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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : und nichts war mehr wie vorher



nane
24.06.2006, 20:34
anmerkung: ich entschuldige mich für den blöden testtext von eben. aber nachdem ich x mal versucht habe einen vollwertigen text einzubringen und es jedesmal nicht geklappt hat weiß ich jetzt wie es geht.
also: nichts war wie vorher
der supergau trat bei uns vor 6 monaten ein. ich wollte eigentlich nur geld holen. ich konnte nicht glauben was ich da sah. das konto war komplett leer. mein mann hatte innerhalb kürzester zeit mehrfach viel geld abgehoben wie ich anhand der auszüge feststellte. als ich nach hause kam und die post holte die an meinen mann adressiert war, machte ich diese auf und schon traf mich der nächste schlag. mahnungen zahlungsaufforderungen inkassobüro etc. ich rief meinen mann auf der arbeit an und zitierte ihn nach hause. eine bemerkung einer freundin viel mir wieder ein sie sagte daß mein mann sehr oft spielte und ihr mann sich wundern würde woher er das geld habe. damals schenkte ich dem keine große bedeutung. als mein mann zu hause war stellte ich ihn zur rede und sagte ihm auf den kopf zu daß er spielsüchtig sei. ein stummes nicken war seine antwort. ich schmiß ihn raus. nun saß ich da mit 20 € und der gewißheit die miete nicht mehr zahlen zu können. was sollte nun aus mir und meinem sohn werden. ich fuhr zu meinen eltern um den kopf frei zu kriegen. am nächsten tag setzte ich mich dennoch mit meinem mann an einen tisch und forderte ihn auf alles auf den tisch zu legen. ich fragt ihn wie es denn nun weitergehen sollte. er gab zu hilfe zu brauchen. danach vereinbarte ich einen termin bei der bank und bettelte um einen kredit um umschulden zu können, um nunmehr nur noch einen gläubiger zu haben. ich bekam alleinige bankvollmacht. mein mann geht seit dem regelmäßig zu den treffen und seine therapie ist bewilligt. seit 5 monaten war er nicht mehr spielen.
die ganze finanzielle verantwortung liegt nun bei mir. die ganze situation braucht viel kraft ich fühle mich vollkommen überfordert. mit meiner wut und enttäuschung umzugehen werde ich wohl noch lernen müssen. alle träume und wünsche sind in weite ferne gerückt. der alltag ist oft bedrückend und eng und die wut kommt immer dann hoch wenn ich sie am wenigsten gebrauchen kann. mein mann versucht mir den rücken zu stärken ist aber mit seiner therapie mehr als beschäftigt. teilweise habe ich das gefühl ich funktioniere nur noch. unser vorher großer freundeskreis ist zum großteil weggebrochen. nicht weil wir uns verstecken, wir haben das problem offen angesprochen damit es nicht zu gerüchten kommen kann. ich habe oft das gefühl allein zu sein. trotz aller schwierigkeiten mag ich die hoffnung auf eine gemeinsame zukunft noch nicht aufgeben. ich kämpfe mich von tag zu tag. so sieht momentan mein alltag aus.

nane

Heide
25.06.2006, 13:10
Hallo Nane,
ja - den Schock kann ich mir vorstellen. Ich hatte ihn auch, nur verzögerter, weil mein Mann jahrelang (!!) alles abgestritten hat und jede Therapie nach wenigen Wochen abbrach. Immerhin hat dein Partner alles sofort zugegeben und arbeitet an sich. Das ist schonmal gut. Die Alleinverantwortung für seine Sucht trägt er selbst. Dass du nun alle finanzielle Verantwortung allein trägst und bei ihm keine Hilfe zu erwarten ist, weder persönlich noch finanziell, ist schlimm, aber nicht anders möglich. Sei froh, dass er keine Kontenvollmacht mehr hat, dass er sich nicht gesträubt hat, Zugeständnisse zu machen. Das ist doch oft genug so. Mein Mann hat nie eingesehen, dass er krank ist, dass es auch für ihn gut ist, keine Unterschriftsberechtigung für das gemeinsame Konto zu haben, das meine Kontrolle ihm hilft. Er war und ist bis heute uneinsichtig, obwohl er inzwischen auch noch eine schlimme Krankheit hat, die ihn das Leben kosten kann. Nichts ist stark genug, ihn zur Umkehr zu bewegen. So mächtig ist dieses erlernte und lang eingeübte Verhaltensmuster aus Flucht vor der Realität, Lügen und Betrügen.
Wenn das bei deinem Partner anders ist, ist das ein gutes Zeichen und Grund, Hoffnung zu haben. Trotzdem darfst du dich selbst nicht aus den Augen verlieren....indem du seine Probleme zu sehr zu deinen machst.
Lieben Gruß
Heide

die-alte
25.06.2006, 19:03
Hallo, Nane, hallo, Heide!

Ja, ich kann mich euch auch anschließen.
Ich lebe nun seit ca. 5 Jahren mit der Sucht meines Mannes, zwei "kleine" Rückfälle gab es mittlerweile, und nun ist nach einigem Hin und Her die erste stationäre Therapie bewilligt.
Jetzt habe ich davor Angst. Wir haben nicht offen mit unseren Freunden geredet, es weiß kaum jemand, aber wenn er 6 Wochen (oder länger) abwesend ist, werde ich den Grund kaum vertuschen können. Ob mir dann auch der Verlust des Freundeskreises droht? Oh je. Das werden sich sicher ein paar wahre Freunde herauskristallisieren. Hoffentlich.

Aber ich sage mir oft, dass wir es schaffen können, dass er es alleine bestimmt nicht schafft. Wir haben auch ein gemeinsames Kind (7). Was ich ihm sagen soll, ist mir auch noch schleierhaft. Vielleicht habe ich noch eine Eingebung im Traum ;-) Oder weiß jemand von euch, wie ich's meinm Kind sage?

Ich wünsche euch beiden viel Kraft. Glaubt an das Gute im Menschen.
Ich versuche es auch, jeden Tag aufs Neue, auch wenn ich Wut, Enttäuschung, Ohnmacht, ... immer wieder spüre, es mich überwältigt und mich diese finanzielle Verantwortung zu erdrücken droht.

Wir schaffen es, unsere Männer auch.

Ich freue mich, wieder von euch oder von anderen zu lesen.

Liebe Grüße, die-alte

nane
25.06.2006, 20:27
hallo die alte

danke für deine antwort. deine angst wie dein freundeskreis sich vehält kann ich nachvollziehen. nur mir war es schlicht zu anstrengent mir darüber auch noch gedanken zu machen. schließlich sind viele ja mitgegangen wenn mein mann zocken war. klar die gefahr besteht, daß sich "freunde" distanzieren. war bei uns nicht anders. aber mal ehrlich sind das dann noch freunde. wenn mann eine schlimme krankheit hat und deswegen ins krankenhaus muß verschweigt man es doch auch nicht. spielsucht ist eine krankheit.
früher oder später kommt die wahrheit ans licht und das getratsche ist gross. mir ist letztenendes nur 1 freundin geblieben. dafür weiß ich das ich mich auf sie verlassen kann.
wie du es deinem kind erklären sollst weiß ich auch nicht. ich würde nicht lügen und versuchen es kindgerecht zu erklären. mit 7 jahren würd dein kind sicher bemerkt haben das was nicht stimmt.
ich wünsche dir kraft.

nane

Nicole
27.06.2006, 07:28
@ Die-Alte

Guten Morgen,
habe keine Angst vor der stat. Therapie. Mein Mann ist nun fast 10 Wochen in einer stat. Therapie u. er selbst sagt, dass ihm nichts besseres hätte passieren können.

Nicole

die-alte
27.06.2006, 20:30
@ Nane und Nicole

Danke für die Beiträge.

Ja, bestimmt sind Freunde keine Freunde, wenn sie mich im Stich lassen, wenn ich sie brauche. Und klar, es ist eine Krankheit. Aber die gesellschaftliche Akzeptanz ist eben nicht so groß. Eine Krebskrankheit zB. ist eben eine "richtige" Krankheit. Aber ich verstehe, was du meinst. Ich seh es ja genau so.

Wie ich es meinem Kind erzähle weiß ich immer noch nicht. Aber ich hab mir schon überlegt, dass ich auch nicht allen alles erzählen muss. Ich habe Phasen, da ist es mir egal, ob sie sich das Maul zerreißen, sollen sie doch. Andererseits kann ich es auch nicht aushalten, wenn ich schräg angeschaut oder nicht gegrüßt werde. Das ist bestimmt alles typisch co-abhängiges Verhalten, aber ich stecke mittedrin.

Danke für die Wünsche, wünsche euch auch viel Kraft und Geduld.

Grüße, die-alte