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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie Geld einteilen?



Heide
01.12.2004, 06:46
Mein Mann will keine Therapie machen. Er geht zwar seit einigen Wochen regelmäßig zu GA-Meetings, aber er will keine weitere Therapie, sondern es mal wieder `allein packen`. Das ist schon mal schiefgegangen, vor 20 Jahren, als es noch keine Therapien für Spielsüchtige gab. Meint Ihr, dass es auch ohne geht, hat das Chancen?
Er will auch wieder größere Summen Bargeld von unserem Konto haben. Da ich die alleinige Vollmacht darüber habe, kann ich darüber bestimmen, wie viel er in der Tasche hat oder auch nicht. Da er nebenher arbeitet und da auch Geld bar bekommt, möchte ich ihm eigentlich nicht noch mehr (und vor allem nicht so viel auf einmal) zur Verfügung stellen, sonst verzockt er wieder alles.
Wie geht ihr damit um? Sollen Süchtige Spieler überhaupt Bargeld dabei haben? Mein Mann ist erst seit 6 Wochen spielfrei (hoffe ich) und da ist man doch noch gar nicht Was soll ich machen?
Liebe Grüße
Heide

Heide
01.12.2004, 06:49
ein Wort fehlt in meinem Beitrag: nach sechs Wochen ist man doch noch gar nicht - trocken. Das sollte da stehen, nun steht es da.

Rudi
01.12.2004, 09:46
Hallo Heide,
nicht immer ist es erforderlich eine Therapie zu machen. Oft reicht tatsächlich der Besuch einer Spielerselbsthilfegruppe.
Chancen hat das nur, wenn dein Mann den tatsächlichen Willen hat, seine Sucht in den Griff zu bekommen.Allerdings sehe ich den bei deinen Mann nicht.
Denn der Wille aufzuhören wird sichtbar getragen durch Selbstdisziplin. Diese Selbstdisziplin wird bei Spielern deutlich, indem sie es sich sehr erschweren erneut bei dem Spiel zu landen. Hierzu gehört eine totale Offenheit, sowohl in der Gruppe, als auch zum Partner, wie auch der freiwillige Verzicht auf das Suchtmittel, das wir bei Spielabhängingen als Geld sehen müßen.
Es ist nicht nur ratsam, das der Betroffene für gewisse Zeit nur das notwendigste an Geld mit sich führen sollte,
er sollte auch den Verbleib des "notwendigen Geldes" erklären wollen und können. Das heißt, das auch die geringen Beträge durch freiwillige Kontrolle nachgehalten werden.
Das dein Mann keine Therapie macht, finde ich natürlich falsch. Denn die lange Zeit seiner Spielsucht läßt eigentlich nur diese Konsequenz zu. Alles andere ist m.e.
fadenscheinig und das öffnen bestimmter Hintertürchen ist fühlbar.
Gewiß kann man auch bei 6 Wochen schon von Trockenheit sprechen. Aber bestimmt nicht, ich habe das alles fest in der Hand. Glaube auch nicht, das seine Gruppe ihn das rät. Und wenn doch, ist es wohl nicht die richtige Gruppe für deinen Mann.Er steht ganz am Anfang - und wie gesagt, es scheint mir eher so, das er nicht voll hinter seiner Sache steht.
Es fehlt zuviel an Einsicht und Disziplin.
Für alle trockenen Spieler, mich eingeschloßen, war die Zeit der finanziellen Kontrolle die schwerste Zeit. Denn es kam, wenn auch von uns mitgetragen, einer Entmündigung für uns gleich.Also verständlich, das sich dein Mann dagegen wehrt - aber auch dadurch ersichtlich, das da in seiner Gruppe nicht genügend drauf hingearbeitet wird - oder er sich nichts von der Gruppe annimmt.
In diesem Fall ist noch gar nichts passiert - dann geht er nur zur Gruppe, um dich zu beruhigen.
Du solltest auf keinen Fall weitere finanzielle Zugeständnisse an deinen Mann machen. Er soll sich mal klar werden, wie lange er gezockt hat. Da will er in 6 Wochen soviel Abstand haben ? Das ist unmöglich.
Wäre schön von dir zu erfahren, ob du mit in die Gruppe gehst. Denn ich halte es für sehr wichtig, das auch der Angehörige da mit einbezogen wird.
Aber dazu werde ich mal ein paar Zeilen in einer neuen Rubrik texten.
Ich hoffe nur, das dein Mann eine größere Einsicht bekommt - das er sich nicht weiter der Therapie verschließt und wirklich anfängt an sich zu arbeiten.
Du mußt leider hart bleiben, zu deinen eigenen Schutz - und genau betrachtet schützt du auch ihn dadurch.
Ich denke, das wird eine harte Zeit für dich - du mußt trotz allem konsequent bleiben.
Lieben Gruß
Rudi

andreas
01.12.2004, 10:24
Hallo,
Ich weiß natürlich nichts über die Lebensumstände von Dir und Deinen Mann, gar die familiären Verhältnisse.
Als ich angefangen habe - mit dem Spielen auzuhören, führte ich auch immer noch mein Bargeld spazieren und ein und anderes Mal ging der Spaziergang in die Spielstätte - wieder. Aber auch mit einem Zwei - Mark - Stück in der Tasche baute ich einen realen Rückfall.
Geld in der Tasche beeinflußt alleine nicht das Spielverhalten.
Ehrlichkeit - sich selber gegenüber - und anderen ist der Schlüssel zum Erfolg der Spielabstinenz.
Ein Wunsch an Deinen Mann: Lastenausgleichmeetings in seiner Gemeinschaft (Eine Schriftliche Finanzielle Inventür der Aktiva und Passiva; Soll und Haben - die mit einem Freund durchgesprochen wird).
Das konnte ich auch in Anspruch nehmen, als ich Arbeitslos wurde - und (dadurch) meine Ehe scheiterte.
Heute plagen mich keine diffusen Sozialen Ängste mehr und ich bin Dankbar für meine Spielfreiheit.HEUTE!
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen
Andreas

Heide
01.12.2004, 11:30
Danke für Eure Antworten.
Rudi: ich gehe nicht mit in die GA-Meetings, da es hier in Bremen nur eine GA-Spielergruppe gibt und da kein einziger Angehöriger dabei ist. Ich fühle mich dort nicht zugehörig.
Auch ist mein Mann selbst ja auch dort, und ich hätte das Gefühl, nicht so ungehemmt erzählen zu können, wenn er dabei ist.
Andreas: was sind das für Lastenausgleichsmeetings? Was wird dort gemacht? Da blick ich nicht ganz durch. Hat man dann einen Freund in der GA-Gruppe, der da mit kontrolliert oder wie funktioniert das?
Liebe Grüße
Heide

andreas
03.12.2004, 16:09
Hallo Heidi,
Wie das Lastenausgleichmeeting so geht, weiß ich ehlich auch gar nicht so genau. Und so kann ich nur meine eigene Erfahrung einbringen: Nach Bewilligung und Beschluß der Gerichtskosten durch Scheidungsurteil - sowie der Folgekosten durch Umzug = Wohnungswechsel mußte ich meine Finanzen neu planen.
Wie hoch ist mein derzeitiger Kontostand, auch mit Schulden;
wieviele Einnahmen stehen mir per Monat zu.
Wie hopch sind meine Ausgaben für Miete, Stadtwerke,Telefon;
Lebenshaltungskosten, Fahrtkosten,
Versicherungen,
Tilungen von Krediten,
und besonders wichtig: Kultur: Kino, Theater, Bücher
aber auch Taschengeld.
Dieses soll gewissenhaft geprüft werden, ohne Bewertung (Wärst Du nicht Spielen gegangen, dann....!; Hättst Du doch eher aufgehört...)
Diese Inventur bezieht sich auf den heutigen Tag und soll auch gewissenhaft durchgeführt werden und gerade - bei notwendigen Kürzungen - Lebensfrohe Lebensbejaende Ausgaben nicht ausschließen sondern ausdrücklich begrüßen.
Ausgaben für z.B. Rauchen können natürlich gestrichen werden!!!
Da sehr viele "Alte Gewohnheiten" in dieser Inventur liegen ist es nach meiner Erkenntnis nur lösbar, wenn ein "Trockener - Freund" dabei Hilfe gibt.
Die Gruppe in Bremen verfügt über erfahrene Freunde, von denen ich auch Hilfe bekommen habe, !!!).
Schöne Grüße auch an Henning...
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen
Andreas