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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Automaten-Mann



AndyÖ.
10.08.2006, 13:19
Hallo Ihr lieben,
Unsere Selbsthilfegruppe hat noch ein Paar Exemplare des Buches: "Der Automaten-Mann" zu vergeben...
Es schildert das Leben eines Spielers.... Es beruht auf einer wahren Begebenheit...
Das Buch ist im Handel schon lange nicht mehr erhältlich.....

Bei Interesse einfach mailen...... shg-spielsucht-hst@web.de

Das Buch ist sehr interessant für Spieler......

LG Andy (MdSHG)

Dieterg
10.08.2006, 13:40
Hallo Andy,

könntest Du nicht dazu übergehen Dir in dem bestehenden "Automatenmann"-Thread regelmäßig selbst zu antworten?
Dann wird er als ungelesen markiert und es wäre für die Übersichtlichkeit des Forums besser, als dieses Teil wöchentlich neu zu eröffnen.

Lieber Gruß

Dieter

Skarabäus
12.08.2006, 02:16
Die Geschichte (authentisch, sie beruht auf einer wahren Begebenheit) gibt als Roman mehr her, als der etwas „reißerische" Titel „Der Automaten-Mann" anfänglich vermuten lässt - nämlich auch fundierte Sachinformationen.

Der Autor Alexander Schuller ist hinsichtlich der Glücksspielsucht ein kompetenter und anerkannter Fachmann.

Geschildert wird das Schicksal / der Lebensweg eines jungen Mannes, der nach dem Glücksspiel an Automaten süchtig wird und es über Jahre hinweg nicht schafft von dieser Sucht loszukommen.

In kurzen Beiträgen kommen auch die Eltern und die spätere Ehefrau des Protagonisten zu Wort, um das Geschehen aus ihrer Sicht zu kommentieren.

Das Buch ist in leicht verständlicher Sprache - und spannend (!) geschrieben.

Alle, die sich mit diesem Thema befasst haben, - aus welchen Gründen auch immer -, wird die Geschichte sehr bekannt vorkommen. Angehörigen von Suchtkranken kann sie in der vorliegenden Form aber hochinteressante Eindrücke und Erfahrungen vermitteln. Gesamturteil: Lesenswert!


PS: Andy, sorry, ich muss dich leider korrigieren. Das Buch, obwohl bereits 1993 erschienen, ist im Internet noch in wenigen gebrauchten Ausgaben erhältlich.

Ein weiteres Erfahrungsbuch stammt von Anke Tillmann: „Verspieltes Glück - Mein Mann ist spielsüchtig", erschienen im BasteiLübbe Verlag. Titel und Untertitel besagen schon, worum es geht. Eine junge Frau, die noch nie etwas von Glücksspielsucht gehört hat, heiratet einen spielsüchtigen Mann ...! Und das geht nicht gut aus. Eine authentische Geschichte ohne Happy-End.


Herzliche Grüße
Skarabäus

chica
15.08.2006, 22:18
Hallo zusammen,

die beiden hier angesprochenen Bücher "Der Automatenmann" und auch "Verspieltes Glück..." sind beide nur zu empfehlen. Habe die beiden in den letzten Tagen gelesen, nein, ich denke verschlungen ist der bessere Ausdruck. Ich als Angehörige konnte auch mit dem Automatenmann sehr, sehr viel anfangen, hat mir noch mehr Einblick verschaffen können.

Hat hier jemand noch mehr Buchtipps???? Würde mich freuen!

Viele Grüsse
chica

Cl@us
15.08.2006, 23:00
Hallo Chica
Bücher über Spielsucht

Raimund von der Thannen
„Einmal Hölle und Zurück“
Preis € 17,10 130 Seiten
http://www.hechtdruck.at/11_7_Gesamtsortiment.htm


Frank Schwarz
„SPIELEND BERGAB“
Vom Leistungssport zur Spielsucht – mein Leben in Extremen
€ 6,90 Nicht im Buchhandel erhältlich
http://www.spielsucht-taschenbuch.de/


Izabella Horodecki
„WENN DAS GLÜCKSSPIEL ZUM PROBLEM WIRD…..
€5,00 Spende
BeratungsstelleTherapiezentrum "AS"
http://www.as-wien.com/


Uwe Heimowski
„SPIELSUCHT“ Mein Weg aus der Abhängigkeit
ISBN 3907104080 verlag urs-heinz-naegeli
Preis € 10,80
http://www.g-26.de/heimowski/2005/index.html



Anonyme Spieler
„ICH BIN VERANTWORTLICH“ - Lebenswege Anonymer Spieler -
Bestell Nr 107
GA-Literaturvertrieb
http://www.anonyme-spieler.org/
€ 9,00 Spende 220 Seiten
E-mail: literatur@anonyme-spieler.org


Füchtenschnieder, Ilona Petry,Jörg
GAME OVER Ratgeber für Glücksspielsüchtige und ihre Angehörige
Lambertus Verlag GmbH http://www.lambertus.de/
ISBN 3784111858 Juli 2004, 68 Seiten
€ 6,00


Ilona Füchtenschnieder „GLÜCKSSPIEL“
Taschen-Info Blaukreuz-Verlag
http://www.blaukreuz.de/
€ 1,90 2005, 40 Seiten



oder schau mal unter diesem Link http://www.gamanon.de/1344303.htm

Viel Erfolg

Gruss
Claus

Skarabäus
16.08.2006, 10:34
Hallo Chica!

Das Heftchen „Game over - Ratgeber für Glücksspielsüchtige und ihre Angehörigen" für 6,-- Euro von Ilona Füchtenschnieder u. Jörg Petry kann ich dir ebenfalls sehr empfehlen.

Es ist ein Büchlein aus der Praxis für die Praxis, in sachlicher und hilfreicher Sprache, mit fundierten Aussagen, klar und deutlich, ohne Schnickschnack und Besserwisserei.

Es werden u.a. folgende Fragen behandelt:

Gibt es einen Unterschied zwischen Spielen und Glücksspielen?
Ist Glücksspielsucht als Krankheit anerkannt?
Wird mit Glücksspiel Geld verdient? („Beim Glücksspielen kann man nur gewinnen. Es sei denn, man spielt."
Wie entsteht problematisches Spielen?
Wie verläuft eine „Glücksspieler-Karriere"?
Woran erkannt man ...?
Sind nur die Spielsüchtigen betroffen?
Hilfe - wie ist sie möglich? Was wird in den Selbsthilfegruppen gelehrt?

Und Vieles mehr.

Das Ganze ist mit vielen, erklärenden Beispielen garniert und sogar mit einer „Anleitung" für Spieler, die wieder rückfällig werden möchten. Oder mit der Hilfe für die schnelle Beendigung eines erneuten Glücksspielverhaltens.

Alles sehr informativ. Das Büchlein öffnet jedem Angehörigen die Augen und macht ihn gnadenlos mit dem Teufelskreis vertraut, in dem er sich befindet.

Herzliche Grüße
Skarabäus

die-alte
16.08.2006, 21:10
Hallo, ihr alle!

Wo kann man das zuletzt genannte Buch denn bekommen? Das klingt gut.

Im Buchhandel?

Danke, Ute

Cl@us
16.08.2006, 21:59
ja im Buchhandel, oder direkt beim Verlag dann musst du aber extra porto zahlen

chica
16.08.2006, 23:02
Hallo Cl@us und Skarabäus,

vielen Dank für Eure Infos und Buchtipps.

Ich werde mich mal auf die Suche danach machen.

Ganz liebe Grüsse
chica

Skarabäus
17.08.2006, 15:35
Mein ganz persönlicher Nachtrag (in vereinfachter Form) zum Buch „Der Automaten-Mann".


Der Autor schildert eine authentische Geschichte, berichtet aus der Kindheit des Protagonisten und betreibt Ursachenforschung, da die Suchtabhängigkeit sehr früh begann. Die Lösung des psychischen Grund-Problems (Wie entstand die Sucht?) bleibt er dem Leser allerdings schuldig. Und das, obwohl ihm in diesem individuellen Fall die Fakten geboten werden. Er kann / will (?) sie allerdings nicht lesen / deuten.

1) Die MUTTER des Protagonisten ist schwer an Gelenk-Rheuma erkrankt (Seite 122). Ein Frauenleiden, das insbesondere die Kriegs- u. Nachkriegsgeneration betraf. (Partnerschaftsprobleme?) Im Krankheitsbild verkrüppeln die Hände zu „geballten Fäusten". Gerade so als spiegelte sich hier die unterdrückte Wut über das Leben (Ehemann?) wider. (Dethlefsen: „Krankheit als Weg")

Wer diese Menschen bis in die Altersdemenz begleitet, wird manchmal Seltsames erleben. Das Kurzzeitgedächtnis fällt aus. Die kranke Person beginnt sich plötzlich gegen die Mitwelt zu wehren („Das hast du gar nicht gesagt!" „Davon weiß ich nichts." „Lüge mich bitte nicht an.")
Und dann tut sich in vielen Fällen etwas Erstaunliches: Soweit es den verkrüppelten Händen noch möglich ist, versuchen sie sich zu öffnen. Die steifen Hände greifen plötzlich nach der Gabel auf dem Esstisch. Ein Umstand, den nur noch aufmerksame Beobachter wahrnehmen.

Im vorliegenden Geschehen ist die Mutter, die sich dem Mann unterordnet, viel zu schwach, um als starkes Vorbild zu dienen.

2) Der (gefühlskalte) VATER hat nur wenig Zeit für die Familie, als erfolgreicher Journalist ist er viel zu häufig abwesend. Als er von der Spielsucht seines Sohnes erfährt, versucht er die finanziellen Schäden mit Geld auszugleichen.

Er gehört ebenfalls zur typischen Kriegs- u. Nachkriegsgeneration, die nicht in der Lage war, Gefühle zu zeigen, mehr noch, die dies als Schwäche auslegte.

Im Buch ist kaum die Rede von väterlicher Liebe oder Nähe, familiärer Geborgenheit oder Verlässlichkeit. Auch später gelingt es dem Vater nicht, seinen Sohn einfach in die Arme zu nehmen, ihm seine Wertschätzung mitzuteilen, mit ihm ein väterliches Gespräch unter vier Augen zu führen. Der Vater bleibt auf Distanz. Als Hilfe gewährt er vielmehr das, was sein Leben ausfüllt und ihn stolz macht: Geld. (Ebenfalls keine Vorbildfunktion.)

3) Der spielsüchtige SOHN ist immer auf der Suche nach sich selbst, sprich nach seinem Selbstwertgefühl. Ein gesundes Selbstwertgefühl hat er aber als Kind nie aufbauen können. Bei aller Liebe der Eltern (Opfer und Täter zugleich) fehlte die Zuwendung, das Vertrauen. Es fehlten u. a. Lob, Eigenständigkeit und Erfolgserlebnisse. Kinder haben nun leider die dumme Eigenart, sich dafür verantwortlich zu fühlen.

So beginnt der Sohn um die Liebe und Anerkennung der Eltern zu kämpfen - ein Ziel, das er nie erreichen wird, ganz gleich wie gut er in der Schule ist oder welche großartige Freundin er seinen Eltern vorstellt. Keine Chance! Das Versagen ist vorprogrammiert. Zudem eignet er sich fatale Verhaltensstrukturen an, die ohne Hilfe von außen kaum noch zu verändern sind.

Der Frust führt irgendwann in den Wunsch nach Betäubung. Auch eine Art von Erfolgserlebnis. Dafür stehen in unserer Kultur einige Mittel zur Verfügung. Rauchen, Alkohol oder Drogen. Wenn eine Spielhalle in der Nähe ist, so kann (bei entsprechendem Anfangserfolg) auch dieses Angebot genutzt werden (Disposition, „Genetische Verwundbarkeit").

Es schließt sich der Teufelskreis - zumindest im vorliegenden Buch.

Es muss nicht alles richtig sein, was ich hier geäußert habe; aber vielleicht gibt´s ein paar Anregungen zurück?


Herzliche Grüße
Skarabäus

Maik
17.08.2006, 18:56
Hallo Skarabäus,

ich kenne das Buch und dachte damals in einigen Passagen, da hätte jemand eine Biographie über mich geschrieben. Ich muß schon sagen, daß ich Deine "Analyse" in einigen Bezügen ( Eltern - im besonderen Vater ) als sehr gelungen und auf mich zu 100% zutreffend beurteilen kann. Allerdings ist es in meinen Augen immer ein ziemlicher Drahtseilakt, diese Schwächen oder Handlungsweisen bei seinen Eltern / Vater zu beschreiben, ohne ihnen/ihm gleichzeitig eine Schuld an der eigenen Sucht zu geben. Ich schreibe seit einigen Monaten ebenfalls an einem Buch - über mein Leben mit der Sucht - und genau dieser Part (Verhältnis zu den Eltern / Verhalten der Eltern / Involvierung der Eltern) macht mir mit am meisten Kopfzerbrechen, da es ein wirklich (für mich) heikles Thema ist. Kopfzerbrechen in sofern, die Tatsachen hinzustellen ohne Schuldzuweisungen vorzunehmen.
Aber wie gesagt, im großen und ganzen fand ich Deinen Beitrag sehr gut.

Viele Grüße
Maik

Skarabäus
19.08.2006, 20:51
Hallo Maik,


danke für die liebe Rückmeldung.


Ich schrieb, Eltern sind Opfer und Täter zugleich. Will sagen: Sie wussten es nicht besser, als sie dich damals auf diese Welt brachten. Anders ausgedrückt: In unserer Kultur wird in den Familien und auf den Schulen alles und jedes gelehrt, aber nicht das wirkliche Rüstzeug fürs Leben. Der eigene Körper, Krankheiten, Psychologie oder Ähnliches kommt darin nicht vor, genauso wenig wie Wirtschaft und Soziales.


Unsere Eltern, mit dubiosen christlichen Werten konfrontiert, stammen aus dem Tal der Ahnungslosen, beladen mit Angst und gepeinigt von Schuldgefühlen. Auch wir bleiben ahnungslos, wenn wir nicht versuchen, aus Fehlern zu lernen. So wird nicht nur das Gute an die nächste Generation weitergeben, sondern stets auch das Negative - und das in großen Portionen!


Schreiben hat auch immer etwas mit Therapie zu tun. (Du weißt es selbst, mit Schreiben kann man in unserer Gesellschaft - dank Buchpreisbindung / damit verbunden der kalkulierbare Einkauf von internationalen Lizenzen durch die deutschen Verlage, schau auf die Bestseller-Liste - kein Geld verdienen. Aber, du wirst nach einiger Zeit die Welt mit anderen Augen sehen.)


In einer Autobiografie (oder in einem Roman) würde ich das Verhalten der Eltern scharf angreifen, sogar verurteilen. Denn schließlich hat ihre Unwissenheit (schützt vor Strafe nicht!) mit dazu beigetragen, dass dein Suchtverlangen aufkam. Aber: Letztendlich wirst du den Eltern verzeihen müssen, weil du irgendwann Verständnis für ihr Handeln bekommst. Kein Verzeihen würde dein Leben von Grund auf vergiften. Und: Irgendwann wirst du dies sogar gerne tun.


Herzliche Grüße
Skarabäus


PS: Falls du mal einen Ratschlag für dein Manuskript brauchst (Spannungsbogen nach Syd Field z.B. oder Lebensläufe der Protagonisten), dann schreib mir eine Mail. Aufgepasst: Bei Debütanten geraten die Protagonisten immer recht schwach. (Leser aber mögen keine schwachen Helden.) Diese Schwäche liegt oftmals in der psychischen Schwäche des Anfängers. Wird der Autor stärker, wächst sein Selbstwertgefühl, dann werden auch seine Helden sichtlich potenter!
Also weißt du, was du zu tun hast. Wir stehen und fallen mit unserem Selbstwertgefühl!

AndyÖ.
22.08.2006, 13:39
Hallo Skarabäus...
Danke für die kurze Inhaltsangabe zum Buch Automaten-Mann.... So können sich interessierte noch mehr darunter vorstellen.....
Und auch danke für die weiteren Buch-Tipps...
Ich habe bis jetzt fünf Bücher und bin über jede Neuheit in meinem Bücherregal sehr froh..

Also VIELEN DANK

LG Andy