PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Mann ...



Tini
02.06.2005, 21:21
Hallo an alle,
die Geschichte:
Ca. vor 2 Wochen kam mein Mann nachts nicht heim. Anrufen auf dem Handy + SMS >>> keine Antwort. Früh, war gerade beim Bäcker, war daheim eine SMS auf meinem Handy "Ich habe viel Geld verloren, hilf mir, ich trau mich nicht heim." Er kam dann ca. 9 Uhr. Nacht durchgemacht. Wenige Worte. Er war in der Spielhölle. Wieviel Geld verloren? Antwort: "Ca. 300,-- €." Ich war recht gefaßt. Antworten waren sehr karg. "Es ist wie eine Sucht. - An Geldautomaten gespielt. - Seit ca. eineinhalb Monaten. Bin froh, dass du es jetzt weißt. Jetzt weiß ich, dass ich damit aufhöre. Nicht jeden Tag war er in der Spielhölle. Gespräch war nicht sehr großartig, zwecks Geschocktheit von mir, Verpflichtungen am Tage, usw. Ich entdeckte Kontoauszüge von einer mir unbekannnten Bank. Fragte ihn was das für ein Konto ist. Keine Antwort, außer "auf dem Konto ist eh nichts mehr".
Paar Tage später entdeckte ich, dass ein Kredit bei dieser Bank von ihm aufgenommen wurde mit 5000,- €!!!. Weitere Anfrage bei ihm, was mit dem Konto ist. "Keine Lust darüber zu reden." Seit 2 Wochen warte ich auf seine Antwort. Plötzlich stürzt er sich in seine Arbeit. Hat abends keine Zeit mehr. Heute erneuter Versuch, dass er unsere Beziehung sehr stark gefährdet. Er:"Er hat viel zu tun und keine Muse mit mir zu reden und außderdem hat er eigentlich keine Lust mit mir zu reden, da ich immer so anklagend bin, und wenn ich dies wieder werde, geht er gleich ein Bier trinken." Morgen, Freitag, haben wir ein Gespräch vereinbart. Sehr witzig, dass eine "Terminvereinbarung" dazu notwendig ist. Könnt ihr mir sagen, wie ich mich verhalten soll? Falls ihr nähere Infos braucht, bitte fragen! Außerdem habe ich ihm gleich nach der durchzechten Nacht die Geldkarte von unserem einzigen Konto abgenommen, er hat keinen Zugang mehr. Bekommt nach Aufforderung Taschengeld. Keine Ahnung wie er den Kredit zurückzahlt.
vielen Dank im Voraus für eure Antwort!
Tini

Alexander
02.06.2005, 21:55
hi,

da ich deinen mann nicht kenne weiß ich auch nicht wirklich wie er ist, jedoch würde ich ihn nicht anklagen sondern mit einem offenen ohr und auch ein bischen verständnis mit ihm über alles reden und dann sofort darauf hinweisen das etwas dagegen unternommen werden muss. jetzt im moment, sollten es wirklich "nur" die 5000 euro gewesen sein, kann man alles noch retten, aber wenn es schlimmer wird dann kann es schon sehr sehr gefährlich werden.
frag ihn einfach mal warum er das gemacht hat, was ihm fehlt, warum er schwer verdientes geld einfach wegschmeißt???? was ist der grund. unzufriedenheit, keine freunde, keine erfüllung in der familie oder im job. es kann nicht sein das man in die spielhalle geht um zu gewinnen, das kann man nicht u. das weiß auch jeder von uns spielern. und wenn er das behauptet, frag ihn was er mit einem gewinn denn hätte kaufe wollen, und ob man sich dieses wünsche mit ein bischen sparen nicht auch erfüllen könnte. frag ihn diese fragen u. ich hoffe für dich er beantwortet sie dir und weist dich nicht ab. wenn er es nicht weiß dann vermute ich das er wirkilch hilfe braucht. in welcher form auch immer. jedenfalls darf er nicht erneut an geld kommen, denn wenn man es einmal gemacht hat, ist die gefahr ein weiteres mal so etwas zu tun sehr groß. spielen in jeder form ist sinnlos und zerstörrerisch, jedoch wir die spieler empfinden es als genuss und als spaß, obwohl wir wissen das wir unser leben damit aufs "spiel setzen" ich wünsche euch alles gute
alexander

Tini
02.06.2005, 22:11
Vielen Dank, lieber Alexander,
für deine schnelle Antwort. Ich muß auch sagen, dass ich NUN meinen Mann auch nicht mehr kenne... Grundsätzlich ist er einer, der alles mit sich selbst ausmacht, und erst, wenn alles geregelt ist, es "weiter gibt". ... Es ist im Moment dermaßen heftig für mich. Ich könnte noch viel erzählen, ... .erstmal dies ... und vielleicht ist jemand noch im forum ...

Alexander
02.06.2005, 22:23
hi, kein problem.

wenn dein mann nicht mehr zu erkennen ist, dann ist es wohl schon schlimmer, denn du darfst nicht vergessen das ihn sorgen, ängste und ein trieb nämlich der zum spielen veändern. jetzt ist es sehr schwer ihn davon zu überzeugen das er wahrscheinlich hilfe benötigt. bei mir hat es jahre gedauert es selbst einzugestehen u. bei den meisten spielern ist es damit auch erst soweit wenn fast alles oder sogar alles zu spät ist. ich würde erstmal auf jeden fall zu ihm stehen ihm zu hören sofern er mit dir redet und ihm fragen stellen so das er von allein darauf kommt das er ein großes problem hat. ein weiterr schritt um schlimmeres zu vermeiden ist auf jeden fall ihm nicht mehr die möglichkeit zu geben irgendwie an geld zu kommen, zumindestens nicht an das was deins ist u. das was der familie gehört. solltest du nicht weiterkommen geh zu einer beratungsstelle, die gibt es auch für angehörige. traurigerweise habe ich es soweit in meinem leben getrieben das meine mutter sich auch dort hilfe gesucht hat u. erst von dem punkt an habe ich keine hilfe mehr von ihr bekommen und musste plötzlich selber für meine fehler gerade stehen, was ich bis heute tue. es ist noch nicht alles verloren, da bin ich mir sicher. ich hoffe meine worte können dir ein bischen helfen.
liebe grüße
alexander

Tini
02.06.2005, 22:24
noch zu detaillierten Erklärung: keine Ahnung, ob das was für außenstehende hilft sich ein Bild von meinen Mann zu machen. Wir seit 7 Jahren zusammen (jetzt beide im Alter von 40 Jahren, ein Kind 3 Jahre). Ich seit 15 Jahren fest in der Arbeit, er noch nie bei einem Arbeitgeber länger als 3 Jahre. Seit über 2 Monaten als Versicherungsvertreter im Außendienst, da er im Innendiesnt nicht übernommen worde. Hat in den letzten 6 Wochen (hab ich auch erst jetzt geblickt) eigentlich fast gar nicht gemacht um Vertragsabschlüsse zu machen. Jetzt weiß ich, dass er mit ziemlicher Sicherheit in der Spielhölle verbracht hat. Nun hat er hoffentlich es geschnallt, dass dies nicht der Weg ist. Plötzlich ist er am rödeln, alle möglichen Abschlüsse (Versicherungsverträge zu machen). Er fühlt sich gut. Ansonsten hat er in den letzen Wochen so den Tagesablauf ... recht spät heimkommen ... und dann vor'm Fernseher.
Soll ich nun warten ob er selbst diesen Kredit anspricht? Oder soll ich etwas sagen?
Tini

Tini
02.06.2005, 22:45
Nun was wichtiges rechtliches.
Wie kann ich mich absichern, dass er nicht wieder einen Kredit aufnimmt? (Er verdient, ich arbeite Teilzeit wegen Kind). Gibt es irgendwie eine Möglichkeit, dass er keinen Kredit meht bekommt? Denn, wenn er denn Kredit nicht bezahlen kann, wird sein Gehalt, bzw. ein Teil davon einkassiert. Toll ... d.h. Rest der Familie muß dementasprechen auch wieder leiden. Also wie kann man dies verhindern?????????????????
Tini

Nicole
03.06.2005, 09:42
Guten Morgen Tini,

wie gut kann ich dich verstehen....
Versuch ein "aufrichtiges" Gespräch mit ihm zu führen.
Lade ihn ein, wirklich alles zu sagen.

Bitte ihn, dir seine Giro/EC-Karte zu geben.
Aber eigentl. ist das auch nicht sicher.
Ich habe es so gemacht, dass ich das Konto nicht mehr auf "Eheleute" habe laufen lassen, sondern nur noch mich als Kontoinhaber eintragen lassen habe.

Ich musste meinem Mann sogar den PersAusw abnehmen, denn er konnte ja zu jeder x-beliebigen Bank gehen u. sich dort ein Konto bzw. Kredite einrichten.

Ich wünsche dir Kraft
LG
Nicole

st
03.06.2005, 18:41
liebe tini
kotrolier deinen mann jeden tag
sprich ihn auf den kredit an ,
las dier jede woche die konto aus züge geben
und gib nicht nach,den irgendwan sind es keine
5000€ sondern 50000€
ich spreche aus erfahrung
ich habe es eingesehen spiele
seid einem halben jahr nicht mehr
wenn ich überlege wievil geld ich schon
verspield habe sind die 5000€ nichts
wünche auch dier das es klapt.
MFG.stfn

HRO
03.06.2005, 23:17
Hallo Tini....

Du kannst deinem Mann wahrscheinlich nur helfen wenn du ihm jegliche Möglichkeit nimmst an Geld zu kommen. Da du nicht weisst, wie ein Spieler tickt, weisst du auch sicherlich nicht wie kreativ man werden kann um wirklich an Geld zu kommen. Eine gesunde Portion Misstrauen ist meistens nicht unangebracht. Glaub mir, ich spreche aus eigener Erfahrung. Die Karte abnehmen ist der erste Schritt, die Idee mit dem PA ebenfalls. Dann jedenfalls kann er keinen neuen Kredit mehr aufnehmen um die Verluste wieder "rein zu holen". Mir persönlich hilft es mit wirklichen Freunden über mein Problem zu sprechen. Wenn ich viel alleine bin ist es ungleich schwerer nicht doch zocken zu gehen. Meine Ablenkung ist dann diese Seite und das Forum. Lass ihn aufschreiben wie er sich fühlt wenn er nach Hause kommt und weiss wieviel Geld er grade verzockt hat. Wenn einen dann die Sucht überkommt hilft es, sich sein selbst geschriebenes durchlesen zu können. Bei mir ist dann jedenfalls schnell das schlechte Gewissen wieder da und hindert mich daran erneut die schwer verdiente Kohle zu verballern.


Grüße aus HRO

Stefan

Gast
03.06.2005, 23:30
Zuerst sind es 300,-- Euro, die er dir gesteht - klar, ein Erklärungsbedarf besteht ja auch schließlich, wenn er die ganze Nacht nicht heimkommt.
Dann ein Konto, auf dem eh nichts mehr oben steht - gibt er zu, nachdem du es schwarz auf weiß hast
Dann ein Kredit mit 5.000 Euro - gibt er zu, nachdem du es herausgefunden hast
Du bist anklagend und deshalb will er nicht mit dir reden - Angriff ist die beste Verteidigung
Spieler sind Meister im Abschieben der Verantwortung!!! (Wie wohl alle Süchtigen)
Angehörige sind Meister im Übernehmen von Verantwortung!!
Du glaubst, er hat begriffen, dass das Spielen nichts bringt. Wenn er jetzt wie verrückt arbeitet, dann nicht um seine Schulden zu bezahlen, sondern um neue Spielschulden zu machen mit seinem soeben verdienten Geld.
Du willst dich schützen, damit du für dich und deine Kinder genug Geld hast?
Das klingt jetzt ziemlich hart, aber heute - mit meinen Erfahrungen - würde ich folgendes machen:
SOFORT einvernehmlich scheiden, eine Gütertrennung vereinbaren, bei der alles - außer seinen persönlichen Sachen - mir zugesprochen wird (der Exekutor darf nahezu alles mitnehmen, wenn du nicht eindeutig beweisen kannst, dass es dir gehört); eine Unterhaltszahlung für mich vereinbaren, bis ich finanz. wieder unabhängig bin (ich wollte wegen der Kinder auch nicht Vollzeit arbeiten gehen);
Die räumliche Trennung muss ja dann nicht unbedingt vollzogen werden. Das hängt dann von ihm ab.
Dann würde ich darauf bestehen, seine Karte und seinen Personalausweis zu bekommen, damit er sich nicht woanders ein Konto eröffnen kann bzw. Kredit nehmen kann. Die Karte würde ich bei einer Vertrauensperson hinterlegen, damit er sie nicht finden kann. Außer Taschengeld, kein Geld!!! Ich würde alle Verwandten und Bekannten informieren, damit nicht auch noch Privatschulden entstehen. (Noch besser: er soll sie informieren - die Verantwortung an ihm abgeben, aber zur Kontrolle dabei sein)
Ist er dazu nicht bereit, fehlt ihm die Einsicht. Dann würde ich mich - aus heutiger Sicht - SOFORT trennen. Die Option wieder zusammen zu gehen, so bald er ein entsprechendes Problembewusstsein entwickelt hat und bereit ist therapeut. Hilfe in Anspruch zu nehmen, kann ja durchaus bestehen bleiben.

Und ich würde viel konsequenter sein, als ich es all die Jahre war. Sicher er hat nicht direkt Geld von mir bekommen, aber indirekt (das Leben habe größtenteils ich finanziert, Urlaube etc.)

Ich würde ... ich wollte, ich hätte es getan!! Nach 13 Jahre Angehörige eines Spielers habe ich eines gelernt:
Ich habe nichts anderes getan, als das Problem zu verlängern. Hätte ich mich - trotz aller Zweifel, wegen ein "bißchen Verdacht und Vermutungen" - gleich scheiden lassen, dann wäre von Anfang an klar gewesen: Entweder ich und die Kinder oder das Spielen.
Aber so: Jahrelang Verständnis, Verzweiflung, Hoffnung und wieder Vertrauensbruch und Lügen (die ich viel schlimmer empfinde als die finanz. Seite). Und die Konsequenz (ich hatte natürlich auch die Karte und glaubte, es so kontrollieren zu können) ist auch nicht immer so einfach. Es ist mühsam, immer für alle finanz. Belange verantwortlich zu sein, es ist mühsam, immer wieder auf neue Tricks draufzukommen und denen einen Riegel vorzuschieben.
Für meine Kinder denke ich heute: Besser eine finanz. unabhängige Mutter mit Vollzeitjob, die den Kopf ansonsten frei hat, als eine mit Teilzeit und einem Kopf, der immer wieder von einem Spielsüchtigen besetzt ist.
Und noch etwas: Leider habe ich jetzt den Namen des Mannes vergessen, der dafür plädiert Verständnis zu zeigen, und den Tipp abgibt, nachzufragen, was denn der Grund für sein Spielen ist. Dazu muss ich auch noch meinen Senf abgeben:
Du bist seine Frau, nicht seine Therapeutin. Wenn er von sich aus reden will, dann höre ihm zu, aber es nicht deine Aufgabe, ihn zum Reden zu bringen, ihn zur Lösung seiner Probleme hinzuführen,in seiner Kindheit herumzustochern oder seine Gründe fürs Spielen zu finden. Das sollen professionelle HelferInnen tun. Es sollte reichen, dass du ihm einen Grund für das Aufhören gibst: Entweder du und die Kinder oder das Spiel.

Noch ein Tipp: Ich habe immer wieder Tagebuch geschrieben und dabei einen Fehler gemacht: Ich habe nicht zurückgeblättert. Jetzt wo ich vor der Trennung stehe, habe ich es getan, mit viel Tränen und Schmerz und mit der Erkenntnis, dass ich auch immer wieder nicht wahrhaben wollte und verleugnet habe. Hätte ich früher zurückgeblättert, wäre mein Reifungsprozess und die Erkenntnis, dass er keinen Grund hat, irgendetwas zu ändern, wohl früher gekommen ...

Ich bin heute in vielen einschlägigen Foren als Gastleserin gewesen, um mich in meiner Entscheidung zu bestätigen. Würde ich nochmals vor der Wahl stehen: Es wäre mir egal, ob er in 10, 15 oder 20 Jahren spielfrei wird, es ist mein Leben, und ich habe keine Lust so viele Jahre davon zu vergeuden. Entweder sofort aufhören und Therapie oder Trennung.

Liebe Grüße
Monika

nordtstern
04.06.2005, 11:48
harter Tobak, aber wenns nicht anders geht, wohl die beste
Lösung für einen Angehörigen.
War bei mir Gott sei Dank nicht notwendig, jetzt 3J. spielfrei,ich bleib auf der Hut....

Eva42
04.06.2005, 16:17
liebe Tini,
ich bin Spielerin und seit 6 Monaten abstinent.(Damit auch Du weisst, mit wem Du es zu tun hast..)
Es sind sehr harte Worte, die Dir Monika schreibt und irgendwie glaube ich nicht, dass Du so schnell so hart reagieren kannst und willst. In vielen Dingen gebe ich ihr recht und vielleicht passen ihre Ratschläge auf viele von uns Spielern.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nach fast 20 Jahren die ich mit Unterbrechungen gespielt habe....und dies auch fast genauso lange verheimlichen konnte, Gott sei Dank einen Weg gefunden habe, der mich auf den Weg gebracht hat, an dem ich mich nun seit 6 Monaten befinde. Totale Absage ans Spielen!

Der Punkt, an dem ich heute angekommen bin, wäre wohl noch in weiter Entfernung, hätte ich nicht viel Kraft und Unterstützung in einer Spielergruppe und parallel dazu in einer Therapie gefunden. Ich bin überzeugt davon, dass ich es alleine niemals so weit wie heute geschafft hätte.

Auch von mir jetzt nun ein paar Tips:
Ich würde an Deiner Stelle Deinem Mann ANBIETEN, seine Scheckkarte zu verwalten, denn ich weiss aus Erfahrung, dass das nur etwas bringt, wenn man dies freiwillig tut.Mit anderen Worten, SELBST erkannt hat, dass man bei Null ist und es ohne Hilfe nicht mehr schafft...dazu gehört auch die Verwaltung des Personalausweises.(Kredite etc...).Sollte Dein Mann persönlich bei seiner Hausbank bekannt sein, so bekommt er dort auch Geld ohne Personalausweis und auch das solltest Du wissen.Dies lässt sich allerdings nicht endlos so betreiben.
glaube mir, man wird erfinderisch in der Geldbeschaffung und Du wirst wohl niemals eine völlige Kontrolle erreichen können.
Ich wünsche Dir sehr, dass Dein Mann erkannt hat , dass er süchtig ist und etwas unternimmt.Ich denke der erste und beste Tip, den ich Dir für ihn und letztlich auch für Dich geben kann, ist der Besuch einer Spielergruppe UND eine Therapie!

Ich wünsche Euch beiden viel Kraft!

Eva

Eva 42
04.06.2005, 16:21
das hatte ich vergessen....wenn Du Lust und Zeit hast, dann komm doch morgen in den chat, ich werde um 11 Uhr vormittag da sein.

Eva

Gast
06.06.2005, 14:11
Liebe Tini,
vielleicht noch ein paar Worte:
Ich habe geschrieben: "Es klingt hart" und die Betonung für mich liegt auf "klingen". Nochmals: bin überzeugt, dass ich das Problem damit nur verlängert habe. Ich denke auch dass Eva/Evi (?), keine 20 Jahre gebraucht hätte, um 6 Monate spielfrei zu werden, hätte sie eben nicht diese Unterstützung gehabt. Manche sagen dazu "fallen-lassen", ich sage "los-lassen". Moralische Unterstützung gut und schön, aber ein erwachsener Mensch sollte fähig sein, sein Leben alleine zu meistern. Es liegt in seiner Verantwortung, und: Er hat die Wahl. Er kann jedesmal die Entscheidung treffen: Spielen oder nicht spielen. Wenn er weiß, dass er jedesmal sowieso irgendwie aufgefangen wird, wie wird dann wohl die Entscheidung ausfallen?
Außerdem: Es war kein Tipp, dich scheiden zu lassen, weil ich nicht glaube, dass man/frau das sofort durchziehen kann, wenn man/frau gerade davon erfahren hat und ohnehin das Gefühl hat, es wird dir der Boden unter den Füßen weggezogen. Es ist nur das, was ich aus heutiger Sicht tun würde, wenn ich nochmals - mit meinem jetzigen Wissen - vor so einer Situation stehe. Und eine Scheidung mit Gütertrennung und vorläufig ohne räumliche Trennung hat einfach den Vorteil, sich wenigstens finanziell aus allem raushalten zu können, was vor allem dann extrem wichtig ist, wenn Kinder da sind, für die man/frau auch noch verantwortlich ist. Weil, dass werden wohl alle Spielsüchtigen zugeben: Auch ohne Karte kann man immer Geld aufstellen. Ich habe seit Jahren seine Karte, trotzdem hat er einen Kredit für Euro 36.000,--, seit Jahren Privatschulden, von denen mittlerweile ohnhehin niemand mehr an die Rückzahlung glaubt, Freunde verloren, ...
Na gut, ich wünsche dir eine gute Entscheidung
lg
Monika

die-alte
06.06.2005, 20:13
Hallo, ihr!

Ich kann euch alle verstehen und versuche gerade, meine Gefühle zu sortieren. Mein Mann ist nach über 2 Jahren wieder rückfällig geworden.
Auch wenn ich weiß, dass für alle Süchtigen gilt, die nächsten 24 Stunden zu überstehen, und das bestimmt schwierig ist, kann ich nur müde lächeln, wenn jemand schreibt, "seit 6 Monaten spielfrei". Sorry!
Ich hatte gerade ein wenig Vertrauen zurückgewonnen, wollte nicht andauert fragen, wie geht es dir mit deiner Sucht ..., wie kommst du finanziell klar ...

Und dann wieder dieser Schlag in die Magengrube.

Seit Tagen laufe ich mit Bauchschmerzen durch die Gegend, weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Er wollte sich schon eine Wohnung angesehen, weil er sich wohl schon länger vorgenommen hatte, mir vom Rückfall zu erzählen.
Ihm geht es jetzt besser, ist erleichtert, ich nicht. Im Gegenteil: Hab wieder das Gefühl, die ganze Verantwortung lastet auf meinen Schultern.

Ich konnte ihn nicht rausschmeißen, da ich voll berufstätig bin und wir ein 6jähriges Kind haben. Wie soll ich das sofort organisieren? Will ich es überhaupt? Er ist ein toller Vater!

Ich fühle mich von meinen Gefühlen immer nur hin- und hergeschmissen.

Zum Schluss hab ich noch eine Frage, die wahrscheinlich eher ein Süchtiger/ eine Süchtige beantworten kann: Absolut spielfrei sein - was heißt das??

Ich frage, weil mein Mann seit Jahren in einer festen Runde Doppelkopf um Geld spielt (nur kleine Beträge). Kann es sein, dass dieses Spielen seine Sucht, sein Verlangen immer am Glühen gehalten hat???? Darf er jetzt nie mehr irgendetwas spielen? Oder ist das völlig übertrieben? Oder ist es bei jedem anders??
Ich habe es jetzt erst einmal zur Bedingung gemacht, dass er aufhören muss, bis Therapeuten etwas anderes sagen, auch wenn ich damit einen Fehler mache.

Ich freue mich über Reaktionen und würde mich gerne mit jemandem im Chat unterhalten.

Danke und viele Grüße, die-alte

Rudi
07.06.2005, 12:40
Hallo,
ich bin Spieler und seit einigen Jahren abstinent.
Lebe in einer wirkilich guten Partnerschaft - und zweifellos hatte diese Beziehung ihre harte Bewährungsprobe auf Grund meiner Spielsucht.
Und gerade der Eintrag von Tini zeigt viele Paralellen zu meiner eigenen Geschichte.
Ich stelle fest, das viele Mitbetroffene nach dem ersten Erkennen der Spielsucht ihres Partners kaum reagieren. Der Spieler wird sogar noch gedeckt und ein ultimatives Handeln und Fordern findet nicht statt. Ebenso wird sich auch keine Information geholt, was Spielsucht wirklich bedeutet - meißtens erst dann, wenn der Mitbetroffene schon selbst zahlreiche schmerzhafte Erfahrungen gesammelt hat.
Was Monika schreibt, kann ich nachvollziehen, auch wenn es sehr hart klingt. Es gibt wirklich nur die Alternative aufhören mit dem Spiel - oder Trennung.
Unternimmt der Spieler nichts, seine Sucht in den Griff zu bekommen, wird diese Sucht die Familie zerstören.
Nicht nur die finanziellle Basis, sondern auch Vertrauen, Liebe und Gemeinsamkeit.
Was ist aber eine Partnerschaft noch wert, wenn diese für eine Beziehung elementaren Punkte fehlen ? Nichts - gar nichts.
Nein, niemand kann einen Spielsüchtigen zwingen aufzuhören. Es muß aus ihm selbst kommen. Aber als Angehöriger kann man der Grund sein, das der Spielkranke aufhören will. Kann ich als Partner nicht dieser Grund sein, warum auch immer, habe ich in erster Linie an mich selbst und den Mir anvertrauten Personen ( Kinder ) zu denken. Hier habe ich meine ganze Verantwortung hinein zu legen.
Will der Suchtkranke weiterhin den Kreis seiner Lieben angehören, wird er für sich handeln.
Wenn nicht - gibt es keinen gemeinsamen Weg.
Lieben Gruß
Rudi

wilhelm
07.06.2005, 18:38
@ die -alte

Hi,
nicht wirklich einfach, deine Frage zu beantworten. Sicherlich muss man mehr über die Struktur des Scuhtverhaltens deines Mannes kennen, um das auch nur in Ansätzen beurteilen zu können.

Es gibt Spieler, auf die jegliche Form des Glücksspiels so "anziehend" wirkt, dass sie in ein pathologisches Spielverhalten fallen. Ich persönlich halte dies aber für eine eher selten ausgeprägte Form der Glücksspielsucht. Wenn man davon ausgeht, dass pathologisches Spielen für eine ganze Weile mehr eine Reaktion auf andere "Defizite" darstellt und sich dann erst im Laufe der Zeit völlig von den ehemaligen (oder auch immer noch andauernden) Ursachen löst und sich als Sucht völlig verselbstständigt, so führt nicht jede Form des Glücksspiels zum gleichen dauerhaften Suchtverhalten. Der gänzlich andere Aufbau

- eines Kartenspieles (die Zuteilung der Karten ist ein reines Glücksspiel, jedoch benötigt man Wissen und genaue Kenntnisse , um wirklich Spielen zu können) im Vergleich

- zum Roulette-Tisch (Ausliefern an eine bei korrekter Ausführung völlige Zufallsentscheidung mit zwar mathematisch berechenbar möglichen, allerdings letztlich immer ungüstigen Gewinnchancen für den Spieler)

- oder dem Automatenspiel (völlige Abhängigkeit von der Programmierung, keine Zufallsentscheidung, eine Auszahlquote von nur 60 % führt zwangsläufig immer zum Totalverlust bei entsprechend langer Spieldauer, das Ganze von aufwendigen Licht - und Tonsignalen begleitet)

befriedigt jeweils ganz unterschiedliche "Glücksspielbedürfnisse". Aus meiner Erfahrung heraus konzentrieren sich Spieler auf eine oder wenige Formen des Glücksspiels (neben den drei genannten gibt`s ja noch vielfältige andere Spielarten). Es ist möglich aber eher unwahrscheinlich, dass ein Spieler auf alle Formen des Glücksspiels mit gleichem Suchtverhalten reagiert, da jeweils andere Impulse vom Spiel ausgehen und andere Bedürfnisse scheinbar befriedigt werden.

Jetzt muss die Frage kommen, woher soll man denn nun wissen, was "verträglich" ist und was nicht, schließlich kann "Ausprobieren" nicht in Frage kommen. Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass tatsächlich das Einsetzen von Geld und das entsprechende Risiko eines Verlustes die eigentliche Sucht deines Mannes darstellen, was dann aber jegliche Form des Glücksspiels auf Dauer zum Problem macht.

Ich denke, letztlich könnte dies nur in einer längeren fachlichen Beratung/Begleitung geklärt werden (wenn überhaupt). Deine Reaktion, ein Ende der Kartenspielrunde zu fordern, halte ich auf jeden Fall zunächst einmal für richtig. Da dein Mann dir ja auch einiges an Mühe schuldig ist, dürfte er deine Ängste auch verstehen.

Sollte er tatsächlich ein Problem damit haben, vorläufig nicht mehr Karten zu spielen - nun, damit wäre dann auch alles gesagt.

Alles Gut und viele Grüße

Wilhelm

Andy
07.06.2005, 19:30
Hallo zusammen,
möchte mich den Zeilen von Rudi und Monika voll und ganz anschließen,entweder sofort aufhören oder Trennung.
Bin selbst von einer früheren Partnerin mit der ich viele Jahre glücklich war vor die Wahl gestellt worden.Habe ihr alles versprochen,nur das sie beim mir bleibt,hat leider nur 14 Tage gehalten dann habe ich wieder angefangen zu spielen.
Zwei Tage später ist sie mit ihren Sachen ausgezogen.Und nicht wieder zurückgekommen.
Diese Geschichte habe ich lange bitter bereut,in meinem Fall hat es nichts gebracht weil ich weiter gespielt habe sobald Geld aufgetrieben war.So wie bei mir wird es nicht in allen Fällen ausgehen,aber eine große Zahl besteht.
Hallo "die-alte",
zu Deiner Frage mit dem Doppelkopfspielen um kleine Beträge,-ich habe mit 3 Kollegen in der Mittagspause immer Knack oder 31 gespielt,einsatz 3 Euro pro Person,ich wollte mit Gewalt jedesmal diesen mickerigen Pott mit 9 Euro von den anderen gewinnen,war Nervös als wäre ich vorm Automaten in der Spielhalle.Wegen 9 Euro was für ein Spieler keine Summe ist,war ich fix und fertig.Glaube das sich bei anderen Spielern die selben anzeichen wieder finden,auch wenn sie nicht mehr zum zocken in die Spielhalle gehen,deswegen sollte Dein Mann garn nichts mehr um Geld spielen,auch kein Mau Mau um 50 Cent.
Wünsche Dir viel Kraft mit Deinem Mann.
Gruß Andy

die-alte
07.06.2005, 20:01
Hallo, Andy!!
Danke für deine Anwort.

Dann habe ich es ja wohl richtig eingeschätzt.

Ob er sich wohl damit abfinden kann??

Wieder heißt es nur: Abwarten!!

Rudi
08.06.2005, 10:37
Das ist wohl eine These, deren Verwirklichung für mich nie im Betracht kam.
Es ist in meinen Augen auch nichts verkehrtes, im normalen Umfang zu spielen. Das ist eigentlich ein Bedürfnis, welches in jedem Menschen liegt.
Als Kinder schon haben wir uns im Spiel erfahren - und als Erwachsene benötigen wir es weiterhin zur Entspannung und Belebung des Alltags.
Worauf verzichtet werden muß, ist der Einsatz von Geld,
wobei ich sagen will, das ich eine Einzahlung von kleinen Beträgen in einer Gruppenkasse für das Ansparen eines gemütlichen Abends oder einer Fahrt akzeptiere.
Ein Gesellschaftsspiel - auch Kartenspiele wie z.B. Skat, hatte bei mir nie ein Suchtverhalten hervorgerufen.
Normales Spiel ist auch ein Stück Lebensfreude, was es gilt zu erhalten.Es ist nichts verwerfliches.
Wir als Spieler haben den Hang zu übertreiben. Wir suchen immer den Kick im Spiel. Das unbedingte gewinnen wollen -
die übersteigerte Emotionen wenn wir ein Spiel verlieren - das können wir nicht so stehen lassen und versuchen es gleich vom Neuen. Möglichst mit doppelten Einsatz.
Wir müßen uns prüfen, wo wir diesen "Kick" unterliegen und diese Spiele für uns als nicht spielbar bezeichnen.
Ja, ich halte es für falsch NICHTS mehr zu spielen - aber wir als Suchtkranke müßen uns selbst beobachten - wie gehe ich in einen Gesellschaftsspiel mit den Mitspielern um - ist es nötig so viel Ehrgeiz in den Gewinn eines Spieles zu setzen, das ich die Welt um mich herum vergesse ?
Es äußert sich dann auch in Beschimpfungen an meinen Mitspielern - aber die kennen mich ja - und akzeptieren es weitgehend.Diese Art des Spiels empfinde ich als schon krankhaft.
Aber ich denke das wir im Laufe der Zeit in diesem Punkt schon eine Normalisierung unseres Verhaltens erreichen.
Wenn wir lernen uns selbst zu beobachten und zu reflektieren, können wir das bei uns übersteigerte Verhalten bei Gesellschaftsspielen in den Griff bekommen - ohne auf diese auch für die Familie wichtige Spiele zu verzichten.
Lieben Gruß
Rudi

Ute
09.06.2005, 20:35
Danke für die Antworten.

Die Bestätigung, dass ich nicht zu hart reagiert habe, als cih ihm die Bedingung stellte, tut gut. Ich habe auch ein gutes Gefühl dabei und er akzeptiert es ja auch. mal schauen, wie es ihm morgen geht, wenn er weiß, dass die anderen jetzt in gemütlicher Runde zusammensitzen ....
Noch nervöser??

Schönen Abend noch, Ute

Monika
09.06.2005, 21:54
Ende mit Schrecken ...
Liebe Ute,
ich habe gerade beim Thema "Ende mit Schrecken ..." ein paar Zeilen an dich gerichtet. Nur so kurz zum Nachdenken: Was hindert deinen Mann daran, den Kindern auch nach einer Trennung ein toller Vater zu sein? Plagen dich da die selben Ängste wie mich (keine Zeit für die Kinder, weil er spielen muss)?
Würde mich echt interessieren, weil ich bemerkt habe, dass hier im Forum sehr schnell mit der Diagnose "Co-Abhängig" herumgeworfen wird. Ich glaube - zumindest bei mir war das so und ich bin sicher nicht die einzige - dass halt auch manchmal praktische Gründe dafür sprechen, sich nicht zu trennen.
So lange ich noch meine befristete Stelle habe, muss ich mir für 3 - 4 Tage in der Woche vorsichtshalber jmd. auf Abruf für die Kinder organisieren, falls mein zukünftiger Ex mich bzw. die Kinder hängen lässt. Das ist nicht so einfach und ich habe dabei z.B. den Vorteil, dass meine Kinder schon fast 9 und 11 Jahre sind und auch schon einmal ein paar Stunden alleine sein können (auch wenn ich weiß, dass sie dann nur vor den Fernseher hocken werden). Aber so lange das nur hin und wieder passiert ...
lg
Monika

Ute
10.06.2005, 19:59
Hallo, Monika!

Ja, ganz besonders im Vordergrund stehen praktische Gründe.
Ich bin Alleinverdienende, unser Sohn ist erst 6 und mein Mann ist Hausmann, regelt Kiga, Haushalt und Co.

Ich habe so spontan nicht die geringste Ahnung, wie ich Beruf und Kind unter einen Hut kriegen sollte.
Andererseits leide ich scheinbar noch nicht so lange wie andere hier, und wie du. Obwohl die Gefühle bestimmt die selben sind.
Ich will es noch einmal versuchen, das habe ich beim letzten Mal aber auch gesagt, und deshalb dachte er auch, ich würde ihn nun tatsächlich gleich rausschmeißen.

Er sagt selbst, er würde nicht kriminell werden und auch nichts bei anderen leihen. Einen Kredit aufnehmen kann er nicht, weil er schon einen ewig alten Schufa-Eintrag hat. ZUM GLÜCK! (Aber ich muss das auch alles immer wieder glauben und das fällt mir schwer.)

Bis bald, Ute



AN RUDI!

Es geht ja nicht nur ums "normale" Spielen, sondern um das Geld, das dabei im Einsatz ist, auch wenn es nur kleine Summen sind.
Und mein Mann ist noch nicht so weit, seinen Karten-Freunden zu sagen, was er für ein Problem hat.
Also spielt er erst mal gar nicht mehr.

Frage: Wie und wann hast du deinen "Nächsten" von deiner Sucht erzählt??

Gehört es vielleicht zur Therapie, das zu schaffen, zu sagen: Ich bin süchtig!?


Danke für die Antwort. Ute

Rudi
11.06.2005, 11:56
Hallo Ute,
es ist wohl unumgänglich sich selbst die Sucht einzugestehen, um den Kreislauf zu durchbrechen.
Die Selbsterkenntnis ist die Voraussetzung an sich zu arbeiten, den Willen aufzubauen, nicht mehr zu zocken.
Erkenntnis, das meine Spielveranlagung den normalen Rahmen sprengt hatte ich schon ziemlich früh.
Darüber mit Irgendjemand zu sprechen, oder mich gar zu outen, lag damals nicht in meinen Sinn. Habe mehrfach versucht es allein zu schaffen - und einmal ging es sogar 3 Jahre gut. Dennoch holte mich die Sucht wieder ein - und ich spielte exsessiver als vorher.
Ich versuchte lange, meine Spielsucht zu verbergen - und es gelang mir auch ziemlich lange. Daher sind Ausreden und Lügen für mich auch keine Fremdwörter. Wie schon von Euch richtig erkannt, sind Spieler gute Schauspieler, wenn es gilt ihren wirklich großen Schwachpunkt zu verbergen.
Da war ich keine Ausnahme.
Reinen Tisch machte ich erst, als ich meine Lügengeschichten nicht mehr aufrecht halten konnte.
Anlass war seiner Zeit Kreditunterlagen, die meiner Frau in den Händen fielen. Natürlich nicht von unserer Hausbank - wohl aber von einen Kreditinstitut, welches eine Kreditaufnahme auch ohne Partner möglich machte.
Entsprechend teuer war auch der Kredit.
Zu diesen Zeitpunkt war unsere Beziehung sehr gefährdet - und das obwohl meine Frau meine Lebensliebe ist...
Eine Beziehung, in der wir beide sehr glücklich waren....
und heute wieder sind.
Meine Frau - trotz ihrer Liebe zu mir, die zweifellos sehr groß ist - stellte an mir ultimative Forderungen. So z.B. entweder DEIN Spiel oder Ich.
Therapien gab es für Spielsüchtige zu diesen Zeitpunkt kaum - und wenn, mußten diese selbst gezahlt werden. Dafür war natürlich auf Grund meines Spiels die finanzielle Voraussetzung überhaupt nicht vorhanden.
So besuchte ich eine Selbsthilfegruppe - gut 2 Jahre später gründete ich selbst eine Gruppe für Spieler und Angehörige, die auch heute noch besteht und sich guter Resonanz erfreut.
In dieser Gruppe entstehen heftige Dialoge zwischen Spielern und Angehörigen. Beide lernen durch diese Gespräche viel - und einer unser wesentlichen Gründe es so zu machen, ist auch der Versuch die Partnerschaften wieder zu festigen und zu stärken. Von meinen Standpunkt aus, geht es nur im Dialog zwischen Spieler und Partnern - nicht so sehr, wenn jeder seine eigene Therapie macht. Wird wohl den Einzelnen sehr stützen, aber kaum zum Erhalt der Partnerschaft beitragen. Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung.
Unsere Gruppe wird von insgesamt 6 Pärchen regelmäßig besucht - hinzu kommen einige alleinstehende Spieler.
Von Trennung ist bei keinen Pärchen mehr die Rede. Die Partnerschaften und das Vertrauen zueinander hat sich mehr oder weniger gefestigt.
Es ist wichtig die Gefühle des anderen zu erfahren - und man erfährt sie durch die verschiedenen Dialoge, die allein unter Spielern oder Angehörigen nicht möglich sind.
Irgendwie habe ich auch das Gefühl, das ein Spieler der in einer festen Bindung lebt, leichter seinen neuen Weg findet. Denn er wird durch die Gespräche mit seinen Partner entscheident gestärkt.
Nein Ute - ohne die Erkenntnis ich bin Spielsüchtig - also die Wahrheit zu sich selbst, ist keine Veränderung möglich. Wie denn auch, wenn ich mich selbst weiterbelüge ?
Erst wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, kann ich mich auf den Weg machen auch ehrlich zu meinen Partner und zu meinen Mitmenschen zu sein. Das eigentliche Verhalten wird sonst nicht geändert - es wird weiter gelogen, hintergangen und betrogen.
Hier muß ich konsequent sein zu mir selbst - nur so kann ich eine neue Basis schaffen, auf die nicht nur ich neu bauen kann, sondern die auch stark genug ist meine Beziehung zu tragen, in einer Form, in der das Glücklichsein für beide wieder Platz haben kann.
Hoffe, dir deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben.
Lieben Gruß
Rudi

Ute
11.06.2005, 19:28
Ja, danke Rudi, hast du einigermaßen.

Ich glaube nur, eins hast du nicht verstanden, nicht berücksichtigt?

Mein Mann gesteht sich seine Sucht ein, aber er redet nur mit den Leuten, mit denen er zwangsweise darüber reden muss (Arzt, Therapeut).
Ansonsten soll es keiner wissen.
Da ich, zumindest jetzt im Moment noch nicht, mit diesen Leuten rede, habe ich überhaupt keinen Austausch. Und das ist etwas, was mir fehlt.

Nun hab ich ja wenigstens diese Möglichkeit hier gefunden, aber manchmal wünsche ich mir direktere Rückmeldungen.

Wenn ich mir vorstelle, ein Süchtiger lernt mir der Zeit zu sagen: Nein, das und das kann ich nicht machen, weil ... dann wäre alles ein wenig einfacher. Dieses Darumherum-Gelüge ist nicht mehr da, vielleicht ist auch viel mehr Verständnis als wir denken. Aber es kann auch sein, dass ich mich täusche. Da hast du bestimmt mehr Erfahrung.

So, schönen Abend noch, Ute

Rudi
12.06.2005, 13:40
Hallo Ute,
auch bei mir ist es so, das ich nicht mit meiner Spielsucht hausieren gehe.
Menschen, die davon wissen, sind mir besonders vertraut. Ich denke auch nicht, das es nützt es jeden auf die Nase zu binden, weil ohnehin kaum jemand einschätzen kann, was Spielsucht ist.
Des weiteren will ich mich auch nicht von der Allgemeinheit als der " Spieler " abstempeln lassen.
Ich bin mir selbst und allen Menschen denen ich vertraut bin, Rechenschaft schuldig. Sonst aber niemanden.
Auch muß ich an mein Leben in der Abstinenz denken - es gibt ja auch die berufliche Perspektive.
Kaum ein Arbeitgeber akzeptiert Spielsucht bei seinen Mitarbeiter, insbesondere wenn der mit Geld oder anderen Wertsachen zu tun hat. Es jeden auf die Nase zu binden halte ich für nicht notwendig - eher als gefährlichen Aspekt noch mehr den sozialen Boden zu verlieren.
Dein Wunsch, dich mehr und direkter über dieses Problem auszutauschen ist sehr verständlich.
Deswegen ist es wohl ratsam für dich, gemeinsam mit deinen Mann eine Spielergruppe für Betroffene und Mitbetroffene ( Angehörige ) aufzusuchen.
Dort wird dein Wunsch nach intensiver Gesprächsführung voll erfüllt.
Es ist auch für mich und meiner Partnerin der Ort, wo über Spielsucht gesprochen wird. Themen in denen wir unterschiedlicher Meinung sind, können wir Zuhause ausdiskutieren. Das war gerade im Anfang meiner Spielfreiheit für uns sehr hilf - und lehrreich.
Vielleicht ist es auch für Euch das richtige.
Lieben Gruß
Rudi

Ute
12.06.2005, 14:19
Hallo, Rudi!

Ja, ich hoffe, dass wir so etwas finden müssen. Und ich hoffe, dass es solche Gruppen auch bei uns auf dem Lande gibt.

Mit dem anderen Punkt, nicht mit der Sucht hausieren zu gehen, hast du recht. So habe ich es auch nicht gemeint. Aber diese Vertrauten, von denen du sprichst, die gibt es noch nicht einmal.
Meine Eltern wissen von der Sucht, aber nicht vom aktuellen Rückfall, ebenso einige wenige Freundinnen von mir (von seinen Leuten weiß es nur seine Mutter, aber auch nicht vom Rückfall), nur eine meiner Freundinnen habe ich davon erzählt, weil ich wohl sonst geplatzt wäre. ;-)

Aber bestimmt werden wir in nächster Zukunft unseren Weg finden, bis dahin werde ich behutsam und vorsichtig damit umgehen.

Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag, Ute