut helfen kann, sondern er sich selber helfen muß. Ich finde das ist schon ein sehr tolle Einstellung und ich bin stolz auf ihn.
Dir und Deinem Mann wünsche ich alles gute und hoffe du schaffst es auch.
Viele liebe Grüße
Andrea

hermann
25.03.2005, 12:17
wenn du hilfe brauchst kary dann bitte suche trockenne spieler und spiele nicht mit agehörigen

claus
25.03.2005, 14:53
hallo Hermann,
eräutere doch mal was Du konkret meinst!
Das würde mich doch Interessieren...
Gruss
Claus

Kary
25.03.2005, 16:20
Hallo Hermann,

auf die Idee bin ich schon vor einigen Jahren gekommen oder was glaubst Du welche Menschen in Selbsthilfegruppen zu finden sind?

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Gruß Kary

angehörige
21.04.2005, 09:52
Hallo Andrea,

ich habe gerade gelesen, dass dein Mann in Wigbertshöhe war. Wie erging es ihm dort so und hat er den Weg aus der Sucht für sich gefunden?

andreas
27.04.2005, 11:04
Ich bin Andreas, bin Spieler, Überesser, Süchtig:
Ich habe vor nunmehr 1 3/4 Jahren eine stationäre Therapie im Allgäu in einer Fachklinik für Menschen mit Borderline - Störungen - gelebt.
Entscheidend war für mich, daß ich mich körperlich von meiner Ehefrau trennen mußte - um zu mir selber zu finden.
Gut, meine Ehe ist durch meine Arbeitslosigkeit und durch unserer beiden (!) psychischen Erkrankungen gescheitert.
Hier ist auf meiner Seite besonders mein Nähe - Distanz - Problem zu nennen und meine (emotionale) Impotenz, bedingt durch jahrzehnte langes Ausleben meiner Süchte:
Alkohol - Glücksspiel - Fressen - Pornographie - Rauchen...
Bestandteil meiner Ehe war vor allem mein - unser Helfersyndrom. Eigentlich habe ich unsere gemeinsame Wohnung nur noch betreten um meiner (Manisch - Depressiven) Frau zu Helfen , die überdies an einer chronischen Darmerkrankung ( Sprue und Lactoseintoleranz) litt; das war mein Lebensinhalt, andernseits wurde ich süchtig nach der übermäßigen Kritik meier Frau gegenüber meiner Verhaltensweisen. Jeder Blick, jede Geste von mir wurden messerscharf von ihr anasysiert. Andernseits setzte ich sadistische Methoden ein , um meine Frau in die Selbsthilfegruppen zu zwingen. Bespiel: Sie war zuhause mit schweren Depessionen und ich rief vor dem Meeting an: "Wer selber Depressionen hat, hat selber schuld, schulmeisterte ich " verkroch mich mit einem Scheißgefühl 1. Ranges zu meinen Kumpeln und hatte Angst nach Hause zu kommen. Angst vor Nähe? Angst - nicht geliebt zu werden -
Die bewährten Scham und Schuldgefühle aus meiner Spielerzeit?
Flucht in die Phantasie einer vollkommen heilen Welt.
Meine letzte Zigarettenschachtel und mein letztes Feuerzeug fuhren ohne mich zum Bodensee.
Ich satieg aus. Boden unter den Füßen.
Erst die Kühe, dann die Mitptienten, dann der Wald im Allgäu - erreichen eines Tiefpunktes durch eine Hyperventilation und dann ich. Ich! Ich ! Hallo Andreas!
Ich habe Heute nicht gespielt! - und das ist mein persönliches Credo geworden.
Ich habe in meiner Therapie auf das schwerste Stück der Spielabstinenz hingearbeitet:
Abstinenz vom Spiel mit Menschen.
Von zerschlagenen Flipperautomaten und von blutigen Händen durch Panzerscheiben bin ich 14 3/4 Jahre - frei.
Aber liebevollen Umgang mit Menschen konnte ich mir erarbeiten.
Erarbeiten konnte ich einen sinnvollen Umgang mit mir selber durch neue Strukturen des Alltags.
Die Anonymen Spieler (GA) sprechen von Werkzeugen der Genesung. (Beispiel - jeden Tag mit anderen Bteroffen zu kommunizieren, am Telefon , aber auch in der Foren im Internet; (besser als dubiose Seifensender!))
Es wurden dort Meetings der Annonymen Co - Abhängigen CODA angeboten, an den ich teilnahm.
Noch in der Klinik lernte ich es meine - nun Ex - Frau angemessen zu konfrontieren - und uns fürchterlich zu zerstreiten.
Nix mehr Helfersyndrom?
Gestern rief meine Ex - Frau an und bat mich um Gebet für ihre Lebenssytuation.
Schnell war eine Kerze angezündet und ihr Lieblingslied (EG 473) gesungen. Und es tat mir gut, ging mir zu Herzen, gab mir Trost.
Wenn mir jetzt die Tränen kommen, das tun sie gerade ist das die Kraft des Loslassens.
Gott sei Dank, daß ich den Weg in die Klinik - zu Gott und mir - gefunden habe.

"Es lebe die Struktur!"
Andreas

andreas
29.04.2005, 13:54
...nur eine kleine Ergänzung, ihr Liebeb. Gestern rief meine Ex - Frau an und teilte freudig mit, daß sich einige ihrer Probleme gelöst hätten.
Hat das gesungene Lied doch Schwingungen erzeugt?

Dankbar
Euer Andreas