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Nickname
25.10.2004, 10:44
Hallo,

ich bin 23 Jahre alt und spiele seit ca. 9-10 Monaten an Geldspielautomaten. Vielen werden jetzt denken, dass ich relativ frisch dabei bin. Mag sein, jedoch kam die Spielsucht
nicht schleichend, wie bei vielen anderen, sondern eher ziemlich schnell. Das heißt, dass ich schon nach diesen Monaten mir im klaren bin, dass es so niemals weitergehen kann. Ich war fast das ganze Jahr 2004 Spielsüchtig! Ein ganzes Jahr! Wer kann mir dieses Jahr wiedergeben? Niemand. Ich scheiß auf das verlorene Geld...aber die Zeit die ich für
das Spielen genutzt habe, die ist mir viel mehr wert als alles andere. Die Gedanken die ich dem Spielen gewitmed habe. Mein Familie die ich aufgrund meiner Sucht dermaßen verletzt habe...wer kann das je wieder gut machen?

Die Antwort ist ganz einfach: ICH kann es wieder gut machen, indem ich nie wieder spielen gehe. Jeder einzelner spielfreier
Tag, ist ein Gewinn... den man zu 100 % heute bekommt und zu 200% morgen!!!!

Ich habe viele Beiträge hier im Forum gelesen, nachdem ich so down war. Und ich muss sagen, dass mir das lesen ziemlich gut tat und mir in kritischen Situationen geholfen hat. Nur es ist sehr sehr schwierig nicht ans spielen zu denken. Das ist vielleicht auch gut so. Ich versuche negative Assoziationen mit dem Spielen zu verbinden.

An die Leute die mit dem Spielen aufgehört haben: Was hat euch dazu gebracht damit aufzuhören. Wie habt ihr es geschafft???

Gruß Nicko

Rudi
25.10.2004, 14:34
Hallo Nick !
Mit all dem, was du sagst, hast du sehr recht. Und auch wenn du sagst, du bist relativ frisch dabei, was das spielen angeht.
Nun frage ich mich, schreibst du aus einer Laune, weil du gerade hoch verloren hast, oder willst du richtig mit dem Spielen aufhören ?
Wenn das so ist, dann solltest du dich auf den schnellsten Weg in einer Spielerselbsthilfegruppe machen. Dort findest du Unterstützung und den nötigen Rat, den du brauchst. Allein aus einer Sucht heraus zu kommen ist leider fast unmöglich. Trotz aller und den besten Vorsätzen landet man sonst wieder schneller vor den Kisten als man glaubt.
Ich hatte auch etliche Male versucht, ganz ohne Hilfe vom Spielen wegzukommen. Einmal gelang es mir sogar für 3 Jahre.
Aber nur, um danach noch mehr Geld beim Spiel zu lassen.
Als ich fast meine Beziehung und Familie zerstört hatte, habe ich erkannt, das ich es alleine auf Dauer nicht schaffe.
Mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe bin ich Heute über 4 Jahre rüchfallfrei - und ich hoffe sehr - und irgendwie spüre ich es auch, das noch viele Jahre der Spielfreiheit kommen. Denke daran - es ist keine Schande krank zu sein - nur dagegen nichts zu tun.
Meine Beziehung ist heute Super - und ich konnte erkennen, wie schön das Leben ohne Spiel ist.
Diese Erfahrung wünsche ich dir sehr.
Mein Tip : Mach keine Selbstversuche - sie scheitern auf Dauer immer. Sei nicht dumm - und hole dir die entsprechende Hilfe - vielleicht auch auf diesen Seiten bei einen Chat mit einen Fachtherapeuten .
Auf der Startseite findest du die Adressen und Telefonnummern von Ansprechpartnern.
Ich hoffe sehr, das dein Wille aufhören zu wollen nicht im Sand verläuft.
Gute 24
Rudi

Nickname
25.10.2004, 15:43
Hi Rudi,

danke für deine Antwort. Natürlich muss fast immer etwas
passieren, ein Schlüsselerlebnis oder ein Schmerzgefühl entstehen, das man denkt: SO GEHT ES NICHT MEHR WEITER!!!

Aber ehrlich gesagt hatte ich oft diesen Gedanken. Eigendlich beinahe jedesmal als ich von der Spielstätte nachhause gefahren bin und mit entsetzen auf die Tankanzeige geschielt habe...

Ich verstehe nicht, was mich immer wieder dazu treibt meine
Zeit und mein Geld mit beiden Händen aus dem Fenster zu schmeißen. Mein Problem ist einfach: Ich kann nicht verlieren... obwohl ich schon verloren habe indem ich in die Spielo gehe. Leute die mit verlieren kein Problem haben, die schmeißen da nen 2 € Stück rein, und tschüss. Und das kann ich persönlich nicht kontrollieren.

Ich war bei einer Suchteratungsstelle, speziell für Spielsüchtige. Naja, ich glaube eher weniger das ich dort die nötige Hilfe erhalte.

WIE HAST DU DAS GESCHAFFT?

Gruß NICK

Hase
25.10.2004, 18:11
Ich habe zwar erst kürzlich angefangen aufzuhören - aber ich erlaube mir mal meine Erfahrungen zu posten, und sehe das etwas anders als Rudi.

Eine Selbsthilfegruppe ist zwar empfehlenswert und bestimmt hilfreich, aber der zentrale dreh- und Angelpunkt ist m.E., dass DU selber WIRKLICH aufhören willst. Du musst Dir selbst eingestehen, dass Du Deine Kontrolle über das Spiel für IMMER verloren hast - und - es NIEMALS wieder bekommen wirst. Auch wenn Du eine Weile damit aufhörst, egal für wie lange.

Dir ehrlich einzugestehen, dass das Spielen bei Dir eine Sucht ist ist also der 1. Schritt. Wenn Du das nicht kannst, wirst Du keinen Erfolg haben.

Der 2. Schritt ist, sich anderen anzuvertrauen. Das muss nicht in einer Selbsthilfegruppe sein, sondern kann auch ein Freund, Freundin, Ehefrau/Mann oder ein Psychotherapeut sein. Du solltest dieser/diesen Personen aber voll vertrauen können. Vertraue Dich also nicht jedem X-beliebigen an, obwohl es auch gut sein kann, wenn Du die Person überhaupt nicht kennst (z.B. Selbsthilfegruppe).
Du solltest Dir auch sicher sein, das die Vertrauensperson mit deinem Suchtproblem nicht überfordert ist, sonst gehe lieber damit woanders hin.

Der 3. Schritt ist, evtl. sein Geld von jemand anderem kontrollieren zu lassen, z.B. EC oder Kreditkarte der Freundin geben oder ganz sperren lassen. Dann wird es auf jeden Fall schon mal schwerer mit der Geldbeschaffung.
Wenn Du es dennoch versuchtst, erinnere Dich an den 1. Schritt. Oder gehe wieder zum 2. Schritt.

Der 4. Schritt ist es, sich immer wieder mit seiner Sucht auseinander zu setzen.
- Warum will ich wieder spielen ?
- Was bringt mir das ? Was suche ich dabei ?
- Wie fühle ich mich während des Spielens ?
- Flüchte ich vor etwas ? (Falls nein, dann ist es vielleicht einfach nur die Flucht vor der Langeweile ?)
- Kann ich nicht etwas sinnvolleres tun ?
- Wie fühle ich mich nach dem Spielen ?
- Sollte ich nicht lieber wieder darüber mit jemanden reden ?
- Suche ich nicht einfach das Gefühl nach Befriedigung oder Glück ?
- Kann ich dieses Gefühl nicht besser erreichen, z. B durch ein Erfolgserlebnis ?
- Wenn es Dich wieder packt, denke daran, das es jede Menge anderes Dinge gibt die man tun kann - und mache eteas anderes
usw....

Der 5. Schritt: Versuche zu herauszufinden, was für ein angenehmes Gefühl es ist, nicht mehr zu spielen, sich nicht mehr zu verstecken. Und sich darüber freuen zu können, eine Weile spielfrei zu sein, obwohl es manchmal sehr anstrengend ist.

Das geht natürlich nicht gleich, erst mal kommt nämlich der Entzug. Und dann komme noch der Spieldruck bzw. die immer wiederkehrenden Entzugserscheinungen.
Falls Du doch einen Rückfall hast, resigniere nicht, sondern versuche daran anzuknüpfen, wo Du aufgehört hast.
Wenn Du Dich nach einem Rückfall elend und mies fühlst, denke daran, wie schön das Gefühl war als Du vorübergehend spielfrei warst. Mach mit den Versuchen weiter, dann Du wirst es irgendwann schaffen ganz davon loszukommen.
Und bleibe kritisch mit Dir selbst - und mach Dir vor allem den ersten Punkt klar, der ist von allen der schwierigste obwohl er am leichtesten zu sein scheint.

Viel Erfolg !!

Hase

Rudi
25.10.2004, 19:42
Hallo Nick , Hallo Hase ,
find ich gut, mit wieviel Power du deine Spielsucht angehst - Hase.
Ich wünsche dir dabei den allerbesten Erfolg.
Doch die Euphorie des Aufhörenwollens sollte nicht darüber hinwegtäuschen, sein Ziel mit kleinen sicheren Schritten zu erreichen - Sprünge neigen eher dazu einen Ausrutscher zu erleiden. In manchen Dingen stimme ich mit Hase überein - insbesondere mit dem eigenen Willen, der ganz klar vorhanden sein muß. Ohne den geht es wirklich nicht.
Allerdings, lieber Hase, wenn du schreibst man soll sich eine Vertrauensperson nehmen - die aber nicht überfordern mit meiner Spielsucht , so frage ich dich, wo du diese Weisheit her hast.Und woher ich wissen soll, das ich diese Person nicht überfordere. Oder läßt du dich von nicht involvierten Personen begleiten, weil sie dich nicht durchschauen ? Das du weiter deine Maske auflassen kannst ?
Eine nicht betroffenen Person steht der Spielsucht meißt hilflos gegenüber - und insbesondere die Partner , auf deren Rücken ein ganzer Teil unserer Spielsucht getragen wird. Wie soll er dir helfen ?
Sicher, mit der finanziellen Kontrolle ist der Partner schon sehr gefordert - aber was soll er denn noch alles tun ?
Ich sage dir, wenn dein Partner nicht in dieser Hinsicht psychologisch geschult ist , kann er dir weitergehend kaum helfen - aber sehr viel von der eigenen Substanz einbüßen.
Ich schaffe es schon allein - ein Gewäsch, das ich gar nicht mehr hören kann. Dieser Satz zeigt nur, das ich (noch ) nicht bereit bin alles für meine Gesundung zu tun.
Wobei wir " Gesund Werden " im eigentlichen Sinne ruhig vergessen können. Unsere Spielsucht wird uns vermutlich unser Leben lang begleiten. Mit dem entsprechenden WILLEN ZUR HILFE können wir es schaffen trotz unserer Sucht ein weitgehendes normales Leben zu führen.
Selbsthilfegruppen sind hier die logische Konsequenz für eine lange Begleitung. Eine Therapie - ob ambulant oder auch stationär ,ist natürlich sehr hilfreich. Aber sehe diese Therapie für Spieler doch als Einstieg in die Abstinenz . Danach mußt das jeder für sich in den Händen nehmen .
Überheblich - und leichtsinnig bin ich meinen Angehörigen und mir selbst gegenüber, wenn ich meine, mit meinen Programm schaffe ich das allein.
Ich könnte zu deinen Ausführungen noch weitere Schritte hinzufügen - aber was Nick betrifft - mache den ersten richtigen Schritt - in dem Raum einer Spielerselbsthilfegruppe. Dort wirst du Menschen finden, die dich auf allen weiteren Schritten begleiten - mit Ihrer Erfahrung und dem Wissen um unsere Spielsucht.
Gute 24
Rudi

Hase
25.10.2004, 20:24
Hallo Rudi,

in zwei Dingen absolut Deiner Meinung:
1. sind kleine Schritte der richtige Anfang
2. es kann leicht passieren, dass man Angehörige mit seinem Problem überfordert.

Aber Du siehst - glaube ich - das Problem zu sehr aus dem Blickwinkel Deiner eigenen Erfahrungen.
Ohne Zweifel tue ich das auch, aber ich erhebe im Gegensatz zu Dir keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Das sollte man doch lieber den Leuten überlassen, die sich wissenschaftlich damit beschäftigen.

Daher verteidige ich auch meinen Standpunkt dass es absoluter Unsinn ist, eine SHG als die universelle Lösung des Problems anzusehen. In vielen Fällen hilft bespielsweise nur noch eine Therapie, je nach Schwere des Falls - in anderen, sehr leichten Fällen kann eine Unterbrechung des Suchtkreislaufs und eine konsequente Auseinandersetzung mit dem Problem zur gewünschten Lösung führen. Eine SHG ist ein sinnvoller Weg, aber nicht der einzige.

Sucht ist ein Prozess der in erster Linie im Gehirn stattfindet, unabhängig vom Suchtmittel. Egal ob Du rauchst, kiffst, trinkst, spielst, fixt oder kokst - es ist immer der gleiche Mechanismus der sich im Kopf abspielt.
Es ist die eigentliche Sucht nach den körpereigenen Endorphinen und Neurotransmittern (z.B. Serotonin, Noradrenalin usw.)die bei dem komplexen Zusammenspiel von Kontroll- und Lernprozessen, Belohnung und Angst die eigentlichen Sucht-Symptome bewirken.

Die Kunst der Überwindung einer Sucht ist es, das Verlangen nach dem Glücksgefühl nicht mehr mit dem Suchtmittel zu assozieren. Dieses zu lernen und dauerhaft anzuwenden ist die eigentliche Aufgabe einer Suchtbewältigung. Ob Du das in einer SHG, aus eigener Kraft, mit Unterstützung oder ohne zustande bringst ist dabei völlig unerheblich. Der eine mag es nur mit fremder Hilfe und Kontrolle, der andere nur mit Zwang, der dritte nur in Freiheit schaffen.
Entscheidend ist, das Du es schaffst. Was einer sich dabei zutraut, muss jeder für sich entscheiden. Diese Frage muss also jeder ehrlich für sich alleine beantworten. Alles andere wäre Bevormundung.



Gruss
Hase

Der Knackpunkt ist es, das immer ein bestimmtes

25.10.2004, 20:29
P.S. Der Knackpunkt ist es, das immer ein bestimmtes Mass
an eigenem Willen, Ausdauer und Einsicht vorhanden sein muss, ohne diese wird kein Weg zur Suchtbewältigung funktionieren.

Rudi
25.10.2004, 21:46
Hallo Hase !
Wir sind in diesem Forum um allein aus unseren Erfahrungen zu berichten. Deswegen stimmt es, wenn du schreibst, ich sehe es aus meinen Blickwinkel.
Aber aus welchen Blickwinkel siehst du das ?
Was du hier alles so niederschreibst ist für mich kein Neuland. Und für viele andere Teilnehmer in diesem Forum auch nicht. Kann man auch alles in einschlägiger Literatur nachlesen. Doch ist das der Sinn eines Forums ?
Es kommt doch wohl auf die Umsetzung an. Und auf die Erfahrung die der Einzelne gemacht hat.
Die SHG ist natürlich nicht der einzigste Weg - aber ein sehr Guter - und weit besser als sich auf sein Durchhaltevermögen zu verlassen. Die zeitliche Begrenzung einer Therapie ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen.
Es darf hier auch nicht heißen Therapie oder SHG - beides sollte bei der Suchtbehandlung ineinander greifen. Und in den meißten Fällen ist es auch wirklich so.
Ich sehe meinen Weg in die Abstinenz als den für mich richtigen an. Und wenn ich etwas für richtig halte - und das auch belegen kann, werde ich das selbstverständlich auch so sagen.Das andere eine eigene Meinung dazu haben, sei ungenommen.
Jedoch hat sich immer wieder herausgestellt, das Spielabhängige ohne Hilfe ( Selbsthilfegruppe, Therapie )
es nur äußerst selten schaffen, spielfrei zu bleiben. Mir selbst ist trotz der vielen Spieler die ich kenne, kein Fall bekannt, wo es ein Spieler dauerhaft allein geschafft hat.
Ich will aber ein wenig noch hinzufügen. Ca. 40 Prozent der Spielabhängingen bleiben im ersten Jahr nach der stationären Therapie ohne Rückfall - bei Spielabhängingen die nach der Therapie eine Selbsthilfegruppe aufsuchten, sind es über 70 Prozent. Und das sollte auch uns als Laien zu denken geben.
Dir für heute alles Gute - natürlich mit meinen Wunsch für Spielfreiheit für dich.
Gute 24
Rudi

Hase
25.10.2004, 22:29
Hallo Rudi,

natürlich verstehe ich Deinen Standpunkt und respektiere auch Deine Meinung - und Erfahrung.

Selbstverständlich habe ich auch nur meinen persönlichen Standpunkt dargelegt - und behaupte nicht dass dies der Weisheit letzter Schluss ist, sondern nur ein Abbild meiner eigenen Erfahrungen.

Vielleicht kommt mein "Blickwinkel" daher, dass ich persönlich nicht wirklich süchtig (gewesen) bin, sondern bei mir selbst ein "problematisches Spielverhalten" rechtzeitig erkannt habe, das aber bei weiterer Fortsetzung unweigerlich zur Sucht geführt hätte. Das zeigt aber erst Recht, das es verschiedene "Fälle" gibt, die man unterscheiden sollte.

Ich lehne auch auf keinen Fall Therapie / SHG ab, im Gegenteil - aber ich bin davon überzeugt, dass man sich den Einzelfall betrachten muss, bevor man zur Lösung schreitet.
Auch ich selbst werde unbedingt darauf zurückkommen, falls ich mich irren sollte. Aber man behandelt ja auch nicht gleich jedes Fieber mit Antibiotika, sondern der Arzt sollte eigentlich erst mal diagnostizieren, was die Ursache ist (leider ist das ja immer seltener nicht der Fall, aber das ist ein anderes Thema).


Gruss
Hase

Rudi
25.10.2004, 22:40
Hallo Hase !
Niemand wird dir eine Spielsucht diagnostizieren.
Es geht, wie du ja auch schon angeführt hat, nur über den Weg der Selbsterkenntnis.
Ich kann nicht beurteilen ob du Spielsüchtig bist, das kannst du nur allein.
Aber ein bißchen schwanger geht nicht. Entweder eine Frau ist es oder nicht. Und so sehe ich das auch mit der Spielsucht. Ein bißchen spielsüchtig geht nicht. Entweder man ist es - oder nicht.
Wünsche dir noch einen guten Abend und eine gute Nacht.
Bis bald
Rudi

stiven
25.10.2004, 22:51
wir müssen uns täglich mit unserer Sucht auseinander setzen. Klar muß es im Kopf erstmal Klick machen und dann muß jeder sein Weg für sich finden, ob SHG, ambulant oder stationär. Aber eins ist mir in meiner SHG aufgefallen, wenn man die Sucht vernachlässigt wird es gefährlich. Mein wöchentlicher Gruppenbesuch hält mir oft meinen eigenes Spiegelbild vor und das sorgt dafür das ich wachsam bleibe.Ich hätte jetzt im November auf 2 Jahre spielfrei zurück sehen können, wenn da vor einen halben Jahr nicht eine Zeit gewesen wäre in der ich meine Sucht nicht mehr so ernst genommen hätte. Mir ging es gut, zu gut, ich habe angefangen das Leben zu genießen, habe mich neu eingekleidet, bin im Urlaub gewesen, mir ging es gut. Habe darüber aber die auseinandersetzung mit meiner sucht vernachlässigt, genauso wie die SHG. War mir zu sicher das die Sucht mir nichts mehr anhaben konnte. Gott sei dank bin ich nach fünf Tagen und paar Hundert Euro wach geworden und habe da weiter gemacht wo ich aufgehört habe. Ich bin wieder regelmäßig zur Gruppe und seit dem wieder Spielfrei. Habe es früher oft versucht und ab und zu auch längere Phasen gehabt an den ich Spielfrei war. Aber es hat mich immer wieder eingeholt.

mfg stiven

25.10.2004, 23:46
Hallo Rudi,

musste gerade über den Spruch ("bisschen Schwanger...") lachen ... schlagfertig bist Du ja !
Ob Dein Spruch zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
Es gibt jedoch Wissenschaftler(->http://www-user.uni-bremen.de/~drmeyer/AWI_Taschenbuch.pdf), die in Bezug auf Deine These anderer Ansicht sind.

Nach Deiner Ansicht wäre ich süchtig, vielleicht bin ich es tatsächlich. Wie auch immer, ich verhalte mich jedenfalls so wie ein Süchtiger der sein Suchtproblem erkannt hat und aktiv dagegen vorgeht - weil es m.E. keinen Unterschied macht ob man im Ansatz ein "problematisches Spielverhalten" zeigt, oder jahrelang schwer süchtig ist.
Die materiellen und sozialen Folgen unterscheiden sich sicherlich, aber der psychologische Ablauf im Kopf ist der gleiche. Auf die weitergehende Erfahrung kann ich verzichten, traurige Beispiele gibt es genug.

@stiven: Du beschreibst exakt die Gefahr der trügerischen Sicherheit nach einiger Zeit der Abstinenz, die man allzu leicht unterschätzt: Wenn man einmal süchtig ist hält das ein Leben lang an, auch wenn man "trocken" ist, muss man für den Rest seines Lebens entsprechend wachsam und bewußt damit umgehen. Ein kleines Spiel, ein Glas Alkohol, eine Zigarrette ... usw ... reicht für die ehemals Süchtigen zum Rückfall in die alten Gewohnheiten schon aus...

Gruss
Hase

HASE
26.10.2004, 00:00
Hallo Rudi,

ich denke wir sind uns weitgehend einig bis auf die Meinung, dass eine Therapie oder SHG unumgänglich ist, um trocken zu bleiben. Ich gebe Dir Recht, dass das für die meisten Menschen vielleicht zutrifft, besonders für die, die bereits Schäden bei sich oder Ihrer Umgebung bewirkt haben. In meinem Fall ist aber mein soziales Netz noch ohne Schaden genommen zu haben vorhanden und das ist vermutlich der Unterschied.

Vielleicht zum "Trost": Ich "treibe" mich regelmäßig in Suchtforen herum und nehme das Thema sehr ernst, das ist auch so ne Art SHG, wenn auch vielleicht nur die Light-Version ;-)

Die Zeit wird zeigen, ob ich langfristig ohne echte SHG auskomme, ich verspreche Dir aber, das ich mich sofort einer solchen anschließe, wenn ich es nicht schaffen sollte.

Falls ich es aber doch schaffe, wirst Du bestimmt sowieso sagen, "naja der war ja nicht spielsüchtig..." ;-)

Gruss
Hase

Hase
26.10.2004, 00:14
Nichname,

sorry dass die Diskussion hier etwas abgedriftet ist...

Ich wollte Dir eigentlich noch sagen, das es bei mir zwar keine Automaten waren, aber die langsam fortschreitende Sucht bereits nach wenigen Wochen eingesetzt hat. Es musste
dann noch 3 Monaten dauern, bis ich aufgrund eines Schlüsselerlebnisses aufgewacht bin.

Ich rate Dir, höre auf, bevor die Folgen noch schlimmer werden ! Erspare Dir das Leid, das Du hier und anderswo nachlesen kannst. Spielsucht ist ein ernstzunehmendes Problem, wie die Sucht nach einer harten Droge. Mach was gegen Dein Problem, bevor es Dich besiegt.

Ich wünsche Dir Kraft und alles Gute !!

Gruss
Hase

Rudi
26.10.2004, 08:24
Hallo Hase !
Es geht mir nicht darum, Recht zu haben oder nicht.
Aber es geht mir darum ,Nick einen machbaren Weg zu zeigen.
Was sich hier jedoch auftut ist doch die Rechthaberei, die wir Spieler so gerne als Verhalten beweisen.
Oder wo sind denn deine Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen oder Therapien von denen du sagst, sie sind umgänglich ?
Das gro der Spieler spricht eine andere Sprache - haben eigene Erfahrung an Leib und Leben gemacht.
Du zappst dich von einen in das andere Forum, liest hier oder da und nimmst dir das, was in deinen Schema passt.
Es sind keine eigenen Erfahrungen, die du hier so sehr versuchst in den Vordergrund zu stellen.Es ist Besserwisserei in meinen Augen.
Du willst Spielsüchtigen Wege aufzeichnen und zweifelst an deiner eigenen Süchtigkeit.
Wenn es nicht so traurig wäre, müßte ich lachen.
Du hast in diesen Forum nicht mit Versuchskaninchen zu tun, sondern mit Menschen, die verzweifelt sind und auf Hilfe hoffen.
Du hast deine Forungserfahrungen - und bist seit kurzen spielfrei .Interessant wäre zu wissen, wie du dich fühlst - wie sehr du deine Umwelt versuchst was vorzuspielen - und wie weit du bereit bist, für DICH wirklich was zu tun.
Ich wünsche dir das finden deines Weges.
@ Nicko
Es ist nicht schön, das unser Thema so sehr abgedrivtet ist. Wenn du hier aus diesen Forum weitere erfahrene Spielsüchtige hörst, wird dir immer wieder nahegelegt, nimm dir Hilfe. Nimm sie in Form von Selbshilfegruppen , ambulanten und oder stationärer Therapie.
Es ist wirklich zu gefährlich und zu dumm Hilfe nicht anzunehmen. Du hast auch Verantwortung deiner Familie gegenüber - da darfst du nicht leichsinnig sein oder werden.
Es ist auch gut, das su hier im Forum den Austausch suchst. Mit Sicherheit wirst du noch so manchen guten Tip hören. Wie auch den von Stiven.
Wünsche dir, das du die Spielfreiheit erreichst.
Gute 24
Rudi

26.10.2004, 08:39
Lieber Rudi,

Du hast nichts von dem, was ich geschrieben habe verstanden... Schade, aber Hauptsache - und das meine ich ehrlich - Du schaffst Deinen Weg und hilfst dabei anderen, was Du ja mit Deiner SHG tust. Und davor habe ich grossen Respekt !

Gruss
Hase

Rudi
26.10.2004, 09:14
Hallo Hase !
Ich habe jedes Wort verstanden, was du hier mitgeteilt hast.
Aber es geht doch nicht um mich. Es geht darum ,Nick aufzuzeigen, welche Hilfe es für ihn gibt - und jeden anderen Spielabhängingen.
Ganz einfach einen ersten Schritt aus der Spielsucht heraus aufzeichnen - und nicht derart auszuholen, das jemand der sich nicht in der Materie auskennt nur Bahnhof verstehen muß.
All das wird er mit Sicherheit im Laufe der Gruppenabende nach und nach erfahren.
Um über seine Sucht zu lernen und damit umzugehen ist die Selbsthilfegruppe nun einmal unerreicht. Egal, welchen Weg ich für mich genommen habe. Das ist eine Tatsache, die nicht verdreht werden darf.
Jemand zu sagen, der hier im Forum schreibt, weil er Hilfe braucht - aber hallo, es geht auch ohne diese Hilfe - finde ich eben nicht sehr glücklich.
Es ist ja durchaus möglich, das du den für dich machbaren Weg gefunden hast.Aber es ist und bleibt ein sehr vager Weg, der nicht empfehlenswert ist.
Das beweist für mich mein Umgang mit vielen suchtkranken Spielern - und auch mein eigener Werdegang.
Ich denke nicht, das du unseren Austausch persönlich nimmst -aber ich konnte deine These nicht so auf sich beruhen lassen - denn diese These birgt große Gefahren für Spielabhängige, die den ersten Schritt aus der Sucht machen wollen.
Die erhalten nämlich die Botschaft , ich brauche keine Therapie oder SHG - und das ist für 99 Prozent schlicht falsch.
In diesem Sinne wünsche ich dir auch weiterhin das dein Weg für dich der richtige bleibt.
Und wirklich alles GUTE
Rudi

Karl
26.10.2004, 09:17
Hallo Nick,

ich finde es toll, dass Du für Dich erkannt hast, dass das was Du treibest eine Sucht ist und Du Hilfe brauchst.

Ich finde es überhaupt nicht gut, dass Rudi und Hase sich darüber streiten, was denn der richtige Weg ist, daraus zu kommen. Genau wie man für sich die Entscheidung getroffen hat damit aufzuhören muß man auch selbst die Entscheidung treffen, welcher Weg der richtige ist. Fest steht, dass wir alle süchtig sind, aber leider können wir uns nicht von einem Arzt Blut abnehmen lassen, damit er dann die schwere unserer Krankheit bestimmt. Medikamente helfen da leider auch nicht, sondern wir müssen selbst an uns arbeiten und dann den richtigen Weg finden.
Wir sind doch alle individuell verschieden und so kann es doch auch nicht den einen richtigen Weg geben.

@Rudi

Rudi, du weißt, das für mich im Moment ein zentrales Thema ist, wohin ich mich orientiere, ich bin an einer Weggabelung angekommen und muß mich jetzt für mich entscheiden, welche Richtung ich einschlage. Ich weiß nur eins, auf keinen Fall zurück.

In der Selbstfindungsgruppe, die ich ein Mal in der Woche besuche erlebe ich zur Zeit, wie dort immer mehr Menschen Rückfallig werden. Einige haben auch schon stationäre oder ambulante Therapien hinter sich oder stehen kurz davor.

Ich nehme so viele Informationen auf, wie ich bekommen kann, verarbeite diese, spiegle die Erfahrungen an meiner eigenen Persönlichkeit und gehe dann MEINEN Weg.

Ich bin jedenfalls für mich sicher, dass ich bisher den für mich richtigen Weg gegangen bin.

1. Die Einsicht, dass ich Spieler bin
2. Therapeutischen Beistand durch Eintzelgespräche in der Suchtberatung

Karl
26.10.2004, 09:17
Hallo Nick,

ich finde es toll, dass Du für Dich erkannt hast, dass das was Du treibest eine Sucht ist und Du Hilfe brauchst.

Ich finde es überhaupt nicht gut, dass Rudi und Hase sich darüber streiten, was denn der richtige Weg ist, daraus zu kommen. Genau wie man für sich die Entscheidung getroffen hat damit aufzuhören muß man auch selbst die Entscheidung treffen, welcher Weg der richtige ist. Fest steht, dass wir alle süchtig sind, aber leider können wir uns nicht von einem Arzt Blut abnehmen lassen, damit er dann die schwere unserer Krankheit bestimmt. Medikamente helfen da leider auch nicht, sondern wir müssen selbst an uns arbeiten und dann den richtigen Weg finden.
Wir sind doch alle individuell verschieden und so kann es doch auch nicht den einen richtigen Weg geben.

@Rudi

Rudi, du weißt, das für mich im Moment ein zentrales Thema ist, wohin ich mich orientiere, ich bin an einer Weggabelung angekommen und muß mich jetzt für mich entscheiden, welche Richtung ich einschlage. Ich weiß nur eins, auf keinen Fall zurück.

In der Selbstfindungsgruppe, die ich ein Mal in der Woche besuche erlebe ich zur Zeit, wie dort immer mehr Menschen Rückfallig werden. Einige haben auch schon stationäre oder ambulante Therapien hinter sich oder stehen kurz davor.

Ich nehme so viele Informationen auf, wie ich bekommen kann, verarbeite diese, spiegle die Erfahrungen an meiner eigenen Persönlichkeit und gehe dann MEINEN Weg.

Ich bin jedenfalls für mich sicher, dass ich bisher den für mich richtigen Weg gegangen bin.

1. Die Einsicht, dass ich Spieler bin
2. Therapeutischen Beistand durch Eintzelgespräche in der Suchtberatung

Karl
26.10.2004, 09:35
sorry, wollte ich noch gar nicht abschicken, hatte auch noch nicht korrektur gelesen.

3. Offenheit gegenüber meiner Familie und Freunden
4. Besuch einer Selbstfindungsgruppe
5. Finanzielle Selbstbeschränkung

Erfahrungen mit einer SHG habe ich bisher noch nicht gemacht und da gibt es sicherlich auch Unterschiede, wie Du gestern im Chat gehört hast.

Für eine Therapie werde ich mich dann entscheiden, wenn ich selbst dahinter stehe.

@Rudi und Hase

Legt doch bitte Eure Steitigkeiten nieder, ihr wollt doch beide nur das eine, nicht mehr spielen und anderen helfen einen Weg zu finden. In Euren Beiträgen habt ihr viel richtiges geschrieben, was ich auch wieder für meinen Weg gebrauchen kann, aber ihr solltet damit aufhören, euch zu streiten, wer die längere Erfahrung hat und die größere Kompetenz besitzt, damit ist keinem geholfen.

Meine Erfahrung mit der suchtfreien Zeit beträt nur 2% meiner Spielzeit, trotzdem bin ich stolz auf meine 6 Monate spielfreie Zeit.


Allen schöne 24 Stunden

Karl

Hase
26.10.2004, 15:01
Hallo Karl,

Du hast völlig Recht, ein Streit wegen eines kleinen Meinungsunterschiedes ist absurd in Anbetracht der ernsthaftigkeit der Suchtprobleme von den meisten Besuchern hier.

Ich möchte das Thema auch gerne hiermit beenden, besonders weil ich Rudi gerade mit seinem letzten Beitrag in jeder Hinsicht nur zustimmen kann.

Es war auch nicht meine Absicht, jemandem meine Selbsterfahrung oder Meinung aufzudrängen oder meinen Weg als allgemeingültig hinzustellen - aber ich nehme an, das Forum hier dient zum freien Meinungsaustausch - daher war mein Beitrag als Denkanstoss gemeint. Ich glaube auch immer noch, das die ersten Schritte bei einem selbst anfangen müssen. Ob man dann zusätzliche Hilfe in Anspruch nimmt, ist sicherlich empfehlenswert und sinnvoll - aber wie die aussieht - das muss am Ende doch jeder für sich selbst entscheiden.

Gruss
Hase

Günther
26.10.2004, 17:43
@Hase

Ich möchte dir in dem Punkt, es zuerst einmal selbst zu versuchen, vollkommen zu. Wenn ich mir den Entschluß gefasst habe, so wie ich momentan, mit dem Spielen aufzuhören und auch meine anderen finanziellen Dinge (wie Börsenanlagen) jetzt auf eine sichere Seite bringen zu wollen, dann sollte man diesen Versuch wagen.

Ich habe vor über 11 Jahren mit dem Rauchen in ähnlicher Weise von einem Tag auf den anderen aufgehört - ganz ohne fremde Hilfe. Warum sollte ich es nicht auch beim Spielen schaffen? Und wenn es wirklich nicht funktioniert, kann ich noch immer Hilfe holen.

So wie du bin ich auch noch nicht soweit, dass ich durch das Spielen völlig pleite bin (obwohl ich einige tausend EURO verspielt habe), glaube aber trotzdem, dass ich spielsüchtig bin und vielleicht jetzt den Absprung noch rechtzeitig (ohne noch größere Schäden) schaffen kann.

Ich wünsche dir weiter alles Gute für deine spielfreie Zeit!Günther

@Nickname
Auch dir alles Gute und versuch es auf jeden Fall!

Nickname
27.10.2004, 07:59
Hallo Rudi,Hase, Karl, Stiven und Günther,

zunächst einmal möchte ich mich herzlich für die Ratschläge bedanken. Obwohl sich die Meinungen ( Hase und Rudi;-)
nicht 100 % ig deckten, habe ich mich tierisch über die diversen Ratschläge gefreut. Ich habe die Seiten ausdrucken lassen und mir daheim in aller Ruhe durchgelesen und mit Gedanken darüber gemacht. Alleine der einzige Gedanke, dass dir Leute helfen wollen hat mich echt heftigst gefreut. Also rübergekommen ist eure Botschaft auf alle Fälle. Finde es sehr interresant die Geschichte aus diversen Blickwinkel zu sehen.

Ich glaube das macht auch ein gutes Forum aus: Verschiedene Meinungen die von klasse Leute kommen.

Seit gut 2 Wochen war ich nicht spielen. Aber ich merke schon das ich mich auf Tag x freue, und zwar wenn ich wieder Futter für die undankbaren Automaten habe. Dieser Gedanke läßt mich ziemlich an meiner Selbstsicherheit zweifeln und macht mir angst. Aber den Tipp von Stiven, sich an die spielfreiezeit zu erinnern und merken, dass das Leben ohne das Spiel viel schöner und angenehmer ist, werde ich versuchen umzusetzen... wie all die anderen Schritte.


Vielen Dank nochmal für eure Hilfe. Wünsche euch alles Gute!

Nicko

Rudi
27.10.2004, 08:45
Hallo Nick !
Ich freue mich, das du trotz der wohl zeitweise etwas aus den Fugen geratenen Diskussion für dich etwas mitnehmen konntest.
Auch ich habe in dieser Diskussion wieder dazugelernt - obwohl schon etwas länger trocken. Gerade Ansichten, die sich nicht mit den eigens gemachten Erfahrungen decken, sind es, die einen zum anhalten und überdenken der eigenen Situation und Gegebenheiten ermuntern.Und das kann man nur positiv bewerten - auch wenn man sich innerhalb der Diskussion wohl auch mal übereifert.
Ein wichtiges Fazit für mich : Jeder hat das Recht auf eigene , inviduelle Versuche aus seiner Sucht zu gelangen, hat das Recht auf seine eigenen Erfahrungen und Fehler. Dieses Recht hatte ich auch für mich so in Anspruch genommem und auch schmerzhafte Erfahrungen machen müßen.
Ich denke, niemand lernt aus Fehlern oder Erfahrungen, die andere gemacht haben , jeder will seine eigenen Erfahrungen sammeln - wenn sie auch noch so weh tun. Manchmal sehe ich mich aufgefordert andere vor diesen Fehlern und Schmerzen zu bewahren...und sehe dann ein, die eigens gemachten Erfahrungen zählen kaum , jeder wird seine eigene Geschichte erleben müßen.
Einen Kind wird auch gesagt, fasse nicht den heißen Herd an - aber es will erfahren, was ist eigentlich heiß - und wird den Herd anfassen - irgendwann. Als Kind waren wir alle so - und haben uns als Erwachsener wohl kaum verändert. Wir schalten zwar unseren Verstand dazwischen - aber ausprobieren wollen wir trotzdem selbst.
Ich wünsche dir sehr, das du für Dich deinen Weg findest. Hilfe zur Begleitung wirst du finden und bekommen - wenn du sie willst.
Beim durchlesen der Einträge ist mir aufgefallen, das ich doch gelegentlich sehr emotionell war. Ich hoffe, ihr tragt es mir nicht nach - insbesondere Hase.
Euch allen viel Erfolg bei Euren Weg in die Spielfreiheit.
Alles Gute
Rudi

Karl
27.10.2004, 09:06
Hallo Günther,

Du glaubst, das Spielen aufzuhören ist genauso leicht wie der Zigarette den Rücken zu kehren.

Ich habe auch geraucht, hatte nie das Problem damit aufzuhören. Von 20 Reval am Tag habe ich das von heute auf morgen geschafft und über 10 Jahre nicht geraucht. Zur Zeit bin ich auch seit 15 Monaten rauchfrei.
Ich denke, das kann man nicht miteinander vergleichen. Wenn das Nikotin ein Mal aus dem Körper ist, muß man nur noch seine Gewohnheiten umstellen und mit festem Willen klappt es dann meist auch.
Die Spielsucht steckt aber in meinem Kopf und sie baut sich nicht wie das Nikotin bei Abstinenz einfach ab.
Hier muß ich schon massiv mein Bewußtsein verändern und ich bezweifel heute, dass dies aus eigener Kraft ohne fremde Hilfe möglich ist. Ich hatte es selbst versucht, mit starkem Willen ein Jahr durchgehalten, der Rückfall war dann aber um so schlimmer.

@ Nick
Wenn Du wirklich Schluß machen willst, sorge dafür, dass Du nicht an das erwartete Geld kommst. Ich hatte mir von meinem Besten Freund Geld geliehen, als ich dann selbst wieder welches bekam, habe ich es gleich verspielt, anstatt es meinem Freund zurückzugeben. Lass Dein Geld von jemanden verwalten, das ist einer der ersten Schritte, und den findest Du auch überall, in der SHG oder Therapie.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du es schaffst.

Schöne 24 Stunden

Karl

Hase
27.10.2004, 09:36
Hallo Nick,

es freut mich das die kontroverse Diskussion trotzdem auch etwas Gutes für Dich hatte.

Mach weiter auf Deinem Weg, und informiere Dich vielseitig, auch z.B. eine Suchtberatung tut nicht weh und kann Dir neue Einblicke und Hilfe verschaffen. Falls Du es wirklich alleine schaffen willst, musst Du Dich ständig selbst kontrollieren und immer wieder damit auseinandersetzen. Das ist sehr anstrengend und sicher hat demgegenüber eine SHG viele Vorteile. Vor allem aber musst Du ganz ehrlich mit Dir selbst sein. Es wird auch garantiert passieren, dass Du wieder an das Spielen denkst. Denke aber z.B. auch daran, wie Du Dich danach fühlen würdest.

Wenn Du selbst wirklich aufhören willst, wird Dir dazu keiner den Weg versperren und bedenke das andere Menschen Dich auf Deinem Weg unterstützen, wenn Du es zulässt. Auch ein Therapeut, eine SHG usw. sind kein Feindbild - sondern
werden Dich Deinem Ziel näher bringen. Ganz alleine mache ich das auch nicht, ich habe mich z.B. in meiner Umgebung ge-outet und werde von Familie und Freunden unterstützt. Diese Unterstützung und Kontrolle ist extrem wichtig.

Das Stichwort ist Verhaltensänderung. Wir Süchtige müssen lernen, die antrainierten Assoziationen, die positiven Gefühle die wir mit dem Spielen verbunden haben, abzulegen und die negativen Seiten in den Vordergrund zu heben. Man muss daran arbeiten, dass andere Dinge - die wirklich angenehm sind - diesen Platz einnehmen. Erinnere Dich auch daran, dass es mal eine Zeit gab, in der Du noch nicht gespielt hast. Versuche neue Wege zu gehen, finde heraus was Dir Spass macht und was vielleicht noch an unbekannten Fähigkeiten in Dir steckt. Kümmere Dich z.B. auch mehr um Deine Freunde, Familie und Mitmenschen, die Du bisher vernachlässigt hast.

Das hört sich natürlich alles sehr einfach an, ist es aber nicht. Aber wenn Du das Ziel nicht vor Augen verlierst und auf dem Weg bleibst, auch wenn es nicht immer leicht ist, wirst Du Dir ein neues Leben öffnen, für das es sich lohnt den Kampf gegen die Sucht zu führen.

Gruss
Hase

Günther
31.10.2004, 07:27
@Karl

Du hast vielleicht Recht, dass das Spielen aufhören schwerer ist als das mit dem Rauchen. Ich spiele jetzt erste seit rund einer Woche nicht mehr, habe mir auch das Restguthaben beim Wettbüro auszahlen lassen, spüre aber schon irgendwie ein Verlangen zu spielen.
Als ich den PC eingeschaltet habe, war meine erster Gedanke (und auch die Gewohnheit) auf die Site des Wettanbieters zu klicken.

Es ist ein eigenartiges Gefühl nicht nachschauen zu können, ob ich gewonnen habe oder nicht. Die Vorteile des Nichtspielens habe sich bei mir noch nicht in meinem Kopf festgesetzt. Ich versuche es aber trotzdem noch weiter und schau mal wie es mir dabei geht.

Grüße
Günther

Nickname
02.11.2004, 11:50
Hallo Ihr Lieben,

wollte mich mal wieder melden. Ich komme bis dato mit meiner
Spielsucht klar. Liegt vielleicht daran, das ich ohnehin kein Geld habe um spielen zu gehen. Werde erst in Bedrängnis geraten, wenn ich die Möglichkeit zum spielen erhalte. Ich denke aber, das ich dagegen steuern kann.

Einerseits finde ich meine Zeit, die ich in Spielstätten verbracht habe sehr sehr traurig, aber andererseits bin ich glücklich das mich die Spielsucht in jungen Jahren heimgesucht hat. Da ich keine Frau und Kinder habe die ich
versorgen muss, und somit keine anderen Familienmitglieder
so sehr geschadet habe, wie manch anderer Familienvater oder Mutter, sehe ich es als Warnschuss, das mich warnen möchte dieses Spiel nicht weiterzuspielen. Eins steht jedoch fest, ich bin und bleib Spielsüchtig. Liegt wahrscheinlich in den Genen. Bruder und Vater waren auch schon mal Spielsüchtig. Die haben es aber geschafft da rauszukommen. Warum soll ich es nicht schaffen?

Herzliche Grüße

Nicko