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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Charakterveränderung durch Zocken



Chris
04.06.2006, 00:30
Hallo Ihr da im neuen Forum,
Mache mir zunehmend Gedanken ob meine jahrelange Zockerei schlechte Charaktereigenschaften verstärkt hat.s. auch Beitrag von Claus Mitte Mai.
Ich denke durch die jahrelange Lügerei, das Vertuschen von Verlusten gegenüber meiner Parterin und das daraus folgende Selbstmitleid haben
sich bei mir negative Eigenschaften verstärkt:
Ich bin unzuverlässiger geworden
ichbezogener
konnte kaum mehr mit anderen mitfühlen,die Probleme hatten, habe mich dadurch isoliert, was sonst gar nicht meine Art ist
nach Spielattacken, die bis zu 12 Stunden dauerten, halt bis das Casino dicht war, bin ich
total kaputt nach HAuse gefahren und mußte mich den nächsten Tag bis Mittags erholen
depressiv nach Verlusten
euphorisch nach Gewinnen
unausgeglichen
reizbar genervt
kurzum ich war nur noch ein Schatten meiner selbst, habe auch kaum gearbeitet, bin selbständig
Ich glaube das sich alle vorhandenen negativen Eigenschften durch das Spielen besonders mit wachsender Häfigkeit und Intensität verstärkt haben.
Es ist Zeit Bilanz in jeder Hinsicht zu ziehen, das will ich in einer stationären Therapie machen, um mich als Mensch weiterzuentwickeln, sonst bin ich bald ein Neandertaler, soweit schon geschumpft, nur die Arme schleifen noch nicht am Boden.
Ich habe mich im Rückblick über mich erschrocken, ich war nicht mehr ich selbst, sondern nur noch ein Schauspieler.
Geht oder ging euch das ähnlich ??

Chris
04.06.2006, 00:41
hallo Claus,
Du hast das thema dankenswerterweise angestoßen,was mich zum Nachdenken gebracht hat,
Grüße von Chris

ziegenbock
04.06.2006, 13:27
Hi Chris,

das was Du beschreibst kenne ich von meiner aktiven Spielzeit teilweise auch sehr gut – zumindest was die Gefühle nach stundenlangem Spielen angeht und auch die Ich-Bezogenheit etc.
Da ich in meinen Partnerschaften meistens der Brötchengeber war, blieb ich glücklicherweise größtenteils davor verschont, großartige Lügengeschichten zu erfinden. Gelogen habe ich natürlich trotzdem, insbesondere, was mein Freizeitverhalten anging – ich hatte ständig „was zu tun“ für meine Freunde, Familie, um ungestört spielen zu können. In den letzten 2,5 Jahren war ich aber nur noch mir selbst verantwortlich, aber ich konnte mich vor den miesen Gefühlen nicht schützen, ich bekam sehr wohl mit, wie ich mich immer mehr in meine Sucht zurückzog und wenig zugänglich war für andere „Freizeitgestaltungen“.
Ob sich der Charakter grundlegend geändert hat kann ich nicht beurteilen, aber die Sucht oder das Suchtverhalten verändert den Suchtkranken sicherlich und das was Du beschreibst, kenne ich eben von mir selbst.
Heute ist es wieder anders – heute rede ich im Vorfeld über meine Gefühle und über die Ängste, Gedanken und und und – es ist besser, wenn man diesen Kreislauf einmal durchbrochen hat.
Ich finde es gut, dass Du dies nun für Dich ergründen willst – wie auch immer – und wünsche Dir dabei sehr viel Erfolg! Lass von Dir lesen!

Schöne Pfingsten wünscht
Der Ziegenbock

Gerri
05.06.2006, 15:32
Hallo Chris,
ich glaube nicht, das sich unsere Charaktereigenschaften durch eine Spielsucht verändern.
Wohl aber werden sich - nach meinen dafürhalten - vorhandene nicht positive Charaktereigenschaften verstärken.
Nicht positive Charaktereigenschaften - vermutlich wohl in jeden Menschen mehr oder weniger vorhanden - sind die Dinge, die wir nicht mehr für uns zulassen wollen - aber weil wir alle nicht unfehlbar sind - doch immer wieder mal hervorkommen.
Nein, ich bin nicht der Meinung, das ich besser oder schlechter bin als andere Menschen - wohl aber habe ich meine "schlechte Seite " durch meine Art als Spieler zu leben sehr gefördert.
Das ich nun die besseren Eigenschaften durch meine Spielfreiheit mehr fördere, macht mich insgesamt aber nicht zu einen anderen - oder besseren Menschen. Ich bin ich - und muß meine dunkle Zeit akzeptieren um die Gegenwart und Zukunft angemessen zu gestalten.
Ich weiß was ich nicht mehr für mich will - vor allen Dingen das Lügen.
Ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, ich habe mich je als Neandertaler gefühlt. Wohl aber habe ich mich in der ersten Phase meines "Trockenseins" sehr euphorisch als nun besserer Mensch gefühlt.
Aber natürlich stimmt auch das nicht. In mir ist die Kraft für mich was verändern zu können - die negativen Dinge nicht mehr für mich zuzulassen - was ich wohl als positiv sehe - als eine positive Charaktereigenschaft.
Aber auch diese Positivität war schon immer in mir - ich hätte sie sonst niemals fördern können.Fördern kann ich nur etwas, was zumindest vorhanden ist. Im negativen - wie auch positiven.
Deswegen halte ich nichts davon wenn ich mir sage ich bin schlecht - von grund auf. Ich bin Mensch mit vielen Fehlern, die ich begegnen kann - genau wie jeder andere, der auf seine Art versucht abstinent zu sein - Abstinent auch vom Lügen - Besserwissen - oder sich tatsächlich für Besser zu halten.
Ich stecke auch heute noch voller Fehler und Schwächen - auch - oder gerade auch im Umgang mit Menschen.
Doch ich bin auf den Weg - und werde nicht mehr umkehren.
Häufig möchte ich andere vor Dinge bewahren, die ich als Fehler sehe - oder für mich so erlebte. Oft steigere ich mich da sehr hinein - und erkenne nicht,
das was ich als falsch empfinde für andere nicht falsch sein muß.
Aber diese Erkenntnis ist noch taufrisch - ich bin eben noch lange nicht ans Ziel meines Weges- in der Entwicklungphase - in der ich vermutlich bleibe, bis ich irgendwann die Augen schließe.Es gibt auch nach Jahren des abstinenz seins immer noch Situationen die neu für mich sind - die erst mal Eingang zu mir finden müßen.
Dazu gehört auch die Einsicht das andere IHREN Weg haben - auch wenn der erst am Anfang ist- und ich augenscheinlich ein Stück weiter.
Auch die Einsicht, das ich andere kaum vor ihren Fehlern bewahren kann - das jeder seine Fehler machen will - und letztlich das auch darf, um persönlich seine Rückschlüsse auf das eigene Verhalten ziehen zu können.
Auch die Einsicht, das ein suchtkranker Spieler eigentlich keine Hilfe erwartet -
wohl aber Bestätigung, das an seinem Handeln eigentlich nichts zu kritisieren ist. Auch das habe ich gelernt - hat aber lange gedauert.
Ich wünsche einen Jeden seine Spielfreiheit - und die Stärkung positiver Charaktereigenschaften.
Es grüsst
Gerri

andreasg
05.06.2006, 21:20
Hallo Gerri,
Du bist Du;
ein Beitrag zum Nachdenken, zum Nachlesen und der wiederkehrenden Frage: Wann schreibt Gerri - beschreibt Gerri eine Positive Charaktereigenschaft von sich selber?
Es ist positiv, daß Du viele anregende Beiträge lieferst,; für die anderen Suchenden?
Ich komme ins Stocken; - ich und eine Positive Charaktereigenschaft?
Bescheidenheit, Erziehung, Demut vielleicht?
Ich konnte mich Heute selber loben und jetzt - überlege ich wofür?
Für Ausschlafen können, selber Mittagessen kochen, Ex - Frau zum Tee einladen und miteinander versöhnlich sprechen;
Sponsor aus der Selbsthilfegruppe anrufen und aussprechen, aber IHM auch zuhören,
den Abend konstruktiv nutzen, hier im Forum einen Beitrag schreiben!!!
Das bin ich! - Heute -
Ich habe Heute nicht gespielt und ich Danke Gott von Herzen dafür.
Schöne 24 Stunden
Andreas

Terry
05.06.2006, 21:42
Glaube auch nicht das sich Charakterzüge durch zocken veändern. Wie Chris sagt, DU BIST DU - und kannst nicht raus. Gerri meint wohl er ist der Beste. Schreibt sich die Finger hier wund. Beschreibt immer sein tolles Leben. Frage: Warum hat er überhaupt gespilet. Ich lese hier seit einigen Wochen. Bin seit 4 Jahren spielfrei. Aber dieser Gerri scheint mir ein echtes grosses Problem zu haben "das heisst Sucht-Verlagerung" ich denke er hat seine Spielsucht vielleicht auf dieses Forum hier nun geleitet. Gott möge ihm beistehen, seinen Weg endlich zu finden. Mir tut er nur leid. Armer Mensch! Gerri ich wünsche dir das du den Weg findest, Gott möge dich begleiten. Ich bete für dich.

Therry

Cl@us
05.06.2006, 22:27
Hallo,
ich kann noch zu dem Thema sagen, das ich am Anfang meiner Abstinenz glaubte ich habe keine "Charakterfehler" sondern nur die Anderen!!
Inzwiischen sind folgende auf meine Liste gekommen, an denen ich arbeite.

Dies sind einige der Charakterfehler und -mängel, die wir bei uns aufgedeckt haben:

Abwertung (uns selbst und anderen gegenüber)
Kleingläubigkeit
Allmachtsdenken
Kritiksucht
Aggressionen
Maßlosigkeit
Angst
Mißtrauen (gegenüber jedermann)
Arroganz und Anmaßung
Neid
(Selbst-) Betrug
Rachlust
Egoismus
Rechtfertigungssucht
Eifersucht
Schauspielerei
Dünkel
Schwarzseherei
Falscher Stolz
Selbstbezogenheit (im Denken, Fühlen u. Handeln)
Faulheit
Selbstgefälligkeit
Furchtsamkeit
Selbstgerechtigkeit
Gewissensnot u. Schuldzuweisung
Selbstmitleid
Gottlosigkeit
Unnachsichtigkeit
Grobheit (im Umgang mit uns und mit anderen)
Ungeduld
Grübelei
Verbitterung Habgier
Verschlossenheit
Haß
Voreingenommenheit
Hochmut Zaudern
Intoleranz
Zorn







dieser Text war mir ein Schlüssel zum Handeln






Charaktermängel:
Charaktermängel sind, wenn auch verdeckt, immer vorhanden. In verschiedenen Stadien können auftreten: Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit, zuwenig oder zuviel Kontrolle, manipulierendes oder unreifes Verhalten, leichte oder schwere Kriminalität, forderndes Benehmen, Großspurigkeit, Exhibitionismus, Unersättlichkeit, Impulsivität und die Unfähigkeit, Belohnung aufzuschieben. Je größer die Charaktermängel sind, ehe der Suchtprozess einsetzt, umso zerstörerischer ist die Sucht bei dem Betreffenden.
Der herausforderndste Schutzmechanismus des Süchtigen ist seine Fähigkeit, offen und indirekt zu lügen. Am Anfang mögen die Täuschungen nur im Zusammenhang mit der Sucht auftreten. Aber nach und nach umschließen sie sein Leben und werden zu den Wächtern der Sucht. Der Süchtige wird zu einem eleganten Schauspieler - der sich vielleicht seines Talentes nicht bewusst ist, jedoch selten ohne dieses und nicht bereit, es aufzugeben. Schließlich glaubt er an seine eigenen Lügen und bringt andere dahin, auch daran zu glauben. Seine Wahrheiten sind zu Selbsttäuschungen geworden, den Keimen des Verfolgungswahns.


Gruss
Claus

Terry
05.06.2006, 23:23
Hi Cl@us

Über deine Einträge habe ich auch oft nachgedacht. Dieser, der letze finde ich absolut gut. Ich werde ihn mehrmals lesen und darüber nachdenken. Wie du das so beschreibst. Es sind viele Eigenschaften die ich auch besitze und ändern möchte. Sag mir wie gehst du das an. Îch bewundere dich. Wie lange bist du schon spielfrei? Das konnte ich nicht lesen (seit ich hier bin). Wie lange auch immer ich finde du beschreibst das alles so gut. Und das wichtigste du bist ein Mensch, Ich werde dich weiter lesen. Danke

Therry

Chris
06.06.2006, 01:06
Hallo Claus Terry und die anderen,

Danke Euch für Eure Beiträge, sie helfen bei meiner persönlichen Bilanz weiterzukommen.
Beim Spielen haben sich folgende Eigenschaften verstärkt, wie ich im nachhhinein an mir beobachte :
Arroganz
Hochmuth
Dünkel Selbstgerechtigkeit und - Mitleid
Ungeduld Reizbarkeit
etwa in der Reihenfolge das weiß jeder der mal extrem gezockt hat

Mit der Angst,Claus, ist das aber eine besondere Sache, wenn man von der These ausgeht es gibt zwei Haupttriebe im Leben eines Menschen
Angst und Liebe.
Warum läuft ein Spieler weg um sich mit Glücksspiel zuzumachen?
Vor sich selbst und seinen Schwächen und vor dem Leben mit seinen Anforderungen!
Andererseits hat jeder Mensch Angst, nur die Frage ist, wie überwinde ich sie
und springe über meinen Schatten und meinen inneren Schweinehund.
Das muß man lernen und dann trainieren, mit Therapeuten als Helfern
PArtnern Freunden.
Also wünsch ich mir das ich meine Ängste besser überwinde und mutiger werde,
das ist der Weg für mich, sonst würd ich wieder vor mir weglaufen darin war ich Weltmeister über Jahre.
Von dem was Gerry schreibt versteh ich höchstens die Hälfte.
Das wars, danke fürs Zuhören,
Schöne 24 Stunden
Chris

Chris
06.06.2006, 01:25
Hallo
Ergänzung zu meiner Antwort:
die Reihenfolge der Eigenschaften galt nur für mich, allgemein kennt einZocker aber viele dieser Mängel.
Gruß Chris

PS.:
Der Neandertaler ist heute mal aus seiner Höhle gekommen und ist mit seiner Freundin auf die Pirsch, (Spaziergang), gegangen.

Gerri
06.06.2006, 08:20
Danke Terry,
das du für mich betest.
Desgleichen werde ich auch für dich tun , damit du Abstand gewinnst von der Be- oder Verurteilung anderer Menschen.
Gerri

Cl@us
06.06.2006, 11:37
Hallo Zusammen,
im Moment bin ich wieder mittendrin im Gefühlschaos, merke schon dass ich ungewohnten Situationen oft sehr Hilflos gegenüber stehe. Unter anderem habe ich mir Gestern beim Kochen eine tiefe Schnittwunde am Zeigefinger zugefügt, die mich am langen schreiben hindert!
Die Sucht nach der Sucht ist meine Co-Abhängigkeit und ich falle immer wieder in die alten schmerzvollen Muster zurück und kann einfach nicht kapitulieren hier vor meiner Einstellung die mir oft grosse Probleme bereitet.
Außerdem leide ich seit Wochen an einem Hörsturz der nicht abklingen will und die Colltis Ulcerosa versursacht mir durch den ganzen Stress heftige Schübe.
Aber ich versuche bei mir zu bleiben und das schreiben hier verschafft mir einen Ausgleich, lese zur Zeit das Buch von Melody Beattie mit dem Titel:
"Mut zur Unabhängigkeit" Wege zur Selbstfindung und inneren Heilung.
ISBN 9783453059184
Ich kann hier einen Ansatz zur Inventur im zwölf-Schritte Programm (innerer Hausputz) finden, um seelisch klar zu bleiben. Es war mal wieder länst Überfällig. Deswegen schreibe ich auch hier zum Thema!
Mit meiner neuer Lebenssituation (Frührentner im Wartestand), komme ich oft sehr schlecht zurecht. Hier hilft mir doch sehr die GA-Gruppe, weil ich hier Menschen finde die in ähnlichen Situation leben.
Ich habe am 11.9.85 den letzten Einsatz beim Spielen gemacht, am 16.6.86 das lezte Glas Alkohol getrunken und am 5.05.2001 das letzte Mal geraucht. Im Moment kämpfe ich oft mir der Kühlschranktür und versuche mich ausreichend zu bewegen, damit ich nicht zu Fett werde!
Also wie ihr seht gibts keine Langeweile, denn ein Langweiler bin ich ganz bestiimt Nicht
Gruss
Claus

Princess
06.06.2006, 14:24
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen das Du mit diesen wirklichen schweren Herausforderungen klar kommst.

Princess

andreasg
06.06.2006, 16:32
Auswahl der Charaktermängel?
Claus hat es ja so wunderbar beschrieben!
Aber:
Wie war das alles vor dem Zocken?
Normal in meiner Normalität?
Krank, uneinsichtig, Stur, Arrogant...
In der Spiritualität eines genesenen Glücksspielers: (der Zocker ist Tod!)
Gelassenheit, Anteilnahme, Fürsorge, Wertschätzung....-
Claus, haste dafür auch 'ne Liste?

Ich grüße in Demut und Frieden
Andreas

andreasg
06.06.2006, 16:35
Noch einen kleinen freundlichen Gruß:

Nur für Heute will ich meine Inventur nicht nur in "Roter Tinte" Schreiben,
ich will mich mit meinen Liebenswürdigkeiten annehmen
Andreas

Chris
07.06.2006, 21:24
Hallo Claus,
Bei Deinen gesundheitlichen Problemen wünsche ich Dir von Herzen gute
Besserung, das ist ja nicht so einfach besonders mit der Darmkrankheit und der notwendigen Diät, das erfordert sicher viel Selbstdisziplin.
Dein Beiträge finde ich sehr wichtig in diesem Forum, auch wenn sie manchmal
ziemlich radikal sind und unerreichbare Ziele beschreiben,(Charaktermängel).
Nach unserm Motto nur für Heute versuche ich nur in ganz kleinen Schritten voranzukommen,damit ich die Fortsschritte auch wirklich bewußt erlebn kann .
Das Warten auf meine vorgezogen Rente wegen Erwersunfähigkeit hat mich zeimlich blockiert und von gesunden Aktivitäten, wie meine vorhandene Tätigkeit weiter ausbauen und mehr Erfolg und Anerkennung zu erhalten, abgehalten, es war für mich auch schwer auszuhalten, ich war fast froh, das die Rente jetzt durch ein Gerichtsgutachten unrealistisch ist und ich wieder
arbeiten muß und kann.
Es wurde dadurch nur noch ein Rückfall ausglöst, für einen Spieler der typische Weg der Problemlösung ,den ich nicht mehr beschreiten will!!!
Durch Arbeit kann ich, wenn ich gesund bleibe, meine innere Leere durch begegnungen mit möglichst vielen Menschen überwinden helfen, vorher hatte ich mich nur noch mehr isoliert.weil ich nicht wirklich arbeiten durfte.
Für mich ist die vorgezogene rente kein Allheilmittel, sondern sinnvolle Beschäftigung,die auch noch zum Lebensunterhalt beiträgt.
Sicher ist es gut von einer funktionierenden Gruppe unterstützt zu werden,
aber reicht Dir das? Vielleicht hat es auch mehr mit Deinen Beinträchtigungen zu tun ,das einfach nicht mehr geht.
Geduld die Fortschritte werden kommen.
Grüße von
Chris

Cl@us
08.06.2006, 11:53
aber keine Vollkommenheit erreichen!
So hat es ein Gründer der AA beschrieben, ich bin wenn so zurückdenke immer nur über Kleinigkeiten gestolpert und wieder in Verhaltesnweisen abgerutscht- zurückgefallen.
Es gehr wohl darum immer aufzustehen und nicht in Agonie zu verfallen.
Ich möcht euch danken für den Zuspruch, es hilft.
Ja, ich bin mit mir unzufrieden innerlich, äusserlich ist alles in Ordnung. Aber durch den Tod meiner Schwiegermama ist alles ganz anders im Familienleben und ich glaube es braucht eine Zeit des Trauerns um wieder in gewohnte Abläufe zu kommen.
Zu Tun habe ich mehr wie genug und vieles muß ich liegen lassen und mich schonen. Bei der Arbeit hatte ich Urlaub in meinen Neuen Leben muß ich lernen auch mal auszuspannen und Lollassen.
Die Gruppe hilft mir nur bedingt, denn es kommen dauernd Neue und das Thema ist Rückfall und erste Hilfe beim Treffen.
Habe mir auch Gedanken gemacht, was eine Charkterstärke (Tugend) ist und merke mir fallen mehr Charakterfehler- als Stärken ein wenn ich so Nachdenke.
zB.
Ehrlichkeit,
Aufrichtigkeit,
Treue,
Diskret,
Freundlich,
.......
......

Na ich werde wohl die Liste noch ergänzen, mir fällt immer wieder auf das es so etwas wie eine nasse Sucht-Sprache (Negativ), gibt und ich lernen muß eine positive bejahende Ausdrucksweise zu lernen und zu üben.
Beispiele gibts ja Genug zB. hier im Forum
Gruss
Claus

ziegenbock
09.06.2006, 07:41
Hallo Claus,
erst einmal mein Beileid zur verstorbenen Schwiegermama!
Es ist immer sehr schwierig, wenn Familienangehörige für immer gehen und man unmissverständlich darauf hingewiesen wird, dass wir alle hier nur einen befristeten Aufenthalt genießen dürfen. Ich hoffe aber, dass der Alltag die Trauer ein wenig gemindert hat.

In Deinem Eintrag schreibst Du, dass Du häufig nur an Kleinigkeiten gescheitert bist – ich glaube, genau das ist der Punkt. Man muss seine Aufmerksamkeit auch den kleinen Dingen des Lebens widmen, sonst fällt man in seine alten Verhaltensmuster zurück.
Und man muss immer einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist.

Mich würde aber besonders interessieren, wie man es schaffen kann, auch in diesen kleinen unaufmerksamen Momenten wachsam zu bleiben – ob man sich da ein besonderes Training vornehmen kann oder so. Ich habe mich in der letzten Woche mal mit den Regeln der GA beschäftigt – sicher, wenn man diesen Ablauf für sich wählt und man sich täglich mit den 12 Schritten beschäftigt, dann bleibt man aufmerksam.

Aber ist das (neben Gruppenbesuchen) die einzige Möglichkeit? Kann ich mein Unterbewusstsein, die Sucht, den inneren Schweinehund nicht auch anders austricksen und dauerhaft – sprich für immer- besiegen? Reicht die Erinnerung an mein süchtiges Dasein und an das Elend wirklich nicht aus?
Ich habe keine Antwort darauf – Deine/Eure Meinung würde mich da sehr interessieren!

Claus, ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du mit Deinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zurechtkommst und dass Du Dich mit dem Rentnerdasein anfreunden kannst! Alles Gute weiterhin für Dich – und eine weitere positive Charaktereigenschaft möchte ich für Dich noch benennen, und das ist das DURCHHALTEVERMÖGEN!

Einen schönen Tag wünscht
Der Ziegenbock

Cl@us
09.06.2006, 14:36
Hallo Ziegenbock,
danke für das Beileid, jetzt eben habe ich gerade die Danksagungen zur Post gebracht. Es ist vie zu Tun, nach der Beerdigung und sonst mit Garten- den den Häusern auch, zum Glück haben wir jetzt so einen kleinen Traktormäher damit ist es kein so grosses Problem mehr mit der Obstbaumwiese und dem Rasehinerm Haus. Ja die Arbeit lenkt ab, Gestern habe ich mit dem Druckreiniger die Platten und den Parkplatz gereinigt das hat Spass gemacht und ich sah aus hinterher wie ein Kind das im Dreck gespielt hat.
Eine Wohnung wird neu vermietet im Haus und das macht auch vie Arbeit mit den Handwerkern etc.
In Punkto Vorbeugung, denke ich das es wichtig ist "innerlich aufgeräumt" zu sein das erhöht die Konzentration bei dem was ich Tue. Eine gute Kondition körperlich und Geistig ist hierfür Voraussetzung, als Bewegung jeder Art.
Also muß ich lernen alles was mich belastet und ablenkt Loszulassen, also brauche ich eine "Inventur" um Festzustellen was Sache ist.
Beten und Meditieren nutzt da Null, hier ist Handeln gefordert
Denn es ist doch klar, das ich mich von einigen "Ladenhütern" meines verhaltens trennen muß, oder?
Dazu brauche ich eine Idee, Anleitung, Tipp....
Die Frage ist Wie?
Da gibt es die verschiedensten Methoden:
-mit einem Therapeuten der mir Wege zeigen kann
-einen Psychiater (Depperession, Gemütskrank)
-einem Geistlichen
-einem Arzt (wenn er dafür Zeit hat!)
-einem Psychologen (Analyse)
-Selbsthilfegruppen
-Selbsterfahrungsgruppen (angeleitet)
oder wie in meinem Fall eine psychosomatische Klinik

mir der Arbeit in den 12 Schritten, oder dem beschäftigen mit einer Religion oder auch im esoterischen Bereich zB. Tarot oder Ein Eneagramm.
Hauptsache es hilft, wenn Du daran glaubst

mir persönlich liegt es sehr mit den 12-Schreitten und der Gruppe, weil ich ein ziemlich Mißtrauischer- und verletzbarer Mensch bin, fühle ich mich dort geborgen und bekomme die nötige Ermunterung. Lerne auch hier immer wieder das Leben ist eine Geben und Nehmen und ich mich zarv wichtig aber NICHT zu wichtig nehmen sollte.
Die anderen dort sind mein Spiegel.
Nach dem Motto:
"Der Mensch ist des menschen beste Medizin"
und davonkann ich nicht genug kriegen.
Auf der anderen Seite bin ich auch gerne allein und geniesse das...

Die wünsche ich jedenfalls, das Du in Punkto Genesung gut abwägst und den Mut mal Neue Wege zu gehen
Gruss
Claus

Chris
10.06.2006, 23:52
Hallo Claus,
erst einmal mein Beileid zur verstorbenen Schwiegermama!
Es ist immer sehr schwierig, wenn Familienangehörige für immer gehen und man unmissverständlich darauf hingewiesen wird, dass wir alle hier nur einen befristeten Aufenthalt genießen dürfen. Ich hoffe aber, dass der Alltag die Trauer ein wenig gemindert hat.

In Deinem Eintrag schreibst Du, dass Du häufig nur an Kleinigkeiten gescheitert bist – ich glaube, genau das ist der Punkt. Man muss seine Aufmerksamkeit auch den kleinen Dingen des Lebens widmen, sonst fällt man in seine alten Verhaltensmuster zurück.
Und man muss immer einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist.

Mich würde aber besonders interessieren, wie man es schaffen kann, auch in diesen kleinen unaufmerksamen Momenten wachsam zu bleiben – ob man sich da ein besonderes Training vornehmen kann oder so. Ich habe mich in der letzten Woche mal mit den Regeln der GA beschäftigt – sicher, wenn man diesen Ablauf für sich wählt und man sich täglich mit den 12 Schritten beschäftigt, dann bleibt man aufmerksam.

Aber ist das (neben Gruppenbesuchen) die einzige Möglichkeit? Kann ich mein Unterbewusstsein, die Sucht, den inneren Schweinehund nicht auch anders austricksen und dauerhaft – sprich für immer- besiegen? Reicht die Erinnerung an mein süchtiges Dasein und an das Elend wirklich nicht aus?
Ich habe keine Antwort darauf – Deine/Eure Meinung würde mich da sehr interessieren!

Claus, ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du mit Deinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zurechtkommst und dass Du Dich mit dem Rentnerdasein anfreunden kannst! Alles Gute weiterhin für Dich – und eine weitere positive Charaktereigenschaft möchte ich für Dich noch benennen, und das ist das DURCHHALTEVERMÖGEN!

Einen schönen Tag wünscht
Der Ziegenbock
Hallo Ziegenbock,
Allein ist alles am schwersten.
Daher ist für mich die beste Hilfe aufmeksam zu bleiben und an seinen Schwächen zu arbeiten, der Spiegel der einem von anderen nahestehenden Menschen vorgehalten wird. Dabei sind ein Therapeut sehr wichtig und natürlich die Selbsthilfegruppe, wo Freunde mich manchmal mit der Nase auf meine Ungereimtheiten und Laxheiten im Umgang mit der Spielsucht und deren Nachwirkungen stoßen. Sich an den traurigsten ,schwärzesten Rückfall immer zu erinnern kann auch helfen.
Etwas anderes :
Zu dem 12 Schritten sagte ein freund im letzten Meeting ,er könne besonders Schritt 2,3,und 11, wo die höhere Macht im Vordergrund steht, nicht verstehen und für sich annehmen.Er wäre nicht gläubig.
Ich glaube für mich wenn man man wirklich vom Spielen losläßt und seine MAchtlosigkeit eingesteht gegenüber dem Glücksspiel, das man an diese Stelle etwas anderes Setzten sollte, was einem die Kraft gibt das Leben neu zu lernen und anders auszufüllen.
Ob man das dabei höhere MAcht oder Gott nennt ist egal, für mich ist das nicht irgendeine schiksalhafte MAcht, sondern Werte wie Soldarität, treue, Verlässlichkeit,Hilfsbereitschaft, Freundschaft also ab und zu auch für andere da zu sein ohne große Gegenleistungen zu erwarten, bloß nicht nur für andere das wäre das alte Extrem, wofür ich als Genesender nicht die Kraft hätte, weil ich ja noch auf dem Weg bin zu gesünderem Leben unterwegs bin.
Die Diskussion mit der höheren MAcht ist ja nicht neu, es würde mich interessieren, wie Du das für Dich und in der Gruppe siehst?
Herzliche Grüße auch an Claus
Chris

ziegenbock
13.06.2006, 21:11
Hallo Chris,

zunächst möchte ich sagen, dass ich mich zwar mit den GA-Regeln und den 12 Schritten beschäftigt habe, jedoch bin ich weder bei den GA noch in irgendeiner anderen Gruppe oder SHG. Ich habe Probleme mit Gruppen und damit, mich vor mehr als einer Person im Gespräch so zu öffnen, wie es vermutlich notwendig wäre. Ich muss es auch nicht erst zehnmal ausprobieren – ich weiss es ganz sicher, dass ich das nicht mag und dass dies nicht mein Weg ist.
Gleichzeitig finde ich die Angebote dieser Gruppen etc. gut und ich möchte auch niemanden davon abhalten oder grundsätzlich davon abraten, in solche Gruppen zu gehen. Für mich persönlich passt es nur nicht, so dass ich tatsächlich den vermeintlich schwereren Weg – alleine – gehe. Wobei das ja nicht ganz stimmt, denn ich bin in diesem Forum und habe einige nette Kontakte, mit denen ich mich über meine Süchte austauschen kann. Und für mich ist das nicht der schwerere Weg, sondern der angenehmere.

Ich finde es völlig richtig, wenn man dem Glücksspiel gegenüber seine Machtlosigkeit eingesteht und sich aus dem Glauben an gewisse höhere Mächte seine Kraft für die Spielfreiheit und das Leben insgesamt holt. Für mich heisst diese höhere Macht Gott und ich erhalte durch meinen Glauben auch eine Menge Kraft und Stärke - so habe ich meine Drogensucht besiegen können und hoffe nun auf die Kraft und Stärke meine Spielsucht zu besiegen. Insgesamt bitte ich um Hilfe, mit meinen Fehlern und Schwächen umzugehen und fühle mich auch „geschützt“, wenn ich diese Dinge „aus der Hand gebe“. Nur – wie Claus auch so treffend feststellte – Beten alleine nutzt da nicht viel – ich muss auch Handeln und mich im Alltag behaupten können.

Der Glaube ist eine sehr persönliche Sache und ich gehe sehr Tolerant mit dem Glauben und den Religionen um. So kann ich mich auch mit Deinen Worten anfreunden, finde es gut beschrieben und ich verstehe für mich, dass es um Wertschätzung insgesamt, als auch um Treue, Solidarität, Verlässlichkeit und Hilfsbereitschaft geht. Streng genommen tragen alle Weltreligionen diese Wertschätzung mit sich und so lange man sich nicht extrem dem Wort und der Schrift hingibt, kann ich einigen Religionen, bzw. dem Glauben etwas abgewinnen.
Wenn jemand so gar nicht glauben kann, dann finde ich das befremdend, kenne jedoch einige Menschen, die sagen, sie glauben ausschließlich an sich und ihre Fähigkeiten….das geht gar nicht bei mir….finde ich auch nicht sehr tröstlich....aber auch solches gibt es.

Soweit also meine Gedanken zu diesem – ziemlich schwierigem Thema - hoffe, dass ich niemandem zu Nahe getreten bin.

Was ich noch gefunden habe:
Man demütigt sich vor anderen,
nicht für andere!

Emanuel Wertheimer
1846-1916
Philosoph

Einen schönen Abend
und eine gute Zeit wünscht
der Ziegenbock