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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Süchtige als Einnahmequelle – die Doppelmoral des Staates beim Glücksspiel



K@rl
11.08.2006, 12:53
Hallo,

ich habe gestern Abend in der Sendung Panorama einen Bericht über Spielsucht gesehen. Hier ging es u.a. darum, dass der Staat sein Monopol nur weiter behalten kann, wenn er sich auch um die Suchtprävention kümmert, so hatte es ja das Bundesverfassungsgericht gefordert.

Erschreckend fand ich die Aussagen der Politiker, hier wurde gesagt, dass er sich erst nach dem Urteil dieses Problem überhaupt wahrgenommen hat, und sehr erstaunt war, dass es über 400000 Süchtige gibt.

Ein Bericht der etwas besseren Sorte, wer ihn nicht gesehen hat kann das Video auf der Seite:

http://www.ndrtv.de/panorama/archiv/2006/0810/gluecksspiel.html

aufrufen.

Liebe Grüße

Karl

Skarabäus
12.08.2006, 01:41
Hallo!


Ich habe den TV-Bericht auch gesehen - und hätte mir gewünscht, dass man etwas mehr auf die Glücksspielsucht eingegangen wäre.


Ich zitiere aus dem Buch „Game over":


Der Deutsche Glücksspielmarkt hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Das Glücksspielangebot wird laufend ausgebaut und Spielerschutzmaßnahmen verlieren gleichzeitig immer mehr an Bedeutung.


Es scheint fast, als ob in Vergessenheit geraten wäre, dass das Glücksspiel kein normales Wirtschaftsgut ist, sondern staatlich konzessioniert, um die „wirtschaftlich Ausbeutung der Spielleidenschaft des Publikums unter staatliche Kontrolle und Zügelung zu nehmen", wie er BGH festgestellt hat.


Untrennbar mit dem Glücksspiel verbunden ist die Sucht danach. Es handelt sich quasi um zwei Seiten einer Medaille. Einer Expansion des Glücksspielmarktes folgt unweigerlich eine Steigerung der Anzahl, die mit dem Glücksspielen Probleme haben oder gar süchtig werden.


In Deutschland (es gibt keine repräsentative Umfrageergebnisse) soll es 30.000 - 130.000 Betroffene geben.

Bezogen auf Spielbanken liefert die Sperrliste der Casinos einen deutlichen Hinweis auf die Größenordnung des Problems. Die Liste umfasst knapp 30.000 Namen. Überwiegend Eigensperrungen.


In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass au jeden Süchtigen zwei bis fünf Personen auf dem familiären bzw. sozialen Umfeld kommen, die erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden und nicht selten schwerwiegende eigene psychische Störungen aufweisen, die einer Behandlung bedürfen.


Und nun zum Geldfluss:


In 2002 = 21 Milliarden Euro Umsätze auf dem Glücksspielmarkt.

In 2002 nahmen die Bundesländer insgesamt 4,5 Mrd. Euro an Steuern und Abgaben ein. (Die Alkoholsteuer betrug im gleichen Jahr 3,3 Mrd. Euro.)


Zu kritisieren ist auch, dass nach der Wiedervereinigung die neuen Bundesländer sofort mit „Spielhöllen" überzogen wurden.
Hierzu fällt mir auch die österreichische Wettfirma „bwin" ein, die gerade in Sachsen verboten wurde. Und ausgerechnet in den Trikots dieser Wettfirma wollte der Fußball-Bundesligaverein Werder Bremen in der neuen Saison auf den Platz laufen. In meinen Augen ein Skandal!


Herzliche Grüße
Skarabäus

Chris
12.08.2006, 18:14
Hallo Karl und Scarabeus,

Altbekanntes Thema, immer wieder aktuell.
Wenn man die Zuwachszahlen von Betu.Win, Odsett, Online Casinos usw.
zu den normalen Spielerzahlen hinzurechnet, kann die Zahl 400000 stimmen.
Wir haben in unserer Gruppe jedensfalls vermehrt damit zu tun.
Abgeordnete machen die Gestze und werden häufig von der Industrie in Aufsichtsräten bei Seminaren oder durch andere Zuwendungen bezahlt oder gewogen gemacht .
Warum soll das bei der Automatenindustrie anders sein.
Sweit ich weiß, wurden auch führende Mitarbeiter der PTB Braunschweig von der notleidenden Automatenindustríe eingeladen und freigehatleten , damit sie dann die Automatenzulassung imZuge der neueen AutomatenVO, (schneller und mehr Automaten)gewogener begutachten konnten aus der Sicht der Aufsteller Gauselmann und Co.
Man sieht ja jetzt was bei Bet&Win passiert, der Staat will sich sein Monopol sichern,
Wir können das bedauern haben aber zu wenig Einfluss auf Politiker,das müssen schon die Wohlfahrtverbände und Kirchen übernehmen.
Grüße
Chris