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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ..wie schafft ihr das alles auf einmal ??



supi
23.07.2006, 08:04
hallo erstmal,

ich bin seit über 20 Jahren Spieler und Süchtig.

seit 3 Monaten weiss es meine gesamte Familie.
Leider konnte ich bisher nicht länger als eine Woche spielfrei bleiben.

Es sind so viele Punkte und Fragen die alle gleichzeitig bearbeitet werden müssen.

Ich-Sucht-Familie-Lügen-geldbeschaffen-Ich-Arbeit-Pfändung-Schulden-Lügen-Ich-Gelbe Briefe-Ich-SHG-Arzt-Therapie? Stationär?-Arbeit? -Schulden? usw.....

Da kriegste nen Vogel und ab zum spielen---was dann wiederum zu siehe oben führt.

Mein Leben ist versaut und zudem habe ich das meiner Familie mit ruiniert.

Nichts wird jemals wieder so sein wie es einmal war.

Wer und wie werde ich sein wenn ich wieder aus der stationären Therapie zurück komme ?
Mir stellen sich die Nackenhaare wenn ich nur an eine stationäre Therapie denke.( Münchwies) war da schon jemand?

Aufgrund der vielen Probleme ist man dann ja auch noch in mindestens genauso vielen Foren unterwegs.

Hier und da die Suchtforen, Arbeit-, Schulden-,Familie-, etc. pp.

Wie geht ihr denn mit allem auf einmal um ?
Also getrennt kann man das ja nicht sehen und abarbeiten, es ist leider nicht wie beim Spielen alles schwarz und weiß sondern das Leben ist wohl grau.........

__________________

Geld ist die Sache, für die man am meisten zu bezahlen hat.

Dieterg
23.07.2006, 12:50
Hallo supi!

Bei den GA gibt es einen Spruch - Das Wichtigste zuerst!
Du hast recht, wenn wir versuchen alles auf einmal zu regeln und zu klären, dann bleibt uns meist nur Verzweiflung ob der Masse "offener Baustellen".

Für mich war es wichtig, zuerst meinen nächsten Menschen um mich herum einzugestehen, wie es um mich stand. Damit war der Druck über mein Verhalten lügen zu müssen weg.
Dann gab ich meiner damaligen Lebensgefährtin meine Check-Karte und sie teilte mir das Geld zu. Bei meiner Bank "entmündigte" ich mich letztlich selbst, indem ich ihr Kontovollmacht gab und denen erklärte, warum ich dies tat. Die Bank machte nen Eintrag im PC und damit konnte ich keine Bar-Abhebung in anderen Fillialen machen.
Außerdem führte ich ein "Kassenbuch", in dem ich penibel meine Einnahmen/Ausgaben aufführte.
Damit war der Druck, über zuviel Geld verfügen zu können, weg.

Das nächste in finanzieller Sicht war, all meine Schulden aufzuschreiben, bei meinen Gläubigern um Ratenstundung zu bitten und bei meiner Hausbank um Umschuldung und damit Zusammenfassung meiner Banken-/Kreditkartenschulden zu bitten.
Damit hatte ich, erstmals seit langem, wieder einen Überblick und ich verzettelte mich nicht mehr darin, mal hier mal da zu schreiben, mal hier ein Loch zu stopfen, indem ich dort eines aufriss.

Ich bemühte mich um eine ambulante Gesprächstherapie und besucht parallel eine Selbsthilfegruppe der anonymen Spieler.
Damit hatte ich zwei angstfreie und nicht vorbelastete Orte um offen über mich sprechen zu können. Bei den Gesprächen mit meinen Angehörigen kamen, trotz deren ernsthaften Willens mich zu verstehen, immer wieder alte Verletzungen und Emotionen durch, die mich hinderten 100 % offen zu sein.

Supi, auch Du wirst nicht alles was in 20 Jahren schief lief, in kürzester Zeit wieder reparieren können. Aber du kannst wieder lernen Dich zu strukturieren.
Wir Spieler neigen dazu unsere innere Unordnung auch nach außen zu leben. Das Äußere und das Innere beeinflussen einander mehr, als wir uns eingestehen wollen.

Nutze alle Hilfe, die Du bekommen kannst. Seien es Schuldner- oder Suchtberatung, stationäre oder ambulante Therapie, Therapeuten allgemein, Literatur, Selbsthilfegruppen oder auch Foren.
Aber gönne Dir auch Momente der Ruhe, Zeitspannen in den sich nicht alles nur um Spiel und seine Auswirkungen dreht. Sei es ein Spaziergang, Sport, lesen, bei dem schönen Wetter - Schwimmbad, Straßencafé, eines der häufigen Feste.

Bei mir hinterließ das Spiel am Anfang meiner Spielfreiheit eine gewaltige Lücke. Diese musste ich mit anderem (und zwar befiredgend) füllen.
Mit jedem kleinen Schritt hin zur "Normalität", mit jedem noch so kleinen Punkt den ich regelte, wuchs mein Selbst-Vertrauen, gewann ich den Glauben in meine Fähigkeiten zurück.

Du hast einen langen Weg vor Dir und er wird oft schwer sein. Es wird Rückschläge geben und Momente, in denen du am Liebsten aufgeben würdest.
All das weiß ich aus Erfahrung.
Aber er wird, je länger Du ihn gehst, leichter und befriedigender. Lebensfreude und glückliche Momente kehren zurück. Du wirst feststellen, dass Du plötzlich nicht mehr ausschließlich vor Extremen stehst, Du wirst die kleinen Dinge des Lebens wieder wahrzunehmen lernen.
Auch das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut. Glaub mir, es lohnt sich.

Lieber Gruß

Dieter

supi
23.07.2006, 16:28
hallo dieter,

vielen Dank für deine Antwort. Richtig angenehm zu lesen- Absätze ;-)
Soviel zur Form nun zum Inhalt.


Genau so wie du schreibst und du schreibst sehr gut, stelle ich mir das vor.
Diese Schritte, der des „Geldversiegens“ bin ich auch gegangen aber bisher ohne Erfolg.
Irgendwie komme ich doch wieder zu Geld.

Ich war schon bei einer SHG und leider hat es mir da überhaupt nicht gefallen. Der Leiter kriegt die "Schwätzer" nicht in den Griff so dass ich nach den 1 1/2 Stunden aus der SHG komme und nur noch Matsch in der Birne ist.

Weißt du Dieter, ich kann da irgendwie nichts für mich rausholen...ich fühle da nichts bei.
Bei fast allem was die Jungs erzählen erkenne ich mich wieder.
Bloß nach der 3 Sitzung driftet alles irgendwie ab, dann werden so belanglose Sachen erzählt und ich habe das Gefühl ich komme nicht voran- es bringt nichts für mich.

Nachdem ich mich "geoutet" habe komme ich mir irgendwie so vor wie beim Spiesrutenlauf.

Alle wollen mich in einer stationären Therapie sehen und machen Druck ohne Ende.

Wenn ich dann wieder mal Spielen war bzw. ich glaube ich gehe dann Spielen weil ich dem Druck nicht Standhalten kann, kommen alle mit..." dass Verstehe ich jetzt aber nicht...wie kannst du nur. .deine Kinder.. deine Frau denk mal an die..."" Verdammt noch mal JAAAAAAAAAA.

Ich kann doch nicht mit den Fingern Schnalzen und alles ist vorbei, bin ich Genie aus der Wunderlampe oder was??

Ich habe wirklich alles versucht, Bücher gelesen – der Automaten Mann –
Frank Schwarz , Droge Glücksspiel und einiges mehr.
Ebenso die Foren im Internet abgeklappert aber ich komme nicht weiter.

Ich habe das Gefühl ich muss einen gewaltigen Schritt ( Schnitt ) in meinem Leben machen,
so geht das nicht und so geht es auch nicht weiter.

Um die Leere zu füllen finde ich nichts was mich begeistert.
Bitte sage jetzt niemand deine Kinder.
Der Kinder wegen hätte ich schon vor 4 Jahren aufhören müssen leider haben Sie mich nicht davon abgehalten also wäre es jetzt etwas Scheinheilig sie als Aufhörgrund herzunehmen.
Ich habe vor vier Jahren einen Riesen großen Fehler gemacht.

Als meine jetzige Frau Schwanger war wollte ich auf gar keinen Fall Heiraten und es ging auch lange hin und her bis ich mir EINREDETE:

Heiraten, Kinder, Familie !!!!!!!

Hey, genau das ist das was du brauchst um mit dem Spielen aufzuhören, das hält dich davon ab.

Pustekuchen ab dann wurde es nur noch Schlimmer denn der Druck des „ Versorgens der Familie“ kam noch hinzu.

Nein bitte nicht falsch verstehen die Familie ist nicht Schuld, nur ich, ich ganz alleine.
Jedoch ist die Familie nun Mittendrin statt nur dabei und ich kriege die Kurve nicht.

Als Single gab es keinen Druck jemanden Versorgen zu müssen, Kühlschrank leer ? kein Geld ? OK Pech gehabt, die Woche gibt’s nur Suppe.

Danke fürs zuhören ( lesen)

tschau

Geld ist die Sache, für die man am meisten zu bezahlen hat.

Chris
23.07.2006, 23:08
Hallo Supi,
Kann Dieter nur beipflichten, nur nicht alles auf einmal, Schulden Therapie, Gruppe Beratung,
allles gleichzeitig kann nicht funktionieren Aktionismus,
vielleicht, so hab ichs gemacht einfach mal 1-2 Wochen nur abtauchen Viel Ruhe Entspannung contempaltives Btrachten, Philosophieren, auch hier im Forum,
Natur ,
Sport, gleichmäßige Ausdauerbelastung, langsam ansteigend Schwimmen Radeln, kein Stress (Squash), z.Bsp.
Gepräche mit ein bis zwei guten Freunde, um wieder auf den Boden zu kommen
und zu sortieren,
und dann langsam bewußt werden das das ganze kranke hinter dem Geld herjagen, nicht zufrieden macht, sondern die Begegnung mit Menschen, die einem gut tun,
dabei kann eine Therapie helfen, ist aber nur ein Hilfe auf Zeit .
Machen und ändern muß ich selber
In der Ruhe liegt die Kraft wünscht Dir
Chris

Maik
24.07.2006, 09:42
Hallo Dieter,
Deine Antwort an Supi ist ein Traum. Abgesehen davon, das Du einen sehr guten und ausgeprägten Schreibstil hast, schaffst Du es auch noch, alle wesentlichen Dinge in so kurze Absätze zu bringen. Ich selbst habe mich so sehr in Deiner Antwort wiedergefunden, das ich sie ausgedruckt habe, denn sie ist ein weiterer Ansporn bei der Spielfreiheit zu bleiben - weil es sich lohnt.
(ich genieße seit ein paar Monaten alle Arten von Farben am Himmel - ein Naturschauspiel für das ich früher keine Muße hatte....)

Hallo Supi,
ich kann Deine Empfindungen der SHG gut nachvollziehen. Daher ein Tipp, von dem ich sehr profitiert habe. Ich habe einen sehr guten "Verhaltenstherapeuten" gefunden, der mir sehr geholfen hat. Ich habe durch ihn vieles über mich entdeckt und angefangen zu verstehen. Anfangs war ich 1 x pro Woche bei ihm, später alle 2 oder 3 Wochen und heute gehe ich nur noch alle 6-8 Wochen hin. ( die ersten 25 Sitzungen (min.) gingen auf Krankenkasse)
Vielleicht überlegst Du es Dir mal...

Liebe Grüße
Maik

Dieterg
24.07.2006, 11:15
Hallo maik,

ich sag einfach mal Danke.

Hallo supi,

Du machst in meinen Augen einen Fehler, den ich anfangs auch machte. Du reduzierst alles aufs Geld und den materiellen Verlust.
Klar, dort ist die seelische Schräglage am einfachsten auszumachen und es ist das was anderen zuerst ins Auge fällt. Auch stellt die Last der Schulden oberflächlich betrachtet erst einmal den größten Druck dar.
Deshalb ist es so unendlich wichtig im finanziellen zu allererst reinen Tisch zu machen. Das heißt, eine gründliche Inventur aller Schulden, offener Umgang mit den privaten und sonstigen Gläubigern und Offenlegung der Verhältnisse.
Damit sind die Schulden nicht aus der Welt, an meinen zahle ich heute noch, aber die Stolpersteine und die Angstmomente sind weg. Der Kopf wird frei für das eigentliche.
Ich war ein Meister der Scheinregelung. Ich hab mal hier, mal da angesetzt und war dann immer wieder "überrascht", wenn "ganz plötzlich" eine Rechnung auftauchte oder ich mit jemandem konfrontiert wurde, der noch Geld von mir bekam.

Ich musste einsehen, dass das viele Geld das ich verspielt habe shclicht und ergreifend weg war. Ich kann mir neues erarbeiten, kann meine Schulden tilgen, aber den Verlust ersetzt mir niemals jemand.
Die Kohle ist weg!

Dann musste ich lernen mit Einschränkungen zu leben, nicht aus dem vollen schöpfen zu können. Den Satz "Das kann ich mir nicht leisten." kann ich heute ohne Scham aussprechen. Ich bezahle für meine Genesung. Jedes Stück Schuld das ich abtrage ist auch ein Stück Selbstwert, den ich zurückgewinne.

Aber supi, das wichtigste war für mich der aufrichtige Wunsch nicht mehr zu spielen. Hätte sich mein Wünschen darauf beschränkt nur nicht mehr zu verlieren, ich wäre wahrscheinlich heute noch der einsame, unglückliche, unaufrichtige, komplexbeladene und sozial beeinträchtigte Mensch, der ich damals war.
Ich musste mich ändern, nicht nur meine finanzielle Situation.

Lieber Gruß

Dieter

supi
24.07.2006, 16:06
Hallo Supi,
ich kann Deine Empfindungen der SHG gut nachvollziehen. Daher ein Tipp, von dem ich sehr profitiert habe. Ich habe einen sehr guten "Verhaltenstherapeuten"
gefunden, der mir sehr geholfen hat. Ich habe durch ihn vieles über mich entdeckt und angefangen zu verstehen. Anfangs war ich 1 x pro Woche bei ihm, später alle 2 oder 3 Wochen und heute gehe ich nur noch alle 6-8 Wochen hin. ( die ersten 25 Sitzungen (min.) gingen auf Krankenkasse)
Vielleicht überlegst Du es Dir mal...

Liebe Grüße
Maik

Hallo Maik, danke für deine Antwort.
Bitte erklären mir wie du das mit dem Verhaltenstherapeuten gemacht hast.
Also bei wem beantragt usw.

@ Dieter, ja du hast recht die finanzielle Schieflage ist für mich der zur Zeit einzigste Aspeckt den ich sehe.

Leider bin ich aber nicht in der Lage es anderst zu sehen.
Ich habe einfach vor allem, einfach nur Angst.

Ich habe Schulden das sich die Balken biegen und ich sehe keinen Ausweg da ich es nicht schaffe die Spielerei aufzugeben.

Es ist jedes mal das letzte mal.

Maik
25.07.2006, 08:39
Hallo Supi,

ich bin ins Ärzteverzeichnis meiner Stadt gegangen und habe nach passenden Verhaltenstherapeuten gesucht. War gar nicht so einfach, da die alle gut zu tun haben. Ich habe dann überall angerufen und meistens auf den AB gesprochen. Nach sehr viel Hartnäckigkeit hat mir nach 2 Monaten ein Therapeut einen Termin gegeben und hat dann bei meiner Krankenkasse, nachdem ich ihm mein Problem beschrieben hatte, 25 Std. beantragt. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, wenn Du Dich vorab schonmal bei Deiner Krankenkasse schlau machst.

Was das Finanzielle angeht - ich bin vor der Schuldnerberatung zurückgeschreckt, weil es in meiner Stadt eine Wartezeit von ca. 3-4 Monaten gab. Also setzte ich mich mit einem guten Freund zusammen und wir haben dann eine gnadenlose Liste gemacht, bei wem ich alles Schulden hatte. Danach habe ich einen Banktermin vereinbart und konnte alle Schulden zu einem Kredit zusammenfassen. Anschliessend habe ich neben meinem Girokonto, auf dem mein Gehalt eingeht ein 2. Konto eröffnet. Auf das Gehaltskonto habe ich keinen Zugriff - davon gehen alle Abbuchungen ab, die jeden Monat fest anstehen oder teilweise auch alle 3, 6 oder 12 Monate.
Desweiteren geht davon zu jedem 1. des Monats ein fester, gleichbleibender Betrag auf das 2. Konto, welches ich für mich das "Lebenkonto" genannt habe. Von diesem Lebenkonto muß ich den ganzen Monat bestreiten für Lebensmittel, Ausgehen etc.
Die ersten 6 Monate habe ich meine Kontokarte dem guten Freund gegeben und immer wenn ich Geld brauchte, hat er für mich max. 100 EUR abgehoben und mir gegeben. Du wirst es nicht glauben, aber alleine zu wissen, das ich keine Möglichkeit habe, an mehr als EUR 100 zu kommen, hat die Lust auf die Daddelhalle gar nicht erst aufkommen lassen, denn ein Betrag von EUR 100 hätte bei meinem Spielverhalten noch nicht mal für 20 min. gelangt....

Nach 6 Monaten fühlte ich mich stark genug, die Karte selbst wieder zu übernehmen und ich habe es beibehalten, mir max. EUR 100 zu holen. Es funktioniert.

Dies nur als kleiner Tip, wie ich mein Finanzielles geregelt habe.
Es war schwer, aber es funktioniert. Ich verdiene wirklich sehr gut, habe aber heute und die nächsten 5-7 Jahre nicht viel Geld für mich. Das hört sich im ersten Monat nicht gerade positiv an, aber in Wirklichkeit hatte ich zu den Spielzeiten noch viel weniger Geld bzw. ich habe viel weniger für mich, als für die Automaten ausgegeben. Heute kann ich mir mein Geld einteilen und vielleicht auch mal etwas ausser der Reihe für Urlaub etc. zurücklegen. Das ist schon ein "Luxus", den ich früher nicht hatte.

Ich bin sicher, Du bekommst das hin, denn wenn Du das erstmal alles geregelt hast und es in festen Bahnen verläuft, dann verliert der Begriff "Geld" seinen Schrecken. Früher hast Du sicherlich, wie ich, Pläne geschmiedet, was Du mit dem "nächsten" Geld alles machen willst und dann ist es doch wieder in die Automaten gewandert. Ich kann meine Pläne heute wirklich realisieren - jedes mal wieder ein tolles und Neues ( nach 20 Jahren ) Gefühl.

Alles Gute und viele Grüsse
Maik

supi
28.07.2006, 05:31
Hallo,


vielen Dank für eure Antworten.

ich werde mir das eine oder andere zu Herzen nehmen.
Mit Sport werde ich JETZT anfangen.

Am Montag war ich beim Arzt zur Untersuchung für die Beantragung
einer stationären Behandlung in der Suchtklinik Münchwies.

Gestern war ich dann mit den Arztergebnissen bei meiner Betreuerin
von der Suchtberatungsstelle.Sie stellt nun den Bericht für den Antrag
bei der Rentenversicherung.

Will sagen, das ich den Kreis durchbrechen will, denn mir scheint
als ob die Sucht als erstes behandelt werden muss ansonsten komme
ich bei den anderen Problemen nicht weiter.

denn

„ Wie soll man mit den gleichen Denkstrukturen ein Problem lösen,
das zu der Entstehung der Probleme geführt hat!


Vor allem muss ich noch meinem Arbeitgeber mitteilen, dass ich in
„Kur“ gehe,davor habe ich ein wenig Bammel.
Was sage ich dem ?

Mal abgesehen vom Übergewicht sieht man mir Körperlich ja nichts
an und meinen Job erledige ich wohl auch zur vollsten Zufriedenheit.
mal sehen.

Ich bin sehr gespannt auf den Menschen „supi“ nach dem Aufenthalt.

Wer werde ich sein, wie werde ich denken?

Bringen wird es mir auf jeden Fall etwas denn ICH WILL ES:

Cl@us
28.07.2006, 11:18
Hallo supi,
du brauchst da keinen Bammel zu haben wegen deinem Arbeitgeber, du kannst ja sagen das du "Neurotische Depressionen" oder wegen "Burnout-Syndrom" eine Kur machst (ist ja Heute Gesellschaftsfähig).
Ich denke das trifft ja auch indirekt zu, du musst dich ja nicht selber diskriminieren wegen der Klinik
Alles Gue

Claus

supi
27.08.2006, 08:03
Hallo,

mein Antrag auf stationäre Therapie wurde am Donnerstag von der Rentenversicherung genehmigt, für 6 Wochen in der Klinik Münchwies.

War damit gleich beim Arbeitgeber und es ihm vorgelegt.

Mein Vorgesetzter war natürlich nicht begeistert, vorallem als ich Ihm sagte das der Aufenthalt wohl länger als nur 6 Wochen dauern würde, evtl. bis 12 Wochen.

Ja warum denn wollte er Wissen, hm wegen Rücken und Depri und so.
Ich glaube so richtig hat er das nicht geglaubt.

Im Anschreiben von der BfA steht das ich dem AG die Bescheinigung der Klinik vorlegen muss wenn der Antritstermin kommt. Shit, da steht doch dann die Klinik drauf, da braucht der AG nur kurz ins Internet und findet dann die Klinik und da sieht er dann das die dort Alkohol und Spielsucht behandeln, Mann o mann.

Das ist ein Grund die Therapie nicht anzutreten obwohl ich muss denn ich habe wieder gespielt..............ich schaffe es nicht alleine.

War schon mal jemand in Münchwies oder kann jemand von der Klinik berichten.

LG

Peterg.
27.08.2006, 13:29
Hallo maik,

ich sag einfach mal Danke.

Hallo supi,

Du machst in meinen Augen einen Fehler, den ich anfangs auch machte. Du reduzierst alles aufs Geld und den materiellen Verlust.
Klar, dort ist die seelische Schräglage am einfachsten auszumachen und es ist das was anderen zuerst ins Auge fällt. Auch stellt die Last der Schulden oberflächlich betrachtet erst einmal den größten Druck dar.
Deshalb ist es so unendlich wichtig im finanziellen zu allererst reinen Tisch zu machen. Das heißt, eine gründliche Inventur aller Schulden, offener Umgang mit den privaten und sonstigen Gläubigern und Offenlegung der Verhältnisse.
Damit sind die Schulden nicht aus der Welt, an meinen zahle ich heute noch, aber die Stolpersteine und die Angstmomente sind weg. Der Kopf wird frei für das eigentliche.
Ich war ein Meister der Scheinregelung. Ich hab mal hier, mal da angesetzt und war dann immer wieder "überrascht", wenn "ganz plötzlich" eine Rechnung auftauchte oder ich mit jemandem konfrontiert wurde, der noch Geld von mir bekam.

Ich musste einsehen, dass das viele Geld das ich verspielt habe shclicht und ergreifend weg war. Ich kann mir neues erarbeiten, kann meine Schulden tilgen, aber den Verlust ersetzt mir niemals jemand.
Die Kohle ist weg!

Dann musste ich lernen mit Einschränkungen zu leben, nicht aus dem vollen schöpfen zu können. Den Satz "Das kann ich mir nicht leisten." kann ich heute ohne Scham aussprechen. Ich bezahle für meine Genesung. Jedes Stück Schuld das ich abtrage ist auch ein Stück Selbstwert, den ich zurückgewinne.

Aber supi, das wichtigste war für mich der aufrichtige Wunsch nicht mehr zu spielen. Hätte sich mein Wünschen darauf beschränkt nur nicht mehr zu verlieren, ich wäre wahrscheinlich heute noch der einsame, unglückliche, unaufrichtige, komplexbeladene und sozial beeinträchtigte Mensch, der ich damals war.
Ich musste mich ändern, nicht nur meine finanzielle Situation.

Lieber Gruß

Dieter

Hallo Dieter, hallo alle Anderen;)

Auch ich befinde mich gerade am Anfang meiner "Entsuchtung" und hoffe das das klappt.
Mit einem was Du hier schreibst triffst Du zumindest bei mir den Nagel auf den Kopf:
Die Schulden sind sicher existentiell beeinträchtigend, aber Sie sind nur die Folge der Sucht. Wichtig ist wohl auch am Anfang, das man sich den Ursachen der Sucht stellt, ansonsten hat man ja fortwährend weiterhin den Druck zum spielen zu gehen.
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich Versuche derzeit meine Freizeit sinnvoll zu gestalten. Ich habe gerade ein Musikinstrument angefangen und werde mich nun auch ehrenamtlich in die Gemeinde-Jugendarbeit stürzen.
Die Gemeinde selber kenn ich auch noch nicht also völliges Neuland.
Wichtig ist mir durch die verschiedenen neuen Beschäftigungen soviel Selbstwert Gefühl zu gewinnen, um dieses nicht mehr beim spielen suchen zu müssen! Ich denke bis jetzt ist das ein guter Weg und hoffe auch, das daß so anhält.

Supi@ auch ich bin mir nicht sicher, ob mir eine SHG helfen kann, habe es aber noch nicht ausprobiert. Deine Beschreibungen passen aber völlig zu meinen Befürchtungen!

Wegen Deiner Therapie und Deiner Angst, das Dein Arbeitgeber herausfindet, das Du stationär behandelt wirst:
Pfeif drauf! Unser Problem ist wesentlich schlimmer, als wenn es eine unangenehme Situation am Arbeitsplatz entsteht. So wie ich das sehe hat eigentlich fast jeder Mensch Respekt vor denjenigen, die versuchen, sich aus Ihrer Sucht zu befreien!

Ich wünsche Dir und Mir alle Kraft und Ausdauer der Welt und ich bin sicher, step by step, wird es aufwärts gehen. Lass Dich durch die Masse der Probleme die am Anfang auftauchen nicht deprimieren, geschweige denn entmutigen. Die schwierigste Hürde hast Du doch schon genommen;)

Werde hier im Forum weiterhin poste, wies um mich steht und wie ich vorwärts komme!

Liebe grüße

peter

Chris
27.08.2006, 21:48
Hallo Peter,
Ich finde es toll,wie Du anfängst,ehrenamtlich mit jungen Leuten was zu machen, und für das bessere Feeling Musik neu zu entdecken.
Wichtig ist dabei nur .Vergiß Dich nicht selbst, indem Du nur andern hilfst.
Ich hatte auch so eine Phase,viel in meiner SHG zu machen, manchmal über die Grenzen meiner Kraft, denn nicht immer kommt viel zurück dabei.
Mt Kids mag das anders sein.
Zum Thema Selbsthilfegruppe gibt es kein Patentrezept,keine Gruppe besteht gleich aus Freunden,die einem helfen können,aber ich bekam dadurch doch wervolle Hilfe und Tipps, mein Leben lebenswerter zu gestalten ,um nicht mehr spielen gehn zu müssen.
Ich sage immer ,wenn mich einer oder zwei richtig verstehen ,was ich ausdrücken will,reicht es mir, und war schon gut fürs EGO oder Selbstwert,oder wie auch immer das heißt.
Bin jetzt erstmals 4 Monate spielfrei,durchgängig!, was meine alten Hobbys
auch wiedrbelebt hat un die alten Kontakte wieder intensiviert hat.
So tu ich jetzt auch öfter was für ieinen krebskrnken Freund,der wirklich andere als nur finanzielle Probleme hat,wie viele Spieler meinen, nur die Schulden tilgen müssen,das ist erst der Anfang, es ist mehr die emotionale Armut durch die Isolation beim
( Automaten)Spiel, die mich krank gemacht hat.
Jetzt habe ich mir und meiner Frau erstmal eine Woche Ostsee gegönnt,mit viel NAtur, Radfahren und vielen Begegnungen,stell dir vor
ohne einmal Fernseh zu glotzen,
was in meiner Spielphase auch überhand genommen hatte.
Langsam kehrt die Kraft zurück, alte Wunden beginnen zu heilen...
Würde mich freuen von Dir zu hören wie es weitergeht.

Herzlich grüße
Chris

Peterg.
28.08.2006, 13:35
Bin jetzt erstmals 4 Monate spielfrei,durchgängig!, was meine alten Hobbys
auch wiedrbelebt hat un die alten Kontakte wieder intensiviert hat.
So tu ich jetzt auch öfter was für ieinen krebskrnken Freund,der wirklich andere als nur finanzielle Probleme hat,wie viele Spieler meinen, nur die Schulden tilgen müssen,das ist erst der Anfang, es ist mehr die emotionale Armut durch die Isolation beim
( Automaten)Spiel, die mich krank gemacht hat.
Jetzt habe ich mir und meiner Frau erstmal eine Woche Ostsee gegönnt,mit viel NAtur, Radfahren und vielen Begegnungen,stell dir vor
ohne einmal Fernseh zu glotzen,
was in meiner Spielphase auch überhand genommen hatte.
Langsam kehrt die Kraft zurück, alte Wunden beginnen zu heilen...
Würde mich freuen von Dir zu hören wie es weitergeht.

Herzlich grüße
Chris

Hi chris,

genau darum gehts mir. Mit dem finanziellen Verlust ist die soziale Isolation wohl das Schlimmste in meiner situation. Durch den jahrelangen Gang in Spielhallen habe ich so gut wie alle guten Freunde aus den Augen verloren und bin nun an einem Punkt, an dem ich merke, das ich kaum eine handvoll Freunde habe. Und das muss ich ändern, will hier ja nicht völlig vereinsamen!
Natürlich werde ich mich dabei nicht selber vergessen, aber ich denke anfangs kann mir Kontakt mit anderen Menschen nur helfen.

btw. Glückwunsch zu Deinen 4 Monaten. Wünschte ich wäre da auch schon!
aber ich bin guter Dinge, das auch zu schaffen.

Auf jeden Fall hilft es mir schon hier darüber zu schreiben, das werde ich sicher beibehalten!

Schöne Grüße aus dem Allgäu,

Peter

Cl@us
28.08.2006, 14:21
Hallo peterg,
habe in deinem Beitrag gelesen "Allgäu", ich hatte vor kurzem Kontakt mit einer Spieler SHG in Woringen bei Memmingen.
Kontakt: 0175-8407702
Gruss

Claus

Peterg.
28.08.2006, 15:38
Hallo peterg,
habe in deinem Beitrag gelesen "Allgäu", ich hatte vor kurzem Kontakt mit einer Spieler SHG in Woringen bei Memmingen.
Kontakt: 0175-8407702
Gruss

Claus
Danke dir, die Nummer hab ich auch schon rausgezogen;)

Und? wie war der Kontakt?
Weiß noch nicht, ob ich dahin gehen soll. Ist mir fast ein bißchen zu Nahe an meiner Wohnstätte.
Will eigentlich schon gerne wirklich anonym bleiben und das allgäu ist nunmal ein dorf.

vielleicht kennt jemand SHGs in der Nähe, z.B. Augsburg?

Peter

Peterg.
28.08.2006, 15:40
Und Supi, wie läufts denn so nach dem Wochenende?

Ich habs zumindest mal durchgehalten. Ich hoffe du auch und das du nun etwas klarer siehst. Am Anfang stürzt ja wirklich alles auf einen ein!

Mitfühlender Gruss
Peter

Cl@us
28.08.2006, 16:15
hallo peterg,
das verstehe ich, schau malhier rein

http://www.anonyme-spieler.org/gruppen.htm#Augsburg

Peterg.
28.08.2006, 17:04
hallo peterg,
das verstehe ich, schau malhier rein

http://www.anonyme-spieler.org/gruppen.htm#Augsburg

Cool, da stehen ja alle drin, Danke Dir!;)

gianni586
21.09.2006, 12:25
Original-Zitat:

ich bin seit über 20 Jahren Spieler und Süchtig.

seit 3 Monaten weiss es meine gesamte Familie.
Leider konnte ich bisher nicht länger als eine Woche spielfrei bleiben.


Wie hast Du es geschafft, es über 20 Jahre vor Deiner Familie zu verheimlichen???? - Das versteh ich einfach nicht.

Wenn Du das geschafft hast, schaffst Du auch den Weg in die Spielabstinenz.

Beste Grüße und alles gute

Hans

nimitz
21.09.2006, 20:55
Hallo Supi,

ich habe einmal diesen Thread gelesen....mir fällt auf, dass die Worte: "Ich will aufhören mit dem Spielen" fehlen.
Du zählst alles auf, was zu berücksichtigen ist...das wesentliche fehlt: "Aufhören mit dem Spielen!"
Auch der Tip, sich damit als erstes auseinander zu setzen, warum ich angefangen habe zu spielen...m.E. ist der Ansatz falsch.
Aufhören...aufhören und nochmals aufhören!!
Ehrlich mit sich selber sein...
Diese beiden Dinge gehören zusammen...und dann ist man/frau auf dem richtigen Weg.
Alles andere drumherum...es wird "fast" von allein funktionieren.
Was wird dir die Therapie bringen, wenn du schon bei drei Besuchen einer SHG aufgibst...glaubst du wirklich, dass dir die Therapie Spass bringen wird...???? Ich glaube eher wohl nicht. Denn in einer Therapie ist der Spassfaktor ausgeschlossen!

Wenn du wirklich mit dem Spielen aufhören willst...dann höre auf...und gestehe dir ein: Ich bin dem Spielen gegenüber machtlos, und ich kann mein Leben nicht mehr meistern.

Gruß nimitz