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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbstmitleid?



Monika
27.07.2007, 06:21
Hallo zusammen,

ich habe mir gedacht ich mache mal einen neuen Thread auf, das macht es übersichtlicher.

Wenn ich schreibe, dass wie Spieler keine Schwerverbrecher sind und uns nicht psychisch strafen lassen brauchen, dann hat das nichts mit Selbstmitleid zu tun.

Und wenn ich schreibe, nur wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein, dann das auch nicht.

Gerri, spielen ist zwar nicht zu verharmlosen, aber auch hier gibt es mehrere Formen und es fällt mir ne Menge ein, was ich als wesentlich verurteilenswerter ansehe.

Ich bin hier um meinen Leidensgenossen zu helfen. Wenn der Käfer jetzt strampelt und auf dem Rücken liegt, dann braucht er Hilfe. Er braucht Zuspruch. Seine Familie könnte zum Beispiel mit ihm analysieren was sich verändert hatte und ihn zum spielen verleitet hat.

Gerri Du malst schwarz weiss. ok, es stimmt, ich halte das für ein Suchtforum und wenn ich jemanden Jahre kenne, dann stehe ich auf seiner Seite und will ihm helfen.

Ich will dass der Käfer auf die Beine kommt und nicht dass er in einer Spirale noch tiefer abrutscht.

Ich weiss wie er mit sich gehadert hat und die Selbsvorwürfe und so. Und ich habe ihm geraten mit seiner Familie zu reden. Denn ich hatte mit einer anderen Reaktion gerechnet. Zwei Tage sauer und die Sache dann mit vereinten Kräften angehen. Oder irgendwie so.

Aber dass er jetzt noch mehr fertig ist als vorher, das wollte ich nicht. Und ich habe Schuldgefühle deshalb, weil ich ihm geraten habe mit seiner Frau zu sprechen.

Gruss
Monika

Gerri
27.07.2007, 09:29
Hallo Monika,
du hast das getan, was du für richtig empfandest..und was ich auch als richtig empfinde.
Du hast beraten..nicht bestimmt.
Ja, ich male bewußt schwarz weiß..wohl wahr.
Denn wenn ich hier was grau gemalt habe wurde es stets in einer Richtung gezerrt die ich nicht wollte..verdreht und hineininterpretiert.
Das will ich nicht mehr für mich.
Meine Meinung gebe ich wieder..oft gefällt sie nicht, weil sie keine Entschuldigungen für sich selbst zulässt. Weil ich einen Weg gehe, der nicht jeder gehen kann..bis hin zur Selbstsuggestion wenn es mal schlimm wird mit meiner Suchtkrankheit.
Nur Monika, ich fühle mich wohl dabei, und das ist entscheidend. Bin froh, das ich keinen inneren Druck habe, meiner Sucht nachzugeben.
Ich schätze dich sehr für offene Worte.
So sehe es nicht als ignoranz an, wenn ich jetzt erst mal eine gewisse Zeit wieder ruhig bleibe. Es wird schon wieder zuviel.
Bin gerne bereit mit dir einen intensiven Meinungsaustausch via mail anzugehen, wenn dir danach ist.
Aber..verstrick dich nicht in Schuldgefühle gegenüber Karl..es kommt für mich so rüber.
Wünsche dir vom Herzen alles Gute..mit dem Ziel, das du dich wohlfühlst in deinem Leben - egal was dann andere über dich denken oder von dir verlangen.
Es darf nur ein Massstab geben..bin ich mit dem was ich tue innerlich zufrieden..ja bestehe ich damit auch vor meinem Glauben, wenn ich einen habe. Wenn ja..dann ist alles ok..mein Leben in Ordnung.
Dieses Gefühl wünsche ich Dir..ich habe es endlich.

Bis bald Monika..werde dich lesend weiter begleiten.

Gerri

Gerri
27.07.2007, 09:29
Hallo Monika,
du hast das getan, was du für richtig empfandest..und was ich auch als richtig empfinde.
Du hast beraten..nicht bestimmt.
Ja, ich male bewußt schwarz weiß..wohl wahr.
Denn wenn ich hier was grau gemalt habe wurde es stets in einer Richtung gezerrt die ich nicht wollte..verdreht und hineininterpretiert.
Das will ich nicht mehr für mich.
Meine Meinung gebe ich wieder..oft gefällt sie nicht, weil sie keine Entschuldigungen für sich selbst zulässt. Weil ich einen Weg gehe, der nicht jeder gehen kann..bis hin zur Selbstsuggestion wenn es mal schlimm wird mit meiner Suchtkrankheit.
Nur Monika, ich fühle mich wohl dabei, und das ist entscheidend. Bin froh, das ich keinen inneren Druck habe, meiner Sucht nachzugeben.
Ich schätze dich sehr für offene Worte.
So sehe es nicht als ignoranz an, wenn ich jetzt erst mal eine gewisse Zeit wieder ruhig bleibe. Es wird schon wieder zuviel.
Bin gerne bereit mit dir einen intensiven Meinungsaustausch via mail anzugehen, wenn dir danach ist.
Aber..verstrick dich nicht in Schuldgefühle gegenüber Karl..es kommt für mich so rüber.
Wünsche dir vom Herzen alles Gute..mit dem Ziel, das du dich wohlfühlst in deinem Leben - egal was dann andere über dich denken oder von dir verlangen.
Es darf nur ein Massstab geben..bin ich mit dem was ich tue innerlich zufrieden..ja bestehe ich damit auch vor meinem Glauben, wenn ich einen habe. Wenn ja..dann ist alles ok..mein Leben in Ordnung.
Dieses Gefühl wünsche ich Dir..ich habe es endlich.

Bis bald Monika..werde dich lesend weiter begleiten.

Gerri

Sternchen
27.07.2007, 16:36
Selbstmitleid.....was ein grosses Thema!

Ich bin völlig zweigeteilt und versuche mal meine zig Gedanken dazu irgendwie halbwegs verständlich und vor allem
in richtiger Reihenfolge hier zu schreiben....schwierig....

Karl steckt in einer gelinde gesagt besch.... Situation.
Es tut schon weh, wenn ich lese was er schreibt.
Monika sagt, es macht sie sauer.....

Ich kann ganz sicher sehr gut nachempfinden, wie es Karl geht.
Von daher macht es das nachfolgende zu formulieren doppelt schwer für mich.

Ich glaube ganz einfach, dass Angehörige irgendwann den Punkt erreicht haben, gar nicht
mehr anders reagieren zu können.
Alle Varianten der Reaktionsmöglichkeiten vielleicht ausgeschöpft.
Alles schon x mal versucht und alles schon 1000 mal versprochen worden....???
Wann ist die Leidensfähigkeit eines Angehörigen erschöpft???
Wieviel Enttäuschung erträgt ein Mensch in Bezug auf einen Menschen, den er liebt?

Wir erwarten volles Verständnis bei unseren Angehörigen für eine Krankheit, die wir selbst für uns am Erforschen und Verarbeiten sind.
Wir erwarten die Hilfe und den Zuspruch von den Menschen, die wir mit unseren Rückfällen
immer und immer wieder enttäuschen bzw. enttäuscht haben??
Vielleicht erwartet der Angehörige auch das Verständnis von UNS, in dieser Situation so reagieren
zu MÜSSEN??

Ich weiss nicht wie lange so etwas funktionieren kann.
Und vielleicht gehört auch genau das zu diesem Thema:

WIR MÜSSEN LERNEN GEFÜHLE AUSZUHALTEN.

und vielleicht auch die des Partners.....

Ich weiss aber sehr wohl, wie dringend man nach einem Rückfall genau diese Hilfe braucht!!

Daher stelle ich die Frage, ob es generell richtig sein muss, sich gegenüber seinem Partner/Partnerin bei EINEM Rückfall zu outen.

Vielleicht ist es jetzt bei Karl auch so, dass der Scherbenhaufen grösser ist als die Tatsache seines Rückfalles.

Vielleicht kann dieser Mensch zum Reden auch ein guter Freund sein oder die SHG oder ein Therapeut.
Ich denke dass jeder für sich abschätzen kann, wie die Reaktion des Partners bei einem Rückfall sein würde.

So auch denke ich dass man sich selbst einschätzen kann, wenn man nach einer solch langen Dauer der Abstinenz einen Rückfall hatte, wie hoch die Gefahr ist, am nächsten Tag gleich wieder loszuziehen.
Das könnte auch eine Hilfestellung sein bei der Frage, ob ich dies mit meinem Partner bespreche oder nicht.
Manchmal denke ich, es ist ein Abgeben dieses miesen Gefühls, das man nach dem Zocken hat.

Auch hier sollte man sich die Frage vorab stellen, was man sich von diesem Outen erwartet.Ist es tatsächlich HILFE die man erwartet oder geht es in erster Linie um das "Abgeben"?

Ich bin auf Eure Meinung gespannt.

Sternchen*

mikesch
27.07.2007, 21:56
Hallo,

ich denke, es kommt immer auf den einzelnen Menschen an. Egal ob süchtig oder angehörig. Jeder Mensch hat einen anderen Charakter und kein Mensch verhält sich in einer bestimmten Situation gleich.

Für beide Seiten bedeutet ein Rückfall auch die Furcht wieder in den Teufelskreis hineinzugeraten. Oft entwickelt sich ein Ohnmachtsgefühl, Resignation und das Gefühl keine Kraft mehr zu haben.

Wie es bei einem "einmaligen Rückfall" ist vermag ich nicht zu beurteilen. Es gab mal vor kurzem irgendwo die Diskussion Ausrutscher oder Rückfall. Wo der Ausrutscher aufhört und der Rückfall anfängt - auch dass ist schwierig zu beurteilen und auch das liegt denke ich bei jedem Menschen anders.

Grundsätzlich meine ich aber, das ich mit Konsequenzen leben muß, wenn ich längerfristig wieder in meine Sucht zurückfalle.

Ich finde aber auch, dass es ein Unterschied ist mit Konsequenzen zu leben, oder Sanktionen "ertragen zu müssen" Sanktion hat so etwas von Rache.

Selbstmitleid, tja was ist das eigentlich. Das hat doch so etwas wie Depression und ganz weit unten sein und nicht mehr die Möglichkeit sehen, wie ich mich da wieder herausmanövrieren kann.

Wenn der Süchtige seinen Rückfall "beichtet" verlangt er doch nicht gleichzeitig Verständnis oder Hilfe. Beichte hat doch oftmals auch etwas damit zu tun, sich selbst wieder mehr schützen zu wollen.

Ich kann gut nachvollziehen, dass jeder Mensch anders damit umgeht, aber je länger ich darüber nachdenke, um so sicherer werde ich mir, dass es mehr als alles andere wichtig ist, ehrlich zu sein. Normalerweise lüge ich nicht, wenn ich etwas verschweige. Da ich aber süchtig bin, ist mein Schweigen einer Lüge gleichzusetzen.

Gute 24 Stunden

Mikesch

K@rl
28.07.2007, 17:03
Hallo Monika, Sternchen, Mikesch und Gerri,

vielen Dank, dass ihr mir zugehört habt, das war sehr wichtig für mich, wie schon im Tread "da bin ich wieder....." hatte ich etwas Zeit über alles nach zu denken und auch Gelegenheit mich mit meiner Frau sachlich aus zu tauschen.

Ich denke nun doch, dass es richtig war, die Wahrheit zu sagen, ich hätte eigentlich mit der Reaktion meiner Familie, zumindest der meiner Kinder rechnen müssen, nur ich konnte in der angespannten Situation nicht damit umgehen. Ich bin von Haus aus ein sehr ehrlicher Mensch und ich habe meine Familie außer mit dem heimlichen Spielen, nie belogen und betrogen.

Als ich gemerkt hatte, dass es mich wieder gepackt hatte und ich wieder jeden Tag zum spielen ging, wußte ich eigentlich, dass ich nur daraus komme, indem ich mich meiner Familie offenbare.

Ich hatte in dieser Zeit nur Monika mit der ich dieses Geheimnis geteilt habe.

Vielleicht habe ich einfach jemanden gesucht, der genauso fehlbar zu sein schien wie ich. Ich habe es selbst nicht Boomer anvertraut, obwohl ich des öfteren Kontakt hatte.

Ich hoffe, dass meine Kinder ihrem alten Vater noch mal vergeben können, vermutlich haben sie noch nicht verinnerlicht, dass es eine Sucht ist, für Sie bin ich nur ein Vater, der sinnlos Geld verschleudert und sie selbst zur Sparsamkeit anhält.

Zum Glück hält sich der finanzielle Verlust auch in Grenzen, neue Schulden habe ich nicht gemacht.

Ich denke ich (wir) werde(n) es schaffen und wie es aussieht wieder mit Hilfe meiner Familie, die Hoffnung stirbt zu letzt.

Montag geht es nach 2 Wochen Urlaub wieder an die Arbeit, ich denke ich werde mich wie beim letzten mal auf sie stürzen und damit einiges kompensieren.

Ich bin jetzt 17 Tage spielfrei und das ist ja auch schon etwas.

Vielen Dank noch mal für Eure Worte.

Schöne 24 Stunden

Karl