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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : könnt ihr mir vielleicht helfen????



Patti
23.10.2004, 21:28
hi ihr!!!

es geht hier nicht um mich sondern um meinen dad... der ist so weit ich es einschätzen kann, spielsüchtig...

ich versuche hier nen bisschen hilfe zu finden. am besten erzähle ich euch erst mal nen bisschen über ihn...

also soweit ich denke, geht er jeden tag da hin... vor allem seit sein geschäft geschlossen ist. auch hat er sich jetzt einen pc besorgt auf dem er immer software von casiono club installiert ist eigendlich das einzigste was auf dem pc läuft.... er hatte die ausrede, dass er seine briefe drauf schriebt, aber das kann nicht sein, da er kein word und kein drucker hat. und weil ich hier alles verwalte sehe ich auch, dass er halt die oben genannte software drauf hat...

aber mal um auf ihn zurückzukommen, er erzählt uns immer, dass er kein geld hat und dass er erst seine schulden bezahlen muss (kredit für ein hausbau in der innenstadt hannover und geschäft), aber da das ding in der stadt praktisch ein ärztehaus ist kommen da ja genug mieten rein... würde ich meinen. außerdem haben wir kinder (3 an der zahl) noch nie einen cent kindergeld gesehen... geht alles auf sein konto... ich habe auf seinem schreibtisch auch mal ausdrucke von email gelesen, die an ihn gingen; es waren sozusagen zahlungseingangsbestätigungen von online casinos.... immer so 2000 - 3000 €...

er gibt es offen nicht zu... auch versucht er immer schnell den pc auszumachen wenn einer ins zimmer kommt... aber es ist alles so eindeutig...

es geht auch alles schon ein paar jahre lang so.... weiß nicht genau wie lange aber ich denke mein ganzes leben schon, laut meiner mutter... und ich bin inzwischen 20....

ich hoffe ich habe euch das ein bisschen erklähren können, sorry für meinen komischen satzbau *g* aber ich denke das reicht erst mal für den anfang, könnte noch länger schreiben aber ich will euch erst mal ranlassen.

ich hoffe irgendeiner kann mir helfen oder mir sagen was ich machen kann... wenn ihr noch fragen habt, schreibt mir einfach, bin für jede hilfe dankbar.

mfg patti...

Susi
25.10.2004, 10:19
mein name ist susi und bin fast doppelt so alt wie du - 39j. aber uns verbindet, dass wir beide einen elternteil - bei mir die mutter - als spielsüchtig erkennen. ich wünsche dir viel kraft einen weg für deinen vater zu finden bzw. ihm bei wunsch beistehen zu können. was ich mit bestimmtheit sagen kann ist, dass bevor er selbst nicht hilfe WILL, geht da gar nichts. meine mutter hätte sich fast umgebracht, dann riet ich ihr dringend hilfe zu holen, und dass ich ihr nicht mehr helfen kann. doch noch immer erkannte ich nicht (wie du), dass sie spielsüchtig ist. naiv wie ich war (trotz 39j) glaubte ich ihr, dass sie einfach mit dem geld nicht so gut umgehen könne. heute bereue ich es nicht gemerkt zu haben, aber eben... ich kann ja nichts dafür. sie hat sich vor 1 monat zwar selbst in die therapie eingewiesen (wohnung wurde zwangsgeräumt, und ca. CHF 50'000.-- schulden), aber noch immer sagt sie uns kindern, dass sie nicht spielsüchtig ist. sie ist auch komplett verwirrt und ist voller wiedersprüche, mann das macht mir so angst. ich bete zu gott, dass ihr zustand sich wieder normalisiert. sie ist ca. 30 jahre LOTTO-süchtig, und nur lotto!
ich möchte dir einfach mitteilen, dass ich deine gedanken verstehen kann. hilfe geben kannst du wahrscheinlich nur indem du ihn geradeaus fragst ob er spielsüchtig seie? aber bessere tipps kriegst du bestimmt von anderen spielsüchtigen. ich kann dir nur meine anteilnahme bieten, da ich weiss wie hilflos man sich fühlt... ich gehe heute selbst zur suchtprävenzion bei mir im "schweizer ländle", die helfen einem, dass alles besser verstehen zu können. ansonsten würde ich vor sorge kaputt gehen... wie hält es denn deine mami aus in diesem zustand ihres mannes?
allen spielsüchtigen hier wünsche ich ganz viel glück aus dem sumpf wieder herauszufinden.
falls mir hier noch jemand helfen kann, ob der zustand meiner mutter als süchtige normal ist, dass sie so verwirrt ist und voller wiedersprüche, dass würde mir sehr helfen...

en ganz liäbe gruess us dä schwiz a alli
susi

patti
31.10.2004, 13:35
hi ihr!!!

ich wollte euch nur mal mitteilen, das gestern mein dad übelst ausgerastet ist und uns angeschriehen hat wegen einem schraubenzieher der nicht an seiner stelle lag....

er hätte fast die pcs von mir und meinem bruder zerstört und wollte noch mehr machen usw.. vollkommen ausgeflippt wegen nix und wieder nix....

ich denke mal er war wieder sauer weil er wieder zuviel geld verloren hat, jedenfalls saß er davor die ganze zeit an seinem rechner!!!!!

was ich euch sagen wollte ist.... dass er mir jetzt egal ist und er zusehen kann wie er zurecht kommt... ich war gestern kurz davor die polizei zu rufen... war kaum noch zum aushalten...

ich denke mal ich werde mir in den nächsten wochen eine wohnung suchen und von hier verschwinden!!!!! so was will ich nicht mehr mitmachen!!!!

lg an alle!!!

Susi
03.11.2004, 15:02
hallo pati,
irgendwie scheinen sich die "spieler" für uns nicht so zu interessieren. ich kann dich super verstehen. meine mutter ist zurzeit ja noch in der klinik, aber sie möchte nicht spielsüchtig genannt werden. sie spricht jetzt sogar von "der nebenan die gespielt habe". sie ist völlig verwirrt, und doch bin ich mir nicht sicher, ob sie doch genau weiss was sie tut. ich war ja ihr bester freund, doch jetzt erwische ich mich immer mehr, wie ich manchmal wütend werde auf sie, dass sie uns kinder diese sucht seit 30 jahren verheimlicht. aber eben, sie ist süchtig und in meinen augen muss sie zuerst lernen für sich wieder verantwortung zu übernehmen. und anschliessend erst kann sie an ihre angehörigen und freunde denken...
ich möchte dir sagen, dass es gut ist wegzuziehen. weil wir sonst zu sehr mitleiden. sag deinem vater, dass es dich zu sehr beschäftigt und du ihm darum aus dem weg gehen wirst. du musst dein leben leben, und solange er nicht will, wird sich an der situation nie was ändern. er tut mir leid, wie meine mutter, aber du und ich tun mir ebenso leid...
ich hoffe für dich du findest etwas ruhe in einer neuen wohnung. im moment bin ich enorm traurig, dass ich ihr nicht helfen kann... ich denke es geht dir auch so. mal ist man traurig, mal ist man wütend, dann wieder so hilflos...
grüsse dich
susi

Rudi
03.11.2004, 15:55
Hallo Susi, hallo Patty,
nein, es ist nicht so, das es mir als Spieler nicht interessiert, wie sehr ihr unter der Spielsucht Eurer Angehörigen leiden müßt.
Aber im wesentlichen ist erkannt worden, worauf es ankommt. Nämlich das der Spielabhängige den Willen haben muß, sein Spielverhalten abzustellen. Ohne den eigenen Willen des Betroffenen, ist schwer was zu tun.
Als einzige Möglichkeit bleibt da nur für den Angehörigen Druck auszuüben und ein konsequentes Handeln an den Tag zu legen. Insbesondere Hilfestellung in finanzieller Form total unterlassen. Dies scheint aber nicht das gravierende Problem bei Euch zu sein.
In der Regel sind es ja Partner, die unter der Sucht mitleiden. Diesen Parnern sage ich ganz klar, ein aktiver Spieler ist nicht partnerschaftsfähig.
Bei Euch ist es jeweils ein Elterteil - und ich kann mir vorstellen, das es kein Deut einfacher ist. An Eltern hängt man ja in ganz besonderer Weise.
Susi, die Verwirrtheit deiner Mutter kann damit zu tun haben, das sie viele Jahre gelogen hat, um nicht erkannt zu werden. Dieses Lügengerüst ist endlich zusammengebrochen - trotzdem wird deine Mutter versucht sein, daran festzuhalten. Sie hat ja immer noch nicht gesagt, ja, ich bin spielsüchtig. Vielleicht verkriecht sie sich aus Scham auch jetzt in eine Krankheit . Ich Arme - kann mich an nichts erinnern - spielt die Verwirrte.
Das ist Spielabhängingen durchaus zuzutrauen. Vielleicht sagst du ihr das mal so platt, damit sie erkennt, das all ihr Lügen und ihre Ausflüchte vergebens sind. Das du bereit bist mit ihr das durchzustehen, wenn sie Hilfe annimmt und zu ihrer Spielkrankheit steht.
Es gibt Wege aus dieser Sucht - zurück in einen normalen Verhalten und Leben - wobei man aber nie außer acht lassen darf, das diese Spielsucht bleibt - und ich als Abhängiger, genau wie ein Alkoholiker, stets daran arbeiten muß. Das heißt neben der Therapie der Besuch einer Selbsthilfegruppe.
Ich kann und will nicht raten, was ihr tun sollt oder müßt.
Jedoch will ich auch Patty sagen, das es ohne die Einsicht ihres Vaters nicht geht. Seine Aggressionsanfälle können durchaus ein Zeichen seiner eigen Ohnmacht gegenüber seiner Sucht sein. Als Spielsüchtiger akzeptiert man sich selbst so auch nicht. Aber versucht bis zum totalen Zusammenbruch als Sieger zu enden ... was niemals der Fall sein wird. Denn selbst wenn er morgen gewönne - übermorgen verspielt er es wieder.Als Spielsüchtiger hast du verloren - in jeder Beziehung . Es sei denn, du findest den Dreh - und die Einsicht für dich was zu tun.
Ich sehe nur die Möglichkeit mit Druck auch dort vorwärts zu kommen. Wenn das scheitert bleibt dir nur, dich von deinen Vater zu entfernen. Zu deinen eigenen Schutz.
Nun ist natürlich die Sache sehr schwer mit deinen Vater.
Selbst wenn ihr Euch aus seinen Leben entfernt, kann seine Sucht in einigen Jahren für Euch belastend werden.
Wenn der Besitz deines Vaters verspielt ist - und die hohen Hypotheken evtl. nicht mehr zu tilgen sind.
Er wäre nicht der erste Spieler, der ein Vermögen verspielt. Da sehe ich natürlich noch eine besondere Gefahr für dich und deine Geschwister.
Ich hoffe sehr, eure Eltern haben die Einsicht - und dann auch den Willen, mit sich ins reine zu kommen.
Ich wünsche es Euch sehr.
Lieben Gruß
Rudi (Spieler )

Susi
04.11.2004, 14:47
mensch hallo rudi
jetzt kommen mir echt die tränen...sorry...
danke für deine so liebe mail. du hast das zeug zum "schreiber"! ich konnte dir gestern nicht mehr antworten - hatte viel arbeit und die geht ja bekanntlich vor.
meine mutter war für mich echt mein bester freund und ratgeber auf erden...
diese sucht hat schon einiges verändert in mir, aber eben, es muss sehr schwer für sie sein und sie weiss noch gar nicht, wie schwer es für uns angehörige auch ist. du hast recht, geld geben wir kinder und (hoffentlich auch) ihre freunde nicht mehr.
im moment ist sie ja in der klinik, aber noch immer redet sie nur vom rausgehen... am montag haben wir ein familiengespräch mit 2 doktor's und ihr. es fällt uns schwer ihr druck zu machen, denn genau das ist es, was sie nicht haben möchte und den ärzten auch sagt, dass wir sie wie bevormunden. dann kriegt man natürlich als "kinder" obwohl auch schon erwachsen) ein mega schlechtes gewissen. doch wir alle - auch ihre geschwister - behandeln sie mit "samthandschuhen" und das schon seit jahren. doch was immer wir ihr so sanft als möglich sagen, ist ihr immer noch zu hart oder zu streng.
ganz sicher rudi, auf jeden fall werde ich zu meiner mutter stehen, und kann ihr verzeihen, das ist gar kein problem für mich, im gegenteil. aber wenn sie nicht dazu stehen lernt, dann werde ich mich (mir zu liebe) von ihr zurückziehen. trotzdem werde ich ihr sagen, wenn auch immer sie bereit ist, werde meine türe offen stehen. und ich denke meine schwestern werden das selbe tun.
hier gibt es eine selbsthilfegruppe für spielsüchtige, und ich habe bereits mit dem zuständigen psychologen gesprochen. aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie da nicht hingehen möchte.
ehrlich rudi, ich freue mich so enorm für dich, dass du es gepackt hast. vor allem für deine frau und angehörigen freue ich mich natürlich auch ganz besonders!! es tut mir gut von dir und euch allen hier zu lesen... bei jedem bericht kann ich was für mich herausziehen.
nochmals vielen lieben dank und mach weiter so!

en liäbe gruess
d'susi us dä schwiz