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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Misstrauen - ist mein Mann rückfällig geworden?



Heide
08.07.2005, 09:12
Hallo,
mal wieder gehts um meinen Mann, der seit letzten Oktober nicht mehr spielt. Sagt er jedenfalls.
Ich war im Juni in Urlaub und als ich jetzt wiederkam, warteten gleich tolle Überraschungen auf mich.
Meinem Sohn, der im Juni Abitur gemacht hat, wurden in unserer Wohnung 100 Euro von seinem Abigeld gestohlen. Auf meinen Kontoauszügen fand ich außerdem eine Überweisung über 100 Euro auf ein Konto, das auf den Namen meines Mannes läuft.
Dabei hat er gar keine Verfügungsgewalt mehr über dieses Konto und dass er selbst wieder ein Konto hat, wusste ich auch nicht. Die Bank hatte ihm letztes Jahr sein Konto gekündigt, weil er es überzogen hatte und nicht mehr ausglich.
Ich hoffe nur, es ist kein Girokonto und er darf es nicht überziehen. Bei seinem letzten Konto war das am Anfang so, aber dann konnte er auf einmal doch überziehen, tat das auch und wir zahlen bis heute immer noch die Schulden ab. Und nicht nur diese.
Nun hat er zugegeben (erst auf Nachfrage), meine Unterschrift auf dem Überweisungsträger gefälscht zu haben. Das ist schon schlimm genug.
Er sagt zu der anderen Sache, dass er meinem Sohn das Geld nicht gestohlen hat. Und das kann ich ihm nicht glauben. Er hat mich mit solchen Sachen immer belogen und díese Sache passt zu ihm. So hat er sich jahrelang verhalten.
Und nie etwas zugegeben. Ich kann ihm nicht glauben.
Bin ich zu misstrauisch?? Was soll ich machen???
Kann das nicht endlich mal aufhören??
Grüße
Heide

claus
08.07.2005, 11:01
Hallo Heide,
das was Du da beschreibst von deinem Mann, könnte ich vor Jahren gewesen sein!
Aber eins und eins ist nicht immer zwei, mit dem Mißtrauen müsst ihr beide leben. Wenn iht zusammen bleibt und es Gemeinsam durchsteht.
Was hat das für einen Sinn, auf jeden Vorfall hektisch zu reagieren, mir hat es geholfen KLARE SACHEN in Punkto Geld zu machen in Absprache MIT meiner Frau und NICHTS hinter dem Rücken meiner Partnerin in dieser Beziehung zu Tun.
Da stimme ich Dir zu wenn Du sauer bist, über Neue Heimlichkeiten.
Aber deswegen kannst Du deinen Mann nicht einfach des Diebstahls bezichtigen, ohne Beweise.
DAS ist eine Vorurteil, er würde sich doch selber nur schaden.
Ich wünsche euch das ihr es durchsteht die kRISE
Daraus wird mit den Jahren ein gesundes (wachsamer) Vertrauen entstehen können.
Gruss
Claus

08.07.2005, 12:21
Hallo Claus,
danke für deine Antwort.
Mein Mann schadet sich doch seit 25 Jahren selbst (und allen Angehörigen und Freunden auch!)und das hat ihn nie davon abgehalten, weiter zu spielen und mich und andere permanent zu belügen und zu benutzen. Da ist es doch klar, dass man irgendwann gar kein Vertrauen mehr zu ihm haben kann. Wie soll ich denn? Das bekommt man nicht postwendend zurück.
Ich habe nicht `hektisch reagiert` wegen dieser Vorkommnisse, ich war gar nicht im Lande. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass auch in meiner Abwesenheit die Abmachung eingehalten wird, keine Kontobewegungen zu verursachen und über Ausgaben und Einnahmen Buch zu führen. Nichts davon findet und fand statt.
Er macht es nicht. Beschuldigt wegen der Diebstähle habe ich ihn nicht, aber an seine Unschuld kann ich auch nicht glauben.
Was mich noch skeptischer macht: er trägt gar nicht dazu bei, die Dinge aufzuklären, sondern will alles immer nur schnell unter den Teppich kehren.

Grüße
Heide

Rudi
08.07.2005, 14:33
Hallo Heide,
so traurig es auch ist, darf man und soll man die Realität nicht aus den Augen verlieren. Und diese Realität ist hart.
Beweise für einen Betrug durch Unterschriftfälschung sind gegeben.
Ob nun das Geld von deinen Sohn durch deinen Mann entwendet worden ist oder nicht, wird sich nicht beweisen lassen.
Nach meinen Denken müßte dein Mann, wenn er tatsächlich seit Oktober spielfrei ist, doch ein Stück weiter sein.
Insbesondere seine eigene Freude über die bisherige Spielfreiheit haben - und wirklich und ernsthaft daran arbeiten nicht in den alten Sog zu geraten.
Irgendwie kann ich nicht glauben, das dein Mann aufhören will zu spielen. Und wenn er spielfrei ist, dann vermutlich nur aus Angst vot Konsequenzen die er befürchtet.
Aber das wird wirklich nicht ausreichen dauerhaft spielfrei zu sein. Er muß selbst hinter seiner Spielfreiheit stehen -
und auch sehr versuchen seine alten mit der Spielsucht einhergehenden Verhaltensweisen zu ändern.
Ich meine schon einmal mit dir darüber gesprochen zu haben, das für deinen Mann eine Selbsthilfegruppe, die er dauerhaft besucht unumgänglich ist. Sie wirkt sehr stützend auf therapeutische Maßnhmen, die ja nur eine gewisse Zeit in Anspruch genommen werden können.
Ich sage dir ehrlich - ich lebe in einer guten Beziehung - mir ist aber bewußt, das ein solcher Vertrauensmißbrauch von meiner Frau niemals akzeptiert oder geduldet würde.
Sie würde die Hoffnung verlieren auf eine gemeinsame Zukunft - und somit wäre für uns keinen Basis des miteinanders mehr vorhanden.
Meine Frau unterstützt mich sehr - geht auch mit mir gemeinsam in die Gruppe - übrigens auf meinen Wunsch.
Ich denke auch nicht, das ein Rückfall meinerseits unsere Beziehung zerstört - aber zerstören würde unsere Beziehung auf jeden Fall ein solches hintergehen wie bei Euch.
Denn dieses ist eigentlich der Beweis, das sich nichts - aber auch gar nichts wirklich verändert hat.
Außer das sich vielleicht die finanzielle Situation durch sein nichtspielen gebessert hat.
Doch die Situation innerhalb eurer Beziehung wird durch dieses Ereignis wieder einen herben Rückschlag erhalten haben.
Wenn eine Beziehung nur noch jeden weh tut - dann frage ich mich warum denn noch..
Dein Mann hat natürlich das Recht auf SEIN Leben - und wenn er von sich aus nicht den Entschluß fassen kann wirklich gegen seine Spielsucht anzugehen - und im innern vielleicht sogar weiterspielen will, ist es an dir dich zu hinterfragen, ob du das weiterhin erdulden kannst und willst.
Du mußt dich hinsetzen und fragen, was will ICH in MEINEN Leben und läßt sich DAS mit SEINEN Leben vereinbaren.
Ich wünsche Dir, das alles in Zukunft so kommen wird, wie du es dir erhoffst.
Lieben Gruß
Rudi

08.07.2005, 15:13
Hallo Rudi,
er geht seit Oktober in eine GA-Gruppe und macht auch Therapie bei einer Psychotherapeutin. Er sagt, es würde ihm sehr helfen und er wäre jetzt schon 9 Mon. trocken.
Er betont immer wieder, wie toll er das findet, was er macht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum er dieses immer wieder hochhält. Denn in seinem Verhalten mir gegenüber hat sich nichts verändert. Er sagt mir nichts, nur das wenige Positive aus seinem Leben. Alles Negative verschweigt er.
Und nun das wieder?? Ich verstehe das nicht.
Ich grenze mich ja schon lange von ihm ab, lebe mein eigenes Leben, verlasse mich nicht mehr auf ihn....und habe ihm auch eine Frist gesetzt (bis Oktober) und werde mich dann von ihm trennen, wenn keine Besserung zu bemerken ist.

Manu
08.07.2005, 19:32
Hallo Heide,

das was du erzählst hört sich nicht gut an. Ich bin selbst Partnerin eines Spielers. Auch er ist trocken seit Februar. Trotzdem ist das Misstrauen da. Ich frag ihn auch hin und wieder ob er gespielt hab, ganz direkt. Ich glaube das es ihm sehr schwerfallen würde es tatsächlich zuzugeben.
Bei deinem Mann scheint es wirklich so zu sein das er schon wieder mitdrin steckt. Wer Unterschriften fälscht um an Geld zu kommen ist sehr dreist und Lügen sind da nur noch eine Kleinigkeit. Das mit dem Geld von deinem Sohn kannst du wirklich nicht beweisen. Aber vielleicht geht es auch nicht darum. Mich würde an deine Stelle interessieren was er mit deinen hundert Euro gemacht hat und ich würde sofort von ihm verlangen das es sein Konto wieder auflöst.

Die Frage die du dir aber vorab stellen solltest ist ob du überhaupt noch weiter machen willst? Ob du noch weiter in diese Beziehung investieren willst, die vielleicht schon gescheitert ist. Das kannst nur du beantworten.

Übrigens wen jemand Therapie toll find und sagt das sie Spaß macht, stimmt schon was nicht. Therapie ist immer schierig und anstrengend.

Liebe Grüße Manu


Ps: An alle dir Nadine kennen: Sie lässt euch schöne Grüße sagen und ihr geht es gut!

nefi
09.07.2005, 13:16
ich glaube alle frauen sollten sofort sagen bis hier und nicht witer
ich bin spieler habe meine frau tochter und freund jahrelang btrogen

schmeis ihn raus
ich muste mich entscheide meine frau und tochter oder spielen es war ein lange schwerer weg meine frau und tochter haben recht gehabt sie wollten mit mir lebe
ich muste gehen und habe sie wieder
noch heute wenn ich von den frauen mitbekomme wie sie leide nehme ich urula im arm und hoffe das es immer sobleibt und das entscheide ich


ich danke ursula und nina

Thomas
10.07.2005, 18:28
Hallo Heide,

ich lese seit einiger Zeit in dem Forum, da ich selbst ein Spieler bin, inzwischen seit 7 Monaten trocken. Hin und wieder lese ich auch in einem anderen Forum, das unter www.spielsuchthilfe.de annotiert, wobei mir ein Betrag nun nach Deinem Posting aufgefallen ist, unter dem Titel "Wer lügt, der glaubt man nicht". Da auch hier die 100 Eur Abigeld aufgeführt werden, stammt er vermutlich von Deinem Mann. Nun kann ich das nicht beurteilten, wollte es aber nennen. Vielleicht interessiert es Dich ja.

Mit besten Grüßen

Thomas

gast57
11.07.2005, 07:52
Hallo,
ich lese gelegentlich in Eurem Forum mit, habe aber noch nie etwas geschrieben.

Durch Zufall habe ich in einem anderen Forum den nachstehenden Text gefunden, der sich so liest, als
hätte er hiermit was zu tun.

Ich kann mich aber auch täuschen, wenn dem so ist,
bitte ich um Entschuldigung, bzw. Löschung des Beitrags.

Grüße
gast57

Text:

Hallo Jens,
ich weiß das es ein Fehler die 100 Euro von dem Konto meiner Frau auf mein Sparbuch zu überweisen, ich habe aber gar nicht die Unterschrift von Ihr gefälscht sondern nur mit Lange unterschrieben, also war dieses keine Urkundenfälschung. Ich weiß auch das das was ich da gemacht habe zurück in alte Zeiten geht, habe dieses aber mal wieder ohne große Nachdenken gemacht. Ich habe ausserdem meine Frau mehrmals nach dem Gedld gefragt nur irgenwann ist es mir zu Blöde gewesen es nicht von Ihr zu bekommen und ich hatte es Leid wie ein Bettler mir vorzukommen.
Diesen einen Fehler gebe ich zu.
Was aber mit dem gestohlen Geld ist weiß ich nicht und ich habe diesen Betrag nicht ent6wendet, trotz meiner Fehler die ich immer wieder mache, wäre einer der größten wieder spielen zu gehen und an den anderen werde ich arbewiten, denn schließlich ist Rom auch nicht an einem Tag erbaut worden

Fred

11.07.2005, 13:13
Ja, es stimmt, das hat mein Mann geschrieben. Ich weiß davon, schreibe selbst ab und zu in dem Forum.
Er rechtfertigt hier wie auch im Gespräch mit mir (wenn er denn mit mir spricht) sein Verhalten.
Sagt, es wäre ja keine Urkundenfälschung usw.
Er habe ja nur mit Nachnamen unterschrieben und hätte das Geld fürs Deutschlandtreffen der GA gebraucht. Dabei hat er keine Vollmacht mehr für mein Konto.
Ich hätte ihm sonst das Geld rechtzeitig gegeben, er braucht es erst zum 20.07. einzuzahlen. Aber so? Ich fühle mich vera**** und habe keine Lust mehr, auf ihn einzugehen. Er lernt nichts, merkt auch nicht, was er verkehrt macht. Dabei geht er seit 9 Monaten in die GA-Gruppe, seit 6 Monaten zur Psychotherapeutin. Er kommt nicht weiter und ich habe keine Kraft mehr für ihn.

rocky
11.07.2005, 15:35
hallo Vera,ich finde schon das es eine urkundenfälschung ist wenn man keine vollmacht auf das konto hat und trotzdem Geld vom konto auf ein eigenes errichtetes konto überweisst.ich war selbst spielerin und wenn ich so etwas gemacht hätte,glaube nicht das mein Mann mir noch so beigestanden hätte.Ich bin jetzt seid 2 jahren in keiner Spielhalle mehr gewessen aber man muß selbst wollen es nicht mehr zu tun,Ich glaube dein Mann ist noch nicht so weit,sonnst würde er es nicht so runterspielen.
Ich wünsche dir alle Kraft der Welt .Gruß Rocky

rocky
11.07.2005, 15:49
Ich muß mich endschuldigen ,die Antwort war an Heide gerichtet und nicht an Vera.
Gruß Rocky

Heide
11.07.2005, 16:03
Klar, Rocky, das las sich zwischen den Zeilen..:-)
doch: who the hell is Vera??
Lieben Gruß
Heide

rocky
11.07.2005, 16:40
hallo heide.
Ich habe deine Frage leider nicht verstanden
Gruß Rocky

Heide
11.07.2005, 17:02
ich habe nur gefragt, wer denn Vera ist....
musst nicht antworten, Groschen ist schon gefallen..:-))
Heide

rocky
11.07.2005, 17:09
Hallo Heide.
Ich antworte dir aber gerne.ich kenne keine Vera.
gruß Rocky.

Ute
11.07.2005, 19:48
Hallo, Heide!

Ich kann dich sooooo gut verstehen, bin in einer ähnlichen Situation.
Ich finde einfach kein Vertrauen mehr. Mein Mann ist nach 2 1/2 Jahren wieder rückfällig geworden, und nun wird er von meinen / unseren Konten keine Vollmachten mehr bekommen. Nie mehr!! Aber gefälscht hat er zum Glück noch nie. Aber gelogen ...
Was mir im Moment auch zu schaffen macht, ist, dass er nie darüber redet. Immer muss ich fragen, wie ist es, wie fühlst du dich, hast du manchmal das Bedürfnis .... Und eine Therapie hat er noch nicht angefangen, weil wir noch auf die Kostenübernahme warten.
Ich fühl mich zeitweise echt schlecht dabei. Ich kann dich so sehr verstehen.
Unser Kind ist noch ziemlich jung (6 Jahre alt), deshalb mag ich nicht an Trennung denken. Aber was du so schreibst: Ich behaupte mal, dass ich mich schon lange getrennt hätte. Aber wenn man drin steckt, ist es immer anders...

Wenn du Lust hast, können wir uns ja mal im Chat verabreden.

Ich wünsceh dir viel Kraft und die Weisheit, dich richtig zu entscheiden.

Ute

13.07.2005, 06:09
Ich kann Euch nur empfehlen,mit zur Gruppe zu gehen.Da erfahrt Ihr ob er Ehrlich ist.Glaubt mir,es hilft Euch sehr viel. Eine Angehörige

beppi
14.07.2005, 09:30
Zuersteinmal zu Heide.
Ich bin auch in einer ähnlichen Situation des Misstrauens. Mein Freund (ich lebe getrennt von meinem Mann) und ich leben nun seit 2 Jahren zusammen. Erfahren von seinem Spielproblem habe ich 2 Wochen nachdem wir zusammengezogen sind. Mißtrauisch war ich schon vorher - in Bezug darauf das IRGENDWAS mit ihm nicht stimmt - aber darauf wäre ich nicht gekommen. Wie auch, wenn man vorher mit dem Thema Spielen nichts am Hut hatte ?
Bei uns kam es raus, weil ich ihm irgendwann sein ständiges Pleitesein etc. nicht mehr abgekauft habe. Er ging ja schließlich regelmäßig zur Arbeit und hatte sogar aussichten auf eine Beförderung.....
Das er viele Schulden hatte, wußte ich allerdings vorher. Er sagte aber, es sei aus seiner Ehe etc. Habe ihm in der Zeit auch sehr viel Geld gegeben. Sogar von meinem ehelichen Konto. Wir haben auch einen Plan gemacht, wie wir die Schulden gemeinsam bewältigen wollten. Ich bot ihm an wieder mit arbeiten zu gehen (befand mich zu der Zeit im Erziehungsurlaub).
Na auf jeden Fall habe ich mir - nachdem es 1000 Ausreden gab warum ich nicht mal einen Kontoauszug zu sehen bekomme - einen bei der Bank besorgt. Warum auch immer sie mir einen von SEINEM Konto gemacht haben....
Na aufjedenfall bezahlte sein monatliches Entgelt das Arbeitsamt und schon am 05. des Monats waren 10 Geldautomatabhebungen dabei und das Geld weg.

Dann kam die große Aufklärungs- und Heulereiphase - mit Entschuldigungen und Beteuerungen.
Ich habe zu ihm gehalten. Habe ihm alles geglaubt. Vertraut ? Nein.
Ich habe mich nicht getrennt, weil ich 2 Kinder habe (6 + 3). Zwar nicht von ihm, aber sie hatten ja gerade erst eine Trennung hinter sich.

Ich habe 2 Jahre lang gekämpft. 2 Jahre - wie eine Löwin. Habe seine Schulden geordnet. Privatinsolvenz mit ihm zusammen beantragt und durchbekommen. Habe mit ihm noch einige berufliche Rückschläge gemeistert und auch sonstige Vertrauensbrüche. Habe immer wieder an ihn geglaubt. Und das alles nur, weil er die ganzen 2 Jahre lang immer wieder gesagt hat, er ist spielfrei !!!!!!!!!!
Wenn ich auch in vielen Dingen mißtrauisch war, das hab ich ihm komischerweise immer geglaubt.
Weil von uns auch kein Geld fehlte. Wie alle betroffenen Angehörige, habe ich natürlich die Finanzen komplett übernommen. Er hat auch nur noch ein Guthabenkonto ohne Kontokarte und ich die TAN-Liste.

Ich bin mit ihm zur Spielerselbsthilfegruppe gegangen. Anfänglich regelmäßig, nachher wollte er allein gehen, "um freier Reden zu können."

Im Februar hat er einen tollen Job bekommen. Außendienst - alles was er sich vorgestellt hat. Mit Firmenwagen, Handy, etc. Tolles Gehalt.
Nun sollte es aufwärts gehen.... (Ich glaube, eigentlich hat er sich das auch gewünscht.....)

Nach ein paar Wochen der Rückschlag. Kündigung wegen Veruntreuung von Kundengeldern. Selbsteinweisung in die psych. Klinik.

Da hab ich dann erfahren, das er nie aufgehört hatte zu spielen. Zwar in den letzten 2 Jahren ziemlich verhalten und wenig - aber nie spielfrei.

Und in der Selbsthilfegruppe hat er das NIE zugegeben. (Das zum Thema das man dort ehrlich ist....)
Ich habe das durch Zufall eigentlich rausbekommen, als ich den Gruppenleiter getroffen hatte.
Nun habe ich einen regen Kontakt zu der Gruppe.

Im nachhinein weiß ich nun, das ich ihm in den 2 Jahren wohl eher geschadet habe mit meiner ganzen "Lebenshilfe". Mehr geschadet als genutzt. Genutzt habe ich nur mir, damit mein Leben nicht auch in den finanziellen Ruin geht.

Ich war so oft davor mich zu trennen. Ich weiß auch jetzt nach diesem Rückschlag (das ganze war im Mai) nicht was ich machen soll.

Er ist jetzt wieder zu Hause und hat mittlerweile eine Therapie bewiligt bekommen, die im August losgeht.

Kann ich ihn nun mit Verlassen bestrafen, wo er doch endlich das Richtige tut ????
Aber was ist nach der Therapie. Vielleicht spielt er nie wieder - aber werde ich das jemals glauben können ?

Kann ich meinen Kindern so ein Vorbild antun ?

Diese Fragen quälen mich sehr. Vielleicht schreibt mir mal jemand zurück ?

Zu Heide:
Ich kann Dir auf Deine quälenden Fragen keine Antworten geben. Ich verstehe nur wie Du Dich fühlst. Ich denke die Kraft zum Handeln muß jeder für sich selbst finden.

P.S. Ist es gemein, wenn ich mich total drauf freue nach 2 1/2 Jahren Kampf nun in den 4 Monaten Therapiezeit nur für mich alleine zu sein ???? Und diese Zeit mit meinen Kindern zu genießen ?
Habe Angst, das es mir zu gut gefällt....


P.S.S. Hallo Ute. Du hast mir eine Email geschrieben. Leider habe ich Deine Email-Adresse nicht mehr - dummerweise gelöscht...... Vielleicht antwortest Du mal im Forum oder wir Chatten mal ? Vielleicht schreibst Du auch nochmal ?
stefaniegrstbg@aol.com

Liebe Grüße an alle hier.
Stefanie

Nordtstern
14.07.2005, 10:57
Hallo Stefanie,
Bin sprachlos. Du denkst so rational und stehst zu einem Spieler? Ich war in der glücklichen Lage, daß meine Familie (Frau und 4 Kinder) ebenfalls zu mir standen. Nach mehreren "kleinen" Rückfällen habe ich mich vor 3 Jahren richtig entschieden.Jede ausgeprägte Sucht kann nur durch radikalen Entzug und Befreiung vom Suchtmittel besiegt werden,wobei eine wirkliche Heilung wahrscheinlich nie erreicht wird.
Wenn Du zu Deinem Freund stehst wäre es auch nicht egoistisch,wenn Du die Zeit der Therapie für Dich und Deine Kinder genießt. Ihr habt es Euch verdient. Bleibt Ihr zusammen, wird die Zeit danach auch viel Kraft von Euch allen abverlangen.Trennt Ihr Euch, wird das für Deinen Freund Anlaß sein, in die Gegenrichtung zu steuern. Ich wünsche Dir alles Gute, beim Treffen der richtigen Entscheidungen für Dich und Deine Kinder

beppi
14.07.2005, 11:02
Hallo Nordtstern.

Genau das macht mir ja zu schaffen.
Ich fühle mich jetzt schon schuldig, wenn ich mich trenne und erfahren würde, er spielt dann wieder.

Vielleicht hätte ich es verhindern können....

Aber kann man damit ein Leben lang umgehen ? Selbst wenn man den Menschen eigentlich liebt ?

Ich hoffe, die 4 Monate ohne Angst vor dem nächsten Tag werden mir sicherlich guttun.

Gruß
Stefanie

Heide
14.07.2005, 11:18
Hallo Stefanie,
danke für die Antwort.
Ich erkenne viele Parallelen zu deinen Erfahrungen. Es sind immer die gleichen Phasen, die man durchläuft an der Seite eines Zockers. Der Verlust des Vertrauens ist dabei das Schlimmste, wie ich finde.
Auch ich habe anfangs alle Verantwortung auf mich genommen, mit Gläubigern telefoniert usw.
Mein Mann hat nicht nur das ganze Geld verzockt, sondern hatte auch sonst nie ein Auge für alles Finanzielle. Es passierte ständig und im Abstand von ein oder zwei Wochen immer soviel Mist, den immer nur ich zu bereinigen hatte. Er forderte immer, ich solle ihn das allein regeln lassen. Aber wenn ich das dann tat, kümmerte er sich wieder nicht und ich musste am Schluss doch wieder in den sauren Apfel beißen, bevor auf allen Sachen in der Wohnung der Kuckuck klebt.
Das ging jahrelang so, bis ich hier im Forum und anderswo den Rat bekam, mich wirklich aus seinen Angelegenheiten herauszuziehen.
Das ist schwer, hängt doch beim Zusammenleben viel zu viel zusammen und kann nicht getrennt werden. Aber teilweise funktioniert es.
Ich lebe mein Leben jetzt vor allem ohne ihn, meine Freizeit gehört eher meinen KIndern und Freunden als ihm. Ich regele weiter allein die Finanzen und verwalte auch sein Gehalt, das bekommt er auf absehbare Zeit nicht wieder in die Hand. Es ist zu riskant.
Oft genug hatte ich mich zwischendurch wieder breitschlagen lassen und ihm wieder eine EC-Karte gegeben, ihm Vollmacht erteilt. Es ist jedesmal (!) nach hinten losgegangen. Diese ewigen Hoffnungsschimmer, wenn mal nichts passiert einige Wochen lang. Und dann immer wieder diese niederschmetternden neuen Rückschläge, neue unbezahlte Rechnungen, neue Unterschlagungen, wieder mal der Gerichtsvollzieher. Es macht einen kaputt.

Du musst unbedingt diese 4 Monate mit deinem Kind genießen und ihn mindestens so lange wirklich total aussen vor lassen. Er hat genug negatives in dein Leben gebracht. Du bist dran.
Sei mal viel egoistischer, als du es je warst. Es ist der einzige Weg. Denk mal dran, wieviel dein Freund an dich gedacht hat bei dem ganzen Mist, den er gemacht hat. Nicht viel, oder?
Krankheit hin oder her, er hat entschieden, spielen zu gehen und dich zu hintergehen. Keiner hat ihn dazu gezwungen.
Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden.
Das versucht mein Mann immer. Er will die Schuld an seiner Sucht immer anderen zuschieben, seinen Eltern, seinen Geschwistern, mir. Er spielt immer das Opfer, findet immer neue Gründe, warum er so ist und nicht anders. Allmählich habe ich aufgehört, für alles Verständnis zu haben und mit ihm in der Außenwelt nach Ursachen zu suchen.
Ich schaue jetzt nur noch auf sein Handeln, höre nicht mehr seine vielen Worte und Beteuerungen. Die interessieren mich nicht mehr.
Und trotzdem macht mich die Situation immer wieder fertig, wenn mal wieder etwas in die Hose geht so wie jetzt.

Lieben Gruß
Heide

Rudi
18.07.2005, 13:32
Hallo Heidi, hallo Stefanie,
es ist wohl das einzig richtige, was du im Moment machst Heidi.
Nämlich versuchen, ihn ein Stück Verantwortung für SEIN Leben zurück zu geben, ohne das dein und das Leben deiner Kinder dadurch zerstört wird.
Eine nicht funktionierende Beziehung - wodurch auch immer - nimmt natürlich - nicht vermeidbar - Einfluss auf das Seelenleben der Kinder. Zerstörend wirkt dieser Einfluss aber erst, wenn den Kindern hier nicht gezeigt wird, das es Schutz vor einen weiteren Seelenschaden gibt. Nämlich die Konsequenz des Handelns. Die natürlich sehr weh tut - aber unumgänglich, um den Kindern zu zeigen - es gibt Sachen im Leben, die ihr nicht erdulden müßt.Dieses Vorleben von Stärke wird mit Sicherheit positiven Einfluss auf die Zukunft der Kinder haben.
Einen Kind Stärke vorleben - ihnen auch die Grenzen der eigenen Zumutbarkeit darlegen - ich finde es ist richtig und gut.Es ist dem Kind gegenüber ehrlich - und auf die Ehrlichkeit der Mutter baut ein Kind ganz besonders.
Stefanie, mit Interesse habe ich auch deinen Bericht gelesen - und wie bei vielen anderen Mitbetroffenen muß ich feststellen, das ausschließlich von deinen eigenen Handeln die Rede ist. Bestimmt willst du das Allerbeste - für die Kinder, für Ihn - auch für Dich ?
Du hast dann glückliche zufriedene Kinder, wenn du es selbst bist. Das muß also dein Weg sein - du mußt deine Zufriedenheit erreichen - dann hast du für deine Kinder alles richtig gemacht, Sie spüren deinen Kummer und leiden mehr darunter als du selbst.
Laß IHN machen - nimm ihn nichts mehr ab - und distanziere dich insbesondere von allem was mit seiner finanziellen Situation zu tun hat. Verweigere für ihn unangenehme Dinge zu erledigen - trenne Geld und Konten - und lasse ihn seinen Anteil am Haushalt bezahlen - mit aller Konsequenz.
Da darf es keine Zigarette und keine Suppe geben, wenn er nicht für seinen Unterhalt sorgt.
Du mußt wissen, was du noch ertragen willst und kannst.
Es gibt für IHN sicher einen Weg aus seiner Sucht, wenn er ihn gehen will. Diesen Weg kannst du ihn nicht abnehmen - es muß seine Entscheidung sein.
Du kannst nur beobachten - und für dich überdenken, ob du Dich auf Dauer damit arrangieren kannnst.
Er MUß wieder Verantwortung für sich selbst tragen.
Hilfe die du geben kannst, ist die Verwaltung seiner Einkünfte - zu mehr solltest du nicht bereit sein.
Schon die ganz nahe Zukunft wird dir zeigen, wie seine Reaktion ist - und davon solltest du auch dein weiteres vorgehen abhängig machen. Es gibt den Weg aus die Sucht - und auch gut funktionierende Beziehung mit abstinenten Spielern. Aber er hat es in der Hand - und er muß es wollen- seine Abstinenz.
Du solltest sehr auf dein Kräfteverschleiß achten - schone dich - für dich - und deinen Kindern.
Lieben Gruß
Rudi

Ute
25.07.2005, 21:06
Hallo, ihr hier im Forum!

Mein Mann ist nun seit ca. 8 Wochen spielfrei, zumindest denke ich das.

Ich kann euch so gut verstehen, mir geht es genauso.

Was mich nun noch am meisten quält, ist die Tatsache, dass ich mir fest vorgenommen habe, ihm für meine/ unsere Konten keine Vollmacht mehr zu erteilen, nie mehr.
Aber wie geht es weiter??? Er ist der Hausmann, hat also kein eigenes Einkommen und muss andauernd schnorren (eigentlich mache ich sowieso die Einkäufe, aber hin und wieder muss es doch noch mal Kleinigkeiten besorgen).

Ich fühl mich dabei so schlecht, enge ihn so ein, demütige ihn???

Aber ich habe, genau wie ihr, kein Vertauen mehr. Kommt es jemals wieder?
Heute wollte er zum ersten Mal zur Selbsthilfegruppe gehen (vorher ging es nicht, weil ich zu der Zeit arbeiten musste) und nun fand sie nicht statt!!

Aber ich würde auch gerne mal mitgehen, wenn das möglich ist.

Rudis ermutigende Berichte geben mir immer wieder Hoffnung, dass es dauerhaft sein kann. Ich wünsche mir so, dass es klappt.

Bis bald, alles Gute euch allen, Ute

Rudi
25.07.2005, 21:57
Hallo Ute,
es freut mich, wenn dich meine Berichte ermutigen.
Denn wenn der feste Wille zur Abstinenz bei deinen Mann vorliegt, wird bestimmt auch dauerhaft daraus etwas werden.
Das mit dem Vertrauen... es wird sich im Laufe der Zeit beweisen, wie es sich damit verhält. Wichtig ist wohl zu sagen, das natürlich nach 8 Wochen das mit den Vertrauen noch nicht hergestellt sein kann - und auch nicht darf.
Du solltest auch deine Antenne schärfen - und da ist der Besuch in einer SHG sehr nützlich. So kannst du auch Vergleiche mit anderen Menschen stellen, die in der selben Situation sind wie ihr. Es gibt mehr davon als du glaubst.
Es ist natürlich auf Dauer unvermeidlich das auch dein Partner in Sachen Geld wieder integriert werden muß. Da finde ich es mit den kleinen Besorgungen ein wichtiger Schritt. Ein Schritt, der auch allmälich Vertrauen wieder aufbauen kann.Jedoch sollte bei diesen Besorgungen eine peinlich genaue Abrechnung erfolgen - vor allen Dingen, damit durch ihn aufgesparte Kleinbeträge nicht zu einer Rückfallbedrohung für ihn werden.
Des weiteren solltest du ihn nicht gerade mit der Monatsmiete oder dem Stromgeld losschicken. Es sollten zunächst Beträge gewählt werden zur Besorgung von Dingen, wo ein eventueller finazieller Verlust nicht deine finazielle Planung über den Haufen wirft.
Wenn mehrere Besorgungen anstehen, ist es bestimmt besser ihn öfters zu schicken, mit entsprechend geringen Beträgen.
Natürlich kommt man sich dabei doof vor - aber noch doofer fühlt ihr euch beide wenn es denn mal in die Hose gehen sollte.
Durch all die kleinen Dinge die durch ihn gewissenhaft erledigt werden ,wird langsam aber sicher auch wieder Vertrauen aufgebaut werden.
Nach einen Jahr meiner Abstinenz gab es doch schon wieder ein gewisses Vertrauen bei uns .
Dieses Vertrauen hat in unseren Fall fast die 100% wieder erreicht. Die 1-2% Mißtrauen will sich meine Partnerin bewußt erhalten. Auch um zu erkennen, wenn ich in einer schweren Phase für mich rutsche.
Ja Ute, wir sind glücklicher denn je - und in 4 Monaten bin ich 5 Jahre rückfallfrei.
Das entbindet mich aber nicht von der Sorgfaltspflicht mir selbst und meiner Partnerin gegenüber.
Auch heute noch sehe ich mich veranlasst regelmäßig meine SHG aufzusuchen - meine Frau begleitet mich häufig. Wir sind ohnehin ein Kreis von Spielern und Mitbetroffenen.
Daher auch meine Zuversicht. Es ist nicht nur ein einfaches Hoffnung machen - ich erlebe es beinahe wöchentlich wie Paare wieder immer stärker zusammenwachsen.
Spielsucht ist eine Suchtkrankheit - wie bei manch anderen Krankheiten bleibt diese auch in uns. Aber sie ist wunderbar in den Griff zu bekommen - wenn auch schwer.Und dieses in den Griff bekommen - mit festen Willen und den entsprechenden Handlungen wird es dein Mann auch schaffen.
Insbesondere bei einer Partnerin die ihn Hoffnung macht und stärkt. Und genau dieses gerade von mir Beschriebene ist häufig der Fall. Natürlich leider auch oft andersherum - das trifft immer dann ein, wie von deinen Leidensgenossinen beschrieben, wenn der Betroffene nicht wirklich sein Spiel beenden will.
Das zu erkennen bleibt die Kunst - und dabei kann auch niemand Ratschläge geben.Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.Das Maß der Hoffnung, die du in deinen Partner setzen kannst und willst - es bleibt letztens deine Entscheidung.
Ich wünschte mir für Euch sehr, das einmal mehr die Beziehung und auch Liebe wichtiger und stärker ist als seine Spielsucht.
Lieben Gruß
Rudi

beppi
26.07.2005, 08:20
Hallo Ute, Hallo Rudi,

ich lese immer wieder gern Eure Beiträge.
Sie helfen mir sehr und man fühlt sich einfach nicht so alleine.

Also mein Lebensgefährte ist heute aufgebrochen nach Münchwies.
Ich fühle mich deswegen sehr gut und sehr schlecht.
Einerseits freue ich mich - wie schon vorher geschrieben -auf meine persönliche Freiheit.... 3-4 Monate auf nichts achten müssen, keinen Rückfall befürchten, nicht aufs Geld aufpassen etc. und andererseits denke ich, ich werde ihn auf eine Art doch sehr vermissen.

Aufjedenfall finde ich es fast beschämend, das ich im Kopf schon plane, was ich mir jetzt in der Zeit mal alles - finanziell - alles für mich und meine Kids gönne, was ich vorher (aus Angst das ausgegebene Geld noch für Dummheiten zu brauchen) nicht getan habe.

Aber vielleicht sollte ich einfach mal leben !

Gruß
Stefanie

gast
26.07.2005, 13:55
hallo stefanie,

tu es!
aber vor allem, tu es mit lust und ohne schlechtes gewissen, das hast du verdient.

gruß
gast

Rudi
26.07.2005, 14:32
Hallo Beppi,
nun hat sie also begonnen, die Therapie für deinen Mann.
Das ist doch eine sehr positive Nachricht und der Freude wert. Er hat sich entschlossen, seine Sucht aktiv anzugehen.
Ich frage auch nicht nach den wenn und aber. Dafür ist immer noch Zeit, wenn ein wenn und aber eintrifft.
Alle Eventualitäten abschecken kann man ohnehin nicht - auch nicht in einen Leben ohne suchtkranken Partner.
Was ist wenn die Therapie nichts bewirkt ... wenn alles so weitergeht wie bisher? Das sind Fragen, die im Augenblick nicht gestellt werden sollten. Denn mit dieser Frage kommt Unsicherheit und ein großer Verlust an Lebensqualität.
Ja, du solltest ohne schlechtes Gewissen die Zeit seiner Therapie für Dich und die Kinder nutzen.
Ich bin mir auch sicher, das dein Mann sich sehr wünscht, das es Euch gut geht.
Ich will dir an dieser Stelle mal die Gedanken vieler Spieler - mich eingeschlossen verraten.
Bei all den Kummer den wir unseren Partnern, unseren Familien antun, hatt/b/en wir auch einen Gedanken in unseren dummen Kopf. Wenn ICH mal gewinne, dann geht es meiner Familie gut. Dann kann ich vieles wieder gutmachen. Ein Gedanke der irrig ist - verbunden mit der Idee der Familie Gutes zu tun mit den Gewinn - der ja sicher irgendwann kommt. Ja, wir können unseren Lieben sofort gutes tun - wenn wir unser Spiel lassen.
Unsere Familien brauchen nicht unseren Gewinn - wollen nicht reich sein - sie wollen uns als Mensch - als Partner, die da sind, wenn sie am meißten gebraucht werden.
Dieses Erkennen fällt uns Spielsuchtkranken schwer - irgendwie mußten wir fast immer im Leben bezahlen - und sind auch bereit dazu - weil so mancher von uns es nicht anders kennt. Fing schon oft in früher Kindheit an .
Was ich nicht will sind jetzt irgendwelche Entschuldigungen für uns. Wir ticken da nicht ganz richtig.
Im Grunde wünschen wir unseren Familien und auch uns das allerbeste - aber wir stehen uns dabei leider selbst im Weg - und müßen lernen dies nicht mehr zu tun.
Da hilft die Therapie - die SHG und manchmal reicht vielleicht auch die Familie allein. Was ich persönlich aber sehr bezweifel - insbesondere im Bezug auf einer dauerhaften Abstinenz.
Ich denke, deinen Mann wird es sehr recht sein, wenn du und die Kinder jetzt mal an Euch denkt. Ihr habt es Euch verdient - und er weiß, warum ihr Euch das verdient habt.
Ich wünsche Dir und deiner Familie eine Zukunft in der insbesondere die Gemeinsamkeit wieder neuen Nährstoff findet. Ohne Sorgen gibt es kein Leben - aber das die Sorge um die Spielsucht deines Mannes deutlich zurückgeht, wünsche ich Dir sehr.
Lieben Gruß
Rudi

mimo
27.07.2005, 21:36
Hallo Ihr,
ich habe soeben Eure Beiträge gelesen und habe gedacht, dass habe ich mit meinem Mann doch auch erlebt. Mein Mann ist angeblich seit zwei bis drei Jahren nicht mehr spielen gegangen. Ich kann ihm aber leider nicht glauben. Er wird mir gegenüber immer aggressiver und ich habe immer den Eindruck er flüchtet vor mir. Er geht drei bis viermal die Woche in seine Stammkneipe zum Würfeln (dort gibt es keine Spielautomaten). Wir haben zwei kleine Kinder (5 und 1 Jahr) und uns im letzten Jahr ein Haus gekauft. Ich bin jetzt 15 Jahre mit meinem Mann zus. und bin einfach nur noch traurig darüber, dass wir es so gut haben könnten. Mein Mann lässt sich aber total gehen, er hat ca. 40 Kilo zugenommen, schneidet sich nicht die Fußnägel und schläft abends, wenn er mal nicht in seiner Stammkneipe ist vor dem Fernseher ein. Früher habe ich immer gerne mit ihm geredet, aber in letzter Zeit komme ich gar nicht mehr an ihn heran. Seine Schwester ist sehr krank geworden (Krebs und jünger als er) und seit dem habe ich den Eindruck, dass er wieder spielt. Ich Doofe habe ihm auch oft Geld gegeben, weil er uns dafür angeblich Möbel kaufen wollte (er ist Möbelverkäufer). Ich wusste aber schon vorher, dass da wohl nichts kommen wird. Ich will nur nicht die 15 gemeinsamen Jahre weggeworfen haben, sonst hätte ich mich schon längst getrennt. Ich weiss einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe doch keine Lust bis an mein Lebensende so weiterzumachen und nebeneinander her zu leben, ich bin 33 und nicht 83 Jahre alt. Ich werde auch immer aggressiver ihm gegenüber, wenn er alles rumliegen lässt und dann kommt immer nur sein Argument "ich gehe ja auch 12 Std. arbeiten". Klar tut er das, aber ich gehe auch wieder halbtags arbeiten, habe 2 Kinder und ein Haus. Er muss ja nichts im Haushalt machen, lediglich seinen Kram wegräumen, dreckige Wäsche etc. Ich bin einfach nur noch genervt von ihm und würde ihn am liebsten vor die Tür setzen, er wird sich doch nie ändern. Aber ich kann den Kindern das nicht antun und ausziehen, zumal der Große auch noch Neurodermitis und Asthma hat. Warum kann mein Mann sich nicht mal endlich zusammenreißen und sich ändern? Ich liebe ihn ja schließlich oder habe es getan. Danke, dass mir mal jemand zugehört bzw. gelesen hat. LG, mimo

beppi
28.07.2005, 08:58
Hallo mimo.

Der erste Schritt ist getan. Das habe ich auch vor wenigen Wochen gemerkt.
Der Schritt- sich jemandem anzuvertrauen. Und zwar hier.
Ich habe mich das erst auch nicht getraut. Aber es tut schon gut die Beiträge hier zu lesen, sich auszutauschen und zu merken, das man nicht allein ist.
Vor allem - das man nicht verrückt ist (zumindest glaubte ich das eine Weile von mir). Ich dachte immer, ich muß mir das alles nur einbilden. So schlimm kann er doch gar nicht sein. Vielleicht beklage ich mich nur zuviel.
Vielleicht können andere Frauen mehr zurückstecken als ich. Es ging sogar soweit, das ich dachte ich bin eine unfähige Mutter, weil ich nur noch mit meinen Kindern am schimpfen war und total ungerecht auch ihnen gegenüber wurde.
Mein Lebensgefährte hat das auch noch gut unterstützt (um von sich abzulenken natürlich...) Er sagte immer, ich würde nicht mit meinen Kinder zurecht kommen und ich würde mich immer nur beklagen. Das hätte er noch nie irgendwo anders so mitgemacht.
Er kannte mich auch schon als ich noch mit meinem 1. Mann zusammen war und ging sogar soweit zu behaupten, ich hätte auch meinen ersten Mann schon immer so bevormundet wie ihn und ich wäre nicht beziehungsfähig und andere Frauen wäre nicht immer alles zuviel.
Aber meine Lebensgeschichte kannst du ja ein paar Beiträge vorher nachlesen ;-)

Aufjedenfall habe ich ihm diese letzte Chance eingeräumt - seine Therapie !!!!

Ist Dein Mann schonmal auf diese Idee gekommen ? Besucht er (ihr) eine Selbsthilfegruppe? Oder versucht er allein von der Spielsucht loszukommen ?

Es hört sich schon sehr "verdächtig" für mich an was du so schreibst, aber man will ja auch keinen Vorverurteilen (oder ?) Nur kann man sich natürlich der Gedanken schlecht erwehren...

Aber fragen nützt wahrscheinlich nicht viel - das kenn ich auch. Die Lügen sind so gut, das man sogar glaubt. Man möchte ja auch glauben.

Eigentlich gehts nur mit Beweisen.

Es ist schön, das du immer noch so einen starken Glauben an Deine Ehe hast. Aber bitte NICHT nur für die Kinder. Rudi hat einen schönen Beitrag zum Thema Kinder geschrieben (weil ich ähnliches geschrieben habe).
Sie brauchen in erster Linie eine gesunde und starke Mutter in einem gesicherten Umfeld.
Was haben sie derzeit für ein Vorbild ??????

Ist es das Richtige zum Erwachsen werden ?

Das ist sehr zweifelhaft. Versuch vorrangig mal selber auf die Füsse zu kommen.

Ich weiß es ist schwer mit 2 Kinder, halbtagsjob und Haushalt. Das selbe habe ich auch.

Aber es geht. Glaub mir. Schritt für Schritt. Und es ist so ein schönes Gefühl nicht mehr abhängig zu sein von den Finanzen des anderen, zu wissen, man kann denjenigen jederzeit vor die Tür setzen und trotzdem weiter leben.

Ich wünsche Dir Kraft und hoffe, dein Mann kommt zur Besinnung und erkennt was er an Dir und seiner Familie hat.

Lieben Gruß

vor allem an Rudi, dessen Beiträge ich immer wieder gern lese.

Heide und Ute, wie geht es Euch ??????

Rudi
28.07.2005, 11:56
Hallo Mimo,
schön, das du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Aufmerksam habe ich deinen Bericht gelesen - und deine Sorge ist natürlich durchaus berechtigt.
Vergebens habe ich versucht herauszulesen, was dein Mann für sich gedenkt zu tun. Da ist nicht von einer Therapie die Rede - oder einer Selbsthilfegruppe. Wohl von Kneipenbesuchen um zu Knobeln (würfeln).
Sich auf einen neuen Spiel einzulassen, um eine Spielsucht zu begegnen, ist natürlich der falsche Weg. Auch beim Knobeln geht es vermutlich nicht ohne Einsätze - selbst bei nicht spielsüchtigen Männern. Dein Mann sucht Ersatz für seine Automaten - und das ist im Moment das Knobeln - seine Spielsucht wirkt er damit nicht entgegen.
Ein Spielsüchtiger ( ich bin es selbst ), wird immer Gründe finden sein Spiel fortzusetzen - die Krankheit der Schwester - sein selbst verursachtes Übergewicht - die Belastung im Job und und und.
Doch das alles sind keine Gründe - nur Ausreden für ihn an seinen Verhalten nichts zu ändern.
Sein neues Ungepflegtsein und die Nachlässigkeit gegenüber seines Körpers, verweist aber auch auf eine gewisse Resignation bei ihn hin, die unbedingt mit einen Fachtherapeuten durchgesprochen werden muß. Ich denke schon, das bei deinen Mann eine wirklich stationäre Therapie erforderlich ist - denn irgendwo hat sein Verhalten auch einen Hintergrund, den ich nicht zu erkennnen vermag.
Deine Hilfe an ihn kann also nur das konsequente abfordern nach fachlicher Hilfe an ihn sein. Ich denke in einer Spielerselbsthilfegruppe werdet ihr den selben Ratschlag bekommen.
Wie sich dann alles entwickelt muß abgewartet werden - vor allen Dingen die Bereitschaft deines Mannes für sich - und damit letztlich für Euch was tun zu wollen.
Von Spielfreiheit kann bei deinen Mann nicht gesprochen werden - vielleicht von den Versuch auf Automatenspiel zu verzichten.
Aber du stehst bei all den Dingen irgendwie außen vor. Du wirst ihn nicht helfen können - ER muß sich helfen lassen wollen.
So ist eine Besinnung auf DICH selbst und auf Eure Kinder wohl zwingend erforderlich. Wir wissen ja, das bei der Neurodermitis auch psychische Faktoren eine deutliche Rolle mitspielen. Und die seelische Belastungen des erkrankten Kindes durch die Gesamtumstände bestimmt vorhanden sind.
In erster Linie hast du DICH und die Kinder vor der Belastung SEINER Suchterkrankung zu schützen. Wie aus deinen Eintrag unschwer zu erkennen, bist du mit deiner Kraft ziemlich am Ende.
Eine Langzeittherapie für deinen Mann - und damit auch Abstand Eure Situation neu zu überdenken, täte Euch mit Sicherheit gut.
Die Belastung durch deinen Mann auf die Familie ist für Dich und für deine Kinder so nicht weiter tragbar.
Eine Konsequenz wäre die Therapie - und wenn er diese nicht will - zumindest eine räumliche Trennung über einen gewissen Zeitraum.
Ich kann dir leider nichts positiveres mitteilen.
Es gibt Euren gemeinsamen zukünftigen Weg.Aber nur, wenn ER sehr an sich arbeitet - also entsprechende Hilfe will un annimmt. Vielleicht kannst du ihn dazu bewegen - das wäre alles an Unterstützung was von deiner Seite zur Zeit möglich ist.
Wünsche Euch, das ihr aus dieser miesen Situation den für Euch richtigen Weg findet.
Lieben Gruß
Rudi
PS: Beppi, freue mich über deinen Zuspruch - tut gut.

mimo
28.07.2005, 19:48
Hallo Heid, hallo Rudi,
danke für Eure Beiträge. Schön endlich mit Leuten zu tun zu haben, denen es genauso geht, es versteht ja sonst doch niemand. Ich war gestern Abend einfach zu müde, sonst wäre mein Beitrag weitaus länger ausgefallen.
Mein Mann war mit mir schon mal bei einer Beratungsstelle, wo er auch 1 x wöchtenlich ein Einzelgespräch mit einem Suchttherapeuten hatte. Ich bin zu den Einzelgesprächen nicht mitgegangen, weil der Suchtberater meinte, dass mein Mann es selbst ohne Kontrolle entscheiden muss, ob er hingehen will oder nicht. Ich denke schon, dass mein Mann dort hingegangen ist und vielleicht auch nicht mehr gespielt hat, aber mein Misstrauen bleibt leider einfach immer. Gerade weil ich meinen Mann schon sooooooooooo lange kenne. Ich habe es ganz am Anfang unserer Beziehung schon immer vermutet, dass er spielt, ich habe neulich noch in meinen alten Tagebüchern gelesen, wo es eindeutig drin stand, aber ich wollte es einfach nie wahrhaben. Leider!!! Eigentlich könnte ich glücklich sein, einen Partner, den ich auch liebe und der auch seine guten Seiten hat, zwei gesunde Kinder ein Haus mit Garten. Wie in einem Werbespot, aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich will. Ich bin eigentlich immer ein Mensch gewesen, der klare Ziele verfolgt hat und eines meiner Ziele war, meinem Mann zu helfen, weg vom Spielen und abzunehmen. Er hat selbst auch Neurodermitis und eine Schlafapnoe (deswegen schläft er auch immer auf dem Sofa ein)und deswegen wäre abnehmen ideal, er war nie schlank, das muss er auch nicht sein. Ich war damals vor 2 Jahren selbst auch bei einer Therapeutin, um mich einfach mal jemandem anvertrauen zu können. Weil ich einfach in einem Loch saß und nicht mehr wusste wie ich rauskommen soll. Ich will das nie wieder erleben, ich konnte einfach nichts mehr fühlen und nur noch heulen. Mein Mann weiß einfach zu gut, dass ich nicht gehen würde, vielleicht ändert er sich auch deswegen nicht. Er ist sich seiner Sache einfach zu sicher! Er hat jetzt eine Kur beantragt und ich hoffe, er bekommt sie und wir haben mal etwas Abstand, dann werde ich ja sehen, ob etwas passiert.
LG, mimo

03.08.2005, 21:24
Darauf trinken wir einen!

http://www.gerald-lehr.de/Smilies/mehrere/beerchug.gif

beppi
05.08.2005, 09:29
hallo ute, hallo heide, hallo mimo
wie geht es Euch ? Lange nichts von Euch gehört.

Ich gebe zu, habe auch schon eine Weile nichts geschrieben, aber ich lese jeden Tag eure stärkenden Beiträge.

Ich telefoniere ab und an mit meinem Lebensgefährten in der Klinik. Er ist jetzt seit 2 Wochen dort.
Und fühle mich danach jedesmal schlecht.
Bringe ihm nicht genug Verständnis entgegen wie ich wohl sollte. Müsste ihm wohl mehr Tribut zollen für das Programm das er da durchzieht.
Es hört sich auch alles wirklich ernsthaft an mit seiner Reue und dem das dort "etwas in ihm vorgeht und sich etwas bewegt" (mehr KANN er nicht sagen oder es anders ausdrücken...)
Aber mein Glaube an ihn ist so dermassen am Boden, das ich mich dagegen sperre wieder Hoffnung zu schöpfen.
Meist fange ich sogar Streit an am Telefon. Ich weiß das das von MIR aus geht mit dem Streit. Aber ich glaube mein Geist sperrt sich einfach gegen Mitleid mit ihm.

Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich im Moment am besten mit ihm umgehen sollte, ohne MEINE Bedürfnisse und meinen Ärger wieder aussen vor lassen zu müssen ?

Kann ich eigentlich als Angehörige (nicht verheiratet mit ihm) auch zu einem Therapeuten gehen ???

Liebe Grüße und
ich hoffe noch viele gute Beiträge lesen zu dürfen.

Heide
05.08.2005, 10:58
Hallo Ihr Lieben,
danke für die vielen Beiträge, es ist immer wieder spannend, zu erfahren, wie es bei anderen aussieht. Manchmal kann mal selbst etwas dazu sagen, manchmal macht es mir immer nur wieder deutlich, dass ich nicht allein mit diesem Problem bin. Das tut gut. Immer wieder, denn der Kampf nimmt kein Ende und Besserung ist anscheinend nicht in Sicht.
Mein Mann benimmmt sich so wie all die Jahre vorher, er fühlt sich schlecht behandelt (`ich bin ja immer der Buhmann..`) und quält mich und die Kinder mit seinen Aggressionen, die er nicht kontrollieren kann. Für mich oder die Kinder ist er nie da, aber er erwartet ständige Aufmerksamkeit, Verständnis und Unterstützung von uns. Ich bin nicht mehr bereit dazu.
Auch ich bräuchte einen echten Partner, der auch mir mal zur Seite steht und nicht immer nur jammert und andere für sein Unglück verantwortlich macht. Das wäre schön. Leider steuert mein Mann ganz und gar nicht in die Richtung, dass er froh wäre über die Finanzkontrolle und die Spielfreiheit.?? Er beschwert sich pausenlos, will alles wieder haben wie vorher, hat auch schon wieder ein Konto (warum machen Banken sowas??) und sieht sein Verhalten als völlig natürlich an. Er will sich nichts mehr `gefallen lassen`, sagt er immer. Es ist furchtbar, nichts geht voran, ich habe keine Hoffnung mehr.
Hoffentlich gehts bei euch besser voran, es lohnt sich sicher.
Liebe Grüße
Heide

Heide
04.09.2005, 15:48
Endlich!
Heute hat er mir gesagt, dass er versuchen will, eine stationäre Therapie bewilligt zu bekommen! Er hat zugegeben, dass er es so nicht schafft. Das fand ich toll. Mutig. Es viel ihm sichtbar schwer, das zu sagen, denn normalerweise will er ja immer der Starke und Unfehlbare sein. Kennt ihr euch aus mit stationären Therapieformen?
Kann das noch helfen? Wie lange dauert es und übernimmt die KK die Kosten?
Sorgen macht ihm, ob er seinen Arbeitsplatz behält...es ist nicht einfach, aber es kann sich sicher lohnen. Vor allem: es ist endlich mal ein Schritt, den ER von sich aus macht.
Ich freue mich!

Trolli
04.09.2005, 23:31
Hallo Heide, muss mit einem Pseudonym schreiben. Dein Mann ist weiter wie mein Partner. Er hat immer noch nicht erkannt, dass er süchtig ist und leugnet alles was mit der spielbank zu tun hat. Bei ihm geht es um richtig große Beträge. Na vielleicht wird es noch. Hoffe schon seit Jahren...

Heide
05.09.2005, 09:40
Trolli, was willst du mir mit deinem Beitrag sagen?
Ehrlich gesagt, verstehe ich den Zusammenhang mit meinem letzten Posting nicht. Mein Mann hat doch längst erkannt, dass er krank ist und ich schrieb über seine Fortschritte (?). Allerdings ist er schon wieder 10 Schritte rückwärts gegangen. Gestern wollte er noch stationäre Therapie machen, heute morgen sagte er zu mir, dass müsse er noch mit seiner Psychologin bereden und evtl. ginge das ja auch ambulant....blablabla.
Das ambulante macht er seit 12 Monaten und gebracht hat es nichts.

beppi
05.09.2005, 09:50
hallo heide, bin im chat. Wenn du grad online bist.
Mein Freund ist z. Z. in stationärer Therapie.
Gruß
Stefanie

Heide
06.09.2005, 09:19
Sorry, Beppi, war gestern nicht mehr online...hab den Chat verpasst :-(
aber vielleicht ergibt sich ja bald eine neue Gelegenheit...
Heide

Heide
22.09.2005, 12:43
Oh, es ist viel passiert, was mich furchtbar mitnimmt - und doch habe ich das Gefühl, dass sich etwas mehr bewegt als die ganzen Jahre vorher.

Mein Mann bekommt keine atationäre Therapie bewilligt, jedenfalls nicht im Moment, da er schon öfter abgebrochen hat und die Krankenkasse ihm eine ambulante Langzeittherapie bezahlt. Vielleicht wirds ja im nächsten Jahr was.

Viel schlimmer sind aber die anderen Dinge, die vorgefallen sind und von denen ich, wie immer, erst viel später erfahre:
mein Mann hatte in den letzten Monaten eine Affaire mit einer Zufallsbekanntschaft, die allerdings nicht nur eine Nacht dauerte, sondern sich über Wochen hinzog und sich beide immer wieder verabredeten und Nächte und Tage miteinander verbrachten. Er war nächtelang fort und ich habe ihn gesucht und furchtbare Ängste ausgestanden. Ich dachte natürlich an einen Rückfall.
Mein Mann hat mir immer Lügen erzählt, um sein langes Fortbleiben zu erklären.
Er wäre durch die Gegend gelaufen, sei unterwegs gewesen. Nach dem dritten Wochenende, als er erst nach 36 Stunden wiederkam, stellte ich ihn vor die Wahl, mir entweder sofort die Wahrheit zu sagen oder seine Koffer zu packen.
Da sagte er mir, dass er eine Frau kennengelernt habe usw. Sie hätten die ganzen Nächte nur geredet und er hätte sich so nach Wärme und jemandem zum Zuhören gesehnt.
Dabei habe ich ihm das doch die ganzen jahre angeboten.
Ich hätte so gern mit ihm (ehrlich) gesprochen und er gab mir doch keine Chance.
Und dann behauptet er jetzt auch noch, wir hätten jahrelang nebeneinander hergelebt. Das stimmt doch gar nicht:
ich habe ddie ganze Zeit versucht, offenen Kontakt herzustellen, habe mich gekümmert und eher sein Leben als meines gelebt.
Er dagegen hat sein zweites Leben ohne mich gelebt. Hat mic immer im Stich gelassen.Leider.
Warum, kann er mir nicht sagen. Nur, dass er sich so stark wieder in die Spielerei verwickelte, dass er das um gar keinen preis zugeben wollte und darum alles mögliche vor mir verheimlicht hat. Er wollte stark wirken und mir imponieren, nur keine Schwäche zeigen.
Er ist jetzt endlich mal ins Erzählen gekommen, das ist der Vorteil an den ganzen schrecklichen letzten Tagen. Es gibt wieder eine Art Kommunikation zwischen uns. Aber das ist wohl der Schock bei ihm, zu sehen, wie kaputt ich bin und wie mich sein Verhalten zerstört. Er ist zerknirscht und schwört Besserung und beteuert mir seine Liebe immer wieder und ich kann ihm nicht glauben, denn jemanden den man liebt kann man doch nicht jahrelang so mies behandeln. Ich könnte das jedenfalls nicht.
Das schlimmste an dieser Entwicklung war, dass sein Verhalten jetzt eine neue Stufe erreicht hat. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass sein Verhalten vor allem suchtbedingt ist, seine Lügereien, die Agressionen. Alles.
Und nun betrügt er mich noch mit anderen Frauen. Damit hätte ich nie gerechnet. Seine Liebe zu mir war schon lange das einzige, was ich ihm geglaubt habe. Und selbst das stelle ich jetzt in Frage.
Ich habe gemerkt, dass mich diese Sache furchtbar belastet. Das ich doch noch Gefühle für ihn habe, von denen ich dachte, sie gäbe es nicht mehr.
Das bringt mich um. Ich kann diesen Schmerz nicht verwinden. Es tut irrsinnig weh, auch wenn ich merke, dass so ein Schock wohl nötig war, um endlich aus der Routine des sich gegenseitig Aus-dem-Weg-gehens auszubrechen.
Ob seine Bemühungen, endlich die Wahrheit zu sagen, fruchten?
Er hat mit mir eine Abmachung getroffen:
immer, wenn er meint, mir nicht die Wahrheit sagen zu können, soll er sich vorher mit einem Freund aus der GA-Gruppe besprechen und dann erst mit mir reden. Das kam uns sinnvoll vor. Meint Ihr, dass es das ist?
Ich weiß genau, dass vieles von dem, was er sich vornimmt, nicht klappen wird. Jedenfalls nicht in der nächsten Zeit. Denn er sucht immerzu nach Ausflüchten, Hintertürchen.

Er sagt z.B.: ich will versuchen, ehrlicher zu dir zu sein. Ich will aber keine Versuche, ich will dass er ehrlich ist. Es gibt doch keine Steigerung von Ehrlichkeit , entweder ist man das oder nicht.
Warum nimmt er immer noch nichts ernst genug?
Warum will er immer nur ein wenig, nicht alles? Wie kann er sich klar werden, dass es verdammt ernst ist. Meine Verletzungen hat er inzwischen begriffen, dafür musste ich aber erstmal richtig schön zusammenbrechen. Sonst hätte er immer noch gedacht, dass ich alles ertrage, alles verzeihe.
Warum ist dieser Mensch so ein schwerer Fall? Warum dauert es so wahnsinnig lange, bevor mal ein ganz kleines bisschen bei ihm passiert? Er ist 46, kann man da überhaupt noch etwas ändern?
Ich schwanke immer hin und her in meinen Gefühlen, gehe jetzt selbst auch zu einer Therapeutin und habe das Gefühl, dass es mir gut tut. Aber klarer blicke ich immer noch nicht. Ich bin wohl auch einer der Fälle, die erst im Rinnstein liegen müssen, bevor sie handeln.
Alles Liebe
Heide

Susi
22.09.2005, 15:42
hallo heide
schon seit langem verfolge ich deine einträge hier.... heide, wann wirst du es denn endlich verstehen, dein mann ist anscheinend ganz schwer in der sucht, es tut mir sehr leid für ihn. du kannst nichts mehr erwarten, nichts mehr hoffen und nichts mehr tun... du musst gehen heide. alles was du schreibst,ist für mich als angehörige, ganz klar eine CO-ABHÄNGIGKEIT die du selbst hast. das bedeutet, DU bist ebenfalls in einer abhängigkeit, nämlich diese, nur noch SEIN leben zu "sehen" und nicht MEHR deins!!!
du musst unbedingt weg. er hat jetzt schon vorgesorgt - eine neue bekanntschaft, die er bestimmt genau so schönredet mit seinen geschichten, wie dich. noch was unter frauen - er geht sicher nicht stundenlang zu ihr um zu "reden". aber das kann auch ein vorurteil von mir sein, nimm es bitte nicht persönlich. ich versuche dir ein bischen die augen zu öffnen, die du - sorry - in meinen augen komplett geschlossen hast. kann es sein, dass du angst hast vor deiner eigenen verantwortung, die du für dich übernehmen solltest? auf was wartest du denn noch mehr?? merkst du nicht, dass er eigentlich sich selbst finden will? doch wie kann er das, wenn du immer um ihn herum bist und ihn ständig betuddelst wie ein kind. bitte heide lasse los... lasse los vor allem für dich und auch für ihn. trage verantwortung für dich, du hast ein eigenes leben von gott bekommen. wenn du selbst so kaputt bist wie du es gerade geschrieben hast, dann bist du ihm doch sowieso keine hilfe mehr. mensch heide...es tut mir so leid, aber ich wollte dir dies direkt schreiben, anstatt lange drum rum zu reden. heide pass bitte auf dich auf. falls du mal unterlagen von mir haben möchtest, welche ich für angehörige zusammengetragen habe, dann schreibe mir deine e-mail-adresse.
leider bin ich die nächsten 2 tage an einem firmenausflug, wünsche dir aber ganz viel viel kraft, du brauchst sie dringend und vielleicht gehst du mal selbst (wie ich damals) zu einem gespräch bei einem psychologen. mir hatte es die augen geöffnet und ich kam aus meiner "seifenblase" wieder raus...
bis bald heide
liebe grüsse
susi

PS: denke daran, dass dein mann alle mögliche adressen bereits hat, und er wüsste genau wohin er sich wenden kann, falls er wirklich aus der sucht raus will... mach dir keine sorgen mehr.

Susi
22.09.2005, 15:43
....sorry jetzt sehe ich gerade, dass ich dein ganzes posting nicht fertig gelesen hatte... gut dass du dir hilfe holst...

nimitz
22.09.2005, 21:47
Hallo Heide,

habe deinen Beitrag gelesen, und auch die "offenen" Worte deines Mannes im anderen Forum.
Meine Meinung ist, Dein Mann Spielt.
Auf welcher Weise....sehr perfide! Er "benutzt" dich!
Und du lässt es zu. Es ist leider so, dass du in den letzten Jahren eine "hervorragende" Angehörige warst, und noch immer bist.
Eine Frage von mir: Warum sollte deine Mann aufhören zu spielen?????
Meine Antworten: Er hat ein Dach über dem Kopf, für Essen sorgst du. Du regelst alles was sein Leben "lebenswert" macht, und zu guter letzt...sorry, aber so ist es: Wenn er meint Sex haben zu müssen, machst du die Beine breit!
Und das schlimmste an allen: Du hälst still, und sagst auch noch: "Ich habe da noch ein paar Gefühle der Liebe für ihn".

Dein sagt, er will versuchen ehrlich zu sein...das ist gequirrlte Sch....ein Versuch heist: mal sehen was passiert....und ehrlich..ich habe es doch nie gelernt...und zudem merkt meine Frau gar nicht, wenn ich weiter nur mist erzähle....die hauptsache ist doch...ich werfe keine Münzen mehr in irgendwelche Automaten.

Du versuchst ihm Wärme entgegen zu bringen, offene Ohren...und dein Mann...."Ich brauche geborgenheit, die mir eine andere Frau zu dem Zeitpunkt gegeben hat und sie hat mir zugehört......aber als es zum Showdown kommen sollte bist du mir wieder eingefallen...und ich habe dann STOP gesagt.

Wer soll das glauben...er ist ein Mann, und wenn eine Frau willig ist, und Mann und Frau alleine sind...wer sagt denn dann NEIN.

Ich kann es nicht glauben, und je lauter und intensiver dieses Verhalten an den Tag gelegt wird, je mehr wird gelogen.

Liebe Heide...es ist DEIN Leben, welches dein Mann ruiniert...und du kannst deinem Mann NICHT helfen.
Solltest du keine Konsequenzen für dein Leben daraus ziehen, wirst du am Ende gaaaanz unten liegen, und deinem Mann wird es einen Sch...dreck interessieren.

Er mag nicht mehr um Geld spielen, aber dich als Spielzeug hat er noch...auch wenn ich mich wiederhole.....Dacvh über dem Kopf, aufgeräumte Bude, Essen auf dem Tisch, und ein Püppchen, das willig im Bett ist, wenn ihm danach ist.....
Es sit PERFIDE.....und DU hälst still.

Noch etwas zudem, wenn er Probleme hätte dir die Wahrheit zu sagen, dass er erst mit einem Freund aus der Gruppe spricht. Es gibt Freunde, die merken es nicht, wenn sie angelogen werden...andere merken es schon im Ansatz, das ihr gegenüber lügt. Wie willst du nun heraus bekommen, was Lüge und was Wahrheit ist....Erzählen kann es dir doch viel...oder willst du dann Kontakt aufnehmen mit dem Freund?
Schaue dein Leben an...und denke daran..."Du hast nur diese eine Chance"....eine zweite ist von Gott nicht gewollt...also nutze sie. Es ist dein Leben.
Vergeude es nicht weiter...wer keine Hilfe haben will, dem sollte man/frau auch keine geben, sondern seine Kraft besser dort einsetzen, wo sie wirklich zur Geltung kommen.

alles Liebe, und viel Kraft, und sorry für meine offenen ehrlichen Worte, auch wenn sie dir vielleicht weh tun

Nimitz

spatz
22.09.2005, 22:55
Hallo Heide,

ich habe viele Beiträge gelesen, von dir und auch von deinem Mann.
Deine Verletzungen kann ich nur zu gut nachvollziehen, ich habe 20 Jahre die Augen zu gemacht und still für mich "gelitten", nur als dann raus kam, dass ich für meine Leben verantwortlich bin, hat es verdammt weh getan.
Mit meiner Fürsorge für meinen Mann habe ich ganz außer Acht gelassen, dass es um ihn geht und nicht um mich. Es geht nicht darum was ich will...was ich glauben will...was ich wissen muß...warum macht er das.....ich habe mich in den Mittelpunkt meines Denkens gestellt und immer gedacht ich tue es für ihn. Nein, so ist das nicht. Ich habe es zu gelassen, dass er mich so behandelt hat. Mich belogen, beklaut und betrogen hat. Das ist mein Problem. Sein Problem ist das Spielen.
Und beide Probleme wollt ich lösen. Lange Rede, schneller Fall und viel Schmerz: Das konnte ich nicht, ich wäre vor die Hunde gegangen und so haben mich Menschen wach gerüttelt und mir die viel zitierten Worte gesagt, die ich dir jetzt sagen möchte:
DU hast nur ein Leben, nutze es. Eine zweite Chance gibt es nicht!!!!!!
Es gibt nur zwei Wege, den einen gehst du schon lange und bist nicht glücklich. Der andere ist sehr steinig. Aber auch hier gibt es ein wahres Wort: Die vielen Steine auf dem Weg lassen sich wegräumen und daraus ein neues, starkes Haus bauen!!!!!

Liebe Heide, es wäre schön, wenn wir uns nochmal im chat treffen würden.
Lieben Gruß
spatz

Heide
23.09.2005, 07:44
Hallo Susi, Nimitz, Spatz!

Danke für eure Feedbacks! Ich habe mein letztes Posting geschrieben, als ich noch so unter Schock war aufgrund Freds neuester Eskapaden.
Vielleicht kommt einiges doch sehr hoffnungslos rüber, etwas sollte ich wohl noch klarer sagen, damit ihr die Situation versteht, denn sie ist nicht ganz so, wie ich sie aus euren Worten wiedergegeben höre:

ich habe mich nie abgefunden mit Freds Krankheit, nie seine Wege (K-kasse,Ämter usw.) für ihn erledigt, ich lasse ihn seinen Anteil an der Hausarbeit verrichten, für Sex stehe ich schon lange nicht mehr zur Verfügung, meine Freizeit verbringe ich schon ewig meist ohne ihn mit Freunden und Familie etc.
Ich habe mich bewusst gelöst und Distanz geschaffen, nicht erst seit gestern.
Ich habe ihm seine `alten Kartoffeln` (O-Ton Fred) auch nie verziehen, weil er noch nie bereit war, offen und ehrlich damit umzugehen. Dinge, die für mich nicht abgeschlossen sind, nehme ich nicht hin, verdränge sie nicht, sondern arbeite immer wieder daran. Es ist für ihn anstrengend, nach Hause zu kommen, weil dort eben nicht die ewig fürsorgliche Mutti wartet, sondern seine Frau, die etwas von ihm will, nämlich Arbeit an sich selbst.
Immer wieder fordert sie das ein und zieht sich immer weiter zurück. Seit langer Zeit.
Es klingt so, als wäre ich für meinen Mann die ewig Verfügbare und Lenkbare, die ihn `betüddelt wie ein Kind`.
Das stimmt nicht.
Richtig ist, dass ich viel zu viel Zeit darauf verwendet habe, ihn zum Besuch dieser GA-Gruppe und zur Therapie zu bewegen, dass ich unsere Finanzen vollständig kontrolliere, um ihm sein Spielverhalten unmöglich zu machen, dass ich immer versuche, Verständnis für sein Verhalten zu haben und es zu ergründen.
Aber immerhin hat es auch etwas bewirkt: heute geht er zur Therapie und in die SH-Gruppe und zwar freiwillig und gerne, obwohl ihn die 3 - 5 Termine in der Woche ganz schön stressen. Er macht doch viel!
Strengt sich wirklich an. Kommt nach der Arbeit zur Therapie, dann zur Gruppe und zuhause hat Heide auch noch Fragen usw...
Und doch reicht es nicht - er ist nicht hundertprozentig dabei - das merke ich auch.
Nur: kann man nach über 25 Jahren Sucht erwarten, dass einer sein krankes Verhalten ratzfatz abstellt? Mal eben nur noch die Wahrheit sagt, sich selbst gegenüber klar ist?

Ich glaube nicht. Genausowenig bin ich in der Lage, meine coabhängiges Verhalten mal eben so abzulegen. Gerade jetzt nicht, wo wir durch diese furchtbare Sache mit dieser Frau endlich mal wieder miteinander kommunizieren.
Das gab es doch vorher gar nicht, jahrelang!
Ich bin froh darüber und doch vorsichtig, um nicht wieder all den Mist zu glauben, den er mir beteuert.
Ich glaube auch nicht an die Stories von ´..habe mit der Frau nur geredet...`, aber das sage ich ihm auch und lasse mich nicht wieder in seine Fluchtwelt ziehen.
Ich habe Erwartungen an ihn und schaue mir an , was er macht. Ich weiß, dass ich nicht verantwortlich für ihn bin, dass ich seine `heile Welt` nicht verkörpern darf, aber auch für mich ist da die Theorie einfacher als die Praxis.
Wir sind verheiratet, das kommt dazu, ich nehme die Ehe und ihre Verantwortung ernst. Auch die Verantwortung für mich.
Darum mache ich jetzt eine Therapie, in der es nur um mich geht. Das hilft mir, Dinge mal nicht mit Fred im Mittelpunkt zu sehen, Perspektiven zu finden, die ich nicht kannte.
Mal sehen, wohin mich das führt. Ich hoffe, zu mir selbst. Denn es ist sicher kein Zufall, dass ich mir (zum 2. Mal übrigens) einen Mann suche, der ein Suchtproblem hat.
Vielleicht will ich das ja - unbewusst?
Eventuell steckt auch eine Sucht dahinter..?!
Sonst könnte ich mir meine Leidensfähigkeit und Ausdauer nicht erklären.
Alles Liebe und Danke an Euch!
Heide

Ati
23.09.2005, 12:39
Liebe Heide,

nachdem ich Deine Beiträge heute morgen gelesen habe, bin ich ehrlich gesagt völlig sprachlos gewesen. Zum einen hat die Geschichte mit der „anderen Frau“ alte Erinnerungen bei mir geweckt (auch mir wollte er weiß machen, er brauchte „jemanden“ zum Reden, weil ich ihm ja nie zuhören würde). Zum anderen schreit es in mir auf, wenn ich von Dir lese „…, dass ich immer versuche, Verständnis für sein Verhalten zu haben und es zu ergründen.“ oder „Er macht doch viel! Strengt sich wirklich an. Kommt nach der Arbeit zur Therapie, dann zur Gruppe und zuhause hat Heide auch noch Fragen usw...“.

Nimitz hat in seinem Beitrag geschrieben „er benutzt Dich, spielt mir Dir“. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen: Er MANIPULIERT Dich, ohne dass Du es merkst. Es geht ihm darum, Dich zu destabilisieren, Dich an Dir selbst und den anderen zweifeln zu lassen, Dich zugrunde zu richten.
Seine bevorzugte Waffe ist die Verweigerung der unmittelbaren Kommunikation. Sich dem Dialog zu entziehen, ist eine geschickte Art, den Konflikt zu verschärfen und ihn dabei dem anderen in die Schuhe zu schieben. Er würdigt Dich herab (z. B. mit dem Fremdgehen, durch seine Lügen), um Achtung vor sich selbst zu gewinnen und dadurch Macht. Er hat keinerlei Achtung vor Dir. Ich würde ihm sogar Empathielosigkeit unterstellen. Ich denke nicht, (selbst wenn er sagt, dass er einsieht, dass er da Mist gebaut hat) dass er auch nur im geringsten nachempfinden kann, wie verletzt und gedemütigt Du Dich fühlen musst. Er empfindet weder Mitgefühl noch Anerkennung für Dich, da Beziehungen ihn innerlich nicht berühren.

Das hört sich jetzt alles ziemlich krass an, aber wenn Du das Gefühl hast, da könnte einiges von zutreffen, dann solltest Du mal das Buch „Die Masken der Niedertracht“ lesen (wurde mir mal in diesem Forum empfohlen). Vielleicht ist die Spielsucht nur die Begleiterscheinung einer Persönlichkeitsstörung Deines Mannes. So war es leider in meinem Fall. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das begriffen habe. Auch ich hatte mich schon lange Zeit vorher gefühlsmäßig distanziert und doch immer wieder die Schuld bei mir gesucht, versucht zu verstehen, warum, wieso, weshalb er so ist und handelt. Ich habe mich an die Hoffnung auf Besserung geklammert, wie ein Ertrinkender an den Strohhalm. Als er merkte, dass seine „Fälle“ davonzuschwimmen drohten, machte er Zugeständnisse, tat auf einsichtig und gelobte Besserung (natürlich nur mit Hintertürchen: Ich will versuchen …, vielleicht könnte ich …). Leider war das alles nur blablabla. Er machte genauso weiter wie bisher. Und nachdem ich ihm dann einen gehörigen Tritt in den Hintern verpasst und ihn vor die Tür gesetzt habe, hat er sich sofort „die andere Frau“ als neues „Opfer“ auserkoren. Ich musste einsehen, dass es ihm in den vielen Jahren, nie um mich, sondern nur um IHN selbst ging. Um die Befriedigung SEINER Bedürfnisse.

Heide, was hält Dich bei diesem Mann? Euer Ehegelöbnis? Das scheint mir ziemlich einseitig zu sein, oder? Angst vor dem Alleinsein? Bist Du das nicht auch, wenn Du bei ihm bleibst? Du hast Dein Leben doch schon weitestgehend so eingerichtet, dass Du viel ohne ihn unternimmst. Warum kannst Du dann nicht ganz auf ihn verzichten? Was tut er Dir Gutes??? Er belügt Dich, betrügt Dich, verletzt und demütigt Dich, verarscht Dich auf der ganzen Linie. Sind das etwa Voraussetzunge für Liebe, eine Beziehung oder gar Ehe??? Sorry, aber ich kann Dir nur den Rat geben, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, so schnell Du kannst ohne Dich auch nur noch einmal umzuschauen.

Ich finde es vollkommen richtig, dass Du jetzt eine Therapie machen willst und wünsche Dir ganz viel Kraft, einen Weg aus diesem Dilemma zu finden. Ich nehme Dich in den Arm und drücke Dich ganz fest.

LG
Ati

Susi2
23.09.2005, 19:44
Weiss nicht,ob ich schon so reden "darf",aber ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschliessen.

Sei dir endlich mehr wert als das Leben deines Mannes.

Alles Liebe

Monika
25.09.2005, 23:43
Liebe Heide,
deine letzten Beiträge haben mich zu tiefst berührt, die Antworten darauf haben mich auch ziemlich betroffen. Zu viele Erinnerungen (auch an die - mehr oder weniger direkten - Vorwürfe, wo ich öfters das Gefühl hatte, mich rechtferigen zu müssen) sind aufgetreten.
Ich habe mir vorgenommen, keine Ratschläge mehr zu erteilen und in meinen Bemühungen diesen Vorsatz einzuhalten, erzähle ich dir einfach in Kurzform meine Geschichte, meine Gedanken und Gefühle dazu.
(Die Geschichte ist, wie könnte es als Angehörige anders sein, deiner sehr ähnlich.)
Sie begann mit Nicht-Wissen, Nicht-Wahrhaben-Können/Wollen, Unverständnis, Streit, Wut, Verständnis, Resignation, Hoffnung, Distanzierung, Unsicherheit bzgl. seiner Einsicht und wieder Wut, Hoffnung, ...
Hoffnung bekam ich aufgrund des anderen Anteils meines Mannes. Er ist ja nicht nur Spieler, sondern hat auch seine sehr liebenswerten Seiten.
Außerdem natürlich auch pragmatische Gründe. 2 Kinder, die Bankomatkarte hatte ich, die Verluste hielten sich einigermaßen in Grenzen. Auf die Idee, dass mein Mann bei seinem (nicht sehr hohen) Gehalt einen Kredit über € 36.000,-- bekommt, oder ein Firmendarlehen, bin ich gar nicht erst gekommen.
Und obwohl wir nicht kirchlich geheiratet haben und ich auch nicht religiös erzogen wurden, trotzdem: In guten wie in schlechten Zeiten, das sass bei mir doch tief. Außerdem: Suchtkrankheit ist doch therapierbar, so die notwendige Einsicht da ist und man sich nicht alleine auf der Einsicht ausruht, sondern auch den Willen (den entsprechenden Leidensdruck) hat, damit aufzuhören.

Nun, wie gesagt, die Distanzierung war, ähnlich wie bei dir, bereits da. Die Einsicht bzw. der Leidensdruck bei meinen Mann fehlte. Doch, er quält(e) sich schon auch, aber offensichtlich nie lange genug. Und natürlich - ich ging ja viele Wege alleine - blieb ich auch nicht immer dran, ließ mich immer wieder einlullen, wenn mir mein Verstand sagte "Das muss aber jetzt schlimm genug sein, dass er endlich einen Schlussstrich zieht." Ich hatte keine Lust, mich ständig nur mit diesem Thema zu befassen, war immer wieder froh, wenn es spielfreie Zeiten gab, wo ich nicht darüber nachdenken musste. Ich hatte keinen Kopf, neben Kinder, Teilzeitarbeit, Haushalt und 2. Bildungsweg, immer über jeden Betrag, Nebenverdienst (so ich davon wusste) mir Rechenschaft ablegen zu lassen. (Heute erst merke ich, wieviel Verantwortung ich immer noch diesbezüglich übernommen habe. Anteil an der Hausarbeit, den Kindern - das war für mich ja eigentlich etwas Selbstverständliches.)
Alles in allem war ich aber sicher nicht co-abhängig.
Nur weil ich mit einem süchtigen Partner zusammenlebe, heißt das noch lange nicht, dass ich co-abhängig ist. Ich hatte immer das Gefühl, da wird wieder die Verantwortung auf den Angehörigen geschoben, wenn ich dieses co-abhängig nur schon hörte. (Zur Co-Abhängigkeit gehört definitiv ein anderes Verhalten als das, das ich gezeigt hatte).

Die Frage, die ich mir allerdings immer wieder stellte, war, wo sind meine Grenzen. Was kann ich akzeptieren, was ist zu viel. Kann ich sein Spieln akzeptieren, wenn absolute finanzielle Unabhängigkeit garantiert ist (wenn z.B. der Exekutor einmal auftaucht, und nicht meine Sachen mitnimmt). Kann ich es akzeptieren, dass ich sparsam haushalten muss, weil er einen Teil verspielt bzw. Kreditrückzahlungen hat. Fahre ich mit den Kindern alleine auf Urlaub oder finanziere ich ihn mit (wie ich es ja auch ohne Frage täte, wenn er z.B. arbeitslos wäre). Unternehme ich vieles alleine (weil er gerade in einer Spielphase, Phase des Geldverdienens ist, kein Geld dafür hat,...) oder versuche ich ihn einzubinden, um ein halbwegs normales Famileinleben zu führen. Und wenn ich so vieles alleine mache, was gibt es dann noch, was mich noch an der Beziehung festhalten lässt. Wenn ich mich trenne, was tut er dann? Geht er zurück in seine Heimatstadt, was ist dann mit den Kindern? Stürzt er total ab und vergisst auf seine Kinder, weil er dann vor irgendeinen Automaten steht? Landet der Vater meiner Kinder im Gefängnis aufgrund von Beschaffungskriminalität. Was ist das kleinere Übel? Weitermachen wie bisher, sich irgendwie durchwurschteln?? Gleichzeitig die Gewissheit "Warum sollte er etwas ändern". Was muss ich ändern, damit er einen Grund hat, seine Sucht aufzugeben bzw. was kann ich ändern? Ist Trennung wirklich das Einzige, das ihm genügend Grund liefert? Oder schafft er wirklich erst durch die Trennung den Absprung? Ist das für ihn das berühmte "tief-genug-sinken"?
Könnte ich damit besser leben, wenn er mich nicht immer wieder anlügt? Ist die Spielphase besser abzufangen, wenn er mir gleich beim 1. Mal Geld in den Automaten werfen davon erzählt. Gebe ich ihm damit einen Freibrief, i.S. naja, dann erzähle ich es halt und kann dann "in Ruhe" spielen gehen?

Das waren so meine Überlegungen, nach jedem Rückfall. (Das meinte ich auch oben mit "immer noch so viel Verantwortung übernommen". Heute weiß ich, es ist seine Verantwortung, wie er die Beziehung zu seinen Kindern gestaltet, mit oder ohne Trennung. Klar, die Schmerzen der Kinder mitanzusehen, muss ich aushalten. Ich muss es im ersten Moment auffangen - im zweiten Moment gibt es auch für die Kinder professionelle Hilfe - aber die Verantwortung dafür liegt bei ihm, nicht bei mir, weil ich mich getrennt habe.)

Und nach jedem Rückfall habe ich auch bemerkt, dass es nicht so sehr das Finanzielle ist, was mich aufregt. Die meiste Wut hatte ich aufgrund der ständigen Lügen. Immer nur das zugeben, was sich eindeutig beweisen lässt. Keinen Millimeter vorher etwas zugeben.
Gut, die Zeit arbeitet für mich. Die Kinder werden immer größer, noch ein bißchen zuwarten und schauen, ob sich nicht doch noch was tut. Ich kenne ja auch Fälle, bei denen es geklappt hatte. Es gibt ja auch Spieler, die fremdmotiviert in die Therapie kamen, mehrmals und dann irgendwann war die Eigenmotivation da ... Und es tat sich was:

Mir wurde der Boden unter den Füßen weggezogen ... Anfang November kam er ins Spital, als er rauskam, gestand er mir, dass er HIV-positiv ist. Angeblich "nur" 2 Mal fremdgegangen, im März und Ende August. Was hatte ich nun?
Einen Mann, der seit Jahren Automaten gespielt hat, Einen Mann, der mit seinem Leben gespielt hat. Einen Mann, der mit meinem Leben gespielt hat. Einen Mann, dem ich vieles zugetraut habe (bis hin zur Beschaffungskriminalität)aber niemals Fremdgehen. Einen Mann, der am Boden lag. Ganz, ganz tief unten.
Ich war wie gelähmt, stand unter Schock. Was ist mit mir?Was heißt das für die Kinder? Wenn er mich angesteckt hat, was dann? Will ich das dann alleine durchstehen oder klammere ich mich an den Mann, der mir das angetan hat? Kann ich es verantworten, ihn rauszuschmeißen, wenn bei mir vielleicht in 5 Jahren AIDS ausbricht? Was heißt das dann wieder für die Kinder?
2 Dinge wurden dadurch ausgelöst: Unsere Kommunikation wurde wieder angekurbelt und ich suchte mir - wieder einmal - professionelle Hilfe, und zwar nicht als Angehörige eines Spielers, ich ging zur Beratung des Aidshilfehauses, ohne das Thema Spielen.
Eine einzige Sache war für mich von vorneherein klar: Ich will keine vorschnelle Entscheidung treffen!! Das Einzige was mir klar war, dass ich unter diesen Umständen keine Entscheidung treffen kann. Ich konnte nicht, ich musste alleine 2 Wochen auf ein aussagekräftiges Ergebnis für mich warten, was soll ich da schon entscheiden, während ich darum zittere, was mit mir und den Kindern sein wird. Dann das negative Ergebnis. Die ärgste Krise war für mich vorbei, aber die Betäubung war noch immer da.
Dann schön langsam in den wöchentlichen Beratungsstunden löst sich die Betäubung etwas auf. Schmerz über den Betrug, Wut darüber, Unverständnis, Traurigkeit über etwas, das Unwiederbringlich verloren ist. Das Thema HIV war so präsent, dass das Spielen erst irgendwann im Dezember in der Stunde seinen Platz bekam. Und das Gefühl, das ist jetzt die letzte Chance. Jetzt ist dieses "ganz-unten-am-Boden-liegen" da, jetzt könnte es dieses "Klick" bei ihm geben.
Ich mache es jetzt kurz: Es hat kein "Klick" gegeben. Nächste Woche ist unser Scheidungstermin. Der Grund für meine Entscheidung waren nicht die Rückfälle (in seiner Situation habe ich damit gerechnet), der Grund war, dass er seinen Rückfall wieder verschwiegen hat und erst zugeben konnte, als ich den eindeutigen Beweis dafür schon hatte und er es nicht mehr abstreiten konnte.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich den Betrug als (Teil)verlust erlebt habe. Deshalb auch diese tiefe Traurigkeit. Trennung tut nun einmal verdammt weh. Sein Fremdgehen war ein erster Teil der Trennung. Und plötzlich fühlte ich so viel Schmerz über die verlorenen Jahre. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Warum ist es uns nicht gelungen, das zu erhalten, was uns seinerzeit (17 Jahre her) gegenseitig so angezogen hat? Warum musste das erst passieren, damit wir wieder einmal richtig miteinander reden können? Warum konnten wir jetzt wieder miteinander reden? Nun, vielleicht, weil er seine Felle davon schwimmen sah?
Nachdem der Rückfall bzw. seine Lügen klar auf den Tisch lagen, warum hat er sich dann so plötzlich so extrem bemüht? Weil er ahnte, dass er mit dem Fremdgehen, den Bogen endgültig überspannt hatte?
Für mich war es zu spät. Die Verantwortung habe ich ihm zurückgegeben. Ich habe meinen Beitrag zur Erhaltung der Beziehung geleistet, er hat seine Chance nicht nützen können.
Als ich ihn meinem Entschluss zur Trennung mitteilte, gab es so gut wie keine Reaktion von ihm. Klar, in seiner Position, hat er jetzt nicht mehr viel zu bieten. Trotzdem: So viel Aufwand und Kreativität um zu Geld zu kommen, um sein Spielen zu verheimlichen, aber keine Idee, was er mir nach 15 Jahre Ehe sagen könnte. Hat er gespürt, dass meine Entscheidung ganz sicher ist? Hat er seine ganze Energie in seine Spielerei verbraucht, dass er nichts mehr übrig hat? Oder ist ihm klar, dass bei mir "nichts mehr zu holen ist." Trotzdem, jahrelang ist er den Verlusten hinterhergelaufen, eine 17jährige Beziehung gibt er ohne geringsten Versuch etwas zu retten einfach auf.
Ob es nun stimmt oder nicht, mir ist es egal, der Gedanke, dass die Sucht seine ganze Energie aufgebraucht hat, hilft mir, zu akzeptieren, dass ICH jahrelang in diese Beziehung investiert habe und nicht das zurückbekommen habe, was ich gehofft habe. Ja, es tut weh, zu überlegen, was hätte sein können, wie hätte es sein können ohne Sucht. Aber es gab eben diese Sucht. Kein Mensch käme auf die Idee, dass ein Junkie seiner Partnerin zuliebe auf Heroin verzichtet. Der Antrieb aufzuhören, muss ein anderer sein.

So, nur noch etwas ganz Kurzes zu meiner Entscheidungsfindung:
Ich bin froh, dass ich mir für die Entscheidung so viel Zeit gelassen habe.
Kann ich akzeptieren, dass mein Mann, der als In-dividuum nicht teilbar, sondern ein Ganzes ist, diesen Spieler-Anteil hat. (unabhängig vom Fremdgehen und der Möglichkeit "die Zeit heilt alle Wunden", unabhängig von seiner HIV-Erkrankung, die für sich alleine genommen, kein Grund zur Trennung gewesen wäre, also wenn z.B. durch Bluttransfusion übertragen). Wenn ich es wirklich akzeptiere, heißt das, dass er keinen Grund hat aufzuhören. Akzeptiere ich es nicht, bin ich darauf angewiesen, dass er für sich einen Grund findet, aufzuhören und vielleicht findet er nie einen Grund.

Ich kann und will es nicht akzeptieren und bei aller Traurigkeit, die auch immer wieder kommt, habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass die Entscheidung richtig war.
Es gibt vieles das ich bewzeifle und hinterfrage, meine Entscheidung nicht. Die steht, und mit der geht es mir sehr gut. Ich bin überzeugt, dass das auch daran liegt, dass es eine wohlüberlegte Entscheidung war, der ein jahrelanger Prozess zur Entscheidungsfindung vorangegangen war und dass ich sonstige Zweifel trenne von der Entscheidung zur Scheidung. Und für mich ganz wichtig: es war weder eine Entscheidung aus dem Kopf noch eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Sondern eine gemeinsame Entscheidung von Bauch und Kopf. Es ist einfach eine stimmige Entscheidung. Hätte nur der eine oder andere entschieden, würde ich (mein Kopf- bzw. Bauchanteil) sicherlich diese Entscheidung ständig hinterfragen. Und die Tatsache, dass es mir gelungen ist, Bauch und Kopf zusammenzuführen, lag sicher daran, dasss ich professionell begleitet wurde (und werde) und somit auch immer, zumindest 1 Mal pro Woche, dran geblieben bin. Zumindest 1 Mal pro Woche musste ich mich damit auseinandersetzen. Es gab kein Ausweichen, Distanzieren, Ausruhen und auf später verschieben.
So, das war es, was mir geholfen hat. die Kurzform ist etwas lang geworden, aber du wirst dich vielleicht in dem einen oder anderen wiederfinden und den einen oder anderen Gedanken aufgreifen können, um daran dann für dich selbst passend weiterspinnen zu können.
Ich wünsche dir eine stimmige Kopf-Bauch-Entscheidung
Liebe Grüße
Monika

nimitz
26.09.2005, 10:09
Hallo und guten morgen Heide,

ich habe gerade nochmal deinen Beitrag gelesen.
Du hast, wie es wohl in jeder Beziehung ist eine Erwartungshaltung gegenüber deinem Mann.
´Fred hat aber auch dir gegenüber eine Erwartungshaltung.
Fred kann sie nicht erfüllen....deine Erwartungen.
Kannst du seine erfüllen.

Fred soll in eine Gruppe soll sich um eine Therapie kümmern...soll nicht mehr spielen....er soll ehrlich sein.

Ehrlichkeit sollte in jeder Beziehung herschen, und trotzdem schafft er den "leichtesten teil nicht. Dieses ist durch jahrzehntelanger Lügen wirklich nicht so einfach, vor allem dann nicht, wenn ein süchtiger Spieler gar nicht aufhören will.

Du kontrollierst sein Leben. Du sagst ihm, wo er längs zu gehen hat, damit er seine Erwartungshaltung dir gegenüber genüge tut. Du nimmst ihn alles...seine persönliche auf ihn zugeschnittene Entwicklung, die nur Fred allein machen kann.
Natürlich ist eine Entwicklung auch abhängig von der Umwelt und dem Umfeld, in dem sich ein Mensch befindet, und meiner Meinung nach bist du ein Hemmnis für die Entwicklung eines Suchtfreien Lebens für Fred.
Wahrscheinlich schocke ich dich mit diesen Worten...doch ich werde dir jetzt eine kleine Geschichte aus meinem Leben schildern...damit du es etwas besser verstehst.

Vor etlichen Jahren ist mein Lügengerüst um meine Zockerei aufgeflogen. Meine Frau war ausser sich...
Aus Angst davor, rausgeschmissen zu werden aus der gemeinsamen Wohnung, und mein Kind zu verlieren, habe ich mich auf einen mehrere Vorschläge meiner Frau eingelassen.
Sie übernahm die Finanzen, und ich bekam ein Taschengeld.
Zudem hatte ich mich um eine SHG bemüht.
Seitdem war ich über zehn Jahre lang jeden Mittwoch in einer Gruppe der anonymen Spieler.
Ich ging meiner Arbeit nach, und abends erzählte ich....um mich zu rechtfertigen, zu beruhigen, sie zu beruhigen....fast minutengenau meinen Tag.
Ich verschwieg nichts, und fügte auch nichts hinzu.
Mittwochs ging ich in die Gruppe. Zu Anfang wusste ich nicht genau warum ich dort hin gehe...nahc drei Monaten wusste ich es, und ich kapierte den Sinn der Gruppe.
Keiner wollte mir dort etwas...keiner schrieb mir vor, was ich tun und lassen sollte.
Halt...ein Freund erzählte mir, dass ich nicht nach den Gründen des spielen gehens suchen sollte, und etwas später noch, dass ich den Automaten keinen Hass entgegenbringen solle. Er sagte, stelle dir vor ein Mensch hat Probleme mit dem autofahren....deshalb werden bestimmt nicht die Autos abgeschafft.
Ich hielt mich an diese Ratschläge, und erst so nach nach lies ich so manches meines spieler lebens in mein Gedächtnis zurück.
Meine Frau hingegen kam drei bis fünfmal in der Woche darauf, mich zu löchern und zu fragen: Warum ....warum bist du spoielen gegangen...warum jenes warum das andere...
Meine Antwort darauf: Ich weiss es nicht!
Und zudem Zeitpunkt wusste ich es wirklich nicht.
Je länger ich in die Gruppe ging, je näher kam ich etlichen Freunden aus dieser. Wir gingen nach der Gruppe noch ein Bierchen trinken...trafen uns auch so des öfteren, und telefonierten miteinander.
Meiner Frau war es nicht recht...ich hatte ein privatleben, in welchen sie kein Platz hatte...ich tat etwas für mich...und sie blieb stehen...sie kam nicht nach...ich entwickelte mich...vorwärts...
Ich kam jeden Mittwoch glücklich und zufrieden aus der Gruppe nach hause....sie konnte damit nicht umgehen, und somit versuchte sie mich "herunter zu machen".
Immer wieder die Frage: WARUM????? Ich konnte ihr nie eine Antwort darauf geben....
Mittlerweile hatte ich ein monatliches Taschengeld....und aufeinmal die Chance mich Selbstständig zu machen.
Die Worte meiner Frau...das schaffst du nicht, und deine Vergangenheit...wenn das jemand mitgekommt...die Kunden bist du los...und dann?????
Nun ich machte mich selbstständig...und es lief sehr gut.
Ich entwickelte mich weiter...allerdings konnte ich nie Gefühle zeigen...ich war angesehen...in der Branche...inder Gruppe....nur zu Hause versuchte meine Frau mich unter zu ordnen...in ihr Leben. Sie kam mit meinem neuen Leben ohne Sucht zu recht....sie trank...nahm Tabletten...und stellte immer noch die Frage WARUM....und hollte jedesmal die ollen Kamellen raus...
Ich war gefestigt, und gab ihr schon sehr lange kontra...sprach sie an auf ihren doch sehr überhöhten Alkoholkonsum....aber in ihren Augen hatte sie kein Problem damit.
Wir lebten...meine Frau in ihrer Welt...Alkohol, Lügen, ....ich in meiner...Firma...Freunde...
Wie der Zufall es will, lernte ich eine Frau kennen....ich fuhr zu ihr....über 400 km weit...
Beim zweiten Treffen mit ihr, waren wir in einem Gasthof...
wir unterhielten uns, beobachteten die Menschen um uns. Ein Nachbartisch.....ein älteres Ehepaar kam herein, bestellte sich Essen, aßen, bezahlten und gingen wieder. Nichts ungewöhnliches.....DOCH....dieses Paar hat während der gesamten Zeit nicht ein Wort miteinander gewechselt.
Wir machten Scherze...und ich sagte: Die Beiden sind tot, sie wissen es nur noch nicht!
Dieser Satz ging mir nicht aus dem Kopf...und mein Leben das ich führte auch nicht....am Abend habe ich mich von meiner Frau getrennt....denn auch war schon tot...nur den Tag hatte ich es begriffen....und gehandelt.
Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, was aus mir und dieser Frau in 400 km Entfernung werden wird....
Es kam alles anders....auch sie trennte sich von ihrem Mann, und zog in meine Heimatstadt.
Wir richteten uns ein...und sie erzählte aus ihrem Leben...
aus ihrer Vergangenheit...(sie war mit einem Spieler verheiratet) Sie erzählte und erzählte und frug mich immer wieder was ich so alles angestellt hatte in meinem Leben. Das ich auch süchtiger Spieler bin, wusste sie von Anfang an...aber viel mehr auch nicht.
Die Frage nach meinem Leben kam immer wieder...ich erzählte, gaaaaanz wenig. Mir fiel nichts ein.
Einen Nachmittag, wir sassen auf dem Sofa und unterhielten uns. Auf einmal fing ich an zu erzählen...von mir...von meinem Leben...aus meiner Vergangenheit, von meiner Ehe, von meiner Tochter, meiner Selbstständigkeit, von meiner Gruppenerfahrung....usw...
Ich redete und redete....sehr lange, leise, kaum die Stimme mal lauter....sehr lange...die Frau an meiner Seite hörte zu....stellte keine Fragen...sagte nichts...und lies mich gewähren.
Das war das erste Mal, das ich so ausführlich aus meinem Leben einer anderen Person etwas erzählt hatte.
Ich hatte mich das erste Mal geöffnet....mit Gefühl, wobei ich diesem Menschen gegenüber von vornherein Gefühl zeigen konnte und durfte.
Ich durfte weinen, lachen, traurig sein, und mich freuen, ohne das ich mit Fragen bombardiert wurde. Ich lebte, und liebte, und wurde geliebt....als Mensch, und ich durfte so sein, wie ich bin. Und ich bin so wie ich bin....nicht änderbar, von keinem Menschen ausser von mir.
Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir respektieren die Meinung und Auffassung des anderen. Wir manipulieren uns nicht gegenseitig....wir verstehen uns auch, wenn wir nichts sagen, wenn wir hunderte Kilometer entfernt von einander sind....wir fühlen uns, und wissen vieles schon im voraus, was der Partner(in) denkt und fühlt.
Vertrauen in sich und in den Partner....und das sogar blind.
Natürlich haben wir auch einmal "Streit"...doch ein gute Nacht-Wunsch...schlichtet...lässt ein Gespräch wieder zu..ist ein Anfang...sich wieder darauf zu besinnen: Wir haben nur diesen einen Versuch!

Liebe Grüße
nimitz

PS.: Wenn du es möchtest, lasse es auch Fred lesen....vielleicht hilft es?

Heide
26.09.2005, 10:34
Mensch, Monika,

von deiner Geschichte kenne ich ja einiges - aber wenn ich solche Dinge von anderen lese, scheint es mir immer schlimmer als die eigene Situation zu sein. Komisch.

Du hast dir deine Entscheidung gut überlegt und bist dir heute sicher, das richtige getan zu haben. Das ist gut so. Dahin möchte ich auch kommen.
Mir sicher zu sein, ist sehr schwer.
Ich bin mir nur sicher in dem , was ich nicht will:
- meine Grenzen nicht mehr verletzt sehen
- mich nicht mehr zufrieden zu geben mit einem Leben, das
mich unglücklich macht
- nicht mehr auf Geborgenheit, Vertrauen und Liebe ver-
zichten
- nicht mehr coabhängig sein
- keine festgefahrenen Sichtweisen mehr pflegen, auch wenn
sie Orientierung und vordergründigen Halt versprechen...

Es gibt viel zu tun für mich. Und es passiert auch ohne mich eine Menge.
Die letzten Wochen waren sehr anstrengend und von einem ständigen emotionalen Auf und Ab begleitet.
Immer wieder Hoffnung, dass es bei ihm Klick macht, dann wieder Zweifel und Misstrauen, wie er seine Worte denn meint.
Eure Deutungen seiner Worte und Taten hier im Forum haben mich immer wieder misstrauisch gemacht, wenn ich schon wieder kurz davor war, ihm zu glauben, mich einlullen zu lassen von seinem Zerknirschtsein, seinen Beteuerungen.
Aber ich merkte, ich muss mich auf mich, meinen Bauch verlassen. Der hat mich noch nie betrogen.
Ich wusste und weiß immer, wenn Fred mich anlügt, Mist baut, weglaufen will. Das spüre ich, er hats nur nie von selbst zugegeben.
Da war es wie bei dir, Monika. Er hat immer gewartet, bis alles eindeutig bewiesen war, vorher kam gar nichts von ihm, nur Lügen. Und das war das Schlimmste an dieser Ehe, der ewige Kampf, das hat mich zermürbt.
Damit ist Schluss, ich kämpfe nicht mehr, ich lasse kämpfen.
Ich lehne mich zurück und höre mir an, was er sagt und schaue zu, was er tut.
Ist es für mich inakzeptabel, stehen seine Koffer vor der Tür.
Gibt es Anzeichen für einen Umschwung, haben wir Chancen. Ich wünsche mir gerade jetzt, diese Ehe weiterführen zu können.
Warum? Weil ich weiß, dass wir ohne sein Suchtverhalten (das hatte er nicht, als wir uns kennenlernten) eine tolle Gemeinschaft bilden, und die findet man nicht an jeder Straßenecke. Dass es sich lohnen kann.
Er hat (trotz eurer Vorbehalte, aber ich sehe und höre ihn, wenn er erzählt) doch einiges begriffen, was er jahrelang negiert hat. Inzwischen spricht er ´freiwillig` mit mir, aus eigenem Antrieb.
Er erzählt, ohne dass ich frage. Dinge, die ihn negativ darstehen lassen, ohne zu beschönigen. Antwortet auf Fragen ohne Agressionen. Gibt zu, immer seine Wünsche sofort erfüllt haben zu wollen, gibt den Frust zu, wenn er sich `abgeschoben` fühlt und sich betäuben will, gibt zu immer weggelaufen zu sein vor Problemen, sich betäubt zu haben. Gibt seine Feigheit zu, seine Hilflosigkeit.
Legt sich `Notfallprogramme` zurecht, um gewappnet zu sein für Spieldruck und Beziehungsfrust.
Lässt die Hosen herunter.
Und: natürlich hat er Ziele. Die meint er auch ernst. Aber realistisch ist auch, dass man rückfallgefährdet ist, auch wenn man sich das nicht explizit vornimmt oder gar damit spielt...also kann man auch ruhig sagen, dass Fehler weiterhin passieren können, auch wenn man alles daran setzen will, sie zu vermeiden, bessere Strategien zu finden.
Alles andere wäre Heuchelei.
Als Hintertür würde ich das nicht bezeichnen. Ich nehme ihm für den Moment (!!) ab, dass er seine Worte ernst meint, wie er sie umsetzt, werde ich sehen.
Momentan ist er wie gesagt sehr offen und bemüht, wir sprechen wieder miteinander und mir wird auch meine eigene Rolle immer klarer.
Natürlich habe ich unbewusst sein Verhalten unterstützt. Natürlich unternimmt man alles, um den Parter zu unterstützen, ihm bei der Bewältigung von Problemen zu helfen. Warum sonst hätte man ein Lebensbündnis geschlossen....? Dass diese Dinge einseitig passieren und nicht viel zurückkommt, dass die Hilfe nichts bringt und die Liebe vertrocknet, merkte auch ich.....viel zu spät. Wie wohl alle Angehörigen.
Aber so wie ich mein Verhalten nicht einfach ausschalten kann, kann auch Fred nicht einfach den Schalter umlegen.
Die Einsicht muss zuerst im Kopf erfolgen und da ist er auf einem guten Weg, denke ich. Ich weiß, ihr denkt, es sind alles nur hohle Worte, nicht ernstgemeint und allzuleicht umkehrbar, aber ich nehme ihn ernst. Tatsächlich. Selbst wenn er die Neustrukturierung nicht schafft, den Willen spüre ich.
Er war noch nie so offen, hat noch nie zugegeben, immer der große Zampano sein zu wollen, bloss keine Schwächen zugeben zu können und zu seinen Gefühlen ein gestörtes Verhältnis zu haben....etc.etc.etc.
Da kommt eine Menge. Er merkt, dass es mir ernst ist, dass ich die Ehe beende, wenn er nicht sofort und umfassend agiert....und das bringt selbst jemanden wie Fred zum überlegen. Und zu der Erkenntnis, dass er sein bisheriges Leben vergeudet hat, auf meine Kosten, auf seine Kosten,
auf Kosten seiner Eltern und Geschwister usw.

Monika, du schreibst:
"....Aber es gab eben diese Sucht. Kein Mensch käme auf die Idee, dass ein Junkie seiner Partnerin zuliebe auf Heroin verzichtet. Der Antrieb aufzuhören, muss ein anderer sein.... "
Eben, genauso ist das! Mein Mann hat mir erzählt, wie man sich als Süchtiger Spieler fühlt, diese Angst vor dem Nachhausekommen....die Unsicherheit, welche Lüge hat man letztes Mal erzählt und was soll man heute sagen?...diese Kopfschmerzen...Sorgen....das schlechte Gewissen...die Einsamkeit...die Hoffnungslosigkeit usw.
Klingt grausam. Aber es muss wohl erst so furchtbar werden, dass es zum Aufhören und Lebenändern reicht.
Als ich mit Fred über die `Affaire` sprach, hat er gesagt, dass er sich zurückgesetzt gefühlt habe, ich hätte ihn ja an nichts mehr teilnehmen lassen, er wäre so verzweifelt gewesen und habe gedacht, dass er mir nichts mehr bedeute. Dabei war mein Distanzhalten nur Selbstschutz.
Es hat ihn fertiggemacht, sagt er.
Und die Wärme und Zuwendung zurückzuweisen, die ihm da auf einmal geboten wurde, dazu hatte er nicht den Willen und nicht die Kraft.
Er hätte sich aber schnell entschlossen, die Beziehung nicht zu intensivieren, um mich nicht zu verlieren. Sagt er.

Glaube ich ihm?
Ich weiß es nicht.
Das ist so ein Punkt, da bin ich sehr unsicher. Er ist ein normaler Mann, ich kenne ihn, und ob er so reagieren kann, wenn sich ihm nach jahrelanger Abstinenz eine solche Gelegenheit bietet..? Da denke ich wie du, Nimitz.
Er hat mir auch erzählt, dass er diese Dinge alle so irrsinnig auffällig gemacht hat, um erwischt zu werden. Damit ich endlich begreife, dass er nicht mehr kann, es nicht mehr aushält...nicht umsonst wäre er nächtelang weggeblieben, hätte so blödsinnige Lügen erzählt, die auffliegen müssen.
Als Hilfeschrei sozusagen.
Über meine Reaktion war er sehr erschrocken. Ich glaube, er hielt mich für so überlegen und stark, dass er mir gar nicht mehr wehtun könne. Mein Zusammenbruch kam für ihn (man glaubt es kaum) vollkommen unerwartet.
Aber er hat einiges wachgerüttelt, bei ihm und auch bei mir. Meine Therapie geht gut voran und ich bin gespannt, was ich noch alles an alten , verkrusteten Verhaltensweisen und Komplexen aufdecken und ändern und somit mein Leben positiv beeinflussen kann.
Sehr gespannt.
Heide

Heide
26.09.2005, 22:55
Hallo Nimitz,
das ist ja eine schöne Geschichte, guter Weg.
Deine Frau war nicht bereit, mitzugehen, ich finde das schade. Denn eine Ehe ist doch ein Lebensbündnis, Veränderungen und Entwicklungen können auch in ihr stattfinden, wenn man die Hürden nehmen kann und will.
So sollte es meiner Meinung nach sein. Ich bin nicht überzeugt, dass eine Trennung immmer Verbesserung für beide bedeutet. Ich glaube auch nicht, dass dieses `Ich lebe mein Leben und du lebst deins` für Familien und Partnerschaften sinnig ist. In jeder Partnerschaft mit oder ohne Kinder ist Kontinuität und Arbeit an dem Miteinander unverzichtbar. Weglaufen gilt nicht.
Ich glaube auch nicht, dass ich Fred in seiner Entwicklung behindere, ich behindere mich selbst viel mehr.
Das soll nun ein Ende haben, ich arbeite an mir, will mich mehr abgrenzen, mich nicht so viel kümmern und andere machen lassen, ohne mich einzumischen.
Es geht bei uns nicht allein um das Erfüllen von Erwartungen, sondern auch um die eigene Progression.
Und da haben wir beide einiges zu tun.
Bisher habe ich immer gedacht, dass ich mit Freds Krankheit nichts zu tun habe, die hat er ja schon seit 25 Jahren. Weit vor meiner Zeit.
Nun hat mein Verhalten seit Jahren seine Krankheit unterstützt, ich habe es gar nicht wahrgenommen und jetzt erst erkannt, wie wesentlich das Feedback ist, das Süchtige auf ihr Verhalten bekommen.
Es kann sie weiterbringen, aber auch hindern. Da hast du recht. Ich versuche, Fred zu verstehen, ihn aber nicht einfach hinzunehmen. Das wäre für mich der falsche Weg. Er hat sicher auch Erwartungen an mich, die ich nicht immer erfülle - schauen wir mal, ob wir uns näherkommen.
wir sind auf dem Weg, uns wieder kennenzulernen - nach Jahren der Sprachlosigkeit. Ich finde das gut - auch wenn es nur durch diese furchtbaren Dinge möglich war, die geschehen sind.
Manchmal muss es wohl der Umweg sein - wie gesagt, Erfahrungen anderer aufs eigene Leben umzumünzen ist eine der schwierigsten Dinge....auch für mich.
Gute Nacht an Dich und den Spatz!
Heide

Dora
27.09.2005, 12:48
Liebe Heide,
auch ich kenne all diese Facetten welche du sehr berührend geschildert hast.Das Misstrauen, die Hoffnung,die Entteuschung und das Mitleid.
Ich leide so mit das ich viel mehr leide wie mein Partner.
Für ihn ist das ein "alter Fehler" darüber redet er nicht mehr, man muss ja auch vergessen können!!
Haha eine Sucht vergessen, verdrängen und dann blubs ist sie nicht mehr da.
Ich habe fast 10 Jahre geopfert, ja ich sage bewußt geopfert um ihm zu helfen, ihm beizustehen.Ich hatte mich dabei vergessen! Weil ich mich ja geopfert hatte.
Der Groschen fiel dann über Nacht bei mir.....ICH kann nicht mehr helfen.....nun bin ich dran.
Ich lebe besser ohne das Misstrauen und der Hoffnung aber das Mitleid wohnt noch ganz tief in meinem Herzen und das tut so weh.
Ich wünsche dir alles liebe Dora

beppi
29.09.2005, 20:06
Hallo Heide,

die Wendung in Deiner Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht.
Das Thema fremdgehen kenne ich auch aus meiner Beziehung - betraf zum Glück nicht mich persönlich. Aber mein Lebensgefährte (derzeit in Therapie - nun 9 Wochen - kannst dich vielleicht noch an meine Geschichte erinnern ?), also er hat seine Ex-Frau betrogen. Wir kannten uns damals auch schon und ich wußte damals auch schon davon, da er mit mir schon immer über alles reden konnte (komischerweise hörte das auf, als wir dann ein Paar wurden !!!!!!!!!!!!!).
Damals hat er mir alles anvertraut (außer seiner Spielsucht). Wir haben stundenlang gechattet und uns auch sehr sehr oft privat (ohne Wissen unserer Partner getroffen - NO SEX nur Gespräche - gibt es also doch). Allerdings hat es doch in der Zeit schon arg geknistert zwischen uns. Fühlten uns vom anderen sehr verstanden und wir haben einander zugehört, was unsere Partner nicht mehr taten.Investierten einfach Zeit ineinander. Ohne Verpflichtung. Was in einer Beziehung nicht mehr so leicht fällt.
Er ist in seiner Ehe allerdings vor anderen Dingen geflüchtet als ich in meiner. Heute sehe ich seine ganze Fremdgeherei auch anders als damals. Heute weiß ich, das es bei ihm nur ein Flüchten aus seinem unerträglich Dasein war. Verdrängung und Beschäftigung.
Seine Frau arbeitete Nachtschicht und war war sehr oft einfach allein. Mit sich und seinen Problemen. Das hält ein Spielsüchtiger auf Dauer wohl nicht aus. Weg konnte er selten, da er zu Hause bei den Kindern bleiben musste. Er hat in der Zeit seine Sucht auf den Computer verlagert. Gechattet, Sexchats usw. Hat dort immer seine Frauen kennengelernt und sich bei nächster Gelegenheit getroffen.
Er sagte damals: Er wollte nur mal probieren ob es klappt. Und er hätte nie geglaubt das es so einfach sei...
Aufjedenfall ging das so eine Weile und ich war seine Vertraute.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Irgendwann haben wir den Sprung in eine gemeinsame Zukunft gewagt und uns von unseren Partnern getrennt.
Leider verschwieg er mir ja damals noch dieses winzig kleine Detail der Spielsucht. Na ja, die Geschichte hab ich ja schon ausführlich beschrieben.

Bei uns lief die letzten zwei Jahre also auch viel schief und ob er jemals daran gedacht hat mich auch zu betrügen ? Ich weiß es nicht wirklich. Gemacht hat er es jedenfalls nicht und das glaube ich ihm auch bedingungslos.

Mittlerweile haben wir eine sehr gute Kommunikation. Ich hoffe, wir können sie in den Alltag retten, wenn er in drei Wochen wiederkommt.


Aufjedenfall hat er seine Frau damals nur betrogen, um sich abzulenken und vielleicht auch um einfach jemanden ohne Schuldgefühle "lieben" zu können.
Er hat seine Frau trotzdem gern gehabt zu dem Zeitpunkt und die anderen waren definitiv nur Zuhörerinnen oder Sexpartner aus Spaß.

Verlassen hat er sie, weil er sich in mich verliebt hat wie er sagt. Stimmt auch - aber eine große Portion Weglaufen vor seinen damaligen Problemen (die seine Frau wußte aber völlig unterschätzt und nicht Ernst genommen hat) und mit mir einfach neu anfangen zu wollen (da ich ja in seinen Augen so viel Verständnis hatte) war wohl auch dabei.

Das er mit mir aber in genau denselben Teufelskreis kommt (Lügen, Betrügen, Heimlichkeiten) das hat er damals einfach verdrängt. Und es ging auch nur 1/2 Jahr "gut". Danach kam natürlich alles raus. Und das Ende ist nach 2 Jahren Streß und Wut, das er nun in Therapie ist und wir unsere 2. Chance hoffentlich nutzen werden, unsere Vertrautheit aus unserer platonischen Beziehung aufleben zu lassen.

Sollte er diese Chance allerdings verspielen, dann wird es keine 3. geben. Das ist DEFINITIV ! Ich habe mir bewiesen - nun seit 9 Wochen - das es ohne ihn geht und dieses Wissen werde ich mir bewahren und keine Angst vor dem Schritt haben !

Heide, ich wollte nur sagen: Ich glaube eigentlich das dein Mann nur in die Arme der anderen geflüchtet ist und sich NICHT verliebt hat. Es war ein Hilferuf !!! Der eigentlich an Dich gerichtet war. Er ist in einer ausweglosen Situation und an einem Punkt wo einfach alles nicht umkehrbar erscheint. Er wollte sich vielleicht einfach mal eine Weile fallen lassen können. Die Worte die er mit der anderen gesprochen hat, waren Worte die für Dich bestimmt waren, die er Dir nur nie hätte sagen können, da er sich das "Trümmerfeld" nicht ansehen kann ohne daran zugrunde zu gehen.

Solltet ihr nach diesem Erlebnis endlich wieder Zugang zueinander finden, wäre das sehr schön. Und du kannst es vielleicht irgendwann vergeben (vergessen eh nicht !).

Ist er ein gewissenloser Fremdgeher - solltest Du gehen.

Das kannst du wohl besser beurteilen als jeder andere.

Ich wünsche Dir nur das Beste ! Und vor allem Kraft.


P.S. Ich war übrigens letzte Woche bei einer Psychotherapeutin - zwecks Co-Abhängigkeit, meiner Wut und Verzweiflung, etc. und habe ganz übles erlebt.

Meine Therapeutin hat mich quasi total auflaufen lassen und immer nur wiederholt - "Sie wüsste nicht warum ICH eine Therapie bräuchte - mein Problem wäre nur mein Lebensgefährte - aber sein Problem wäre nicht meins !"

Ich war total fertig. Hatte mir echte Hilfe erwartet mit mir selber mal ins Reine zu kommen und mal meine Vergangenheit in Einklang mit der Gegenwart zu bekommen: gescheiterte Ehe (mann depressiv) und Lebensgefährte (Spieler). Habe evtl. den Verdacht Kontrollsüchtig zu sein, etc.

Brauche ich wirklich keine Therapie ? Sollte ich mich einfach weniger anstellen ?

Lieben Gruß an alle Leser.
Stefanie

beppi
29.09.2005, 20:10
die Therapeutin meinte noch:
Ich könne ja mal wieder anrufen, wenn ich wüßte warum ich eine Therapie will und mal wieder reden möchte....

Gibts sowas ?

Gruß
Stefanie

GAST
29.09.2005, 20:44
Lese mal die Zeilen die du geschrieben hast, als wären sie nicht von Dir- was würdest du raten?

29.09.2005, 21:36
An Nimitz

Die Geschichte von Heide habe ich nur ab und zu verfolgt. Deinen Beitrag- den du vor Tagen an Heide geschrieben hast, hat mich eigentlich schockiert. Ich wollte- und wollte doch nicht eine Antwort darauf schreiben- zu sehr war ich schockiert! Heute nun habe ich wieder mal hier gelesen und sage: Dein Eintrag ist mehr als beeindruckend für mich, heute verstehe ich Dein Posting an Heide. Um beim einen oder andern Beitrag etwas dazuschreiben zu können muss man eben beide Seien lesen können.

Nimitz- ich wünsche Dir nur das Beste! Ich verstehe Dich- was vor ein paar Tagen nicht der Fall war. Deinen Beitrag finde ich sehr mutig.

Alles Gute
Jemand der ab und zu hier liest.

Heide
30.09.2005, 07:13
Hallo Beppi,

das Verhalten deiner `Therapeutin` finde ich unmöglich!!
Weißt du, dass du verschiedene Psychologen aufsuchen kannst um dir jemanden auszusuchen, mit dem die Chemie stimmmt? Wenn du das Gefühl hast, dass diese Frau dich nicht ernst nimmt, dann hast du dort keine Hilfe zur Selbsthilfe zu erwarten.
Vielleicht kennst du ja in deinem Bekanntenkreis jemanden, der dir aus guten Erfahrungen heraus jemanden empfehlen kann?
Aber auch so: probiere aus, bis du jemanden findest, zu dem du Vertrauen hast. An deiner Motivation zweifeln solltest du nicht, du hast doch als Coabhängige wahrlich Grund genug für eine Therapie :-/.
Meist fängt man doch sowieso viel zu spät damit an, weil man immer denkt, man müsste es auch allein schaffen. Ich bin auch seit ein paar Wochen jede Woche für eine Stunde bei einer Psychotherapeutin. Sie wurde mir empfohlen und ich fühle mich wohl mit ihr. Sie bringt mich auf neue Wege in Gedanken und Taten. Also: nicht aufgeben und die erste Adresse vergessen!! Du findest sicher jemanden, der besser zu dir passt.
Zu meinem Mann und seinen Betrügereien kann ich dir in vielem nur zustimmen, was du geschrieben hast. Er selbst schildert es im Übrigen genauso, mit fast den gleichen Worten.
Trotzdem kann ich bis heute nicht verstehen, warum er mir,wenn seine Liebesschwüre stimmen, so etwas antun konnte - so blind kann man doch nicht sein, dass man nicht merkt, wie der Partner immer wieder versucht, die Mauer zu durchbrechen....und dann geht er los und sucht sich Vertrautheit (Gespräche, Umarmungen....) woanders. Ich begreife es nicht. Er schwärmt ständig von seiner Liebe zu mir, die unverändert sei. Wo war die denn, als er mich nächte- und tagelang zurückließ mit meinen Sorgen und Gedanken? Nein, ich werde das Gefühl nicht los, dass Süchtige auch emotional sehr egozentrisch sind. Eine fiese Nebenwirkung.
Meine Hilferufe wurden von meinem Mann nicht gehört.
Warum höre ich seine immer? Es ist ein gewisses Ungleichgewicht da, und damit will ich mich nicht mehr abfinden.
Inzwischen haben wir über einiges gesprochen, er erzählt viel von allein, ohne dass ich frage, das ist ein großer Fortschritt. Allerdings will er alles auf einmal -- lässt mir keine Zeit. Das will ich nicht, ich möchte Distanz wahren und ihn sich um sich selbst kümmern lassen. Insofern wäre mir das Verhalten von Nimitz Frau unverständlich. Wenn jemand neue Wege betritt, muss er auch viel allein unterwegs sein. Das finde ich ok. Und es befreit mich auch ein Stück von dieser Alleinstellung als Auffanglager für all seine Probleme.
Dein Partner hat sicher eine anstrengende Zeit in seiner Therapie...kannst du denn die Ruhe genießen? Und neue Perspektiven finden? Weißt du oder planst du, wie es weitergehen kann/soll, wenn er zurückkommt? Könnt ihr zusammen über diese Dinge sprechen? Ist er offen dafür?`
Das ist eine wichtige Voraussetzung für weitere Gemeinsamkeiten, finde ich. Früher ging das mit meinem Mann gar nicht, inzwischen fängt es an. Immerhin. Kleine Schritte, die irgendwohin führen können. Aber mir ist nicht ganz klar, ob ich wissen will, wohin. Und du?
Liebe Grüße an dich aus Bremen
Heide

Heide
30.09.2005, 07:25
Hallo `Gast` und `Jemand, der ab und zu hier liest`:
Danke für eure Antworten, auch wenn ich sie nicht ganz verstehe. Sicher versuche ich ab und zu, meine Sache aus der Hubschrauberperspektive anzusehen. Aus dieser Sicht würde ich sagen: trenn dich, schieß ihn in den Wind und mach dein Ding. Klar, so ist es immer - der Kopf weiß, wie es sein sollte und der Rest des Körpers sagt andere Dinge. So simpel funktionieren Menschen eben nicht - jeder Sozialpädagoge oder Arzt oder Richter oder andere Mensch wird da zustimmen, es ist keine Folge von logischen organischen Funkionen, kein Was-Passiert-Dann-Spiel. Darum hoffe ich auf mich und die Therapie und auf die langfristige positive Entwicklung bei meinem Mann. Falls sie nicht erfolgt, kann ich ja jederzeit wieder in die Wolken steigen und mich von oben beobachten und denken: Mensch, ist die blöd!
Alles Liebe
Heide