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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : bitte um Erfahrungsaustausch von Co-Abhängigen



Ally
07.06.2005, 13:44
Habe vor kurzem dieses tolle FORUM entdeckt, leider nicht früher. Muß kurz sagen, ich bin die Freundin eines Spielers und wußte gar nicht, wieviel man in einer Beziehungen erleiden und ertragen kann. Jetzt nach 3 Jahren bin ich dran aufzugeben, um unsere Beziehung zu kämpfen. Ist dies der richtige Weg?Ich bin etliche tausend Euro erleichtert, betrogen und belogen worden.Die Spieler sind wirklich gute Schauspieler. Ich muß aber anmerken, man wird dies auch.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter und habe erkannt, dass nicht ich, sondern nur er sich ändern kann.
Wie aber finden Co-Abhängige ihren Frieden mit sich?

die-alte
07.06.2005, 15:30
Hallo, Ally!

Du sprichst mir aus der Seele. Ich fühl mich im Moment auch nur belogen und betrogen.
Ich bin seit 8 Monaten verheiratet, 10 Jahre mit meinem Mann zusammen, wir haben einen 6jährigen Sohn. Und nun hat er mir gestanden, dass er rückfällig geworden ist. Nach über 2 Jahren. Ich zweifle an meinem Menschenverstand. Warum hab ich ihn geheiratet? Hätte ich es wissen können( müssen, dass es wieder passiert?
Zum Glück will er sich helfen lassen, hat schon nach einer Woche vieles in die Wege geleitet. Kontosperrung, Therapieberatung, Überweisung steht noch aus.

Viel schlimmer als das Geld ist echt das verlorengegangene Vertrauen (das gerade wieder wuchs). Wenn ich die anderen Berichte hier so lese, bin ich meinen paar Tausend echt noch gut weggekommen.

Aber ich habe auch das Gefühl, ich muss nun etwas für mich tun, ich sehne mich nach dem Austausch mit Gleichleidenden, weil mich sonst keiner versteht, bzw. wir nicht gerade hausieren gehen mit der Spielsucht. Würde unserm Kind (und auch uns) sicher nichts nützen).

Wir könenn überlegen, was wir verlieren, wenn wir uns trennen.
Als Familie verliert man vielleicht noch mehr (mein Mann ist ein toller Vater). Aber auch ohne würde ich mir die selben Gedanken machen wie du.

Hättest du Lust, dass wir mal mehr austauschen? Im Chat?
Ich könnte Freitag, gegen 20 Uhr, wenn der Kleine im Bett ist. Du auch??
Das würde mich freuen.

Vielleicht bis dann, Ute

claus
07.06.2005, 15:47
Hallo Ute,
meine Name ist Claus ich bin ein süchtiger Spieler und habe auch mit Abgrenzung so meine Co-Probleme hier mal ein Hinweis auf CoDA-Gruppen die sind mir eine Grosse Hilfe geworden.
Die Gruppen gibt es auch auf dem Lande.....
Gruss
Claus

**********************
Symptome der Co-Abhängigkeit
Einige Beispiele für Eigenschaften und Einstellungen, die uns vertraut sind:
# Ich habe Schwierigkeiten zu erkennen, was ich fühle.
# Ich halte mich für völlig selbstlos und dem Wohl anderer verpflichtet.
# Ich habe Schwierigkeiten, Anerkennung, Lob und Geschenke anzunehmen.
# Ich verleugne meine eigenen Werte, um nicht von anderen abgelehnt zu werden.
# Ich verbleibe zu lange in für mich schädlichen Beziehungen und Situationen.
# Ich bewerte Ansichten und Gefühle anderer höher als meine eigenen aus Angst vor Ablehnung und Abwertung.
# Ich muss "gebraucht" werden, um dadurch meine Lebensberechtigung zu erfahren.

siehe
CoDA Co-Dependents Anonymous / Anonyme Co-Abhängige
http://www.coda-deutschland.de/

oder
GamAnon Deutschland
http://www.gamanon.de/

Beate
08.06.2005, 10:09
Hallo Ally,

was Du gerade durchmachst, habe ich - nach 6 ½ Jahren – vor knapp 1 Jahr hinter mir gelassen. Mein damaliger Freund ist seit ca. 20 Jahren dem Zocken verfallen. Auch er ist ein oskarreifer Schauspieler. Der einzige Unterschied zu Dir ist, dass mir kein finanzieller Schaden entstanden ist. Ich bin jedoch der Meinung, dass der seelische Schaden weitaus schwerer zu verkraften ist.

Eigentlich hatte ich mich immer für eine selbstbewusste Frau gehalten, die mit beiden Beinen voll im Leben steht. Es ist mir bis heute noch ein Rätsel, wie er es geschafft hat, mein Selbstbewusstsein auf ein Minimum zu reduzieren. Sicher gab es im Laufe der Jahre immer wieder Vorfälle, die mich misstrauisch gemacht haben. Aber er hatte das Talent, mir mit seinen rührigen Geschichten und Erklärungen (und waren sie noch so absurd) meine Zweifel zu nehmen und schlimmer noch, mich schuldig zu fühlen für Sachen, die er verbockt hatte. Er war für mich der Mann, mit dem ich alt werden wollte, dem ich vertraut habe. Umso härter hat es mich getroffen, als ich dahinter kam, dass er heimlich Kredite aufgenommen hatte und mich mit anderen Frauen betrog. Ich war am Boden zerstört. Mit ihm zu reden war sinnlos, er hat nur dicht gemacht und gelogen, dass sich die Balken bogen. Ich bekam Depressionen und ging zu einem Therapeuten. Das hat mir sehr geholfen, mein angeknackstes Selbstbewusstsein wieder aufzumöbeln, zu verstehen, was in meinem Partner vor sich geht und mir darüber klar zu werden, dass ich nur für mein eigenes Leben und nicht das meines Partners verantwortlich bin. Man kann den anderen nicht ändern, aber man kann sich selbst ändern. Ich habe meinem Partner meine Hand gereicht und ihm Hilfe angeboten, den schweren Weg gemeinsam zu meistern. Aber er wollte keine Hilfe.

Ich stellte ihn vor die Entscheidung, entweder Beratungsstelle oder ausziehen. Er wand sich wie ein Aal, machte mal auf lieb und nett, mal auf Ignoranz, mal auf Mitleid, um mich davon zu überzeugen, er braucht keine Hilfe, er hat kein Problem, er schafft es alleine. Das schwierigste für mich war es in dieser Situation konsequent zu bleiben und mich nicht erweichen zu lassen. Ich schaffte es, er jedoch zog beleidigt und gekränkt aus. Er suchte und fand auch gleich wieder eine neue Dumme, die nicht die leiseste Ahnung davon hat, was sie sich da aufgehalst hat. Ich für meinen Teil, habe mir ein neues Leben aufgebaut. Mir ein neues Heim gesucht, mich vom alten Bekanntenkreis gelöst und mir Ziele gesetzt, um meine Wünsche und Träume zu verwirklichen.

Du fragst, ob Du auf dem richtigen Weg bist? Diese Frage kannst Du Dir leider nur selbst beantworten. Nach 11 Monaten kann ich für mich sagen, dass es der richtige war. Aber er war lang und hart. Ich bin immer noch Single (was ich allerdings im Moment richtig genieße) und stolz darauf, was ich in dieser Zeit alles auf die Beine gestellt habe. Allerdings weiß ich nicht, ob ich überhaupt wieder jemals einem Mann Vertrauen entgegenbringen kann. Ich hoffe, dass die Zeit die Wunden heilt, aber das wird wohl noch ’ne ganze Weile dauern.

Ich weiß leider nicht, wie alt Du bist, aber denk daran, dass Du nur dieses eine Leben hast. Es ist sehr schmerzlich, wenn man irgendwann erkennt, dass man so viele Jahre davon umsonst verschenkt hat.

Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft. Und falls Du noch Fragen o. ä. hast, gebe ich auch meine E-Mail-Adresse an.

Rudi
08.06.2005, 10:55
Einige Fragen an Euch,
wie lange habt ihr sein Spiel gedeckt ?
Wann habt ihr erkannt, was Spielsucht bedeutet?
Hat Euch das interessiert, bevor so viel geschehen ist ?
Oder habt ihr blauäugig und blond gedacht ... es wird schon wieder, bei uns ist alles anders?
Wann hat Euch interessiert das Euer Partner spielt ?
Ihr fühlt Euch als Opfer - in gewisser Weise zurecht.
Aber ich denke, ihr habt auch viel getan, Opfer zu werden.
Zu wenig Konsequenz und Wissen im Anfang - zu viel Schuldzuweisung an den Spieler heute.
Was war mit Euch los - in all den Jahren seines Spiels ?
Wart ihr blind - oder habt ihr voll Anmut auf den Kollaps gewartet, der endlich eingetroffen ist ?
Auch ihr habt es in der Hand, Veränderung herbei zu führen - zumindest für Euch und euren Kindern.
Lieben Gruß
Rudi

Beate
08.06.2005, 13:39
Hallo Rudi,

rausgekriegt habe ich es nachdem wir 1 Jahr zusammen wohnten. Er kam immer später nach Hause und erzählte mir, er müsse länger arbeiten. Dann habe ich einen Tipp von seiner Ex-Verlobten bekommen, mal bei einer bestimmten Spielhalle nachzuschauen. Ich habe ihn dann darauf angesprochen, gefragt warum er mich anlügt. Er hat mir versprochen,
nicht mehr dorthin zu gehen. Es war dann auch über viele Monate wieder in Ordnung (dachte ich jedenfalls). Aber ehrlich gesagt, ich habe mich nicht weiter mit der Problematik beschäftigt. War ja auch sein eigenes Geld (wir hatten immer getrennte Kasse). Seinen Anteil für Miete etc. hat er ja immer pünktlich beigesteuert.

Was hätte ich tun sollen? Er ist im Außendienst tätig, Kontrolle unmöglich. Ich habe es probiert mit reden, meckern, ignorieren, bin sogar 2 Monate mit in die Spielhalle gegangen. Das hat ihn alles nicht interessiert. Er ist der Meinung gewesen, er hat kein Problem und ist ein freier Mensch der tun und lassen kann was er will. Irgendwann war dann auch meine Schmerzgrenze erreicht.

Ich denke mal, das Problem mit dem Spielen ist in der Gesellschaft nicht so publik gemacht worden, wie beispielsweise Alkohol- und Drogensucht. Die Spielerei wurde weitestgehend totgeschwiegen, zudem sieht man es den Personen ja auch äußerlich nicht an. Gerade hier würde ich mir in der Öffentlichkeit viel mehr Aufklärung wünschen. Insofern hast Du Recht, es war hauptsächlich Unwissenheit. Es fehlte die Erkenntnis, dass es sich um eine ernsthafte Erkrankung handelt. Und auch in bezug auf Hilfe und Aufklärung für die Angehörigen wird immer noch viel zu wenig angeboten.

Weiterhin hatte ich das Problem, nachdem ich angefangen hatte mich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen (leider viel zu spät) und mit unseren Freunden darüber zu sprechen, dass mich keiner ernst genommen hat. Die meinten alle ich würde übertreiben, es wäre doch nicht so schlimm und ich bilde mir das nur ein, ich sehe das zu eng. Es hat mir keiner geglaubt. Selbst meine eigene Schwester meinte, ich steigere mich da in was rein. Ihm wurde in dieser Zeit (und auch heute noch) so viel Mitleid der anderen zuteil, dass ich hätte kotzen können.

Inzwischen weiß ich, wie schwer es für Menschen ist, die noch nie in ihrem Leben mit diesem Thema konfrontiert wurden, die Tragweite dieses Ganzen zu verstehen. Sie ahnen ja nicht einmal, dass sie mit ihrem Verhalten den Spieler „decken“. Sie sehen nur einen Freund mit treudoofem Dackelblick, der jammert, wie schlecht es ihm doch geht und wie böse die Welt zu ihm ist, streicheln ihm über’s Köpfchen und sagen, alles wird gut.

Du fragst, ob wir blind waren. In gewisser Weise denke ich – ja! Blind, weil man frisch verliebt war, die rosarote Brille trug und „blind“ vertraut hat. Andererseits hatte ich – wie wohl jeder Mensch – auch meine eigenen Probleme, mit denen ich allein fertig werden musste und gar nicht richtig erfasst, was die Spielerei so nach sich zog.

Fazit:
Du hast vollkommen Recht. Ich war blauäugig und blond. Ich mache niemandem einen Vorwurf, außer mir selbst. Aber ich sehe das inzwischen so, dass jeder Mensch Fehler macht, um daraus zu lernen. Diese Lektion war halt für mich ziemlich bitter. Aber ich finde es toll, dass viele Menschen wie Du sich zu dem Problem bekennen, Hilfe annehmen und dagegen angehen. Dies hätte ich mir für meinen Freund auch gewünscht und ich hätte ihn sicher mit aller Kraft dabei unterstützt. Es ist keine Schande Hilfe anzunehmen, aber es ist eine Schande, den Kopf in den Sand zu stecken und gar nichts zu tun.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und alles Gute

Beate

Ally
08.06.2005, 18:53
Hallo, vielen Dank erstmal für Eure Gedanken und Erfahrungen. Sie sind wirklich eine große Hilfe oder besser gesagt, ein Leitfaden, um das Problem anzupacken. Ich habe meinen Freund vor 3 Jahren kennengelernt und war zu diesem Zeitpunkt total unwissend. Wir zogen zusammen und ich wußte gar nicht, dass es soetwas gibt. Im 1. Jahr wurden mir Hinweise gegeben, dass er mit soetwas behaftet ist. Habe mich dann auch mit mit ihm hingesetzt und habe eine Therapiegruppe in Berlin ausgemacht. Wir sind beide dort hingegangen. Nach dieser Zeit dachte ich, er hat es geschafft. Doch dann häuften sich bei uns andere Probleme, mal wurde "angeblich" seine Karte gestohlen und hatte dadurch ein weit überzogenes Konto (die Karte hatte ich dann nach einem halben Jahr selber gefunden), dann zahlte sein Arbeitgeber kein Geld mehr u.s.w. und ich .... und ich half ihm. Das größte und letzte Ding allerdings, wo ich ihm auf die Schliche kam und ihm nichts anderes übrig blieb, als es mir zu sagen war, dass meine Karte "angeblich" weg sei. Es stellte sich heraus, dass er mit meiner Karte in der Spielo war und fleißig spielte. Sie wurde aus Sicherheitsgründen einbehalten, weil er alles verspielte, sogar meinen Dispo.
Klar hat Rudi recht, man ist naiv und unwissend.
Ich habe auch dazu gelernt, er muß seinen Weg gehen und zwar allein.
Ute und ich sind wirklich Leidensgenossinen.
Ich möchte mich mit dieser Situation nicht abfinden und etwas tun.
Ich habe ihm gesagt, dass dies für mich zuviel ist und ich jetzt ab sofort meinen eigenen Weg gehen werde. Ich möchte wieder leben, und endlich mal wieder mir etwas leisten können. Ich weiß, dass dies ein Merkmal von Co-Abh. ist, deswegen dinstanziere ich mich jetzt.
Er sollte dies auch tun, von mir kann er nichts mehr erwarten.
Anscheinend hat ihm dies so einen Dämpfer verpaßt, dass er sich jetzt nach Therapiemöglichkeiten umsieht. Er hat sich auch für dieses Forum interresiert, was schon mal ein Anfang ist. Ein Anfang für ihm.
Ich werde auch meinen Weg gehen. Es fällt schwer, aber Beates Worte gehen mir sehr nahe. Ich werde es auch schaffen.

Ally
08.06.2005, 18:56
Ein kleiner Nachtrag:

Ich habe gemerkt, dass ich ihn nicht ändern kann, sondern nur er selbst.

bianka
08.06.2005, 20:40
an rudi......

also rudi,ich könnte platzen,wenn ich deine worte lese,jetzt willst du den frauen,die ihren mann von kopf bis zur zehenstitze geliebt haben auch noch ein schlechtes gewissen einreden....das ist der hammer!!!!!!!
also ich bin auch mit einem spielsüchtigen zusammen und frage mich sehr oft warum ich nicht einfach gehe....aber weißt du was ich liebe diesen mann!es ist sehr schwer zu verstehn,weil man ganz schön leidet,aber die liebe macht es.....!bei jeden erneutem betrug,vergeht ein stückchen dieser liebe und irgentwann ist sie ganz weg,und dem zocker seine frau eben auch...weil leiden ohne liebe zum hass wird und man dieses dann auch nicht mehr ertragen möchte....also spreche doch nicht davon ob wir blind waren ,denn gelogen bis aufs blut hat ja wohl dann der kranke selbst,oder?????hast du deiner frau nicht auch immer abgedroschene lügen aufgetischt?ist man selbst schuld wenn man an so einem menschen wie euch kommt und sich vor lauter liebe das leben zur hölle machen lässt?ich halte das für eine reine selbstschutzbehauptung,um seinen eigenen dreck nicht zu sehen und sich selbst als guten menschen zu sehen,denn zocker sind in wirklichkeit ganz jämmerliche leute....eben selbst so verlogen,und eiskalt.....ich kann und werde so etwas nie verstehn.

bianka

Ally
08.06.2005, 21:14
Wir Angehörigen eines Spielers sind nicht blond.

Was ist Liebe?

Liebe steht für Vertrauen, Ehrlichkheit, Zusammengehörigkeit und Treue, der Wille zusammen ein gemeinsames Leben zu führen.

Man kann nicht gleich mit einem Mißtrauen in eine Beziehung gehen und man denkt nichts Schlechtes, man hat ein Bild von einer Beziehung.

Und so wird man ins kalte Wasser geworfen, es bricht eine Welt in einen zusammen, man weiß nicht mehr weiter. Ist es denn ein Fehler, den Partner zu helfen?

Und so geht die Zeit ins Land, der Spieler geht seiner Sucht nach und der Angehörige geht daran kaputt und die Liebe schwindet.

Erst wenn kaum noch etwas davon da ist, glaube ich, kann der Partner (Co-Abh.) erkennen, was er falsch gemacht hat und wie er Leben möchte.

Kann man also einen Liebenden etwas vorwerfen?

bianka
09.06.2005, 07:21
liebe ally,

genau das meine ich auch.ich kann es nicht verstehen,wie sehr man als co-abhängiger von seinen mitmenschen als blöd hingestellt wird.bei mir ist es genau so,habe drei kinder und liebe diesen mann(weiß aber mittlerweile nicht mehr wie sehr).wie sollte man sich denn in so einer situation verhalten?ich höre immer nur"warum gehst du nicht einfach".es denkt aber niemand daran,das da ja noch gefühle sind.ich frage mich sehr oft,ob es das denn gewesen sein soll.....oder dann habe ich wieder solche gedanken,das ich nicht mehr weiß was ich wirklich will.bin so manchmal echt am zweifeln.ich habe meinen mann doch nicht geheiratet um mich so schnell wie möglich wieder scheiden zu lassen.bin immer wieder hin und her gerissen,und ich glaube das ist es was einen menschen kapputt macht.immer wieder nur zu hoffen,um im nachhinein zu sehen wie mann wieder da sitzt und sich den mann zum teufel wünscht.ich hoffe nun schon seit 4 jahren,und habe nicht mehr so sevr viel kraft,denn meine kinder brauchen mich auch.so alt bin ich noch nicht um zu sagen,ich hoffe die letzten jahre meines lebens....nein,bei mir ist es fast so weit,das ich gehe....!es kann sehr weh tun,diese erkenntnis zu haben,denn ich will ja auch nicht meine kleine familie auseinanderreißen.

bianka

Kary
09.06.2005, 07:31
Hallo,

Liebe ja, aber nicht bis zur Selbstaufgabe.
Da MUß der Verstand dann die Oberhand gewinnen, allein schon aus Selbstschutz. Und Lieben heißt ja manchmal auch loszulassen. Alles zu seiner Zeit.

Gruß
Kary

Rudi
09.06.2005, 10:39
Hallo Bianca,
schade das du platzen könntest.
Was ich schrieb war nicht als Vorwurf gemeint, wohl aber zum Überdenken der eigenen Situation und Handlungsweise.
Es ist schwer einen Spieler zu erkennen - aber viele Mitbetroffene setzen auch nach erkennen dieser Sucht weiterhin die Scheuklappen auf. Genau wie der Spieler, der nichts für sich tun will...unter den Motto es wird schon werden.
Das es so fast nie was wird, wissen wir alle.
Damit es mit der Beziehung und auch der Liebe weitergehen kann ist ein erkennen der Situation vom Betroffenen und der Mitbetroffenen erforderlich.
Wenn wir ehrlich sind, hört man aus euren Beiträgen eine Menge Selbstmitleid. Das ist wirklich verständlich und nachvollziehbar - aber es hilft nicht wirklich weiter.
Höchstens das man Gleichgesinnte findet, sich gegenseitig hochschaukelt und so eigentlich den klaren Blick für die eigene Situation verdrängt. Immer weiter unter dem Motto alle Spielabhängingen sind schlecht.
Sie sind es nicht unbedingt - denn eine Suchterkrankung ist keine Charaktereigenschaft.
Es gilt die Spielsucht als wirkliche Suchterkrankung zu sehen - und da zählt die Handlungsbereitschaft von Betroffenen und Mitbetroffenen dieser Krankheit zu begegnen.
Ein sich selbst erkannter Spielsüchtiger, der diese Handlungsbereitschaft nicht hat, dem kann eigentlich nicht geholfen werden.
Ist diese allerdings vorhanden, dann helfen keine Vorhaltungen, wohl aber Eure Liebe und Unterstüzung - und das Wissen über diese Suchterkrankung -den gemeinsamen Weg weiter zu gehen.Das Wissen über diese Sucht ist auch für den Partner lebensnotwendig - auch um evtl. zu erkennen, wann der "trockene Spieler" rückfallgefährdet ist.
Denn das ein Rückfall geschehen kann, auch das müßte Euch klar sein. Aber den gilt es abzufangen, abzufedern und abzuschwächen - damit vor allem Dingen nicht die alten Verhaltensweisen wie Lügen, Verheimlichen, Betrügen auftreten.
Und da kann ich Euch wirklich verstehen - denn ein aktiver
Spieler handelt genau so, wie von Euch beschrieben.
Ich kann da Euren Schmerz und Eure Enttäuschung wohl nachfühlen. Doch Schmerz uns Enttäuschung verhindern oft den klaren sachlichen Blick.
Ich wünsche, das ihr diesen für Euch zurück bekommt.
Lieben Gruß
Rudi

bianka
09.06.2005, 11:11
hallo rudi,

das ist schon klar das man es mit ehrlichkeit und einen klaren blick alles ändern könnte,aber man hat da denn doch immer die hoffnung das es besser wird.bei meinem mann ist es so das er es nicht zugibt.umso schwerer ist es für mich diese sache zu verstehen.es ist nie geld da um mir selbst mal etwas ( ein strauss blumen für 5€)zu kaufen.das macht einem echt depressiv.und da bin ich dann wieder an dem punkt,das ich mir sage.....ich will das nicht mehr!es hat hier auch nichts mit hochschauckeln zu tun,ich denke wir suchen hier nach einem weg unsere männer zu verstehen und lösungen zu finden das leben schöner und ruhiger zu gestalten.nur leider ist man selbst(ich auch) viel zu schwach den eigenen weg zu gehen.aber wie gesagt,wenn die hoffnung und die liebe auf einem nullpunkt gesunken sind....dann kann man auch für sich den richtigen weg gehen, das kann lange dauern.mich macht es einfach immer nur traurig.denn mein leben ist nur stressig und ich kann nie wirklich einen klaren gedanken fassen.ist wohl teilweise meine eigene schuld,aber ich habe immer versucht mit ihm seine sucht in den griff zu kriegen....er wollte es aber nie.die kontokarte würde er mir nie geben,ganz im gegeteil....er hat es schon so weit gebracht,das ich nie einen cent im portemonaie habe....und wegen jeden euro ihn fragen muss......!er klagt aber vom ersten bis zum dreizigsten es wäre kein geld da.... !man hat ja dann schon angst überhaupt zu fragen ob er windeln für den kleinen kaufen kann.....weil er dann wieder nur am jammern ist,wieviel doch so eine familie kostet....naja...auch ich habe den punkt bald erreicht es zu schaffen


bianka

Ally
09.06.2005, 12:14
Hallo Rudi,

ich gebe Dir recht. Wir dürfen im Selbstmitleid nicht verfallen, sondern handeln. Aber diese Einsicht hat einen langen, schmerzvollen Reifeprozeß benötigt.

Ich hoffe meine Vorgehensweise ist richtig und wird bestätigt aus Euren Erfahrungen.

Für mich ist meine Beziehung beendet, er muß seinen Weg allein gehen, nur er kann die Sucht bekämpfen. Was meine Liebe für ihm angeht, muß ich konsequent sein.
Ich zeige sie, in dem ich loslasse.

Danke für die Richtschnur.

Es ist schwer für ihm damit klar zu kommen, aber er will jetzt alles nötige tun. (Glaube ich zumindest und ich werde es sehen.) Anscheinend mußte es erst soweit kommen, für beide Seiten.

Es sind jetzt einige Tage vergangen, dass ich diesen Entschluss gefaßt habe. In diesen Tagen habe ich gezweifelt, geheult, aber ich gebe nicht auf und bleibe konsequent. Ich kann nicht in einer scheinbar heilen Welt leben, also was bleibt einen übrig.

Aber nicht dass ihr denkt, ich lasse ihm im Stich. Nein wenn er reden will, bin ich da, aber mehr nicht.

So und mein nächstes Ziel ist: mein Leben.

Ob er nocheinmal später ein Rolle spielt kann ich nicht sagen, habe auch Angst davor (wegen Rückfall etc.).

Für weitere Anregungen, Hinweise und Erfahrungen bin ich sehr dankbar. Dank an Euch allen.

Rudi
09.06.2005, 12:26
Hallo Bianca,
es macht mich schon sehr traurig, was ich da zu lesen bekomme.
Einen Vorwurf wollte ich dir nicht machen - und wenn du von einer eigenen Schuld sprichst, dann ist das verkehrt.
Der Charakter eines Menschen ist inviduell. Egal ob Spielsüchtig oder nicht.
Bei deinen Mann scheint doch zu der Spielsucht ein gehöriges Maß an Verantwortungslosigkeit und ein übersteigertes Maß an Egoismus vorzuherrschen.
Ich selbst habe drei Kinder. Sie sind heute auf Grund ihres Alters außer Haus, selbst verheiratet und haben mich - ohne zu fragen - zum Opa gemacht.
Wenn du dich heute mit meiner Frau austauschen würdest, wüßtest du, das es den gemeinsamen Weg aus der Spielsucht geben kann. Aber wie schon im letzten Beitrag erwähnt, muß der Wille hierzu insbesondere von den Spieler vorhanden sein. Aber der ist bei deinen Mann in keiner Weise spürbar.
Gewiß habe ich auf Grund meiner Spielsucht meiner Familie einiges an Geld vorenthalten - was uns unser Leben bestimmt angenehmer gemacht hätte.
Situationen das es an den Allernotwendigsten gemangelt hätte, gab es allerdings nicht.
Ich hatte mich ohnehin für meine Sucht geschämt - und hätte ich mir auch noch diese Vorwürfe zu machen, käme ich in meinen Leben vermutlich niemals mehr klar. Ich bezweifel sogar das ich heute noch sein würde.
Ja, man macht sich Selbstvorwürfe als Spieler und möchte diesen Teufelskreis entrinnen. Doch das MÖCHTEN reicht nicht - man muß es wirklich WOLLEN.
Du hast in deiner Situation die Möglichkeit, dir amtliche Hilfe bei dem zuständigen Sozialamt zu holen.
Auch könnte veranlasst werden, das sein Lohn oder Gehalt auf ein Konto mit deinen Namen fliesst, wo er keinen Zugriff mehr hat.
Gerade diesen letzten Punkt habe ich zur Sicherung für meiner Familie - und letztlich auch für mich - vollzogen.
Mittlerweile ist unser Vertrauen zueinander wieder so gefestigt, das ich wieder Zugriff habe.
Zu unseren Schutz verzichte ich auf Scheckkarten - und lasse die finanziellen Dinge bei meiner Frau, wo sie gut aufgehoben sind. Ich habe zwar jetzt wieder Zugriff - benutze ihn aber nicht. Müßte sogar nachschauen, wie unsere Kontonummer lautet.
Ich denke, das ich dieses Gefühl der Sicherheit meiner Partnerin schuldig bin.
Mir geht es gut dabei - und fühle mich nicht entmündigt noch minderwertig - aber sicherer und besser.
Streubt dein Partner sich gegen solche oder ähnliche Maßnahmen, gibt es kaum einen gemeinsamen Weg.
An diesem Punkt mußt du Sorge für dich und deinen Kind tragen - und den Zustand um deinen Mann das Amt schildern, damit du für dich und das Kind das Lebensnotwendige kaufen kannst. Habe da keine Skrupel gegenüber deinen Mann und keinen falschen Scham.
Bestimmt wird ihn das nicht gefallen - denn das Amt wird bei ihm anklopfen. Aber das muß dir wirklich jetzt nicht mehr beschäftigen. Es geht um DEIN und das Überleben EURES Kindes. Das ist jetzt das wichtigste.
Ich wünsche, das du für dich einen neuen klaren Weg findest.
Lieben Gruß
Rudi

Rudi
09.06.2005, 13:07
Hallo Ally,
du hast für dich einen Schritt vollzogen, den ich voll akzeptiere.
Ob dieser Schritt richtig oder verkehrt ist, wird erst die Zukunft zeigen.
Wir stehen manches mal im Leben an einer Gabelung und müßen uns für einen Weg entscheiden. Eine Entscheidung, die uns niemand abnehmen kann, wo uns niemand raten kann, aber die wir für uns fällen müßen.
Wenn ich in meinen Leben eine schwerwiegende Entscheidung treffen mußte, so habe ich mich hinterfragt.
Was empfinde ich bei den Gedanken über meine Entscheidung?
Schmerz, Kummer ? Oder ein Gefühl der Befreiung, die den Schmerz der Entscheidung weit übertrifft ?
Endlich frei sein von der Belastung, die einen großen Teil meiner Liebe und meines Vertrauens auffraß? Eine Belastung, die mich tief erschüttert - und die ich einfach so nicht weiter tragen kann oder will.
Fühle ich mich im tiefsten innern wohl mit den Gedanken meiner Entscheidung, wird sie wahrscheinlich richtig sein.
Wir müßen uns alle auch vor Augen führen, das wir nur das EINE Leben haben - und davon schon ein gutes Stück vielleicht in der falschen Spur sind.
Die Entscheidung muß sein, was will ICH in meinen Leben.
WAS SUCHE ICH ?
Vertrauen, Zuneigung, Liebe, Verantwortung füreinander, wie sieht es da aus, wenn ich jetzt Bestand ziehe...
Lieben Gruß
Rudi

Ute
09.06.2005, 20:17
Hallo, Ally, Beate, Bianka, Rudi, ...!

Oh, man, nun musste ich aber viele Beiträge lesen. Danke.

Nach langem Lesen guter, verwirrender, ähnlicher, ... Gedanken habe ich das Gefühl, dass es bei meinem Mann anders ist, als bei euern Männern.

Nur für relativ kurze Zeit hat er es mir verheimlicht (jedenfalls glaube ich das), da er aber schon, seit ich ihn kenne, wenig Geld hat, weil er nie viel verdient (hat), stößt er schnell an seine Grenzen.
Unser wieder gemeinsam gewordenes Konto ist nur heftig überzogen, aber an mein Gehaltskonto kann er nicht ran. Zum Glück.
Und er hat beide Male selber seine Sucht eingestanden, ist sofort zur Diakonie gerannt und hat sich beraten und "behandeln" lassen. Ich musste nichts beschleunigen, oder gar anregen, ... Auch die Kontosperrung hat er selbst vorgenommen.

Und trotzdem fühle ich mich verarscht, ärgere mich über mich selbst, weil ich drauf reingefallen bin, es nicht gleich gemerkt habe.
Hatte eben gerade wieder etwas Vertrauen gewonnen. Ich hab soch nicht jeden Tag nachgefragt.

Und nun hab ich das Gefühl, dass das Vertrauen noch weiter abgebröckelt ist, ich weiß nicht, wie ich es wieder aufbauen soll.
Da ich im Moment viel arbeite und wir ein Kind haben, unterhalten wir uns wenig unter 4 Augen darüber. Ich habe aber das Bedürfnis, er nicht so sehr. Er wartet eher ab, was die Therapie-Gespräche bringen. ...

Und im Moment habe ich kaum jemandem, mit dem/ der ich drüber reden könnte. Er will nicht, dass es bekannt wird.

Der einzige, der auch nach mir und meinen Gefühlen gefragt hat, ist der Hausarzt. Das tat gut, klar denke ich andererseits, ich will nicht von anderen abhängig sein (zum Teil treffen die Co-Abhängigen-Merkmale wohl zu!!!)

Und ihr dürft nicht vergessen, ich beginne gerade erst wieder, mich mit diesem Thema abzufinden, mich wieder reinzudenken.


Vielleicht bin ich auch an einigen Stellen blauäugig gewesen, aber ich habe finanziell, ich glaub, von "Natur aus", schon immer mein Geld gut zusammengehalten.

Was mir Sorgen macht, ist, dass er, wenn er mal mit dem Kleinen alleine ist, kaum Geld hat. Müsste er ein Medikament kaufen oder was für den Kiga, kann er es nicht bezahlen. Im Moment lasse ich nichts da, er hat genug in diese blöden Automaten gesteckt.

Ich bin nicht sicher, wie es weiter gehen soll, aber es geht weiter und ich will auch bald mit dem Selbstmitleid und der Hoffnungslosigkeit aufhören.
Aber im monet brauche ich sie noch.

Bis bald, Ute

Ally
09.06.2005, 21:46
Hi Ute,

es ist nicht schlimm, dass Du noch Selbstmitleid brauchst.Es ist eine Phase die man durchmacht, die sehr lange andauern kann.
Man hat in dieser Phase das Bedürfnis sehr viel über das "PROBLEM" zu reden und zu erfahren. Bloß mit wem? Man fragt sich, was kann man nur tun. Wie ist es nun richtig? Wie sieht die Zukunft aus?

Zu meiner Situation muß ich erwähnen, dass er erst durch unsere Trennung gemerkt hat, dass er zu weit ging und ernsthaft ein Problem hat.

Aber bitte, lasse nie Deine Bankkarte in deiner Wohnung aus Versehen liegen.Beobachte ihn, kontrolliere ihn aber nicht, nicht das er sich dann eingeengt füllt, denn Dein Mann hat schon den ersten Schritt getan.

Er muß sich ändern.

Wenn er reden will, dann lasse ihn reden und höre zu.

Man Leute ihr glaubt gar nicht, wie gut es mir geht, seit dem ich dieses Forum entdeckt habe. Klar ich weiß, ich bin nicht fehlerfrei, zweifel manchmal auch, aber ich bin lernbedürftig.

PS: Das Glas ist halb voll.

Monika
09.06.2005, 23:55
Hi,
jetzt muss ich auch hier noch meinen Senf dazugeben.
Ursprünglich wollte ich zu diesem Thema nicht antworten, weil mich manche Antworten ziemlich geärgert haben und ich befürchtet habe, zu beleidigend oder auch zu anklagend zu werden.
Was mich jetzt doch dazu bewegt, sind erstens die Antworten der Angehörigen (die jetzt die Schuld bei sich suchen und denen Selbstmitleid vorgeworfen wird), zweitens meine Betroffenheit (die sich eben im Gefühl Ärger zeigt) und drittens mein Bedürfnis meinen Anteil (ich will nicht von Schuld reden, weil die letzte Verantwortung immer beim Spieler ist, der sich immer für oder gegen das Spielen entscheiden kann) irgendwie zu rechtfertigen (wozu will ich das eigentlich, Verständnis für mich selbst, für andere Angehörige, was weiß ich...) Hier jedenfalls meine Sichtweise und Erfahrungen:
Wenn im Forum SpielerInnen ihr Leid klagen, ihre Gefühle und Gedanken äußern, höre ich nichts von Selbstmitleid. Warum bei den Angehörigen??
So wie ein Spieler nicht von heute auf morgen spielsüchtig wird, rutscht auch ein Angehöriger in einem langsamen Prozess in seine Rolle rein. (Und beide brauchen auch Zeit, aus dieser Rolle wieder rauszukommen.
Aus heutiger Sicht würde ich auch vieles anders machen, nur hatte ich damals eben dieses Wissen nicht.

Zunächst einmal habe ich darauf vertraut, dass mir mein Mann grundsätzlich die Wahrheit sagt. Wenn er einmal länger arbeiten muss, kommt das eben vor. Wenn er sich noch mit Freunden trifft oder zum Training geht, warum nicht. Dann werden einige wenige (heute bin ich mir sicher - nicht alle) Verluste gestanden. Unter dem Motto "Wollte ich nur einmal probieren", "hat sich so ergeben, der und der waren auch dabei". Ich dachte mir "Blöd, ist ja nicht gerade wenig, mir könnte das nicht passieren, wäre mir zu langweilig, bin mir dazu zu gierig, aber was soll's, kommt ja nicht mehr vor".
Dann beginnen die Lügen, die bei meinen Mann immer so gestrickt waren, das sie z.T. glaubwürdig sind (z.B.Geld hergeborgt, kannte ich aus früheren Zeiten, mein Mann war immer der Typ, der anderen was gegeben hat, wenn sie es brauchten und nicht hatten und er konnte), z.T. so das sie nicht nachweisbar sind, aber immer so im Bereich des Möglichen, das man - unter normalen Umständen, und die Umstände waren ja für mich noch normal - nicht daran zweifelt.
Dann kommen wieder (Teil)geständnisse aufgrund von Kontoauszügen oder Beträgen, die (für meinen Begriff) so hoch sind, dass ich mir dachte "Das war aber jetzt sicher das letzte Mal, weil ich bin ja eigentlich mit einem intelligenten Mann zusammen, also wird er es jetzt kapiert haben". Aufgrund der Teilgeständnisse kommt aber jetzt das Misstrauen und die Kontrolle, was bei ihm Abstreiten, Rückzug und Angriff auslöst.
Die Angriffe lösten bei mir wieder Zweifel aus, bin ich vielleicht wirklich hysterisch (in meiner Familie war sogar Kartenspielen um Geld verpönt), vielleicht sehe ich das zu eng, andere vergnügen sich im Kino oder haben sonst ein teures Hobby (die Beträge waren damals damit vergleichbar). Damit ist es ihm auch gelungen, zu verhindern, dass ich der einen oder anderen Lüge nachgegangen bin. Ich wollte ja nicht überreagieren, wollte eben nicht als hysterisches Weib gelten, wollte nicht die Frau sein, die ihren Mann hinterherspioniert. (Schließlich bin ich ja in der gleichen Sozialisation wie ihr alle aufgewachsen und da lässt man bzw. frau sich eben bestimmte, verpönte, typisch weibliche Eigenschaften nicht gerne zuschreiben) Na gut, ich bin vorsichtig und behalte es im Auge.
Zu blöd nur, das man es eben nicht im Auge behalten kann.
Das Misstrauen wächst, die Kontrolle erweist sich als nicht ganz so lückenlos wie man glaubt. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit werden privat Schulden gemacht (Ironie des Schicksals: Jetzt werden mir erst recht Eigenschaften zugeschrieben, die ich gar nicht besitze).
Dazwischen natürlich auch immer wieder Phasen, wo alles ganz normal verläuft, aber dann häuft sich wieder das Spät-Nach-Hause-kommen oder Ewig-lange-Besorgungen, Kontoauszüge, die verloren gehen.
Dann kommt der Gedanke "Das ist ernsthaft krankhaft, das gibt es doch nicht". Ich hole mir Infos + Bestätigung, Schock "Es ist tatsächlich so", Erleichterung "Ich bin nicht blöd oder hysterisch", o.k. Problem erkannt, wie muss ich mich verhalten, um ihn zu unterstützen, dass er damit aufhört.
Moralische Unterstützung, aber kein Geld mehr, also Karte einkassieren, Taschengeld und die Sache ist (für mich) erledigt. Den Rest muss mein Mann tun.
Leider habe ich den Erfindungsreichtum meines Mannes bzw. eines Spielers total unterschätzt.
Griff in die Firmenkasse - Wir haben 2 Kinder, der Vater geht ins Gefängnis - das Geld geben oder nicht? Ich gebe ihm das Geld, mit der Ansage, dass das das letzte Mal ist.
Zweiter Griff in die Firmenkasse - ich bleibe hart, bin sogar fast froh, weil der Gedanke da ist "Na vielleicht braucht er das, damit er aufhört" - es ist ihm - der sonst nie und niemanden um Hilfe bitten kann - gelungen, das Geld aufzustellen und in die Kassa zurückzulegen.
Und immer neue - nicht nachweisbare - Lügen und Zweifel, Freunde sind mittlerweile informiert, borgen kein Geld mehr her, die Banken leider schon. Die Hoffnung, dass er aufhört, wenn die Geldquellen versiegen, ist begraben.
Trennung ja oder nein. Die Kinder, ich mit meiner Teilzeit unter dem Existenzminimum, außerdem im 2. Bildungsweg, dieses Ziel mag ich nicht aufgeben. Klingt zwar komisch, aber meine finanz. Situation ist immer noch besser, wenn ich mit ihm als Spieler zusammen bleibe, als wenn ich mich trenne. Dazu kommt nämlich auch immer die Angst, dass ich ja von ihm vielleicht keine Alimente bekomme, weil er dann womöglich ganz abrutscht. Und wo nichts zu holen ...
Also, ich bleibe aus praktischen Gründen mit ihm zusammen.
Distanziere mich, mache weitgehend meine Sachen alleine.
Jetzt kommt dann aber leider wieder der Mann ins Spiel, den ich aus Liebe geheiratet habe. Der Spieleranteil rutscht nach hinten, Therapie, er bemüht sich ja, Sucht ist eben eine Krankheit, gemeinsam werden wir das schon schaffen.
Blöd nur, dass das immer nur eine Zeitlang funktioniert. Dann kommt wieder der Spieler. Aber gerade weil es eben immer wieder auch funktioniert, halte ich ja so lange daran fest. Zwei Jahre spielfrei, das ist ja schon toll, und ich habe ja auch gelernt, Rückfälle kommen vor und aus Rückfällen kann man lernen.
Man kann auch sonst eine Menge lernen: z.B. das man sich doch einfach ein zweites Konto eröffnen kann, das man den Kredit aufstocken kann (von - heute sage ich lächerlichen -9.000,-- auf 36.000,--), das man auch in angeblich 2 Jahren spielfrei, doch immer wieder kleinere, nicht so gut kontrollierbare Beträge immer wieder verspielen kann - dazu muss ich sagen, dass es für mich auch anstrengend war, immer jede Kleinigkeit zu kontrollieren und daneben auch noch Kinder, Haushalt, Job und Ausbildung hatte und eben nicht jede Geldquelle 100 %ig im Auge hatte (mein Mann hat alleine 8 Geschwister, die alle ihre Schwierigkeiten mit Nein-Sagen haben). Und so wie der Spieler oder zumindest mein Mann mit jedem spielfreien Tag mehr, mit seiner Aufmerksamkeit nachlässt, sei es auch mir als Angehörige gestattet, dass ich nicht immer 100 %ig aufmerksam war und mit der (spielfreien) Zeit zunehmend nachlässig wurde, das Vertrauen wieder wächst bis es wieder losgeht.
Dann - wahrscheinlich gekoppelt mit 2 Schicksalsschlägen, die zum Aufwachen aufrütteln müssten und es doch nicht tun und das Geständnis, dass auch in den angeblich spielfreien Zeiten sowieso immer gespielt wird, wieder Überstunden bis spät in die Nacht, neuerliches Ausbleiben in der Nacht, Lügen, Lügen und die endlich die Erkenntnis: Der Mensch ist eben ein In-dividuum, nicht-teilbar, entweder kann ich mit beiden Anteilen von ihm leben oder nicht. Ich kann es nicht mehr - aber das ist halt alles ein sehr langer Prozeß gewesen, der seine Zeit gedauert hat. Die praktischen Überlegungen werden jetzt hinten an gestellt (auch wenn sie mir zeimlich viel Angst machen). Ich will einfach nicht mehr! Aus und vorbei. Die Liebe ist erloschen. Gäbe es heute eine Garantie, dass er nie wieder spielt, dann würde ich ehrlich gesagt, noch 1 Jahr mit ihm zusammenbleiben (=Ende meiner Ausbildung), und mich dann trotzdem trennen. Das komische Gefühl im Bauch ist nur mehr die Erinnerung, der Schmerz und die Trauer, das es jetzt keine Liebe mehr gibt. Das es so kommen musste ...
Naja, jetzt habe ich ewig geschrieben und weiß gar nicht, ob das rüberkommt, was ich wollte. Nämlich, dass ich nicht verantwortlich bin für sein Spiel. Und die Angehörigen sind nicht blöd, weil sie jahrelang (mit)spielen, sondern sie bestehen eben aus Kopf und Bauch - und die beiden muss man erst mal in Einklang bringen.

Rudi
10.06.2005, 11:56
Hallo Monika,
danke für deine Mühe zu erklären. wie du es aus der Sicht der Angehörigen erlebt hast.
Das ganze auf und nieder einer Partnerschaft mit einen Spieler.Mit einen bitteren Ende für alle Beteiligten.
Durch deine Worte hatte ich Einblick in die Gefühlswelt der Angehörigen - die mir in ähnlicher Form auch von meiner Frau nahegebracht wurden.
Für uns - nach all dem auf und nieder - allerdings mit positiven Ende.
Und das sollte auch gesagt sein. Es gibt tatsächlich Spieler, die es wirklich schaffen spielfrei zu bleiben.
Es ist nicht so, das eine Partnerschaft wegen dieser Sucht auseinanderbrechen muß.
Doch die Weichen für den Fortbestand der Beziehung hat der Spieler selbst zu stellen. Er hat es in der Hand an sich zu arbeiten. Das kann ihn keiner abnehmen.Hilfreiche Hände sind nützlich - aber sie bewirken nichts ohne den entschiedenen Willen des Spielers aufzuhören.
Deswegen gibt es auch keine Schuld durch die Angehörigen - diese Selbstvorwürfe hört man oft. Aber öfters eine an Naivität grenzende Hoffnung auf Erhaltung der Beziehung, obwohl bewiesen, das der Spieler nichts ändern will.
Mit einen süchtigen, akut spielenden Spieler gibt es nichts wie Gemeinsamkeit oder Partnerschaft. Im Nachhinein betrachtet drehte sich fast alles ums Spiel - dessen Finanzierung und dessen Verheimlichung. Die Normalität bleibt auf der Strecke - und ist ausschließlich durch ein abstinenzes Leben wieder erreichbar.
Für mich als Spieler hat das aufhören bedeutet, zurück zum Leben, zurück zur Liebe, zurück zu den Menschen.
All das war über lange Zeit unter meiner Spielsucht verborgen. Ich bin glücklich wieder Mensch zu sein - und nicht der Spieler.
Lieben Gruß
Rudi

Ute
10.06.2005, 19:34
Hallo, Monika!
Danke für deine ausführlichen Gedanken.
Je mehr ich hier im Forum lese (das ich im übrigen auch sehr hilfreich finde), desto mehr stelle ich fest, dass SpielerInnen zwar auch wertvolle Gedanken und Anregungen geben können, aber die Co-Abhängigen die eigenen "Leute" besser verstehen (wenn auch nicht alles genau so lief und läuft wie bei dir).
Es ist wahrscheinlich ähnlich wie unter Süchtigen: So ganz kann ich es als Nicht-Süchtige nicht fassen, warum man es immer wieder tun muss.

Aber, danke auch dir Rudi, dass du ein Beispiel dafür gibst, dass es Hoffnung gibt.
Ich hab sie auch noch nicht aufgegeben, ich leide aber auch noch nicht so lange wie andere hier im Forum.

Ute

Ally
12.06.2005, 22:59
Ein Hallo an alle,

möchte mich kurz aus dem Wochenende zurück melden, war bei meinen Eltern (ohne ihm) um etwas auszuspannen. Natürlich konnte ich meine Gedanken nicht abschalten. War aber auch nicht so gewollt.
Dieses Wochenende ohne ihm tat auch ganz gut, aber
naja um es kurz zu beschreiben: Himmel hoch jauzend und zu tode betrübt.
Wie es nicht anders zu erwarten war, ich habe ihm schrecklich vermißt und wurde aber auch gleichzeitig auf den Boden der Tatsachen zurück beordert.
Habe von der Bank meine von ihm genutzte Karte wiederbekommen und einen Kontoauszug gezogen,... - muß dazu doch nicht weiteres anmerken.
Aber ich habe wieder deutlich gespürt, dass eine Trennung von ihm die einzigste Lösung war.
Seine Eltern wissen Bescheid, diese Sucht hatte er auch schon bevor er mich kennenlernte.
Über Unwissenheit von mir möchte ich nicht weiter ausführen, dass hatten wir bereits.
Wo ich dann über die ganzen Ereignisse nachdachte, wurde mir eines klar:
Ich weiß, dass er mich von Herzen liebt, er will auch wieder anfangen zu leben (ohne Sucht). Dafür möchte er alles tun, er setzt sich jetzt intensiv damit auseinander und arbeitet an sich. Und er möchte wieder an uns glauben.
Er war schon zur Selbsthilfegruppe und möchte auch eine Therapie machen.

Ich glaube der erste Schritt ist getan. Einer von sehr vielen.

In Sachen Trennung bin ich aber konsequent, leider mußte es ja soweit kommen bis er es verstandt und aufwachte.

Nun meine Frage an Euch, wie verhalte ich mich nun richtig ihm gegenüber?
Es will nicht in meinem Kopf, dass er mir keine Antwort auf "Warum?" geben kann. Klar ich bin nicht der Therapeut und muß ihm Zeit geben.

Ich versuche ihn auch nicht zu bedrängen, habe aber auch das Bedürfnis nach Aufklärung.

Irgendwie hat man das Gefühl, man macht alles falsch.

Kann mir einer Tipps geben, wie man so ein Dilemma bewältigen kann.

Rudi
13.06.2005, 10:42
Hallo Ally,
wenn dein Freund sich wirkliche Hilfe in Form von SHG und Therapie holt, dann ist es mehr als der erste Schritt.
Es ist das entscheidende - und bedeutet für uns als Spieler die Kehrtwendung- eine Drehung um 180°.

Deine Frage nach dem Warum -
Warum wird der eine Grippekrank , der andere nicht ?
Diese Spielsucht ist eine wirkliche Suchterkrankung - und warum man krank wird, ist meißtens nicht nachvollziehbar.
Diese für uns Spieler sehr nervende Frage, warum hast du gespielt- wird uns von unseren Angehörigen in der Anfangsphase der Spielfreiheit oft gestellt.
Eigentlich ein sicheres Zeichen das der Angehörige noch NICHTS von dieser Sucht verstanden hat - und nur die Auswirkungen dieser Sucht begreift und versteht.
Wir können uns selbst keine Antwort auf die Frage geben - und wenn wir uns auf der Suche nach einer Antwort machen, kostet es viel Kraft, die wir in der Anfangsphase wirklich für den praktischen Teil unsere Abstinenz brauchen.
Auf der Suche nach dem WARUM begeben wir uns im Laufe der Zeit alle. Niemand jedoch hat den schlüssigen Beweis warum er spielt.
Thesen und Vermutungen indess gibt es so manche - bei den einen soll es in der KIndheit liegen - bei den anderen in der Partnerschaft, oder oder
Wenn ich meine Suchtkrankheit jedoch so begründe, versuche ich Schuld für meine Suchterkrankung zu finden. In meinen Elternhaus - bei meinen Partner - oder in mich selbst.
Sollte eine Schuldfrage bei einer Erkrankung gestellt werden ?Ich für mich beantworte es mit nein.
Ich habe oft den Eindruck, das der Angehörige von den Spielern Reue und Wiedergutmachung erwartet.Oft wird diese Wiedergutmachung auch von den Spieler versucht. Sie äußert sich in Mehrarbeit, Nebenjobs, den Verzicht auf Dinge die ihn wichtig sind, aber Kosten verurachen - in gewisser Weise eine Art Selbstbestrafung - auch wenn er es selbst noch nicht so erkennt.Ein neuer Kreislauf ist programmiert....
GEMEINSAM AUS DER SUCHT. Das war unser Thema in unserer Beziehung. Hierzu war es wichtig das gewesene aufzuarbeiten. Ehrlich über Gefühle und Verletzungen zu sprechen. Aber auch ein erkennen der finanziellen Situation und die Beratschlagung wie geht es fortan weiter.
Auch hier bedarf es rückhaltlose Offenheit, insbesondere von Seiten des Spielers. Ein gemeinsames Konzept wurde aufgestellt, im praktischen Teil, was bleibt uns zum Leben ?
Nach Erfassung aller dieser Details haben wir beschlossen auf eine neue Basis, ohne Schuldvorhaltungen neu zu starten.
Ich denke aber, unser Weg ist nur bei wirklicher Liebe
machbar. Denn es ist nun mal sehr schwer , insbesondere für den sehr verletzten Partner, so ganz ohne Schuldvorhaltungen auszukommen.
Manchmal höre ich auch heute - man, wo hätten wir stehen können - ich empfinde es allerdings dann nicht als Vorhaltung.Unser Leben ist eben so gelaufen. Außer meiner Spielsucht, gab es auch andere Prüfungen für uns, die wir beide als schwerer empfunden.
Und dieses Prüfungen haben unser Leben geprägt - haben uns zu den Menschen gemacht, die wir heute sind.
Wir sind glücklich miteinander, lieben uns - was kann uns besseres geschehen ?
Ich denke, es gibt im Leben nie eine Beziehung, die keine Belastung verkraften muß. Manche scheitern schon bei der ersten Bewährungsprobe - manche aber auch wachsen mit jeder neuen Belastung - und das sind die glücklich machenden Beziehungen - in der die Liebe tief gepflanzt ist.
Lieben Gruß
Rudi