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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Abschied"



silvia
02.08.2005, 14:17
Hallo zusammen,
habe in der letzten, mal wieder schlaflosen Nacht, ganz gezielt nach einem Forum wie diesem gesucht.Mein Mann spielt, eher sporadisch, nach seinen Angaben schon seit 25 Jahren.Wir kennen uns seit 18 Jahren; da wir in den ersten 12 Jahren getrennte Konten führten (darauf hatte ich bestanden, weil ich mit einem Ex bereits ein finanzielles Desaster mitgemacht hatte),erfuhr ich erst nach dieser Zeit durch Zufall und hartnäckiges Nachfragen von Schulden und Spielverhalten.
Die letzten Jahre waren die reinsten Wechselbäder an Versprechen,Lügen und Rückfällen. Zwischenzeitlich trage ich die finanzielle Verantwortung alleine, damit die Existenzgrundlage unserer Familie (2Kinder)nicht gefährdet ist. Mein Mann weigert sich entschieden, Hilfe zu suchen. Dazu ist er zu stolz. Er ist überzeugt,es alleine zu schaffen, wenig oder kontrolliert zu spielen. Wie es mir dabei geht, möchte ich euch, die ich doch gar nicht kenne, zeigen,indem ich hier einen Brief veröffentliche, den ich meinem Mann im vergangenen November geschrieben habe.Vielleicht könnt ihr meine Empfindungen verstehen, dann würde ich mich nicht so elend und allein fühlen...

Abschied


Dies ist mein Abschiedsbrief für dich. Nein, ich gehe noch nicht gleich. Aber es ist eine dieser Nächte, in denen ich schlaflos neben dir liege und meine Gedanken und Gefühle Achterbahn fahren! Eine gute Gelegenheit aufzuschreiben, was ich dir in Ruhe so nie sagen kann.
Vielleicht ertrage ich es, bis die Kinder erwachsen sind. Ihretwegen halte ich diese Liebe schon so lange aus. Vielleicht kann ich dann gehen, diese Familie verlassen, in der du nie ganz angekommen bist.
Ja, ich habe schon angefangen, meinen Koffer zu packen. Es ist erstaunlich, womit er schon gefüllt ist.
Mit Überdruß zum Beispiel, mit ohnmächtiger Wut, mit Hilflosigkeit und Trauer. Die Hoffnung und Zuversicht sind schon ganz unten vergraben.
Nur mein Herz wehrt sich noch mit Händen und Füßen. Aber es ist schon sehr verletzt. Wie ein waidwundes Tier hat es sich in die hinterste Ecke verkrochen. Von dort aus macht es meinem Verstand die bittersten Vorwürfe.
"Erinnere dich, sagt es ihm, auch ich hatte schon einmal angefangen, meinen Koffer zu packen. Erinnere dich, als ich ausgetrocknet von Tränen, welk wie eine Blume in der Wüste war. Weißt du noch, du dummer Verstand, wie du um die Zärtlichkeit gekämpft hast, die ich so bitter brauchte?! Jahrelang hast du argumentiert, gebettelt und gedroht und mich mit ein paar Tröpfchen Hoffnung am Leben erhalten. Und du hast es erreicht, daß ich dir vertraut habe, du hast mich glauben lassen, daß sich diese Liebe lohnt.
Noch nie habe ich mich einem Menschen so bedingungslos anvertraut, habe mich ihm geöffnet und zugelassen, daß er ganz von mir Besitz ergreift. Noch nie habe ich mich so auf einen Mann eingelassen, meine Sinne ,Gedanken und Gefühle in ihm verwurzelt. Kein anderer Mann konnte mehr neben ihm bestehen. Und nun verlangst du, ich solle ihn loslassen..."
" Ich habe mich geirrt, erwidert mein Verstand. Diese Liebe ist ein einziger Kampf, den wir nicht gewinnen können. Er versteht nicht, was er uns antut. Er vergißt was war, sobald man ihm verziehen hat. In uns aber füllt die Erinnerung ein ganzes Buch. Bald ist es vollgeschrieben. Dann können, nein müssen, wir gehen. Bevor wir gar keine Kraft mehr haben. Komm du dummes Herz, laß uns den Koffer packen. Siehst du nicht, daß jedesmal ein Stück von dir stirbt? Vergiß ihn! Denn er vergißt dich auch, wenn es ihm nicht so gut geht.
Du und ich, unsere Liebe und unsere Kinder bedeuten ihm nichts, wenn er trinkt und spielt.
Er versteht immer noch nicht, daß es dabei nicht nur ums Geld geht. Er müßte in sich hineinschauen, aber davor hat er riesige Angst und er ist nicht bereit sich Hilfe zu holen. Seine Versprechen sind gutgemeinte Lügen.
Ich kann nichts mehr für ihn tun, flüstert mein Verstand. So trage ich schon die ganze Verantwortung und ich bin so müde. Die Last dieser Liebe ist zu schwer für mich. Ich kann sie nicht mehr ertragen!
Komm, laß uns unseren Koffer packen. Es fehlt nicht mehr viel, dann können wir ihn schließen!
Ich kann dir nicht versprechen, ob wir je eine andere Liebe finden, ob wir überhaupt eine finden wollen. Aber kannst du dich noch erinnern wie es war, ohne diese Last und Verantwortung zu leben? Wie schön wäre es, einfach wieder frei atmen zu können.
Jammere nicht, mein Herz, um schöne Augenblicke voller Liebe, um Lachen und Zärtlichkeit. Spüre den tiefen Schmerz, den sie hinterlassen. Irgendwann, ganz bestimmt, wird die Trauer nachlassen.
Ich verspreche es, flüstert der Verstand, ich verspreche es dir, mein Herz!"

Beate
02.08.2005, 14:54
Liebe Silvia,

Du bist auf keinen Fall allein. Und Kompliment! Besser als in Deinem Abschiedsbrief hätte man die Gefühle vom Hin- und Hergerissensein zwischen Hoffnung und Verzweiflung einer Angehörigen nicht beschreiben können.
Was mich jedoch nachdenklich stimmt ist die Aussage: Vielleicht ertrage ich es, bis die Kinder erwachsen sind. Wie alt sind sie? Leiden sie nicht vielleicht schon genauso unter der Situation wie Du? Ich finde, Du hast schon lange genug die Kraft in Deinen Mann investiert. Jetzt solltest Du nur noch an Dich und die Kinder denken. Hol Dir dringend Hilfe bei einer Beratungsstelle oder einem Therapeuten. Es tut wirklich richtig gut, mit jemandem darüber zu reden, der nicht nur zuhört, sondern auch versteht, wovon Du sprichst. Dieses ist meistens bei Freunden und Bekannten nicht gegeben. Du hast jetzt schon so viele Jahre das Leben an Dir vorbeiziehen lassen und man hat doch nur dieses eine. Aus Deinem Abschiedsbrief entnehme ich, dass Du schon seit längerer Zeit dabei bist, Dich aus dieser Beziehung zu lösen. Vielleicht ist es jetzt wirklich an der Zeit, den Koffer zu schließen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft.

LG
Beate

Nordtstern
02.08.2005, 14:57
Hallo Silvia,
seit über 3 Jahren Abstinenz und wieder klar im Kopf, Dank meiner Familie (Frau und 4 Kinder)emfinde ich beim Lesen Deiner Zeilen voller Scham, was ich den Menschen, welche immer zu mir standen, eigentlich angetan und zugemutet habe.
Ich hoffe für mich, daß ich es geschafft habe, mein Problem zu lösen und nie wieder in altes Verhalten abzudriften.

Ich wünsche Dir alles Gute, wenn es auch unmöglich sein wird, das Versäumte wieder nachzuholen

Lieben Gruß

Nordtstern

silvia
02.08.2005, 16:48
Hallo zusammen,
vielen Dank für eure spontanen Antworten. Es tut wirklich gut zu wissen, daß jemand die eigenen Gefühle nachempfinden kann.
an Beate: meine Mädchen sin 14+16 Jahre und ganz wunderbare Kinder, allein schon ihretwegen lohnt es sich, für diese Familie zu kämpfen.
Es ist ja nicht so, daß die Spielsucht unseren ganzen Alltag bestimmt. Dann wäre es bestimmt leichter zu gehen.Oft haben wir gute Zeiten, in denen mein Mann der Partner ist, den ich mir wünsche.
an Nordstern: weißt du, was ich meinem Mann am meisten übel nehme, ist die Tatsache, daß ich mich selbst so verändert habe. Wo früher Vertrauen war, bin ich nun zutiefst misstrauisch; ich kontrolliere Kontobewegungen,Telefonrechnungen, den Inhalt meines Geldbeutels, verstecke Geldbeträge (da sonst immer wieder Geld fehlt),fordere Abrechnung vom Haushaltsgeld - und fühle mich so richtig mies,klein und hässlich dabei.
Immer dann, wenn ich mich meinem Mann gegenüber gefühlsmäßig öffne, werde ich wieder enttäuscht.Das macht bitter, ich sehe dann das sprichwörtliche Glas halbleer. Mein Mann ist aber ebenfalls enttäuscht, wenn ich ihm nach einem Rückfall Vorhaltungen mache, denn für ihn ist das Glas halb voll, schließlich hat er eine Zeitlang nicht oder "nur" sein Taschengeld verspielt. Gestern hat er das erste Mal zugegeben, daß es schwerer ist als gedacht, damit aufzuhören. Hat er überhaupt eine Chance, dies ohne fremde Hilfe zu schaffen?
Du scheinst noch rechtzeitig "die Kurve" genommen zu haben. Für dich und deine Familie wünsche ich dir weiterhin viel Glück.
Liebe Grüße
Silvia

nimitz
02.08.2005, 17:28
Hallo Silvia,

ich bin es, das Herz eines Spielers. Ein Herz, welches zwar schlägt, aber leider immer und immer wieder durch Hirngespinste ferngelenkt wird.
Die Gedanken die mich steuern fahren...wie soll ich es beschreiben....wie Achterbahn...oder eher wie völlig losgelöst, ohne Sinn und Verstand.
Es macht mich wütend, und die Endlosen Diskussionen mit mit dem kranken Hirn...ich bin es Leid.
Mein Steuerelement will wohl anders...nur es bleibt leider immer nur bei dem Gedanken...AUFHÖREN!
Ich liebe...doch der Disput mit den Gedanken, die immer nur Spielen wollen...flüchten wollen...flüchten vor Gefühlen...vor Verantwortung...vor sich selber.
Diese Gedanken wollen sich mit mir verständigen...nur die Mauer, die zwischen uns liegt ist zu dick und zu hoch.
Ich als liebendes Herz, kann wohl diese Mauer ankratzen...doch es langt nicht.
Der Verstand sagt dann immer lasse es...ich lege zu viel offen von mir...und legt dann noch ein paar Steine nach.
Der Verstand ist auf einer Reise, die nur er selber beenden kann. Langsam und stetig...auf der Bremse...bis zum Stillstand, so daß andere Verstände und Herzen mit auf den Zug aufspringen können, und eine Weiche stellt in die richtige Richtung.
Auch mein Verstand liebt...er liebt das Spiel....auch die Kinder...und seine Frau....doch nur das Spiel ist relevant.
Die Familie....ja es ist schön bei ihr...auch die Liebe die meinem Verstand und mir entgegengebracht wird...sie ist schön....sie hat nur einen Fehler...es sind zu viele Gefühle eingebettet...und sie lösen bei meinem Verstand ebenso Gefühle aus....nur mein Verstand kann damit nicht umgehen.
Also stehe ich alleine den Gefühlen gegenüber...kann sie nicht richtig erwiedern...sie nicht richtig in mich aufnehmen...und der Zug fährt...ich weis nicht wie lange ich es noch aushalte...diese Berg- und Talfahrt.
Ich rufe nach Hilfe...doch die Geräusche des Zuges sind zu laut, als das man mich hören kann.
Selbst mein Verstand...ja selbst dieser, der mir so nah ist, hört mich nicht.
Ist es überhaupt mein Verstand, der mich hier steuert...
oder etwas anderes, nicht von mir zu beeinflussendes...ja was nur?????.....Ich höre es immer wieder...SUCHT soll es sein....stärker als der Verstand soll diese Sucht sich zwischen mir und meinem Verstand gestellt haben. Nicht mehr steuerbar.
Diese Sucht wird mein Untergang sein, wenn sie keiner stoppt. Doch stoppen....wer kann sie schon stoppen, als nur der Mensch, dem ich mein Schlagen gegeben habe.
Ich kann diesen Menschen nicht stoppen....dieses muss mein Verstand machen...ich kann nur Kraft geben...Kraft zu Leben und zu Lieben....und Liebe und Kraft anderer Menschen aufnehmen....ich hoffe der Zug wird angehalten...und wird eines Tages die Richtung ändern........

LG nimitz

Rudi
02.08.2005, 20:10
Hallo Silvia,
eindrucksvoll beschriebst du das auf und ab deiner Gefühle, deinen inneren Kampf um Liebe, Verstehen und deiner Ohnmacht es zu verändern.
Die Spielsucht...die Euer Leben begleitet. Immer noch steht dein Koffer gepackt in der Ecke - und verstaubt so langsam. Es scheint so als hättest du dich damit arrangiert - oder resigniert ?
Auch Nimitz schildert seine Gefühle sehr eindrucksvoll- und sieht die Sucht als den Faktor, die Ihm nie zu einen inneren Einklang kommen lässt.
Wenn ich den Vergleich von Nimitz auf mich anwende, habe ich sehr lange gebraucht auch meine Mauer einzureißen. Oder sagen wir besser abzutragen ? Habe heute das Gefühl es ist nur noch ein Mauerrest vorhanden - und ich lasse nicht zu, das er wieder aufgebaut wird.
Gerade das Schildern Eurer Situation - die der Mitbetroffenen- geht mir immer sehr nahe. Nein, wir sind nicht die harten Spieler, die keine Empfindungen in sich haben - verspüren die Lust auf´s wirkliche Leben - auf Wärme und Gemeinsamkeit in der Liebe - und stehen uns dabei doch so sehr selbst im Weg.Zerstören dabei häufig die Liebe die uns entgegengebracht wird.
Für mich hoffe ich immer sehr, das meine Partnerin mit mir nicht so viel durchmachen mußte wie ihr mit euren Partnern. Doch ich weiß, auch ich habe meine Partnerin sehr verletzt - und hoffe es irgendwie gutzumachen.
Nun - wir sind auch zusammen geblieben - und jeder Tag zeigt mir, ich werde geliebt - trotz all meiner Schwächen und Fehler.
Allein das gibt mir eine große Lebensfreude zurück - und das innere Gefühl, ich werde nie mehr Spielen. Ich bin innerlich damit durch - und weiß doch, das man niemals mit einer Sucht so ganz durch ist.
Darum suche ich mir Schutz - auch durch den Austausch hier im Forum, der mich wachhält - der mich daran erinnert was war - und was ich NICHT mehr will.
Das Glück kann zurück kehren - auch in Familien in der es Spielsucht gibt.Bei uns ist es so - und ich danke Gott, das er da ein einsehen mit uns hatte.
Euch allen
Lieben Gruß
Rudi

silvia
02.08.2005, 21:13
an Nimitz und Rudi,
nun sitze ich da und kämpfe mit den Tränen; bin vollkommen aufgewühlt und hätte es nicht für möglich gehalten, so emotionale und offene Antworten zu bekommen.
Ja Rudi, mein Koffer staubt vielleicht langsam ein, aber mein Herz ist ein zähes Luder und ein Fünkchen Hoffnung habe ich noch. Manche - auch du, Nimitz und Nordstern- scheinen es doch zu packen und haben auch ihre Beziehung "mitgerettet".
Rudi du bist mir im Forum immer wieder durch deine verständnisvollen und kritischen Antworten aufgefallen- weißt du, die Liebe bleibt bestehn und die Hoffnung stirbt zuletzt- hilf mir ,mein Fünkchen Hoffnung zu bewahren; allein schon der Kontakt zu diesem Forum heute gibt mir neue Kraft.
Nimitz, deine Antwort hat mich so verblüfft, daß ich ,neugierig geworden, mehrere deiner Beiträge nachgelesen habe. Nirgends habe ich einen gefunden, bei dem du in ähnlicher Weise auf deine eigenen Gefühle- und deiner Angst davor- eingehst.Ich habe einmal einem langjährigen Partner am Ende unserer gemeinsamen Zeit diese Worte geschrieben:
"An deiner Mauer aus Schweigen
zerbricht meine Liebe."
..und ..."lieber Schmerz und Trauer empfinden, als gar
keine Gefühle zu haben...."

(davon habe ich zwischenzeitlich eine gehörige Portion abbekommen, trotzdem möchte ich auf Gefühle immer noch nicht verzichten)
Erkennst du dich wieder?
Bist du,obwohl du schon lange nicht mehr spielst, immer noch so deinen Gedanken, deiner Sehnsucht nach dem Spiel ausgeliefert? Herz und Verstand sind bei dir zwei Züge, die in gegensätzliche Richtungen abfahren wollen.Wo ist deine Mitte?

Danke für eure Antworten
Silvia

nimitz
02.08.2005, 21:54
Hallo Silvia,

ich habe versucht dir einmal die Gefühlswelt eines Spielers offen zu legen. Wie du wohl gelesen hast, bin ich schon eine ganze Weile trocken. Meine Ehe hat das aber nicht gerettet. Wobei das Spielen auch meine Ehe nicht auseinander gebracht hatsondern....das ist eine lange und andere Geschichte.

Heute, bzw. vor 2,5 Jahren habe ich das erste mal seit meinen Erwachsen werden Gefühle zu gelassen.
Diese Gefühle haben mir gezeigt, ich bin ein sehr sensbler, nach liebe bettelnder, und gleichzeitig auch liebe verteilender Mensch.
Durch Zufall habe ich die Liebe meines Lebens gefunden, ohne nach ihr je gesucht zu haben.

Heute lebe ich mit Gefühlen, und ich schäme mich auch dieser nicht.
Ich kann lachen...und ich kann weinen. Weinen in den Armen einer Frau. Mein Herz und mein Verstand sind nicht immer der gleichen Meinung. Wie damals auch nicht, nur heute eben gesteuert durch zugelassene Gefühle.

Es ist schön, diese Gefühle zu haben, und sie auch zu zeigen. Wobei das auch wiederum bei vielen Menschen verwirrung bringt. Wir leben...und wir zeigen, das wir leben und glücklich sind. Für viele Paare ist das unverständlich...ausser der Norm...nicht normal.
Wir ignorieren dieses, weil wir unser Leben wollen...so wie wir sind, ohne uns zu verbiegen, und ohne uns zu verletzen.

Ich habe ein neues Leben angefangen, als ich aufhören durfte zu spielen.
Ein zweites Mal, als ich mich von meiner Ehefrau getrennt hatte, und mit mit der tollsten Frau der Welt zusammen gezogen bin.

Ich fühle mich...somit muss ich LEBEN.

Gruß nimitz

Rudi
03.08.2005, 07:50
Hallo Silvia,
ich will zurückgehen auf dein Posting, worin du fragst ob dein Mann die Chance hat, es ohne Hilfe zu schaffen.
Deine Töchter waren klein, als du total verzweifelt warst - sie sind heute 14 und 16.
Für deinen Mann hat es funktioniert. Er hat in seinen Augen einen Weg gefunden seine Spielsucht mit seiner Familie zu koppeln. Ich denke er fühlt sich wohl dabei und bemerkt nicht, das er dich weiterverletzt - so er es noch kann - denn ich denke, das auch du in all den Jahren ein Stück Impulsivität gegen ratonales Denken eintauschen mußtest. Allein schon um zu überleben.
Es ist schade wenn so gefühlsbetonte Menschen wie du einer bist, da Abstriche für sich machen müssen, aber im Zusammenleben mit einen Suchtkranken wohl keine andere Möglichkeiten verbleiben.
Irgendwo habt ihr Euch arrangiert. Mit diesen Arrangement bist du innerlich aber nicht zufrieden - dein Mann sehr wohl.
Nun frage ich dich, warum soll er sich Hilfe holen ?
In seinen Augen läuft doch alles Bestens . Sein "bißchen" Spiel schadet doch wohl keinen.Er spürt nicht, das sich dein Inneres einer neuen Verzweiflung nähert - und das wird so bleiben, bis einer von Euch die Augen für immer schließt...wennn..
wenn du ihn nicht klar machst, wie sehr du immer noch unter seinen Handlungen leidest. Nach all den Jahren des " einspielens " aufeinander wäre zunächst wohl sinnvoll ein Gespräch unter 6 Augen - also mit einen fachlich geschulten Betreuer.
Bestimmt könntest du mit Verena einen Termin vereinbaren.
Ich denke nicht, das dein Mann ohne Hilfe ganz vom Spiel wegkommt - und du solltest ihm verdeutlichen, das du nicht bereit bist, es länger zu akzeptieren.
Hier solltest du einmal mehr ein konsequentes Vorgehen an den Tag legen - wobei ich mich natürlich frage,ob du dafür bereit bist. Denn das erfordert viel Mühe - und wird eine große Anstrengung für dich werden - eben weil alles jetzt ziemlich eingespielt ist.
Auf der anderen Seite mußt du dich fragen, ob du so wie es jetzt ist ,mit ihm zusammenleben willst - bis an euer Ende- denn mit jeden Tag den ihr mehr wartet verfestigt sich die Vorstellung deines Mannes - es geht doch so - und wird für ihn zur Normalität - oder ist es schon geworden.
Feststellend will ich zum Ende sagen, das ich nicht glaube, das dein Mann ohne Hilfe von den Spielen wegkommt.
Das hat er die letzten 12 Jahre deutlich bewiesen.
Ich wünsche Euch, das Euer Leben wieder das wird, was du davon erwartest, von Liebe und Gefühl getragen.
Das ihr in der Zukunft eine starke Gemeinsamkeit erfahren dürft.
Aber dazu bedarf es im Moment viel Arbeit - und den festen Willen deines Mannes endlich wirklich mit dem Zocken aufzuhören.
Lieben Gruß
Rudi

Susesanne
03.08.2005, 15:11
Liebe Silvia,

durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen, bin heute wieder sehr verzweifelt und hab im net irgendwie nach Trost gesucht.
Mein Lebengefährte ist Spieler und genau wie Du habe ich auch ich die gleichen Erfahrungen gemacht.
Ich liebe ihn ohne Kompromisse und möchte ihn nicht verlieren, wir haben wundervolle Zeiten und dann auch wieder diese masslosen Enttäuschungen... ein Wechselbad der Gefühle.

Heute morgen war die Welt völlig in Ordnung und dann kommt es bei ihm zu einem Stimmungsumschwung, den ich mir nicht erklären kann.
Habe anfangs immer die Schuld bei mir gesucht, aber es gibt keinen konkreten Auslöser, oder ich bin zu blöd es zu bemerken.
Er fährt dann einfach, läßt mich im Regen stehen und tut mir dadurch unsagbar weh.
Ich weiß , es tut ihm leid, er sagt es mir dann auch irgendwann, er will mich nicht verletzen... aber tut es doch immer wieder.

Ist das normal bei einem Spieler???

Liebe Grüße
susesanne

Tanja
03.08.2005, 15:47
@Su......

Das kenne ich zur Genüge.
Und immer wieder die Frage: Wer isz hier eigentlich das dumme Kind!
Ich inzwischen nicht mehr! Es macht sonst wahnsinnig.

LG

silvia
03.08.2005, 16:22
an nimitz:
ich beneide dich ; kann dir nur weiterhin viel Glück wünschen, -du hast es dir offensichtlich verdient-und danke dir für deine ausführlichen Antworten.

an Rudi:
es ist schon merkwürdig. Nur weil man es liest, wird einem klar, was man eigentlich schon lange weiß. Jedes Wort ist wahr, tritt mit ungeheurer Wucht ins Bewußtsein. Du hast recht, mein Mann hat keinen Grund ,sein Verhalten zu ändern, ihm geht es gut. Wie es mir dabei geht, ignoriert er ,um unbelastet sein Leben führen zu können.
Ich kann ihn nicht ändern, kann seine Sicht der Dinge nicht ändern, kann ihm seine Verantwortung und Entscheidungen nicht abnehmen- ich kann nur mich und mein Verhalten ändern. Und noch etwas ist mir klargeworden in den Stunden, die ich nun damit verbracht habe, die Nachrichten in diesem Forum zu lesen: Ich muß mit meiner Entscheidung nicht warten, bis ich mit meiner Kraft am Ende bin, ich muß nicht warten, bis aus dieser, meiner großen Liebe, Hass geworden ist; oder bis die Kinder groß oder der Zeitpunkt günstiger ist. Jede Zeit ist meine Zeit, jede Stunde meine, die ich vielleicht vergeude, die ich nie mehr zurückholen kann...
Vorgestern habe ich meinen Schwiegereltern offenbart, daß mein Mann spielsüchtig ist...
Heute habe ich meinem Mann gesagt, dass ich gehen werde, obwohl ich ihn liebe...
Es ist mir gelungen , dies ohne Szene, mit ruhiger Stimme und -fast- ohne Tränen zu tun...
und der Mann, der noch vor zwei Tagen betont hat , daß sein Stolz es nicht zuläßt, sich fremde Hilfe zu holen, hat sofort angeboten eine Therapie zu machen "Wenn dir das so wichtig ist...wenn dich das so belastet...ich will nicht , daß mich meine Frau verläßt, nur weil ich spiele...natürlich hast du mir das oft gesagt, aber mir ist nie bewußt gewesen , wie sehr du wirklich darunter leidest..."??????????????????????????
Habe ich jahrelang gegen eine Wand geredet?
Hat er mich nur nicht ernst genommen und war sicher, solange ich ihn liebe ,würde ich alles ertragen?
Ich traue ihm nicht. Dieser "Sieg" war zu leicht. Also habe ich ihm ein Ultimatum gestellt: In 10 Tagen kommen unsere Kinder vom Ferienlager zurück. Wenn er bis dahin keinen Termin für uns beide in einer Beratungsstelle ausgemacht hat (um die er sich selber kümmern muß), werde ich mit meinen Kindern in 2 Wochen allein in Urlaub fliegen und mich nach der Rückkehr von ihm trennen. Meine Schwiegereltern habe ich darüber informiert und unseren Kindern werde ich - gleichgültig wie es bis dahin aussieht- von unseren Problemen erzählen, sobald sie wieder da sind.
Denn ich glaube nicht, daß mit diesem Schritt schon alles gewonnen ist, es ist nur ein Schritt in die richtige Richtung.
"Ich geh´mit dir
durchs Tal der Tränen;
denn am Ende sehe ich
den Regenbogen
in deinen Augen."

(Silvia)

Liebe Grüße an alle, ihr habt mir durch eure Beiträge und Antworten gezeigt, daß ich nicht alleine bin.

silvia
03.08.2005, 17:24
an susesanne,
die Verzweiflung ist "normal", das Versprechen brechen, das Lügen; die Reue gehört zum Alltag wie die Hoffnung, an die du dich klammerst, daß es irgendwann aufhört...
Aber es hört nicht auf, es ist wie eine schwärende Wunde, jedesmal, wenn dein Partner spielen geht, streut er dir Salz hinein.
Nein, er will dir nicht wirklich weh tun, und bestimmt tut es ihm jedesmal furchtbar leid, aber es ändert nichts an der Tatsache, daß er es wieder tun wird; er wird versuchen, es vor dir zu verheimlichen, um dich zu "schonen", er wird mit Vehemenz und Entrüstung lügen, um dich in Sicherheit zu wiegen.
Die Frage ist, wieviel du ertragen kannst oder willst. Könnte ich,mit dem was ich heute weiß, mit dem was ich erlitten und erduldet habe, mit meiner Erfahrung und dem Wissen von heute, die Zeit zurückgehen zu dem Tag, an dem ich meinen Mann kennen und lieben gelernt habe -würde ich mich gegen ihn entscheiden und rennen, soweit mich meine Füße tragen...

Schau dir meinen letzten Beitrag an. Die einzige Erkenntnis, nach all der Zeit ist die, daß du niemals einen anderen Menschen ändern kannst. Du kannst die Situation nur ändern, indem du dein Verhalten änderst.
Alles Liebe für dich
Silvia

Rudi
04.08.2005, 21:00
Hallo Silvia,
wenn du mir schreibst meine Zeilen treffen mit ungeheurer Wucht in dein Bewußtsein, so möcht ich dir sagen, das es bei mir ganz ähnlich ist.
Du schreibst Worte, die ich kenne, die mir gesagt wurden.
So zum Beispiel die Worte : Ich liebe dich über alles - aber bevor meine Liebe in Hass umschlagen kann , würde ich dich verlassen.
Genau diese Worte waren es, die mich bis in die Wurzel getroffen haben - denn auch ich war mir sicher, diese Frau verläßt dich nicht.
Nie gab es Grund für mich an Ihrer Liebe zu zweifeln - und für mich ist es meine Lebensliebe.
Aber durch diese Worte habe ich erkannt, wie sehr ich sie verletzt hatte - und diese tiefe der Verletzung war mir nicht bewußt. Ja, auch meine Frau hatte bis dahin wie vor einer Wand gesprochen - manches drang in mein Bewußtsein - anderes befand ich für übertrieben.
Diese Worte waren es für mich, die für mich den entscheidenden Ausschlag geben - denn niemand durfte meine Frau verletzen - das lies ich nicht zu. Und hier erfuhr ich, das ich selbst es bin, der sie am meißten verletzt hatte.
Das was du in deinen letzten Posting schriebst, mußte ich stark verarbeiten - denn diese Situation wurde wieder wach.
Die Tränen der Enttäuschung in den Augen meiner Frau - und die Bereitschaft zu gehen, um nicht restlos alles zu zerstören...
Es war wohl der entscheidene Grund warum ich für mich beschloß, mit dem Spielen aufzuhören - ohne Kompromisse.

Ich arrangierte mich - befasste mich sehr mit dem Thema Spielsucht - und gründete später eine Spielerselbsthilfegruppe für Betroffene und Mitbetroffene.
Dieses Forum kam ergänzend hinzu - aber ein paar Jahre später.

Nein, meine Sucht kann ich wohl nicht loswerden - aber ich lasse mich von dieser Sucht nicht mehr steuern - ich bin stärker als die Sucht - weil ich alle Hilfe in Anspruch nehme, die ich finde.

Du weißt, bei uns gab es ein Happyend - und das gleiche wünsche ich Euch. Deinen Mann die Einsicht, das es halbherzig nichts wird - und dir die Zuversicht, das es mit Euch eine weitere Zukunft geben kann.

Im übrigen , ich habe drei Kinder , denen ich meine Spielsucht gebeichtet habe. Meine Kinder haben mich nicht verachtet - haben mir versucht zu helfen und gezeigt, das ich geliebt werde von diesen Kindern.
Sage mir, wie könnte ich jemals wieder spielen? Ich würde mich selbst verachten.Könnte das mit mir selbst nicht mehr vereinbaren.
Ich will mich damit nicht von einen Rückfall freisprechen - aber ich weiß heute, wie ich den begegnen würde - und es wäre gewiß kein Rückfall in alte Verhaltensweisen mit Lügen, Verheimlichen und Hintergehen...
doch für mich denke ich, es wird kein Rückfall geben - denn ich will es nicht mehr - die Verletzbarkeit meiner Frau - die Enttäuschung der Kinder - die Selbstverachtung.
Es geht ohne Spiel - auch weil da oben einer wohnt, der die Hände über mich gehalten hat - und bestimmt auch weiter hält.
Diesen großen und wirklichen Schutz, wünsche ich Dir und deiner Famile.
Lieben Gruß
Rudi

silvia
05.08.2005, 18:35
an Rudi,
gestern abend habe ich die ganzen Beiträge aus "Abschied" ausgedruckt und meinem Mann zum Lesen hingelegt.Seine Reaktion darauf hat bei mir zum ersten Mal das Gefühl geweckt, daß er versteht, daß ich wirklich zur Trennung bereit bin und daß er ernsthaft gegen die Spielsucht ankämpfen will.
Du siehst, Rudi, im Verborgenen beginnt die Hoffnung schon wieder zu keimen...

Danke an alle, die mir durch ihre Antworten den Rücken gestärkt haben.

Bis bald
Silvia

Rudi
05.08.2005, 19:36
Hallo Silvia,
wenn wir an Hoffnung denken, fällt uns zunächst ein Spruch ein ." Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Aber was wäre unser Leben ohne Hoffnung? Gebe es Liebe ?
Gebe es Vertrauen ? Gebe es Glück ? Gebe es überhaupt Leben ?
Die Hoffnung ist eine sehr wichtige Triebfeder in unseren Sein. Wenn wir lieben, hoffen wir auf Gegenliebe, wenn wir schwer krank sind, hoffen wir auf Genesung - und wenn alles zu Ende scheint, die Hoffnung auf ein Wunder.
Es ist eines der schönsten Gefühle, die uns Menschen eigen ist ...Hoffnung.
Ich wünsche für uns alle, das sich unsere Hoffnungen erfüllen.
Alles Gute
Rudi

Michael
10.08.2005, 08:13
Hallo Silvia,

ich habe deine beiträge mit einem Gefühl von traurigkeit und scham gelesen, ich hab mich da voll wiedergefunden und kann dich echt verstehen. Doch ich muss dir sagen, dass auch wir Spielsüchtigen nicht ohne gefühle sind. Auch ich finde oft keine schlaf, immer die Gedanken, was tu ich meiner frau an, warum kannst du nicht aufhören. Nun hab ich den anfang gemacht und bin seid 2 Monaten Spielfrei, noch nicht lange, aber der erste schritt in ein neues leben. Es ist leider so, das ein spieler das nicht mehr unter kontrolle hat, und die lügen sich auch bei ihm in angst und traurigkeit umwandeln. Ich habe auch sehr oft gelogen, aber die liebe zu meiner frau war und ist nie eine lüge gewiesen. Ist ist eine Krankheit die Spielsucht und ohne hilfe von aussen geht eine heilung nicht. Ich habe auch schon gedacht, um die anderen Menschen in mein umfeld zu schützen muss ich mich entsorgen, aber ja da ist sie, die liebe ! Sie hat mich am leben gehalten und ich werde es ihr danken in dem ich den Kampf gegen meiner sucht weiter führe. Bitte gib nicht auf liebe Silvia den die Liebe kann euch auch helfen.

Alles gute für euch

Michael

silvia
10.08.2005, 17:03
Hallo Michael,
ich danke dir für deine Antwort.
Ja ich glaube dir , daß jeder Spieler Gefühle hat, seiner Familie eigentlich nicht weh tun möchte und sich oft genug für seine Schwäche, das Lügen und Versteckspielen schämt.Und ich glaube auch, daß mein Mann mich aufrichtig und ehrlich liebt - so wie du deine Frau. Aber offensichtlich ist nur die berechtigte Angst, diesen geliebten Menschen zu verlieren, stark genug , sich auf den Weg in ein suchtfreies Leben zu machen.
Zur Zeit denke ich, daß es vielleicht ein Fehler war, so lang meinem Mann zur Seite zu stehen. Das Problem mit der Sucht ist, daß sie dich dazu bringt, die Liebe deines Partners auszunutzen. Wenn es eine große und starke Liebe ist, möchte sie dir alles glauben, sie klammert sich an jedes Fünkchen Hoffnung ist viel zu oft bereit, alles zu verzeihen. Du siehst , die stärkste Liebe ist in Wirklichkeit sehr schwach, weil sie sich nicht dagegen wehren kann, ausgenutzt zu werden. Sie will dem Partner helfen, ihn beschützen und vor Kummer bewahren.Sie will dir auch keinen Trennungsschmerz zufügen,denn dieser trifft sie doppelt zurück. Es dauert lange bis man einsieht, daß man auch einen geliebten Menschen seinen eigenen Weg gehen lassen muß. Und glaube mir, es ist der einfachere Weg, zu bleiben und weitaus schwerer, selbst wegzugehen, den Partner loszulassen und einzusehen daß er nur sich selbst helfen kann.
Gestern hatte mein Mann das erste Gespräch in der Suchtberatungsstelle. Für ihn, für uns ,ein erster Schritt.
Ich wünsche uns , dir und deiner Frau und allen die auf diesem Weg sind, daß wir einmal ságen können, wir haben es -gemeinsam- geschafft.
Liebe Grüße
Silvia

Dora
19.08.2005, 16:14
An alle, ich muß euch sagen, dass ihr wunderbare gefühlvolle Menschen seid.Ich habe es auch schon mal in einem anderen Forum versucht. Weil ich verzweifelt bin, mich alleine fühle nicht weiß was ich machen soll.Da habe ich dann erst mal gleich verbal auf die Mütze bekommen!Das muss ich nicht auch noch haben!Erst wollte ich mich verkriechen(Keiner versteht mich!!!) habe aber heute dieses Forum gefunden.Ihr seid wunderbar, stützend ehrlich und bei euch darf man "sein".Ich könnte jetzt grad heulen.Gruß Dora

Michael
21.08.2005, 21:19
Hallo Dora,

ja es ist eine sehr gutes forum, und es ist auch gut wenn du mal heullen musst, lass es einfach raus.

Wir werden es, mit unser hilfe untereinander schon angehen.

Es ist gut zu wiessen das wir nicht alleine sind.

Ich grüße dich und wünsche dir kraft.

Dora
22.08.2005, 10:24
Lieber Michael,
vielen dank für deine Antwort.
Ja, ich denke zusammen kann man vieles leichter bewältigen.
Die Erfahrungen und die Sichtweise des Einzelnen lassen eien klarer werden.
Das ist bei mir so.
Wenn ich sehe wie viele Süchtige sich täglich hintefragen,sich öffnen uns dadurch einen Neuen Weg gehen, dann macht mir dies sehr viel Mut in meiner eigenen Situation
Viele Grüße Dora

Rudi
22.08.2005, 13:03
Hallo Dora,
auch ich freue mich, das du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Ob ein Forum gut oder schlecht ist - das liegt an erster Linie an den Menschen, die in einen Forum schreiben und somit die Gestaltung des Forums tragen.
Ja, es ist schön - und sehr hilfreich, das sich Menschen öffnen und von ihren Problemen und Ängsten berichten.
Gerade diese Aussprach ist, was uns neue Hoffnung macht - aber auch in uns Energien freisetzt auf die eigene Kraft - auf den eigenen Willen zu setzen- maßgebend für uns - und somit auch für unseren Lieben und unser Leben.
Wir können den Anderen nicht verändern - aber uns selbst.
Nicht mehr spielen zu wollen,ist der maßgebende Schritt für Spielsüchtige. Hierbei ist es in meinen Augen jedoch unerläßlich sich auch wirklich Hilfe zu holen.
Wenn jemand im tiefen dunklen Loch sitzt, können wir ein Seil oder eine Leiter hineingeben, an der sich der Betroffene aus dem Loch ziehen kann. Aber beim Klettern kann es keine Hilfe geben - das muß jeder für sich tun.
Deswegen sprechen wir von Hilfe zur Selbsthilfe.Der Betroffene muß sich befreien wollen...
Nein, wir sind nicht alleine - obwohl wir uns in Zeiten des aktiven Spiels häufig so fühlen.
Wir versäumen den Blick auf die Realität - das wirkliche Leben. Sehen kaum noch, wenn wir Menschen verletzen - und spüren nicht, wie sehr wir uns ins Abseits begeben.
Wir neigen dazu uns selbst Zu bemitleiden - warum gerade ich ? Aber WIR haben es in der Hand zu ändern.Sonst niemand.
Es war ein besonderes Erlebnis - und ist es auch heute noch - nach einer gewissen Zeit der Abstinenz, wieder Leben zu spüren.
Zu sehen - die Natur geniessen - und zu fühlen - auch die Liebe oder meinetwegen auch den Hass. Hinaus aus der Stumpfsinnigkeit, deren Ventil für uns das Zocken ist.
Zugegeben - so richtig allein haben wir uns auch beim Zocken nicht gefühlt. Aber wenn wir im nachhinein nach wirklichen Freundschaften blicken, wird es deprimierend.
Die Oberflächlichkeit mit der wir oft Menschen begegneten
ist wohl maßgebend dafür. Denn Kontakt haben wir nicht ehrlich gesucht - das kostete ja Zeit, die wir dringend für unser Spiel brauchten.
Das aufeinander zugehen - versuchen das gegenüber zu tolerieren - trotz vielleicht gegensätzlicher Meinung, ist wohl ein wesentlicher Schritt heraus aus dieser gewissen Isolation.
Das ist etwas, was wir hier im Forum erproben können.
Sich austauschen - auch mit Menschen die nicht unserer Meinung sind.
Es ist ein freies Forum. Das finde ich gut.
Auch im realen Leben können wir Angriffe nicht ausschließen. Aber auch damit kann man einen gewissen Umgang erlernen.
Nein, ich würde miese Einträge nicht löschen - sie sind beispielhaft für Ignoranz - der wir uns auch real stellen müßen.
Ich hatte mich früher auch wahnsinnig darüber geärgert - heute denke ich, wieder ein Spinner, der seine Minderwertigkeitskomplexe auslebt. Ignorieren in dem Fall ist wohl die richtige Antwort.
Ich hoffe sehr, das auch für dich dieses Forum hilfreich wird - und ein Stück Erleichterung für dich bringt.
Lieben Gruß
Rudi

Dora
22.08.2005, 15:27
Lieber Rudi,
Vielen Dank für deine Worte, sie sind das beste was mir seit langem gesagt wurde.
Mein Partner hat sich durch die Sucht sehr verändert.
Er ist agressiev und normale Gespräche sind fast nicht mehr möglich.
Es dreht sich nur noch um Geld, besser gesagt um kein Geld.
Wenn ich ihm sage, dass er suchtig ist, schreit er mich an.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm helfe aber er möge mit mir zu einem Beratungsgespräch bei der Suchtberatung gehen.
Wir waren tatsächlich ein mal da. Er hat gar nichts gesagt.Dann habe ich den Fehler gemacht und habe für ihn gesprochen.
Das fand er unmöglich und erklärte sofort, dass er dort nie wieder mit mir hingeht.
Ich ärgere mich über mich selbst aber ich kann es nicht mehr Rückgängig machen.
Dann kamen wieder endlose Gespräche über Kreditaufnahemn und ums ausgleichen seines Kontos und vor allem um Bürgschaft.Ich kann das nicht ich habe Angst!
Da sind all diese Leidensgeschichten von Familien welche total "versupft" sind.Ich will nicht mit in diesen Sumpf!
Er fühlt sich von mir im Stich gelassen und will mich verlassen.Letzte Woche ist er weggegangen.Erst mal zu seiner Schwester um einen klaren Kopf zu bekommen.Wir haben telefoniert, aber von Sucht und von Einsicht ist keine Rede.
Ich leide sehr vor allem weil ich mich so schäme mich jemandem anzuvertrauen. Nicht mal meinen erwachsenen Kindern.Es tut mir so gut hier vieles loswerden zu können ohne mich zu schämen. Ich habe immer ein solides Leben geführt ich kann nicht verstehen wie wir in so etwas hineingeraten sind.
Grüße von Dora

Der Merowinger
22.08.2005, 16:30
Hallo Dora,

habe gerade in meinem Forum ein paar Zeilen an Dich geschrieben, leider wurde daraus wieder ein Aufarbeiten meiner Situation. Sorry!

Kurz darauf hab ich Deinen letzten Eintrag gelesen. Ich kann nur an Dich apellieren: Übernimm keine Bürgschaft für ihn! Er hat sein Problem nicht erkannt. Wenn Ihr Euch trennt, dann lass es von Dir ausgehen! Ziehe Du den Schlußstrich! Ab einem gewissen Punkt muss man vor allem an sich denken. Da Deine Kinder bereits erwachsen sind, stehst DU an erster Stelle. Willst Du so weiter leben?

Wenn auch mit etwas Verspätung, ist bei mir durch die Trennung die Erkenntnis gekommen, was ich da eigentlich verloren hatte. Meine ganzen Anstrengungen haben nur ein Ziel: Wieder glücklich zu werden. Und glücklich bin ich nur mit meiner EX. Wenn Dein Partner zum selben Schluß kommt-prima! Wenn nicht, ist es gut, daß Ihr Euch getrennt habt.

Suche offensiv ein "ultimatives" Gespräch zu dem Thema. Nach Deinen Schilderungen scheint es ja Euer Zusammenleben
fast unerträglich zu machen. Keine Einsicht in Sicht, also auch keine Aussicht auf Besserung!

Sollte das Gespräch nicht das gewünschte Ergebnis bringen: Trenne Dich von ihm!

Gruß

Der Merowinger

Dora
22.08.2005, 19:29
Lieber Merowinger,

Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr mich deine Zeilen bewegt haben.
Es sind alle Schleussen bei mir aufgegangen.
Vorhin hatte ich ein Gespräch mit seiner Schwester.
Er ist dort total zusammengebrochen, hat am Tag 80 Zigaretten geraucht und nur Kaffee getrunken.
Die Schwester war total aufgelöst.Ich auch!Sie hat ihn in eine psychsomatische Klinik bringen lassen.Hoffendlich wird ihm da geholfen.
Eure Zeilen sind mein einziger Trost. Die Bestätigung dafür, dass ich das Richtige getan habe.Ich hatte es schon angezweifelt.Gott ich bin so froh euch und dieses Forum gefunden zu haben.
Seine Schwester meinte, ob ich nicht zu hart sei.Wir waren doch 20 Jahre ein Paar. Er hätte doch auch so viel für mich gemacht und auch all meine Schwächen mitgetragen. Ja das stimmt er war immer ein lieber und besonderer Mensch.Aber mir wird ganz bewusst, dass es schon eine ganze Zeit nicht mehr so toll mit uns lief. Wir wären beide mit Handkuss bei der Schaspielschule genommen worden. Wir haben ihnen alle heile Welt vogespielt..sogar uns.Meine Kinder werden uns dafür verachten.Vieleicht gönnen sie mir sogar dieses Unglück.Ach ich weiß es nicht.Ich glaube ich will ihm helfen aber ich will im Moment nicht dass er zurückkommt.Am liebsten würde ich flüchten weit weit weg.
Lieber Merowinger ich wünsche dir alles Glück der Welt.
Es wäre schön wenn ich in diesem Forum ein happy end erleben dürfte.Hast du eigendlich noch Arbeit? Wissen deine anderen Familienmitglieder auch bescheid? ES ist so gut, dass du erkannt hast, dass es eine KRANKHEIT ist.Ich bin so stolz auf dich obwohl ich dich gar nicht kenne. Du musst weiter machen für dich fur deine Ex für mich und für alle die das lesen.Das ist die große Hoffnung auch für mich.Vieleicht kapiert es mein Partner auch noch... ich hoffe es so sehr.
Fühlt euch alle auch die ich nicht persönlich benannt habe umarmt.Ihr seid tolle Menschen.
Eure Dora

Der Merowinger
22.08.2005, 20:37
Liebe Dora,

ich kann mir vorstellen wie es Dir jetzt geht. Ich will gar nicht wissen, wie es meiner Freundin oft gegangen ist, wenn ich sie mal wieder enttäuscht hatte. So verrückt das klingt, aber ich glaube durch die Einweisung in die Klinik sind Eure Chancen eher besser als schlechter geworden. Ich gehe hoffentlich richtig in der Annahme, daß Dein Mann sonst keine psychischen Probleme hat. Dann ist das ganze eine große Chance für Euch, wenn Dein Mann hierdurch bereit sein wird zusammen mit Dir das Problem zu lösen.

Lass Dir von Deiner Schwägerin kein schlechtes Gewissen einreden. Sie hat nicht jahrelang ohnmächtig zusehen müssen wie Dein Mann Eure Zukunft aufs Spiel setzt. Die Vergangenheit kann nicht ewig eine Verpflichtung darstellen, alles zukünftige zu ertragen. Wenn da noch genug Liebe ist, suche das besagte Gespräch mit Deinem Mann. Aber erst wenn Du bereit dazu bist. Du sagtest ja selbst, daß Du im Augenblick nicht möchtest, daß er zurück kommt. In der Zwischenzeit finde zu Dir selbst, höre in Dich hinein was DU wirklich willst. Wie gesagt, hier geht es nicht nur um Vergangenheit, sondern viel mehr um die Zukunft, um Deine Zukunft. Meine Ex-Freundin hat sich auch diese Zeit genommen, nimmt sie sich immer noch. Wir sehen uns 2-3 X im Monat. In letzter Zeit bekommt sie von mir die Signale, die sie wohl sehen möchte, daß ich es dieses mal wirklich ernst meine. Ich merke wie sie sich langsam wieder öffnet, und es tut mir unendlich gut. Manchmal stehen mir die Tränen in den Augen vor Glück. Und das schon nach 2,5 Wochen. Klingt verrückt, ist es auch!

Diese Chance habt ihr beiden auch, aber nur wenn ihr BEIDE es wollt. Wenn es an der Zeit ist, frage ihn wohin der Zug gehen soll! Wenn ihr beide in die selbe Richtung wollt, sage ihm die Bedingungen hierfür. Aktzeptiert er sie nicht, verabschiede Dich und wünsche ihm viel Glück! Ich hätte meiner Freundin als Außenstehender vor Jahren das selbe geraten. "Geh! Du kannst ihm nicht helfen!" Aber meine Situation war etwas anders! Ich habe eigentlich sehr früh, sicher schon vor 7 oder 8 Jahren, eingesehen daß ich ein Suchtproblem habe. Auch habe ich meine Freundin nie angebrüllt deswegen, wir hatten ansonsten eigentlich eine fast perfekte Beziehung. Trotzdem hätte ich ihr gesagt sie solle gehen. Da aber finanziell nie alle Dämme gebrochen sind, ist das Thema immer wieder an den Rand gedrängt worden.

Wenn Du ihn noch liebst, mache Deine Entscheidung davon abhängig, ob er bereit ist, das Problem mit aller nötigen Konsequenz zu lösen.

Ja, ich habe noch Arbeit! Ich bin Selbstständig! Momentan läuft es aber nicht so gut, es fällt mir ehrlich gesagt im Augenblick etwas schwer mich auf meine Tätigkeit zu konzentrieren. Das wird aber wieder, aber ich muss mich jetzt wieder auf die Hinterbeine setzen und Gas geben. Die letzten 3 Wochen habe ich nahezu alle meine Energie geopfert dieses Problem zu ananlysieren und "Gegenmaßnahmen" einzuleiten. Bisher recht erfolgreich.
Aus meiner Familie wissen eigentlich fast alle von meiner Spielsucht, allerdings nur aus der Vergangenheit. Vor ca. 7 Jahren bin ich einmal wieder zu Hause eingezogen wegen des Problems. Von der aktuellen Situation wissen nur mein bester Freund und meine Ex-Freundin, sowie die Betreuerin von der Caritas und die Leute aus dem Forum.

Aus meiner Familie kann mir auch definitiv keiner helfen. Die einzige, zu der ich richtiges Vertrauen habe, ist meine Schwester und die wohnt ziemlich weit weg. Zu meiner Mutter und meinem Stiefvater habe ich kein gutes Verhältnis mehr. Die Hilfe, die ich brauche, habe ich auch. Das Forum, die Therapie, meinen Kumpel, meine Ex-Freundin. Eine Selbsthilfegruppe fehlt mir noch, aber auch die werde ich noch finden.

Dora, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute! Denke in nächster Zeit vor allem an Dich! Was müsste passieren damit Du wieder richtig glücklich bist? Wenn Deine Antwort auf diese Frage zu Gunsten Deines Mannes ausfällt, und Du die entsprechenden Signale bei ihm siehst, kämpfe, kämpfe mit aller Macht um Euch! Es kann sich lohnen! Ich bin mir sicher, daß es sich in meinem Falle lohnen wird. Und genau das wünsche ich Euch beiden auch!

Viel Glück!

Der Merowinger

Chris
22.08.2005, 20:43
Hallo Dora,es ist erstaunlich wie ähnlich die einzelnen Geschichten sind.Auch meine Eltern haben sich und uns ewig lang belogen.Bitte glaube nicht deine Kinder würden dich nicht verstehen. War scheinlich würde es dir guttuen mit ihnen zu reden.Bei mir ist es gerade so, dass ich mich schrecklich hilflos fühle. Ich bearbeite gerade zum zeiten mal eine solche Situation. Mein leiblicher Vater war Alkoholiker und den hat meine Mutter vor die Tür gesetzt als ich 15 war.Da ist das Thema Sucht, welches ganz präsent ist.Im Budissmus spricht man das ein Karma immer und immer wieder kommt.Auch in vielen weiteren Leben..bis es gelöst ist.Habe ich jetzt eine neue Chance?
Chris

Rudi
23.08.2005, 02:10
Hallo Dora,
es ist nicht gut, das du dich schämst. Wofür denn auch ?
Nicht IHR seit in etwas hineingeraten - sondern dein Mann ist Spielsüchtig - also suchtkrank.
Dafür gibt es keine Schuld. Irgendwo vielleicht ein Auslöser - aber den zu suchen und zu finden ist sehr schwer - und das Ergebnis eher spekulativ.
Ich bin ja auch nicht gerade der Jüngste mehr - und meine Kinder sind auch erwachsen.
Was in einer Familie jedoch nicht fehlen darf, ist der ehrliche Umgang miteinander. Deine Kinder haben das Recht über Eure Situation zu wissen.
Klar - es wird deinen Mann nicht gefallen. Aber wenn du ihn auch noch in dieser Hinsicht deckst,gibst du ihn in seiner Art des Verheimlichens, des Ausweichens und des Lügens auch noch Fahrwasser.
Auch dein Mann braucht sich für seine Spielkrankheit nicht zu schämen. Schämen sollte er sich aber nach erkennnen der Krankheit, wenn er diese ignoriert und weiterhin nichts für sich tut. Darin darfst du ihn niemals bestärken. der Weg aus der Sucht beginnt mit Ehrlichkeit. Ehrlich zu sich selbst - ehrlich zu den Menschen, die ich liebe, die mich lieben.Auf Ehrlichkeit läßt sich aufbauen - es wird Mittel und Wege geben den Schaden in der Familie stark zu reduzieren.
Wie schon Merowinger schrieb, ist es ausgeschlossen, das du deinen Mann in irgendeiner Weise finanziell unterstützt. Auch das bestärkt ihn weiter zu machen wie bisher.
Langsam solltest du aber auch dein eigenes Ego finden.
Niemand hat das Recht, dein Leben zu zerstören - auch nicht der Mann, den du vielleicht auch heute noch liebst.
Er muß dir diese Liebe neu beweisen - indem er hart an sich und Eurer Beziehung arbeitet. Er ist dir gegenüber in der Bringschuld.
Auch ich bin Spieler - und ich lebe in einer wirklich glücklichen und liebevollen Beziehung.
Mit dem Tag meiner Spielfreiheit wurde unsere Beziehung wieder die, wie sie einmal war. Es hat sich für uns gelohnt nicht aufzugeben.
Diese Möglichkeit habt ihr auch - wenn dein Mann ernsthaft an sich arbeitet - Hilfe sucht und Hilfe zuläßt.
Bis er das bewiesen hat, halte dich zurück. Gönne dir schöne Dinge, auf die du schon lange verzichtet hast. Versuche durch Ehrlichkeit die Basis mit deinen Kindern zu stärken.
Es kann auch für Euch einen gemeinsamen zukünftigen Weg geben. Aber wenn sich bei ihm nichts verändert, ist dieser Weg verbaut.
Lieben Gruß
Rudi

Dora
23.08.2005, 11:46
Lieber Rudi,

Dora
23.08.2005, 12:06
Lieber Rudi,
sorry bin gerade auf den falschen Knopf gekommen.
Dank für deine Antwort.Es ist interessant, dass du genau das gleiche sagst wie mein Psychologe heute morgen.
Ja du hörst richtig! Ich hatte heute morgen einen Nottermin.
Das hat mein Hausarzt eingefädelt.
Es hat mir sehr gutgetan.Er hat so wie ihr hier meine Vorgehensweise für absolut gut befunden.Langsam baut sich dadurch mein schlechtes Gewissen ab.
Er meine auch ich solle unbedingt meine Kinder einweihen.
Und er sagte zudem ich solle mir gutes tuen!
Nun als erstes gute habe ich mir jetzt erst mal eure Antworten angeschaut.Dann habe ich vor mich mit meinen Kindern zum Abendessen zu verabreden und ihnen alles zu sagen.Ich träume auch von einem Urlaub in Italien, aber ich weiß nicht ob ich hier einfach so abhauen kann.Das schmeckt so ein bischen nach Flucht.Ich werde erst mal abwarten wie das Gespräch mit meinen Kindern ausgeht.
Heute morgen hat die Schwester meines Partners angerufen und mich gebeten einigen Kleidungsstücke für die Kinik zu richten.Ich habe es ganz mechanisch gemacht. Ich habe kaum etwas dabei empfunden.Er tut mir sehr sehr leid aber es ist in den Jahren in denen er spielt so viel kaputt gegangen.
Es ist auch hart mit 60 noch mal vor so einer Wand zu stehen.
Ich habe gar nicht gewußt das es so etwas wie Spielsucht gibt. Na ja ich habe es schon gewusst, kannte nur das genaue Provil nicht.Meine Güte ihr seid alle so offene und wohl auch sensible, gebildete Menschen, warum verdammt noch mal muss euch so eine Krankheit "anfallen"!Da sind so viele wirre Gedanken in meinem Kopf. Entschuldigt wenn ihr meinen Sprüngen gerade nicht folgen könnt.
An Chris möchte ich noch einige Worte richten.Es ist für mich ganz schwer dir zu folgen.Ich würde dich und deine Empfindungen gerne besser verstehen.
Dies könnte mir auch bei den Gesprächen mit meinen Kindern helfen.Du bist offensichtlich sehr durcheinander.(Das sagt die Richtige haha)Aber vieleicht kannst du deine Gedanken ordnen und uns deine Geschichte etwas gegliederter schildern.
Es grüßt euch alle eure Dora
P.S. Bitte schreibt bald wieder

Chris
23.08.2005, 17:56
Hallo Dora, hallo Alle,

ja, das stimmt ich bin sehr durcheinander und das schreiben in solchen Foren ist für mich auch ganz was unbekanntes.
Also, meine Mutter hat mir und meiner Schwester vor einigen Monaten eröffnet, das ihr Mann , unser Stiefvater Spieler ist.Wir sollen uns vor ihm ja nicht anmerken lassen, das wir es wissen und wir sollen es ja niemanden erzählen weil das so eine Schande ist.Wir sind fast vom Stuhl gefallen. Aber das schlimmste ist, die Verschpflichtung zum Schweigen.Nun ist einige Zeit vergangen, wenn ich gefragt habe wie es so geht und läauft hat sie gesagt momentan ganz gut er hat versprochen es nicht mehr zu tuen und wir sprechen nicht mehr darüber.Klasse habe ich gedacht ein Süchtiger verspricht "es nicht mehr zutuen". Nun ist vor etwa 3 Wochen die Bombe geplatzt, weil meine Mutter einen Brief wegen eines neuen Kredites geöffnet hat. Es kam wohl zum großen Show down. Meine Mutter rief mich an, bat um meine Unterstützung und sprach ganz klar von Trennung.Ich habe ihr vielzugehört und sie auch ermutigt an sich zuj denken und ihren eigenen Weg zu gehen.Ich habe sie jedoch auch gebeten fair zu bleiben.Ergänzend ist zu sagen, dass sie sich vor Jahren von unserm leiblichen Vater getrennt hat welcher Alkoholiker war.Den hat sie einfach vor die Tür gesetzt! Er hat das nie überwunden obwohl er heute trocken und beruflich sehr erfolgreich ist.Da ist ganz viel hass uber all die Jahre geblieben und etwas was nie besprochen und bearbeitet wurde.So und jetzt ähnelt die Situation nach vielen Jahren der anderen genau so wieder.Nach unserem Gesprach über fainess , kam mein Stiefvater zwei Tage später am shr späten abend zum mir.Er erzählte mir die Situation aus seiner Sicht und sagte mir er sei nun obdachlos.Ich war sehr entsetzt als er mir sagte, nach einem erneuten Streit um eine Terapie,hat sie ihn gebeten zu gehen und zwar sofort.Ich habe seit ich mich durch euer Forum gelesen habe gesehen das dies wohl die Chance für beide sein kann. Das würde ich mir auch sehr wünschen. Es ist für mich nun schwer weil ich nunein zweites mal eine fast identeische Situation miterlebe.Ich verstehe meine Mutter ich kann mir vorstellen wie sie gelitten hat aber den Druck den sie ausgeübt hat um ihren Mann zu einer terapie zu zwingen hat alles verschlimmert.Sie ruft mich jeden Tag an oder schneit bei mir hier in die Arbeit.Sie lässt mir alle Sorgen da und ich mussenn sie weg ist die Kunden anlächeln und so tuen als wäre alles in Ordnung.Ich habe ihr gesagt das ich mich gerne ein mal die Woche mit ih rzu Gesprächen treffe aber ich kann diese Überfälle nicht verarbeiten.Sie war sehr verärget und meinte ich sei überhaupt keine Unterstützung.Nun hat sie mitbekommen das auch mein Stiefvater Gespräche mit mir führt.Jetzt will sie wissen was er sagt und mir vorschreiben wie ich ihn unter Druck setzen soll damit er zu einer Beratung geht und seine Sucht einsieht. Sie glaubt das geht auf Knopfdruck.Sucht an Sucht aus! Sie versteht das eigendliche Problem nicht und er glaube ich auch nict.Ja und so stehe ich mittendrin.Rette ich mich in dem ich mich zurückziehe bekomme ich vorgeworfen nicht für meine Mutter genügend da zusein.Bleibe ich präsent, stehe ich zwischen den Stühlen und das auch noch emotional geladen.Ich liebe beide.Ich wünsche mir sehr das mein Stiefvater von selbst drauf kommt.Aber wie gehe ich in der Zwischenzeit mit ihm um.Soll ich einfach übers Wetter reden oder kannich ihn mit meinen Ansichten konfrontieren?
Chris

Rudi
24.08.2005, 02:56
Hallo Chris,
du steckst in einer Situation, die alles andere als einfach ist.
Irgendwie sitzt du zwischen zwei Stühlen und bis hin - und hergerissen.
Aber objektiv und aus Entfernung betrachtet wirst du einfach als Werkzeug benutzt. Durch deine Mutter wohl mehr als durch deinen Vater.
Allerdings - und das solltest du beiden klarmachen, hast du dein persönliches Recht auf Unversehrheit - und das du diese Situation nicht bereinigen kannst, liegt auf der Hand. Sie zerreißen deine Seele - lass es bitte nicht länger zu.
Natürlich hat deine Mutter unter die Spielsucht deines Vaters gelitten. Ich kann auch verstehen, wenn sie für sich da Stärkung sucht. Was ich nicht verstehe - und was möglich ist - das nicht versucht wird gemeinsam aus dieser Situation zu kommen.
Ich denke nicht, das die Alleingänge in einer SHG für Mitbetroffene den Erhalt der Partnerschaft dient.
Wichtig wäre ein Besuch für deine Eltern bei geschulten Fachleuten, um zu sehen, ob eine gemeinschaftliche Basis überhaupt noch möglich - oder gewünscht ist.
Ich verstehe auch nicht, das sich wegen einer Suchterkrankung geschämt wird - und der Verbot erteilt wird darüber zu sprechen. Mit Offenheit und Ehrlichkeit kann man solche Situationen lösen - nicht mit Vorhaltungen und Schuldzuweisungen.Es scheint mir, das da auch die Angehörigengruppe deiner Mutter nicht so toll funktioniert.
Es hilft der Beziehung bestimmt nicht, wenn sich vorgebetet wird, wie schlecht die Spieler doch alle sind.
Es gibt Spielerselbsthilfegruppen, die mit Angehörigen zusammen arbeiten. Auch das wäre eine Möglichkeit für deine Eltern.
Aber da müßte ja das Versteckspiel aufhören - und darauf wird wohl von Seiten deiner Mutter viel Wert gelegt.
Nein, mit Druck alleine wird niemand abstinent, es gehört auch Herz und Seele dazu, die den Betroffenen spürbar werden. Nur dann besteht die Möglichkeit ein gewissen Druck zu erzeugen.
Du solltest dich also wirklich etwas distanzieren , egal, was deine Mutter dazu sagt. Es gibt Hilfe für Beide - wenn sie diese Hilfe nicht wollen oder annehmen, ist das ihre Sache.Das würde ich in einem offenen Gespräch - möglichst unter 6 Augen - also mit Mutter und Vater klären.
Deinen Vater kannst du sagen, das - wenn er es für richtig hält - er sein Leben ruhig weiter ruinieren kann. Aber vor deinen Leben hat er Respekt und Achtung zu beweisen - denn auch du hast nur dieses eine Leben.Lass solche schlimmen Eingriffe in deinen Gefühlen nicht weiter zu.
Einzig und allein deine Eltern haben es in der Hand wie sie miteinander umgehen - und manches was deine Mutter tut kann ich nicht gut heißen.
Für deinen Vater gibt es alle Möglichkeiten der Hilfe - selbst wenn er alleine ist. Er muß diese Hilfe nur wollen und zulassen .
An Ihnen liegt es - nicht an dir - du kannst Ihnen Wege aufzeichnen - aber SIE müßen den Weg wollen und gehen - und raus aus dem Versteckspiel - oder der Lüge.
Ich wünsche Dir, das du die Kraft zu einen solch klärenden Gespräch hast. Und mit diesen Gespräch ist die Hilfe, die du deinen Eltern geben kannst erschöpft - sie müßen wissen was sie wollen.
Lieben Gruß
Rudi

24.08.2005, 10:22
Hallo Silvia,
es fällt mir auf, dass von Dir gar nichts mehr zu hören ist!
Wie sieht es aus bei Dir?
Wie geht DEin Mann mit der veränderten Situation um

Rudi
24.08.2005, 10:33
Liebe Dora,
warum gerade ich - das ist eine Frage, die ich seit langen nicht mehr an mich stelle.
Ich bin Spielsüchtig - oder meinetwegen auch Suchtkrank.
Das ist eine Tatsache, die ich erst mal nicht abändern kann, weil diese Sucht in mir bleibt. Und das hat wohl kaum etwas mit dem Charakter oder dem Wesen des Betroffenen zu tun.
Ich muß akzeptieren, das diese Sucht in mir ist - und auch bleibt. Erst dann ist es mir möglich mich wirkungsvoll dagegen zu behaupten.
Wie ein Diabetiker oder Asthmatiker mit seiner Krankheit lebt, so muß ich auch mit meiner Krankheit leben.
Den Umgang damit lernen. Nein, ich kann keine Medikamente nehmen wie Menschen, die körperlich krank sind.
Mein Medikament ist das Gespräch.
In der Selbsthilfegruppe um zu erkennen - im Forum um sich beim Schreiben mit der Thematik zu befassen - in der Familie, mit dem Partner, um die Resonanz der eigenen Veränderung zu erfahren. Die übrigens beim Kampf gegen die Spielsucht nicht immer positiv ist.Das sind meine wesentlichen Medikamente - und ich kann und darf sie nicht einfach absetzen.
Warum ich dir das alles schreibe ? Ich finde es jedesmal sehr bitter wenn durch Spielsucht eine Beziehung zerstört wird.
Vielleicht räumst du deinen Mann die Zeit des eigenen Erkennens ein. Dafür ist erforderlich, das du tatsächlich für dich was tust - vielleicht auch die Italienreise.
Denn je mehr du an Kraft tankst, desto eher wirst du sachlich mit der Situation umgehen können.
Das hoch emotionelle hilft in der jetzigen Situation wenig.
Versuchen nüchtern und klar über einen weiteren gemeinsamen Weg zu sprechen - und wie der in deiner - und in der Vorstellung deines Mannes aussehen kann. Ohne dabei gewesenes aufzuarbeiten - jedoch klar beschreiben was man in Zukunft nicht weiter ertragen will.
Das bringt neues Wissen übereinander - und ist sicherlich wichtig und ratsam um für sich selbst die Weichen in die Zukunft zu stellen.
Bevor so ein Gespräch stattfindet versuch möglichst viel an innerer Ruhe zu finden.
Ich wünsche Euch neue gemeinsame positive Erfahrungen.
Auch wenn man es manchmal nicht so aussieht - die schönsten Erinnerungen sind immer die, wenn man gemeinsam schwere Zeiten gemeistert hat.
Ich wünsche Dir, das auch für Euch wieder gemeinsame gute Zeiten kommen.

Lieben Gruß
Rudi

Harry
03.11.2005, 10:53
Der schönste Thread im ganzen Forum den sollte man mal immer wieder mit einem Eintrag anch vorne bringen.
Ich hoffe Silvia dir geht es gut.

Liebe Grüße
Harry

Schulzse
03.11.2005, 12:09
Wirklich ein schöner, einfühlsamer Beitrag........Mich würde interessieren, wie es denn aktuell Sylvia so geht ? Hat Ihr Mann die SHG besucht ? Wie waren die Erfahrungen ? Wie haben die Kinder diese Enwicklung aúfgenommen / verkraftet ?

Liebe Grüsse

Schulzse

Der Merowinger
08.11.2005, 18:33
Hallo Liebe Silvia,

lange nichts mehr von Dir gehört. Ich hoffe, es geht Dir gut! Da ich ein optimistischer Mensch bin, glaube ich daran, daß Du deshalb nicht mehr im Forum bist, weil sich bei Dir alles zu Guten gewendet hat. Ich würde es Dir von Herzen gönnen!

Auch wenn ich nicht weiß, ob Du es jemals lesen wirst. Ich möchte mich bei Dir bedanken. Du bist eine von einer handvoll Menschen hier im Forum, denen ich es zu verdanken habe, so weit gekommen zu sein. Vielen, vielen Dank!

Liebe Grüße

Der Merowinger

silvia
14.11.2005, 17:58
... auch wenn ich mich im Moment nicht aktiv im Forum melde, schaue ich immer wieder mal kurz vorbei und versuche ein paar Nachrichten von denen zu erhaschen, mit denen ich schon geschrieben habe ( hallo Merowinger!!! Grüße an Nicole, Rudi ,nimitz und all die anderen)
Da ich beruflich im Moment oft tagelang unterwegs bin, bleibt keine Zeit für einen intensiveren Kontakt.
Persönlich und gefühlsmäßig geht es mir im Moment gut.
Wenn ich auch eingestehen muß, dass mein Mann seit dem Erstgespräch in der Beratungsstelle keinen weiteren Termin mehr ausgemacht hat und auch die Kinder wissen bis heute nichts von seinem /unserem Problem.
Andererseits zeigt er mir deutlich, dass es ihm mit seinem Versprechen ernst ist. Er übernimmt Mit-Verantwortung für unseren Finanzhaushalt, interessiert sich erstmals für Kosten und macht Einsparvorschläge, die ihn auch selbst betreffen - vorher war das immer allein meine Angelegenheit und führte oft zu Spannungen.
Ich glaube nicht, dass er seither spielen war - da er aber über eigenes Taschengeld verfügt, kann ich es auch nicht ganz ausschließen. Er ist aber viel ausgeglichener, ich spüre nichts davon, daß er unter "Spieldruck" stünde.Das macht es mir im Moment ehrlicherweise schwer, ihn unter Druck zu setzen und zu verlangen, daß er unsere Abmachungen bezgl. einer Therapie einhält. Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass es mehr ist als nur die "Ruhe vor dem Sturm". Erinnert ihr euch an meinen Koffer, der schon fast fertig gepackt war?.....Die Hoffnung habe ich schon wieder ausgepackt und abgestaubt...

Alles Liebe für euch
Silvia

dirk
14.11.2005, 22:25
hallo silvia...

ich hab das erste mal geweint heut abend...seit langer langer zeit. weil ich deinen brief gelesen habe.

ich hab fast alles gelesen...und dann jetzt gerade deinen letzten beitrag...

tu dir, deinem mann und damit euch einen gefallen: ignoriere das thema nicht. wenn es ihm gutgeht, dir gut geht...dann ist es doch kein problem über sein spielen zu sprechen oder?
klammer es keinesfalls aus...
du musst schon versuchen für dich sicherzustellen, das er spielfrei ist...bei allem anderen machst du dir was vor. und lebst wieder in der scheinwelt, in der du jahrelang warst.
einen bequemen weg gibt es leider nicht.

ich wünsch dir gute gespräche mit deinem mann. und zeit dafür.

und ich danke dir für deinen brief am anfang dieses beitrags. hat mich auch mal wieder aufgerüttelt....

alles gute

dirk

Maik
18.11.2005, 13:53
ich bin Spieler - seit ca. 20 Jahren.
Vor 2,5 Jahren habe ich meine Traumfrau kennengelernt und bin mit Ihr zusammengekommen. Nach 1/2 Jahr was es vorbei, wg. des Spielens und damit zusammenhängenden Vorfällen.
Ich wollte aufhören und fing an, an mir zu arbeiten. Nach 5 Monaten kamen wir wieder zusammen und ich sah wohl im Unterbewußtsein keinen Grund mehr, die Arbeit fortzusetzen. Es wurde wieder wie früher. Wieder nach 6 Monaten war es vorbei, aus anderen Gründen - das spielen ging weiter. Weitere 5 Monate später kamen wir wieder zusammen ( für uns von Beginn an der 3. und letzte Versuch )und ich spielte noch immer weiter, denn ich hatte ja nicht wirklich eine Notwendigkeit, aufzuhören. Und ich log weiter.....

Ich bin Heute seit 8 Wochen trocken, dank Selbsthilfegruppe und meiner Öffnung an Freunde. Wir sind seit 2 Wochen auseinander und ich sehe kaum eine Chance, das es ein 4. Mal geben wird. Sie konnte mit meinen Lügen nicht mehr leben. Aber diesmal habe ich etwas daraus gelernt - wenn ich jemals wieder eine Chance bei Ihr haben möchte und sei es in 5 Jahren, dann muß ich mein Leben von Grund auf ändern, denn mit dem "trocken bleiben" ist es nicht getan. Selbst die Trennung ist für mich kein Grund mehr (hoffe ich zumindest) in meine alten Verhaltensmuster zurückzufallen, aber ich habe das für mich wertvollste verloren, was ich hatte - wg. des spielens und das will ich nie wieder erleben. Das soll natürlich um gottes Willen nicht heissen, das Du Dich trennen sollst, aber es heißt nicht umsonst, das manche Süchtige 1 x ganz unten gewesen sein müssen, um es zu begreifen. Ich bin ganz unten und habe es begriffen.
Ich drücke Euch die Daumen und kann Deinem Mann eine Selbsthilfegruppe nur ans Herz legen.

Gruß
Maik

silvia
18.11.2005, 17:34
Hallo Dirk,
vielen Dank für deine Zeilen,
ich denke du hast recht , dass ich aufpassen muß, dass das Thema "Spielsucht" nicht wieder unter den Teppich gekehrt wird und dann vielleicht bald wieder alte Verhaltensmuster auftauchen ( bei meinem Mann und mir!)
Meinem Mann fällt es sehr schwer, über sich , seine Gedanken und Gefühle zu sprechen ( wie wohl vielen Männern), er hat schon sehr früh gelernt, alle Probleme nur mit sich selbst auszumachen, Konflikt hat man in seiner Herkunftsfamilie nicht gelöst, sondern ignoriert. Ein Standardspruch seiner Mutter in strittigen Situationen lautet z.B. " ...nimm ein großes Tuch und deck es zu...".
Nun kannst du vielleicht nachvollziehen, wie empfindlich mein Mann, selbst in guten Phasen wie momentan, auf Gesprächsversuche über sein Spielen reagiert. Er interpretiert selbst vorsichtige Fragen als Mißtrauen und Vorwürfe. Da er nie gelernt hat, hinter seine eigene Mauer zu schauen, will er auch sonst niemand dahintersehen lassen.Deshalb auch seine Verzögerungstaktik bzgl. Therapie oder SHG. Er hat Angst, sich anderen offenbaren zu müssen und er hat Angst vor sich selbst.

Ich hoffe für dich, dass du da schon weiter bist und es dir gut geht.
Liebe Grüße
Silvia

silvia
18.11.2005, 17:49
Hallo Maik,
danke für deine ehrlichen und offenen Worte,
ich hoffe für meinen Mann,mich und unsere Kinder, dass er die Kurve kriegt, bevor er "ganz unten" ist.
Ich bin nach wie vor entschlossen, ihm nicht mehr zur Seite zu stehen, wenn er mit dem Spielen wieder anfängt.
Denn ich bin überzeugt davon, dass eine Trennung oder auch die Angst davor, einen Spieler nur dazu bewegen kann, einen ersten Schritt zu tun. Der Wille aufzuhören muß aus ihm selbst kommen und er/sie muß es FÜR SICH tun, sonst wird es auf Dauer nicht funktionieren.
Du sagst, du bist jetzt ganz unten.
Maik, ich wünsche dir sehr, dass du die Kraft findest, diesen Weg FÜR DICH zu gehen. Lass dich nicht entmutigen, wenn es schwer wird, denn AUFWÄRTS ist immer anstrengender aber auch viel befriedigender. Und wie dem wirklichen Bergsteiger winkt auch dir ein Ziel, irgendwann stehst du oben und weißt, dass du es geschafft hast!!!
Halt weiter durch!
Silvia

Harry
18.11.2005, 18:26
Hallo Silvia,
mich hat dein Abschied sehr sehr bewegt, und ich hoffe für dich, dass bei euch alles in Ordnung kommt. In Ordnung kommt deswegen, weil ich nicht glaube, dass dein Mann über den Berg ist, solange er keine Hilfe annehmen kann.
Ich denke für dich gibt es 2 Möglichkeiten mit der jetztigen Situation fertig zu werden.
1. Du hoffst, dass dein Mann nie mehr spielt und sich mit der Zeit alles von alleine regelt. Wenn er wieder anfangen sollte ist es Schicksal.
oder
2. Du versuchst jetzt in zu einer Therapie zu bekommen, damit er einsieht, dass er NIE mehr in seinem Leben auch nur einen einzigsten Cent verspielen kann, weil sonst die ganze Katastrophe wieder da ist.
Ich bin der Meinung ohne Therapie hätte ich nie mit meinen verschiednen Süchten klarkommen können, weil ich ja immer der Meinung gewesen wäre ich kann es kontrollieren.
Ich kann das leider nicht so schreiben wie du deinen Abschied, aber was ich schreibe ist genauso ehrlich gemeint.Ich hoff ihr findet für euch den richtigen Weg,

Viele Liebe Grüße
Harry

Harry
20.11.2005, 09:40
ich werde nicht damit aufhören diesen Thread immer wieder nach vorne zu bringen, weil es einfach nicht sein kann, dass so ein schöner Thread 47 und so ein hässlicher 12x hat.
Ich hoff nur für Silvia, dass Gott für sie auch eine schöne Zeit geplant hat, sie hat das nämlich auch verdient.
Der Esquivel uhd seine Helfer werden schon sehen was es ihnen bringt.

Ganz liebe Grüße an Silvia
Harry

Maik
20.11.2005, 10:30
jetzt muss ich mich erstmal bei Dir für Deine aufmunternden Worte bedanken, zumal ich sie wirklich gebrauchen kann, denn am Fr. Abend hatte ich noch einen ziemlich heftigen Autounfall (Auto Totalschaden), ich nur leicht, die anderen (weitere 4 Autos) unverletzt. Jetzt kann`s nur noch Bergauf gehen.
Aber ich wollte eigentlich etwas zu dem Thema Gefühle sagen. Es mag sein, das Männer da im allg. anders sind, aber auch hier habe ich so meine Erfahrungen gemacht und in meinen Augen hat das Spielen unglaublich viel mit GEFÜHLEN zu tun!
Als ich mit meiner Traumfrau zusammen kam, war ich praktisch nicht in der Lage, Gefühle zu zeigen, ich war noch nicht mal in der Lage, "Ich liebe Dich" zu sagen.
In der 2. Beziehung mit Ihr habe ich es etwas besser zulassen können und in der 3. noch etwas besser. Aber was da momentan auf mich einschlägt, sprengt bei mir alle Vorstellungskraft. Wie gesagt, ich bin jetzt 8 Wochen u. 2 Tage trocken ( ich glaube, so lange wie noch nie ) und bei mir ist endlich der Groschen gefallen. Ich will aufhören und ich will bald nur noch in Monaten und dann in Jahren zählen müssen. Seit ca. 4 Wochen, kann ich so viele Gefühle zulassen, wie noch nie. Ich kann und muß ständig weinen - früher konnte es mir sonstwie dreckig gehen, mit Schulden etc. - ich habe nie geweint. Die Trennung von meiner Freundin (seit 2 Wochen) trifft mich einer dermaßenen Härte und Wuchtigkeit - Irre. Ich leide ! Ja, aber ich kann leiden und wenn ich leiden kann, dann werde ich auch die positiven Gefühle sicherlich bald ganz anders annehmen, zulassen und spüren können. Ich bin dabei "rein" zu werden - doofes Wort, aber anders kann ich es nicht erklären. Ich bringe meine Gefühle und Ängste nicht mehr in die Spielhalle, sondern ich lebe sie aus, auch wenn`s hart ist.
Vielleicht ändert sich bei Deinem Mann auch ne Menge, wenn bei ihm der Groschen gefallen ist. Ich wünsche es ihm.
Die Angst, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, könnte auch daran liegen, das er noch immer nicht wirklich dazu bereit ist. Ich bin 3 x für meine Freundin hingegangen und fühlte mich dort unwohl, weil ich noch nicht selbst dazu bereit war. Mittlerweile gehe ich wirklich gerne hin - man muß dort nicht reden, wenn man nicht will, man kann auch nur zuhören, aber mit der Zeit wird es leichter und angenehmer, denn man wird nicht verurteilt und man erkennt, das viele Ängste und Gefühle, die man selbst hat und von denen man glaubt, das man damit alleine wäre, bei anderen genauso vorhanden sind. Aber Dein Mann muss dazu bereit sein. Ich hoffe, er kapiert es, im Bezug auf Dich, nicht erst, wenn es zu spät ist, denn danach wird es nicht einfacher.

Ich drücke Euch ganz feste die Daumen
Liebe Grüße
Maik

Gerri
29.06.2006, 01:01
Mary Lou und Nana ,
schreibe in diesen Threat, damit er mal wieder in den Vordergrund kommt.
Ich denke hier ist ein wirklicher Austausch zwischen Spielern und Angehörigen, wie er eigentlich kaum besser sein kann.
Ich hoffe diese Einträge helfen Euch ein wenig.
Gruss Gerri

nane
29.06.2006, 08:25
hallo gerri
danke für den hinweis. ich habe die letzten tage soviel im forum gelesen, das ich erstmal zeit brauche für mich das wichtigste herauszufiltern. ich denke das ich für mich einen guten weg gefunden habe. mein mann und ich haben im moment eine beziehungspause. er wurde von einem guten freund in urlaub eingeladen. wir haben beschlossen die zeit zu nutzen uns darüber im klaren zu werden was wir uns für einander wünschen.
ich hoffe das ich den mann zurückbekomme den ich vor 10 jahren kennengelert habe.
der beitrag von heide hat mich stark ins grübeln gebracht. sie hat recht damit sich selbst nicht aus den augen zu verlieren.
wo der weg hinfürt wird die zeit zeigen.

nane

Gerri
03.07.2006, 13:33
Hallo Nane,
dem was du schreibst ist wohl nichts hinzuzufügen.
Hoffe für Euch,das Eure Wünsche nicht zu sehr auseinanderdriften.
Ob du den Mann, den du vor 10 Jahren kennengelernt hat zurückbekommst, ist allerdings zweifelhaft.
Zehn Jahre - da entwickelt und verändert sich der Mensch doch sehr - wenn auch nicht immer so wahrgenommen.
Trotzdem möchte ich sagen, das immer die Schanze auf Gemeinsamkeit bestehen bleibt. Aber ich denke wie du, das dein Mann die entscheidenden Schritte einleiten muß.
Ich bin der Meinung das das Bild im Leben mit einen suchtkranken Partner in diesem Forum ein wenig verzehrt wird. Aber einzig und allein weil sich hier fasr immer erst geäußert wird, wenn die Situation total verfahren ist, viele Versuche unternommen worden sin - und letztlich alles gescheitert ist.
Da wo es gut gegangen ist, sieht man wohl wenig Veranlassung in diesem Forum zu schreiben.
Ich will hier sagen, das ich trotz meiner Suchtkrankheit das Glück habe in einer guten Beziehung zu leben.
Bezeichnend war jedoch der Wille zusammen zu bleiben - und die Voraussetzungen für weitere Gemeinsamkeiten zu schaffen.
Da war ich mehr gefragt als meine Partnerin.
Ich hoffe auch dein Partner bekommt diese Erkenntnis.
Lieben Gruss
Gerri

Harry
03.07.2006, 18:57
ich find sehr schön dass jemand mal wieder den schönsten beitrag nach vorne bringt.

LG
Harry

silvia
19.09.2006, 13:56
Hallo ,
Schön, dass es wieder ein Forum gibt. Hatte es schon aufgegeben, an einen Neustart zu glauben....

Vor einem Jahr habe ich diesen "Abschiedsbrief" an meinen Mann ins Forum gestellt. Viel ist zwischenzeitlich passiert...eine kurze Trennung am Jahresbeginn...viel Hoffnung in einen Neuanfang gesetzt...und heute muß ich sagen, ich bin mit meinen Hoffnungen und mit meiner Liebe am Ende. Die Sucht war dabei nicht das Hauptproblem, eher die Erkenntnis nach all den langen Jahren, dass mein Mann nicht die gleichen Bedürfnisse nach Nähe und Zuneigung hat wie ich, meine Gedanken und Gefühle sind nicht die seinen, er kann sie auch nicht nachvollziehen.
Ich gebe diese Liebe auf, denn ich habe nicht mehr die Kraft ,und der letzte Funken Hoffnung ist in den vergangenen Monaten erloschen.

Nun stelle ich wieder einen Abschiedsbrief ins Forum, den ich meinem Mann gestern gegeben habe und von dem ich annehme, das es der letzte sein wird.


18.9.06

Die Zeit der Gelassenheit ist schon seit einigen Wochen vorbei.Nach zwei Wochen Fressattacken und scheinbar grundloser schlechter Laune, mußte ich mir eingestehen, dass das theoretische Zulassen meiner Gefühle in der Realität ganz schön schwer ist. In Wirklichkeit hatte ich mich hinter der Fassade aus scheinbarer freundschaftlicher Gelassenheit und Harmonie nur versteckt. Ich habe diese Auszeit wohl als Atempause gebraucht, aber meine unbewußten Reaktionen haben mir ganz deutlich gemacht, dass ich um eine echte Auseinandersetzung mit meinen Gefühlen und dadurch mit dir, nicht herumkomme.

Die Schonfrist ist vorbei. Für dich und mich. Bevor ich mit Iris weggefahren bin, habe ich versucht, mit dir zu reden. Über deine Antworten, die du mir nicht geben konntest, war ich einfach nur fassungslos. Zorn reicht nicht aus angesichts deiner Weigerung, wirklich etwas -für dich- zu tun. Deinem Argument“Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll“konnte ich nur noch entgegenhalten“Was hast du denn bis jetzt getan?“

„Ich habe versucht, so wie immer weiterzuleben“???????????????

Du hast nicht nichts getan. Weit gefehlt. Du hast unmittelbar nachdem wir wieder zusammen waren jeglichen Versuch der Selbsbetrachtung wieder eingestellt, hast dichter gemauert als je zuvor, selbst die banalsten Alltagserlebnisse hast du wie wertvolle Geheimnisse gehütet, du hast niemals mehr auch nur versucht, über dich oder deine Spielsucht, über uns oder gar meine Gefühle zu sprechen.Die Selbsthilfegruppe hast du immer seltener, dann wochenlang gar nicht mehr besucht. Nach deinem Rückfall, von dem ich sicher bin, dass du ihn nur gestanden hast, weil du Schulden gemacht hast, hast du erwartet, dass ich dich finanziell unterstütze, damit du dein Gesicht vor deinem Kollegen nicht verlierst.

Was dieser Rückfall und vor allem deine ungeheuerliche Art damit umzugehen, in mir ausgelöst hat, hat dich nie- auch später nicht- interessiert. Ich habe dir irgendwann danach gesagt, dass ich nur noch zutiefst traurig bin, dass ich nicht mehr klarkomme.

Du sagst mir, dass sei mein Problem!!!!!!!!

Du hast nicht nichts getan. Du hast mich nicht nur alleine gelassen, als ich dich wirklich gebraucht hätte, du hast mich in deiner unglaublichen Selbstgerechtigkeit abgestraft, hast gleichgültig zugesehen , wie es mir schlechtging. Wie kann man zusehen, wie der Mensch, den man angeblich mehr liebt, als alles sonst auf der Welt, vor die Hunde geht???????

Du kannst nicht nachfühlen, wie es ist, wenn die Liebe Tag für Tag ein bischen stirbt. Es ist als ob dir ein Teil deines Körpers bei lebendigem Leib abfault! Die Kehle ist wie zugeschnürt, so dass kein Hilferuf nach außen dringt; dein Herz zieht sich zusammen, du weißt nicht, ob es die Kraft hat weiterzuschlagen, dein Magen rebelliert und du stopfst Essen in dich hinein ,um dem Gefühl der Leere zu entrinnen…aber es ist deine Seele die schreit, die nicht weiß ,wie sie mit diesem Verlust weiterleben soll und es ist ihr Hunger, der nicht mehr gestillt werden kann.

Du hast nicht nichts getan!

Du hast alle Chancen verspielt, die du in deinem Leben hattest. Ich habe mir sosehr gewünscht, dass ich es dir wert wäre, für uns und unsere Familie zu kämpfen. Du hast dich auf deinem Thron der Selbstgerechtigkeit und des Selbsmitleids ausgeruht. Du hast gedacht, es würde ausreichen, nicht mehr zu spielen (oder sich nicht mehr dabei erwischen zu lassen),dann würde schon „Gras über die Sache wachsen“ und alles würde wieder gut.

Ich habe keinerlei Vertrauen mehr zu dir. Du hast zu oft gelogen, hochheilige Versprechen gebrochen, jegliche Hoffnung zerstört.

Du hast nicht nichts getan!

Du hast meinen Gefühlen den Boden weggezogen. Du hast meine Liebe in Scherben geschlagen. Das was davon noch übrig war, habe ich weggeschlossen, die Reste gehören mir allein, sie bergen die Erinnerung an das, was hätte sein können.

Ich habe keine Worte mehr für dich. Ich fühle mich wie jemand, der versucht, einem Blinden Farben zu erklären oder einem Tauben die Schönheit der Musik.

Du siehst mich nicht und meine Worte sind für dich ohne Sinn.

Es bleiben nur die wenigen Augenblicke schön, in denen ich nahezu unbeschwert glücklich war, voller Vertrauen in dich und unsere Liebe. Sie sind schon so lange her, dass sie nicht mehr wahr sind, sondern vergilbt in meiner Erinnerung.

Die Gegenwart ist nur noch die Abwesenheit von Glück, ist nur noch Schmerz.

Deine Vorstellung von Beziehung ist nicht die meine, meine Bedürfnisse sind nicht die deinen.

Unser Weg ist kein gemeinsamer.

„Auf dem Weg zu mir, hab ich mich oft verlaufen…“

Ich muß jetzt meinen eigenen Weg gehen.

K@rl
19.09.2006, 15:33
Hallo Sivia,

wie vor einem Jahr habe ich wie auch dieses Mal Deinen Abschiedsbrief gelesen, der mich auch wieder stark bewegt hat.

Ich hatte bisher noch nicht in diesem thread geschrieben, ihn aber aufmerksam verfolgt.

Ein Grund warum ich damals nichts geschrieben habe war der, dass ich geglaubt habe, dass bei mir ja alles anders sei.

Unsere Liebe war nach der Abkehr von der Sucht neu erstarkt und wir hatten unser Zusammenleben "ganz neu definiert".

Dein Abschiedsbrief von gestern hat mich da jedoch etwas nachdenklich gemacht. Auch bei uns ist ein weiteres Jahr vergangen, wir sind "am liebsten immer noch glücklich" aber ich glaube zu erkennen, dass sich durch die Spielsucht doch wesentlich mehr verändert hat.

Ich denke gerade der gebeutelte Angehörige wird seinen Partner durch eine viel schäfere Brille betrachten und ganz andere Maßstäbe anlegen. Die Erwartungshaltung ist einfach eine andere.

Dinge oder Handlungen, die früher hingenommen wurden oder vielleicht sogar als normal angesehen wurden wirken plötzlich irritierend, abstoßend, oder unbegreiflich für den Partner. Dies kann dann von einer Sekunde auf die andere zu heftigen "Gewittern" führen.

Ich will jetzt auf keinen Fall sagen, dass Du unrecht hast alles das einzufordern was Du in Deinem Brief als Versäumnisse dargestellt hast.

Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass man nach Abkehr von der Sucht ein viel "besserer Partner" sein muss, man soll sensibler, ehrlicher, liebevoller, verständnisvoller,............sein. Selbst für sein Äußeres muss man mehr tun um dem geschärften Blick zu gerecht zu werden.

Aber das ist vermutlich eine der Strafen, die man bekommt und ich nehme sie für eine weitere gemeinsame Zukunft gerne auf mich.

Ich wünsche Dir liebe Silvia für die Zukunft alles Gute und hoffe, Du findest jemanden der Deine Seele anrührt und Deine Liebe wieder erweckt.

Alles Liebe

K@rl

nimitz
20.09.2006, 21:43
Liebe Silvia,

ich hatte mit dir gehofft, dass dein Mann ein Einsehen mit sich und der ihm entgegengebrachter Liebe hat. Dem ist nicht so…stattdessen ist er weiter in sich gegangen, und kommt vor lauter Selbstmitleid nicht aus seinem Schneckenhaus.
Was kann dir dein Mann auf deinen 2. Abschiedsbrief erwidern…???...

Ich habe getan, was mein Innerstes zuließ.
Ich habe das Spielen aufgeben wollen…doch meine Liebe zu den klingenden und leuchtenden Automaten war größer. Die Hoffnung, das verlorene wieder zu bekommen ist größer, als die Sehnsucht dich in meinen Armen halten zu dürfen.

Ich habe getan, was meine Seele mir riet.
Ich baute (baue) weiter an meinem Turm…ich weis, ich sitze innen, und der Lichtschein wird kleiner, trotzdem setze ich einen Stein auf den nächsten…ohne Unterlass.
Ich versuche dich zu hören…zu verstehen…deine Worte verhallen innerhalb meiner selbst gebauten Röhre.

Ich habe getan, was mein Herz mir sagte.
Ich höre mein Herz…selbst wenn ich schlafe, spüre ich den Schlag. Jeder dieser Schläge haut mich aus dem Gleichgewicht…es ist wieder da…Verstand (Seele) gegen Herz…ein Kampf, den ich nicht vermag zu stoppen.

Ich habe getan, was mein Körper vermag zu leisten.
Ich klammer mich an meine eigens errichtet Mauer. Die Finger sind blutig…meine Hilferufe ersticken in mir. Ich sehe… nein…es ist kein Licht vorhanden…alles um mich herum ist dunkel…ich rutsche…in die Tiefe.

Ich habe getan, dir zuzuhören.
Deine Worte…ich verstehe dich nicht. Ich sehe, dass sich dein Mund bewegt. Doch ein Ton…nicht vorhanden.

Ich habe getan, dich zu sehen.
Meine Augen waren auf dich gerichtet…keine Farbe, keine Kontur…wo bist du…wo bin ich?

Ich sitze hier…in meiner Röhre, ich friere, und ich höre und sehe nichts.
Ich baue weiter Steine, hole mir das Material unter meinen Füßen heraus…Wie von allein setzen sich diese Steine oben auf die Röhre…doch ich kann das Ende nicht erreichen.
Ist es das Ende…MEIN ENDE?
Ich habe es vernommen…du verlässt mich…ich kann es verstehen…und doch wieder nicht.
Ich habe Sehnsucht…nach klingenden Geräuschen und bunten Lichtern…es ist schön…harmonisch und warm.
Ich lebe… da ich es sehen und hören kann…Hoffnung keimt auf in mir…ich schaffe es, der Jackpott ist mein. Bestimmt!!!!

Silvia verlasse deinen Mann, und kümmere dich um dich selber…um deine verletzte Seele, dein zerrissenes Herz. Wärme dich mit den letzten sommerlichen Sonnenstrahlen…und fange an DEIN Leben zu geniessen. Du bist verantwortlich…nur für DICH.
Versuche deinen Mann aus deinem Gewissen zu entlassen. Du wirst ihn nicht retten…

Eine kleine Geschichte zum Schluß: Der Noch-Ehemann meiner Lebensgefährtin…(pathologischer Spieler), ist nach dem er von ihr verlassen wurde, in ein tiefes…sehr tiefes Loch gefallen. Keine Arbeit…keine Wohnung.
Nach drei Jahren…Spielfreiheit…eigene Wohnung…Arbeit. Er sorgt gut für sich, und der gemeinsamen Tochter, die bei ihm geblieben ist. Er musste etwas tun…es hat gedauert…doch mit Geduld und den Tritten der Gesellschaft, ist er dabei, sich wieder etwas aufzubauen.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute…Ruhe für dich…und nicht soviel Schmerz…
Nimitz

silvia
21.09.2006, 16:17
Hallo Karl,

danke für deine Antwort;
ich glaube schon, dass die zuerst "rosarote" Brille, durch die wir einen Partner sehen, nicht nur wie bei allen Beziehungen im Laufe der Zeit "schärfer" sondern bei Suchtproblemen noch kritischer wird. Das mag wohl daher rühren, dass die Verletzungen und der Vertrauensverlust vielleicht häufiger und tiefgreifender sind, als bei anderen Paaren. Hinzu kommt, dass Verzeihen nicht automatisch Vergessen bedeutet, dass jede Verletzung Narben hinterläßt, die sich aufaddieren und bestimmt manchmal Mißtrauen auslösen, wo es nicht gerechtfertigt ist. Ich glaube nicht, dass deine Partnerin dich strafen möchte, wohl eher seid ihr beide durch eure gemeinsamen Erfahrungen besonders dünnhäutig und verletzbar. Ich denke schon, dass die Erwartungen besonders hoch sind, da aber niemand perfekt ist, solltest du dieses Empfinden - und auch deine Angst diesen Anforderungen nicht immer gerecht zu werden- unbedingt zur Sprache bringen (bevor der Druck, der sich dadurch aufbaut, sich ein anderes Ventil sucht!)
Dein Wunsch für mich, ich möge jemanden finden , der meine Seele anrührt, finde ich besonders schön und danke dir dafür - ich habe immer davon geträumt, dass dies mein Mann sein würde....
Ich hoffe, dass dieser Wunsch für dich schon in Erfüllung gegangen ist.
Alles Liebe für dich
Silvia

silvia
21.09.2006, 16:39
Hallo Nimitz,
schön dass es dich noch gibt.
Wie schon in deinem Beitrag im vergangenen Jahr hast du es auch diesmal wieder geschafft, mir die Welt eines Spielers von innen aufzuzeigen. Ich seh die Bilder, die du mir beschreibst und empfinde die Trostlosigkeit, die hinter der Mauer herrscht. Bei dem Versuch, diese Mauer abzutragen, habe ich mir selbst die Seele wundgerieben. Trotzdem würde ich selbst jetzt noch und sofort weitergraben, wenn ich spüren würde, mein Mann kämpft wirklich von innen dagegen an. Aber dazu hat er weder die Einsicht noch das Bedürfnis.

Ich danke dir für deine Antwort.
Alles Liebe für dich
Silvia