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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ins Gespräch kommen



czatre
14.11.2004, 22:43
Mein Mann ist ein patologischer Spieler oder Spielsüchtig, da gibt es wohl Unterschiede. Ich habe große Probleme mit ihm über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. Die finanziellen Dinge hat er mir übergeben, er ist der Meinung damit ist alles in Ordnung. Er scheint auch z.Zeit nicht zu spielen, wo mit auch? Kann mir jemand aus eigener Erfahrung raten. Ich möchte meine Ehe erhalten. Danke

Rudi
15.11.2004, 12:14
Hallo Czatre !
Welchen Namen ich das Kind auch gebe - ob pathologischer Spieler - oder spielsüchtig - es bleibt das gleiche Kind. Pathologisch sein bedeutet im eigentlichen Sinne auf einem bestimmten Gebiet entartet zu sein.
In gewisser Weise trifft das auf uns Spielsüchtigen wohl zu - und daher vermutlich auch die Bezeichnung pathologischer Spieler. Pathologisch bezeichnet man aber auch Brandstifter, die aus inneren Zwang handeln oder Menschen die an Kleptomanie leiden.
Alles das sind "Erkrankungen", die wohl fachliche Betreuung unumgänglich machen. Wenn dein Mann sich also pathologisch nennt, muß er auf der anderen Seite auch bereit sein, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die finanziellen Dinge in deinen Händen zu legen, ist aber ein sehr wichtiger Schritt in die Abstinenz. Ein Schritt, der uns Spielabhängingen immer besonders schwer fällt - weil dieser Schritt von uns Spielern als eine gewisse Entmündigung gefühlt wird.
Also spreche ich deinen Mann nicht ab, das er wirklich ernsthaft versucht, nicht mehr zu Spielen. Doch trotzdem bleibt das Zwanghafte - und der eigene Willen, ohne den gar nichts geht, reicht leider meißtens nicht aus . Von meinen Erfahrungen und Gefühlen her, müßte ich das Wort "meißtens" mit "immer" austauschen - aber das ist eine persönliche Meinung, über die ich schon einige Male schrieb - wenn du mehr darüber lesen willst, dann geh mal unter Günther, da habe ich diesen Satz begründet.
Ich glaube an Eure Zukunft, wenn dein Mann wirkliche Schritte unternimmt. Er sich Hilfe holt - zumindest durch eine Selbsthilfegruppe. Ob er eine ambulante oder stationäre Therapie bedarf, kann ich natürlich so einfach nicht sagen. Ratsam, sich fachliche Hilfe zu holen, ist es állemal - und Ansprechpartner findet er auf dieser Startseite.
Wenn du spürst. das er wirklich alles für seine Spielfreiheit tun will, habt ihr alle Möglichkeiten für Euch.
Wenn nicht, wird es eine sehr schwere Zukunft - die von vielen Angehörigen nicht ausgehalten wird - oder ausgehalten werden kann. Weil ein sozialer Abstieg beginnt, der die gesamte Familie mitreißt.
Ich wünsche dir sehr, das du deinen Partner dahingehend beeinflußen kannst, für sich Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Trotz dem Willen aufhören zu wollen, ist diese Hilfe zur Selbsthilfe zwingend erforderlich.
Alles Gute
Rudi

Karl
15.11.2004, 13:32
Hallo Czatre,

ich bin ebenfalls Spieler und seit nun mehr 6,5 Monaten trocken. Ich habe es auch nicht alleine geschafft. Vor 5 Jahren hatte ich es mal versucht, wie Dein Mann hatte ich das finanzielle in die Hände meiner Frau gegeben und dann versucht mich irgendwie abzulenken, damit ich nicht mehr ans Spielen denken musste. Ging auch einige Zeit gut, doch im nachhinein hat es nichts zu meinem Heilungsprozess beigetragen.
Als Spieler muß man an einigen Stellen sehr hart an sich arbeiten und das geht meist nicht alleine.

Hier ein Beispiel aus dem Behandlungsplan einer stationären Klinik:

-Zugrundeliegenden Konflikte erkennen
-Ängste, Zwänge und Depressionen reduzieren.
-Verhaltens- und Impulskontrolle verbessern.
-Erhöhung der Konfliktfähigkeit
-Verbesserung der Gefühlswahrnehmung
-Verbesserung der Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit.
-Erkennen und Verändern von Wahrnehmungsprozessen.
-Erhöhung von Genussfähigkeit
-Anbinden an Selbsthilfegrupen
-eine veränderte Einstellung zum Geld.

Aus meiner Sicht muß es nicht immer gleich eine stationäre oder ambulante Therapie sein. Ich habe regelmäßig Einzelgespräche und gehe in eine Gruppe, darüber hinaus beschäftige ich mich noch über den Chat, das Forum, und Informationen aus dem Internet mit dem Thema.
Stark eingebunden ist auch meine Familie und ich kann ihr und vor allem meiner Frau nur danken, dass sie mich nicht fallengelassen haben.
Wir haben unsere Ehe gerettet und sind zur Zeit sehr glücklich.
Ich hoffe Dein Mann findet auch den für ihn richtigen Weg, den er meiner Meinung und Erfahrung nach nicht alleine gehen kann.

Alles Gute

Karl