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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo und wann beginnt der Rückfall



K@rl
10.04.2006, 13:34
Das Thema Rückfall ist sicherlich eins der Themen mit dem sich Spieler und Angehörige genau so stark beschäftigen wie mit dem Ausstieg aus der Sucht überhaupt.

Auch in den neueren Treads wird dieses Thema wieder angesprochen.
Hat man erst einmal der Sucht den Rücken gekehrt kommen als nächstes die bangen Fragen nach dem Rückfall.

-Wie kündigt sich ein Rückfall an?
-Wo beginnt der Rückfall?
-Was sind die Konsequenzen eines Rückfalls in der Partnerschaft?
-Wie hoch ist das Risiko eines Rückfalls?
-Wie gehe ich mit einem Rückfall um?
-Wann, oder bin ich überhaupt jemals vo einem Rückfall sicher?

Eine Menge Fragen, die ich mir auch immer wieder stelle. Ich hatte zu diesem Thema einen Artikel im Internet gefunden und ihn auch schon einmal in einem Beitrag aus 2004 abgedruckt, möchte Ihn aber jetzt noch einmal anführen:

"Der Rückfall beginnt meist schon lange vorher im Kopf

Eingeleitet wird ein Rückfall nicht nur von einem Mangel an festem Vorsatz bezüglich der Abstinenz, sondern bisweilen paradoxerweise von einem Zuviel an guten Vorsätzen. Wenn man sich nämlich in dem ersten "Höhenrausch" (Euphorie) der Abstinenz zu viel vornimmt, dann wird die Umsetzung schwierig und es entsteht eine Unzufriedenheit mit sich selbst. Wird diese Unzufriedenheit dann zu einem Dauerzustand, entsteht daraus bald das Verlangen nach Erleichterung: Im Bewusstsein des Betroffenen bildet sich der Eindruck, dass sich die Abstinenz eben doch nicht "lohnt".

Hinzu kommt, dass Abhängige, denen Anerkennung von außen sehr wichtig ist, diese nur anfangs für die abstinente Lebensführung erhalten. Mit der Zeit wird diese Lebensweise für die anderen selbstverständlich, so dass niemand mehr den Spieler dafür lobt oder ihm Anerkennung zollt, was ihn enttäuschen mag.

Das Ausmaß und die Wucht des Rückfalls werden außerdem oft noch davon mitbestimmt, wie lange der Betreffende abstinent gelebt hat und was er damit verbindet. Es scheint, dass Schuld, Scham und Selbstverachtung wegen der Rückfälligkeit um so größer sind, je länger die Abstinenz schon dauert. Wer nicht Tag für Tag abstinent lebt, sondern die Abstinenztage wie einen Berg Geld auftürmt, der verliert natürlich besonders viel, wenn er mit einem Rückfall alles "Ersparte" in einem großen Loch verschwinden"

Ich kann das was hier beschrieben ist sehr gut nachvollziehen, man hängt sich an Menschen die es geschafft haben, zählt die eigenen Tage und vergleicht sie mit den Tagen anderer, ist erschreckt, wenn man feststellt, dass andere, obwohl sie viel länger abstinent sind, einen Rückfall hatten, fragt sich, was müsste bei dir passieren, damit du auch rückfällig wirst, wo fängt der Rückfall an? Schon dann, wenn ich nach langer Zeit mal wieder einen Lottoschein abgebe, bei einem Preisausschreiben mitmache oder Rubbelkarten beim Tanken bekomme, weil ich unbedingt Karten für die WM haben möchte, wenn ich mit Freunden Karten spiele, wenn ich zum Zeitvertreib irgend ein Spiel auf dem Handy spiele, wenn oder erst dann, wenn ich wieder ein paar Euro in einen Schlitz gesteckt habe oder vielleicht auch dann noch nicht einmal, wenn es bei dem einen Mal geblieben ist? Ich habe in den letzten 2 Jahren sehr viele unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gehört. Letztendlich könnte man natürlich sagen, wenn du überhaupt nichts mehr unternimmst, was in irgendeiner Form mit Spiel und Glück zu tun hat, ist das Gefährdungspotential am geringsten.
Wo liegt da der Unterschied zu stoffgebundenen Süchten? Ein Alkoholiker darf sicherlich nie wieder einen Tropfen Alkohol trinken ohne das Risiko eines Rückfalls einzugehen, aber darf ein Spielsüchtiger auch nie wieder "Mensch ärgere Dich nicht" oder "Monopoly" spielen.

Ich denke für mich habe ich die Restrektion bezüglich des Spiels nach 2 jähriger Erfahrung festlegen können, ich weiss, das mich dies nicht vor einem Rückfall schützt, wie immer er auch deffiniert wird. Leider habe ich für mich noch kein Notfallprogramm bei einem Rückfall parat, ich denke hier muss ich noch dran arbeiten, im Moment habe ich nur die angekündigten Konsequenzen vor Augen, aber das kann ja nicht der Zwang sein, dem ich unterliege und der mich vom Spielen ab hält.

Was wäre, wenn es keine Konsequenzen geben würde, käme es dann zum Rückfall? Müssen Konsequenzen da sein und muss man sie sich immer wieder vor Augen halten?

Ich habe auch nach 2 Jahren immer noch so viele Fragen und Dinge an denen ich arbeiten muss. Ich freue mich nun wieder hier im Forum einige Antworten zu bekommen, die mir helfen den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, vielleicht auch irgendwann einmal nach einem Rückfall.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden


K@rl

Gerri
28.04.2006, 15:07
Hallo Karl,
ein Thema, welches an Fülle sehr viel hergibt - und ich denke es ist auch nicht mit wenigen Worten geschildert - oder erfasst.
Ich selbst möchte zu den ersten Punkt Stellung nehmen - wie kündigt sich ein Rückfall an.
Wie du weißt, hatte ich nach über 5 Jahren Abstinenz meinen Rückfall.
Persönlich habe ich nicht gespürt, das ich rückfallgefährdet bin.
Gewiß sind in den letzten zwei Jahren allerlei Dinge geschehen, die ein rigorosen Umbruch in meinen Leben bedeuten - und so manches mal war ich sehr ungehalten - überempfindlich und von einer sensiblen Art, die nicht unbedingt zu mir gehört. Dazu auch überempfindlich gegenüber Menschen die ich mag - von denen ich mich auch schnell verletzt fühlte - und ich weiß im nachhinein noch nicht einmal ob berechtigt oder nicht.
Ich denke in dieser Phase entwickelte sich auch unsere Auseinandersetzung - aus Überempfindlichkeit durch mich.Kritik als persönlichen Angriff - und natürlich ein gesunkenes Selbstwertgefühl - so unter den Motto keiner mag mich.
Ich denke, das alles waren Hinweise auf Situationen meines Lebens, die ich in genannten Zeitraum nicht die nötige Beachtung schenkte.
Der Verlust des Arbeitsplatzes - meine Kontaktschwierigkeiten mit meinen Sohn - gesundheitliche Probleme und Einschränkungen.
Der Hinweis auf einen möglichen Rückfall kündigt sich nach meinen dafürhalten durch eine sehr emotionelle Handlungsweise an.
Keiner kann einen was Recht machen - und man sich selbst schon gar nicht.
Man ist überaus schnell verletzbar und neigt aus diesem Grund zu übersteigerten Reaktionen.
Darauf deutet z.B. mein Verhalten dir - und auch Boomer gegenüber hin.
Was eigentlich im Normalfall für mich leicht zu klären wäre, wuchs zum echten Problem.
Ich denke ein wichtiger Hinweis ist also, wenn wir nicht mehr mit gegebenen Situationen umgehen ,wie im Normalfall.
Wenn man sich - wie ich es mache, sehr mit Selbsthilfe und Forum auseinandersetzt, spürt man es auch immer wieder. Zunächst eine gesteigerte Verletzbarkeit - und dann irgendwann die Nachricht des Betreffenden - ich hatte leider einen Rückfall.
Also die Folgerung : Ich muß mich zur Vorbeugung eines Rückfalls selbst beobachten - bin ich übersensibel - leicht reizbar - fühle mich im Stich gelassen von irgendwem - werde nachtragend. Das sind wohl Dinge, die es selbst zu beobachten gilt.
Wichtig dabei natürlich unsere Partner, von denen wir Rückkoppelung erhalten.
Z.B. die Frage, was ist mit dir los in letzter Zeit. Sie merken die Veränderung an und durch uns meißtens schneller, als wir es selbst tun.
Ich finde, dein Eintrag birgt noch jede Menge Diskusssionsstoff - und man kann es nicht so Klompex beantworten.
Nur ein positives hatte selbst diese Situation. Ich kenne mich ein Stück besser - und durch die zuletzt gemachte Erfahrung kann ich nun die "Vorboten" besser erkennen - und sie dienen jetzt für mich als echtes Warnsignal. Auch mein Rückzug aus meiner Gruppe gehörte wohl schon dazu.
Befinde mich nach meinen dafürhalten trotzdem auf einen guten Weg.
Über den Rückfall selbst - und Gefühle danach - habe ich schon an anderer Stelle eine kurze Erklärung gegeben.
Ich sage dir auch an dieser Stelle, das mich unsere Auseinandersetzung zu schaffen machte - weil ich dich ja irgendwie mag.
Freue mich das wir uns wieder normal unterhalten können.
Dir, deiner Familie und deiner Frau einen lieben Gruß umd ein schönes Wochenende.
Gerri

ziegenbock
28.04.2006, 19:32
Hallo Karl, hi Gerri,

ich denke seit einiger Zeit über Karls Eintrag nach – Du schreibst gleich zu Beginn, dass man sich genauso stark mit dem Thema „Rückfall“ beschäftigt, wie mit dem Ausstieg aus der Sucht selbst.
Dieser Aussage kann ich nicht folgen – ich beschäftige mich gar nicht mit dem Thema seit ich nicht mehr spiele. D.h. ich werde nur hier auf das Thema gestoßen, aber ich für mich schließe das einfach aus – es wird keinen Rückfall geben und fertig! Das war mein erster, fast trotziger Gedanke dazu – und so wollte ich nicht antworten. Habe dann überlegt und mir Deine Fragen immer wieder versucht zu beantworten. Hier das Ergebnis:

Wie kündigt sich der Rückfall an? – nun, er kündigt sich nicht an – er passiert einfach. Für mich würde das dann bedeuten, dass ich mich dem „Fluss des Lebens“ einfach so hingegeben habe und irgendwo eingeschlafen bin. D.h., ich darf mich nicht einfach meiner täglichen Routine und dem Leben mit seinen Schicksalsschlägen hingeben, sondern muss ein besonderes Pflegeprogramm für mich und meine offensichtlich gestörte oder gekränkte Seele entwickeln und durchführen. Ich muss vorher reagieren lernen, muss mich für mich selbst sensibilisieren, damit der Rückfall nicht passieren kann – so kann der Rückfall vielleicht auch nicht beginnen.
Wenn ich mich aber vernachlässige – für einen längeren Zeitraum sogar – oder mir und meinen Bedürfnissen einfach nicht genügend Aufmerksamkeit schenke, dann lasse ich den Rückfall also beginnen.

Konsequenzen in der Partnerschaft würde es bei mir nicht geben, so will ich hier meine Familie und Freunde an die Stelle einer Partnerin setzen. Es wäre eine Katastrophe für mich, wenn sie es überhaupt erfahren würden, dass ich seit Jahren gespielt habe und spielsüchtig - und nun seit 12 Wochen spielfrei bin. Also werde ich alles tun, um mit der Spielsucht für mich fertig zu werden – es muss nicht sein, Angehörige oder Freunde zu informieren, wenn sie es bis heute nicht wissen. Diese Einstellung bedeutet auch Ansporn für mich, denn vor meiner Familie und auch meinen Freunden will ich bestehen – bzw. will ich ihnen keinen Kummer machen (vielleicht ein Druckmittel – aber kein so schlimmes, sondern eines das mich nicht phlegmatisch werden lässt).

Das Risiko eines Rückfalles schätze ich tatsächlich für 50:50 ein – ich glaube, wenn man wirklich will, dann kann man es schaffen. Nur – siehe oben – man muss sich den Rest seines spielfreien Lebens schon etwas näher betrachten, damit man nicht in alte Verhaltensweisen verfällt – und offensichtlich haben wir alle hier eine jahrelange „Verhaltensstörung“ antrainiert und gelebt (nur meine Worte, will niemanden zu Nahe treten).

Sicher vor einem Rückfall kann ich mir nicht sein – meine ich. Aber ich kann versuchen, mich so sicher wie möglich zu fühlen in meinem Umfeld und lernen, mich und meine Bedürfnisse mitzuteilen und versuchen, sie auszuleben. Wenn es mir gelingt, mich nicht durch die alltägliche Routine „einwickeln“ zu lassen, sondern trotzdem mein Pflegeprogramm durchziehe – wie ein Sportler – dann gewinne ich für mich Sicherheit.

Und wenn all dies nichts gebracht hat und ich sollte doch scheitern und habe einen Rückfall – dann, ja dann hoffe ich auf meine Vertrauensperson im MSN und auf die Menschen hier im Forum. Ich weiss, dass ich daran nicht zerbrechen werde – aber dann muss ich wohl Wege gehen, die ich meine, heute nicht gehen zu müssen.
So kann ich mir also für mich Deine Fragen beantworten – Deine Sichtweise mal ganz außer acht gelassen – und mich auch nur auf Deine Fragen beziehend.
Wie gesagt – das Thema Rückfall beschäftigt mich nicht vorrangig, das Thema Spielsucht beschäftigt mich nicht vorrangig – ich denke nur an mich und meine Verhaltensweisen und meine Vergangenheit – und wie ich mir Gegenwart und Zukunft gestalten kann.
Darum fällt es mir auch hier immer schwerer Fuß zu fassen – ich erlebe wieder diese Auseinandersetzungen und – ja Machtkämpfe will ich es mal nennen – und ich mag solch eine Umgebung einfach nicht.
Trotzdem, ich wünsche allen eine gute und spielfreie Zeit!
Liebe Grüße
Der Ziegenbock

ziegenbock
30.04.2006, 18:40
Hi Gerri,
zu Deinem Eintrag und den Gedanken zu Deinem Rückfall möchte ich gerne was schreiben.
Wie Du selber festgestellt hast, gab es in den letzten zwei Jahren diverse Dinge, die Dein Allgemeinbefinden doch mehr oder weniger stark belastet haben. Ich glaube nicht, dass Du mit irgendeinem Menschen darüber gesprochen hast, sondern die Dinge einfach nicht an Dich herankommen lassen wolltest.
Als ich Dich im Januar kennen lernte, dachte ich gleich – was für ein harter Hund – aber inzwischen wurde ich auch eines Besseren belehrt. Ich glaube, Du machst etwas mit Dir, was Du vielleicht auch schon immer im Leben gemacht hast – Funktionieren, mehr für Andere als für Dich selbst. Und ich glaube auch, dass das genau der Punkt bei Dir ist. In neueren Einträgen wirst Du versöhnlicher und ich lese, dass Du bemüht bist, Dich auch ein wenig „lieber“ zu mögen und zu achten – ich denke, dies ist auch der richtige Weg für Dich.
Erlaube Dir ruhig Deine Schwächen, versuche einfach, dem Drang des Funktionierens nicht nachzugeben, sondern bleib einfach mal still und ruhig in Deinem Kämmerlein und besinne Dich auf die Dinge, die Dich belasten – und rede und schreibe auch wirklich darüber.

Bei manchen Einträgen von Dir denke ich – große Güte, Gerri, Du kannst die Welt nicht retten, das vermag keiner. Du bietest Dich Allen und Jedem an mit Hilfe – aber ich glaube, dass Du Dich darüber hinaus manchmal etwas überschätzt, weil Dir vielleicht auch wenig Zeit für Dich selbst bleibt. Obwohl ich selber feststellen muss, dass dieses Schreiben im Forum einen unglaublich erleichtert – aber ich habe nie das Bedürfnis gehabt, jemandem „helfen“ zu wollen – weil ich mir erst einmal selbst helfen muss, um „abgeben“ zu können.
Nun, heute gebe ich Dir doch einen Rat, weil ich glaube, dass ich nun „abgeben“ kann, es verbraucht ja auch nicht meine Kraft, sondern es wird Deine Kraftanstrengung.
Ich meine zu erahnen, dass Dich die letzten Monate, der Wirbel in Deiner Gruppe und die Auseinandersetzungen mit einigen Gruppenmitgliedern auch ziemlich belastet haben und es gipfelte nach über fünf Jahren auch in einem Rückfall. Ich bin mir sicher, dass es Dir nicht so ergangen wäre, wenn Du ein wenig mehr Zeit für Dich aufgebracht hättest – und eben auch selber nach Hilfe gesucht oder gefragt hättest, immerhin hattest Du eine eigene Internet-Gruppe und auch so privaten Austausch, der Dir dies alles ermöglicht hätte.
Aber ich glaube einfach, dass Du zu ruhelos mit Dir selbst umgehst und Deinen eigenen Ansporn mehr aus Deiner Arbeit mit Anderen ziehst und Dich darüber hinaus einfach vernachlässigst.
Und ich stelle fest, dass Du bemüht bist, Dich mit alten „Rivalen“ oder auch mit dieser einen „speziellen Person“ zu versöhnen (Du weißt schon wenn ich meine) – es wäre schön, wenn es Euch gelingt. Nur dies kann erst geschehen, wenn auch die notwendige Ehrlichkeit im Umgang miteinander aufgebracht wird. Überdenke Dein Handeln und Deine Worte mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit – dann wird es vielleicht für alle etwas einfacher.
Lieben Gruß und alles Gute
Ziegenbock

Cl@us
30.04.2006, 19:24
Diesen Text bekam ich während meiner Therapie in einer psychsomatischen Klinik
Claus

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Auslösungsmechanismen
Im Lauf einer Sucht entwickelt der Betroffene eine Reihe von auslösenden Mechanismen, wodurch der Suchtkreislauf erhalten wird. Bei diesen handelt es sich um Reize, Konflikte oder Drucksituationen, die eine Phantasie, ein Gefühl oder einen Gedanken provozieren, die zur Suchthandlung führen. Die Auslöser können seelischer, körperlicher oder zwischenmenschlicher Natur sein oder umweltbedingt. Der Süchtige ist sich jedoch ihrer nicht bewusst. Einige Auslöser, die er am wahrscheinlichsten selbst erkennen wird, sind Misserfolge, Ablehnung und Kritik. Bis ein Mensch also süchtig wird, haben er oder sie sich eine ganze Welt von Reizen aufgebaut: Phantasien, andere Menschen und all das, was zu einer Sucht gehört. Und Reklame, Film, Gedrucktes, Fernsehen, Kneipen und das gewöhnliche Leben auf Straßen und Plätzen wirken alle weiter als starke, umweltbedingte Auslöser.
„Die ganze Welt draußen ist verrückt danach. Was soll ich denn tun?“

Charakteristische Merkmale des Süchtigen
Allgemein: Der Süchtige hat eine geringe Frustrationstoleranz. „Ich bin ohne ein Bewältigungsmittel zur Welt gekommen“, sagen einige und meinen, dass sie Frustrationen sehr wenig bewältigen können. Dieser Charakterzug kann uns während der Genesung bewusster werden, besonders am Anfang und besonders, was banale Dinge anbetrifft.
„Mit dem dritten Weltkrieg kann ich umgehen, aber wenn mein Schnürsenkel im falschen Moment reißt, könnte ich verrückt werden.“

Der Süchtige hat eine geringe Toleranz für seelischen Schmerz. Deshalb muss der Schmerz sofort gelindert werden. Er kann Freude und Schmerz, Arbeit und Spiel nicht im Gleichgewicht halten. Er leidet an einem beeinträchtigten Selbstwertgefühl. Abhängigkeit, Kontrolle, Disziplin, Passivität und Aggressivität lösen Konflikte bei ihm aus. Seine Sprache ist voll von Anspielungen auf seine süchtigen Bedürfnisse. Der ganze Verlauf wird gewöhnlich entzündet und in Gang gesetzt durch die Selbstverachtung wegen der mangelnden Kontrolle über das Suchtverhalten und wegen andauernder mangelnder Leistung in vielen Lebens bereichen.

Rechtfertigung und Verleugnung: Da das Suchtverhalten mit der Zeit wichtiger wird, jedoch weniger befriedigend, muss der Süchtige Wege finden, den Schmerz, den die Sucht selbst zu verursachen beginnt, zu verleugnen und die Illusion zu verstärken, dass er intensivere Hochgefühle erlebt. Er muss die zerstörerischen Folgen seines Wohlbefindens verleugnen. Er kann seinen Schmerz weder erkennen noch zugeben, geschweige denn die Tatsache, dass sein Suchtverhalten exzessiv ist und eine Bewältigungsart darstellen.
Selbst wenn die Sucht seine Arbeit und sein soziales Leben zu beeinträchtigen beginnt, leugnet er immer noch, was vorgeht. Da der Süchtige immer Wesen, Tragweite, Fortdauer und Auswirkung seiner Sucht verleugnet, tritt eine Verzerrung seines Zeitgefühls auf. Er kann wenig darüber sagen, was er mit seiner Zeit gemacht hat, da er sich nicht bewusst ist, dass er sie mit süchtigen Träumereien oder Handlungen verbracht hat. Selbst in den Endstadien kann er immer noch keinen Zusammenhang herstellen zwischen seiner Beinahe-Lähmung und der Sucht, die sein Leben zum Stillstand gebracht hat. Der Süchtige ist immer der letzte, der weiß oder wissen will, dass er süchtig ist. Allzu oft ist sein Leugnen so raffiniert,
dass denjenigen, die er vielleicht um Hilfe oder Behandlung bittet, der zentrale Sachverhalt seiner Sucht entgeht.

Charaktermängel: Charaktermängel sind, wenn auch verdeckt, immer vorhanden. In verschiedenen Stadien können auftreten: Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit, zuwenig oder zuviel Kontrolle, manipulierendes oder unreifes Verhalten, leichte oder schwere Kriminalität, forderndes Benehmen, Großspurigkeit, Exhibitionismus, Unersättlichkeit, Impulsivität und die Unfähigkeit, Belohnung aufzuschieben. Je größer die Charaktermängel sind, ehe der Suchtprozess einsetzt, umso zerstörerischer ist die Sucht bei dem Betreffenden.
Der herausforderndste Schutzmechanismus des Süchtigen ist seine Fähigkeit, offen und indirekt zu lügen. Am Anfang mögen die Täuschungen nur im Zusammenhang mit der Sucht auftreten. Aber nach und nach umschließen sie sein Leben und werden zu den Wächtern der Sucht. Der Süchtige wird zu einem eleganten Schauspieler -der sich vielleicht seines Talentes nicht bewusst ist, jedoch selten ohne dieses und nicht bereit, es aufzugeben. Schließlich glaubt er an seine eigenen Lügen und bringt andere dahin, auch daran zu glauben. Seine Wahrheiten sind zu Selbsttäuschungen geworden, den Keimen des Verfolgungswahns.

Narzissmus: Narzissmus wird im Allgemeinen als ein Zustand definiert, in dem der Betreffende eine übertriebene Aufmerksamkeit und Einschätzung von sich selbst hat. Er verneint die Existenz und den Wert anderer und nimmt nur Menschen wahr, die ausschließlich seinen Bedürfnissen entgegenkommen und eine Genussquelle darstellen; Menschen, die er gebraucht und mit Leichtigkeit wieder ablegt. Im Zusammenhang mit dieser Haltung finden wir oft Allmachtsgefühle, oberflächliche Beziehungen, Unreife und manchmal den Wunsch, in die kindliche Abhängigkeit zurückzufallen und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

Cl@us
30.04.2006, 19:27
Der Süchtige wird als ein Mensch beschrieben, der eine sofortige und übertriebene Belohnung braucht für vergleichsweise geringe Anstrengungen bei der Arbeit oder in der Beziehung. Er zeigt wenig oder keine angemessene Aufmerksamkeit oder Anerkennung für die Mitwirkung anderer in seinem Leben oder für deren Opfer, die diese wegen seines Suchtverhaltens bringen. Der Betroffene ist meist unfähig, Befriedigung aufzuschieben. Er ist leicht frustriert und reagiert überempfindlich auf Fehlschläge. Er befasst sich selten mit seinen übertriebenen negativen Gefühlen, die durch jeden Grad des Unbehagens hervorgerufen werden, noch kümmert er sich um die entsprechend unangenehmen Folgen für alle, die um ihn sind.
Seine Stimmung schwankt von Arroganz bis hin zu Gleichgültigkeit, von Schmerz über totale Selbstverleugnung bis hin zur Freude über vollkommenen Genuss. Er glaubt, dass durch die Zuflucht zu seiner Gewohnheit jede Kränkung seines Ichs wie durch ein Wunder aufgehoben wird.
Persönliche Beziehungen: Das unangemessene Verhalten des Süchtigen gegenüber Menschen wird allmählich schmerzhafter und endet in vielen tatsächlichen oder provozierten Ablehnungen durch seine Familie, Bekannte oder Autoritäten. Er wird unfähig, die Spannungen intimer Beziehungen zu tolerieren und benutzt den Rückzug in das Suchtverhalten als Lösung. Da andere negativ auf ihn zu reagieren beginnen, kann er Beziehungen als potentiell gefährlich, feindlich oder verwirrend ansehen. Letztendlich kann ihn dann die Isolation vom Familie und Bekannten zum Rückzug in ein Leben mit anderen Süchtigem zwingen, und er kann übertrieben abhängig von ihnen und vom seiner Sucht werden.
Ein Süchtiger mag nicht einsehen, wie hartnäckig er nach Mitsüchtigen oder nach einer süchtigen Umgebung Ausschau hält. Mit ihnen fühlt er sich lebendig, gleichwertiger und von dem Druck entlastet, der bewirkt hatte, dass er sie aufgesucht hatte. Als Ergebnis mag er sich weiter den alltäglichen familiären Kontakten und Erfahrungen entziehen. Das mag wie Auflehnung oder Pseudounabhängigkeit erscheinen. Auch seine Unfähigkeit, Kontrolle zu akzeptieren oder genug Kontrolle auszuüben, mag zu Versuchen führen, seine geschädigte Psyche durch destruktive Dominanz oder exzessive Unterwerfung zu heilen.
Abhängigkeit: Jeder Süchtige hat ein übermäßiges — offenes oder verdecktes — Abhängigkeitsbedürfnis. Gewöhnlich ist er sich nicht bewusst, wie abhängig er wirklich ist, wie lähmend seine Abhängigkeitswünsche sind und wie unersättlich seine Bedürfnisse anderen erscheinen. Er ist sich nur der schmerzlichem Ablehnung und der Misserfolge bewusst, wenn die Gesellschaft und diejenigen, die ihm am nächsten stehen, seinen Bedürfnissen nicht nachkommen.
Viele Süchtige finden einen anderen Menschen, dessen Sucht ihnen Vorschub leistet und seine eigene zu rechtfertigen scheint. Er braucht auch Menschen, die das haben, was in ihm selbst nicht vorhanden ist. Er wird gebunden an solche Menschen, Verwandte, Ehepartner, Liebhaber und Bekannte. Seine eigene Sucht dient dabei als Katalysator. Manchmal kann er Menschen, die ihn nahe stehen, zu seiner süchtigem Ergänzung werden lassen. Er manipuliert sie, damit sie ihm den Auslöser verschaffen, den er braucht, um sein Ausleben zu rechtfertigen. Er kann sie dazu zwingen, sein Selbstwertgefühl herunter zu machen, ihn schuldig fühlen zu lassen, ihn übermäßig zu behüten oder ihn abzulehnen. Er kann sie dazu bringen, ihn auszunutzen oder zu missbrauchen. Anstatt seine Wut direkt bei ihnen auszudrücken, fühlt er sich dann gerechtfertigt, seine Sucht auszuleben.
Wenn zwei süchtige Menschen eine feste Beziehung eingehen, kann einer die Sucht des anderen nähren. Sie werden leicht isoliert und misstrauisch und finden es sogar schwierig, sich in die Gesellschaft einzufügen. Es erscheint ihnen so, wie wenn niemand anderes ihre süchtigen Bedürfnisse so gut erfüllen kann, wie sie es füreinander tun können.
In vielen Fällen sucht der Süchtige immer weiter nach einer Bezugsperson, die ihn ganz und gar annimmt —wie er es als Kind gehabt oder sich gewünscht hatte. Und er fängt an, den wirklichen Grund der Ablehnung, die ihm zuteil wird, zu verzerren. Er kann nicht einsehen, dass Menschen seine Forderungen ablehnen, weil sie überzogen sind oder so gestellt, dass es schwer fällt, diesen nachzukommen.

K@rl
03.05.2006, 09:40
Hallo Claus,

ich bin erst jetzt dazu gekommen Deinen Text ausführlich zu lesen. Er beschreibt für mich einen Menschen, bei dem ich in vielen Eigenschaften mich selbst wieder finde.

Es stellt sich für mich nun die Frage, wird ein Mensch, der so ist in jedem Fall irgendeiner Sucht verfallen?

Es wird gesagt, dass der Betroffene selbst die Auslösemechanismen entwickelt, liegt hier vieleicht der wichtigste Ansatz der Sucht entgegen zu wirken.

Vieles was beschrieben wird sind Charaktereigenschaften, die auch bei mir vorhanden sind, sie sind vererbt oder anerzogen. Ich denke es ist schwierig die auch zu ändern, einige Eigenschaften möchte ich auch gar nicht ändern, denn sie gehören zu mir und sind Bestandteil meines Lebens. Sie haben mich zu dem Mensch gemacht, der ich bin.

Bei den Charaktermängeln habe ich kaum etwas gefunden, das zumindest offen bei mir vorhanden ist, sieht man mal von dem Thema Belohnung ab.

Ich denke zusammengefasst für mich muss ich daran arbeiten auch mal ohne sofortige und übertriebene Belohnung leben zu können und meine Befriedigung aufzuschieben, denn wenn ich etwas haben möchte und nicht sofort bekommen kann beschäftige ich mich in Gedanken einfach zu viel mit diesem Thema. Hier muss ich geduldiger werden.

Ich denke, dass ich das Thema Auslösemechanismen gut im Griff habe und werde hier wachsam bleiben und die beschriebenen Reize, Konflikte oder Drucksituationen nicht für einen Rückfall vor den Karren spannen.

Danke Dir noch eimal Claus, für die Einstellung des Beitrages, der mir zumindest in der theoretischen Betrachtung weitergeholfen hat.

Liebe Grüße

Karl

Cl@us
03.05.2006, 10:18
Hallo Karl,
ich glaube nicht das jeder Mensch mit Charaktermängeln einer Sucht verfallen muß! Wo beginnt das, wo hört das auf? Wer kann das sagen?

Bei den Auslösungsmechanismen, habe ich schon einiges bei mir herausgefunden und kann entsprechend vorbeugen (zB. in ein Meeting gehen!) oder darüber Reden mit einem vertrauten Menschen (Freund).
Da ich ein Mensch bin und nicht perfekt sein muß, brauche ich auch nicht mehr enttäuscht von mir und anderen sein in übertriebener "Vollkommenheit".
Einige "Ladenhüter" was Charaktermängel- und verhaltensweisen angeht habe ich auch noch, aber ich denke wenn der Leidensdruck hoch genug ist werde ich sie ablegen können.

Lieben Gruss
Claus

Boomer
03.05.2006, 11:02
Hallo Karl und Claus

Der Mensch der vollkommen ist lebt wohl nicht auf unserer Erde. Ich bin der Ansicht, dass ein jeder seine Charaktermängel hat. „Wo beginnt es- wo hörte es auf“ das ist gut geschrieben. Nicht jeder Spieler ist ein Lügner- nicht jeder Lügner ist ein Spieler etc.

Ich höre ab und zu mal- wir Spieler sind eben schwierige Charakter. Nein- ich glaube nicht das wir schwieriger sind als andere Menschen. Es gefällt mir nicht wenn man den Spieler oder den süchtigen einfach mit diesen Worten einstuft. Ein gute Sache finde ich- wenn man seine schlechten Charaktereigenschaften selbst erkennt- und versucht etwas dagegen zu unternehmen. Viele Spieler setzen sich mit sich- ihren Fehlern weit mehr auseinander als die „normalen“ Menschen. So erlebe ich es zumindest.

Grüessli Boomer

Gerri
03.05.2006, 11:54
Ich bin ich - und ich muß mich letztlich so akzeptieren wie ich bin.
Mit meinen Fehlern und Schwächen. Wie Boomer in meinen Augen passend schreibt, setzen sich Suchtkranke wohl entschieden mehr mit sich selbst auseinander als es "normale Menschen" tun.
Ich forsche in mich - suche meine Fehler - versuche sie abzustellen - stelle Theorien über mein Verhalten an - und kann letztlich nur eines ändern.
Meinen Weg in die Zukunft - ohne Spiel - ohne meine Sucht zu leben.
Ein Rückfall ist eine schlimme Sache für mich. Doch er wird mich letztlich nicht von meinen Weg abbringen.
Nämlich das starke Verlangen in mir ,mich nicht weiter von meiner Sucht steuern zu lassen. Ich habe das Ruder für mich übernommen - auch wenn es mir noch mal aus den Händen gleitet - ich werde es wieder ergreifen und weiter rudern.Da kann passieren was da will.
Ich darf nicht vergessen, das in den Boot das ich steuere, Menschen sitzen. Meine Angehörigen. Ich darf mein Boot nicht kentern lassen, damit wir nicht ins kalte Wasser stürzen.
Sollte ich doch die Gewalt über das Boot verlieren, so hoffe ich sehr, das meine Mitreisenden sich mittels eines Beibootes schnell absetzen und in Sicherheit bringen können. Denn ich liebe meine Mitreisenden - und möchte sie nicht mit runter ziehen. Aber so lange mein Boot nur wackelt - werden Sie es sein, die neue Stabilität geben - das weiß ich genau.
Während mir in den SHGs und auch hier im Forum die Richtung angegeben wird, in der ich rudern soll, sind es meine Angehörigen, die mein Boot stabilisieren und alle Hilfe geben, das es nicht kentert.
Das ist ein gutes, sicheres Gefühl - ich darf wackeln - ich werde nicht kentern, weil mir geholfen wird in die Spur zu bleiben.
Euch allen lieben Gruß
Gerri

Nicole
03.05.2006, 17:05
Das ist sehr schön geschrieben.

LG
Nicole

ziegenbock
03.05.2006, 17:38
Hallo zusammen,

ich möchte mit einstimmen - und feststellen, dass sich Spieler - wie vermutlich alle Suchtkranken, sofern sie sich ihre Sucht auch eingestehen können - entschieden mehr mit sich und ihren Charkaterschwächen und sich selbst beschäftigen, als andere "normale" Menschen.

Ich denke, das ist auch eine ganz natürliche Geschichte - geht es mir gut und ich verhalte mich nicht auffällig, sondern kann mit dem Strom schwimmen und lebe keine besonderen Auffälligkeiten aus, dann hinterfrage ich natürlich auch nicht besonders. Es läuft ja alles in guten Bahnen, es gibt nichts zu hinterfragen - oberflächlich betrachtet.

Ein Suchtkranker, der seine Krankheit aber auch "eingesehen" hat muss sich nun hinterfragen und sehr mit sich und seinem Leben auseinandersetzen, damit er erkennen kann, was geändert werden muss, um auch mit dem Strom schwimmen zu können - und sich vor allen Dingen damit auch wohl zu fühlen.

Aus einer Charakterschwäche kann sich also auch eine Charakterstärke entwickeln, sofern man diese Erkrankung als Chance für sich nutzt.
Allerdings ginge es mir hier zu weit, mich dankbar für meine Süchte zu zeigen - ich wäre froh, wenn mir doch so einiges erspart geblieben wäre.

Für die Zukunft sollte ich also gewarnt sein - wie die meisten von uns.

Schönen Abend noch

Ziegenbock

K@rl
13.07.2007, 14:06
Hallo Ihr Lieben,

vor über einem Jahr habe ich diesen Tread eingestellt und habe auch sehr viele Antworten darauf erhalten, wie damals auch Roman hat sich eigentlich die Frage eines Rückfalls nicht wirklich gestellt.

Aber vielleicht habe ich mich im Unterbewußtsien doch schon mit dem Thema beschäftigt.

Nur ich hätte den Tread viel öfter lesen sollen, denn einen Notfallplan hatte ich nicht.

Liebe Grüße

Karl

K@rl
10.10.2007, 13:43
Ich stelle mir seit meinem Rückfall die Frage, ob ich ihm nicht auch etwas positives abgewinnen kann oder etwas aus ihm lernen kann.

Vor drei Jahren hatte ich bei meiner Therapie viele Fragen.

Warum bist du Spieler geworden.
Was war der Auslöser?
Was ist in Deiner Kindheit schief gelaufen?
Sind es die Gene?
Was suchst Du, wenn du spielst?
...............................................

Ich habe zwar damals nicht zu allen Fragen eine Antwort gefunden, in soweit sind noch Fragen offen, aber ich stelle mir zur Zeit nur die eine Frage:

Was war der Auslöser für den Rückfall.

Ich habe im Netz eine Deffinition gefunden, die ziemlich genau auf mich passt.

"Ein Spieler träumt vom Siegen. Davon, wie er seiner Familie Reichtum, ein Haus, ein Auto verschafft. Die Traumwelt zerbricht, wenn er aufhört zu spielen. Er mußte immer weiterspielen, um seinen Traum am Leben zu erhalten.
Nun muß er lernen, daß das Leben auch dann erträglich ist, wenn er keine unrealistischen Träume hat. Begreifen, daß er nicht der Sieger oder der Beste werden muß. Schmerzhaft ist es, wenn er endlich sieht, daß er immer nur Verlierer war. So paradox es klingen mag: Die Konfrontation mit den Niederlagen ist der Schritt heraus aus der falschen Hoffnung, immer weiter siegen zu wollen."

Auch ich habe immer vom großen Gewinn geträumt, mit dem ich meiner Familie jeden Wunsch erfüllen kann.

Mit wachsenden Bedürfnissen wurden die Träume intensiver.

In den drei Jahren habe ich gelernt meine unrealistischen Träume zu verdrängen.

Waren Sie plötzlich wieder da? Haben unerwartete finanzielle Engpässe notwendige Ausgaben oder Wünsche dazu geführt, dass ich wieder vom großen "Glück" geträumt habe?

Wenn das der Grund war und für mich deutet vieles darauf hin, muss ich hier ansetzen. In sofern denke ich, kann ich aus dem Rückfall lernen.

Mich würde interessieren, wie sich der Rückfall bei Euch darstellt und ob ihr etwas mitgenommen habt, was Euch geholfen hat.

LG

Karl

Sternchen
11.10.2007, 14:14
Lieber Karl,

wie Du vielleicht weißt, bin ich seit 3 Jahren spielfrei und hatte in dieser Zeit (letztes Jahr) 1 Rückfall.
Dieser Rückfall kam nicht plötzlich oder irgendwo her sondern war eine tagelang geplante Aktion.
Mir ging es nicht darum, Geld gewinnen zu wollen, ich hatte mir eine gewisse Summe als Limit gesetzt, die ich bereit war zu verlieren.

Ich ging nicht davon aus, dass ich mit einem Gewinn nach Hause gehen würde.

Wessen ich mir jedoch völlig bewusst war, sind die Gründe, weshalb ich diesen Entschluss, spielen zu gehen- gefasst hatte.
Mir ging es privat nicht gut....ein Schmerz, den ich wie ich dort schon wusste, vermeintlich nicht in der Lage war auszuhalten.
Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren...nicht daran denken müssen....und dies ist mir, wie es sich vermutlich jeder Zocker denken kann, während des Spielens auch gelungen.
Welchen Gedanken ich bei dieser ganzen Aktion aber nicht zuliess, waren die Gedanken um die Gefühle, die ich wohl NACH dem Spielen haben würde.

Nun hatte ich zu meinen privaten Problemen auch noch diese, die vermutlich auch jeder
Zocker kennt.
Selbstwertgefühl am Boden, weil man nun doch spielen war.
Die Monate die ich nicht gespielt habe waren plötzlich nichts mehr wert....
Für mich war es so, als hätte ich die ganze Zeit vorher auch gespielt.

Was gibt es schöneres, als sich selbst noch in die Gosse zu treten, wenn man bereits
im Regen steht??

Dieses Gefühl möchte ich nie mehr haben.....
Ich denke ich bin ein ordentliches Stück weitergekommen....
Ich kann mich mit „gesunden“ und nicht „süchtigen“ Aktivitäten ablenken, wenn ich das Gefühl habe, dies tun zu müssen.
Es geht mir nicht mehr darum, Gefühle mit Spielen zu unterdrücken, sondern Gefühle
auszuhalten ohne in mein altes Verhalten zurückzufallen.

Das gelingt mir, weil ich mir um viele Mechanismen und Spielauslöser bewusst geworden bin.
Das war zu meinen Spielzeiten nicht so...

Das war jetzt ein wenig ausschweifend aber es stellt dar, wie ich mit meinem Rückfall
umgegangen bin.

Ich kann und möchte diesen Rückfall nicht schönreden...nur damit ich vor mir selbst in den Spiegel schauen kann.
Ich muss ihn nicht schönreden um mich selbst weiter zum Trockenbleiben zu motivieren.

Für mich ist fast schon schlimmer, sehenden Auges in meinen „Rückfall“ gerannt zu sein
als sagen zu können, dieser Rückfall sei „passiert“ ohne mir bewusst geworden zu sein,
wie es dazu kommen konnte.

Es scheint zu genügen, nicht mehr so zu rennen sondern zu gehen......die Zeit in der ich mit dem Gehen länger unterwegs bin wird auch die Zeit sein, in der ich lange genug darüber nachdenken und Gründe finden kann, weshalb ich NICHT spielen gehe,
sollte ich nochmals in eine solche Situation kommen, irrtümlich im Glauben zu sein,
Gefühle nicht aushalten zu können.

Lieber Gruss

Sternchen*

K@rl
12.10.2007, 08:50
Hallo Sternchen,

danke für Deine ausführliche Schilderung, ich empfinde in vielen Dingen im Moment genau so wie du, ich bin ratlos und weiß nicht sorecht, was ich anders machen soll, es fällt mir sehr schwer wieder zu therapeutischen Einzelgesprächen zu gehen, ich weiß noch weniger als damals, was es bringen soll. Ich bin ja eigentlich nicht so sehr am Boden wie damals, zumindest was das finanzielle betrifft, muss mir also da z.B. nicht helfen lassen.

Was ich im Moment feststelle ist, dass ich sehr schlecht schlafe, eine innere Unruhe verspüre und unter Antriebslosigkeit leide.

Ich denke dass sind keine Symtome, die unmittelbar mit dem Spielem zu tun haben, sondern damit, dass ich so vieles in Fage stelle, und mein Leben reflektiere.

Vieles was ich erlebt habe bewerte ich neu, beleuchte die Hintergründe und Einflussgrößen. Fühlt sich ein wenig an wie Depressionen, auch wenn ich so etwas bisher kaum kannte.

Ich hoffe, dass ich mich bald wieder besser zurecht finde und wieder klare Gedanken fassen und meine Aufgaben zielstrebig erledigen kann.

Lieben Gruß

Karl

winnetou
12.10.2007, 09:50
Hallo Karl,

du schreibst von nächtliche Unruhe und Antriebslosigkeit, das hat meiner Erfahrung nach schon sehr viel mit Spielsucht zutun.
Vorkurzem habe ich in einem anderen Forum etwas über die Definition Spielfrei und Spielpausen gelesen. Ich bin seit 2000 auf meinem Weg und hatte bisher 5 Rückfälle. Und Heute weiß ich es waren nur Spielpausen. Denn auch wenn ich nicht gespielt habe, habe ich nicht gut für mich gesorgt. Ich bin Beziehungen eingegangen die mir nicht gut taten, ich habe einfach weiter so in den Tag gelebt ohne aktiv etwas zu verändern. Ich war nicht in der Lage von diesen Kranken Beziehungen loszulassen. Ich war nicht bereit mir mein Verhalten anzuschauen und mich meinen Gefühlen zustellen. Ich war unzufrieden weil ich keine Arbeit hatte, aber bereit mein A…. zu bewegen war ich nicht. Ich saß zuhause vor dem PC und hatte Langeweile, aber bereit etwas zu ändern war ich nicht. Durch diese Unzufriedenheit und nicht am Leben teilnehmen war mein Körper auch nachts unruhig. Und dadurch kamen dann wieder diese Momente der Scheißegal Einstellung. So auf die Art ist eh alles scheiße denn kannst auch wieder Spielen gehen.

Heute weiß ich nur mit dem Spiel aufhören bringt gar nichts. Ich habe vor etwa 6 Monaten mein komplettes Leben auf dem Kopf gestellt. Ich bin zur Schuldnerberatung gegangen, meine Insolvenz läuft. Ich habe ein Kurs für Bewerbungstraining begonnen, und ein 400 Euro Job erstmal angenommen. Leider hatte ich vor etwa 10 Wochen einen Arbeitsunfall, und bin dadurch nun noch mindestens 4 Wochen Arbeitsunfähig.
Aber ich habe mich dadurch nicht wieder aus der Bahn geworfen. Ich habe kurse für Progressive Muskelentspannung und Yoga bei der Krankenkasse beantragt. Und das aus zweierlei gründen, um unter Menschen zu sein und um etwas für mein Wohlbefinden zutun. Durch dieses unter Menschen sein hat sich ein Kreislauf bei mir entwickelt. Ich fing an auf mein äußeres zu achten, für mich sorgen. Ich kaufe mir mittlerweile jeden Monat neue Klamotten, gehe unter die Sonnenbank……usw.
Auch auf Beziehungen die ich seitdem eingehe achte ich sehr genau auf meine Gefühle. Merke ich es tut mir nicht gut, dann lasse ich los. Ich habe angefangen für mich Verantwortung zu übernehmen. Mein letzter Spielrückfall war letztes Jahr um diese Zeit. Aber ich denke da nicht mehr groß drüber nach. Heute sind meine Gedanken was kann ich tun damit es mir gut geht.

Lieben Gruß und ein schönes Wochenende

Jürgen

Gerri
12.10.2007, 11:00
Hallo Karl, Winntou , Sternchen,

also lebt jeder irgendwie in seinen Rückfall hinein - bewußt oder unbewußt .

Bei meinen Rückfall vor 2 Jahren kam ich mich im Vorfeld irgendwie nicht mehr gebraucht vor. Was zum einen sehr mit dem zu tun hat, was Sternchen sagt - ich fühlte tiefen inneren Schmerz obwohl es mir ja privat recht gut ging. Zum einen hatte ich durch Insolvenz meiner Firma meinen Job als Bauleiter verloren - war also arbeitslos.
Ferner spürte ich, das mich ein erneuter Einstieg als Bauleiter in einer anderen Firma mit 55 wohl kaum noch gelingen würde .
Zu schaffen machte mir auch, das ich auf Antrag direkt 60 Prozent Schwerbeschädigung anerkannt bekam.
Das ist zwar eigentlich positiv, doch ich fühlte mich dadurch irgendwie als halber Mensch. Unsinn sicher..doch die Gefühle waren da und verstärkten sich.. starke Medikamente.. Schmerzen.. waren nicht dazu angetan mein angeknacktes Selbstwertgefühl zu heben.
Und heute...wenn ich ehrlich bin, es macht mir immer noch zu schaffen, bin launenhaft geworden, was ich früher nie war ..und ich denke ich bin im hohen Mass rückfallgefährdet, weil eine tiefe innere Unzufriedenheit und auch die Gedanken um den Sinn meines Lebens tiefe Spuren in mir graben.
Ja, ich verstehe dich Karl - wenn du trotz finanzieller Sicherheit innerlich nicht zufrieden bist.
Ein wenig habe ich für mich erkannt woran es bei mir liegt. Das mußt du auch für dich erforschen - und auch Gesundheit spielt da sehr mit rein.
Als ich auf Grund meiner starken Medikamente in der Anfangsphase auch noch Probleme im sexuellen Bereich bekam, hat mich das total umgeworfen - denn die Selbstzweifel stiegen noch mehr.
Nun, die Einstellung des Körpers auf die starken Medikamente ist vollzogen, so das zumindest in diesem Bereich die Problematik nicht mehr vorhanden ist.

Jürgen - finde gut was du machst - das du den A.. in Bewegung bringst. Ganz sicher der richtige Weg, insbesondere auch dein Arrangement dich nicht zu isolieren.

Ähnlich habe ich es für mich gemacht. Starkes Arrangement in der Suchthilfe - in der Selbsthilfe - Gründung einer SHG - rege Beteiligung im Forum..usw.

Doch im nachhinein und als gewesen betrachtet, war es für mich einzig und allein um Anerkennung zu ernten - und natürlich mußte ich ja auch spielfrei bleiben.. schon um zu zeigen das es geht. Und ich habe mich sogar wohl dabei gefühlt - so lange, wie es so lief wie ich es dachte.

Ich habe beruflich lange Zeit den Ton angegeben und bin in dieser Tonlage irgendwie haften geblieben. Sensibel - schwer kritikvertragend - rechthaberisch. Aber auch treu, verlässlich und zu meinen Wort stehend.
Auch das bin ich - und daran will ich mich erinnern..
ich bin nicht nur negativ -
das Positive überwiegt in mir -
ich bin wichtig und wertvoll -
Ich bin Ich , was ganz einmaliges,
ich werde geliebt, weil es mich gibt,
weil ich bin wie ich bin
ich bin ein toller Mensch -
Gott hat mich so gewollt..
ja, ich darf mich wohlfühlen,
frei Atmen, frei Denken
es gibt keine Schatten
wenn, dann nur durch mich
ich danke, weil ich bin wie ich bin.

Das sind Worte die wir so oder ähnlich uns immer wieder bewußt machen müssen..dann vergeht auch der Schatten eines drohenden Rückfalls.

In diesem Sinne - wir haben alle negative Eigenschaften...

aber die POSITIVEN - sie überwiegen..auch in dir .. Karl..Sternchen..Jürgen.
Das Bewußtsein darum gibt die Kraft uns - und alle anderen.

Lieben Gruß
Gerri

K@rl
12.10.2007, 13:42
Hallo Jürgen, hallo Gerri,

danke für Eure Antworten, wie ihr seht bin ich ziemlich ungeduldig und habe schon wieder ins Forum geschaut, obwohl ich eigentlich etwas anderes tun müsste, aber dann mache ich halt heute etwas länger, bezahlt bekomme ich Überstunden eh nicht.

@Jürgen,

ich habe vor drei Jahren schon mein ganzes Leben umgekrempelt, Schuldenabbau geplant , neue Freiräume geschaffen, die Wohnung zusammen mit meiner Frau neu eingerichtet, feste Termine geschaffen, an denen wir gemeinsam etwas unternehmen.

Vermutlich hatte ich da einen enormen Startvorteil Dir gegenüber, weil ich noch Arbeit und Familie hatte und auch heute noch habe.

Vielleicht ist jedoch vieles von den guten Vorsetzen wieder abgelegt worden oder dem Alltag zum Opfer gefallen.

@Rudi,

ich denke schon, dass es bei mir einen Zusammenhang zwischen Gesudheit und Spiel gibt. Ich habe eigentlich immer gespielt, wenn ich gesundheitliche Probleme hatte. Letztes Jahr im August hatte ich ja meinen zweiten Sehnenabriss im Knie und bin auch heute immer noch stark behindert, wird vermutlich auch nie wieder richtig funktionieren.

Ich meinen Träumen kann ich immer wunderbar laufen, sogar einen Maraton, aber in der Realität reicht es nicht mal zum Nordic Walking.

Dies fördert nicht gerade das Selbstbewustsein, meine Frau möchte gerne mit mir Tanzkurse belegen, aber auch das geht im Moment nicht.

Aber genug des Selbstmitleids, wie auch Du, ich werde geliebt, weil es mich gibt, weil ich bin wie ich bin und nun wieder an die Arbeit.

Schönes WE

Karl

mikesch
13.10.2007, 21:03
Lieber Karl,

es ist schon einige Tage her, seit Du diesen Beitrag ins Netz gestellt hast. Deshalb habe ich ihn hier noch einmal komplett eingefügt, weil mir doch einiges beim Lesen dazu eingefallen ist und ich speziell zunächst nur hierauf antworten möchte.

Ich selbst habe bisher keinen Rückfall gehabt - jedenfalls nicht, seid ich mir Hilfe gesucht habe und das ist jetzt gut 14 Monate her. Alles andere davor bezeichne ich als Spielpausen. Das war auch ein Grund, warum ich lange überlegte, zu diesem Beitrag zu schreiben.

"Ich stelle mir seit meinem Rückfall die Frage, ob ich ihm nicht auch etwas positives abgewinnen kann oder etwas aus ihm lernen kann."

Ich denke, sobald Du Dir ernsthaft diese Frage stellst, hast Du bereits etwas gelernt. Ich empfinde das als außerordentlich positiv.

"Vor drei Jahren hatte ich bei meiner Therapie viele Fragen.
Warum bist du Spieler geworden.
Was war der Auslöser?
Was ist in Deiner Kindheit schief gelaufen?
Sind es die Gene?
Was suchst Du, wenn du spielst?"

Hier finde ich, fehlt eine ganz entscheidene Frage, die da lautet: WER BIN ICH????
...............................................

"Ich habe zwar damals nicht zu allen Fragen eine Antwort gefunden, in soweit sind noch Fragen offen, aber ich stelle mir zur Zeit nur die eine Frage:
Was war der Auslöser für den Rückfall.

Ich habe im Netz eine Deffinition gefunden, die ziemlich genau auf mich passt.

"Ein Spieler träumt vom Siegen. Davon, wie er seiner Familie Reichtum, ein Haus, ein Auto verschafft. Die Traumwelt zerbricht, wenn er aufhört zu spielen. Er mußte immer weiterspielen, um seinen Traum am Leben zu erhalten.
Nun muß er lernen, daß das Leben auch dann erträglich ist, wenn er keine unrealistischen Träume hat. Begreifen, daß er nicht der Sieger oder der Beste werden muß. Schmerzhaft ist es, wenn er endlich sieht, daß er immer nur Verlierer war. So paradox es klingen mag: Die Konfrontation mit den Niederlagen ist der Schritt heraus aus der falschen Hoffnung, immer weiter siegen zu wollen."
Auch ich habe immer vom großen Gewinn geträumt, mit dem ich meiner Familie jeden Wunsch erfüllen kann.
Mit wachsenden Bedürfnissen wurden die Träume intensiver.
In den drei Jahren habe ich gelernt meine unrealistischen Träume zu verdrängen."

gelernt - Verdrängen!?!?
Puh, das ist heftig. Was hast Du als Spieler denn gemacht, wenn nicht verdrängt! Wieso musstest Du das erst lernen in der Abstinenz? Meine ureigenste Erfahrung sagt mir, dass ich verdrängt habe, solange ich spielte. Jeder weitere Spieler, den ich bis heute kennen lernte, hat aus genau den gleichen Gründen gespielt. Verdrängung bis zum Abwinken und wenn’s die Verdrängung war, dass ich Spieler bin.

"Waren Sie plötzlich wieder da? Haben unerwartete finanzielle Engpässe notwendige Ausgaben oder Wünsche dazu geführt, dass ich wieder vom großen "Glück" geträumt habe?"

Ich bin der festen Überzeugung, dass
wenn Du weißt, wer Du bist,
wenn Du auch während der Spielfreiheit nicht mehr verdrängst,
wenn Du Dir diese Fragen sicher beantworten kannst, aus Deinem Inneren heraus,
wenn Du nicht mehr im Internet nach Gründen suchst, sondern sie aufrichtig und aus tiefer Überzeugung für Dich beantworten kannst,
dann.... dann wirst Du es garantiert leichter haben auf Dich aufzupassen, Dich zu achten und keinen Rückfall mehr zu erleiden.

"Wenn das der Grund war und für mich deutet vieles darauf hin, muss ich hier ansetzen. In sofern denke ich, kann ich aus dem Rückfall lernen.“

Nun, wenn ich versuche, mich in Deine Situation zu versetzen, dann würde ich mich fragen: Was habe ich mir verschwiegen? Was habe ich noch nicht erkannt?

„Mich würde interessieren, wie sich der Rückfall bei Euch darstellt und ob ihr holfen hat.“

Ich wünsche Dir Karl, dass Du für Dich herausfindest, was wirklich diesen Rückfall ausgelöst hat. Und ich wünsche Dir, dass Du in der Zukunft nicht wieder mit solchen Schwierigkeiten kämpfen musst.


Marlies
(Ich möchte unter keinen Umständen, dass dieser mein Beitrag so aufgefaßt wird, dass hier der erhobene Zeigefinger eine große Rolle spielt. So ist er nicht gemeint!)

Sternchen
14.10.2007, 07:18
Hallo Karl,

ich habe mich heute morgen entschlossen, Dir den Gedanken den ich schon beim ersten Lesen Deines Beitrages hatte nun doch zu schreiben,denn als ich den Beitrag von Mikesch an Dich eben noch mal las hatte ich genau denselben Gedanken, bzw. stellte ich mir genau die gleiche Frage wieder.

Ich zitiere hier noch einmal den Satz von Dir, den ich meine:

"Auch ich habe immer vom großen Gewinn geträumt, mit dem ich meiner Familie jeden Wunsch erfüllen kann.
Mit wachsenden Bedürfnissen wurden die Träume intensiver.
In den drei Jahren habe ich gelernt meine unrealistischen Träume zu verdrängen.
Waren Sie plötzlich wieder da? Haben unerwartete finanzielle Engpässe notwendige Ausgaben oder Wünsche dazu geführt, dass ich wieder vom großen "Glück" geträumt habe?

Karl, ich bin überzeugt davon, dass Du das auch wirklich so meinst, was Du geschrieben hast. Trotzdem glaube ich, dass dieses:

"ich habe gespielt um meiner Familie jeden Wunsch erfüllen zu können" eine Schutzbehauptung vor Dir selbst ist. Denn eigentlich hätte dieses Spielen dann ja einen "positiven" Grund. Du wolltest was gutes tun für Deine Familie...
Ich glaube nicht Karl, dass das der wirkliche Grund für Deinen Rückfall ist.
Verstehe mich nicht falsch Karl, ich will damit nicht sagen, dass Du lügst, wenn Du das schreibst aber ich denke einfach, dass das nicht der wahre Grund ist.

Wer kann schon seiner Familie JEDEN Wunsch erfüllen und wer kennt nicht finanzielle Engpässe oder unerwartete Rechnungen aber wer geht deshalb NICHT spielen und regelt diese Dinge auf "normalem" Weg?

Ich frage mich, wovor Du wegläufst, was Deine wahren Gründe für das Spielen bzw. für Rückfälle sind.

Mikesch hat Dir die treffenden Fragen gestellt....
ich denke auch, dass Du tief in Deinem Inneren schauen musst, was WIRKLICH mit Dir los ist und dass Du mit "Verdrängen" nicht weiter kommst.
Es könnte sonst immer wieder der Moment kommen, an dem es einfach ein Zuviel des verdrängen müssens gibt, so dass Du unweigerlich an den Punkt kommst, wo Du Dir das Ventil öffnest, nämlich spielen gehst, um das alles aushalten zu können.

Sternchen*

andreasg
14.10.2007, 16:27
Hallo ihr Lieben,
ich merke einmal mehr, gerade durch das Lesen eurer Beiträge, daß der Rückfall an sich nur eine vordergründige Gelegenheit ist, seine Gefühlswelt nicht in den Griff zu bekommen.
Da ist erst einmal der Rückfall zum selbstzerstörerischen Glücksspiel. Die nahezu perfekte Methode Streit und konstruktiven Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen und sich in die scheinbare Geborgenheit des Glücksspiels zu begeben. "Niemand ist mir mehr böse, keiner greift mich an und - wenn ich endlich den Hauptgewinn habe, kann ich es euch allen einmal deutlich zeigen" Der Spielgewinn wird für eine erhabene Machtstellung mißbraucht.
Was brauche ich Geld, wenn ich in Frieden mit meinen Mitmenschen leben kann!
Ich bin Heute Nachmittag spazieren gegangen in meiner Stadt in einer Straße, in der Multimillionäre wohnen, berühmte Persönlichkeiten.
Hohe geweißte Mauern, schwere Stahltore, Kameraüberwachumg und ein frugaler Blick auf deren Prachtvillen.
Nee, um diesen Preis möchte ich nicht reich sein. Lieber in meiner Schlichtwohnung, wo mein Nachbar im Treppenhaus noch Worte mit mir wechselt. Das kann auch einmal Streit sein. Der Pansionär, der den Wäschboden alleine für seine Unterwäsche benötigt und sich über meine Bettwäsche stört, die Nachbarain, die die Gebühr für die Treppenhausreinigung anmahnt und der alkoholkranke Nachbar, der mir meine Nachtruhe stiehlt.
Wenn ich in all meinen aufgestauten Groll in unerbittlicher Wut meinen Dampf - von nichterlebten Freuden, vielleicht durch eine armselige mißbrauchte Kindheit verursacht wie ein entfesselter Orkan rausbrülle, und dazu neige ich , bin ich in einem emotionalen Rückfall. Ich schiebe meinem Nächsten, also denjenigen, den ich anschreie etwas herüber, was nicht zu ihm gehört, ich oktruiere ihm mein schlechtes Gewissen und verabreiche ihm ungefragt meinen Eigenhass!
Das tut weh, nicht nur dem Bezogenen. Auch mir als dem Brüllenden.
Meine Gerechtigkeit erhalte ich von Gott. Meine Gerechtigkeit liegt in der Liebe. Ich weiß nicht, wie das jetzt in euren Augen sehbar wird, aber ich fühle mich jetzt, beim Schreiben wohl im Bauch.
Ich bin geliebt. Nicht von irgend wo her.
Nein Bestimmt! Meine Bestimmung liegt in der Liebe.
Ich Andreas, der ich lange glaubte im Kraisssaal verwechselt worden zu sein bin liebenswert.
Manchmal lässt mein Egoismus das nicht zu. Dann sind die ollen Selbstzweifel größer. In dieser Zerrissenheit sachreie ich meinen Schmerz hinaus.
Ich habe diese Eigenschaft von mir hier im Forum erkannt und in beschriebener destruktiver Weise an euch weiter gegeben.
Das tut mir leid, bitte um Entschuldigung.
Ich selber habe nur ein kleines unscheinbares Selbstbewusstsein. Manchmal bläht es sich zu einem Über - Ego auf und im Taumel Euphorischer Ergüsse verplatzt es wieder und ich lande unsanft auf dem Hosenboden. Immer wieder.
Ich habe viel gelert in meiner Therapie eine Struktur zu erlangen in angemessener Form den Menschen zu begegnen. Also liebevoll und tolerant anderen gegenüber aufzutreten. Je toleranter ich bin und je offener ich mich den anderen zeige, desto mehr wird mein kleines Sebstbewußtsein wachsen, und es geschieht langsam, manchmal zu langsam. Wenn mir jemand etwas Böses zufügt, dann verlange ich ja nach meinen gewohnten Schlägen, ich provoziere si ja nahezu um den Motor meines Grolles aufrecht zu halten.
Der Spaziergang Heute endete im Stadtwald, Herbstliches Laub um mich herum, Kinder auf den Spielplätzen, Menschen mit eilenden Fahrrädern zogen vorbei. Im Wald werde ich eins - mit dem Menschen, der ICH bin. Im Wald brauche ich meine Borderline - Störung nicht an mich heranlassen, zur Not umarme ich die Bäume bis es kracht. Wie viel Kraft, gute Kraft spüre ich dabei in meinen Schultern! Und der Urschei der Wonne entrinnt dem Dicken Bauch!
Das bin ich, wie ich mich mag, wie ich mich liebevoll entdecke
Ich habe Heute nicht gespielt.
Uns allen
Schöne 24 Stunden
Andreas

winnetou
14.10.2007, 17:14
Hallo ihr,
solange mit Menschen gespielt wird kann ich nicht von Spielfrei reden! Da musste ich für mich ansetzen. Ich glaube bei jedem der weiter mit Menschen spielt kommt der Rückfall früher oder später automatisch.
Und merke ich ein anderer Spielt mit mir und ich lasse es zu, wird der schmerz so groß das ich ihn mit der Sucht verdränge. Heute lasse ich diese Menschen los.
Aus Rückfällen kann mann/frau lernen sein Leben ins Gleichgewicht zu bringen.

Lieben Gruß
Jürgen

mikesch
14.10.2007, 18:35
Hallo Karl,

hab' Dich leider gerade im Chat verpaßt. Weiß nicht, ob Du überhaupt jemanden erreicht hast. Wenn Du magst, ich bin noch bis ca. 20 Uhr da, dann nochmal ab 22 Uhr.

Ansonsten wünsche ich Dir einen schönen Abend! Vielleicht klappts ja dann ein anderes Mal.

Alles gute für Dich
bis demnächst
Mikesch

K@rl
16.10.2007, 12:06
Hallo Mikesch, hallo Sternchen,

danke für Eure Antworten und dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt meinen Text zu analysieren.

Seit nicht Böse, wenn ich Euch nicht in allen Aussagen folgen kann.

@ Marlies,

ich denke schon, dass ich mich heute besser kenne als damals, wer man wirklich ist, oder wer man sein möchte oder darstellt, wird man wohl nie so richtig ergründen, ich muss da nur an der Treat mit den Masken von Sternchen denken.

Verdrängen war vielleicht nicht der richtige Ausdruck bei meinen Träumen, ich darf diesen Träumen, die manchmal immer noch da sind, bloß nicht mehr nach jagen.

Ob ich die Fragen, die ich an mich stelle jemals beantworten kann weiß ich auch nicht ich glaube nicht, dass ich mir noch etwas verschweige, aber vielleicht stelle ich auch noch nicht die richtigen Fragen.

@ Sternchen,

Ich habe nicht geschrieben, dass ich gespielt habe um meiner Familie jeden Wunsch zu erfüllen. Aber wenn jemand Glückspiele betreibt hofft er doch auf einen Gewinn, er macht sich Gedanken, was er mit dem Gewinn macht, warum nicht der Familie Wünsche damit zu erfüllen.

Wenn ich wüsste, was der wahre Grund wäre warum ich Spiele wäre es leicht damit aufzuhören, solange ich das nicht weiß, kann ich Gründe nur darin suchen, wie ich oder mein Körper auf bestimmte Einflüsse reagiert.

Fakt ist nun mal, wenn starke Wünsche da sind, wenn durch unvorhersehbare Ereignisse finanzielle Ansprüche auf mich zu kommen, bekomme das Bedürfnis zu spielen. Ihr könnt sagen, dass ich in erster Linie lernen muss, mit Problemen besser umzugehen, nicht immer sofort bei jedem Problem die Welt um mich herum komplett schwarz anzumalen, da habt ihr recht, ich arbeite da auch an mir, und irgendwann werde ich auch Problemen gelassener gegenübertreten, aber für mich kann das im Moment ein Auslöser sein, der mich zum Spielen verleitet.

Wenn ich auf die letzten 35 Jahre zurückblicke habe ich in solchen Situationen immer verstärkt gespielt.

LG

Karl

mikesch
17.10.2007, 23:09
Hallo Karl,

wenn Du weißt, was zur Zeit der Auslöser sein kann, der Dich wieder zum Spielen treibt, dann ist das doch schon einmal ein guter Anfang.

Die Achtsamkeit gegenüber sich selbst nicht vernachlässigen (wovon ich ausgehe, dass Du jetzt wieder nicht tust), sonst würdest Du hier nicht nach Gründen suchen oder überhaupt schreiben, ist dann doch das nächste Ziel.
Weitere Gründe zu suchen, die Dich ebenfalls wieder "straucheln" lassen, ein weiteres.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich hier schreibe: Achtsamkeit, Hinterfragen, Stellung nehmen, meine Defizite aufarbeiten, all die Dinge, die ich für mich manifestieren möchte, um nicht wieder in den Sumpf zu gelangen.

Ich habe heute lange über die von Claus eingestellte Geschichte nachgedacht.
Manchmal muss man auch einfach erkennen, dass man etwas loslassen muss, damit es einem besser geht.

Dir wünsche ich von ganzem Herzen,
dass Dir alles was Du Dir wünschst gelingen mag

Marlies

Gerri
18.10.2007, 12:13
Hallo Mikesch,
möchte einmal auf deinen Eintrag zu sprechen kommen, in der du eine Deffinition der Spielsucht im Net gefunden hast - und diese für dich als zutreffend beschreibst.
Auf mich trifft eine solche Erklärung meiner Sucht absolut nicht zu.
Ich habe gespielt, weil es mir Spass machte ..zunächst.
Das ich gespielt habe, um meiner Familie ein sorgenfreies angenehmes Leben zu gestalten, oder im entferntesten daran glauben konnte, war bei mir nicht der Fall.
Ich sehe eine solche Deffinition auch eher als eine Entschuldigung für sich selbst an. Unter dem Motto, schaut her, so schlecht wie ihr mich haltet bin ich gar nicht.
Natürlich ist eine Spielsucht schlecht .. wie alle Süchte.
Sie macht aus mich einen unzuverlässigen Partner, unberechenbar für die Menschen, die mich lieben.
Sie macht mich aber nicht zu einen schlechteren oder besseren Menschen.
Ich bin ich - so wie ich bin, werde akzeptiert als Mensch, oder man lässt es.
Bin Suchtkrank - und muß diese Krankheit beherrschen lernen.
Wie ein Diabetiker oder Asthmakranker mit seiner Krankheit lernen muß umzugehen, so muß ich es auch.
Es gibt nicht die Pille für uns, oder eine Medizin.
Unsere Medizin ist das erkennen unserer Krankheit - und daraus die Kraft zu ziehen, damit umzugehen.
Diese Kraft ziehen Suchtkranke aus unterschiedlichen Quellen ..von den Therapeuten, der Selbsthilfegruppe, der Familie, Freunden..aus Therapien, ja..mitunter auch aus Foren, oder gar im Gebet. Und manche Suchtkranke, zu denen ich auch gehöre, zapfen mehrere Quellen gleichzeitig an, um so einen evtl. Rückfall vorzubeugen. Doch eine Garantie dafür gibt es bei keinen.
Wir sehen, bei allen genannten Hilfequellen steht das Gespräch, der Austausch in den Vordergrund.
Gespräche, in denen eine Vertrauensbasis geschaffen wird, in der ich von mir und meinen Problemen frei berichten kann - ohne Schuldgefühle, wie ich sie z.B. gegenüber der Partnerin und Familie habe.
Darf auch mal sagen, das Spielen..ja es macht(e) mir Spass..ohne das ich dafür verdammt werde. Darf auch ergründen was hat mir denn so gut gefallen ..und werde immer wieder erfahren, das abschalten vom eigentlichen Leben.
Vom beruflichen Stress , von familiären Problemen, von wirtschaftlicher Verzweiflung (sicher wird es Spieler geben die durchs Spiel wirtschaftliche Probleme lösen wollen ).
Es zeigt also deutlich das ein suchtkranker Mensch oft zu dünnhäutig ist, sich den wirklichen Problemen des Lebens zu stellen - ein Ventil sucht, diese für ihn zu große Belastung seelischer Natur auszugleichen.
Dünnhäutig - sensibel - kritikunverträglich - liebesbedürftig -
und diese Eigenschaften versteckend..so würde ich einen Suchtkranken beschreiben.
Die Wurzel dieses erhöhten Geltungsbedarfs kann in der Kindheit liegen - vielleicht gar genetisch vorbestimmt sein.
Ich bin nicht Schuld an meiner Krankheit , habe aber die Pflicht meine Krankheit die immer in mir sein wird zu steuern und zu beherrschen - wie es jeder andere Kranke auch tut.
Die Stärke manches Körperbehinderten kann da für uns beispielhaft sein..der eiserne Wille Fehlendes auszugleichen.
Den müssen wir für uns erkämpfen..mit den erreichen haben wir es geschafft.

In diesem Sinne
Allen
lieben Gruss

mikesch
18.10.2007, 17:01
Hallo Gerry,

Deinen Worten gebe stimme ich zu 100 % zu.

Leider habe ich den besagten Satz nicht eindeutig so dargestellt, dass ersichtlich wird, es handelt sich um ein Zitat.

Ich finde aber, dass macht überhaupt nichts. Weil jeder von uns kann sich gar nicht oft genug vor Augen führen, warum, wieso und weshalb er süchtig ist bzw. trotz Thearpie und langjähriger Spielfreiheit doch wieder rückfällig wurde. Und nach Erfahrungen anderer suchen, die er für sich auch nutzen kann, sei es, dass er diese Situationen bisher verkannt hat, sei es, dass er sie bis dato noch nicht erfahren hat, sich aber vergegenwärtigt, dass er auch da schnell hineingeraten kann.

Deshalb finde ich, wenn durch so ein kleines Mißverständnis ein solches Posting entsteht, die von Dir geschriebenen Worte als doppelte Bereicherung.

Gute 24 Stunden
Marlies

marilina
19.10.2007, 10:55
Hallo Karl,

ein sehr interessanter Beitrag!
Ich habe im Juni nach einem sehr heftigen Absturz, wo ich das Monatsgeld total verzockt habe, mit Müh und Not Geld für Miete etc.. zusammenleihen konnte (mit "dubiosen" Ausreden!) mit geoutet und versuche seitdem spielfrei über die Runden zu kommen.

Bisher soweit so gut.... aber jedes Mal wenn ich ein paar Euros in der Tasche habe, kommt schon der Gedanke, ach ich könnte ja mal, vielleicht werden es ja mehr, eventuell auch wieder der Jackpot bei den Geldautomaten... und alles wäre für den Monat wieder einfacher...

aber mittlerweile taucht nach diesem kurzen Gedanken auch gleich der andere Gedanke auf, der mir ein sehr schlechtes Gefühl vermittelt und ich denke, ne, ne, das muss ich heute mal nicht haben.... und soweit klappts erstmal...

Garantie ist das natürlich keine, aber ich versuche jeden Tag mir bei dem Suchtgedanken auch gleichzeitig das andere Gefühl beizuholen, wie schlecht es mir nach dem Zocken geht.

Aber gerade in den letzten Wochen hatte ich etwas mehr Geld auf dem Konto und die Gedanken sind da, aber bis heute war ich ganz standhaft und das Geld steht immer noch da....zahle langsam aber sicher meine Verbindlichkeiten ab und versuche mich an dieses Gefühl zu gewöhnen, dass mal alles in geregelten Bahnen verläuft.

Aber ich habe auch Angst vor einem Rückfall, besonders, wenn ein bisschen mehr auf dem Konto ist.....

Einen schönen spielefreien Tag und Abend wünsche ich!

Gruss

mari

Gerri
20.10.2007, 11:48
Hallo Mikesch,
hätte deinen Eintrag wohl aufmerksamer studieren sollen - wäre es sicher nicht zu dem Mißverständnis gekommen.
Danke, das du es mir nachsiehst.
Aber ist leider so, das ich im Moment nicht meine gewohnte Konzentrationsfähigkeit habe. Zu viel mit mir selbst zu tun.
Und sicher spielt auch die Gefahr eines erneuten Rückfalles bei mir dazu bei.
Denn trotz meines Wissens um viele Dinge der Spielsucht, bin ich, so sehe ich es, momentan sehr rückfallgefährdet.
Ich weiß, wie es für mich geht , wie ich 6 Jahre ohne Rückfall geblieben bin - und fühle mich doch momentan so, wie zu meiner Anfangszeit - voller Unruhe voller Spieldruck innerer Anspannung und Nervösität.
Doch wie kann es? Das frage ich mich zur Zeit doch sehr. Was ist anders als in meiner Zeit als ich keine Rückfallgefahr in mir spürte?
Eigentlich - doch sehr viel.
Ich habe aufgehört in der Gruppe zu gehen - ungefähr zwei Jahre nicht mehr.
Die zweite Stütze - dieses Forum, fühlte ich mir beraubt - und wurde nach meinen dafürhalten auch nicht so angenommen wie ich bin.
Bin kein pflegeleichter Mensch - und nach dem Mund reden halte ich für falsch - das ist einfach unehrlich.
Aber natürlich liegt es letztlich in mir selbst - nicht bei den anderen.
Für mich folgendes Fazit:
1. Ich werde ab Montag wieder eine Selbsthilfegruppe aufsuchen - und stelle mir vor, dieses langfristig zu tun.
2. Ich werde Probleme die ich in mir spüre beim Schreiben rauslassen - für mich selbst ( Tagebuch) aber auch weiterhin in diesem Forum.
3. Ich werde mir, wenn diese Unruhe nicht nachlässt um eine ambulante Therapie bemühen.
4. Ich versuche total ehrlich mit meiner Partnerin darüber zu sprechen - denn mein letzter Rückfall hat sehr viel unserer Vertrauensbasis zerstört - und schon beim wiederaufbau dessen spüre ich ERNEUTE UNRUHE in mir.
5. Ich gebe für mich zu, es ohne Hilfe nicht langfristig zu schaffen - brauche andere Menschen - deren Erfahrung - deren Stützkraft - und will wenn ich wieder stützen kann, das auch tun.
Das ist mein persönliches neues Programm - und ich bin mir sicher, Gott wird mir beistehen es umzusetzen.
Danke für´s zuhören Mikesch.
Wünsche dir natürlich ein schönes WE - und ein Leben voller Zuversicht - innerer Freude und Spielfreiheit.
@Marilina
schön das du hier angekommen bist - und ganz toll, das du gegen deinen Spieldruck angehst - doch vergiß nicht - der wird von Tag zu Tag stärker ,
hole dir Hilfe ins Boot - Menschen die mit dir rudern -
so schaffst du auch unruhige Gewässer.

wünsche Allen die Kraft, und die Bereitschaft den inneren Schweinehund zu besiegen - und die persönliche innere Freude es geschafft zu haben.

Allen die besten Wünsche

gerri