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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dieter Teil 2.



Cl@us
27.05.2007, 20:35
5. Schritt:
Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
Und wieder lohnt es nicht sich an dem Gottes-Begriff aufzuhängen.
Mit der Inventur hatte ich mir meine "Fehler" vor Augen geführt. Sie einem vertrauten Menschen Häppchen für Häppchen schonungslos offen zu legen war schwer. Ich fühlte mich klein, erniedrigt, verabscheuungswürdig. Für das was ich schilderte hätte ich mich selbst angewidert. Im Ergebnis wurde ich mit den Worten "Und all das schleppst Du mit Dir herum?" in den Arm genommen. Muss ich schildern wie viele Tränen geflossen sind und wie erleichtert ich mich danach fühlte?


6. Schritt:
Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.

Hier wird die Erklärung schwer, aber es war wirklich ein "Ich kann nicht mehr, wer immer Du bist, mach Du es!". Auch hier kann "Gott" außen vor bleiben. Es geht meiner Erfahrung nur um die unbedingte Bereitschaft sein Leben zu ändern.


7. Schritt:
Demütig baten wir ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.

Meine Fehler hatte ich ja schon erforscht. Jetzt musste ich "nur noch" verstehen, dass ich nicht der Mittelpunkt des Universums bin. Ich musste meinen Platz neu erkennen und bewerten, musste meine Verhaltensweise und meine Weltsicht neu bewerten.
Mein Leitsatz: "Nimm Dich selbst ernst, aber nie zu wichtig!" .Ich wollte lernen der beste Mensch zu sein, der ich sein kann. Und daran arbeite ich tagtäglich.


8. Schritt:
Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten, und wurden willig, ihn bei allen Widergutzumachen.
Und noch so ein ekliger Schritt. Mir die Zahl meiner "Opfer" anzuschauen war schlimm. Nicht nur meiner "Spiel-Opfer", sondern auch der Menschen, die ich mit Überheblichkeit und verbaler Gewalt verletzt hatte.


9. Schritt:
Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war - es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.
Hier musste ich unterscheiden lernen. Ich habe keine "Altlasten" ausgegraben, nur um mich zu entlasten. Aber überall und immer, wenn ich Menschen traf, die ich irgendwann verletzt hatte, habe ich mich ehrlich und aufrichtig entschuldigt. Manche hatten die Verletzung gar nicht als solche wahrgenommen und waren sehr überrascht. Ein "Verzeih mir!" ist ungewohnter als ein "Tritt".


10. Schritt:
Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
Hier kommen wir ans Essentielle! Es ist nicht damit getan, die ersten Schritte durchzuhecheln und sich dann zurückzulehnen. Täglich muss ich für mich selbst feststellen "Lebe ich noch im Programm?". Ich darf mir keine Frust- und keine Schmoll-Ecken erlauben. Muss mir selbst und meinen Mitmenschen ehrlich gegenüber treten. Muss bereit sein mir und ihnen zu verzeihen, immer wieder.


11. Schritt:
Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott - wie wir ihn verstanden - zu vertiefen. Wir baten ihn, nur seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.
Hier geht es für mich um ein gewisses Maß an Wertung und Reflektion. Mit einer Bekannten habe ich vor kurzem über "Religion" diskutiert. Sie hat "Religion und Sekten" gleichgesetzt, bei mir waren es "Kirchen und Sekten".
Religion bemisst sich für mich an ethisch/moralischen Grundwerten, die alle Weltreligionen gemein haben. Aller Glaube lässt sich für mich auf eine Grundaussage herabdestillieren: "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu!"
Gebet ist für mich innere Zwiesprache. Eine Möglichkeit meine Gedanken zu sortieren und mein Gemüt zu beruhigen.
Was den Glauben angeht, Terry Pratchet hat das sehr schön beschrieben. Dem Sinn nach sagt er in seinen Geschichten "Die Menschen glauben nicht an Götter, aber sie verhalten sich nicht ungebührlich, weil sie nicht sicher wissen ob die Götter nicht an sie glauben."


12. Schritt:
Nachdem wir durch diese Schritte ein seelisches Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an süchtige Spieler weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.
Die zweite Hälfte ist die "einfachere". Und da sind wir auch wieder beim Gelassenheitsgebet. Ich versuche jeden Tag nach dessen Prämissen zu leben. Was ich aktiv tun kann tue ich. Was ich ändern kann, ändere ich. Aber worauf ich keinen Einfluss habe, andere Menschen, das "große Weltgeschehen"", nehme ich so hin wie es/sie nun mal sind.
Da sind wir auch beim Thema verzeihen. Meiner Mutter, meinem Stiefvater, vielen anderen habe ich verziehen. Nicht indem ich Schuld/Verantwortung bei mir suchte, sondern indem ich akzeptiert habe, dass sie die Menschen waren die sie waren. Dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Beschränkungen lebten. Das führt nicht zwangsläufig dazu sie zu lieben, aber dazu sie als schwache Menschen zu akzeptieren und ihnen zu vergeben.
Die erste Hälfte des zwölften Schrittes ist für mich problematischer. Nicht das seelische Erwachen. Ich fühle mich heute tatsächlich wie nach einem jahrelangen Schlaf. Einen Großteil meines Lebens habe ich verschlafen. Doch heute bin ich wach und neugierig auf jede Minute, jeden Menschen der mir neu begegnet.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses großartige Geschenk, das mir zuteil wurde entsprechend weitergebe. In persönlichen Kontakten und in Foren wie diesem versuche ich es.
Aber ist das ausreichend?