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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Thema "kontrolliertes Spielen" - Selbstversuch



Thomas
23.12.2004, 11:39
Hallo Claus, hallo Hotte, hallo Rudi
hallo, liebe Forumbesucher
Vielen Dank für die hilfreichen Antworten.

Spieldruck taucht(e) bei mir persönlich gar nicht so häufig auf, nach einigen abstinenten Tagen oder auch Wochen insbsondere kam dann manchmal ein Moment, in dem ich Lust verspürte. Ich hatte dann drei, vier Tage die Spielhalle aufgesucht, und dann natürlich meistens `ne Menge Geld verloren.

Ich bin jetzt eine Woche spielfrei und setze mich, nachdem ich mir über mein Spielverhalten im Klaren wurde, mit dem Thema intensiv auseinander; es tut gut zu hören, dass Ihr alle diesen Prozess erfolgreich hinter Euch habt.

Mich beschäftigt das Thema des "kontrollierten Spielens" als Baustein meiner Therapie. Indem man sich zwingt, nicht in die Spielhalle zu gehen, gewinnt dieser Ort natürlich auch eine gewisse Bedrohlichkeit, er ist zu meiden, stellt auch permanent den Ort dar, an dem man einen Rückfall haben kann. Anderseits ist es ja nicht der Ort, sondern ich selbst, von dem "Gefahr" ausgeht, wieder in ein altes Spielverhalten zu verhalten.

Diese Bedenken vor einem Rückfall, das muss ich zugeben, habe ich schon, zur Zeit ist mein Willen, nicht spielen zu wollen, glaube ich ziemlich stark, aber ich weiss nicht, ob die Stigmatisierung des Ortes und der Möglichkeiten zu spielen, wirklich die Ursachen meiner Spielsucht klären helfen

Ich habe mir dieser Tage überlegt, ob ich nicht - gerade weil ich mein Spielverhalten reflektiere und gewissermaßen als Selbstversuch - eine Spielhalle aufsuchen soll, um mit einem festgelegten Limit (20 EUR und 50 EUR in der Börse, EC-Karten daheim) zu spielen, a) um zu sehen, ob ich mich überhaupt unter Kontrolle halten kann (also mit vermutlich 30 EUR nach Hause gehe, was zu verkraften ist) und b) um mir den Ort als solchen zu vergegenwärtigen (ihn also von seinem "Schrecken" zu befreien) und mich mit anderen Spielern zu unterhalten.

Was meint Ihr?

Weihnachtliche Grüße
Thomas

Rudi
23.12.2004, 12:11
Hallo Thomas,
von mir hörst du ein klares Nein zu einem derartigen vorgehen. Ich denke derartige Anwandlungen hatten wir alle - bevor es dann endgültig Schluß war.
Was würdest du sagen, wenn ein alkoholkranker Mensch sich in die Kneipe stellt, um auszuprobieren ob er denn stark genug sei ? Besonders in seiner Stammkneipe, wo er immer feucht fröhlich gezecht hatte und gewiß den einen oder anderen Bekannten trifft, mit dem er sonst gesoffen hat.
Mit unserer Sucht liegt es fast genauso.
Wenn wir auch keine stoffgebundene Sucht haben, so werden in unseren Gehirn aber Botenstoffe freigesetzt, die uns Freude am Spiel vorgaukeln. Endophine - die bei manchen Spieler schon beim Gedanken am Spiel übermäßig ausgeschüttet werden. Dein Gedanke ist nicht mehr, als das du für dich ein Hintertürchen aufhalten willst, um doch weiter zu spielen.
Aber halbsüchtig geht nicht - es ist wie bei der Schwangerschaft - entweder man ist es oder nicht.Bekenne dich dazu - und vergiß nicht - wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Dieses alte Sprichwort sollten wir für uns beherzigen.Verwerfe den Gedanken mit kontrollierten Spiel - es klappt einfach nicht - deine Idee ist nicht neu und hat wohl jeder Spieler in seiner "Karriere" schon ausprobiert.
Deine Eintragungen zeigen alle, wie sehr du dich mit dem Thema befasst - lassen aber auch erkennen,das du noch nicht so sehr fest nie mehr spielen willst.Der Gedanke nie mehr Spielen zu können scheint dir sehr befremdend.
Es ist nachvollziehbar - für jeden Spielabhängingen.
Aber es ist der einzig machbare Weg.
Es bleibt auf Dauer gewiss nicht bei einen festgelegten Einsatz, es wird später Formen annehmen, die in diesem Forum ja reichlich beschrieben sind .
Jeder Spieler hält sich zwar für die rühmliche Ausnahme in dieser Sache - aber keiner war die Ausnahme. Ich denke du wirst sie leider auch nicht werden.
Eine Sucht ist nur mit aller konsequenz zu begegnen - ein sogenanntes Abspielen hat keinen Erfolg.
Lieben Gruß
Rudi

Thomas
23.12.2004, 14:07
Danke Rudi, du hast mich überzeugt, ich werde "den Selbstversuch" sein lassen. Ich habe ältere Forumbeiträge und auch einen Zeitungsbericht zu diesem Thema gelesen, die ja ziemlich präzise in Deine Richtung weisen ... Ein glücksspielfreies Leben ist ein freieres (befreiteres) Leben.

PS: Ich habe mich vielleicht an frühere Zeiten errinnert, wo mich diese Automaten weitestgehend kalt gelassen haben, und wenn ich mal an einer Imbißzude alle Jubeljahre 2 DM reingeworfen hatte, war es kein Problem noch nicht einmal ein sonderliches Glücksgefühl gewesen. Vielleicht rührt die Sehnsucht nach einem wieder unbefangenen Umgang aus den Rückerinnerungen.

Rudi
23.12.2004, 20:40
Hallo Thomas,
freue mich über deine Entscheidung.
Lieben gruß
rudi