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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stationäre Therapie



Nicole
27.04.2006, 15:38
Hallo,
wer von euch Spielern/Spielerinnen hat Erfahrung mit einer stationären Therapie gemacht? Mein Mann ist seit 2 Tagen in einer stationären Therapie. Heute habe ich ganz kurz mit ihm gesprochen. Was mich etwas irritiert ist, dass laut Therapieplan 1 Einzelgespräch und 2 Gruppengespräche pro Woche geplant sind. Mein erster Gedanke war: Das ist alles? Ich halte das - jedoch aus meiner Sicht - für zu wenig. Es kommen wohl nach einigen Tagen noch andere Sitzungen (wie Sporttherapie; Beschäftigungstherapie) dazu; aber ich hatte die Vorstellung, dass man sich dort intensiver mit den jeweiligen Personen beschäftigt.

Er hat mir heute noch telefonisch mitgeteilt, dass er einen Tag vor seinem Wegfahren gespielt hat. Ich hatte dies schon geahnt, hatte ihn auch darauf angesprochen; aber er hat sich sogar noch "angemacht" gefühlt, weil ich ihm mal wieder nicht glaubte u. jetzt hat er meinen Verdacht bestätigt. Der einzige Trost ist mir, dass er es mir selbst gesagt hat u. ich es nicht wieder "zufällig" rausbekommen habe.

Nicole

Biff
27.04.2006, 22:24
Hallo Nicole,
ich war auch in einer stationären Therapie und da war es genauso 2 Gruppengespräche pro Woche und eine Visite. Mann/Frau konnten auch Einzelgespräche beantragen, die wurden aber nur gegeben wenn die Therapeuten dies für notwendig hilten. Gerade am Anfang fand ich dies auch sehr dürftig und habe es nicht verstanden, habe nach Gesprächen gefragt und habe sie nicht bekommen oder nur sehr kurze ca. 5-10 min.
Im nachhinein kann ich dir sagen das es so auch gut war, ich wollte gerade am Anfang (wie wohl jeder Andere) alles ganz schnell mit dem Kopf lösen, aber gerade das ist nicht möglich, wir sind Bauch und Gefühlsmenschen und um sein Inneres zu finden brauch man eben auch Zeit, Therapie heisst nicht nur Erkennen sondern gerade auch verstehen und verarbeiten und das geht nun leider nicht so schnell. In der Zeit, nach ca.6 Wochen, wo ich an die Punkte gekommen bin, die für mich wichtigen waren - sie zu erkennen - habe ich 4 mal über 90 min Einzelgespräche bekommen, ohne Probleme + die ganzen anderen Therapiearten, die du ja auch angesprochen hast.
Bitte, denke nicht das es das Einzelgespräch ist, welches deinen Mann die 100 Watt Birne angehen lässt, es sind die Gefühle und die Veränderungen in der Therapie, die Ihn sich verändern lassen.

Gruß
Biff

Nicole
28.04.2006, 13:25
@ Biff

Hallo Biff, es würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal im Chat treffen würden.
Wenn du Lust hast, könnten wir uns ja einfach mal verabreden.
Wie geht es dir denn HEUTE? Wie erging es dir nach der Therapie? Alles Fragen die mich sehr interessieren.

Ein schönes Wochenende und hoffentlich bis bald
Nicole

Stefan
30.04.2006, 14:42
Hallo Nicole,

ich möchte Dir auch gerne was von mir erzählen. Ich habe auch ne stationäre Teraphie gemacht. Ich war sechs Montae in einer Einrichtung wo auch stofgebunde Süchte bearbeitet wurde, was für mich persöhnlich im nachinein die richtige Einrichtung war. Ich denke für jeden angehörigen hört sich ein einzelgespräch in der woche nicht viel an, aber wie Biff schon erzählt hat, ich brauchte erst mal zeit um überhaubt dort anzukommen und zu begreifen worum es überhaubt geht. Wenn ich sofort mit tifgründigen gesprächen bombadiert geworden wäre, hätte ich wohl dicht gemacht, um mich ja zu schützen. Ich bin dort hingefahren ohne eine ahnung was jetzt passiert oder wie es weiter gehen könnte. Das einzige was ich wuste ich will nicht mehr so weiter leben und bitte helft mir. Natürlich hatte ich vieleicht auch die naive Einstellung das ich nach den 6 Monaten nen Stempel bekomme wo darauf steht geheilt und mein Leben danach ganz anders sein wird.
Ich habe in der Teraphie viele Phasen dursch lebt. Von Ablehung unverständnis,skepsis aber auch von erkennen und auch verstehen.
Mir hat auch sehr viel geholfen mich mit den anderen süchtigen auszu tauschen. Ich habe lange gebraucht um für mich zu erkennen worum es eigentlich geht. Es dauert ja ne Zeit diesen Panzer ( den wohl auch dein Mann hat) zu knacken und sich auf ein verändern einzulassen. Mit sich selber zu beschäftigen tut ja weh und wer tut sich ja gerne selber weh. Zu erkennen was im leben so gelaufen ist das mich den Weg der sucht gehen gelassen hat.
Die Teraphie war für mich der erste schritt aus der sucht denn ich mein ganzes Leben gehen werde. So lange dein Mann es mit ganzen Herzem will, wird er das auch schaffen. Nur es braucht halt Zeit. Die Teraphie war für mich ja nur ein Erkennen und die richtige Arbeit fing erst danach an für mich. Wenn der Atag sich wieder eingestellt hat. Aber das dauert ja noch was für euch. Er hat den richtigen Weg gewählt und das zählt im Moment. Was die Zukunft bringt wird sich zeigen. Er tut was für sich das ist wichtig. Veränderungen brauchen halt Zeit.
Könnte noch ne menge schreiben, aber ich denke das reicht wohl mal. Wenn du fragen hast oder nur was los werden möchtest, bin gerne dazu bereit.

Grüße

Stefan

Nicole
01.05.2006, 10:41
@ Stefan

Hallo Stefan,

vielen Dank für deine Rückmeldung.
Ja wahrscheinl. Hast du recht, mein Mann hat ähnlich wie du argumentiert, dass es wahrscheinlich für den Spieler / für ihn zu viel werden würde, wenn man zubombadiert werden würde.

Mein Mann sagt immer, wenn er in der „spielsüchtigen Phase“ sei, würde er nicht erkennen, was Unrecht ist. Er kennt dann auch keine Hemmungen (was aber nicht sein natürlicher Charakter ist). Und ich hoffe er wird dort eine Menge lernen. Denn wir sehen diese Therapie als letzte Chance an. Uns ist auch klar, dass er dort nicht als „geheilt“ rauskommen wird; aber er wird hoffentlich besser mich sich u. seinem Umfeld umgehen können; Gefahren erkennen können.

In einem anderen Beitrag von dir habe ich gelesen, dass du wieder spielst ?? (wenn du der gleiche Stefan bist).
Wie ist es dazu gekommen? Hast du schnell – nach der stat. Therapie – wieder angefangen? Hast du zu wenig auf dich aufgepasst? Wenn du magst, erzähl doch ein wenig darüber. Vielleicht treffen wir uns auch mal im Chat?

Und: Danke

LG
Nicole

Dudelzwerg1806
01.05.2006, 11:11
Hallo Nicole,

meine stat Therapie is schon länger her, aber ich weiß , wenn ich diese nicht gemacht hätte, nicht wüßte , wo ich heute wäre. Wir waren in einer Klinik in Bad Dürkheim, 6 Spieler , und 14 Alkoholksüchtige. Obwohl diese Klinik in erster Linie für Alkoholsüchtige war, hatten die in Ihrem Programm auch Spielsüchtige drin. Es lief mit absoluter Kontrolle ab, d.h. ab und zu mal in den Alkitester blasen, sobald man nach draussen durfte, da ja die ersten 2 Wochen für jeden Neulling eine Sperre galt. Kein Kontakt mit Fam und der öffentlichkeit.Bis auf schreiben, denn Zeit hatte man mehr als genug.
Der Tagesablauf war einfach nur beschäftigen, Küchendienst, Waschdienst und , das wichtigste, Beschäftigungstherapie. Hier konnte, oder mußte ? , man , seine Stärken und Schwächen herausfinden, was einem liegt, Hobbymäßig, Freizeitgestaltung.
Dann hatten wir , zu der zeit , 3 x in der Woche Gruppengespräche und 2 x in der Woche Einzelgespräche.
Da ich in unbestimmten Rythmen immer noch spiele, bin ich drauf und dran, mich wieder für eine stat Therapie zu entscheiden, obwohl ich zur Zeit , so wie es auch berufl. und zeitlich geht eine Therapie mache.
Ich war 8 wochen in dieser Klinik und habe nach dieser Zeit lange nicht mehr gespielt. Mittlerweile spiele ich in unregelmäßigen Abständen und bin , wie gesagt, am überlegen , ob ich nicht doch eine stat therapie mache. Nicht das ich mich drücke, aber es hängt auch einiges am Umfeld zusammen .
Grüße
Stefan

Maik
02.05.2006, 15:58
Hallo Nicole, Stefan und Biff,

ich habe zwar keine stationäre Therapie gemacht, aber ich möchte Euch gerne noch eine Möglichkeit nennen, die mir sehr geholfen hat. Ich bin seit ca. 2 Jahren bei einem Verhaltenstherapeut in Behandlung. Diese Behandlung hat sich am Anfang nicht nur auf`s spielen bezogen, sondern auch auf meinen Suizidversuch vor ca. 2,5 Jahren, aber mittlerweile arbeiten wir eigentlich nur noch am Thema spielen. Ich kann nur sagen, daß mir diese Behandlung in den letzten Monaten sehr geholfen hat, denn mein "Doc" hat mir auf seine Art und Weise auch Erklärungen geliefert, warum ich überhaupt spielen gegangen bin - also im Grunde genommen Ursachenforschung und auch Möglichkeiten erarbeitet, um dagegen anzugehen etc.
Mein Doc hatte vorher noch keinen Spielsüchtigen, sondern eher Alkoholiker etc., aber er hat mir trotzdem immens geholfen. Mittlerweile gehe ich nur noch alle 3 Wochen zu ihm, aber er gibt mir jedes mal Mut und war auch sehr hilfreich, mein angeschlagenes Selbstbewußtsein und meine Selbstachtung wieder aufzubauen.
Vielleicht ist das eine Möglichkeit für Euch, auf die stationäre Therapie aufzubauen oder das gelernte etc. zu vertiefen.

Drücke Euch die Daumen
Liebe Grüße
Maik

Silbersee26
04.05.2006, 15:14
hallo!

also, ich habe auch schon eine stationäre therapie hinter mir.

ich hatte 1x wöchentlich einzeltherapie ca. 30-45 min und 2 mal die woche gruppentherapie ca. 60 min pro sitzung.

hinzu kommen noch die anderen therapien wie z.b gestaltungstherapie,
sporttherapie, impulskontrolle und und und.

mir wäre es lieber gewesen, wenn ich mehr einzelgespräche bekommen hätte.

leider war dieses jedoch nicht möglich, weil die bezugstherapeuten völlig ausgelastet waren.


viele grüße

silbersee26

Nicole
05.05.2006, 21:48
Hallo alle zusammen,
ich wollte kurz ein Feedback betr. stat. Therapie geben.
Mein Mann hat sich sowohl brieflich als auch per SMS bei mir gemeldet.
Der Brief hörte sich schon gar nicht schlecht an; er beschrieb mir welche Therapien er z:Zt. macht, welche noch angedacht sind u. was er in der Freizeit so macht.
Und entweder ging es ihm heute super gut oder er wollte mich beruhigen. Es kam eine SMS in der er schrieb, dass es im richtig gut gehen würde u. dass ihm nicht besseres passieren konnte.
Ich hoffe, es ist wirklich so wie er es geschrieben hat u. nicht nur zur Beruhigung für mich gedacht.
Aber jetzt befinde ich mich wieder in der typischen Angehörigen Situation (die belogen worden ist). Anstatt mich zu freuen, überlege ich mir schon wieder, sagt er auch wirklich dir Wahrheit?
Doch; ich glaube daran!
Ich selbst habe seit gestern mit dem autogenen Training (unter Anleitung) angefangen. Es macht mir Probleme,denn die Therapeutin sagt, ich würde mich nicht wahrnehmen, mich nicht mitbekommen. Aber ich arbeite daran.
LG und ein schönes sonniges Wochenende
Nicole

ziegenbock
06.05.2006, 14:10
Hallo Nicole,
ich kann zwar nichts zu einer stationären Therapie sagen – aber ich habe Erfahrungen mit dem autogenen Training und finde es sehr gut, dass Du es für Dich angefangen hast.
Vielen ergeht es zu Anfang so, dass sie Probleme haben, sich darauf einzulassen – weil sie es nicht gewohnt sind, „ in sich hinein zu horchen“. Vielen fällt das auch gar nicht erst großartig auf, meistens eben Menschen, die „keine Zeit“ haben, sich mit sich auseinander zu setzen- oder die verlernt haben, sich diese Zeit auch zu nehmen. Und wenn man sich dann doch einmal die Zeit nimmt und versucht, in sich hinein zu horchen, dann stellt man plötzlich fest, dass man sich gar nicht mehr auf „eine“ Sache konzentrieren kann…nicht einmal auf sich selbst.
Da Du unter Anleitung lernst, denke ich, muss ich Dir keine Ratschläge geben, wie es vielleicht einfacher werden kann – aber eines möchte ich Dir sagen: es ist gut, wenn Du was für Dich machst, denn so kannst Du Kraft und Stärke aus Dir selbst beziehen, wenn Dir sonst keiner helfen kann – oder möchte.
Dir und Deinem Mann wünsche ich alles Gute!
Lieben Gruß
Ziegenbock

Nicole
07.05.2006, 19:51
Hallo Ziegenbock,
natürlich bin ich für jeden Tipp/Hinweis/Ratschlag dankbar.
Im Moment nehme ich mich mal wieder nicht wichtig genug u. übe nicht.
Die Therapeutin sagte, man müsse mind. 2x täglich üben u. die Zeit "nehme" ich mir z.Zt. nicht.
Aber gleich -wenn ich vom PC weg bin- werde ich mich hinsetzen und anfangen.
Ich muss mal ne ganze blöde Frage stellen:
Beim autogenen Training werden ja immer wieder Sätze wiederholt. Wenn ich das für mich so mache, muss ich dann die Sätze laut aussprechen oder kann ich die auch gedanklich sprechen?
Wahrscheinl. eine blöde Frage, aber ich habe vorher noch nie was davon gehört.
LG
Nicole

Cl@us
07.05.2006, 20:03
Hallo Nicole,
ich mache auch Autogenes Training- und Meditation und spreche die Worte (positive Affirmationen) innerlich, so wie ich auch bete!
Leise....und dadurch werde ich entspannter und ruhiger.
Gruss
Claus

Nicole
08.05.2006, 10:19
Hallo Claus,
danke für die Info.
Ich tue mich noch ziemlich schwer!
Ich soll mir einen Ort der Entspannung innerlich vorstellen u. das kann ich einfach z.Zt. noch nicht. Es bildet sich kein "Bild".

LG
Nicole

Cl@us
08.05.2006, 10:28
Hallo Nicole,
wenn es dich tröstet bei mir klappt es meist auch nicht in das "Karma" zu kommen. Dann atme ich ganz bewusst 5 mal ganz tief Ein und Aus und das klappt immer und ich fühle mich besser.
Oder ich stelle meine Füsse (ohne Schuhe) auf den Boden und versuche "Bodenkontakt" zu bekommen, das macht mich ruhiger!
Finde doch für Dich heraus was Dir hilft, deine Therapeutin kann Dir nur Wege aufzeigen dahin. Du musst es doch nicht Unbedingt befolgen
Gruss
Claus

ziegenbock
08.05.2006, 12:49
Hallo Nicole,
es ist schon so wie Deine Therapeutin sagt, man muss sich auch die Zeit nehmen. So ist es nicht ratsam, einfach mal 20 Minuten zwischen Wäscheaufhängen und Essenmachen einzuschieben, sondern Du solltest Dir eine Tageszeit aussuchen, wo Du auch wirklich etwas Zeit hast und nicht an den nächsten Termin denken musst. Wenn Du geübter bist, dann wird es Dir auch irgendwann zwischen zwei Terminen gelingen - zu Anfang musst Du aber erst einmal zu Dir finden.

Versuche es mal vor dem Schlafen - im Bett; leg Dich so auf den Rücken, dass sich keine Körperteile berühren und die Arme neben dem körper liegen. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten - meine ist, dass ich mich auf den linken Fuss konzentriere und mir einbilde, wie er warm und schwer wird. Dabei rede ich nicht, sondern stelle es mir in meinen Gedanken vor, wiederhole es permanent, wie der Fuss warm und schwer wird. Wenn Dir diese Vorstellung nicht gleich gelingt, dann versuche Dir vorzustellen, wie irgendwas schweres an Deinem Fuss hängt....wenn Du es dann geschafft hast, dass Dein Fuss warm und schwer geworden ist, dann gehe über zum rechten Fuss....wieder von vorne...stell Dir den Fuss bildlich vor, rede Dir immer wieder ein, wie er warm und schwer wird. Denke nur an Deinen Fuss, nichts anderes....dann wird es irgendwann gehen. Anschließend gehst Du wieder nach links - stell Dir die Wade vor, den Unterschenkel - und so fort. Dabei aber nicht die Füsse vergessen, die ja schon schön warm sind....mach so weiter bis zu den Schenkeln - das sollte genügen, ich schlafe dann meist schon...

Die andere Variante ist, dass Du Dir vorstellst, Du bist an einem Ort, der Dir besonders gefällt (Palmenstrand auf einer Liege oder so, etwas, was Dir wirklich gefallen würde). Und da geht es wieder mit dem linken Fuss los, der warm und schwer werden soll....Sollte es nicht gelingen mit der Wärme an den Füssen, dann nimm vorher noch ein Fussbad, das wirkt Wunder!

Es gibt auch eine Menge Musik, die Dir helfen könnte - guck einfach mal im CD-Laden oder frag Deine Therapeutin.
Autogenes Training ist wirklich ein Training - man muss es erst üben, bis es funktioniert. Und manchmal kann man sich einfach nicht auf eine Sache alleine konzentrieren - es rutschen immer wieder Gedanken dazwischen. Dann macht es Sinn, sich diesen besonderen Ort vorzustellen, an dem man sich sicherlich wohlfühlen würde...
Probier es mal, es wirkt...
Lieben Gruß
Ziegenbock