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Tanja
29.07.2005, 09:56
Hallo,

ich lese schon seit geraumer Zeit in eurem Forum, weil ein Freund von mir spielsüchtig zu sein scheint.
Was mich dabei immer wieder interessiert, ist der Schluss eurer Botschaften.
Ist es für einen aktiven Spieler wirklich so schwer, 24 Stunden nicht spielen zu gehen?

Tanja

Jenny
29.07.2005, 12:19
Es ist mehr als schwer für einen Spieler 24 Stunden oder ein paar Tage nicht zu spielen. Es ist die Hölle! Ein Alkoholiker oder einer der andere Drogen nimmt erlebt vermutlich ähnliches. Einfach anders!

Jenny

Tanja
29.07.2005, 12:57
Schön, dass du mir antwortest, Jenny!

Mich interessiert mehr dazu!
Gibt es Entzugserscheinungen, wenn jemand nicht spielen kann? Wie könnten die aussehen? Mein Freund schwitzt manchmal ganz abnormal, wenn er wirklich nicht aus dem Haus geht oder er isst den lieben Tag lang! Könnte es was mit der Sucht zu tun haben?

Tanja

Jenny
29.07.2005, 13:48
Ja, es gibt Entzugserscheinungen. Denke die werden von Mensch zu Mensch verschieden sein. Unruhe, Unausgeglichenheit, Wut und vieles mehr. Fresssucht, Alkohol, Medikamente, gar Arbeitssucht in Form von Suchtverlagerung. Sicher kann dazu auch starkes schwitzen gehören, wie ich schon erwähnte ist wohl individuell.Ich empfehle dir dich an das Fachstellen Team zu wenden. Im Internet kannst du auch nachlesen was die süchtigen dazu schreiben, oder es gibt auch Seiten von Psychologen die erklären was ein „Spielsüchtiger“ für Probleme hat.

Alles Gute Jenny (Spielsüchtig)

Rudi
29.07.2005, 19:30
Hallo Tanja,
ich bin selbst Spielsüchtig und seit geraumer Zeit abstinent.
Es ist für einen Spielsüchtigen absolut nicht schwer "mal 24 Stunden" spielfrei zu sein.
Das entscheidene ist aber der Wille total spielfrei zu werden. Hierbei ist eine Veränderung des Spielers um 180 Grad von Nöten - ein umdenken - ein heraus aus bisherigen Verhalten. Das alles ist schwer - und nach innerer Kehrtwendung sollte in kleinen Schritten aufgebaut werden.
Deswegen das Sprechen von den 24 Stunden. Wenn ich mir jeden Tag auf´s neue sage, HEUTE bleibe ich spielfrei, wird irgendwann eine Reihe von Tagen - Monaten - und schließlich Jahren zu buche stehen.
Natürlich ist es wichtig, die erste Zeit der Abstinenz zu überstehen - danach wurde es für mich immer leichter.
Gewiß gab es für mich phasenweise den sogenannten Spieldruck - und hier sind wir als Betroffene gefragt mit diesen Druck fertig zu werden.
In Zeiten solcher Spieldruckphasen kann es durchaus zu Aggressionen - schwitzigen Händen,Unausgeglichenheit kommen.
Spielsucht ist eine nicht stoffgebundene Sucht. Im Gegensatz zu Alkohol, Medikamenten oder schwere Drogenabhängigkeit.
Bewiesen ist jedoch, das es bei uns Spieler zur vermehrter Ausschüttung von Endophinen (Glücksbotenstoffen ) kommen kann,allein schon bei dem Gedanken an das Spiel.Also eben körpereigene Stoffe, die eine Veränderung der normalen Verhaltensweisen hervorrufen könnten.
Eine Suchtverlagerung vom Spiel zu Alkohol oder Medikamenten kann vorkommen. Viel häufiger ist jedoch, das ein Alkoholiker eine Suchtverlagerung zum Spiel erlebt.Warum auch immer.
Bei Spielsucht handelt es sich schon um eine wirkliche Suchterkrankung, die häufig eine therapeutische Begleitung erforderlich macht.
Aber kein Spielsüchtiger sollte sich darauf berufen, ich bin ja krank und kann ja nichts dafür. Jeder Kranke - egal woran erkrankt, hat die Pflicht an seine Gesundung mitzuwirken - so auch der Suchtkranke - aber zugegeben - da die Einsicht zu finden dauert schon seine Zeit.
Um diese Einsicht zu erlangen, ist häufig der Druck von außen erforderlich. Von Freunden, von der Familie, die mitbetroffen ist und sehr häufig schwer daran verzweifelt - von Seiten des Arbeitgebers eventuell. Dieser von außen kommende Druck ist erforderlich, das der Spielsüchtige zu seiner Einsicht gelangt, an seinen Dasein wirklich was ändern zu müßen. Ohne diese Einsicht - also den Willen des Spielers, ist ihn wohl nicht zu helfen.
Er wird so lange spielen, bis der totale soziale Kollaps ihn überrollt - und nicht selten enden diese Kollapse dann in Suizidversuchen.
Ich hoffe dir nun doch eine befriedigende Antwort gegeben zu haben.
Wenn du deinen Bekannten helfen willst, dann geht es nur, wenn du wirklich Einfluß auf ihn hast. Geldzuwendungen und andere Unterstützungen sind verkehrt - denn sie verzögern lediglich seine Einsichtigkeit - unter dem Motto - warum soll ich aufhören - es geht mir ja gut - und wenn es mir gut geht wofür soll ich mich plagen ? Vergessen wird dabei, das nicht nur die eigene Existenz versaut wird - häufig auch die des Partners und der eigenen Kinder oder auch Eltern.
Der soziale Abstieg bei einen Spielabhängingen ist vorprogrammiert - er kommt unaufhaltlich.
Der Spieler versucht dem entgegezuwirken - oft auch mit Workaholic - wo man dann die Frage der Doppelabhängigkeit stellen muß.
Irrig ist auch, eine Spielsucht bleibt bezahlbar - je mehr ein Spieler verdient, je höher werden die Einsätze. Eine Schraube ohne Ende - ein im Kreis drehen - und es gilt diesen Kreis zu durchbrechen - mit aller Konsequenz.
Lieben Gruß
Rudi

Kary
30.07.2005, 07:52
Hallo Tanja,

ich schließe mich Jennys Worten an.
Für mich war es in meiner aktiven Zeit superschwer einen ganzen Tag lang nicht zu spielen. Erst als die Gewohnheit mal eine zeitlang unterbrochen war, ging es leichter.

Entzugserscheinungen wie Schwitzen und Ersatzhandlungen i.F. von Essattacken kenne ich auch, aber auch das läßt nach einiger Zeit nach.

Bei mir stand am Anfang die Entwöhnung im Vordergrund, erst dann konnte ein innerer Wandel stattfinden.

Gruß Kary

P.S. Hallo Jenny, wie geht es Dir? Lange nichts von Dir gehört.

Becher
30.07.2005, 10:49
Hallo,

Zusätzlich solltest du auf deinen Freund achtgeben, daß er dir kein Geld klaut und nicht dem Alkoholismus verfällt.
http://www.gerald-lehr.de/Smilies/versch/nahrung004.gif

Mfg

Jenny2
30.07.2005, 11:21
an Kary

Bin relativ neu im Forum und habe nicht beachtet das es, wie mir scheint schon jemandem mit diesem Namen gibt

Tanja
30.07.2005, 11:40
Danke für eure Antworten.
Ja, das mit dem Geldklau scheint auch an der Tagesordnung zu sein. Ich habe nur keine Beweise. Er wird immer aggressiv, wenn ich was sage.
Ich glaube, ich lasse die Finger von ihm. Die Beziehung ist noch nicht sehr lange.

Tanja

Jenny2
30.07.2005, 14:03
Würde ich dir absolut empfehlen. Eine sehr gute Entscheidung!

Alles Gute

Rudi
30.07.2005, 15:57
Es war auch in meiner aktiven Spielzeit für mich kein Problem mal einen Tag nicht zu spielen.
Das habe ich im jahrzehntelangen Versteckspiel gut gelernt.
Bin auch nie jeden Tag in der Spielhalle gewesen - dafür hatte ich Phasen, in denen ich wochenlang nur zockte und dabei größere Summen verspielte.
Probleme mit mir bekam ich, wenn ich verhindert war, meine akuten Spielphasen nachzugehen - die sehr regelmäßig kamen.
Für mich steht am Anfang der Spielfreiheit die innere Abkehr - nur darauf kann in kleinen Schritten positiv aufgebaut werden.
Auch ist es nicht so, das jeder Spielsüchtige automatisch die Ballance zwischen dein und mein verliert.
Ich denke, das schon ein gewisses Potential an krimineller Energie vorhanden sein muß, um die Grenzen ständig zu mißachten.
Gerne wird das dann auf die Suchterkrankung geschoben.
Und gerne wird auch hier mitgeteilt jeder Spielsüchtige wäre automatisch bereit Geld zu klauen. Kann ich nicht so stehen lassen, weil es falsch ist.
Im übrigen sind über diesen Punkt schon öfters unterschiedliche Meinungen aufgetaucht.
Vermutlich wird da gerne die Aussage gebraucht - alle Spieler sind so - es ist nicht wahr - und ist nur Eigenschutz von den Spielern die dieses Linie für sich überschreiten.
Gruß Rudi

Tanja
31.07.2005, 12:05
Hallo, noch mal,

in welchen Situationen muss ein Spielsüchtiger besonders häufig spielen? Hat das was mit Konklikten zu tun oder kommt das einfach nur so über ihn her.

Wenn mein Freund viele Probleme hat, ist er oft nicht erreichbar. Kann ich dann davon ausgehen, dass er zockt?

LG

Alexander
31.07.2005, 13:53
Ich war nie für meine Freundin oder meine Freunde übers Handy zu erreichen wenn ich gespielt habe. Ich fühlte mich in dem Moment von ihnen belästigt und in meiner ganz eigenen Zockerwelt gestört.

Lieben Gruß

Tanja
31.07.2005, 16:57
In Anbetracht meiner Situation habe ich mir Literatur besorgt über die Frage, wie man auf einen so verlogenen, betrügerischen Menschen herein fallen kann. Ich habe da etwas Hervorragendes gefunden:

"Es ist also die vitale Kraft der Opfer, die sie zur Beute macht. Sie brauchen das Geben und die narzistischen Perversen (auch Spieler) das Nehmen: Das trifft sich bestens...Die ideale Konstellation: Der eine weist jede Schuld zurück, der andere hat eine natürliche Neigung, sich schuldig zu fühlen.
Damit das Spiel sich lohnt, muss das Opfer ihm gewachsen sein, das heißt, dass es in der ersten Zeit zu widerstehen weiß, um letztlich doch nachzugeben.
Die Opfer erscheinen als naiv, leichtgläubig. Sie können sich nicht vorstellen, dass der andere von Grund Zerstörer ist, und versuchen, logische Erklärungen zu finden, sie trachten danach, Missverständnisse zu vermeiden. Für einen Nicht-Spieler ist es nicht möglich, sich ohne weitere soviel Manipulation und Böswilligkeit vorzustellen...."

Dieses Zitat entstammt aus:
"Die Masken der Niederträchtigkeit" von Marie-France Hirigoyen

Das Buch ist zwar nicht Spielern gewidmet, aber es hat mir persönlich eine völlig neue Sicht gegeben Menschen besser einzuschätzen und damit auch das Verhalten meines Freundes (jetzt EX) zu erklären.

LG

Rudi
31.07.2005, 18:25
Tanja,
auch Marie-France Hirigoyen schreibt NUR Ihr eigenes Denken - evtl. auch ihre Erfahrungen die sie mit EINEN Menschen gemacht hat, den sie als Spieler empfindet.
Lies mehr - von einer Meinung wirst du schnell geblendet. Wenn ich mir von einen einzigen Buch eine neue Lebensphilosophie in Bezug auf Menschenkenntnis mache, ist es vermutlich mit der eigenen Lebenserfahrung noch nicht sehr weit.
Sich die Enttäuschung aus der Seele zu Schreiben, bedeutet lange noch nicht, das es die Wirklichkeit ist.
Vergleiche - und mache die eigene Meinung nicht so sehr von anderen Meinungen abhängig.
Zugegeben - es gibt genug enttäuschte Partner/innnen von Spielkranken - aber auch eine große Mehrheit von Spielkranken, die ihren Partnern wichtige und geliebte Lebensbegleiter sind.
Ich hasse das Gleichmachen. Es lässt das eigene Denken vermissen.Denke in diesen Bezug auch mal an "normalen " Krankheiten und frage dich, ob diese alle gleich verlaufen.
Bei Suchtkrankheiten ist es ebenso - und forsche für dich mal nach,wo du selbst Schwachpunkte hast.
Meißtens vergrößter der ehrliche Blick auf uns selbst das Verständnis, das wir für Schwächen und Fehler der anderen haben.
Wenn man eine schwachen Partner hat, überschätzt man sich gerne selbst.
Schönen Abend
Rudi

Tanja
31.07.2005, 21:37
Das Buch schrieb eine Psychologin mit Erfahrungen von Opfern, die professionelle Hilfe brauchten.

Ich wollte niemandem unterstellen, dass er Aggressor ist.

LG

Rudi
31.07.2005, 22:04
Auch eine Psychologin hat nur ihr eigenes Denken- und vielleicht auch begründete Schlußfolgerungen.
Ich kann dieses in meinen Denkprozess einbauen - wenn ich will.
Es nimmt mir aber nie das eigene Denken oder die eigene Entscheidung ab.
Nimm drei Ärzte - und du hast mitunter drei verschiedene Behandlungsmethoden für eine Krankheit .
Nimm drei Psycholgen zu einer Sache- und du hast mitunter drei Meinungen.
Deswegen - wenn ich mich belese, um für mich eine Entscheidungshilfe zu haben, lese ich nach Möglichkeit pro und kontra.

andreas
01.08.2005, 11:22
Hallo alle Lieben,
als ich begann Spielfrei zu werden sind mir persönlich folgende Entzugserscheinungen aufgetreten:
Kopfschmerzen,
Unruhe - stetes Umherrennen -,
Übelkeit - bis zum Erbrechen,
Depressionen - und Euphorische Zustände.
Seltsame für mich ist, daß ich diesen Entzug nicht spürte, als ich abstinent vom Alkohol oder Rauchen wurde, (die nach meiner Therapeutischen Behandlung nach "Stoffliche Süchte" sind. Spielsucht ist eine "Heimliche - eine Seelische - Sucht - wie auch Essstörungen, für mich das Überessen. Hier sind mir allerdings nur Ängste wie Verlassenheit bewusst.
Für mein persönliches Credo: Süchte gegen lebendige Beziehungen eintauschen (Meditationsbuch der Anonymen Spieler (GA) - für den 24. Mai!
Einen Tag zur Zeit.
Schöne 24 Stunden
Andreas

Clausel
01.08.2005, 12:27
24.Mai....GEDANKE FÜR DEN TAG
Lange Jahre des Misstrauens, Grolls und anderer Selbstschutzmechanismen sind wohl kaum von einem Tag auf den anderen aufzulösen. Wir waren früher in unserer Gefühls- und Gedankenwelt so sehr damit beschäftigt, uns unverstanden und ungeliebt zu fühlen, ganz gleich, ob es nun zutraf oder nicht, dass wir dieses Verhalten nun auch nicht über Nacht einfach wieder aufgeben können. Die meisten unter uns brauchen Raum, Zeit und Übung, um aus ihrem Schneckenhaus auszubrechen und die vermeintlich bequemere Vertrautheit der Einsamkeit gegen lebendige Beziehungen einzutauschen. Selbst wenn wir anfangen, zu glauben, und uns dessen gewiss sind, dass wir nicht mehr allein sind, neigen wir oftmals noch dazu, so zu handeln und zu fühlen, wie wir es einmal gewohnt waren.
Gelingt es mir auch immer besser, meine Genesung von der Spielsucht nicht allzu schwer zu nehmen? Trage ich das Genesungsprogramm der Anonymen Spieler GA und mein Leben heute ‘wie ein leichtes Gewand’?

GEBET FÜR DEN TAG
Lieber Gott, lass mich keinen allzu plötzlichen Wandel in meinem Leben oder gar eine vollkommene Umwandlung meiner ‘alten Charakterzüge’ erwarten. Meine Spielabstinenz ist nur ein Anfang. Lass mich stets darüber im Klaren sein, dass sich die Symptome meiner (Spiel-)Besessenheit nur langsam auflösen. Lass mich niemals entmutigt, sondern dankbar darüber sein, wenn ich von Zeit zu Zeit Rückfälle in mein altes Selbstmitleid oder meinen Größenwahn habe, denn schließlich kann ich mich heute ehrlich und aufrichtig dabei im Spiegel betrachten und brauche mich nicht mehr der alten (Selbst-)Täuschung hinzugeben, bei mir sei von vornherein alles in Ordnung.

NUR FÜR HEUTE will ich im Gedächtnis bewahren,
dass ich es mit meiner Genesung so einfach wie möglich halten will.
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Textauszug aus der deutschen Übersetzung EINEN TAG ZUR ZEIT der amerikanischen Originalausgabe A DAY AT A TIME
Gamblers Anonymous. Copyright © 1994 Anonymous, Published in the United States by Hazelden
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Tanja
01.08.2005, 17:03
Verführen
Isolieren
Beherrschen

Das ist doch die Strategie eines aktiven Spielers in seinem sozialen Umfeld....die gleiche, wie sie ein seelisch perverser Narzist kennt.

Tut mir leid aber ich denke, dass das einem co-Abhängigen klar gemacht werden muss. Ich habe es inzwischen verstanden.

Ich wünsche allen (Spieler/Angehörige), die noch in diesem Teufelskreis sind, so schnell wie möglich raus zu kommen.
WIR HABEN NUR DIESES EINE LEBEN.

LG

Rudi
01.08.2005, 20:25
Tanja,
deine Schlagworte passen leider nicht so ganz.
Ist natürlich möglich, das ein Narzist gleichzeitig spielkrank ist. Das Eine schließt das Andere nicht aus.
Aber Verführen- Beherrschen - Isolieren ...
Verführt wurden wir als Spieler irgendwann durch das Glücksspiel - beherrscht haben wir es nie , sonst hätten wir kein Problem damit - und isoliert haben wir letztlich uns selbst in all den Stunden an unseren Spielgeräten.
Irgendwie ist es ohnehin schwierig, einen Narzisten zu erkennen. Ein Narzist kann sich auch sehr gut als Opfer präsentieren.
Die Strategie eines Spielers ist die, das er seine Sucht verbergen will und dabei ein Lügennetz aufbaut.
Daraus entsteht eine schmerzliche Problematik in Beziehungen - sollte aber nicht mit Narzissmus verwechselt werden, die wohl eine eigene psychische Erkrankung ist.
Bei dieser Erkrankung geht es wohl um besagte Schlagworte - die nach meinen dafürhalten auf einen Spieler nicht zutreffen. Was du unter "seelisch pervers" empfindest solltest du näher erklären. Ich fühle mich durch die Wahl deiner Worte beschimpft.
Und wer ist co Abhängig? Wann beginnt das?
Du schmeißt mit Worten um dich, ohne zu argumentieren.
Deinen letzten Satz - wir haben alle nur das eine Leben - den kann ich voll unterstreichen.
Wobei ich darauf hinweisen will, das hinter jeden Spielkranken ein Mensch steht, der so viel mehr Wert ist als das Wort "Spieler" oder meinetwegen auch "Narzist".
Die Ironie ist, das wir alle Menschen sind die "Normalen ", wir Spieler aber auch die co Abhängingen oder Narzisten.
Menschen mit höchst persönlichen Schicksalen und Erfahrungen. Wenn wir sagen würden da ist ein Mensch ...der hat dies oder das Problem...würde das nicht unsere Toleranz fördern, anstatt von Spielern, co Abhängingen oder Narzisten zu sprechen ?
Worte die wie für das Wort Mensch gebrauchen, um uns deutlich von unseren gegenüber abzuheben???
Ich fange an zu philosophieren und mache besser Schluß.
Allen Menschen einen schönen Abend
Rudi

Tanja
02.08.2005, 09:43
@Rudi

Ich lasse mich gern belehren.
Was ich mit den 3 Schlagwörtern meinte, ist die Strategie eines aktiven Spielers (ich betone: AKTIV!), wenn er in eine partnerschaftliche Beziehung kommen will. Er braucht ja Rückhalt um weiter spielen zu können. Also wird er wahrscheinlich so handeln wie oben schon gesagt.

Verführen: er stellt sich in das beste Licht (narzistisch)

Isolieren: er versucht alle Kontakte seines Partners zu anderen zu unterbinden (narzistisch)

Beherrschen: er lügt und macht anderen Schuldgefühle um bleiben zu können (seelisch pervers)

Der Begriff "pervers" wird allgemein mit "abartig" erklärt. Seelische Perversion (Gewalt)ist genau so quälend wie die Perversion im bekannten Sinne.

siehe Buchempfehlung

LG

Beate
02.08.2005, 10:16
@Tanja
Hallo Tanja, ich kann Dich voll und ganz verstehen. Bin auch genau an solch einen Typen geraten. Erst himmelt er Dich an, trägt Dich auf Händen und nach kurzer Zeit, wenn Du nicht mehr nach seinen Regeln spielst, fängt er an Dich systematisch seelisch fertig zu machen. Sein verkümmertes Selbstwertgefühl wächst dabei bis zum Größenwahn und Dein eigenes verschwindet irgendwo im Keller. Nach außen hin mimt er das arme bemitleidenswerte "Opfer" und dem wahren Opfer glaubt niemand. In solch einem Fall denke ich aber, dass die Spielsucht nur eine "Begleiterscheinung" der eigentlichen Krankheit, nämlich der Persönlichkeitsstörung ist. Und deshalb darf man dieses Verhalten nicht auf alle Spieler beziehen. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, bis ich dahinter gekommen bin.

@Rudi
Lieber Rudi, Du solltest Dich sicher nicht angegriffen fühlen. Ich glaube, dass Tanja mit dem Verführen, Isolieren und Beherrschen das Verhalten eines Menschen mit Persönlichkeitsstörung beschreiben wollte und nicht das eines Spielers und schon gar nicht aller Spieler. So gesehen, gehören wir (Tanja und ich) wahrscheinlich in ein ganz anderes Forum. Aber auch ich dachte lange Zeit, dass die Spielsucht die Wurzel allen Übels war. Heute weiss ich es besser. Frauen wie Tanja und meine Wenigkeit sind von unseren psychopathischen Partner meist über lange Jahre seelisch gequält und gedemütigt worden. Das hat tiefe Wunden hinterlassen. Bei dem Bemühen dies alles aufzuarbeiten bin auch ich in diesem Forum gelandet und habe gedacht, die Spielsucht ist an allem schuld. Stimmt natürlich nicht. Jedoch hat es mir sehr geholfen hier mit Euch zu posten und aus den Erfahrungen anderer zu lernen.
Also übe bitte Nachsicht mit uns. Du bis ein prima Kerl und ich lese Deine Postings immer wieder gern.

LG
Beate

Rudi
02.08.2005, 11:33
Hallo Tanja, hallo Beate,
ich kann natürlich nicht ermessen, wie sehr ihr unter Euren Partnern leidet. Und sicher hast du Beate, genau die richtigen Erfahrungswerte gesammelt. Daher erst einmal Dank für dein objektives Posting.
Tanja, ich kann die Punkte für mich als Spieler nicht so abstreichen, wie du es tust. Belehren will ich dich eigentlich nicht - aber deine festgefahrene Meinung birgt jede Menge Diskussionspunkte.
1. Ein Spieler stellt sich nicht ins beste Licht - er ist mit seinen eigenen Verhalten nicht zufrieden - und will sein Minderwertigkeitsgefühl - worauf auch immer begründet- vertuschen .
2. Ein Spieler ist froh, wenn seine Partnerin sich nicht isoliert - und arbeitet auch nicht darauf hin. Gibt es doch für ihn Zeit und Gelegenheit seiner Sucht nachzugehen.
Ein Spieler isoliert sich nur selbst - baut keine Freundschaften auf - will seine Zeit für sich und sein Spiel.
3. Das verheimlichen - Lügen - seiner Spielsucht ist dem Spieler wichtig. Weil er es für sich schon als Schwachpunkt ausgemacht hat - und sich dessen häufig schämt. Eine bestimmt beziehungsbelastende Angelegenheit.

Ich habe schon im oberen Posting mitgeteilt das es sicher auch Narzisten gibt, die auch Spielabhängig sind - und vielleicht sogar prozentual mehr als im Regelfall. Kann schon sein, das manche Spielabhängingen narzistisch sind - irgendwie einleuchtend. Aber eben nicht die Regel.

Es würde zu weit führen, wenn ich versuchen wollte Unterschiede zwischen Spielern und Narzisten zu suchen. Doch die gibt es mit Sicherheit.

Es gibt auch Literatur und Foren über Narzissmus. Ein Buch von Sam Vaknin ist da im Gespräch ( habe ich nicht gelesen ). Vielleicht ist es Hilfe auf die Findung deiner Fragen - vielleicht gibt es dir Antwort auf dein durcherlebtes Leid.

Ich wünsche Euch sehr, das Euch weitere so sehr negative Erfahrungen erspart bleiben.
Aber irgendwie hat mich dieser Meinungsaustausch schon beeindruckt - stellt sich doch mir die Frage, wer von den vielen Spielabhängingen die ich kenne ist eigentlich narzistisch - und bei den Einen oder Anderen bin ich mich gar nicht so sicher.
Was ich dir mitteilen wollte Tanja, ist vor allen Dingen, das man über eine bestimmte Gruppe von Menschen nicht einfach den Stab bricht. Jeder Mensch ist einzig in seinen Charakter in seinem Denken und Tun.
Es gibt ihn nicht den Spieler, den du in einer Schablone stecken kannst - auch nicht den Co-Abhängingen oder den Narzisten. Es sind nach Aussen hin ein paar Dinge die gleich aussehen. Aber das täuscht sehr oft.
Allen gute 24
Rudi