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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die harte aber wahre Karriere einer Glücksspielerin



Silbersee26
04.05.2006, 12:43
tja, ich glaube ich sollte meine geschichte von vorne erzählen.

durch einen dummen zufall bin ich vor ca. 7 jahren in einen teufelskreislauf der glücksspielsucht hinein geraten. meine karriere als glücksspielerin begann in einem billard cafe. beim abkassieren bekam ich ein 2 DM stück wieder und leider landete dieses nicht in meiner geldbörse sondern in einem spielautomaten. zu dem zeitpunkt hatte überhaupt keine ahnung, wie das ganze ding funktionierte. doch irgendwie habe ich es geschafft aus den 2 DM
20 DM zu machen. leider ist mir dieses zum verhängniss geworden. einen tag später hatte ich die idee, in eine spieluthek zu fahren. ich habe mir wirklich eingebildet, dass das nochmal funktionieren würde. ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich an diesen abend 90 DM verloren habe. als ich dann bemerkte, was eigentlich geschehen war, überkam mich ein gefühl von selbsthass. ich konnte dieses gefühl überhaupt nicht einordnen. als ein paar tage vergangen waren, bin ich wieder in die spieluthek gefahren weil ich so versessen darauf war, meinen verlust schon irgendwie wieder raus zu holen.
tja, so ging es dann weiter, immer und immer wieder hing ich vor irgend welchen geldautomaten. ich kapselte mich von meiner familie ab, von meinen freunden, stieg aus meiner band aus und zog mich immer weiter in die welt der spielsucht hinein. irgendwann kam dann der zeitpunkt, wo ich selber das geld nicht mehr aufbringen konnte und so leihte ich mir haufenweise geld von freunden und bekannten. wenn sie mich fragten, wofür ich das geld denn bräuchte, hatte ich immer irgendwelche ausreden und antworten parat. es dauerte nicht lange, bis auch dieser rahmen erschöpft war und doch wollte ich um jeden preis weiter spielen. ich nahm ohne zu fragen geld vom konto meines damaligen freundes. ich habe mir immer schlimmere dinge einfallen lassen um spielen zu können. ich habe sogar die geldbörse von einem guten freund geklaut und dann mit dessen karte geld von seinem konto geholt. doch dann passierte mir etwas völlig verwirrendes. ich habe durch zufall meine jetzige lebensgefährtin kennen gelernt. sie hatte es damals geschafft, ohne das sie wusste das ich spielsüchtig bin, mich für ca. 6 monate aus dem Teufelskreis rauszuholen. es war für mich sehr einfach, da ich sehr verliebt war. es gab für mich nichts anderes als wie meine freundin. doch nach diesen 6 monaten bin ich wieder rein gerutscht. so verlor ich mit meiner freundin die gemeinsamme wohnung, da wir die miete nicht mehr aufbringen konnten. leider kam dann das problem hinzu, dass wir unsere beziehung auf 200 km distanz aushalten mussten. ( müssen wir leider auch heute noch)
wir sahen uns meistens nur an den wochenenden. leider war auch sie es, die die schlimmste zeit mit mir aushalten musste. es gab heftige streitereien, es wurde gelogen, ich habe ihr sogar angst gemacht, dass ich mir auf illegalem wege geld beschaffen werde, ich hab ihr ein schlechtes gewissen gemacht nur um geld zu bekommen. das schlimmste war, dass ich mir das gewehr
von meinem vater genommen habe und es mir vor ihren auge in den mund gesteckt habe. ich war so fertig, ich wollte einfach nicht mehr . ich wollte von dem ganzen scheiß weg, wollte keine probleme mehr haben. Doch sie hat mich gott sei dank ab gehalten. Danach haben wir viel geredet und ich habe eine stazionäre Therapie gemacht. doch nach drei wochen, beendete meine freundin die beziehung. sie kam in diesen wochen selber zu ruhe, doch ich hatte zuviel schaden angerichtet. nach meiner therapie, ordnete sich mein leben wieder. Ich machte mich Selbständig, frischte verstaubte freundschaften auf und verliebte mich neu,...leider in eine person, dessen mutter spielsüchtig war. also geriet ich wieder in diesen teufelskreis.Doch nach einiger zeit meldete sich meine lebensgefährtin wieder und wir versuchten unsere beziehung wieder auf zu bauen.es war immer ein auf und ab mit dem spielen,und das war es hoffentlich bis vor kurzem. ich weiß nicht warum, aber mir ist auf einmal klar geworden, dass ich so nicht weiter machen kann.

als ich das letzte mal spielen war, war vor wenigen tagen,aber seit letzter woche ist irgend etwas anders. ich weiß nicht
wie ich es beschreiben soll, vielleicht habe ich einfach das gefühl, es noch einmal für mich, meine freundin und meine familie zu schaffen.


mein ziel ist es, meine verantwortung wieder selbst zu übernehmen, mit meiner freundin ein normales leben zu führen und abstinenz zu bleiben.

ich habe heute morgen gleich einige schritte in die richtige richtung gesetzt,
damit ich auf diese ziele zugehen kann.
ich weiß das es nicht einfach wird, aber ich habe das erste mal ein eigenartiges, positives gefühl in mir.

vielleicht kann mich der eine oder der andere verstehen :-)

schön, dass dich meine geschichte interessiert hat!

viele grüße

silbersee26

Boomer
04.05.2006, 13:46
Hallo Silbersee

Das ist gut das du dich so spontan entschlossen hast deine Geschichte hier reinzustellen. Du hast gestern gehört- du bist nicht allein wir haben alle unsere Geschichten.

Du hast dir ein gutes Ziel gesetzt- das zwar nicht einfach ist zu verwirklichen aber absolut möglich. Schön das du gleich schon Schritte unternommen hast deinem Ziel entgegen zu
streben. Mit Anstrengung und Willen wird es dir auch gelingen. Dessen bin ich überzeugt.

Wünsche Dir viel Kraft- den Weg zu gehen.

Grüessli Boomer

Gerri
05.05.2006, 10:44
Hallo Silbersee,
ja ich verstehe deinen "Werdegang" in die Abhängigkeit.
Allerdings denke ich, das es da bei dir wohl viele tiefe Ursachen gibt, warum es so geworden ist.Doch darauf wollte ich nicht eingehen - wären ja auch höchstens Mutmaßungen.
Sehr überrascht war ich, mit welch brutaler Selbstoffenheit du deinen Bericht verfasst hast. Du beschreibst die Wirkung deiner Sucht - ohne wenn und aber - suchst keine Entschuldigungen für dich - schilderst wie es war.
Ich war nicht der Spieler, der jeden Tag spielen mußte - bei mir kam es immer wie Schübe - Quartalspieler wohl. Deswegen konnte ich viele Jahre meine Sucht verbergen - mir gelang es Beziehung und Familie zu erhalten.
Ich habe in diesen Seiten schon viel über mich erzählt - und will da nicht weiter langweilen.
Nur hört sich dein Bericht so an, als ob du dich schuldig fühlst - schuldig an allem was geschehen ist.
Gewiß warst du die Veranlassung, das vieles so geschehen ist. Aber Schuld - das ist deine krankhafte Spielsucht. Wobei die Betonung auf krank liegt.
Hier ist dein Ansatzpunkt.
Du hast die verdammte Pflicht deine Krankheit endlich ernst zu nehmen - und für dich was zu tun. Nur so kannst du deiner Liebe und deinem Glück nicht selbst im Wege stehen. Und das hast du verdammt nochmal schon viel zu lange getan.
Ich verstehe auch dein positives Gefühl - als ich es für mich erfuhr, war es ,nachdem ich alles über Bord geworfen hatte - reinen Tisch mit Frau und Kindern machte. Von da ab konnte ich für mich ...endlich .. nach 30 Jahren für mich was tun.
Ich hoffe, du gehst nun Schritte - zum Therapeuten..in die SHG.
Und ich hoffe, du hast eine Freundin, die dich in den Po tritt, wenn du es nicht tust.
Denn oft brauchen wir einen wirklichen Druck, um an uns was zu verändern.
Du hast mit deinen Eintrag eine ehrliche Billanz gezogen.
Ich möchte raten versuchen diese Ehrlichkeit in jeder Situation zu üben.
Du hast Lügen nicht mehr nötig - für nichts auf der Welt.
Wenn du das schaffst, wirst du spüren, wie sich alles positiv wandelt. Gib nicht auf..auch du schaffst es.
Lieben Gruss
Gerri