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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 12 Jahre lang versagt



Merowinger
05.08.2005, 18:17
Hallo zusammen,

ich habe heute das erste mal aktiv nach einem Forum zum Thema Spielsucht gesucht, und bin auf diese Seite gestoßen. Ich war zwar mal kurz in Therapie durch die Caritas, aber nach einer kurzen Zeit kam die Erkenntnis "Das kriegst Du schon alleine hin!"

12 Jahre meines Lebens habe ich jetzt schon damit vertan, meine Zeit und meine Kohle an diesen Höllenmaschinen zu vergeuden. Ich bin es so satt!

Angefangen hat es, wie bei so vielen, eher zufällig. Karneval mit meinem besten Freund, eine Kneipe. Wir waren 17 oder so. Mein Kumpel trifft eine älteren Arbeitskollegen, der an zwei Spielautomaten gezockt hat. Und dann -bums- die große Serie. 100 SS-Spiele, und immer weiter. Der Bekannte hat uns den ganzen Nachmittag freigehalten und hatte trotzdem noch mehrere 100 Mark gewonnen.

Endlich 18, Spielhöllen ich komme! Kleine Einsätz-gelegentliche Gewinne. Das macht Spaß! Ab und an war mein Kumpel dabei, aber ich war viel öfter alleine. Die Einsätze steigerten sich, die Verluste auch. Aber ich verdiene ja gutes Geld, das geht schon. Und ich habe wirklich gut verdient. Ein neues Auto musste her-mein erster Kredit! Weiter zocken, dann kann ich das nächste Auto bar bezahlen.

Jahr um Jahr verging, die Kredite wurden immer größer. Für die Bank kein Problem, ich verdiente ja 5.000 DM im Monat. Mein Dispolimit betrug 12.000 DM, wenn der ausgeschöpft war, wurde ins Darlehn umgeschichtet. Das klappt schon. Nächstes Auto-Kredit erhöhen.

Meine sozialen Kontakte nahmen immer mehr ab. Spielen war mir wichtiger! Traurig, traurig! Meine Freundin kam irgendwann dahinter. SIe gab sich alle Mühe dieser Welt mir zu helfen. Die einzige Hilfe, die ich an mich ran ließ war finanzielle, wenn ich mal wieder am 10. des Monats blank war. Langsam entwickelten sich nämlich Probleme mit der Bank.

Dann kam die Trennung von meiner Freundin, es ging alles den Bach runter. Meine Eltern kamen dahinter und halfen mir. Ich zog wieder zu Hause ein. Ich schaffte es tatsächlich 8 oder 9 Monate nicht zu zocken. Dann war ich wieder drauf, schlimmer als je zuvor. 1.000 € an einem Tag verdaddeln-kein Problem. Mir ging es immer schlechter. EMotional total fertig, Selbstvorwürfe.

Ich zog wieder aus, wollte meine Freiheit-zum Zocken! Langsam fing ich an meinen Beruf zu vernachlässigen, um zu spielen. Ich ließ mich krank schreiben und verbrachte den ganzen Tag in der Hölle. Morgens 8:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Die Verluste wurden immer dramatischer, meine seeliche Verfassung auch. Ich war innerlich leer, bin es immer noch!

Dann der Silberstreif am Horizont! Ein neuer Job, selbstständig, 6 Monate Überbrückungsgeld von 2.300 € monatlich + die eigentlichen Einnahmen sollten mich sanieren. Es lief super, zumindest beruflich. Als Ausgleich für meine harte Arbeit bin ich natürlich spielen gegangen. Es nahm kein Ende.

Zwischenzeitlich war ich wieder mit meiner alten Freundin zusammen. Sie ist der beste Mensch den ich kenne. Leider aber auch zu gutmütig. Ich baute ein Gerüst aus Lügen um mich herum auf. Stück für Stück gingen alle Ersparnisse meiner Freundin drauf. Ich selber hatte ja keine. In den letzten 12 Jahren habe ich es nie geschafft Geld auf die Seite zu schaffen. Aktiensparplan-auszahlen lassen. Lebensversicherung-gekündigt. Neue Kreditkarte, das nächste Darlehn usw.

Meiner jetzt wieder Ex-Freundin schulde ich mittlerweile ca. 17.000 €. Mir fehlen die Worte zu beschreiben wie ich mich dafür schäme.

Aber das spielt in der Zocke keine Rolle. Hier bist Du frei, der King! "Wechselst Du mir noch mal 100 €!" Ich habs ja! Eigentlich bin ich das ärmste Würstchen von allen.

Wenn die Serie kam warst Du der Held, hast keine Gelegenheit ausgelassen allen von Deinem Mördergewinn zu erzählen. " Gestern war der Hit hier. Hab die Kiste 6X auf 100 und 8X auf 50 Spiele gedrückt,1.200 € hab ich rausgeholt."

Am nächsten Tag war die Kohle wieder weg. Und mehr!

Die Beziehung mit meiner Freundin hatte eigentlich nur ein wirkliches Problem-meine Spielsucht. Wir liebten uns, tun das glaube ich noch immer. Sie ist bildhübsch, intelligent, liebenswürdig, humorvoll und ehrgeizig. Wir hätten alles erreichen können, wirklich alles. Und ich hab`s versaut.

Aber damit nicht genug! Besagter Kumpel, der immer noch mein bester Freund ist, hatte die Zockerei eigentlich im Griff. Bis er durch mich animiert wurde wieder öfter in die Spielhölle zu gehen. Er verlor immer mehr die Kontrolle. Zu Hause hatte er Frau und zwei süße Kinder, eins davon mein Patenkind. Er hat es relativ schnell wieder in den Griff bekommen. Die Scheidung steht jedoch kurz bevor, Sie ist vor 1,5 Jahren ausgezogen. Ein Teil davon ist meine Schuld.

Alles kein Grund für mich aufzuhören! Immer weiter! Ich glaube kein Spieler weiß nach 12 Jahren wieviel er wirklich verjubelt hat. Ich habe mal grob überschlagen, daß ich mittlerweile ca. 150.000 € versenkt habe. 150.000 €!!!!!!! Das wäre eine Eigentumswohnung!

Stattdessen habe ich ca. 60.000 € Schulden. Da ich erstaunlicherweise immer noch ein ganz passables,aber schwankendes, Einkommen habe (ca. 4.000 €), wäre das zu bewältigen. Ich könnte aber 20.000 € verdienen, auch die würde ich verspielen.

Irgendwann so vor einem Jahr kamen Gedanken bei mir auf, die ich nie für möglich gehalten hätte. "Wieso soll ich mir das weiter antun, hat doch eh alles keinen Sinn mehr!" Wenn ich nur etwas mehr Mut gehabt hätte, wäre ich jetzt tot. Diese Gedanken habe ich heute noch in gewissen Abständen.

Tausendmal habe ich mich gefragt, was einen Typ wie mich dazu treibt so konsequent sein Gehirn auszuschalten und zu versagen. Ich weiß es einfach nicht. Jaja, mein Vater war auch ein Zocker, meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Das stimmt alles, aber ich hasse es wenn Menschen für Alles einen Schuldigen suchen bevor sie bei sich selbst anfangen. Ich bin verantwortlich, und sonst keiner!

Richtig geil ist es geworden seit ich mir bei meinen Eltern 7.500 € geliehen habe, und im Augenblick nicht in der Lage bin es zurück zu zahlen. Dabei hatte ich es für August versprochen.

Versprechungen, wieviele habe ich davon in den letzten Jahren gebrochen. Ich kann es nicht mehr zählen. Mein Selbstwertgefühl war mal meine große Stärke, jetzt ist nichts mehr da.

Kennt jemand die Situation, wenn man abends, nach einem Tag der nur aus Spielen bestand, im Bett liegt, nicht einschlafen kann weil man die Melodien und Töne der Spielautomaten im Kopf hört, den Geschmack von 50 Zigaretten im Mund schmeckt und vor Sorgen einfach nur tot sein möchte.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, werde ich diesen Monat nicht mehr überleben. Ich bin schon seit einem halben Jahr nicht mehr krankenversichert. Wenn was schlimmeres passiert habe ich gewonnen. Ich kann so nicht weiter leben. Auf die eine oder andere Weise wird sich jetzt etwas ändern.

Heute habe ich die Schuldnerberatung und die Caritas angerufen und Termine vereinbart. Die letzte, wirklich allerletzte Chance. Mein bester Kumpel übernimmt die Kontrolle über mein Geld.

Ich will endlich wieder ein normales Leben führen, Spaß haben, in Urlaub fahren, KEINE SCHULDEN MEHR HABEN, eine Familie gründen, ein eigenes Haus haben. Ich will nicht mehr. Und doch habe ich die unglaubliche Angst, daß es mich wieder wie ein Magnet anzieht und ich nicht widerstehen kann.

Wenn ich das packe, wenn ich es wirklich schaffe, dann habe ich das nur zwei Menschen zu verdanken. Meiner Ex-Freundin, die meine Motivation ist es hin zu kriegen. Ich habe Dich nicht verdient. Und meine bester Freund. Ohne Dich hätte ich schon längst aufgegeben.

Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit das eine von dem anderen zu unterscheiden.

Der Merowinger

silvia
05.08.2005, 19:00
und den hast du heute getan..
und du hast schon viel mehr getan: du hast zurückgeblickt und ziemlich klar gesehen, welcher Weg dich dahin geführt hat, wo du heute stehst. Es war für dich( und für deine Freundin und deine Familie) ein Weg durch die Hölle. Heute stehst du an einer Kreuzung, wirf einen kurzen Blick zurück und dann entscheide dich, welchen Weg du heute einschlägst.Morgen, übermorgen und jeden weiteren Tag wirst du diese Entscheidung aufs neue treffen müssen. Wenn du zögerst, dann mach dir bewußt, was für ein Gefühl es war, durch die Hölle zu gehen. Wenn die Sucht stärker als du zu sein scheint, dann zögere nicht, dir alle Hilfe zu holen ,die du bekommen kannst. In diesem Forum kannst du viele treffen, die den gleichen Weg gegangen sind, sie werden dich ermutigen und unterstützen, sie werden dir helfen, einen Schritt nach dem anderen zu tun... bis du wieder alleine gehen kannst.
Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.
Ich wünsche dir viel Kraft.
Silvia

Rudi
05.08.2005, 19:14
Hallo Merowinger,
danke, das du uns deine Geschichte erzählst. Eine Geschichte, die wir in ähnlicher Form als Spielsüchtige wohl alle erlebt haben.
Es geht nicht mehr weiter - genau das Gefühl ist es, um eine Abkehr aus dem Spiel zu schaffen. Und es geht auch wirklich nicht mehr weiter, wenn wir an der Stelle nichts entscheidendes für uns tun.
Es ist gut, das du die ersten Schritte gemacht hast - eine Caritasberatung. Aber du weißt auch, das es zu wenig ist.
Hilfe - wo bekomme ich Hilfe - eine Frage die uns bedrückt und eine Antwort ist nicht immer leicht.
Natürlich gibt es Spielerselbsthilfegruppen - die auch prima funktionieren. Das kann eine Anlaufstation - eine erste Hilfe sein. Es werden sowohl ambulante wie auch stationäre Spielertherapien angeboten. Auch das ist Hilfe.
Doch all diese Hilfsangebote nutzen gar nichts, wenn man nich den wirkliche Willen hat aus der Sucht zu gelangen.
Als erste Maßnahme hast du nun deine finanziellen Dinge an deinen Freund gegeben. Ich hoffe nicht, es ist der selbe Freund, der durch dich wieder den Weg in die Spielhalle fand. Denn das wäre für deinen Freund, der ja auch dann auch Spielbelastet ist, eine Wahnsinnsaufgabe - und du weißt warum - und wie sehr dieser Freund dann gefährdet wäre. Im übrigen auch das Geld, was dir jetzt noch zur Verfügung bleibt. Ich hoffe doch, es handelt sich bei deinen Freund nicht um einen Spieler.
Zwölf Jahre sind eine lange Zeit - bei mir waren es über 30, bis ich den endgültigen Absprung schaffte.
Wenn du es wirklich willst, gibt es für dich den Weg. Deinen Weg. Du mußt ihn nur ab sofort konsequent gehen - und wie gesagt, jede Hand nehmen, die dir gereicht wird.
Verlang nicht Sprünge von dir selbst - aber kleine feste Schritte. Sage dir jeden Tag HEUTE spiele ich nicht - und halte dich konsequent daran - jeden Tag auf´s neue.
So schwer der Weg auch scheint- mit jeden Tag, den du ihn weiter gehst, wird er leichter und leichter - und du wirst erkenne, wie sehr sich das Leben lohnt.
Gib nicht auf - du wirst es schaffen.
Gute 24 Stunden
Rudi

Nordtstern
05.08.2005, 19:24
Hallo Merowinger,
schonungslose Inventur - leichter wäre es sicher vor einigen Jahren gewesen, aber
SO willst Du nicht mehr oder kannst Du nicht mehr.
Du weisst auch, was zur Änderung des Kurses notwendig ist. Angefangen hast Du. Mach weiter! Ich wünsche Dir alles Glück der Welt Dein Leben in richtige Bahnen zu lenken. Deine hier dargelegten Gedanken waren auch meine Gedanken vor über 3 Jahren. Heute blicke ich vorwärts bis auf einige Stolpersteine, die noch au meinem Weg liegen, weil sie durch meine Dummheit dorthin gekommen sind. Meine Familie habe ich wiedergewonnen.
Nie wieder - der Einsatz wäre für mich zu hoch

ich wünsche Dir
Gute 24 Stunden
Nordtstern

Der Merowinger
05.08.2005, 23:33
Hallo,

Danke! Danke für Eure aufmunternden Worte und lieben Wünsche! Ich sitze hier und mein Gesicht ist tränenüberströmt.

Zum einen weil ich nicht damit gerechnet hätte so schnell Kontakt aufzubauen, zum anderen weil ich das Gefühl habe am Ende der Straße angekommen zu sein. Ich habe keine Ahnung wie es weiter gehen soll, absolut keine Ahnung!

Meine finanziellen Probleme sind so groß, daß ich keinen Ausweg mehr sehe! Irgendwann bekommt man die Quittung! Und jetzt scheint es so weit zu sein! Ich werde wohl alles verlieren. Mein Auto wird weg sein, und damit auch mein Job. Ich glaube nicht, daß ich das aushalte.

Hatte heute ein Treffen mit meinem Freund, der mir helfen wollte. Die Hilfe sollte daraus bestehen, daß er meine Finanzen regelt und daß er ein Darlehn über 5.000 € aufnimmt um mir zu helfen. Er hat mir heute gesagt, daß er das nicht verantworten kann, und ich kann ihn verstehen. Er hat Familie. Das Geld wäre notwendig gewesen um das wichtigste zu bezahlen. Ich werde alles verlieren!

Mein Job würde mir die Möglichkeit geben das Desaster innerhalb von 2-3 Jahren zu beseitigen. Für meine Arbeit ist ein Auto aber unerlässlich. Ohne bin ich geliefert. Dann komme ich nie wieder auf die Beine. Wenn ich nur etwas mehr Mut hätte...

Zu Silvia: Ich hatte mir gewünscht, daß Du mir was schreibst. Habe heute nachmittag Deinen Beitrag "Abschied" gelesen und der hat mich sehr berührt. Um ehrlich zu sein habe ich hemmungslos geweint. Wie oft muss meine Freundin zwischen Herz und Verstand gerungen haben, und das Herz hat immer gesiegt. Immer wieder hat sie mir verziehen. Und ich hatte es so wenig verdient. Wie konnte ich ihr das alles antun? Wie konnte ich sie so oft belügen? Wie konnte ich so oft ihr Vertrauen missbrauchen? Wie konnte sie mich nur lieben?

Was bringt einen als Partner dazu das so lange auszuhalten?

Mein leben ist erfüllt von Schmerz, Selbstzweifel, Verzweiflung, Schamgefühl, Ausweglosigkeit, Hass gegen mich selber und eine unbeschreiblichen Angst. Immer häufiger kann ich vor lauter Sorgen nicht schlafen. Immer häufiger möchte ich dem allem ein Ende setzen-ein endgültiges Ende.

Zu Rudi: Danke für Deine Tipps und Aufmunterung. Mir fällt es schwer mir vorzustellen wie man das 30 Jahre aushalten kann. Wie hast Du es geschafft sauber zu werden und zu bleiben? Ich habe ja geschrieben, daß ich auch mal immerhin 8-9 Monate abstinent war. Als es finanziell wieder aufwärts ging war der Reiz zu stark, oder ich war zu schwach. Und dann fing es erst richtig an. Früher ging ich mit 200-300 Mark los, heute schaffe ich es problemlos am Anfang des Monats 2000-3000 € zu verzocken. Ich kenne keine Grenzen. Seit wann spielst Du nicht mehr?

Hallo Nordstern: Auch Dir sage ich natürlich Danke! Ich bin ziemlich überwältigt muss ich gestehen. Es tut so unbeschreiblich gut mal mit Leuten zu schreiben, die das selbe durchgemacht haben. Ein Gesunder kann sich das Alles nicht wirklich vorstellen. Wie soll er auch? Das ist doch alles völlig irrational! Leider scheint sich mein Weg dem Ende zuzuneigen. Es naht der Judgement Day! Ich könnte diese Pein nicht ertragen! Vielleicht passiert aber ja doch noch ein Wunder. Es tut auf jeden Fall gut zu sehen, daß man es schaffen kann. Ich hätte wohl was früher reagieren müssen. Wie extrem war es eigentlich bei Dir? Wie lange hast DU gespielt? Hast Du schulden gehabt? Auch bei Dir wäre interessant zu wissen welchen Weg Du gegangen bist um clean zu werden.

Noch eine Frage an alle: Wie ich bereits geschrieben habe, werde ich nächste Woche zur Caritas fahren um mich beraten zu lassen. Bei meinem letzten und einzigen Versuch vor ca. 3-4 Jahren riet mir die Beraterin schrittweise aufzuhören. Was haltet ihr davon? Ich möchte das eigentlich nicht weil ich keine Kontrolle habe. Ich kann in der Regel nicht aufhören bis die Kohle für den Monat verbraten ist. Ich halte das für zu gefährlich. Hat eignetlich schon jemand Erfahrung mit einer Schuldnerberatung gemacht? In wie weit können die einem wirklich helfen?

Würde mich freuen wenn ihr mir Eure Meinungen und Erfahrungen schildert!

Ich bin froh, daß ich dieses Forum gefunden habe. Ich habe mir einige angeschaut, aber das hier ist der Wahnsinn.

Gute Nacht

Der Merowinger

Kary
06.08.2005, 08:32
Herzlich willkommen Merowinger,

ich bin Kary und auch Spielerin. Dein Beitrag könnte von mir geschrieben sein, unsere Wege sind doch alle sehr ähnlich. Mit Hilfe von Selbsthilfegruppe, Therapie, Arzt, Familie, Freunde und Forum habe ich es geschafft mit dem Spielen aufzuhören, allerdings mit einigen Rückfällen, die mich aber letztlich nicht von meinem Weg abgebracht haben. Mein letzter Rückfall liegt 7 Monate zurück und mir geht es wieder richtig gut mittlerweile. Ende letzten Jahres habe ich auch geglaubt, dass alles vorbei ist, ich war an einem meiner persönlichen Tiefpunkte angelangt.

Aber glaube mir, sobald Du es schaffst etwas Abstand zu der Zockerei zu bekommen, sieht die Welt schon ganz anders aus und das Leben wird wieder lebenswert, das ist ein Versprechen. Nimm jede Hilfe in Anspruch, die Du finden kannst!!

Das mit den Depressionen würde ich sehr ernst nehmen. Geh zu einem Arzt Deines Vertrauens und sprich mit ihm über Dein Problem. Es gibt Hilfe! Ich mußte auch meine Scham überwinden, habe dann aber in einem langwierigen Prozess begriffen, dass ich mich für eine Sucht-Krankheit nicht schämen muß. Wenn ich Tag für Tag an meiner Genesung arbeite und nicht wieder abhebe und zu viel von mir verlange, dann geht es in kleinen Schritten auch wieder bergauf, immer ein Stückchen mehr der Sonne entgegen.

Hab Geduld mit Dir selbst und versuche Deinen Geist zur Ruhe zu bringen, aber vor allem lass die Finger von dem Blödsinn, dann wird sich Dein Leben wieder in die richtigen Bahnen bewegen. Du schaffst das!!

Lieben Gruß
Kary

Der Merowinger
06.08.2005, 09:55
Hallo Kary,

Danke für Deine Antwort! Wieso ist das alles so schwer? Ich habe einfach nur Angst! Ich nehme die Depressionen und die damit verbundenen Gedanken sehr ernst. Leider bin ich schon seit einem halben Jahr nicht mehr krankenversichert (Selbstständig). Soll heißen, ich kann zu keinem Arzt gehen, ich kann keine stationäre Therapie machen, ich kann niemanden in Anspruch nehmen, der Geld dafür verlangt.Es ist alles so hoffnungslos.

Zu allem Überfluss habe ich eben auch noch einen Beitrag gelesen von jemandem, dem es genau so scheiße ging (oder geht)wie mir jetzt. Meine Hoffnung ist die Schuldnerberatung, bei denen ich am Mittwoch nen Termin habe. Und natürlich die Therapie bei der Caritas (kostenlos. In besagtem Beitrag wurde jedoch berichtet, daß die Schuldnerberatung nicht wirklich aktiv geholfen hat. Was soll ich nur machen? Wenn ich alles verliere, habe ich Angst, daß ich meine Gedanken wahr werden lasse. Dann wäre wenigstens alles vorbei.

Gruß

Der Merowinger

Rudi
06.08.2005, 11:39
Hallo Merowinger,
die Non-Plus Ultra Lösung wird dir niemand mitteilen können, weil es die nicht gibt.
Ja, ich hatte 30 Jahre lang gespielt - und hatte wie du immer ein gutes Einkommen. Meine Versuche während der 30 Jahre aufzuhören waren da - und sind nach gewisser Zeit alle gescheitert.
Was bei mir letztlich den Ausschlag gab,mit voller Konsequenz hinter den "aufhören wollen" zu stehen, habe ich in der Rubrik Abschied von Silvia geschrieben.
30 Jahre ein auf und ab - 30 Jahre verheimlichen und Lügen - 30 Jahre arbeiten wie ein Beserker nur um das Spielen zu finanzieren. Aber das kennst du ja.
Zu meinen Entschluß aufzuhören, kam aber auch die Tatsache, das all mein Arbeiten nicht mehr ausreichte - ich nahm Kredite zum Spielen auf - und lies diese auch aufstocken.
Als ich vor Jahren einen Kredit von 10 000 DM aufnahm, nur um zu Spielen - war der in weniger als eine Woche verzockt - und nur an Automaten.
Wie es ausgegangen wäre, hätte ich weitergemacht ? Ich weiß es nicht.
Durch Zufall fiel meiner Partnerin die Kreditaufnahme auf - und es kam - endlich - zu einer entscheidenen Aussprache, die ich wie gesagt in Silvias Rubrik beschrieb.
Vor 7 Jahren schloß ich mich einer Selbsthilfegruppe an - aber hatte da noch einen gewaltigen Rückfall - auch wieder mit Kreditaufnahme und Lügen und Verheimlichen.
Ich bin jetzt 4 Jahre und 9 Monate rückfallfrei - und es geht mir so gut wie nie. Das es auch für mich kein Selbstläufer war, ist klar. Therapien für Spieler waren zu dieser Zeit nicht zu bekommen- eine ambulante Therapeutin verlangte Stundensätze, die ich nicht zahlen konnte.
Ich suchte meinen Weg - manchen kam er hart vor - für mich war es der Richtige.Wichtig war für mich am Anfang die totale Abkehr - die hatte ich von mir verlangt - und darauf der schrittweise Aufbau.
Sich hinsetzen und jammern, es geht nicht mehr, kann man tun - aber das hilft nichts. Hier mußt du all die Energie aufwenden, die du bisher zur Geldbeschaffung, zur Verheimlichung und der Lügen gebraucht hattest.
Eine Flucht nach vorn - bedeutet sich offenbaren - damit hast du hier im Forum begonnen.
Vielleicht besteht die Möglichkeit dein Fahrzeug abzustoßen und ein billiges altes Auto einzusetzen - vorläufig jedenfalls. Die Flucht nach vorne bedeutet für dich auch, eventuell bei Ämtern vorzusprechen - auch Sozialämtern, damit du zumindest ärztliche Hilfe bekommst.
Vielleicht auch bei der Versicherung, bei der du bisher warst.Wenn du keine finanziellen Möglichkeiten zur ärztlichen Betreuung hast, wird wohl das Sozialamt einspringen. Aber ich meine, das sind Gelder, die später zurückgezahlt werden müßen. Nur mußt du Butter bei den Fischen geben - und dich wohl zu deiner Spielkrankheit bekennen. Es gibt immer einen Weg - aber manchmal können wir den nicht erkennen.
Auch das vorsprechen bei deinen Gesundheitsamt kann Hilfe bedeuten.
Was im Moment nichts kostet ist der Weg in die Selbsthilfegruppe für Spieler. Es ist unerlässlich für dich, zumindest die aufzusuchen, um direkte Hilfe zu erfahren.
Selbst wenn jetzt alles vor die Hunde geht - du bist stark genug, noch einmal zu beginnen. Du weißt was du kannst - und dieses Können konntest du nicht verzocken - es bleibt dir. Darauf kannst du ganz neu aufbauen. Eine Menge Leute schaffen das - du auch.
Du hast vielleicht 12 Jahre in den Sand gesetzt - ich 30 - und trotzdem kann ich dir heute sagen, das ich mit niemanden mehr tauschen möchte.Es gibt IMMER einen Weg.
Lieben Gruß an Alle
Rudi

willi
06.08.2005, 16:49
hi,

auch ich habe die gleiche scheiße durchgemacht. fast identisch. spiele jetzt seit monaten nicht mehr u. mir vielen nur die ersten 2 vielleicht 3 wochen schwer.

es ist alles nicht so schwer wie alle sagen. man muss einfach nicht mehr spielen, mehr nicht!
und sich fragen warum mache ich das überhaupt!!!!!
will ich gewinnen????? macht mir das spaß????? ist das vergnügen???? kann ich dadurch abschalten???? ist es spannend????

scheiße .... nein!!!!! man ist ein armer einsamer hund, der sich nicht gesteht das irgendwo anders im leben was schief gelaufen ist und man sich damit wie mit einer droge nur beteuben will..... destruktiv.... mehr ist das nicht!
hört einfach auf mit dem mist! es ist nicht schwer und alle anderen probleme werden sich von alleine lösen.... nach u. nach..... ich verspreche es!

und ob du 5.000 oder 10.000 euro verdienst.... voll scheißegal! wenn du nur 1.200 als becker verdienst und nicht zockst bist du mehr wert!!!!!

willi

silvia
06.08.2005, 17:06
an Merowinger,
du bist verzweifelt, am Boden zerstört und vor dir gähnt ein Abgrund...
also gibt es für dich nur einen Weg: STEH AUF!!!
Hör auf zu jammern und dir selbst leid zu tun: STEH AUF!!!
Es gibt niemand, der dich an der Hand nimmt und deinen Dreck wegräumt; also nimm dein Leben selbst in die Hand : und STEH ENDLICH AUF!!
Das heißt auch dass du zu dir und deiner Sucht stehen mußt, schenk allen, die mit dir zu tun haben(Freunde, Bank, Behörden)reinen Wein ein und du wirst sehen, manchmal tut sich eine Tür auf , wo eben nur eine Mauer war.
Aber AUFSTEHEN mußt du alleine.
Mach dir eine Liste(Rudis Tips sind gut), wo du Hilfe bekommen kannst und überleg, was du selber tun kannst; erwarte nicht, dass andere dir aktiv helfen, wenn du selbst nicht aktiv wirst. Du bist ein analytisch denkender Mensch, also setz deinen Verstand ein, um nach Lösungen zu suchen. (Sich von deinem Freund oder sonst jemand Geld zu leihen, ist keine; aber vielleicht mal ein Auto?)
Und noch ein ganz privater Tip: Du sitzt jetzt stundenlang vor dem Computer oder tigerst durch die Wohnung, deine Gedanken drehen sich im Kreis und du siehst keinen Ausweg. Geh raus!! Raus aus der Wohnung, der Stadt, wo immer du bist und such dir ein Stück Natur, Wald ,Felder, Park und geh laufen! Egal ob joggen ,walken ,radfahren oder einfach nur spazierengehen. Geh raus und laufe!!! Lauf bis du müde wirst und noch eine Weile länger. Du kannst nicht mehr? Lauf weiter!! Irgendwann läßt die übergroße Anspannung, unter der du jetzt stehst, nach , der Kopf wird wieder frei, es wird dir wieder besser gehen und manchmal bekommt man dann, wenn man eigentlich überhaupt nicht mehr nachdenkt, sondern nur noch wie eine Maschine läuft, die erstaunlichsten Ideen...
Also, ich spüre deine Verzweiflung, aber hör auf zu jammern und STEH ENDLICH AUF!!!
Silvia

Karin41
06.08.2005, 20:19
Mich haben die Beiträge beim Lesen sehr bewegt.Die Zeilen von Merowinger könnte ich geschrieben haben.Mir geht genauso.Auch ich finde keine Lösung, gehe weiterhin fast jeden Tag spielen und habe so viel Schulden, wie noch nie.Habe schon öfters hier darüber geschrieben.
Auch ich bin am Ende, weiß nicht wie lange ich es so noch aushalte, so hat mein Leben keinen Sinn mehr.Ich möchte so nicht mehr weiter leben.Warum ist man nur so dumm ?Sitze hier und weine ,ärgere mich über mich selber und über meine Willenslosigkeit.
Nur ich kann es schaffen,aber warum ist es nur so schwer?
Gruß Karin und haltet durch

willi
07.08.2005, 07:59
hallo karin,

wieso weinst du?????? und dann gehst du gleich wieder spielen???? warum wenn du weißt das es so schlecht für dich ist. wahrscheinlich gönnst du dir sonst nichts u. verzockst dann doch das geld was du dir irgendwie zusammenkratzt.
dann nimm lieber das geld u. fahr damit weg, wo es schön ist, du abschalten kannst u. diesen alptraum vergessen kannst. es ist nicht schwer! hör einfach auf und lern mit deiner zeit sinnvolles anzufangen. nach kurzer zeit wird es dir gut gehen.
lg
willi

Der Merowinger
08.08.2005, 14:41
Ich glaube das wäre übertrieben. Habe es ja auch früher geschafft mal 2-3 Wochen zwischendurch nicht zu spielen. Das war jedoch meistens gezwungenermaßen (pleite). Ich kann jedoch sagen, daß meine bisherigen Versuche aufzuhören, bei weitem nicht so intensiv waren wie dieser hier. Das habe ich auch diesem Forum zu verdanken. Man bekommt Verständnis, Aufmunterung und auch schon einmal eine Tritt in den Hintern (Danke, Silvia!)

Man kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen, aber ich glaube, hätte ich diese Seite ein paar Jahre früher kennen gelernt, stünde ich jetzt nicht da wo ich jetzt stehe.

Rudi möchte ich ganz herzlich für die vielen Tipps aus und für die Praxis danken. Ich werde versuchen sie so gut als möglich zu beherzigen. Da Du geschrieben hast, daß Du mit der TOTALEN ABSTINENZ VOM SPIEL zum Erfolg gekommen bist, soll das auch mein Weg sein. Ich habe noch keinen Beitrag hier gelesen, wo berichtet wurde, daß jemand mit der kontrollierten, schrittweisen Reduzierung des Spielens clean geworden ist. Das war ja leider das,was mir vor Jahren bei der Caritas geraten worden ist. Ich glaube, hier wird nicht umsonst vom "trocken werden" geschrieben. Und einem Alkoholiker wird während des Entzugs meines Wissens auch nicht ab und an ein Martini gereicht....

Naja, vielleicht habe ich ja jetzt einen anderen Berater. Ansonsten werde ich schnell klar stellen, daß ich den harten Schnitt machen möchte.

Willi, Du scheinst ein sehr willensstarker Mensch zu sein. Das war ich auch einmal. Aber ich glaube, daß das was in einem Menschen steckt nie ganz verschwindet. Die Spielsucht wird nie verschwinden, aber auch die Willensstärke muss irgendwo noch sein. Bestand Deine "Taktik" NUR daraus einfach an der Zocke vorbei zu gehen, oder hast Du Dir noch irgendwie anders auf die Sprünge geholfen?

Silvia, ich werde versuchen aufzustehen! Ich hatte gestern einen ganz wunderbaren Tag mit meiner Ex-Freundin. Wie ich schon mal schrieb, lieben wir uns wohl immer noch. Ich habe ihr von diesem Forum erzählt, und von den beiden Terminen, die ich diese Woche bei der Caritas habe. Sie war unbeschreiblich erleichtert. Ich hoffe, daß wir noch eine Chance haben. Einen besseren Partner als sie kann ich mir nicht vorstellen.

Es ist schon eigenartig, aber irgendwie freue ich mich auf die Termine bei der Caritas, selbst auf den bei der Schuldnerberatung. Ich hoffe nur es ist noch nicht zu spät.

Karin, wir scheinen an einem ähnlichen Punkt angekommen zu sein. Wie wäre es, wenn wir das ganze zusammen angehen? Oder sollen wir zulassen, daß uns diese beschissenen Kisten kaputt machen? Wo soll das denn enden? Ich habe den ersten Schritt gemacht. Es ist ein erster von tausenden, aber er ist gemacht. Es gibt so viele hier, die vormachen wie es geht. Können wir das nicht auch? Hier bekommt mann Trost und Aufmunterung nach einem Rückfall ( und ich gehe fest davon aus, daß diese kommen; ich werde nur verhindern, daß aus einem Rückfall ein wochenlanger Anfall wird), Tipps und auch mal einen Tritt in den Arsch, wenn man sich zu viel selbst bemitleidet ( und noch einmal schönen Dank an Silvia). Was spielst Du denn? Geldspiel-Automaten, Slots, Black Jack, Roulette...? Halt den Kopf hoch und mach einen ernst gemeinten Anfang!

Dank und Grüße an Alle!

Der Merwowinger

silvia
10.08.2005, 17:26
Na also,
das klingt doch danach als ob du zumindest schon wieder auf den Knien wärst...
Aber mit der Einschätzung ..."Rückfälle...ich gehe fest davon aus , daß die kommen werden..."hältst du dir eindeutig ein Hintertürchen auf, was sage ich, ein ganzes Scheunentor! Du nimmst dir heute schon vor, daß diese dann nur 2-3Wochen dauern sollen?! Gehts noch?!
Grüße an deine Ex-Freundin, sie soll dir bitte in natura in deinen nun wieder erhobenen Hintern treten, und zwar kräftig!
Vielleicht regt das auch die Blutzirkulation im Gehirn an!
Hoffe ich jedenfalls für dich und wünsch dir alles Gute.
Liebe Grüße
Silvia

Rudi
11.08.2005, 12:03
Hallo Meroweniger,
ein wenig war ich doch erstaunt, das du aus meinen Zeilen TOTALE ABSTINENZ gelesen hast. Das ist natürlich mein Optimalziel !
Aber ob ich das erreicht habe, läßt sich erst feststellen, wenn ich die Augen für immer zumache.
Ich schrieb, am Anfang stand für mich die totale Abkehr.
Was für mich bedeutet, nach einer Drehung um 180 Grad am Anfang eines neuen Weges zu stehen, der in die eigentliche Abstinenz führt.
Das heißt auch die Hintertüren zu schließen, wie so treffend von Silvia geschildert.
Wenn ich mir in einer Phase der totalen Frustation auf die Spielsucht - auf meine Unzulänglichkeiten - auf meine Situation im Allgemeinen, nicht ganz feste Ziele gesetzt hätte, wäre ich wohl mit meiner Spielfreiheit erneut gescheitert.
Nein, ich konnte zu der Zeit noch nicht einmal den Gedanken ertragen wieder rückfällig zu werden.
Dafür hatte ich ja schon vorher eine Reihe Selbstversuche aus der Spielsucht heraus zu kommen, die alle gescheitert waren - auch wenn ich es sogar 3 Jahre am Stück geschafft hatte, ohne Hilfe spielfrei zu sein.Aber da waren besondere Umstände im Spiel.
Meine eigene Erfahrungen sagten mir, halbherzig geht es nicht - die Hintertüren müßen zu.
Zu den Hintertürchen zählt aber auch die Sache mit dem Geld. Die eigenen finanziellen Dinge in vertraute Hände zu legen - wieder bereit sein, den Umgang mit Geld neu - oder überhaupt zu lernen.
Also auch die innere Bereitschaft sich kontrollieren zu lassen - was sehr ans eigene Ego geht.
Für mich eine meiner schwersten Entscheidungen - denn irgendwie fühlte ich mich entmündigt - was mich tröstete war immer wieder das sich sagen, ICH WILL ES SO - jedenfalls erstmal. Natürlich auch mit dem Gedanken nach einiger Zeit wieder die Selbstkontrolle zu übernehmen.
Ich lebe in einer guten Partnerschaft. Unser Vertrauen hat sich sehr sehr stabilisiert.
Habe jetzt wieder die Mitverfügung unserer Konten , die ich seinerzeit auch meiner Frau total überlies.
Ich lernte neu - mit einen kleinen Taschengeld.
Nein, Spielfreiheit zu erlangen, ist kein Selbstläufer - und ich sage dir ganz ehrlich, das auch unsere große Liebe dadurch fast zerstört war. So belastend ist Spielsucht für den Mitbetroffenen.
Heute schaue ich positiv in die Zukunft - habe Geld in der Tasche, was ich nicht zum spielen benutze. Nein- ich habe zur Zeit überhaupt kein Draht mehr zum Spiel.
Es war für mich eine schwere Zeit - insbesonders das kontrolliert werden - das Mißtrauen. Für mich selbst habe ich immer gesagt ich gehe nicht mehr Zocken - ich brauche es nicht mehr.
Aber das Mißtrauen des Partners zurück ins Vertrauen zu verwandeln das war das allerschwerste.
Auch diese Belastung will ich für mich nicht mehr.
Ein Rückfall würde all die ZEit des gemeinsamen Aufbaus sehr zurückwerfen. Gewiß wären wir heute stark genug den abzufangen - aber stark genug immer wieder solchen Belastungen ausgesetzt zu sein - immer wieder neu aufzubauen - auch die Beziehung ?
Ich denke, das geht nur bis zu einen bestimmten Punkt - ist der überschritten, geht gar nichts mehr. Auch das will ich vermeiden.
Es gibt viele gute Gründe mit der Zockerei aufzuhören - ein sehr wichtiger ist die Liebe zu deinen Partner - aber der wichtigste schlechthin bist du selbst. Das ich mit mir selbst wieder klar komme- und nicht wenn ich in den Spiegel schaue das Kotzen kriege.
Wenn ich Zufriedenheit mit mir selbst habe, strahle ich wieder Zuversicht auf meine Partnerin aus - das ist sehr belebend in einer so hart geprüften Liebe.
Also sehe das "Trocken" werden nicht als Selbstläufer - es ist ein hartes Stück - ich will es einmal so sagen- SELBSTDISZIPLIN. Und da führt kein Weg dran vorbei.

Euch Allen
Lieben Gruß
Rudi

Der Merowinger
11.08.2005, 14:06
Hallo zusammen,

aller Anfang ist schwer! Man muss bereit sein Demütigungen zu ertragen, sich mehr oder weniger entmündigen zu lassen sein Seelenleben Preis zu geben.

Ich war vorgestern bei der Suchthilfe der Caritas zu einem Vorgespräch. Leider kann ich erst in 4 Wochen in die Betreuung aufgenommen werden, da die Warteliste sehr lang ist. Das Gespräch war trotzdem in gewisser Weise befreiend, die Mitarbeiterin der Caritas auch sehr nett. Ich bin sehr zuversichtlich, daß das einer der wichtigsten Schritte aus der "Krise" war.

Bedauerlicherweise gibt es in Euskirchen (53879) keine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige mehr. Kann mir jemand einen Tipp geben, wo ich in der Nähe eine finde. (Möglichst PLZ 53...)?

Der Termin bei der Schuldnerberatung am Mittwoch hingegen war eine einzige Farce. Von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr gab es eine offene Sprechstunde. Ich hatte alle Unterlagen vorbereitet und war um 10:30 Uhr da. Das "Wartezimmer" war voll und befand sich diskreterweise mitten im Durchgangsverkehr der ganzen Etage. Ich muss erwähnen, daß ich in der Finanzbranche tätig bin und es sich nicht so gut macht, wenn mich einer meiner Kunden bei der Schuldnerberatung sieht. Es musste so kommen: ein mir bekanntes Gesicht näherte sich den Gang hinauf kommend. Oh nein! Ich versteckte mein Gesicht hinter einer Zeitung. Hallo! Na toll, Sie hat mich erkannt. In dem Moment sagte eine Mitarbeiterin lauthals zu einer anderen: "Die Herrschaften warten alle noch auf Frau Houwald zur Schuldnerberatung!" Das war echt der Hammer. Von Diskretion keine Spur. Ich harrte trotzdem aus. Leider kam ich nicht mehr dran.

Egal, ruf ich halt bei der Schuldnerberatung in Euskirchen an! "Das tut mir leid aber für Selbstständige können wir eigentlich gar nichts tun. Sie können aber zum Amtsgericht gehen und erfragen wie hoch der nicht pfändbare Teil Ihres Einkommens ist." Super toll, die sollten sich eher Insolvenzeinleiter als Schuldnerberater nennen.

Habe ich einen Fehler gemacht? Gibt es spezielle Anlaufstellen für Selbstständige? Wie auch immer, ich habe zum Glück das Schlimmste abwenden können. Mein bester Kumpel hat sich überlegt mir doch mit 1.500 € auzuhelfen. Ich weiß, was Ihr jetzt denkt. "Idiot, kein Geld mehr leihen!" Mit dem Geld haben wir sofort von seinem Konto die nötigsten Überweisungen getätigt, damit ich meinem Job wieter nachgehen kann. Sonst wäre Feierabend gewesen. Also, kein Geld zum Verzocken.

Silvia, natürlich rechne ich irgendwo mit Rückschlägen. Ich habe aber glaube ich nirgendwo geschrieben, daß ich davon ausgehe, daß diese 2-3 Wochen dauern. Ich hoffe natürlich, daß sie ausbleiben, musste aber fast immer lesen, daß Rückfälle auf dem Weg zum spielfreien Leben nahezu unbvermeidlich sind. Wenn diese nur kleine Stolperfallen auf dem Weg zur Abstinenz sind, kann ich damit leben. Brauche meiner Freundin keine schönen Grüße auszurichten. Ich habe ihr die Internetadresse gegeben, damit sie selber, so wie sie möchte, hieran teilnehmen kann.

Rudi, mit TOTALER ABSTINENZ meinte ich vor allem, daß ich keine stufenweise Reduzierung meines Spielens möchte, so wie es mir vor Jahren bei meiner ersten Caritas-Beratung vorgeschlagen worden ist. Deine Erfahrungen damit Deine Finanzen in fremde Hände zu legen, sprechen mir aus der Seele. Ich habe das schon einmal mit meiner damaligen Freundin versucht. Sie bekam meine EC-Karte, Verfügungsgewalt über mein Konto und hat rundum meine Finanzen gemanagt. Mit dem Ergebnis, daß ich Sie dutzende Male belogen habe wofür ich schon wieder Geld brauche, daß ich die Karte aus ihrem Portemonaie entwendet habe usw. Es ist eine fast unerträgliche Erfahrung sich so zu entmündigen, keine Verfügung über seine Finanzen mehr zu haben. Ich hoffe inständig, daß ich es diesesmal besser ertrage so unselbstständig zu sein.

Die erste Woche ist geschafft. Die ersten 168 Stunden spielfrei. Auf das noch unzählige Sekunden, Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre hinzukommen!

Die Aufbruchstimmung, Hoffnung und neue Zuversicht tun sehr gut. Ich weiß aber auch, daß das die Momente sind, an denen ich am meisten gefährdet bin.

ABER ICH WERDE ES SCHAFFEN! ICH WERDE STARK SEIN! ICH WERDE DER VERSUCHUNG WIDERSTEHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN WIEDER LEBENSWERT MACHEN! ICH WERDE MIR WIEDER NEUE PERSPEKTIVEN ERARBEITEN! ICH WERDE MEINEM LEBEN WIEDER EINEN NEUEN SINN EINHAUCHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN KONTROLLIEREN! ICH WERDE MEINE FINANZEN KONROLLIEREN! ICH WERDE FÜR MEINE FREUNDE DA SEIN, UND NICHT FÜR EINE MASCHINE! ICH WERDE WIEDER OPTIMISTISCH DURCHS LEBEN GEHEN! ICH WERDE MICH AM LEBEN BERAUSCHEN UND NICHT AN DER SUCHT! ICH WERDE MEINEN TRAUM LEBEN, UND NICHT MEINE LEBEN TRÄUMEN! ICH WERDE WIEDER ICH SEIN!

Der Merowinger

Der Merowinger
11.08.2005, 14:06
Hallo zusammen,

aller Anfang ist schwer! Man muss bereit sein Demütigungen zu ertragen, sich mehr oder weniger entmündigen zu lassen sein Seelenleben Preis zu geben.

Ich war vorgestern bei der Suchthilfe der Caritas zu einem Vorgespräch. Leider kann ich erst in 4 Wochen in die Betreuung aufgenommen werden, da die Warteliste sehr lang ist. Das Gespräch war trotzdem in gewisser Weise befreiend, die Mitarbeiterin der Caritas auch sehr nett. Ich bin sehr zuversichtlich, daß das einer der wichtigsten Schritte aus der "Krise" war.

Bedauerlicherweise gibt es in Euskirchen (53879) keine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige mehr. Kann mir jemand einen Tipp geben, wo ich in der Nähe eine finde. (Möglichst PLZ 53...)?

Der Termin bei der Schuldnerberatung am Mittwoch hingegen war eine einzige Farce. Von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr gab es eine offene Sprechstunde. Ich hatte alle Unterlagen vorbereitet und war um 10:30 Uhr da. Das "Wartezimmer" war voll und befand sich diskreterweise mitten im Durchgangsverkehr der ganzen Etage. Ich muss erwähnen, daß ich in der Finanzbranche tätig bin und es sich nicht so gut macht, wenn mich einer meiner Kunden bei der Schuldnerberatung sieht. Es musste so kommen: ein mir bekanntes Gesicht näherte sich den Gang hinauf kommend. Oh nein! Ich versteckte mein Gesicht hinter einer Zeitung. Hallo! Na toll, Sie hat mich erkannt. In dem Moment sagte eine Mitarbeiterin lauthals zu einer anderen: "Die Herrschaften warten alle noch auf Frau Houwald zur Schuldnerberatung!" Das war echt der Hammer. Von Diskretion keine Spur. Ich harrte trotzdem aus. Leider kam ich nicht mehr dran.

Egal, ruf ich halt bei der Schuldnerberatung in Euskirchen an! "Das tut mir leid aber für Selbstständige können wir eigentlich gar nichts tun. Sie können aber zum Amtsgericht gehen und erfragen wie hoch der nicht pfändbare Teil Ihres Einkommens ist." Super toll, die sollten sich eher Insolvenzeinleiter als Schuldnerberater nennen.

Habe ich einen Fehler gemacht? Gibt es spezielle Anlaufstellen für Selbstständige? Wie auch immer, ich habe zum Glück das Schlimmste abwenden können. Mein bester Kumpel hat sich überlegt mir doch mit 1.500 € auzuhelfen. Ich weiß, was Ihr jetzt denkt. "Idiot, kein Geld mehr leihen!" Mit dem Geld haben wir sofort von seinem Konto die nötigsten Überweisungen getätigt, damit ich meinem Job wieter nachgehen kann. Sonst wäre Feierabend gewesen. Also, kein Geld zum Verzocken.

Silvia, natürlich rechne ich irgendwo mit Rückschlägen. Ich habe aber glaube ich nirgendwo geschrieben, daß ich davon ausgehe, daß diese 2-3 Wochen dauern. Ich hoffe natürlich, daß sie ausbleiben, musste aber fast immer lesen, daß Rückfälle auf dem Weg zum spielfreien Leben nahezu unbvermeidlich sind. Wenn diese nur kleine Stolperfallen auf dem Weg zur Abstinenz sind, kann ich damit leben. Brauche meiner Freundin keine schönen Grüße auszurichten. Ich habe ihr die Internetadresse gegeben, damit sie selber, so wie sie möchte, hieran teilnehmen kann.

Rudi, mit TOTALER ABSTINENZ meinte ich vor allem, daß ich keine stufenweise Reduzierung meines Spielens möchte, so wie es mir vor Jahren bei meiner ersten Caritas-Beratung vorgeschlagen worden ist. Deine Erfahrungen damit Deine Finanzen in fremde Hände zu legen, sprechen mir aus der Seele. Ich habe das schon einmal mit meiner damaligen Freundin versucht. Sie bekam meine EC-Karte, Verfügungsgewalt über mein Konto und hat rundum meine Finanzen gemanagt. Mit dem Ergebnis, daß ich Sie dutzende Male belogen habe wofür ich schon wieder Geld brauche, daß ich die Karte aus ihrem Portemonaie entwendet habe usw. Es ist eine fast unerträgliche Erfahrung sich so zu entmündigen, keine Verfügung über seine Finanzen mehr zu haben. Ich hoffe inständig, daß ich es diesesmal besser ertrage so unselbstständig zu sein.

Die erste Woche ist geschafft. Die ersten 168 Stunden spielfrei. Auf das noch unzählige Sekunden, Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre hinzukommen!

Die Aufbruchstimmung, Hoffnung und neue Zuversicht tun sehr gut. Ich weiß aber auch, daß das die Momente sind, an denen ich am meisten gefährdet bin.

ABER ICH WERDE ES SCHAFFEN! ICH WERDE STARK SEIN! ICH WERDE DER VERSUCHUNG WIDERSTEHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN WIEDER LEBENSWERT MACHEN! ICH WERDE MIR WIEDER NEUE PERSPEKTIVEN ERARBEITEN! ICH WERDE MEINEM LEBEN WIEDER EINEN NEUEN SINN EINHAUCHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN KONTROLLIEREN! ICH WERDE MEINE FINANZEN KONROLLIEREN! ICH WERDE FÜR MEINE FREUNDE DA SEIN, UND NICHT FÜR EINE MASCHINE! ICH WERDE WIEDER OPTIMISTISCH DURCHS LEBEN GEHEN! ICH WERDE MICH AM LEBEN BERAUSCHEN UND NICHT AN DER SUCHT! ICH WERDE MEINEN TRAUM LEBEN, UND NICHT MEINE LEBEN TRÄUMEN! ICH WERDE WIEDER ICH SEIN!

Der Merowinger

Der Merowinger
11.08.2005, 14:06
Hallo zusammen,

aller Anfang ist schwer! Man muss bereit sein Demütigungen zu ertragen, sich mehr oder weniger entmündigen zu lassen sein Seelenleben Preis zu geben.

Ich war vorgestern bei der Suchthilfe der Caritas zu einem Vorgespräch. Leider kann ich erst in 4 Wochen in die Betreuung aufgenommen werden, da die Warteliste sehr lang ist. Das Gespräch war trotzdem in gewisser Weise befreiend, die Mitarbeiterin der Caritas auch sehr nett. Ich bin sehr zuversichtlich, daß das einer der wichtigsten Schritte aus der "Krise" war.

Bedauerlicherweise gibt es in Euskirchen (53879) keine Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige mehr. Kann mir jemand einen Tipp geben, wo ich in der Nähe eine finde. (Möglichst PLZ 53...)?

Der Termin bei der Schuldnerberatung am Mittwoch hingegen war eine einzige Farce. Von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr gab es eine offene Sprechstunde. Ich hatte alle Unterlagen vorbereitet und war um 10:30 Uhr da. Das "Wartezimmer" war voll und befand sich diskreterweise mitten im Durchgangsverkehr der ganzen Etage. Ich muss erwähnen, daß ich in der Finanzbranche tätig bin und es sich nicht so gut macht, wenn mich einer meiner Kunden bei der Schuldnerberatung sieht. Es musste so kommen: ein mir bekanntes Gesicht näherte sich den Gang hinauf kommend. Oh nein! Ich versteckte mein Gesicht hinter einer Zeitung. Hallo! Na toll, Sie hat mich erkannt. In dem Moment sagte eine Mitarbeiterin lauthals zu einer anderen: "Die Herrschaften warten alle noch auf Frau Houwald zur Schuldnerberatung!" Das war echt der Hammer. Von Diskretion keine Spur. Ich harrte trotzdem aus. Leider kam ich nicht mehr dran.

Egal, ruf ich halt bei der Schuldnerberatung in Euskirchen an! "Das tut mir leid aber für Selbstständige können wir eigentlich gar nichts tun. Sie können aber zum Amtsgericht gehen und erfragen wie hoch der nicht pfändbare Teil Ihres Einkommens ist." Super toll, die sollten sich eher Insolvenzeinleiter als Schuldnerberater nennen.

Habe ich einen Fehler gemacht? Gibt es spezielle Anlaufstellen für Selbstständige? Wie auch immer, ich habe zum Glück das Schlimmste abwenden können. Mein bester Kumpel hat sich überlegt mir doch mit 1.500 € auzuhelfen. Ich weiß, was Ihr jetzt denkt. "Idiot, kein Geld mehr leihen!" Mit dem Geld haben wir sofort von seinem Konto die nötigsten Überweisungen getätigt, damit ich meinem Job wieter nachgehen kann. Sonst wäre Feierabend gewesen. Also, kein Geld zum Verzocken.

Silvia, natürlich rechne ich irgendwo mit Rückschlägen. Ich habe aber glaube ich nirgendwo geschrieben, daß ich davon ausgehe, daß diese 2-3 Wochen dauern. Ich hoffe natürlich, daß sie ausbleiben, musste aber fast immer lesen, daß Rückfälle auf dem Weg zum spielfreien Leben nahezu unbvermeidlich sind. Wenn diese nur kleine Stolperfallen auf dem Weg zur Abstinenz sind, kann ich damit leben. Brauche meiner Freundin keine schönen Grüße auszurichten. Ich habe ihr die Internetadresse gegeben, damit sie selber, so wie sie möchte, hieran teilnehmen kann.

Rudi, mit TOTALER ABSTINENZ meinte ich vor allem, daß ich keine stufenweise Reduzierung meines Spielens möchte, so wie es mir vor Jahren bei meiner ersten Caritas-Beratung vorgeschlagen worden ist. Deine Erfahrungen damit Deine Finanzen in fremde Hände zu legen, sprechen mir aus der Seele. Ich habe das schon einmal mit meiner damaligen Freundin versucht. Sie bekam meine EC-Karte, Verfügungsgewalt über mein Konto und hat rundum meine Finanzen gemanagt. Mit dem Ergebnis, daß ich Sie dutzende Male belogen habe wofür ich schon wieder Geld brauche, daß ich die Karte aus ihrem Portemonaie entwendet habe usw. Es ist eine fast unerträgliche Erfahrung sich so zu entmündigen, keine Verfügung über seine Finanzen mehr zu haben. Ich hoffe inständig, daß ich es diesesmal besser ertrage so unselbstständig zu sein.

Die erste Woche ist geschafft. Die ersten 168 Stunden spielfrei. Auf das noch unzählige Sekunden, Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre hinzukommen!

Die Aufbruchstimmung, Hoffnung und neue Zuversicht tun sehr gut. Ich weiß aber auch, daß das die Momente sind, an denen ich am meisten gefährdet bin.

ABER ICH WERDE ES SCHAFFEN! ICH WERDE STARK SEIN! ICH WERDE DER VERSUCHUNG WIDERSTEHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN WIEDER LEBENSWERT MACHEN! ICH WERDE MIR WIEDER NEUE PERSPEKTIVEN ERARBEITEN! ICH WERDE MEINEM LEBEN WIEDER EINEN NEUEN SINN EINHAUCHEN! ICH WERDE MEIN LEBEN KONTROLLIEREN! ICH WERDE MEINE FINANZEN KONROLLIEREN! ICH WERDE FÜR MEINE FREUNDE DA SEIN, UND NICHT FÜR EINE MASCHINE! ICH WERDE WIEDER OPTIMISTISCH DURCHS LEBEN GEHEN! ICH WERDE MICH AM LEBEN BERAUSCHEN UND NICHT AN DER SUCHT! ICH WERDE MEINEN TRAUM LEBEN, UND NICHT MEINE LEBEN TRÄUMEN! ICH WERDE WIEDER ICH SEIN!

Der Merowinger

Der Merowinger
11.08.2005, 14:11
Sorry, aber mein Rechner hat irgendwie nen Schaden. Dachte der Eintrag wäre nicht gebucht worden.

Der Merowinger

silvia
11.08.2005, 14:32
Na das macht doch nichts, manche Worte muß man sich eh wie ein Mantra immer wieder wiederholen, damit sie wahr werden.Der letzte Abschnitt deines Schreibens könnte dein Mantra sein, das dich stark macht und dir den Rücken stärkt, wenn die Selbstzweifel und Rückschläge hinter der nächsten Ecke lauern.
(PS: das mit den 2-3Wochen hatte ich aus einem Abschnitt deines Briefes in falscher Erinnerung)
Du schaffst das!!!
Liebe Grüße
Silvia

Rudi
11.08.2005, 15:40
Hallo Meroweniger,
ich habe hier eine Adresse: Euskirchen Jülicher Ring 2, Tel: o2252/15478 ein Herr Zerch.
Wenn es die bereits geschlossene SHG ist, wäre das sehr bedauerlich.
Ansonsten sehe ich eigentlich, das du voll hinter deiner Spielabstinenz stehen wirst.
Es liest sich doch schon um vieles angenehmer, als dein erster Eintrag. Und es ist eben so - wo ein fester Wille, ist auch ein Weg.
Selbstmotivation ist da auch ein wichtiger Aspekt - ein Aspekt der auch in anderen Lebensbereichen oft sehr hilfreich ist - auch in beruflicher Hinsicht.
Behalte undd stärke deine Motivation - und ich denke, dein Leben wird sich ganz neu einpendeln - in einen Bereich der dir sehr gut tun wird.
Hoffe demnächst mehr von deinen Erfolgen - deinen neuen Weg zu lesen.
Alles Gute
Rudi

Karin41
11.08.2005, 16:20
Hallo,

ja ich werde mitmachen, Merowinger!!!

Deine Zeilen haben einen Klick bei mir ausgelöst.Es muß Schluß sein, möchte mein Leben wieder in den Griff bekommen und nicht nur überlegen müssen, wie das Geld den Monat über reicht.Möchte wieder einen neuen Sinn in meinem Leben sehen.Die ersten 3 Tage habe ich auch geschafft und ich werde weiter durchhalten.
Du kannst stolz auf dich sein, ich glaube du wirst es schaffen.Auch deine Freundinn hilft dir.Ich bin allein und muß da allein durch.Zur Suchtberatung trau ich mich nicht, denke immer noch ich schaff es auch so.Ich weiß,ihr sagt wieder das geht nicht.
es grüßt euch Karin

Rudi
11.08.2005, 18:52
Hallo Karin,
es ist schön, das du den Anstoß erhalten hast, für DICH was zu tun.
Denn egal ob Partner oder nicht - es geht um uns - um die Gestaltung unseres Seins.
Natürlich wird uns in Partnerschaft lebenden Spielern durch unseren Partnern viel Hilfe gegeben - und vielleicht haben wir es dadurch auch leichter den Ausstieg zu schaffen.
Doch letzten Endes hören wir für uns auf zu spielen - sonst klappt es nämlich nicht. Die innere Bereitschaft muß da sein.
Wenn du diese hast, wirst du eine Zukunft ohne Zockerei erleben können. Eine Zukunft die ohne die Belastung des Spielengehens, wesentlich einfacher - und besser zu gestalten ist. Eine Zukunft, in der du dich endlich auch Wünsche erfüllen kannst.
Denke dran - Geld ist kein Spielgeld - da steckt eine Menge Einsatz an Arbeit dahinter. Geld ist dafür da uns das Leben lebenswerter zu gestalten - aber nicht um gemeinsam mit unseren Geld durch das Spiel in den Abgrund zu sausen.
Im übrigen - was würdest du mit einen wirklichen Gewinn machen ? Ich bin mir sicher, du wüßtest im Moment nichts damit anzufangen - außer es wieder ins Casino zu bringen.
Überlege dir, wo deine anderen Bedürfnisse und Wünsche sind - es ist an der Zeit das du dir diese - zumindest zu einen Teil erfüllst.
Vergiß das Spiel - nimm das wirkliche Leben auf.
Ich wünsche dir den besten Erfolg dabei.
Den wichtigen Anfang - drei Tage nicht zu Spielen hast du hinter dir. Ich freue mich da für dich.
Denke daran, je länger du spielfrei bist - je leichter wird es.
Das es auf deinen Weg Hilfe geben kann, wenn du diese brauchst, das weißt du ja. Aber für diese Hilfe mußt du auch bereit sein.
Was dir keiner geben kann, ist der Wille aufzuhören. Den mußt du in dich selbst finden. Wie es ausschaut bist du bereit aufzuhören - wünsche dir die nötige Kraft dazu.
Lieben Gruß
Rudi

Rudi
12.08.2005, 14:11
Hallo Meroweniger,
was ich an Bankert geschrieben habe, war in der dritten Person gemeint. Ich sprach ja im Vorfeld von einen fiktiven Freund.
Ja, es ist schon so, das man eigentlich die gesamte Bandbreite seines Zockens spüren sollte, damit es im Bewußtsein hängen bleibt.
Auf der anderen Seite hätte ich für meinen Freund vermutlich das gleiche getan, wie dein Freund für dich.
Und das, obwohl ich bei den Dingen um die Spielsucht wenig Spaß verstehe - denn ich weiß, wie schlimm das ausgehen kann.
Als ich meinen Eintrag im Forum nochmal las, habe ich mir schon gedacht - Mensch, Meroweniger kann sich angesprochen fühlen,aber das lag weniger in meiner Absicht.
Ich freue mich darüber das du die Schanze hast, arbeitsmäßig weiter zu machen - und wünsche dir gutes gelingen in deinen Job.
Irgendwie spürt man auch die Ernsthaftigkeit bei dir, Dinge zu ändern.
Gut gefällt mir auch, das du Karin neue Impulse geben konntest, für sich was zu tun.
Also zieh dir nicht den Schuh meines letzten Eintrages an.
Ich bin überzeugt, du wirst deinen Weg gehen.
Lieben Gruß
Rudi

Karin41
13.08.2005, 21:39
hallo

danke Merowinger und Rudi.Eure Zeilen geben mir Kraft durchzuhalten.5 Tage sind geschafft.Es geht mir etwas besser,meine Gedanken kreisen nicht ständig ums spielen.Ich versuche mich abzulenken.Und ich möchte weiter durchhalten, und hoffe sehr Merowinger das es dir auch gelingt,sowie allen anderen auch.Aber es ist schwer,ich werde öfters unruhig und denke dann, gehst du in die Spielhalle. Aber nein, du gehst nicht,schmeiß dein Geld nicht in die Automaten.Es giebt so viel Schönes ,was man damit machen könnte.Und immer nur mit Schulden leben, das macht nicht glücklich, sondern eher krank.

es grüßt euch Karin, auf ein spielfreies Wochenende

Der Merowinger
14.08.2005, 20:48
Hallo Karin,

freut mich, daß Du die ersten 5 spielfreien Tage hinter Dich gebracht hast! Bei mir sind es jetzt 12, und ich fühle mich richtig gut. Allerdings habe ich momentan finanziell auch gar nicht die Möglichkeit zocken zu gehen. Die richtige Bewährungsprobe kommt nächste Woche Donnerstag, dann gibt es neue Kohle. Aber ich bin mir sicher, daß ich mich beherrschen kann.

Wie Du schon sagtest, es gibt so viele tolle Dinge im Leben, und ich bin glaube ich wieder bereit mich auf sie einzulassen. Ich warte gerade auf meine Ex-Freundin. Sie war 5 Tage in London, und ich muss sie gleich vom Bahnhof abholen. Ich freue mich riesig auf Sie!

Wenn ich das alles in den Griff bekomme, fahre ich in Zukunft mit ihr in Urlaub. Für das was ich teilweise an einem Tag verzockt habe, hätte man 1 Woche in die Sonne fliegen können. Aber das ist vorbei, und lässt sich nicht mehr ändern. Ich werde ab jetzt nur noch nach vorne gucken!

Euch allen eine spielfreie Woche!

Der Merowinger

Der Merowinger
17.08.2005, 15:11
Hallo zusammen,

nach "12 Jahre versagt" jetzt schon mal die ersten 14 Tage stark gewesen. Natürlich war das nicht so schwer, da ich keine Kohle zur Verfügung hatte. Sonst hat mich aber auch das nicht abgeschreckt, habe ich halt irgendwie versucht Geld zu besorgen. Nein, nicht kriminell! Vorschuss, Geld leihen usw. Aber das habe ich diesmal ausgelassen.

Vielen Dank für alle, die mich bisher auf meinem Weg begleitet, mir immer wieder Mut zugesprochen, und mir auch mal in den Hintern getreten haben.

Besonders Lieben Gruß an Karin, Rudi, Kary und Silvia,ich danke Euch! Dieses Forum ist das beste was mir in meiner Situation passieren konnte. Habe heute den Termin für den Beginn meiner ambulanten Therapie bekommen. Das wird meine zweite "Krücke", mit der ich wieder gehen lernen werde.

Viel wichtiger bisher für meinen "Gefühlshaushalt" ist aber dieser Chat.

Und Tschüss!

Der Merowinger

Karin41
17.08.2005, 21:21
Hallo,

gratulation Merowinger für die ersten 14 spielfreien Tage.

Mir geht es leider nicht so gut, bin am Sonnabend wieder schwach geworden und habe mein letztes Geld für diesen Monat verspielt.Ich bin total pleite,scheiße.Warum nur, warum nur bin ich so dumm?
Warum bin ich auf dieser Welt,nur zum spielen,das ist kein Leben.

Gruß Karin

Der Merowinger
17.08.2005, 23:28
Genau Karin,

das ist kein Leben! Führe Dir das vor Augen, wenn Du das nächste Mal vorm Casino stehst. Suche Dir andere Beschäftigungen, verplane Zeiten ganz bewußt mit anderen Dingen, die Dir Freude bereiten. Besonders dann, wenn Du weißt, daß Du Geld zum Spielen zur Verfügung hättest (Anfang des Monats). Gönne Dir statt dem Casino mal was, daß Du richtig gerne machst!

Tue Dir selbst einen Gefallen und hol Dir professionelle Hilfe. Mache nicht den selben Fehler wie ich jahrelang. Ich war zu arrogant und blind zu erkennen, daß es ohne einen wirklichen Plan und Unterstützung nicht geht. Suche Dir eine Person Deines Vertrauens, die Deine Finanzen verwaltet, zumindest für eine gewisse Zeit. So habe ich es jetzt gemacht, und ich fühle mich gut dabei.

Zieh mit, wir wollten das doch zusammen angehen! Lass den Kopf nicht hängen! Hört sich komisch an, aber ich entdecke schon nach zwei Wochen, allerdings zwei Wochen, die ich fast ausschließlich diesem Problem gewidmet habe, wie das Leben lebenswerter wird ohne die Zockerei! Es lohnt sich! Das Leben ist ein Geschenk, und wir alle haben schon mehr als genug davon verschleudert. Zieh die Notbremse, JETZT!!!!!

Zurückblicken und verzweifeln bringt nicht wirklich etwas. Ich mache es nur um zu sehen, wo ich war (natürlich in gewisser Weise immer noch bin), und wo ich nie mehr, absolut nie mehr, hin möchte. Ab dann darf man nur noch nach vorne blicken. Lass Dich von den Berichten von Leuten hier aus dem Forum, die es geschafft haben, motivieren! Auch Du wirst es schaffen! Aber nicht allein, mache einfach das was Dir hier jeder schon geraten hat, oder raten würde. Hole Dir Hilfe, schon morgen, nein heute (00:19 Uhr). Jetzt sofort, ohne wenn und aber!

Nutze dieses Forum so oft es geht um Deine Gedanken los zu werden, Deine Ängste und auch mal Verzweiflung mitzuteilen.
Bei mir wirkt das wie ein Spiegel. Und ich arbeite jeden Tag daran das Spiegelbild ein Stück ansehnlicher zu machen. Es gab in den letzten 2 Wochen keinen Tag wo ich nicht on war, und es hat mit unglaublich geholfen.

Morgen möchte ich wieder von Dir hören. Hören, wie Dein Telefonat mit der Caritas war, und wann Du Termine mit der Suchtberatung und der Schuldnerveratung (falls nötig) hast.
Geht ganz einfach, das sind alles nette Menschen da.

Also, tue es!

Der Merowinger

paul
18.08.2005, 16:42
hallo karin holle dir hilfe 04671930239

günter mazur ist im fachkrankenhus bretstet dort kann man wege finden um sein leben zu endern

gute 24 paul

Karin 41
18.08.2005, 21:10
Hallo,

danke Merowinger für deine Zeilen.Du hast recht,so kann und will ich nicht weiter machen.Aber ich finde noch nicht die Kraft zur Suchtberatung zu gehen,oder mich jemanden anzuvertrauen.Ihr seit die einzigsten ,die von meiner Sucht wissen. Ich schäme mich für mich selbst, für meine Schwachheit.Es tut gut,eure Zeilen zu lesen, und zu sehen , das man doch nicht ganz allein ist.
Ich versuche es jetzt von neuen,ich gebe nicht auf!!!
Wenn du es schaffst, Merowinger, schaff ich es auch,ich muß es einfach.
Dir und allen anderen wünsche ich eine spielfreie Woche. Ich fahre morgen für eine Woche in den Urlaub.Dies wird mir gut tun.Ich werde auf andere Gedanken kommen und und sehen wie schön der Tag sein kann ohne eine Spielhalle.Auch wenn ich nur ein Taschengeld zur Verfügung habe, den Urlaub selbst hatte ich schon bezahlt.
Es grüßt euch Karin

Der Merowinger
19.08.2005, 00:23
Hallo Karin,

ich wünsche Dir einen wunderschönen Urlaub. Nutze die Zeit um einen klaren Kopf zu bekommen und all Deine Kraft zu sammeln um von der Scheiße weg zu kommen. Genieße den Urlaub in vollen Zügen und halte ihn dann in Deinen Gedanken fest. Du weißt genau so gut wie ich, daß man mit dem Geld was man ins Casino bringt die ganze Welt bereisen könnte. DU wirste es schaffen!

Ich wünsche Dir eine schöne Zeit!

Liebe Grüße

Der Merowinger

Dora
19.08.2005, 11:52
Hallo Merowinger,du schaffst es! Du bist schon viel weiter als du glaubst.Viel Glück Dora

Der Merowinger
19.08.2005, 12:43
Hallo Dora,

vielen Dank für Deine motivierenden Worte! Tatsächlich bin ich weiter als ich es jemals zuvor war. Zwar habe ich schon längere Zeiten spielfrei überstanden als diese, aber noch nie war mein Wille so stark und noch nie habe ich mich so intensiv dem Thema gewidmet.

Und einen nicht unerheblichen Anteil an dieser Tatsache haben Personen wie Du aus diesem Forum, die mir immer wieder Mut machen, mich bekräftigen in meiner Absicht und in meinen Zielen, die mir aber auch mal den Spiegel vors Gesicht halten.

Vielen Lieben Dank!

Der Merowinger

Der Merowinger
19.08.2005, 13:29
Hallo Rudi,

in einem Deiner letzten Einträge hast Du mir,auf meine Frage nach einer Selbsthilfegruppe in der Nähe von Euskirchen (53879), die Gruppe von Hr. Zerche genannt. Leider existiert diese nicht mehr.

Hast Du, oder jemand anderes, einen weiteren Tipp für mich? Sollte jedoch nicht zu weit weg sein, wenn möglich Postleitzahl 53...!

Vielen Dank im Voraus!

Der Merowinger

Rudi
19.08.2005, 13:59
Hallo Merowinger,
schade das die Gruppe in Euskirchen zugemacht hat.
Mit der Postleitzahl 53115 Bonn, Lotharstr.95, Hermann Tel : 0228-341196 oder 0228-9145917.
Ansonsten gibt es noch eine Gruppe in Alsdorf.
Dein Gebiet ist ja dünn besetzt, was Spielergruppen betrifft.
Vielleicht machst du mal selbst eine in Euskirchen neu auf.
Hilfestellung könnte dir bestimmt die Glücksspielsucht geben so wie die Caritas oder auch der Kreuzbund.
Natürlich müßte schon Bedarf dafür sein - alleine ist es ja schlecht mit Gruppe.
Ansonsten wünsche ich dir ein schönes Wochenende. Vor allen Dingen natürlich auch ein spielfreies.
Das wünsche ich an dieser Stelle auch Karin.
Karin, komm aus deinen Schneckenhaus, tu endlich wirklich was für dich - es ist dumm keine Hilfe anzunehmen. Du wirst sie brauchen.Versuch es mal mit einer Selbsthilfegruppe - du wirst angenehm überrascht sein, wie gut diese Abende tun.

Ich selbst bin im Umzugsstress und werde mich in den nächsten Tagen ein wenig dünn machen.
Bis bald
und lieben Gruß
Rudi

Der
19.08.2005, 14:00
Wisst Ihr woran man einen wirklich krankhaften Spieler erkennt?

Er ruft alle 60 bisherigen Seiten des Diskussions-Forums auf um zu prüfen mit wie vielen Einträgen pro Runde man den ersten Platz belegt. Ist kein Scherz, habe ich gerade gemacht, und festgestellt, daß die umfangreichste Runde die von Jenny mit 108 Einträgen ist. Noch 65 dann bin ich vorbei! Tief, tief in mir ist es verwurzelt, und es äußert sich in den verschiedensten Formen. Vor allem aber in meiner ständigen Unruhe!

Ich hoffe diese Beichte ist kein Grund für Euch keine Einträge mehr bei mir zu machen, es würde mir sehr viel fehlen!

Ciao

Der Merowinger

Rudi
19.08.2005, 14:33
Naja, mir egal wie lang die Rubriken sind.
Finde es aber nicht so erbauend 5 Minuten zu blättern, bis ich am aktuellen Eintrag bin.
Beginne doch einfach ein neues Thema - anstatt 12 Jahre verschenkt, vielleicht 15 Tage ohne Spiel.
Gruß Rudi

Dora
19.08.2005, 14:45
Hallo Merowinger,
ich bin die Partnerin eines Spielsüchtigen.Es ist die Hölle was alle Beteidigten mitmachen.Solche Foren helfen mir sehr damit klar zu kommen.Es tut mir gut wenn ich lese, das es bei Menschen "klick" gemacht hat.Aber wann es halt klick mach ist ganz unterschiedlich und Leidenswege verlaufen ganz unteschiedlich. Es wäre so schön für mich wenn mein Partener soweit wäre wie du! er fühlt sich nicht (noch) süchtig oder gibt es vor mir nicht zu.Ich sollte jetzt wieder für einen Kredit bürgen und habe nein gesagt.Ich leide wie ein Tier.Unsere Beziehung steht auf der Kippe. Er hasst mich für mein nein und ich stelle, ob wohl alles so klar pro Sucht ist, wieder die Frage vielleicht doch nicht!?Ich fühle wie mir alles entgleitet, ich alles verliere, aber habe ich eine andere Wahl? Gruß Dora

arabianight
22.08.2005, 08:28
Hallo Merowinger!
Ich bewundere dich und finde es ganz schön mutig, dass du so offen über deine Sucht und die damit entstandene Probleme reden kannst! Ich wünschte mir ich könnte es auch.
Du machst mir mut auch darüber zu schreiben.
Also...Mein Mann ich ich besuchen seit ca 5 Jahren immer wieder das verfixte Casino. Wir haben schon viel verloren. Vor 2 Jahren hatten wir´ca 20 000 Euro minus. Wir haben uns zusammen gerissen und ich habe wieder angefangen zu arbeiten, trotz der 3 Kinder. Wir haben die Schulden mal eben wieder im Griff gehabt. Aber seit dem 08.08.05 sind wir wieder ins Casino gegangen. Nur soo!! Gestern war der Höhepunkt, wir haben über 2000 Euro verspielt. Jetzt liegen die Nerven blank. Wir haben gestern viel geweint und uns vorwürfe gemacht und natürlich sagt der "Kopf" nie mehr hingehen, aber wenn das "kribbeln" kommt?!! Mein Mann meint immer wir würden es im Griff bekommen! Ich bin nicht so davon überzeugt es ohne hilfe zu schaffen, gerade weil wir beide betroffen sind. Wir haben gestern viel mit einander geredet und sind uns ganz klar, was wir wollen.
wir wollen das verlorene geld nicht mehr wieder holen!! Scheiß drauf! Wenn wir aufhören, dann haben wir GEWONNEN. Ich hoffe, das wir stark genug sind und uns immer dies vor Augen zu halten. Wir wollen ein normales Familienleben und uns unseren Kinder witmen.

Der Merowinger
22.08.2005, 16:16
Hallo Dora,

Du hast bereits den ersten, wichtigen Schritt aus Deiner Sicht gemacht, indem Du Deinem Lebensgefährten die Bürgschaft für den Kredit verweigert hast. Wie soll er denn sonst irgendwann zu der Erkenntnis kommen, daß etwas nicht stimmt mit ihm? Bedenke, Spieler würden an jeder Schauspielschule mit Kusshand genommen, wenn Du verstehst was ich meine. Und wenn bei ihm noch nicht einmal die Erkenntnis da ist, daß er was ändern muss... Du hast völlig richtig gehandelt.

Auch ich habe meine Ex-Freundin jahrelang in Gelddingen belogen. Es ist so beschämend! Sie wusste zwar irgendwann von meinem Problem, ich habe ihr aber immer wieder gesagt:"Ich bekomme das schon in den Griff!", oder "Ich hab`s momentan gut im Griff!" Beides waren Lügen!

Es gibt für Dich nur zwei Möglichkeiten. Alternative 1: Du verlangst von ihm sich Hilfe zu holen (Therapie, Schuldnerberatung usw.), bietest ihm aber gleichzeitig Deine volle Unterstützung an. Alternative 2: Du gehst!

Ich habe mich mit meiner Freundin vor vielleicht 1,5 Jahren darüber verständigt, daß wir uns trennen müssen, solte ich nochmal zocken gehe. Zuvor hatte ich mal wieder jegliche Kontrolle verloren, und hunderte von Euros verspielt. Leider war ich auch hier wieder mal nicht völlig konsequent. Ich zockte etwas weniger exzessiv weiter. Erst nach einem völligen Blackout, zog ich die Konsequenzen und sagte ihr, daß wir uns trennen müssen. Das taten wir dann auch im November letzten Jahres.

Das löste bei mir aber noch nicht das sprichwörtliche "Klick" aus. Erst vor 2,5 Wochen war es soweit. Nach einem durchzockten Tag in der Hölle, fasste ich den Beschluss, allem eine Ende zu setzen. Auf die eine oder andere Art. Ich habe mich für die eine enstschieden. Therapie, Schuldnerberatung und habe Gott sei Dank dieses Forum entdeckt. Ich beschäftige mich seit diesem Tag, täglich und intensiv mit meiner Krankheit und es geht mir immer besser.

Erst hier habe ich wirklich erkannt, was ich meinen Freunden, meiner Familie und vor allem meiner Freundin angetan habe. Nich zuletzt was ich natürlich auch mir angetan habe. Mehrere Male saß ich tränenüberströmt vor dem Rechner, fassungslos wie ich jahrelang so blind sein konnte. Besonders der Beitrag von Silvia (Abschied) hat mich unbeschreiblich bewegt. Ich habe wieder über Ziele nachgedacht, über die gemeinsamen Ziel mit meiner Freundin. Sollten diese ganzen Ziele von meiner Sucht aufgefressen worden sein, für immer? Nein! Nein! Nein! Nein!

Ich habe über Glück nachgedacht. Was ist Glück? Wann wäre ich glücklich? Vor dem Automat? Nach einer dicken Serie? Vor 11 oder 12 Jahren vielleicht, kurzfristig! Nein, ich bin glücklich, wenn meine Ex-Freundin bei mir ist. Und noch viel mehr, wenn ich merke, daß sie glücklich ist. Liebe, eine richtige Familie, ein eigenes Haus, die Welt kennen lernen. Alles das bedeutete Glück! Und Gesundheit natürlich!

Jahrelang war ich überzeugt, daß ich meine Freundin nicht wirklich lieben kann, wenn ich ihr so etwas antue. Mittlerweile habe ich erkannt, daß ich krank bin. Und für eine Krankheit muss man sich nicht schämen. Was ich mir selber vorwerfe ist, daß ich erst so spät ernsthaft was unternehme um der ganzen Situation Herr zu werden.

Ich werde sie zurück gewinnen! Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt! Sie zu verlieren, für mich würde eine Welt zusammen brechen. Ich glaube, daß sie mich auch noch liebt, vielleicht hoffe ich es auch nur! Kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, fühle ich mich ein bisschen mies. Ich sollte sie endgültig frei geben, ihr eine Chance auf einen neuen zuverlässigereren Partner geben. Aber ich kann es nicht. Habe meiner Ex diese Internetseite genannt, damit sie, so wie sie möchte, Teil haben kann an meinem Heilungsprozess. Bei jedem Satz, den ich schreibe, hoffe ich, daß sie die Lügen der Vergangenheit ausblenden, und mir glauben kann. Glauben, daß ich endlich wieder zu Bewußtsein komme. Aber ich denke, nach all dem was passiert ist, ist das wohl zu viel der Hoffnung.

Aber ich weiß, daß ich es schaffen werde! Und ich weiß noch etwas: Wir zwei haben noch eine tolle Zukunft vor uns. Es gibt nichts was wir gemeinsam nicht erreichen können. Du bist DIE Frau in meinem Leben! Und ich werde kämpfen wie ein Löwe!

Ich bin mittlerweile vernünftig genug einzusehen, daß mit der Einstellung, die ich inzwischen habe, nicht alles automatisch gut wird. Das braucht Zeit, und diese Zeit wird mir und ihr die Sicherheit geben, daß es ausgestanden ist. Wenn wir uns jetzt loslassen, wie soll ich ihr dann beweisen, daß ich es besser kann, daß es schaffen werde. Wie soll ich ihr beweisen, daß ich diese Krankheit für uns niederkämpfen werde. Ich habe Angst, daß sie jemanden kennelernt, der all das ist, was ich nicht bin. Der all die Dinge richtig macht, die ich falsch mache. Der er ihre Wünsche und Träume erfüllt.

Der Gedanke daran macht mich verrückt!

Schatz, wenn Du das ließt: Ich bin so dankbar, daß Du mir noch nicht völlig den Rücken zugekehrt hast. Ich genieße jede Minute mit Dir! Ich erwarte nicht, daß Du mir glaubst, aber ich weiß, daß ich es schaffen werde! Ich werde es für uns schaffen! Kämpfen werde ich, kämpfen bis zum Umfallen, denn wir zwei haben die schönsten Jahre noch vor uns. Wir zwei wollen in dieselbe Richtung! Leider bin ich in den letzten jahren in genau die entgegengesetzte gegangen. Damit ist jetzt Schluß! Ich liebe Dich von ganzem Herzen!

"Everytime I look at you, Baby I can see the future!"
(Throwing It All Away, Phil Collins)

Sorry Dora, aber das ganze Thema ist unglaublich emotional für mich! Wenn in Eurer Beziehung noch viel Liebe ist, versuche alles ihm zu helfen. So komisch, wie sich das anhört, aber so etwas kann auch etwas Gutes mit sich bringen. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben Dinge so bewußt aufgenommen, versucht schöne Momente so zu genießen. Ich reinige gerade meinen Geist und meine Seele, und dabei bin ich erst am Anfang. Diese Chance hat auch Dein Partner.

Ich wünsche Dir alle Kraft die richtige Entscheidung zu treffen, wie auch immer die aussehen mag!

Alles Gute!

Der Merowinger

Der Merowinger
22.08.2005, 16:46
Hallo Arabiannight,

schön, daß Du den Weg in unser Forum gefunden hast! Hier weiß jeder was ihr durchmacht! Viele von uns haben das Gleiche oder Ähnliches erlebt.

Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung! Blöder Spruch, stimmt aber. Ihr habt erkannt, daß es so nicht weiter gehen kann! Und Ihr habt nicht die wahnwitzige Idee alles, was ihr verloren habt, zurück zu gewinnen! Ich denke, der Reiz hierzu ist bei einem Casino noch größer als bei Automaten, denen ich verfallen bin.

Allerdings bist Du bisher die einzige, dich sich nicht sicher ist, ob ihr das alleine schafft. Jetzt musst Du Deinen Mann auch davon überzeugen, daß Ihr Hilfe braucht. Das ist elementar wichtig. Zeige ihm als ersten Schritt dieses Forum. Bei mir hatte das einen ganz erheblichen Anteil. Darüber hinaus müsst Ihr Euch weitere Hilfe suchen in Selbsthilfegruppen und Therapie.

Da Ihr beide betroffen seid, solltet Ihr Euch auch mal darüber unterhalten was ihr für die nächsten Jahre eigentlich für Ziele habt. Setzt Euch Teilziele und belohnt Euch, wenn Ihr eins davon erreicht habt. Nicht mit einem Abend im Casino, sondern mit vielleicht einem Wellness-Wochenende, oder was auch immer euch Spaß macht. Lebt Euer Leben! Lernt Euer Leben wieder zu genießen!

Es ist nie zu spät den ersten Schritt zu machen. Ihr werdet es schaffen, ganz sicher!

Ich wünsche Euch die Kraft alles zum Guten zu wenden!

Der Merowinger

Dora
23.08.2005, 22:53
Hallo Merowinger,
gerade komme ich heim vom Gespräch mit meinen Kindern.
Es ist erstaunlich, beide sagten "Geh deinen Weg"
Wie können wir euch helfen.
Tja wie können sie uns helfen?
Sie waren ein bischen sauer und auch beleidigt bezüglich der Lügerrei.
Ich habe nicht gedacht das sie es gemerkt haben, das schon lange der Wurm drin ist.
Es ist wichtig für mich, dass sie zu mir stehen und mich verstehen.
Ich habe mit IHM telefoniert in der Klinik.Ich habe es ihm nochmal ans Herz gelegt zu den Psychologen ehrlich zu sein.
Er ist fast ausgeflippt. ioch soll ihn endlich lassen. Er kann seinen Weg selbst finden. ,ich enge ihn ein ich betimme über ihn.
Ich soll ihn in Ruhe lassen, er sucht eine Wohnung, er will ein selbst bestimmtes Leben führen.
Oh Gott ich könnte heulen und schreien, bin ich denn ein Monster?Ich meine es doch nur gut!
Ich habe meine Tochter gebeten mit ihm zu sprechen.
Die beiden sind sich sehr ähnlich ,die können beide nicht mit Geld umgehen.Ich könnte mir vorstellen, das da die Blinde dem Tauben helfen kann.
Danke das ich dies alles gleich loswerden konnte. Ich wäre sonst geplatzt. Nun muss ich erst mal runterkommen.
Lieber Merowinger du bist mir bereits wie ein guter Freund.
Gruß Dora

Der Merowinger
24.08.2005, 01:06
Hallo Dora,

es scheint ja sehr viel passiert zu sein heute! Es ist gut, daß Deine Kinder jetzt Bescheid wissen.

Zum Verhalten Deines Mannes kann ich nur sagen: Er ist anscheinend noch nicht weit genug unten, so traurig das klingt. Lass ihn sein selbstbestimmtes Leben führen, und kümmere Dich erst mal um Dich. Frage Dich, ob von der anderen Seite bisher irgendetwas gekommen ist, daß die Annahme rechtfertigt, daß diese Sache ein glückliches Ende nehmen könnte. Deinen Schilderungen zu Folge war das bisher nicht im geringsten der Fall. Weißt Du, Du kannst ihm nur dann helfen, wenn er sich helfen lassen will.

Meine Freundin hat früher alles getan um mir zu helfen. Sie hat meine Finanzen übernommen, sie hat mir Adressen für Therapien besorgt, Sie hat immer zu mir gestanden. Ich habe es alles nur ausgenutzt. So nach dem Motto, ich geh zur Therapie und Du leihst mir dafür Geld. Nach ein zwei Besuchen war die Therapie Geschichte. Ich hatte einfach nicht den wirklichen Willen. Im Vergleich zu Deinem Mann jedoch war mein Wille ziemlich groß. Ich möchte Dich auf keinen Fall entmutigen Dora. Ich möchte Dir nur vor Augen führen, daß Du nicht ewig Rücksicht nehmen kannst, wenn von der anderen Seite nichts kommt.

Mein Prozess hat erst so langsam angefangen als ich von einer Freundin getrennt war. Zwar waren wir früher auch schon zweimal auseinander, jedoch hing meine Freundin extrem an mir. Es hört sich arrogant an, aber auch dessen war ich mir bewußt. Ich konnte mit ihr tun und lassen was ich wollte. Diesesmal war es anders! Wir hatte zwar am Anfang ab und an Kontakt aber von ihrer Seite sehr unterkühlt, nicht so wie früher. Am Anfang war ich sehr depressiv deswegen und habe weiter gezockt. Vor 3 Wochen jedoch hat es Klick gemacht. Ich will sie nicht verlieren und werde ihr beweisen, daß diesesmal mehr dahinter steckt als heiße Luft. Ich schwöre Dir Dora, hätten wir uns nicht getrennt, und sie mir nicht die kalte Schulter gezeigt, ich wäre immer noch meiner Sucht hilflos ausgeliefert. Ich hätte nichts unternommen. Wieso auch, ist doch alles gut so? Nichts ist gut, und das must auch Du Deinem Mann mit aller Konsequenz zeigen.

Ich bin fest davon überzeugt, daß Eure größte Chance darin liegt Euch zunächst mal zu trennen. Lass ihn ziehen, oder besser: schmeiß ihn raus! So hart das klingt!

Mach Dir um Gottes willen bitte keine Vorwürfe! Du hast ihn nicht dazu animiert sein Leben so wegzuwerfen. Man neigt ja immer dazu den Fehler bei sich zu suchen, wenn sowas passiert. So wie man sich beim Fremdgehen fragt: Was findet er/sie bei ihm/ihr was er bei mir nicht findet? Was mache ich falsch? In meinem Falle kann ich auf jeden Fall sagen, daß meine Freundin absolut nicht falsch gemacht hat. Außer vielleicht, daß sie viel zu viel Geduld mit mir hatte. Hätte sie mir früher gezeigt wieviel bei ihr durch meine Zockerei zerbrochen ist, wäre ich wohl schon eher wieder auf den richtigen Weg gekommen.

Ich glaube, daß die Angehörigen in den seltensten Fällen zu hart reagieren im Umgang mit der Sucht Ihres Partners. Ím Gegenteil, die meisten haben zu viel Verständnis, zu viel Geduld. Sie hören sich zu lange die Lügenmärchen an, zumindest dann wenn der Partner keinerlei Einsicht erkennen lässt.

Liebe Dora, natürlich musst Du selber für Dich entscheiden, was das Richtige ist. Bedenke aber, Du hast nur dieses eine Leben. Und wenn die kommenden Jahre fröhlicher werden sollen als die vergangenen, muss sich etwas ändern. Auf die eine oder andere Weise!

Liebe Grüße

Der Merowinger

Dora
24.08.2005, 10:18
Lieber Merowinger,
danke für deine schnelle Antwort.
Ja, ich werde ihn gehen lassen!
Er selbst soll die Einsamkeit fühlen und das Aussmaß dessen, was seine Sucht anrichtet.
Ich bin froh meine Kinder zu haben.Da ist auch nicht immer eitler Sonnenschein zwischen uns gewesen aber sie sind da wenn es nötig ist.
Es erleichtert wenn man sich öffnen kann und ich hoffe das mein Partner das auch einmal fühlt.
Ich lasse es jetzt einfach los. Komme was will. Es wird irgendwie weitergehen.
Lieber keine Partnerschaft als weiter dieses Matyrium.
Von Stunde zu Stunde wächst bei mir mehr die Lust einfach zu verreisen.Eine Zeit lang eintauchen in ein anderes ich.
Ich muss Kräfte sammeln und die Zeit verwischt oft den größten Scmerz
Gruß Dora

Der Merowinger
25.08.2005, 10:54
Hallo zusammen,

3 Wochen hinter mich gebracht, doch jetzt kommt die erste wirkliche Bewährungsprobe. Heute bekomme ich Geld, müsste eigentlich schon auf meinem Konto sein. Es juckt mich ziemlich in den Fingern.

Gott, hoffentlich schaffe ich es! Ich hab keinen Bock auf einen Rückfall. Ich hab keinen Bock auf einen Rückfall. Ich hab keinen Bock auf einen Rückfall. Ich hab keinen Bock auf einen Rückfall. ICH HAB KEINEN BOCK AUF EINEN RÜCKFALL!

Kann jemand vorbei kommen und mich irgendwo anketten? Das Schlimmste ist auch noch, daß ich gezwungen bin sehr viel Bargeld abzuholen. Muss das Geld schnellstmöglich auf das Konto meines Kumpels bewegen. Wenn ich das überweise, zwackt sich die Bank die Rate zum Ausgleich des anderen Girokontos ab. Die kann ich aber nicht aufbringen. Andere Verpflichtungen sind dringender. Und mein Kumpel kommt erst um 6 von der Arbeit, kann mich also nicht begleiten.

Aber das soll wohl so sein. Eine echte Bewährungsprobe!

Wünscht mir Glück und Standhaftigkeit!

Der Merowinger

beppi
25.08.2005, 10:58
Wenn du das willst dann schaffst du das.

Hoffe es ist nicht das berühmte Hintertürchen das Du Dir da offenhälst, um hinterher sagen zu können.

Es hat mich keiner begleitet, ich allein habs nicht geschafft, etc.... nur um nicht Dir die Schuld geben zu müssen, wenn du das Geld nicht ordnungsgemäß an Deinen Freund überweist ?????????

Du bist für Dich und Dein tun selbst verantwortlich !
Aber ich habe Deine Beiträge schon von Anfang an verfolgt und ich halte Dich für eine starke Persönlichkeit.

Vielleicht denkst Du aber aufjedenfall noch über eine unterstützende Therapie nach ??? Oder denk an Deine Freundin !!!!!

Gruß beppi
(Angehörige eines Spielers - der derzeit in Therapie ist)

Der Merowinger
25.08.2005, 11:12
Hallo Beppi,

Danke für Deine schnelle Reaktion. Ich gehöre absolut nicht zu den Menschen, die zuerst woanders die Verantwortung suchen. Ich verabscheue soetwas! Ich bin verantwortlich, und niemand sonst. Das macht es aber nicht leichter!

Einen Termin für eine Therapie habe ich schon. Eine ambulante bei der Caritas. Eine stationäre kann ich nicht machen, da ich nicht krankenversichert bin und weil ich es mit meine Beruf nicht vereinbaren kann.

Und glaub mir, ich denke den ganzen Tag an fast nichts anderes als an meine leider noch Ex-Freundin. Ich liebe Sie! Dieses Wochenende sehe ich sie Freitag und Samstag und ich freue mich schon wie ein Schneekönig darauf. Das gibt mir hoffentlich die Kraft zu widerstehen, damit ich ein unbeschwertes Wochenende mit ihr verbringen kann.

Ich danke Dir!

Der Merowinger

beppi
25.08.2005, 11:16
Das gibt Dir hoffentlich nicht nur vielleicht die Kraft.

Sag bitte: Sie gibt mir die Kraft zu widerstehen !!!!!!

Wünsche Dir alles gute und freu mich am Montag über Dein Wochenende zu lesen.

P. S. Fahre auch von Samstag auf Sonntag zu meinem Freund in die Therapieklinik !!! Bin sehr aufgeregt und hoffe auch bei ihm weiterhin diese Entschlossenheit zu sehen !

Gruß
Stefanie

Dora
25.08.2005, 11:25
Lieber Merowinger,
wir sind nun seit einigen Tagen einen für uns unbekannten Pfad nebeneinander gegangen.
Wir haben uns gestärkt und gestützt.
Vor allem du mich!!!
Du bist stark und weißt genau was du nicht mehr möchtest.
Du wirst stärker sein wenn du es tatsächlich NICHT getan hast.
Ich sende dir die Umarmung welche dich stärkt und die Gedanken die du am nötigsten hast.
Morgen wird ein neuer Abschnitt für dich beginnen weil du voll stolz auf die Stärke des heutigen Tages zurückschaust.
Herzlichst Dora

Nicole
25.08.2005, 13:44
Wieso versuchst du die "Gefahr" nicht einzudämmen?
Nehme eine Vertrauensperson mit zur Bank; die verwahrt bis heute Abend das Geld u. ihr könnt zusammen das Geld bei deinem Kumpel abgeben.
Wieso in eine Gefahr begeben?

Natürlich möchtest du selbständig sein, es alleine schaffen. Ist ja auch gut, aber was ist, wenn du nicht widerstehen kannst?
Lieber vorbeugen oder?

LG

Der Merowinger
25.08.2005, 18:01
Hallo zusammen,

bin heute Mittag noch zur Bank geeilt um das Geld abzuholen. Es kribbelte extrem, und wie es gekribbelt hat. Mit 1.400 € in der Tasche bin ich dann von der Bank weg, aber erst mal ins Büro, weil ich noch ein paar wichtige Dinge zu erledigen hatte. Das wäre vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen. 1.400 € und dann ins Büro?

Um 16:00 Uhr dann da weg. Du fährst nicht zocken, Du fährst nicht zocken! Aber mal vorbei fahren wird doch wohl erlaubt sein. Also hin! Ach, ich muss ja sowieso noch dahin! Hab versehentlich vor ein paar Wochen einen Jackpot-Schlüssel mitgenommen. Den muss ich ja noch zurück bringen. Ums kurz zu machen, ich bin doch wieder in der Spielhölle gelandet. "Hallo Helga!" "Warst aber lange nicht mehr hier!" "Wechselst Du mir mal zwanzig Euro?"

Geld in der Hand, Automaten inspiziern! Ich schwöre, ich bin noch nie in dieser Spilehalle gewesen und es waren so viele Boni am leuchten! Ich weiß, daß das Schwachsinn ist, aber welcher Zocker lässt sich davon nicht beeinflussen? Sie blitzten mich an, einer attraktiver als der andere. Welche Kisten nehm ich denn? Und dann dachte ich: "Wie geil wäre es jetzt die 20 Euro zurückzuwechseln, den Schlüssel abzugeben und zu gehen? Sehr geil!" Also tat ich es! Ohne auch nur einen Cent in die Automaten geschmissen zu haben, wechselte ich die Kohle zurück, sagte:"Hab irgendwie keinen Bock heute!", und machte die Biege! Die Aufsicht hat geguckt wie ein Auto. So nach dem Motto:"Bist du krank?" "Ja ich bin krank, aber auf dem Wege der Besserung!" Vor der Tür hab ich dann erst mal die Becker-Faust gemacht (Tennis-Fans wissen was ich meine) und mich aus dem Staub gemacht. Was ist das für ein geiles Gefühl!

Vom Parkplatz weg dann direkt zum Supermarkt und eingekauft, den Kühlschrank voll gemacht. Ich fühlte mich richtig gut. Jetzt sitze ich hier nach dem Ausladen meines Einkaufs und bin ein klein bisschen stolz auf mich. Dabei sollte das doch eigentlich das normalste der Welt sein. Wie schön wäre es, wenn man sich darüber gar keine Gedanken mehr machen müsste, wenn das Zocken ein weit entferntes, fast schon vergessenes Universum wäre. Aber bis dahin ist es noch ein sehr sehr weiter Weg. Auf der anderen Seite hätte ich dann nicht dieses Glücksgefühl, das ich jetzt habe. Man erfreut sich doch sehr oft erst an etwas, wenn man erfahren hat, wie es ohne es ist.

Diese Gedanken Geld zu wechseln und dann einfach ohne zu Zocken abzuhauen hatte ich schon vorher. Die Gedanken an dieses "Experiment" waren aber auf dem Weg zur Zocke und am Anfang drinnen nicht präsent. Erst nach meiner Tour an den Automaten vorbei machte es Klick, und dieser Gedanke machte sich in meinem Hirn breit. Ich weiß, daß einige solchen Selbsttests sehr skeptosch gegenüber stehen. Man könnte auch das als eine Art Spiel sehen, bei dem ich heute gewonnen habe und morgen vielleicht verliere. Für mich war es aber sehr wichtig, und hat mein Selbstwertgefühl ein Stück weit aufgeputscht. Ich bin leider ein sehr ungeduldiger Mensch, und wollte mich mal in eine Situation versetzen, die auch künftig nicht ganz zu vermeiden sein wird. Und letztendlich war es dadurch, das ich am Anfang gar nicht an das Experiment gedacht habe, noch aussagekräftiger für mich. Irgendwo in meinem Unterbewußtsein scheint eiene andere Macht heranzuwachsen, noch etwas schwach auf der Brust, aber immer mehr an Einfluss gewinnend. Die Macht der Vernunft, die Macht der Selbstkontrolle, die Macht der Disziplin, die Macht des "Glücklich sein Wollens".

Ich weiß, daß ich damit nur einen winzig kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht habe. Aber es war ein Schritt. Ich werde von Tag zu Tag optimistischer, daß ich es schaffe. Mit Hilfe von mir selber, meiner Ex-Freundin, meines besten Kumpels, dieses Forums und der Therapie werde ich es hin kriegen. Ich weiß es!

Ich wünsche allen von Euch eine ebneso große Zuversicht, wie die die mittlerweile in mir wohnt.

Liebe Grüße an Alle!

Der Merowinger

Rudi
25.08.2005, 19:17
Hallo Merowinger,
ein Selbsttest war das?
Ich sage, das war Schwachsinn. Dir ist bewußt welche Auswirkungen dein Spiel hat - aber begibst dich trotzdem in Gefahr.
Du standest weniger als Millimeter vor einen Rückfall - und da hilft auch nicht die Beckerfaust - da hilft die eigene Frage an den Verstand. War das gut was ich machte ?
Das blitzen der Automaten imponiert dich immer noch - der Druck des Spielen wollens ist noch immens.
Ich gebe Nicole voll recht - du hättest dieses Risiko nicht eingehen dürfen.
Du hast dir die Bestätigung gegeben ohne Spiel eine Halle aufgesucht zu haben - und du wirst es wieder versuchen - und da garantiere ich dir, das du nicht immer mit der Beckerfaust nach Hause gehst .
Du schreibst, wie du alles machen willst - und es hört sich gut an. Was du heute getan hast zeigt aber, das du total am kämpfen bist - und total am Boden sein wirst wenn du ohne Beckerfaust mal eine Halle verläßt.
Nein, es war kein Sieg - es war eine Niederlage des Verstandes dich solch einer Gefahr ausgesetzt zu haben.
Es ist auch alles andere als ein guter Tip, es dir gleich zu tun - weil es garantiert in die Hose geht.
Du solltest dich auf der sicheren Seite begeben - und dich nicht den Ast absägen, den du gerade erklommen hast.
Schalte beim nächsten Spieldruck mehr auf Verstand - wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Das zählt auch für dich.
Wir haben darüber gesprochen sich bei Spieldruck intensiv mit was anderen zu beschäftigen. Das rätst du selbst jeden an. Aber du suchst dir eine Ausrede, um in die Halle zu kommen - der Jackpotschlüssel ist ein armseliges Alibi die Halle aufzusuchen.
Du hast nicht ernsthaft versucht bereits im Vorfeld deinen Spieldruck zu begenen . Es gibt noch viel zu lernen...
Eine Reihe von besprochenen Sicherheiten hast du außen vor gelassen - finde ich nicht gut.
Lieben Gruß Rudi

Der Merowinger
25.08.2005, 21:23
Hallo Rudi,

genau diese Reaktion habe ich erwartet, und kann sie auf der einen Seite verstehen. Ich habe mich, wie Du vollkommen richtig sagst, in eine extreme Gefahr begeben. Der Gedanke an den Test kam jedoch, wie ich bereits schrieb, als ich in der Halle drin war. Vorher war nur Sog, Gehirn ausgeschaltet und los. Daran erkennt man, daß ich noch meilenweit davon entfernt bin über den Berg zu sein. Ich habe noch einen langen und beschwerlichen Weg vor mir. Ich sage aber auch, daß ich mich schon sehr weit fühle, obwohl ich erst 3 Wochen clean bin. Ich weiß, daß Du das jetzt bestreiten wirst, aber nur ich weiß genau was in meinem Kopf vorgeht.

Ob das zu diesem Zeitpunkt richtig und vernünftig war, darf bestritten werden. Das man sich aber irgendwann testen muß, ob man widerstehen kann, meiner Ansicht nach jedoch nicht. Es läßt sich unmöglich verhindern im Laufe der nächsten Monate und Jahre mit Versuchungen konfrontiert zu werden. Ein Beispiel soll uns helfen. Ich spiele leidenschaftlich gerne Billard. Habe diesen Sport auch 6 Jahre vereinsmäßig betrieben. Gestern war ich zwischen 2 Terminen in einem schönen Bistro, welches auch einen angeschlossenen Raum mit 2 Billardtischen hat. Ich habe mein Queue ausgepackt und eine dreiviertel Stunde gespielt. In noch nicht mal 5 Metern Entfernung hingen zwei Daddelkisten, eine davon gehörte mal zu meinen Lieblingskisten. Kein Mensch da und ich hatte ca. 80 € in der Tasche. Trotzdem habe ich widerstanden. Ich komme beruflich viel rum. Hotels, Autobahnraststätten, Imbiss, Billard-Cafes wie gesagt. Überall hängen diese Kisten. Und ich habe früher überall gespielt, natürlich bevorzugt in Spielhallen. Die Konfrontation mit dieser Gefahr ist definitiv unvermeidlich, das kannst Du nicht ernsthaft abstreiten.

Ich stelle mir vor was für ein unbeschreiblich frustrierender Moment es sein muß, wenn man es tatsächlich geschafft haben sollte monatelang allen Gefahren aus dem Weg zu gehen, und dann bei dem ersten Kontakt mit dem "Feind" schwach wird. Da gewöhne ich mich doch lieber Schritt für Schritt an die allgegenwärtige Gefahr und baue mich daran auf trotz der Möglichkeit dazu, es nicht zu tun. Daher finde ich Deine Reaktion reichlich überzogen.

Der Schlüssel diente nicht als Ausrede Rudi. Du müsstest mitbekommen haben, daß ich Ausreden hasse. Vielmehr hatte ich ab einem gewissen Punkt keine Kontrolle mehr darüber ob ich da rein gehe, oder nicht. Diese kam erst nach dem Geldwechseln. Wo Du einen Rückschritt siehst, sehe ich einen riesen Fortschritt. Sonst kam die Erkenntnis erst wenn mein Portemonaie, nein mein Konto leer war. Natürlich bin ich mir im Klaren, daß das eine Gefahr in sich birgt. Natürlich ist es möglich, daß das mal nicht gut geht. Da ich aber nicht vorhabe das regelmäßig SELBER herauszufordern sehe ich darin kein Problem. Ich für mich brauche zwischendurch einfach die Bestätigung, daß ich den Kisten ab jetzt den Mittelfinger zeigen werde, trotz verlockender Gelegenheiten.Da mein Kumpel die Kohle morgen auf das extra eingerichtete Konto, über das ich keine Verfügungsgewalt habe, einzahlen wird, werde ich dazu auch diesen Monat keine Gelegenheit mehr haben.

Ich respektiere Deine Erfahrung und Deine Meinung sehr, Du solltest jedoch berücksichtigen, daß es nicht den Königsweg aus der Sucht gibt. Ich gehe davon aus, daß hier schon einige ähnliche Versuche geschildert haben, die eine Zeit gut gingen und dann scheiterten. Ich sehe diese Geschichte, wie Du zunächst durchaus kritisch, gewinne dem Ganzen, so wie es gelaufen ist, aber eher die positiven Erkenntnisse ab. Wenn ich hier schwach geworden wäre, dann wäre ich es bei der nächsten Gelegenheit, die ich nicht selbst insziniert habe (obwohl es ja ursprünglich eigentlich gar nicht so war), auch.

Zum Thema Alternative Beschäftigung kann ich Dir sagen, daß ich, wie ich schon schrieb Einkaufen gefahren bin. Und fürs Wochenende habe ich mich für Morgen und Samstag mit meiner Ex und zwei lieben Freunden von Ihr verabredet. Ein Treffen auf das ich mich sehr freue. Ich beginne wieder mehr soziale Kontakte zu pflegen.

Auch wenn Du das anscheinend anders siehst, ich werde es schaffen. Natürlich sind Rückschläge nicht ausgeschlossen, was definitiv keine Ausrede für einen Rückfall, oder gar eine Ankündigung sein soll, aber ich weiß, daß ich nie mehr in diesen Sumpf abrutschen will und werde. Es gibt viele Wege nach Rom. Auf dem Weg, den ich gerade beschreite, fühle ich mich sehr wohl. Finanzen abgegeben, Ex, Kumpel, Forum und Therapie. Das wird das Fundament meiner Genesung sein.

In diesem Sinne

Alles Gute!

Der Merowinger

Der Merowinger
25.08.2005, 21:39
Ach Rudi eins noch,

mit Deinem überaus kritischen Urteil über mein Verhalten hast Du bei mir noch was anderes bewirkt. Ich will es Dir beweisen! Nicht beweisen, daß ich mich ständig SELBER in Gefahr bringe, und widerstehe, sondern, daß diese Sache für mich ein wichtiger Bestandteil meines Prozesses war.

Ich hab da so eine komische Angewohnheit. Zweifel und Kritik spornen mich extrem an. Vor Jahren, als ich noch als Einrichtungsberater in einem renomierten Möbelhaus tätig war, habe ich einmal die erste Woche im Januar Urlaub gemacht. Dazu muß man sagen, daß der Januar der wichtigste Monat in der Möbelbranche ist. Als ich zurückkam rief mich mein Chef ins Büro, zu dem ich immer ein super Verhältnis hatte. "Urlaub im Januar, bist Du wahnsinnig? Ich verspreche Dir der Monat ist für Dich schon gelaufen, und das Jahr wohl auch. Du wirst umsatzmäßig keine großen Sprünge machen!" Dem zeig ich`s! Ich schrieb sowohl im Januar als auch für das ganze Jahr historischen Rekord.

Genau so wird das jetzt auch sein! Denn diese Sache ist für mich erheblich wichtiger als die von damals. Es geht um mein Leben. Gleichzeitig verspreche ich Dir hier und jetzt, daß ich, nur um Recht zu behalten, nicht verschweigen werde, wenn ich rückfällig geworden sein sollte, oder gar ganz gescheitert.

Danke für die zusätzliche Motivation!

Liebe Grüße

Der Merowinger

Rudi
25.08.2005, 22:17
Hallo Merowinger,
du antwortest auf meine begründete und aus meinen Augen berechtigte Kritik doch sehr sensibel.
Natürlich gibt es nicht den Königsweg aus einer Sucht - aber es gibt bestimmte Verhaltensformen, die einer gewollten Abstinenz nicht zuträglich sind.
Wenn ich dir zurecht sage, das deine Handlungsweise gefährdent für dich ist - und nicht empfehlenswert, so hat das nichts damit zu tun, das ich dir nicht zutraue spielfrei zu werden .
Nur ist auch dein Weg nicht das Nonplusultra für jeden - genauso, wie es meiner nicht ist.
Für dich mag es auch zutreffen, das du dich testen mußt. ICH MUSS ES NICHT.
Die Konfrontation mit Spielgeräten erfolgt früh genug - und ich benötige keine Testphase.
Es hat sich bei mir ergeben, das ich Spielgeräte in Gaststätten oder Imbissbetrieben gar nicht mehr warnehme.
Ich werfe dir auch keine mangelnde alternative Betätigungen vor. Aber das du in entsprechender Situation doch eher gleichgültig gehandelt hast doch schon. Denn gerade in solchen Spieldrucksituationen soll unser Sicherheitssystem eigentlich funktionieren. Das hat es bei dir nicht - und beschönigst das als Testphase.
Eine Testphase ist geplant und man baut Sicherheitsvorkehrungen ein. Wo waren deine Sicherheitsvorkehrungen ?
Nein, Vorwürfe sind das nicht - aber Feststellungen.
Wäre vielleicht angebracht zu schreiben, fast hätte es mich erwischt - hab noch so eben die Kurve gekriegt - das versteht ein jeder von uns.
Aber das als Test verkaufen zu wollen im nachhinein, ist so typisch Spielerhaft.Ein wenig alles beschönigen - ein wenig allen zeigen wie toll ich doch bin. Das kenne ich auch von mir.
Das ist ein Verhaltensmuster was es in meinen Augen gilt abzulegen. So toll sind wir nun wirklich nicht - und auf die Schulter geklopft werden - haste toll gemacht mein Junge,brauchen wir eigentlich auch nicht.Auch wenn es uns gefällt - ja manchmal buhlen wir direkt darum.
Was wichtig ist um wirklich neu durchzustarten ist Ehrlichkeit - insbesondere uns selbst gegenüber.
Das bringt uns wirklich ein stück weiter.
Meine Reaktion auf deinen Eintrag empfand ich nicht als überzogen - wohl aber wirklich kontrovers - denn in diesen Punkt habe ich doch eine wesentlich andere Auffassung als du.
Trotzdem hat das nichts damit zu tun, das ich dir wirklich herzlich deine Spielfreiheit wünsche.
In diesem Sinn
Rudi

Rudi
25.08.2005, 22:25
Hallo Merowinger-
deine zusätzliche Motivation -
Ist alles was du kennst Wettbewerb - muß alles irgendwie darauf hinauslaufen ich werde es dir zeigen ?
Beweise es dir doch selbst. Ich halte mich aus solchen Wettbewerben sehr zurück.
Sie erinnern mich zu sehr an meine Spielphase.
Lieben Gruß
Rudi

Der Merowinger
25.08.2005, 22:40
Hallo Rudi,

ich glaube wir reden aneinander vorbei!Ich beschönige das nicht als Testphase. Viel mehr will ich von unweigerlich sich ergebenden Situationen der Gefährdung nicht überrollt werden. Ich will mir der Gefahr bewußt sein, sie nicht ignorieren.

Natürlich bin ich noch heiß drauf zu spielen, natürlich ziehen die Kisten mich noch in ihren Bann. Natürlich war ich kurz davor die Kontrolle zu verlieren, ich denke das ging aus meinen Sätzen auch deutlich hervor. Aber ich habe sie eben nicht völlig verloren. Und das ist deutlich mehr als ich noch vor ein paar Wochen hatte...

Weiß Gott, ich wäre glücklich wenn ich in der Lage wäre, wie Du, die Kisten zu ignorieren, wenn ich ihnen begegne. Das kann ich aber noch nicht. Wenn ich irgendwo zu nem Bierchen sitze wandern meine Blicke unweigerlich zu den Automaten. Trotzdem ist meine Willensstärke das Ganze zu beenden extrem groß? Ich will auch nicht bewundert werden. Denn NICHT-SPIELEN ist normal, SPIELEN ist unnormal!

Der Sinn und Zweck meines Eintrages war es auch in keinster Weise dieses Verhalten als Tipp weiter zu geben, Gott bewahre! Vielleicht war der Zeitpunkt zu früh, das sehe ich ein. Denn bisher habe ich nur einen Teil der Symptome im Griff, nicht jedoch die Ursachen! Ich hoffe, daß diese im Laufe der Therapie ausgegraben werden!

Mir hat es auf jeden Fall gut getan, sehr gut sogar. Und weißt Du was mein größtes Ziel ist, daß über allen anderen steht? Mich wieder gut zu fühlen, so oft wie es auch nur irgendwie geht.

Liebe Grüße

Der Merowinger

Der Merowinger
25.08.2005, 22:46
Lieber Rudi,

leider besteht mein Leben allzu sehr aus Wettbewerb. Das bringt mein Beruf so mit sich. So etwas hat aber nicht nur mit Spieltrieb zu tun, sondern mit Ehrgeiz! Und solange es kein falscher Ehrgeiz (so wie, "ich werde die Kiste noch knacken, und wenn ich 1000 € da rein ballere")ist, halte ich das für etwas sehr Gesundes!

Natürlich beweise ich es als allererstes mal mir selber, und denen die mir lieb sind. Wenn sich darüber hinaus aber eine zusätzliche Motivation ergibt ist das doch gut, oder?

Der Merowinger

Rudi
25.08.2005, 23:08
Ja Merowinger,
das ist es - dein letzter Satz - sich wohl fühlen, so oft es geht.
Ich wünsche keinen hier im Forum das es ihm Sch... geht.
Und natürlich auch Dich nicht.
Wenn ich kritisiere dann ist auch immer ein wenig Sorge dabei,das die guten Tage der Spielfreiheit bei meinen Gegenüber gefährdet sind.
Und wenn ich so was denke werde ich schon mal lauter - um vielleicht auch ein wenig wach´zu rütteln.
Die Spielfreiheit zu gewinnen ist ein tolles Ziel - und läßt uns wieder unser Leben fühlen.
Deswegen gefährde dich nicht selbst - es ist zu viel, was du verlieren kannst. Habe Geduld - denn daraus erwächst die Kraft wirklichen Abstand zwischen dir und deiner Spielsucht zu bekommen.
Ich denke schon, das du gute Voraussetzungen hast, das zu schaffen.Dein positives Gefühl nicht gezockt zu haben wünsche ich dir jeden Abend.
Lieber Gruß
Rudi

Dora
26.08.2005, 09:11
Lieber Merowinger,

Schau zurück auf den gestrigen Tag und genieße es geschafft zu haben.
Wie, das man durchaus fragwürdig sein.
Stecke den Ehrgeiz und die Energie in dein Geschäft.!!
Was meinst du was da für ein Gewinn, ein echter Gewinn dabei herauskommt.
Mir geht es heute sehr schlecht!
Ich kann nur schwer die Kritik meiner Kinder aushalten.
Meine Tochter lobt mich einerseits dafür, dass ich so konsequent war, aber findet es unmöglich, dass ich immer noch das Bedürfniss habe zu "kontrollieren" was bei ihm abgeht.Ich weiß er schafft das alles nicht alleine.
Aber meine Tochter sagt mir er brauche mich jetzt nicht, er muss sich freischaufeln. Ich soll loslassen.Ich könne mich nicht entscheiden.Wolle das Risiko nicht eingehen, nicht für die Partnerschaft kämpfen aber weiterhin im Hintergrund die Fäden ziehen.Das hat mich total betroffen gemacht.
Ich muß weg! Ich werde nächste Woche an den Gardasee fahren.
Mein Sohn ist noch härter er meinte ich brauche doch nur einen Mann zum Rasen mähen! Dafür hätte ich sogar jahrelang die Spielsucht gedeckt.
Gestern ging es mir echt gut da konnte ich sogar dich noch ermuntern und habe im Gedanken mit dir deine Sucht bekämpft.Heute ging es schon am fühen morgen los das ich nur grüble und grüble.Ich habe noch mal einen Termin beim Psychologen.Ich hoffe der kann ein bischen helfen.
Gruß Dora

Kaffetasse
26.08.2005, 10:23
@ Dora

Hallo Dora,

Nur kurz. Lass dich nicht fertig machen. Du bist schon seher in Ordnung. Und mit der Kritik von den Kindern....

Am schwierigsten ist ja die Kritik von den Menschen, die uns nah stehen. Und das meistens ja nicht, wegen dem was sie wirklich gesagt haben, sondern wegen mangelnder Distanz. Versuch, dass was die Kinder gesagt haben ein bischen aus der Distanz zu sehen.

Halt die Ohren steif.

Dora
26.08.2005, 10:48
Lieber Merowinger,
ganz kurz noch, ich habe eine Wisenschaftliche Abhandlung zum Thema Spielsucht gelesen.
Probandten haben den Drang zu spielen durch essen von Schokolade besser kontrollieren können!Aber es muss bittere Schokolade sein! Meim Genuss dieser werden Serotonine Glückshormone freigesetzt.
Das klingt nach einer harmlosenUnterstützungsmaßnahme.
Soll auch bei Liebekummer helfen!!Hm hm hm!
Noch was anderes.Ich versuche mir immer meinen anonymen Gesprächspartner vorzustellen! Bist du dunkelhaarig mit braunen Augen?
Gruß Dora

Der Merowinger
26.08.2005, 11:43
Liebe Dora,

Danke für den Tipp mit der Schokolade. Hört sich sehr abenteurlich an, aber ich werd`s mal probieren. Ich find bittere Schokolade zwar ekelhaft, aber man sagt ja: Nur was unangenehm ist führt zum Erfolg! Aber man kann ja das Unangenehme mit dem Schönen verbinden. Meine Ex-Freundin steht total auf Bitterschokolade.... :-)

Bitte lass Dich nicht von anderen runtermachen oder entmutigen! Die Reaktionen Deiner Kinder finde ich auch etwas seltsam. Wenn Dein Mann wieder klar im Kopf werden sollte und den echten Willen zeigt aus der Scheiße raus zu kommen, geht es nicht ohne eine gewisse Kontrolle von Deiner Seite. Schon alleine damit Du eine gewisse Sicherheit hast, daß Dein Einsatz und Deine Entbehrungen sich lohnen werden. Bis zu dieser Reaktion, wenn sie denn überhaupt kommen sollte, kannst Du Dir jegliche Kontrolle sparen. Er wird sich eh nur dagegen wehren, oder Dich belügen.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß das mit Euch noch ein gutes Ende nimmt. Wenn es das ist was Du möchtest. Wenn Du jedoch in den nächsten Wochen keinerlei Geisteswandel bei Deinem Mann erkennst, dann opfere Dich nicht auf. Es wird sich dann nicht lohnen. Wenn er in einer so dramatischen Situation nicht die Kurve kriegt, dann wohl leider nie.

Finde es gut, daß Du an den Gardasee fährst. Damit tust Du was für Dich, nur für Dich! Es gibt Dir die Möglichkeit eine gewisse Distanz zu den Dingen zu erlangen. Geniesse jede Sekunde davon! Atme wieder in vollen Zügen DAS LEBEN ein! Und wenn es eine reelle Chance gibt solch unbeschwerte und glückliche Zeiten mit Deinem Mann wieder zu erleben, nutze sie. Wenn nicht, dann nutze auch diese Chance...

Ich bin genau das Gegenteil von Deiner Vermutung. Blond und blauäugig, 29 Jahre alt und 174cm klein.

Falls wir nicht mehr vorher voneinander hören, wünsche ich Dir ein wunderschönes Wochenende. Tut sehr gut mit Dir zu schreiben!

Liebe Grüße

Der Merowinger

Dora
26.08.2005, 15:32
Hallo,
Ich komme gerade vom Psychologen.Habe ihm von den letzten Ereignissen und vor allem von der Unterstützung aus dem Forum erzählt.
Er war begeistert und meinte was ich bei euch annehmenund geben kann wäre besser als eine Selbsthilfegruppe.
In der Gruppe könne man sich eben nur an einem Tag/Abend treffen und hier kann man fast rund um die Uhr einen Austausch finden.
Er meinte Scherzhaft ob ich ihn überhaupt brauche wenn ich doch eine ganze "Horde" Psychologen habe.
In der Tat waren seine Tipps von wegen tu dir etwas Gutes, lass ihn los, gehe nicht mit ihm unter ect. den euren sehr ähnlich.
Ich habe vorhin in der Klinik angerufen umvor meiner Reise noch einige Organisatorische Dinge abzuklären.
Es war als ob ich mit einem Fremden gesprochen hätte!
Total kalt und nicht so als ob ich mit diesem Menschen 20 Jahre lang alles geteilt hätte.
Am Wochende hätte er Ausgang.Da würde er mal nach Stuttgart oder Baden-Baden schauen.Ich habe mich fast übergeben müssen.Ich hatte so gehofft, das er si in der Klinik öffnet, dort über seine Sucht spricht.Ich kannes auch nicht verstehen, das man ihm einfach so am Wochenende frei gibt.

Rudi
30.08.2005, 19:33
Hallo Dora,
nein, was du hier erlebst ist bei weitem nichts gegen eine gut funktionierende Selbsthilfegruppe ... auch wenn das dein Psychologe so meint.
Es geht nichts darüber, jemanden in die Augen zu sehen beim Gespräch. Seine Verzweiflung sein Schmerz - es ist nicht durch Worte vermittelbar - aber auch nicht Freude und Hoffnung, die sich in Gesichtern und Augen wiederspiegelt. Du spürst, wenn jemand nicht ehrlich erzählt - merkst es an den Ausdruck seiner gesamten Erscheinung - oder spürst den Widerspruch zwischen dem Gehörten und Gesehenen und kannst so hinterfragen.
Der persönliche Kontakt ist nicht durch eine virtuellen zu überbieten.
Obwohl hier im Forum bei vielen spürbar ehrlich berichtet wird.
Ich benutze die SHG - und das Forum. Es ergänzt sich. Der Vorteil des Forums ist, das ich sofort Gedanken niederschreiben kann und eventuell auch Resonanz erhalte.
Aber es wiegt es nicht auf - das gemeinsame erleben - das gemeinsame Schritt für Schritt gehen aus diesem Jammertal der Spielsucht.
In der SHG haben Erzählungen Gesichter.
Trotzdem ist es natürlich gut, dieses Forum zu benutzen - aber als alleinige Hilfe wäre es für mich zu wenig.
Wünsche dir ganz viele Tage der Spielfreiheit.
Lieben Gruß - und allen Gute 24
Rudi

Karin41
30.08.2005, 21:32
Hallo an alle,

melde mich aus dem Urlaub zurück.Dieser tat mir sehr gut.Ich habe versucht meine Gedanken zu ordnen und freizubekommen.Eine Woche ohne Spielhalle, es war für mich ein neues Gefühl. Man hat so viel Zeit, geniesst das Leben und die Zeit die man hat.
Und ich werde weiter machen, der neue Monat beginnt. Ich möchte versuchen, ihn ohne spielen zu überstehen.

Merowinger, hast du weiter durchgehalten?Ich habe gelesen, das du der Versuchung zu spielen sehr nahe warst. Halte weiter durch!
Auf die nächsten 24 spielfreie Stunden

Gruß Karin

Dirk
31.08.2005, 11:38
Hallo Merowinger,
bin unregelmässig hier und hab die einträge überflogen.
bin in der selbsthilfegruppe in bonn.
eine supergruppe. schau vorbei.
immer dienstags. 20.00 uhr.
herbert ist im urlaub.
der kontakt für nähere infos ist elmar: 0176 22311692

bis dienstag hoffentlich!
bin selber erst in zwei wochen wieder da, da unterwegs.

aus meiner 25 jährigen erfahrung heraus geht es nicht ohne selbsthilfegruppe. auf dauer.

komm vorbei!

lieben gruss

dirk

Der Merowinger
31.08.2005, 15:30
Hallo Karin,

es freut mich, daß Du eine so tolle Zeit im Urlaub hattest. So sieht man erst mal wieder welch schöne Dinge einem das Leben zu bieten hat, wenn man nicht zockt.

Ja, ich habe durchgehalten. War am WE nicht spielen. Hatte 3 wunderschöne Tage mit meiner Ex-Freundin, das war super schön. Heute bin ich auf den Tag genau 4 Wochen davon, und es werden noch unzählige hinzu kommen. Da bin ich mir sehr sicher.

Liebe Grüße

Der Merowinger

Der Merowinger
31.08.2005, 15:33
Hallo Dirk,

vielen lieben Dank für den Tipp mit der Gruppe in Bonn. Das sind zwar von mir ein paar Kilometer bis dahin, aber ich werde es auf jeden Fall nutzen. Wenn ich es irgendwie bewerkstelligen kann schon nächsten Dienstag. Scheiße, nein! Fürs Zocken hab ich mir auch alle Zeit der Welt genommen. Ich werde da sein!

Grüße

Der Merowinger

Nicole
31.08.2005, 15:39
Super! Die Einstellung finde ich richtig.
Früher hat man auch alles gedreht u. gewendet um zocken gehen zu können; dann kann man dies jetzt auch für "sinnvolle" Dinge tun.

Ich freue mich für dich, wenn es weiter bergauf geht.

LG

Erik
01.09.2005, 00:04
Hallo zusammen,
Hallo insbesondere Merowinger,

nun habe ich annähernd jede Zeile in diesem Thread gelesen. Das hat ganz schön lange gedauert – nun muss mein Beitrag etwas kürzer werden ;)
Leider wird er eher nachdenklich.

Zunächst in Kürze zu mir: Ich bin auch blonde 29 (wenn auch 2m groß) und habe ziemlich genau die Hälfte meines Lebens ge- und verspielt. Mein Vater ist auch Zocker, meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Lauter Parallelen... ich habe zwei stationäre Therapien gemacht, etliche Selbsthilfegruppen besucht – und bin immer wieder rückfällig geworden.

Seit jetzt genau 6 Monaten und vier Tagen spiele ich nicht mehr. Einfach so. Ohne Therapie. Ohne Gruppe. Ich habe nur eine Ahnung davon, warum das so ist. Aber ich versuche bewusst damit umzugehen, genieße und gestalte das neue Leben und – jetzt kommt das vielleicht wichtigste – bin dabei so gut ich kann geduldig und gelassen.

Lieber Merowinger: Mit diesem Hintergrund bild ich mir ein, Dich verdammt gut verstehen zu können. Ich habe JEDEN Deiner Beiträge gelesen.

Deinen Fast-Rückfall (alias Test) habe ich geahnt, bevor er passierte. Denn nach ganz wenigen Tagen Spielfreiheit hast Du, so kam es mir vor, zu einem gefährlichen Höhenflug angesetzt. Und wie es scheint, fliegst Du noch immer.

Es sind solche Passagen, wie „Wie soll ich ihr beweisen, daß ich diese Krankheit für uns niederkämpfen werde“, die mich nachdenklich stimmen. Niederkämpfen? Ich glaube durchaus, dass Du es schaffen kannst, ganz lange spielfrei zu bleiben. Aber nicht durch kämpfen. Den Kampf gegen die Automaten verlieren wir immer.

Auch was Du als „Ansporn durch Kritik“ bezeichnest, finde ich bedenklich. Dass das Prinzip Wettbewerb irgendwie Dein Leben bestimmt. Bei mir war es ähnlich. Ich habe mich immer sehr über meine Leistungen definiert und über meine Fähigkeit, alles möglich zu machen. Genutzt hat es mir letztlich wenig.

Nachdenklich stimmen mich auch die langen Rechtfertigungen Deiner „Test"-Theorie. An dieser Stelle will ich aber nicht argumentieren – sondern einfach nur Rudi zustimmen. Er hat alles gesagt.

Übrigens ist auch unser kleiner Terrorist bankert trotz Maulkorb anscheinend ein aufmerksamer Leser. Auch wenn ich seinen Sarkasmus zu hart und wenig brauchbar finde, hat er mit seinem letzten Ausspruch ("Dein nächstes Ziel…") doch genau auf Deinen (drohenden) Höhenflug gezielt.

Ich hoffe, mich um diese späte Uhrzeit noch halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben – ansonsten lege ich die Tage gern noch einen nach... :)

Und falls sich die letzten Zeilen etwas pessimistisch angehört haben sollten: So war es nicht gemeint. Ich finde Deinen Weg nichtsdestotrotz sehr stark und wünsche Dir weiterhin einen spielfreien Tag nach dem anderen.

Mir übrigens auch :)

Gute Nacht.
Erik

Der Merowinger
01.09.2005, 11:08
Hallo Erik,

vielen Lieben Dank für Dein echtes Interesse! Ich bin unendlich dankbar, daß ich hier auch mal harsche Kritik einstecken muß. Das hält mich auf dem Boden und verhindert eben, daß ich den Kontakt zum Boden bei meinen Höhenflügen verliere.

Ja, es ist richtig! Ich bin jemand, der sich sehr stark über seine Leistung definiert. Immer gewinnen, der Beste sein wollen! Im ständigen Wettbewerb stehen, sich mit anderen vergleichen. In den letzten Jahren habe ich jedoch feststellen müssen, daß dieser Ehrgeiz, der sonst doch sehr auf meinen Beruf und den Sport, begrenzt war, sich fast nur noch auf meine Zockerei bezogen hat. Im beruflichen habe diesen Wettbewerb fast immer verloren, bin nicht weiter gekommen! Wie auch? Habe ich doch meine ganze Energie an den Kisten verschwendet. Ich schrieb schon einmal, daß mein Beruf diesen Wettbewerb mit sich bringt. Auf beruflicher Ebene gefällt er mir auch. Ohne Ehrgeiz und Ziele kommt man nicht wirklich weiter im Leben.

Ich weiß genau was Du meinst mit den Höhenflügen! Wer hoch fliegt fällt nachher umso tiefer. In letzter Zeit habe ich mich gedanklich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. es ist noch nicht lange her da war ich der festen Überzeugung, ich wäre manisch-depressiv. Mittlerweile stelle ich fest, daß ich nach vier Wochen Abstinenz viel ausgeglichener werde. Noch gestern habe ich mich mit meiner Ex-Freundin darüber unterhalten. Ich reagiere viel ausgeglichener auf Konflikt-Situationen und Probleme. Das ist das, was mich mit am positivsten stimmt. Endlich diese innere Unruhe los werden, die mir schon seit 10 Jahren inne wohnt! Das heißt für mich nicht so emotional wie eine Schlaftablette zu werden, sondern in sich zu ruhen. Ich möchte, daß die Ausschläge meiner emotionalen Kurve nach unten viel, viel flacher werden. Dafür bin ich auch bereit zu aktzeptieren, daß die Ausschläge nach oben geringer werden. Souverän sein Leben meistern!

Ich fühle mich auf einem sehr guten Weg dahin, gerade weil ich hier Leute wie Dich habe, die mir auch mitteilen welche Gefahren sie sehen. Ich habe ja eingesehen, daß mein "Test" sehr gefählich war. Habe seither auch keinen mehr unternommen. Trotzdem hat er mir gut getan! Für den Augenblick bin ich erst mal nur stolz auf die ersten 4 Wochen ohne Spielen. Vier Wochen in denen ich mich intensiv wie nie mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Ich glaube, das ist für mich einer der Schlüssel zum Erfolg!

Viele Grüße

Der Merowinger

P.S.: Würde mich interessieren, ob es noch weiter Paralellen bei uns gibt!

Eva 43
05.09.2005, 09:15
lieber Merowinger,
auch mich fesselst Du mit Deinen Beiträgen hier in diesem Forum. Ich muss das jetzt mal schreiben, obwohl ich eher zur lesenden statt sich äussernden Fraktion gehöre.
Ich bin Spielerin und mittlerweile 10 Monate trocken.
Ganz klar, dass ich mich bei vielen Stationen Deiner Spielerkarriere wiederfinde, so wie es wohl den meisten hier geht.
Worin wir beide uns allerdings ganz wesentlich von den meisten (zumindest von denen die hier schreiben) unterscheiden, ist wohl die Einstellung zu den , ich nenne es mal "Selbsttests". Ich meine damit, das in die Spielhalle gehen und NICHT-Spielen und das als Bestärkung zu empfinden, wenn man ohne einen Cent verspielt zu haben, dort wieder erhobenen Hauptes herausstolziert....ja, es ist für mich ein innerliches Herausstolzieren.
Vor einem Jahr noch, war ich der Meinung, dass ich nicht bewusst in die Spielhalle gehe sondern irgendwie immer nur darin "lande" , so als hätte mich eine magische Hand dort hinein gezogen, vor den Spielautomaten gesetzt und mich dann wie eine Marionette ohne Gehirn die ersten Euros einwerfen lassen.
Heute gehe ich ganz bewusst ab und zu in die Spielhalle, Geld habe ich immer dabei, trinke einen kaffee an der Theke, denn man kennt ja dort ziemlich alle, halte einen 3-Minuten-Smalltalk, beobachte sehr genau, wie häufig ein einzelner Spieler innerhalb von 20 Minuten 50 Euro wechseln lassen kann, erkenne MICH und meine Zeit als Spielerin dabei wieder und finde es in meinem Nichtspielen SEHR bestärkend, diese Situationen ab und an ganz bewusst mitzuerleben. Es ist dabei völlig unerheblich, ob jemand gewinnt oder verliert. Es hilft mir zu sehen, wie das Spielen an sich abläuft und immer wieder resümierend festzustellen, dass ich DAS nicht mehr will.
....in der Selbsthilfegruppe, die ich seit fast 2 Jahren besuche(Du siehst, ich war also über 1 Jahr eine rückfällige Spielerin), schütteln alle verständnislos den Kopf über meine Spielhallenbesuche und warnen, warnen, warnen...sprechen gar von "zocken", was meine Vorgehensweise betrifft und es kostet mich jedesmal viel
Nerven mich erklären zu wollen....dort versteht man mich in genau diesem Punkt nämlich überhaupt nicht.....
Ich erfahre in meiner Verhaltenstherapie, die ich seit einem dreiviertel Jahr parallel zur SHG mache, deutlich mehr den Versuch des Verstehens meiner Handlungsweise...wie Du schon sagtest, Merowinger....den Königsweg gibt es nicht...nur den individuellen....so wie ich auch glaube, dass man nicht alles in diesem Forum für sich selbst verwenden kann...man kann sich "rausziehen" was man möchte, kann inspirieren für andere, kann Tipps geben und auf mögliche Gefahren hinweisen aber nicht den eigenen Weg als den allgemeingültigen betrachten.
Wäre es anders, dann könnte man eine Anleitung " so werde ich zum Nichtspieler" herausgeben und ALLE die es wollten wären spielfrei.
So, jetzt habe ich mich mal ein wenig ausgelassen....würde mich freuen, die ein oder andere Meinung dazu zu lesen und Dir, Du blonder Merowinger ;o) wünsche ich weiterhin so viel Kraft beim "Treppensteigen"...denn wenn man alle Deine Beiträge liest, dann stellt man sehr schnell fest, dass Du die Treppe in das neue Leben mit verdammt viel Power nach oben steigst...

viele Grüsse
Eva

Jürgen
05.09.2005, 10:02
Hallo Eva,

dein Versuch vom Spielen los zu kommen ist meiner Meinung nach zum scheitern verurteilt! Was prakizierst du da? Na klar, das ist inaktives Zocken was du da machst, wie lang hast du gespielt 10 oder 20 Jahre? Willst du nun diese Zeit mit zuschauen verbringen und weiter so dein Leben vergeuden? Es ist ja schön für dich wenn du in die Halle gehst, einen Kaffee trinkst und kein Geld verzockst, aber was ist mit deiner Zeit? Geld zu verlieren ist noch lange nicht alles, der soziale Abfall ist genauso zu beachten. Ist das nun deine neue Freizeitgestaltung? Auf kurz oder lang fliegst du so oder so aus der Halle, zugucker werden nicht geduldet, egal wieviel Geld du da vorher gelassen hast. Was machst du dann?
Man sollte seine Verganenheit auf jedem Fall kritisch betrachten und das Thema Spieler/spielen nicht aus den Augen verlieren. Aber einen gewissen Schlussstrich solltes du langsam mal ziehen und dich mit anderen Dingen beschäftigen. Das kann nicht gut gehen. Von 100 Fällen werden es 100 nicht schaffen. Da brauchst du dich doch nicht wundern wenn in deiner SHG alle den Kopf schütteln.
So nun hab ich genug gemeckert, mutig und gut finde ich es das du deinen Weg hier beschreibts obwohl du weisst das ihn fast alle kritisieren. Das dass unangenehm ist ist schon klar aber du möchtest ja auch ein feetback haben um zu wissen wo du stehst. Ich wünsche mir für dich das du einen aderen Weg findest dich vom spielen zu distanzieren. Den du im Moment einschlägst ist der Falsche!

Alles Liebe
Jürgen

06.09.2005, 07:42
Lieber Jürgen,
vielen Dank für Dein feedback! Das meinte ich doch mit Königsweg, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, was für ihn der richtige Weg ist. Auch Du bist der Meinung, dass das nicht der richtige ist. Für Dich nicht und vielleicht für viele andere auch nicht. Jeder einzelne muss doch für sich selbst entscheiden können, wo das Zocken für ihn anfängt.Ich spiele beispielsweise Lotto, Karten , Gesellschaftsspiele, vielleicht auch einmal ein Computerspiel und das völlig ohne Probleme. Viele aus meiner SHG "können" dies nicht oder haben es sich selbst verboten. Ich möchte mich nicht als weniger krank bezeichnen aber ich denke, dass es völlig unterschiedlich ausgeprägte Formen der Spielsucht gibt und genauso unterschiedlich sind auch die Wege, mit der Spielsucht umzugehen.
Du fragst, ob ich meine Freizeit nicht sinnvoller gestalten könnte. Du hast da etwas missverstanden. Ich verbringe weder meine "Freizeit" in der Spielhalle noch gehe ich regelmässig dort hin. Manchmal bin ich wochenlang nicht dort und wenn, dann vielleicht für eine halbe Stunde.
Vor einem Jahr habe ich dort Tage und Nächte verbracht...Meine Freizeit ist mir viel zu kostbar geworden, seit ich nicht mehr spiele als dass ich dort stundenlang herumhängen möchte. Ich kenne die Frau die dort arbeitet, und wie gesagt, es ist wenn überhaupt vielleicht mal eine halbe Stunde die ich dort bin, um mit ihr zu reden.
Glaube mir, ich bin ehrlich genug zu mir selbst um festzustellen, ob ich dort gedanklich mitzocke oder nicht....
Ich bin davon überzeugt, dass ein Zocker sein Leben lang beispielsweise die Tonfolgen bei Spielserien hören wird, die andere überhaupt nicht registrieren. Sei es in Kneipen oder in irgendeinem Film. Verstehst Du was ich sagen möchte?
Glaube mir, ich gehe sehr, sehr achtsam mit mir um!
Vielen Dank noch einmal, für Dein feedback auch wenn Du anderer Meinung bist als ich, so ist es mir dennoch wichtig und regt ganz sicher meine Gedankenwelt an.
AUch solltest Du meine Zeilen icht als Rechtfertigung sondern als Erklärung verstehen.
Ich wünsche Dir und allen 24 spielfreie Stunden!

Alles Liebe,
Eva

Der Merowinger
06.09.2005, 11:20
Hallo Eva,

es ist schon erstaunlich, wie sich unsere Ansichten und Einsichten gleichen. Auch ich gehe ab und an Karten spielen, Lotto aber eigentlich so gut wie nie. Ich habe jetzt zwölf Jahre Spielsucht hinter mir, und in dieser Zeit auch viele Erfahrungen gemacht. Ich kann von mir behaupten, daß meine Suchtgefährdung in andere Richtungen nicht vorhanden ist. Nur diese scheiß Kisten ließen mich nicht los.

Ich bin mir bewußt, daß die meisten hier sagen werden, daß dieser Weg in die Sackgasse führt. Da bin ich aber anderer Meinung. Mein Bewußtsein für das was ich war, was ich bin und mal sein möchte war noch nie so ausgeprägt wie jetzt. Ich war erst einmal im Casino (im Rahmen einer Tagung), habe noch nie Online-Casinos besucht, war noch nie auf der Rennbahn, zocke keine Karten um Geld, spiel kein Lotto, und erst zweimal in meinem Leben Oddset, obwohl ich extrem sportbegeistert bin.

Hab früher mal Billard um Geld gespielt. Hab da eigentlich kaum nennenswert verloren, und wenn dann hatte ich nach 50 Mark keinen Bock mehr. Ich habe noch nie Drogen genommen, rauche seit ich nicht mehr zocke nur noch sporadisch, trinke ab und an mal ein Bierchen, das war`s.

Der einzige Dämon sind die Daddelkisten, aber das langt mir auch. Wie glücklich wäre ich, wenn ich in einem Bistro sitzen könnte, und nicht bemerken würde, daß jemand eine Serie an einem Geldspieler hat. Man kann sich nicht dagegen wehren, diese Melodien warzunehmen und hinzuschauen. Aber damit muß ich leben.

Ich werde es schaffen, und das wünsche ich Dir Eva auch von ganzem Herzen!

Der Merowinger

GM
07.09.2005, 22:34
jaja, die spielsucht.
weiß denn eingentlich jemand von euch, wo man fundierte informationen über den psychologisch-medizinischen ablauf einer spielsucht erhalten kann?
hier im forum habe ich des öftern gelesen, spielsucht sei eine krankheit. wie soll ich das verstehen? und welcher art ist sie? ist es eine heilbare krankeheit, eine, die sich bei wiederholtem glückspiel verschlimmert, fortsetzt oder verstärkt oder eine, die irgendwann einfach keine mehr ist?
wenn ich den 20-fragen-test auf dieser hompage richtig interpretiere, dann bewege ich mich im grenzgebiet zwischen sucht und nicht-sucht. phasen- das heißt monate oder jahreweise spiele ich gar nicht, dann fängts harmlos an, endet in einer katastrophe und geht so lange weiter, bis ich wieder vernünftig geworden bin. sind die finanzen wiedermal einigermaßen gesichert, dann kommt die phase des zurücvkhaltenden spiels, hier und da ein wenig, automaten, wetten, lotto oder was weiß ich. geringe einsätze und gewinnmitnahmen. meistens zahle ich, nachdem ich den beschluss gefasst habe, in ein casino zu gehen, zuerst alle offenen rechnungen, hinterlege einen gewissen betrag in meiner kasse und gehe dann - ohne ec-karte - los und gewinne oder verliere. wenn ich gewinne, dann geh ich meist sofort einkaufen, klammotten, verpflegung und auch schuldentilgung. das geht ein paar mal gut, das konto ist mittlerweile ausgeglichen und nach einiger zeit, wenn ich dann denke, jetzt hast du genug beiseite gelegt und kannst dir sogar einen urlaub leisten, komt wieder ein ausfall (also mit ec-karte ins casino etc.).. in facto (beispiel): in den letzten 3 monaten habe ich mit geringen einsätzen etwa € 300 - step by step - gewonnen. dann letzte woche in berlin, hops, 500 € verloren, auslandsse,ester gefährdet, geldf borgen bei den eltern. eltern geld geborgt, losgefahren, angekommen, miete, kaution usw. bezahlt- und ab ins casino. hab dann 200 € gewonnen, weitergespielt, und letztlich 140€ verloren. das problem: die einsätze und das risiko sind angemessen, ja gering, das spielverhalten vorsichtig, gewinne werden meistens mitgenommen. als ich heute aber noch die € 300 in der tasche hatte und weiterspielte, habe ich reflektiert und festgestellt, dass ich eigentlich gar nicht im casino sein dürfte, trotz vorsichtigen spiels und gewinn. was tu ich? als trotzreaktion habe ich auf die gewinnmitnahme verzichtet, das spiel wider besseres wissens intensiviert mit dem ziel, alles zu verlieren, um wiedereinmal feststellen zu müssen, dass ich all dem wahrscheinlich nicht gewachsen bin, ja als strafe bewusst verloren. natürlich war ich klug und hab mir € 200 zu hause hinterlegt, um diesen monat auszukommen. die 340 € hätteich verdammt gut gebrauchen können, aber was solls, jetzt hab ich meine strafe, fühle mich schlecht und verschwenderisch und bin wieder hier um mich abzuschrecken.
in den letzten zehn jahen hab ich wohl € 60-70000 verspielt, etwa 15000 gewonnen (und meistens sofort in konsumgüter investeiert). aber trotz allem liegt mein gesamtvermögen mit 28 jahren zuverlässig bei etwa - 1500 €. man kommt einfach nicht heraus aus den schulden, und schuld daran ist ein rückfall immer dann, wenn das konto nahezu ausgeglichen ist. schade ist das, immer wieder bewiesen zu bekommen, dass man im entscheidenden moment nachgibt und versagt.
hin- und hergerissen zwischen glück und versagen melde ichmich nun zu wort, wohl wissend, hier auf leser zu stoßen, die ähnliches erlebt haben - mal schlimmer, mal weniger schlimm - und doch frag ich mich, ob dies eine never ending story ist?!?
hat jemand von euch, wenn er denn "aufgehört" hat, glücksspiele zu spielen, jemals aufgehört, ohne es nötig zu haben, sich die motivation fortwährend im dialog mit scicksalsgenossen aufrecht zu erhalten?
Viele Grüße
GM

Der Merowinger
08.09.2005, 11:42
Hallo GM,

Danke für Deinen Beitrag. Ich habe ihn mir jetzt zwei mal durchgelesen und muss sagen, daß Du den Selbsttest mit Sicherheit falsch interpretiert hast. Alle Deine Schilderungen lassen für mich nicht den geringsten Zweifel zu, daß Du spielsüchtig bist. Alleine schon die Tatsache, daß man "Sicherheitsmechanismen" einführen muß, um nicht mehr zu verspielen als man will und kann, sind ein mehr als eindeutiges Zeichen. Du hast keine echte Kontrolle. Auch die Zahl 60.000 € - 70.000 € läßt keinen Interpretationsspielraum mehr.

Ich denke es ist für Dich an der Zeit Dir dessen bewußt zu werden und Dir Hilfe zu holen. Es freut mich für Dich, daß Du, wenn ich das richtig verstehe, keine nennenswerten Schulden hast (1.500 €?). Aber glaub mir, das wird nicht so bleiben. Und selbst wenn, überleg mal was Du mit den 60.000 € hättest machen können.

Auch ich kenne dieses sich selbst bestrafen. Spielen nur um alles zu verlieren, um dann einen Grund zu haben nie wieder zu gehen. Ich sage Dir jetzt etwas, was Du selber schon weißt: Es klappt nicht, und ohne Hilfe kommst Du da nicht raus! Ich weiß es! Es ist ja nicht gerade so als ob Du hier schreibst, nachdem Du das erste mal im Casino warst und 100 € verloren hast. Du zockst 10 Jahre und hast 60.000 € verloren. Bei mir waren es 12 Jahre und 150.000 €. Und erst jetzt, nachdem ich die Lösung des Problems strukturiert und intensiv angegangen bin, habe ich zum ersten mal den festen Glauben, daß ich es schaffen werde. Habe jetzt 5 Wochen hinter mir, und es geht mir so gut wie lange nicht mehr. Der Druck lässt nach, die Finanzen entspannen sich (Wenn auch sehr langsam), ich lebe wieder!

Bis hierhin haben mich Freunde, das Forum und mein fester Wille gebracht. Einen Termin für Selbsthilfegruppe und ambulante Therapie habe ich auch schon. Ich werde es schaffen, und auch Du kannst Dich von all dem befreien. Wenn Du es wirklich willst. Ich weiß nicht, ob Du das Ganze für Dich schon als ein wirklich großes Problem definiert hast, welches es zu lösen gilt.

Wie würde Dein Leben aussehen, wenn Du es selber bestimmen könntest? Anders als jetzt? Ohne oder mit Casino? Ohne? Dann mach es doch einfach! Du hast geschrieben, dass Du nicht täglich oder wöchentlich Zocken fährst. Hier im Chat findest Du Leute, die ganze Tage und Wochen in der Spielhölle verbracht haben. Viele von Ihnen haben es geschafft davon abzulassen, indem Sie sich Hilfe geholt haben. Tut man das nicht ist es schwerer, und meistens bleibt es dann wirklich eine NEVER-ENDING-STORY!

Du hast die Wahl!

Viele Grüße

Der Merowinger

Gast
08.09.2005, 12:18
Lieber Merowinger ,

mit großem Interesse,glaube ich, verfolgen viele hier
deinen Werdegang. Es wäre erheblich leichter zu folgen,
wenn du Dich zum Eröffnen eines neuen Thread entschliessen
könntest. Oder ist es sportlicher Ehrgeiz,die größte Anzahl von Beiträgen zu erreichen ?

viele Grüße ein Gast

Der Merowinger
08.09.2005, 13:22
Hallo Gast,

ich habe bewußt am 03.09.2005 einen neuen Thread eröffnet (Wie lege ich den Hebel um?), um diesem bescheuerten Ehrgeiz zu begegnen. Seither habe ich glaube ich immer nur auf Postings geantwortet, die in diesem Thread eingetragen wurden.

Aber werde Deinen Vorschlag jetzt verwirklichen.

Viele Grüße

Der Merowinger