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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : rückfälle



karsten
29.11.2005, 13:17
Ich bin erst seit kurzer zeit hier im forum und auch im chat.Ich bin seit 20 jahren spieler und setzte mich seit 5Jahren mit meiner sucht auseinander.Habe vor 5jahren eine stationäre langzeittherapie gemacht,die mir dazu verhalf zu erkennen warum ich überhaupt spieler geworden bin.Es ist ja niemand zum spieler geboren,sondern wir sind erst spieler geworden.War gute 3jahre clean,bis sich dieser gedanke einschlich kontrolliert spielen zu können.Somit war ich das letzte jahr genau so dumm wieder dran,wie schon vor 5jahren.Bin wieder am anfang spielfrei zu werden,und bin es auch seit 8tagen.Ich weiss auch das jeder es schaffen kann,wenn er nur will.Mir fällt es sehr schwer zu schreiben,und ich merke wie mir meine hände zittern,so gross ist die enttäuchung darüber nach langer spielfreiheit mich hier als rückfall zu outen.Ich hoffe das es mir hilft,den es tut mir sehr weh das ich rückfällig geworden bin.
Ich will wieder an mir arbeiten und hoffe das ich einige leute hier treffe mit denen ich mich auf niveu auseinander setzen kann,stehe mit meiner erfahrung auch gerne zur verfügung.
mfg karsten

Harry
29.11.2005, 13:28
Hallo Karsten,
so ein Rückfall ist sicher sehr schwer zu verkraften, nur brauchen manche ihn eben um dann auch zu glauben, dass kontrolliert eben nicht mehr möglich ist. Das ist ja auch dass was ich hier die ganze Zeit schon sage. Man muss seine Grenze ziehen und über die darf man nie mehr drüber gehen. Es geht nur ohne Rücksicht auf Verluste zu zocken. oder nie mehr zocken. Dazischen gibt es nichts. Aber wenn du nun mal eben diesen Rückfall gebraucht hast um das jetzt zu wissen ok its nicht schön aber viellleicht lehrreich. Dann verhalt dich jetzt so wie du es vorher gemacht hast und lebe clean, dein Rückfall kann dir dabei auch helfen, deine Zweifel ob es vielleicht doch geht, zu beantworten nämlich es geht nicht.
Ich hoff du verstehst wass ich dir damit sagen will, fang einfach ab jetzt nochmal an die spielfreie Zeit zu zählen.

Liebe Grüße
Harry

Kary
29.11.2005, 14:21
Hallo und willkommen Karsten,

mir ist es ähnlich ergangen wie Dir, auch ich bin nach vier Jahren rückfällig geworden und ich erinnere mich noch gut an die Gefühle, die Du gerade beschreibst. Ist nämlich noch gar nicht so lange her ;-)

Für mich ist es im Laufe der Jahre nicht mehr so wichtig die spielfreien Tage zu summieren, wichtig ist einzig und allein, dass ich HEUTE nicht gespielt habe, denn mehr liegt gar nicht in meiner "Macht".

Ein Rückfall kann zum Vor-Fall, zum Fall nach vorne werden, wenn Du versuchst ihn als Mittel zum Zweck zu sehen. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen ich vielleicht unvorsichtig und nachlässig mit mir selbst werde, weil ich mich zu sicher fühle und glaube all die Dinge, die für mich lebenswichtig sind, vernachlässigen zu können. Und gerade so ein Rückfall zeigt doch überdeutlich, dass Du was hast schleifen lassen. Finde für Dich heraus was und dann weißt Du, worauf Du "beim nächsten Mal" ganz besonders achten solltest. Meistens sind es ganz banale Dinge, denen ich keine Bedeutung beigemessen habe, die für mich aber schwarz oder weiß, gewinnen oder verlieren, spielen oder leben, ausmachen.

Ich habe angefangen auf die leisen Töne, die sanfte Stimme meines Bauches zu hören und seitdem läuft vieles runder und selbst die Probleme werden zu Chancen.

Lass Dich nicht entmutigen!!! Sieh es als Chance weiterhin zu wachsen und zu reifen.

Lieben Gruß
Kary

Verena Verhoeven
29.11.2005, 17:33
Hallo Karsten,

nach meiner Erfahrung als Therapeutin ist es nicht selten, dass Menschen mit einer Glücksspielsucht nach Jahren der Spielfreiheit durchaus überprüfen wollen, ob sie nicht doch wieder kontrolliert spielen können.
Ich schreibe das, um dir zu sagen, dass du damit nicht alleine stehst.
Allerdings gibt es oft, zum Teil auch unbemerkte, Auslöser für eine erneute Beschäftigung mit dem Thema Glücksspiel.

Mich interessiert,welche Situationen und Lebenslagen in dir den Wunsch nach erneutem Glücksspielen haben erwachen lassen, nach dem du bereits 3 Jahre "trocken" warst.

Ich halte dies für wichtig, um auf dem Weg der Abstinenz Stolpersteine zukünftig besser erkennen zu können.

Hast du schon einmal überlegt diese Frage gemeinsam mit Anderen in einer Beratungsstelle oder in einer Selbsthilfegruppe zu ergründen?

Adressen findest du auf unserer Homepage.

MIt herzlichen Grüßen aus Neuss

Verena Verhoeven, Fachstelle Glücksspielsucht

Rudi
30.11.2005, 01:48
Hallo Karsten,
nach langer Zeit rückfällig werden, ist ein harter Brocken.
Dennoch - die Frage, was hat mich dahin gebracht hat ja durchaus ihre Berechtigung - und noch eine weitere Frage - was kann ich in Zukunft tun, damit so etwas nach Möglichkeit nicht mehr geschieht.
Der Wille aufzuhören ist die Basis. Leider reicht das fast nie allein.
Ich für mich - in ähnlicher Situation seinerzeit - habe Hilfe zugelassen und gesucht.
Das war für mich die Selbsthilfegruppe. Spielerspezifische Therapien wurden nicht angeboten - oder man mußte sie selbst tragen.
Die Angebote, die Heute vorhanden sind, solltest du nicht ausschlagen - weder die ambulante oder auch stationäre Therapie, wie auch die Selbsthilfegruppe.
Diese Maßnahmen ergänzen sich - und bieten die besten Voraussetzungen für eine dauerhafte Abstinenz.
Mit Hilfe meiner SHG, meiner Familie -- und auch den Ausatusch im Forum mit ehrlichen Menschen, bin ich nun 5 Jahre rückfallfrei.
Es gibt einige Brücken, die man sich bauen kann, um über plötzlich auftretenen Spieldruck hinwegzukommen - aber das sind eigentlich nur erste Hilfe Maßnahmen.
Das wichtige ist, sich bewußt zu machen, das man wirklich Suchtkrank ist - und das da ein persönliches Schutzprogramm für mich aufgebaut wird. Daran muß ich natürlich selbst sehr mitwirken. Ich muß mir selbst helfen - aber damit diese Selbsthilfe gelingt, gibt es, wie oben schon gesagt, gute Unterstützung. Allein ist es auf Dauer wohl nicht zu schaffen.
Natürlich hatte ich, als ich das erstemal eine SHG besuchte jede Menge Schamgefühl - aber wie sich herausstellte, war dieses gar nicht nötig. Ich wurde gut aufgenommen - und der Austausch mit Betroffenen und Angehörigen wae der entscheidende Faktor für mich.
Ich hoffe, du legst deine Scham spielsüchtig zu sein ab - und tust das entscheidende für dich.
Lieben Gruß
Rudi

Sven1052
24.04.2006, 14:20
Hallo Karsten!
So wie dir ist es mir vor vier Wochen gegangen und hatte nach vier spielfreien Jahren einen herben Rückfall!Aber Kopf hoch! Ich für mich habe entschieden mich einer Selbsthilfegruppe anzuschliessen und eine ambulante Therapie in Angriff zu nehmen!Da ich es eben ohne Hilfe nicht gebastelt bekomme!Hoffe für dich das du ähnliche Hilfestellungen für dich findest und spielfrei bleibst!Viel Glück dabei!

Gerri
25.04.2006, 11:24
Hallo Sven,
ein etwas alter Thread, den du vorgeholt hast. Aber das beweist die immer wieder kehrende Aktualität dieses Themas.
Ich freue mich für dich, das du wieder Schritte in die richtige Richtung machst - daran siehst du, das die vergangene spielfreie Zeit nicht nutzlos war. Nein, du hast gelernt, dich deinen Rückfall zu stellen - und das ist eigentlich was wir alle lernen müßen - den kein Spielsüchtiger kann sich freisprechen, das er nie einen Rückfall haben wird.
Du kannst nicht stolz auf deinen Rückfall sein - aber stolz darauf, wie du damit umgehst. Und es wäre dumm, gebotene Hilfe nicht für sich wahrzunehmen.
Würde mich freuen zu hören, wie es weiter geht bei dir - und wie deine persönlichen Empfindungen nach diesem Rückfall waren.
Lieben Gruß
Gerri