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machmut
20.04.2006, 22:13
eine vorstellung meinerseits wird sicherlich noch kommen, aber im moment fuchst mich dieses thema ungemein.

ich habe mich auf eine warteliste für eine ambulante therapie setzen lassen da ich glücksspielabhängig bin.

da ich aber auch seit meiner geburt co abhängig bin da meine eltern beide alkoholiker waren bzw. meine mutter es noch ist, mein vater verstarb 1996, möchte ich mich in therapeutische hände begeben was meine kindheit angeht.

so, und jetzt gehts los. seit 3 tagen telefoniere ich mir einen heissen um überhaupt erstmal einen psychiater oder therapeuten zu finden der in die tiefenpsychologie geht. KVNO, diverse hotlines etc. die mir mittlerweile listen von zuständigen fachärzten zugesand haben.

so, also hochmotiviert einen nach den anderen angerufen. aber was kam als erste frage???? gesetzlich oder privat versichert?

da ich im moment gesetzlich versichert bin und der zugelassene arzt nur den 1,0 fachen satz anstadt den 2,3 fachen satz abrechnen kann hat sich glaube ich die wartezeit für mich athoc um mindestens 8 wochen verlängert.
aber eines möchte ich auch positiv erwähnen, alle haben mir glück gewünscht jemanden zu finden.

nun meine frag an das team. wie kann ich agieren?

danke im voraus!

Verena Verhoeven
21.04.2006, 11:57
Hallo Machmut,

ja, es ist gar nicht so leicht, eine geeignete Therapieeinrichtung zu finden, wenn es um das Thema Glücksspielsucht geht.

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten sich behandeln zu lassen.

1. Ambulante Therapie: Diese wird in der Regel in einer dafür qualifizierten Suchtberatungsstelle vor genommen. Der ausführliche Name der Behandlung ist: „Ambulante medizinische Rehabilitation bei pathologischem Glücksspielen“. Die Beratungsstelle stellt einen ziemlich aufwendigen Antrag bei der zuständigen Rentenversicherung. (Früher: LVA für Arbeite u. BfA für Angestellte). Der Rentenversicherungsträger zahlt die Therapiekosten. Wenn keine Ansprüche dort bestehen, z.B. bei Menschen, die bisher noch rentenversicherungspflichtig gearbeitet haben zahlt die Krankenkasse.
Das Therapieangebot besteht aus Einzel- und Gruppengesprächen.
Wo es solche Einrichtungen gibt, erfahren Sie auf unserer Homepage www.spielsucht.net unter der Rubrik „wichtige Adressen“ oder unter www.guecksspielsucht.de auf beiden Seiten gibt es einen bundesweiten Überblick.

Sie könne sich ambulant auch an jeden niedergelassenen ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten wenden. Adressen erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse. In der Regel sind die „Niedergelassene“ aber mit der Thematik „ Glücksspielsucht“ nicht so vertraut, wie die Therapeuten in den Suchtberatungsstellen. Auch haben die niedergelassenen Therapeuten in der Regel keine Gruppenangebote ausschließlich für Glücksspieler.

2. Stationäre Therapie: Diese wird in der Regel in psychosomatischen Kliniken durchgeführt, die ein spezielles Therapiekonzept haben. Adressen von Kliniken finden Sie unter den o.g. Adressen. Der Kostenträger ist auch hier der Rentenversicherungsträger.

Ob nun eine ambulante oder stationäre Therapie für Sie sinnvoll ist, entscheiden Sie am besten im Gespräch mit Ihrem Therapeuten in der Suchtberatungsstelle.

Ich habe Ihren Beitrag so verstanden, dass Sie zur Zeit auf einer Warteliste bei einem ärztlichen Psychotherapeuten sind. Wartezeiten sind dort keine Seltenheit. ob das daran liegt, dass Sie gesetzlich und nicht privatversichert sind weiß ich nicht.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzten.
Mein Rat ist: Nehmen Sie Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle auf!

Ich hoffe, dass Sie mit meiner Antwort etwas anfangen konnten.

Wenn Sie Lust haben, schreiben Sie doch noch etwas zu sich und Ihre Suchterfahrung.

Mit herzlichen Grüßen aus Neuss

Verena Verhoeven
Fachstellenteam

machmut
21.04.2006, 17:07
halo frau verhoeven,

erstmal herzlichen dank für ihre antwort.

alsi ich habe mich auf die warteliste eines motivationsgespräch in einer suchteratungsstelle setzen lassen.
diese zieht eine wartezeit von 2 bis 4 monaten nach sich.
nach diesem motivationsgespräch wurde mir gesagt käme ich auf eine erneute warteliste für eine ambulante therapie. diese würde ca 6 monate nach sich ziehen.
die angaben wurden mir aber von dem thearapeuten als ungefähr deklariert. was ich mittlerweile auch nachvollziehen kann.

was meine eigentliche frage war. diese wartezeit würde ich sehr gerne nutzen um meine co abhängigkeit mit einem psychotherapeuten bzw. einem psychiater aufzuarbeiten.

denn meines erachtens ist die 1,5 jährige glücksspielabhängigkeit das eine herausforderung die vor mir liegt und die zweite halt meine kindheit und das leben als co abhängiger.

da ich nicht weiss ob dazwischen vielleicht ein adäquater kausalzusammenhang liegt oder nicht bemühe ich mich halt in der wartezeit um einen therapieplatz was meine co abhängigkeit angeht.
Nur diese herausforderung gestaltet sich für mich als sehr sehr schwer dort jemanden zu finden! vielleicht erklärt es dieser beitrag etwas besser!

Verena Verhoeven
25.04.2006, 11:22
Hallo Machmut,

leider war gestern im Chat zu viel los, um Ihre Frage zu beantworten.

Also, grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, die Wartezeit auf eine Therapie Ihrer Glücksspielsucht mit einer Psychotherapie zu überbrücken.

Wenn es Ihnen möglich ist zeitnah einen Platz bei einem Psychiater zu erhalten etc. ist dies sicherlich sinnvoller als gar nicht zu tun.

Ich würde Ihnen allerdings empfehlen, dem Psychotherapeuten von Ihrem Glücksspielverhalten zu erzählen, um dieses Thema dort nicht auszuschließen.
Der Kostenträger für eine ambulante medizinische Rehabilitation ist – wie gesagt - der Rentenversicherungsträger. Mit Ihre RV-Nummer können Sie über einen Anruf beim RV- Träger die Kostenfrage leicht klären.

Nun zu Ihrer zweiten Frage: Es ist sehr gut möglich, dass Ihre heutige Glücksspielsucht mit Ihrer Co-Abhängigkeit in Ihrer Kindheit in Zusammenhang steht. Dies jedoch näher zu ergründen, könnte ein Therapieziel sein.
Da Sie erst ca. 1,5 Jahre spielen haben Sie aus meiner Sicht gute Chancen, dieses Verhalten über eine Therapie wieder zum Stillstand zu bringen.

Also, Machmut lassen Sie sich nicht von den – sicherlich überall – vorhandene Wartezeiten entmutigen und bleiben sie dran an diesem Thema.
Sie sind auf einem guten Weg!

Mit herzlichen Grüßen aus Neuss

Verena Verhoeven